Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Ostwestfalen-Lippe Postfach2754, 32717 Detmold Ruf : (05231) 911-9 Fax : (05231) 911-503 E-Mail : [email protected] Internet: www.cvua-owl.nrw.de CVUA OWL Nr. 145, Juni 2007 Liebe Leserin, lieber Leser, bei unserem letzten Detmolder Gespräch hatten wir u.a. die Blauzungenkrankheit thematisiert (siehe Zusammenfassung des Referates in dieser Postille). Ein milder Winter und ein hitzerekordbrechender April ließen befürchten, dass sich die Krankheit in diesem Jahr schnell weiterverbreitet. Dazu ist es aber bislang nicht gekommen, wie unsere aktuellen Untersuchungen für OWL zeigen. Wir bemühen uns, im Dialog mit Ihnen als Tierhalter oder Tierarzt bedarfsgerechte diagnostische Untersuchungen anzubieten. Nunmehr haben wir PCRUntersuchungen auf Brachyspiren etabliert, so dass Sie jetzt mit dieser neuen diagnostischen Möglichkeit gezielter therapieren können. Ein weiterer kleiner Mosaikstein für eine verbesserte Tiergesundheit und zu mehr Tierschutz! Ihr gez. Dr. Manfred Stolz Zusammenfassung der Referate des 41. Detmolder Gespräches: Vektorübertragene Tierseuchen – Klinik, Epidemiologie und Bekämpfung(Fortsetzung) Blauzungenkrankheit mit Bericht zur aktuellen Lage Dr. Birgit Jahn, Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW, Recklinghausen Die Blauzungenerkrankung ist in Belgien im Juli 2006 und in NRW am 18. Aug. 2006 festgestellt worden. Die Erkrankung betraf überraschenderweise überwiegend Rinder und nur in geringem Umfang Schafe; die klinischen Symptome waren typisch, sie waren nur wenige Tage lang sichtbar und der Krankheitsverlauf war in der Regel mild. Es wurden 125 Todesfälle bei Schafen und 67 Todesfälle bei Rindern gemeldet. Die Gegenmaßnahmen bestehen in Handelsrestriktionen, die die bisher nicht von der Erkrankung betroffenen Gebiete schützen sollen. Im Januar und Februar 2007 wurde eine Querschnittstudie an Rindern in den 20 km-Gebieten von NRW, Rheinlandpfalz, Seite 2 von 2 Postille Nr. 145, Juni 2007 Niedersachsen und Hessen und in den 150 km Gebieten in D durchgeführt. Das Ergebnis der Studie war eine geringe Erweiterung des 20 km Gebiets nach neuen serologisch positiven Befunden, aber insgesamt konnte festgestellt werden, dass die regionale Begrenzung gelungen ist. Die Infektion wird im Wesentlichen durch die Culicoides-Mücke weitergetragen und nicht durch Tierverkehr. Das erneute Auftreten der Erkrankung soll durch die monatliche Untersuchung von Sentinel-Rindern möglichst frühzeitig erkannt werden (Anmerkung: Das erste positive Sentinel-Tier wurde am 28. 3. 2007 im Landkreis Osnabrück festgestellt; damit endet die vektorfreie Zeit). Die Kenntnisse über den Vektor (wahrscheinlich Culcoides obsoletus und verwandte Arten) sollen durch ein bundesweites entomologisches Monitoring deutlich verbessert werden. Insgesamt 100 Insektenfallen werden aufgestellt und die Fänge von mehreren Tagen sollen monatlich durch verschiedene Universitäten ausgewertet werden. Die 18 Fallen in NRW werden von Herrn Prof. Mehlhorn, Uni Düsseldorf, betreut. Untersuchungen Blauzungenkrankheit/Situation in OWL Im Seuchengeschehen BT-Disease wird überprüft, ob sich die Infektion u.U. unerkannt weiter ausbreitet. Zu diesem Zwecke wurden Betriebe ausgesucht, in denen eine Gruppe von je 10 Rindern von März bis Oktober einmal monatlich auf Antikörper untersucht wird. Die Suche nach diesen Beständen wurde Dez.06 – Feb.07 durchgeführt. Seit März werden diese Tiere 1x monatlich überprüft. In diesem Zusammenhang wurden im CVUA-OWL1000 Tiere in 49 Beständen untersucht. 33 Bestände waren frei von Antikörperträgern (67%), 3 hatten lediglich fragliche Reagenten (6%), 13 hatten wenigstens einen positiven Reagenten (26%). Von den 1000 Tieren hatten 20 Tiere Antikörper (2%), 5 reagierten fraglich (0,5%) und 975 reagierten negativ (97,5%). Bei den Folgeuntersuchungen der Sentinels wurde bislang kein Reagent gefunden. Zusätzlich wurden 837 Blutproben von Schafen aus 12 Herden untersucht. Dabei wurden eine positive, 9 fragliche und 827 negative Reaktionen festgestellt. Die nicht negativen Reaktionen konnten in der PCR nicht bestätigt werden. (Dr. Bannenberg) Neue PCR zur verbesserten Diagnostik der Dysenterie beim Schwein Ab sofort steht am CVUA-OWL ein neuer PCR-Test zum Nachweis von Brachyspiren (früher: Treponemen/ Serpulinen) beim Schwein zur Verfügung. Der Vorteil gegenüber dem herkömmlichen Nachweisverfahren (mikroskopisch und kulturell) liegt zum einen darin, dass ein Ergebnis wesentlich schneller verfügbar ist, da die mitunter zeitaufwendige kulturelle Anzüchtung wegfällt. Der zweite, entscheidende Vorteil ist, dass zwischen apathogenen und pathogenen Brachyspira-Arten unterschieden werden kann. Der Test ermöglicht einen Nachweis von Brachyspira hyodysenteriae (Auslöser der Dysenterie beim Schwein mit blutigem Durchfall), B. pilosicosi (Erreger der Porcinen Intestinalen Spirochaetose, einer milder verlaufenden Durchfallerkrankung), B. intermedia (evtl. Verursacher milderer Durchfallerkrankungen) und B. innocens (apathogen) in nur einer Reaktion (Multiplex-PCR). Durch die Unterscheidung von krankmachenden und harmlosen Brachyspiren ist es möglich, die Notwendigkeit einer Behandlung aufgrund fundierter Untersuchungsergebnisse abzuwägen und gegebenenfalls gezielt gegen den Erreger vorzugehen. Der Preis für die Untersuchung liegt bei 25,-Euro für die erste Probe aus einer Einsendung und je 15,-Euro für jede weitere Probe aus der gleichen Einsendung. (Dr. Ackermann)