Photonischer Maximum Directivity (MD) Beamformer für Smart Antennas in 60 GHz Breitband Mobilfunksystemen Andreas Kortke, Gerd Grosskopf, Randolph Eggemann, Sherko Zinal, Bernd Kuhlow, Georges Przyrembel, Detlef Rohde, Holger Ehlers Heinrich-Hertz-Institut für Nachrichtentechnik Berlin GmbH, Einsteinufer 37, D-10587 Berlin, FRG Tel: ++49 30 31002 317, Fax ++49 30 31002 213, e-mail: [email protected] Einleitung In Breitband-Mobilfunksystemen ist Beamforming eine effiziente Methode zur Anpassung der Antennen-Richtcharakteristik an die Gegebenheiten des Übertragungskanals. Im Sendefall wird hierdurch eine optimale Richtwirkung in die gewünschte Richtung erzielt, während die Nullstellen der Antennencharakteristik in die Richtungen der Teilnehmer gelegt werden, die nicht durch das Sendesignal gestört werden sollen. Mit dieser räumlichen Filterung lassen sich die Übertragungseigenschaften des Funkkanals wesentlich verbessern und die unerwünschte Abstrahlung in die übrige Umgebung vermindern. Bei niedrigen Datenraten eignen sich hierfür Techniken mit Basisband-Signalverarbeitung. Für hohe Datenraten und Frequenzen im Millimeterwellenbereich bietet dagegen die optische Millimeterwellentechnik interessante Lösungsansätze für die Realisierung solcher Systeme. Optische Millimeterwellentechnik und photonisches Beamforming Die optische Millimeterwellentechnik ermöglicht einerseits die Anpassung der Antennencharakteristik an die jeweilige Umgebung mit Hilfe eines einzigen monolithisch integrierten opto-elektronischen Schaltkreises, dem Beamforming-Netzwerk (OBFN) [1,2]. Andererseits werden mit dieser Technik Millimeterwellensignale mit niedrigem Phasenrauschen und hoher Stabilität erzeugt und fasergebunden über große Distanzen zu den Antennen übertragen [3]. Die Millimeterwellensignale z. B. im 60 GHz-Bereich werden durch Überlagern zweier optischer Wellen (λ1, λ2) erzeugt. Diese Wellen werden von zwei Halbleiterlasern im optischen Millimeterwellensender (OMT, Abb. 1) emittiert. Die Laser sind phasenstarr mit einem Masterlaser gekoppelt, so dass das Phasenrauschen beim Umsetzen in den Millimeterwellenbereich verschwindet (Modulation sideband injection locking [3]). Eine der Wellen wird mit einem Subträger moduliert, der das zu übertragende Datensignal (155 Mbit/s Offset Quadrature Phase Shift Keying, OQPSKFormat) enthält. Heaters 155 Mb/s OQPSK @1.27GHz PRBS 1 λ1 OMT λ2 62.07GHz 4x OMC Phase Amplitude OBFN Control 4 Array antenna MT BER Abb. 1: Experimenteller Aufbau zur optischen Millimeterwellenerzeugung und zum optischen Beamforming, OMT: Optischer Millimeterwellensender, OBFN: Optisches Beamforming Netzwerk, OMC: Optik/Millimeterwellenkonverter, MT: Mobilterminal rel. RF-Power, dB Das OBFN besteht aus zwei Sektionen, eine zur Amplituden- und die andere zur Phasensteuerung. Es ist in Silica-Technik realisiert worden, Einzelheiten der Herstellung vgl. Ref. 2. Für die Formung des Antennenfeldes müssen die Amplituden und Phasen der einzelnen Millimeterwellensignale, die die Array-Antennenelemente speisen, individuell gesteuert werden. Hierfür werden im OBFN die beiden Eingangssignale entsprechend der Anzahl der zu versorgenden Antennenelemente aufgeteilt. Für die Phasensteuerung wird der thermooptische Effekt ausgenutzt. Mit Hilfe von Heizelementen über den optischen Wellenleitern werden die optischen Längen der einzelnen Zweige im OBFN eingestellt. Die resultierende Phasenverschiebung überträgt sich beim Wandeln aus dem optischen in den Millimeterwellenbereich. Nach der paarweisen Kombination der optischen Wellen schließen sich Mach-Zehnder Interferometer an, mit denen die Amplituden eingestellt werden. Auch hier wird der thermooptische Effekt ausgenutzt. An den Ausgängen des OBFN befinden sich Photodioden, die das Schwebungssignal der überlagerten optischen Wellen detektieren. Nach Verstärkung speisen die einzelnen Millimeterwellensignale die Antennenelemente. Experimentelle Untersuchungen Die Eigenschaften des realisierten 4-Kanal-OBFN wurden in einem 60 GHz-Übertragungssystem getestet, (Daten des OBFN: Größe der Schaltkreise 2x25 mm2 und 2x30 mm2, optische Zusatzverluste: 10 dB, Heizerleistungen für 0°-360°Phasenverschiebung: ca. 860 mW, 2-20 dB-Amplitudenänderung: ca. 400 mW). Die Parameter der Antennensignale, d.h. relativen Phasen und Amplituden der 60 GHz-Signale wurden entsprechend der gewünschten Feldverteilung mit Hilfe der Heizelemente im OBFN eingestellt. Die Werte für die Gewichte der 1x4 Antenne wurden mit dem Maximum Directivity Beamformer (MD) Algorithmus [4] berechnet. Abbildung 2 zeigt zwei Beispiele für die Feldverteilungen. Die 0 Messwerte zeigen eine recht gute Annäherung an die berechneten Feldverteilungen. In Abbildung 3 -10 sind Ergebnisse von Fehlerratenmessungen -20 dargestellt. Es wurden nur kurze Distanzen (0.7 m) überbrückt, um ausschließlich die Eigenschaften -30 des OBFN und der Array Antenne zu untersuchen und Einflüsse von Mehrwegeausbreitung -40 -90 -60 -30 0 30 60 90 auszuschließen. Parameter ist die Azimuth, degrees Antennenblickrichtung, wobei der Mobilempfänger 0 jeweils in die Richtung der Hauptkeule nachgeführt wurde. Ld: -30°,Nds: 0°, 30°, 70° vom 21.02.02 Rel. RF-Power, dB -10 -20 -30 -40 -90 -60 Ld: -30°,Nds: -70°, 0°, 27° -30 0 30 Azimuth, degrees 60 90 Abb. 2: Gemessene und berechnete Feldverteilungen einer 1x4 Array Antenne im 60 GHz-Bereich oben: Blickrichtung:-30°, Nullstellen: 0°, 30°, 70° unten: Blickrichtung:-30°, Nullstellen:-70°, 0°, 27° Abb. 3: Bitfehlerrate in Abhängigkeit vom SignalRauschabstand am OQPSKDemodulatoreingang, Bitrate:155 Mbit/s, (140 Mbit/s CMI line coding), Trägerfrequenz: 62.07 GHz. Parameter: Position des Mobilempfängers und Blickrichtung der Antenne 1E-4 BER 1E-6 +/-60° 1E-8 40° -25° 1E-10 -45° 0° 1E-12 10 12 14 16 18 20 22 SNR (dB) Schlussfolgerung Es wurden Experimente mit einem neuentwickelten photonischen Beamformer in einem 60 GHz-System beschrieben. Diese optoelektronische Komponente ermöglicht eine einfache Einstellung der Parameter der Antennensignale d.h. der komplexen Werte der Millimeterwellensignale mit denen eine Array Antenne angesteuert wird. Für die gewünschten Feldverteilungen wurden die erforderlichen Gewichte mit dem Maximum Directivity (MD) Beamforming Algorithmus berechnet. Die 60 GHz-Trägersignale entstehen durch optisches Überlagern der Signale zweier Halbleiterlaser. Die Funktionsweise dieser Methode wurde anhand von Beispielen für die Formung der Fernfelder und mit der Übertragung von 155 Mbit/s Datensignalen demonstriert. Für eine verbesserte räumliche Auflösung des Antennenfeldes sind Antennen mit einer größeren Elementzahl erforderlich. Für ihre Ansteuerung werden entsprechend größere Beamformer und weitere Optik/Millimeterwellenkonverter benötigt. Hier könnte die monolithische Integration für eine kostengünstige Komponentenherstellung eine wichtige Rolle spielen. Literatur [1] Stulemeijer, J., van Vliet, F.E., Benoist, K.W., Maat, D.H.P., Smit, M.K. 1999. Coherent Photonic Integrated Beamformer for Phased-Array Antennas. IEEE MTT-S Int. Microwave Symp. Dig., vol. 3, pp. 1113-1116. [2] Kuhlow, B., Przyrembel, G., Ehlers, H., Ziegler, R., Knüppel, J., Grosskopf, G., Eggemann, R., and Rohde, D., 2002. Silica Based Optical Beam Former in a 60 GHz Radio-Over-Fibre System. International Zurich Seminar on Broadband Communications 2002 (IZS\'02). [3] Braun, R.P., Grosskopf, G., Rohde, D., and Schmidt. F. 1998. Low Phase Noise Millimeter-Wave Generation at 64 GHz and Data Transmission Using Optical Side Band Injection Locking.,IEEE Photonics Technology Letters Vol. 10, No. 5, pp. 728-730. [4] Kuhwald, T., Boche, H. and Bronzel, M. A New Optimum Constrained BeamformingAlgorithm for Future Mobile Communication Systems Based on CDMA. 1999, Proc. ACTS Mobile Communications Summit '99, Sorrento (Italy), pp. 963-968. Die Arbeiten wurden zum Teil vom BMBF und vom Land Berlin gefördert.