Nr. 145, Juni 2007

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Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Ostwestfalen-Lippe
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CVUA OWL
Nr. 145, Juni 2007
Liebe Leserin, lieber Leser,
bei unserem letzten Detmolder Gespräch hatten wir u.a. die Blauzungenkrankheit
thematisiert (siehe Zusammenfassung des Referates in dieser Postille). Ein milder
Winter und ein hitzerekordbrechender April ließen befürchten, dass sich die
Krankheit in diesem Jahr schnell weiterverbreitet. Dazu ist es aber bislang nicht
gekommen, wie unsere aktuellen Untersuchungen für OWL zeigen.
Wir bemühen uns, im Dialog mit Ihnen als Tierhalter oder Tierarzt bedarfsgerechte
diagnostische Untersuchungen anzubieten. Nunmehr haben wir PCRUntersuchungen auf Brachyspiren etabliert, so dass Sie jetzt mit dieser neuen
diagnostischen Möglichkeit gezielter therapieren können. Ein weiterer kleiner
Mosaikstein für eine verbesserte Tiergesundheit und zu mehr Tierschutz!
Ihr
gez. Dr. Manfred Stolz
Zusammenfassung der Referate des 41. Detmolder Gespräches:
Vektorübertragene Tierseuchen – Klinik, Epidemiologie und Bekämpfung(Fortsetzung)
Blauzungenkrankheit mit Bericht zur aktuellen Lage
Dr. Birgit Jahn, Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW,
Recklinghausen
Die Blauzungenerkrankung ist in Belgien im Juli 2006 und in NRW am 18. Aug. 2006
festgestellt worden. Die Erkrankung betraf überraschenderweise überwiegend Rinder
und nur in geringem Umfang Schafe; die klinischen Symptome waren typisch, sie
waren nur wenige Tage lang sichtbar und der Krankheitsverlauf war in der Regel
mild. Es wurden 125 Todesfälle bei Schafen und 67 Todesfälle bei Rindern
gemeldet.
Die Gegenmaßnahmen bestehen in Handelsrestriktionen, die die bisher nicht von der
Erkrankung betroffenen Gebiete schützen sollen. Im Januar und Februar 2007 wurde
eine Querschnittstudie an Rindern in den 20 km-Gebieten von NRW, Rheinlandpfalz,
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Postille Nr. 145, Juni 2007
Niedersachsen und Hessen und in den 150 km Gebieten in D durchgeführt. Das
Ergebnis der Studie war eine geringe Erweiterung des 20 km Gebiets nach neuen
serologisch positiven Befunden, aber insgesamt konnte festgestellt werden, dass die
regionale Begrenzung gelungen ist. Die Infektion wird im Wesentlichen durch die
Culicoides-Mücke weitergetragen und nicht durch Tierverkehr.
Das erneute Auftreten der Erkrankung soll durch die monatliche Untersuchung von
Sentinel-Rindern möglichst frühzeitig erkannt werden (Anmerkung: Das erste positive
Sentinel-Tier wurde am 28. 3. 2007 im Landkreis Osnabrück festgestellt; damit endet
die vektorfreie Zeit).
Die Kenntnisse über den Vektor (wahrscheinlich Culcoides obsoletus und verwandte
Arten) sollen durch ein bundesweites entomologisches Monitoring deutlich
verbessert werden. Insgesamt 100 Insektenfallen werden aufgestellt und die Fänge
von mehreren Tagen sollen monatlich durch verschiedene Universitäten ausgewertet
werden. Die 18 Fallen in NRW werden von Herrn Prof. Mehlhorn, Uni Düsseldorf,
betreut.
Untersuchungen Blauzungenkrankheit/Situation in OWL
Im Seuchengeschehen BT-Disease wird überprüft, ob sich die Infektion u.U.
unerkannt weiter ausbreitet. Zu diesem Zwecke wurden Betriebe ausgesucht, in
denen eine Gruppe von je 10 Rindern von März bis Oktober einmal monatlich auf
Antikörper untersucht wird. Die Suche nach diesen Beständen wurde Dez.06 –
Feb.07 durchgeführt. Seit März werden diese Tiere 1x monatlich überprüft. In diesem
Zusammenhang wurden im CVUA-OWL1000 Tiere in 49 Beständen untersucht. 33
Bestände waren frei von Antikörperträgern (67%), 3 hatten lediglich fragliche
Reagenten (6%), 13 hatten wenigstens einen positiven Reagenten (26%). Von den
1000 Tieren hatten 20 Tiere Antikörper (2%), 5 reagierten fraglich (0,5%) und 975
reagierten negativ (97,5%). Bei den Folgeuntersuchungen der Sentinels wurde
bislang kein Reagent gefunden.
Zusätzlich wurden 837 Blutproben von Schafen aus 12 Herden untersucht. Dabei
wurden eine positive, 9 fragliche und 827 negative Reaktionen festgestellt. Die nicht
negativen Reaktionen konnten in der PCR nicht bestätigt werden. (Dr. Bannenberg)
Neue PCR zur verbesserten Diagnostik der Dysenterie beim Schwein
Ab sofort steht am CVUA-OWL ein neuer PCR-Test zum Nachweis von Brachyspiren
(früher: Treponemen/ Serpulinen) beim Schwein zur Verfügung. Der Vorteil
gegenüber dem herkömmlichen Nachweisverfahren (mikroskopisch und kulturell)
liegt zum einen darin, dass ein Ergebnis wesentlich schneller verfügbar ist, da die
mitunter zeitaufwendige kulturelle Anzüchtung wegfällt. Der zweite, entscheidende
Vorteil ist, dass zwischen apathogenen und pathogenen Brachyspira-Arten
unterschieden werden kann. Der Test ermöglicht einen Nachweis von Brachyspira
hyodysenteriae (Auslöser der Dysenterie beim Schwein mit blutigem Durchfall), B.
pilosicosi (Erreger der Porcinen Intestinalen Spirochaetose, einer milder
verlaufenden Durchfallerkrankung), B. intermedia (evtl. Verursacher milderer
Durchfallerkrankungen) und B. innocens (apathogen) in nur einer Reaktion
(Multiplex-PCR). Durch die Unterscheidung von krankmachenden und harmlosen
Brachyspiren ist es möglich, die Notwendigkeit einer Behandlung aufgrund fundierter
Untersuchungsergebnisse abzuwägen und gegebenenfalls gezielt gegen den
Erreger vorzugehen. Der Preis für die Untersuchung liegt bei 25,-Euro für die erste
Probe aus einer Einsendung und je 15,-Euro für jede weitere Probe aus der gleichen
Einsendung. (Dr. Ackermann)
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