Alle Antiphlogistika sind durchweg keine indifferenten Medikamente. Insbesondere bei länger dauernder Anwendung können sie u.U. nicht unerhebliche Nebenerscheinungen auslösen. Der Zahnarzt sollte deshalb grundsätzlich vor jeder systemischen Behandlung mit Antiphlogistika erwägen, ob sich die zu behandelnde Entzündung nicht auch durch den Einsatz weniger differenter Maßnahmen (z.B. Kühlung, Kompressen, Lokalbehandlung etc.) bessern lässt. Regeln zur Anwendung Eigenschaften und therapeutische Verwendung der einzelnen Stoffgruppen: Salicylsäure-Derivate (Salicylate) Salicylate haben, besonders in höherer Dosierung, eine deutliche antiphlogistische Wirkung. Da sie aber in erster Linie als Analgetika eingesetzt werden, werden sie bei den Schmerzmitteln ausführlich besprochen. Ihr antiphlogistischer Effekt kann sich bei entzündungsbedingten Schmerzen im Mund und Kieferbereich günstig auswirken. Siehe hierzu auch Kapitel: Behandlung von Schmerzzuständen. Pyrazolon u. Pyrazolidindion-Derivate (Pyrazole) Die Pyrazolon-Derivate besitzen gute analgetische und antipyretische, aber im Vergleich zu den Pyrazolidindion-Derivaten nur schwache antiphlogistische Eigenschaften. Deswegen werden ihre Vertreter als Analgetika und Antipyretika verwendet Wirkungen Siehe auch Kapitel: "Behandlung von Schmerzzuständen - Pyrazolon-Derivate" Die Pyrazolidindion-Derivate (Butazone und Propazone) haben dagegen in erster Linie eine ausgeprägte antiphlogistische und daneben auch eine ausreichende analgetische Wirkung. Pyrazolidindion-Derivate schädigen in ähnlicher Weise wie die Salicylate die Magenund Darmschleimhaut. Sie können bestehende Ulcerationen aktivieren oder selbst Drogenulcera verursachen. Weiterhin führen sie in der Niere zu einer vermehrten Reabsorption von Natrium, Chlorid und Wasser, so dass, insbesondere bei länger dauernder Verabreichung, eine deutliche Retention von Kochsalz und Wasser mit Gewichtszunahme und Neigung zu Ödemen auftreten kann. Toxische Nephritiden und Hepatitiden sind seltener. Als besonders gefährlich gelten die durch Pyrazol-Derivate ausgelösten Veränderungen des Blutbildes mit Verminderung der Leukozyten, die bis zur Agranulozytose gehen kann. Sie beruht entweder auf einer direkten toxischen Wirkung der Pyrazol-Derivate auf die Blutzellen oder das Knochenmark bei entsprechend prädisponierten Personen oder auf einer allergischen Reaktion. Anämien und Thrombozytopenien sind selten. Die Granulozytopenie ist gelegentlich begleitet von lokalen Schleimhautschäden im Mund- und Rachenraum, Angina, Muskel-, Gelenk- und Kopfschmerzen, Fieber und Schüttelfrost. Nebenwirkungen 58