E I N K A U F + S O R T I M E N T S G E S TA LT U N G T E I L 2 Bei aller Planung, allen Messe-, Lieferanten­ besuchen und Ausmusterungen. Irgendwann kommt der Tag der Wahrheit. Die Ware kommt und will verkauft werden – Jetzt fängt die Arbeit in der Sortimentsgestaltung erst richtig an! | O n l i n e i n h a l t e S. 4 1 S Sortiment aktiv gestalten ortimentsauswahl ist häufig „Chefsa- ten pro Sortiment. Sonst wird die Steuerung lität passt. Hier und da können bei Sonder- che“. Völlig in Ordnung, aber die Ver- häufig schwierig und die immer kleineren größen zusätzlich noch einige Euro verdient antwortung hört nicht mit der Bestel- Mengen behindern Kontrolle und Übersicht. werden, wenn die Qualität besser ausfällt lung und Auswahl auf. Häufig finde ich im als der (oft) rechnerische Preis. Falls die 2. REKLAMATIONEN UND WARENANNAHME Qualität nicht ausreicht, muss spätestens und behindert oft auch den Erfolg. Nach Reklamieren Sie, wie Sie es selbst auch von wird versorgt und bestenfalls direkt in die meiner Erfahrung ist die Verteilung der Ver- Ihren guten Kunden erwarten. Bestimmt, Präsentation eingef­ügt. Im Fachhandel ist antwortung auf zwei bis drei Schultern aber unaufgeregt und lösungsorientiert. Die der „CC“ als Warenträger häufig verpönt. sehr erfolgreich. Die nötigen Details und direkte Information und dass nach Abspra- Die Optik leidet und eine gute Pflege ist oft Mengen sind automatisch abgestimmt und che die Ware getauscht wird, sollten selbst- nicht möglich. Trotzdem bleibt er in Stoß- wer mitentschieden hat, verkauft auch er- verständlich sein. Geben Sie klare, durch- zeiten oft aus Zeit- und Kapazitätsgründen folgreicher und überzeugter. gängige Infos, was Sie unter Qualität und im Einsatz. Ein häufiger Fehler beim Einräu- Service verstehen. Gute Lieferanten stellen men ist die Missachtung des Grundsatzes sich darauf ein und die Reklamationsquote „First in – first out“. Wie im Supermarkt gilt, sinkt immer weiter. Was zu Recht beim Lie- ältere Ware nach vorne, neue nach hinten. Oft unterschätzt wird die Auswahl guter und feranten zu Unmut führt, sind willkürliche So verhindern Sie, dass Tische nur noch innovativer Lieferanten und Quellen. Aber oder unrealistische Reklamationen. Noch Deko sind, immer von den CCs abverkauft es gibt Sie noch, echte Partner im Ge- schlimmer, Reklamationen, weil es im eige- wird und die Altware auf dem Tisch dann schäftsleben. Die Suche lohnt sich! Vor al- nen Verkauf nicht läuft und der Einkaufswert zu Abschriften führt! Der Kunde hat schnell lem im sensiblen Frischeeinkauf mit Blumen reduziert werden muss. raus, wo das frischeste steht. Extrem hilf- Geschäft ratlose Mitarbeiter, die gar nicht wissen, was der Besteller sich eigentlich gedacht hat. Das schafft unnötig Unmut 1. AUSWAHL DER LIEFERANTEN jetzt reklamiert werden. Jetzt kommt die Ware auf die Fläche, und Pflanzen sind weniger gute Lieferanten Zunächst gilt es, eine vollständige Men- reich sind in dem Zusammenhang auch oft mehr. Schon weil Sie als Kunde mit mehr gen- und Qualitätskontrolle (zumindest Konzepte und Herkünfte, die auch über Volumen auch interessanter werden und Sichtkontrolle) durchzuführen. Hierzu zäh- mehrere Wochen oder die gesamte Artikel- Lieferungen regelmäßiger und schneller len auch Leergut und Verpackung. Nach der laufzeit die gleiche Qualität und Optik ha- gelingen. Noch wichtiger ist aber das Ver- Bedienung der Kunden steht das Auspa- ben. Ich kenne zahlreiche Beispiele, wo der trauen, was durch häufigen Kontakt inten- cken, Auszeichnen und Präsentieren von konsequente Einkauf beim selben Gärtner siver wird. Zu beachten sind aber auch Frischware direkt an zweiter Stelle. Wer den Verkauf um 10 bis 25 % steigert. Gleich- Konditionen, Auswahl und Qualitätsver- Preis und Ware gleichzeitig zum Kunden zeitig reduzieren sich die Abschriften. Hier ständnis. Eine Checkliste hilft bei der Aus- bringt, vermeidet Nachfragen und späteres fallen neue Partien auch dem Kunden nicht wahl (siehe Kasten). In der Praxis empfiehlt Fehlen der Auszeichnung. Kontrollieren Sie ins Auge, der Preis bleibt genau wie die sich die Konzentration auf 2 bis 3 Lieferan- auch hier noch direkt, ob der Preis zur Qua- Qualität immer gleich. 40 GRÜNER MARKT 3–4/2016 BILDER: Fotolia BETRIEB + MANAGEMENT 3. PERFEKTE PRÄSENTATION wir in diesem Beispiel aus). Für Einkäufer der alten Schule ist die Frage oft ungewohnt, Ein großer Hebel zum Erfolg liegt in der Dar- da sie aus dem Bauch heraus zu guten Er- stellung der Produkte. Der „normale“ Ein- gebnissen kommen. Trotzdem, um das neu- zelhandel macht es vor: Produkte werden en Kollegen zu erklären, sollte sich jeder genau so gezeigt, wie sie später auch ver- fragen, ob die Mengenführung stimmt. wendet werden. Lagerhaltung auf Tischen ist out. Bedarf wecken können Sie hingegen HILFE BEI HOHEN ABSCHRIFTEN mit Inszenierungen, die die Produkte so zeigen, wie Sie verwendet werden. Ein ge- Bei hohen Abschriften gehen berechtigt die sunder Mix zwischen Inspiration und mach- Alarmglocken an. Zunächst gilt es, nüchtern barem Arbeitsaufwand ist hierbei das und schnell zu analysieren, welche Sorti- Schwierigste. Wichtig ist immer die Idee, wie mente betroffen sind. Das grenzt das Pro- es zu Hause später aussehen kann. Allein blem häufig ein. Sehr oft entstehen prozen- der Wow-Effekt reicht nicht. Überdenken Sie tual erschreckende Zahlen beim Saisonen- immer wieder Ihre Inszenierung auf Erfolg de und wenn die Bestände mal bereinigt im Verkauf hin. Vor allem neue Artikel müs- werden. Da ist eine tage- oder wochenwei- sen direkt massiv gezeigt und in das Thema se Betrachtung nicht zielführend, sondern integriert werden. Gerade bei Neuem geht vielmehr der Blick über die Saison. Zu oft es um Herkunft, Pflege und Tipps für den wird in der Saison nicht richtig gebucht. Für Kunden, nicht zuvorderst um den Angebots- einen verlässlichen Blick ist die ständige preis! Aus Kundensicht ist das Signal „Neu Korrektur und Abschrift unerlässlich. bei uns“ ein starkes Signal, welches Neugier Wenn die Sortimente identifiziert sind, weckt und daher gezielt im Marketing ge- werden zunächst die Hauptartikel betrach- nutzt werden sollte. tet. Gibt es Ausreißer, sind mangelhafte CHECKLISTE Mein Lieferant Je öfter Sie mit Ja antworten, umso besser passt der Lieferant zu Ihnen: ½½ Kann mit 2-3 die Woche beliefern ½½ Qualitätsverständnis passt ½½ Kann Besonderheiten besorgen ½½ Sagt auch mal Nein, wenn die Qualität nicht passt ½½ Hält seine Versprechen ½½ Kennt Geschäft und Ansprüche ½½ Kann mir passende Empfehlungen zu meinem Geschäft geben ½½ Verpackung und Logistik funktionieren ½½ Innovatives ist mit im Angebot ½½ Reklamationen werden schnell und einvernehmlich gelöst ½½ Hilfestellung und Know-how stehen zur Verfügung ½½ Preis-Leistung ist okay, auch ohne ständiges Verhandeln Qualitäten oder eine fehlerhafte Mengen- 4. KONTROLLE UND NACHBESTELLUNG steuerung das Problem? Es gibt Einkäufer, die einzelne Artikel immer wieder in zu hohen Mengen bestellen, zum Beispiel, weil Die Profis in der Branche wissen: Woher der es persönliche Lieblinge sind. Hier hilft nur Wind weht, stellt man nicht am Schreibtisch ständige Kontrolle, Korrektur und das Kom- fest. Auch in Zeiten von geschlossener Wa- mittent im Team, dass auch ein Hauptartikel renwirtschaft und Webshops; die Kontrolle mal „leer gefahren“ werden kann. Das be- der Partien und die Steuerung müssen auch deutet, dass einzelne Größen/Qualitäten an der Ware erfolgen. Gerade wenn Ware bewusst mal nicht bestellt und wirklich nicht verkauft wird, ist ein Kontrollgang un- ausverkauft werden. Ruhig auch mit einer erlässlich. Ist die Qualität nicht mehr gege- Pause. Maßvoll und immer wieder ange- ben, fehlt das Preisschild oder ist sogar ein wandt, sorgt dieses „leer fahren" für frische www.gruener-markt.com | Den ersten falsches dort? Manchmal ist die Partie für Optik und klare Qualitäten. Voraussetzung Teil von Rupert Fey zum Thema Einkauf den Kunden gar nicht sichtbar. Hier helfen ist lediglich, dass genügend andere Artikel + Sortiment finden Sie unter dem nur eine Reaktion und gegebenenfalls ein zur Verfügung stehen, die die Fläche füllen Webcode degaxxxx. Neustart mit dem Produkt. Auch der Ver- und aus Kundensicht ein guter Ersatz sind. gleich zwischen Angebot und Wirklichkeit Ähnlich dem „Mon-Cherie-Effekt“, wo künst- kann nur direkt an der Ware erfolgen. Ein lich eine Pause geschaffen wird, sorgt das weiteres Augenmerk gilt den Farben. Auch für neue Nachfrage und gute, gesteuerte wer Farbgenaue EAN verwendet, sieht die Verkäufe nach der Pause. wahren Probleme wie Blühentwicklung und O N L I N E I N H A LT E DER AUTOR Rupert Fey Gute Sortimentssteuerung ist elementar für den Erfolg. Der richtige Mix aus Bauch ist Handelsexperte Bei Bestellungen ist immer zu entschei- und Zahlen macht auf Dauer den Erfolg im und Inhaber von den: Wollen wir mit dem Artikel weiterma- Team möglich. Ein kritischer Blick aus Kun- beyond-flora. Das chen? Wenn ja, mit welcher Menge? Neben densicht und die kontinuierliche Verbesse- Unternehmen dem erwarteten Kundenstrom und dem rung und Anpassung sorgen für beste Er- entwickelt Wetter ist entscheidend: Wie lange kann der gebnisse. Sortimentssteuerung ist ver- Artikel ohne Qualitätsverlust verkauft wer- gleichbar mit einem Marathon: Gute Vorbe- Konzepte, Strategien und Marketing- den und welche Menge verkaufe ich in die- reitung, Training und Durchhalten sind der lösungen im grünen Markt. Kunden und ser Zeit? Zusammen mit der Möglichkeit der Schlüssel! Projekte kommen aus Gartenbau, Handel Kunstlicht erst vor Ort. und der Zulieferindustrie. Nachlieferung entsteht so die richtige Bestellmenge (Von ausreichend Platz gehen innovative TEXT: Rupert Fey, Bargfeld-Stegen Kontakt: [email protected] 3–4/2016 GRÜNER MARKT 41