. "Homöopathische Mittel können Schmerzen hervorragend lindern, die bisher eingenommenen Schmerzmittel können nach und nach reduziert werden." Gerhard Bleul, Allgemeinarzt / Homöopathie, Bad Camberg. Was sind die grundlegenden Elemente der homöopathischen Behandlung in der Sterbebegleitung? In den letzten Stadien einer unheilbaren Krankheit ist das Behandlungsziel eine Besserung der Gemütslage, des Allgemeinbefindens und wesentlicher körperlicher Beschwerden, vor allem eine Schmerzlinderung. Die homöopathische Behandlung richtet sich auf diese Ziele. Die ausführliche Anamnese kann insofern etwas abgekürzt werden, die Arzneimittelwahl ist allerdings auch hier individuell, das heißt, nur nach Bestimmung der charakteristischen Symptome im Einzelfall möglich. Häufig leiden sterbende Patienten an sehr großen Schmerzen. Ist Schmerzlinderung allein mit homöopathischen Mitteln möglich oder wird hierbei mit der Schulmedizin kombiniert? Homöopathische Mittel können, wenn sie im Einzelfall passend gewählt sind, auch Schmerzen hervorragend lindern. Ist die Wirkung unzureichend, kann jederzeit mit allopathischen Schmerzmitteln kombiniert werden. Oft ist es umgekehrt: Bei späterem Einsatz der Homöopathie können die bisher eingenommenen Schmerzmittel nach und nach reduziert werden. Können mittels der Homöopathie die Nebenwirkungen starker schulmedizinischer Arzneien, wie Verdauungsstörungen, Atemnot und Übelkeit, gelindert werden? Ja, es ist zwar meistens schwerer, Nebenwirkungen von Medikamenten zu behandeln als "natürliche" Krankheiten, aber auch dazu liegen viele Erfahrungswerte vor. Wesentlicher ist die Möglichkeit, solche Arzneimittel mit starken Nebenwirkungen zu reduzieren oder abzusetzen, wenn die homöopathische Therapie die Grundkrankheit bessert. Immer aber bestimmt der Einzelfall das Vorgehen. Ist ein Organismus zu schwach, um die Impulse homöopathischer Medikamente umzusetzen, ist die Homöopathie uneffektiv. Ist das nicht ein großes Problem? Es ist eine große Ausnahme, dass ein Organismus zu schwach ist, um auf homöopathische Arzneimittel zu reagieren. Die Potenz und die Dosis muss dem Einzelfall angepasst sein; bei Schwerkranken werden in der Regel mittlere D- oder C-Potenzen oder Q-Potenzen verwendet, meist in aufgelöster Form. Dadurch bleibt der Einzelimpuls gering, kann aber öfters wiederholt werden. Gibt es spezielle Potenzen, die sich in der Sterbebegleitung bewährt haben? Es sind dies, wie bei allen geschwächten Patienten, vor allem die C (oder D) 12 und 30 sowie die Q (oder LM) Potenzen. Gibt es Medikamente, die besonders oft verschrieben werden? Es gibt Arzneien, die sich in den letzten Lebensstadien besonders bewährt haben, z.B. Arsenicum album, Carbo animalis, Phosphorus und viele andere. Sie müssen, wie immer in der Homöopathie, nach der Symptomatik des Einzelfalls gewählt werden. Besteht in der Homöopathie eine Unterscheidung zwischen kausaler und palliativer Therapie wie in der Schulmedizin? Oder anders gefragt: Gibt es einen Unterschied zwischen heilender und lindernder Behandlung? Wenn Organe irreversibel zerstört sind, ist eine Heilung nicht mehr möglich. Wenn noch dazu - vor allem bei fortgeschrittenen metastasierenden Krebserkrankungen - der Sterbeprozess nicht mehr umkehrbar ist, sind alle therapeutischen Maßnahmen auf Linderung, also Palliation ("Bemäntelung") gerichtet. Grundlage dafür ist der augenblickliche Zustand, nicht wie sonst bei der Behandlung chronischer Krankheiten, der gesamte Krankheitsprozess von Beginn an. Um das richtige homöopathische Medikament zu finden, ist eine umfangreiche Anamnese nötig. Dies ist bei sehr schwachen Patienten nicht immer möglich. Wie finden Sie in solch einem Fall das Mittel? Hier ist das Vorgehen ähnlich wie bei kleinen Kindern oder auch in der Tiermedizin: Wesentlich für die Mittelwahl sind dann körperliche Symptome, die Beobachtung von Verhalten und Stimmung und die Aussagen der Menschen, mit denen der Patient zusammenlebt.