Angewandte Physiologie Übungsleiterausbildung Am Olympiazentrum Vorarlberg Martin Hämmerle & Manuel Hofer www.olympiazentrum-vorarlberg.at Lern-Ziele: Kennenlernen + verstehen • Belastung – Belastbarkeit • Belastung = TRAINING – Regeneration – Adaptation • Anpassungsfähigkeiten von einzelnen Zellen und komplexen Strukturen • Anatomisch-physiologische Basisinformationen von Skelett, Knorpel, Bänder, Sehnen, Kapsel, Muskeln und Nervensystem • Notwendigkeit von Sport und Bewegung für unsere Gesundheit Brainstorming Persönliche Leistungsfähigkeit? Belastung/Training Erholung Nährstoffe Anpassung an Belastung Superkompensation: Belastungsreize Dauer der Regeneration Regeneration nach bestimmten Belastungen: Trainingsform Benötigte Mindestregenerationszeit Lockeres Fitnesstraining (ohne großartige spezifische Belastungen) Trainierte: – Untrainierte: ca. 12 Stunden Kraftausdauertraining (Krafttraining mit mittleren Gewichtsbelastungen und höherer Wiederholungsanzahl Trainierte: ca. 24 Stunden Untrainierte: ca. 48 Stunden Maximalkrafttraining (Krafttraining mit hoher Gewichtsbelastung) Trainierte: ca. 48 Stunden Untrainierte: ca. 72 Stunden Grundlagenausdauertraining (Bsp. 1h laufen; 2h Radfahren,…) Trainierte: ca. 12 Stunden Untrainierte: ca. 24 Stunden Intensives Ausdauertraining (schnelle Lauftrainings; Intervalltraining) Trainierte: ca. 24 (-48) Stunden Untrainierte: ca. 48 (-72) Stunden Motorische Grundeigenschaften Beweglichkeit Ausdauer Koordination Schnelligkeit Kraft Zusammenspiel der grundmotorischen Eigenschaften • Ausdauer: Herz-Kreislaufaktivität, Stoffwechsel • Kraft: Entwicklung struktureller Belastbarkeit (Bindegewebe, Sehnen, …) und Erhaltung der neuromuskulären Fähigkeiten • Beweglichkeit: Grundlage für gesunde, perfekte und ökonomisch „leichte“ Bewegungsabläufe sowie Stressregulation unseres Bewegungsapparates • Schnelligkeit: neurales System, Reflexaktivität, … • Koordination: Zusammenspiel mehrerer Parameter (Lauftechnik, Ansteuerung, ökonomisches Verhalten, Sinne, …) Motorische Grundeigenschaften ALLGEMEINE ANATOMIE Bewegungsapparat Allgemeine Anatomie Die Zelle: Zellkern Mitochondrien Golgi-Apparat Endoplasmatisches Reticulum Allgemeine Anatomie Allgemeine Anatomie Bewegungsapparat: passive Strukturen des Bewegungsapparats: - Knochen - Sehnen - Gelenkskapsel - Bänder - Knorpel - Nerven aktive Strukturen des Bewegungsapparats: - Muskeln - „Mischstrukturen“: Faszien Konsequenz • Jede einzelne Struktur des Bewegungsapparates ist trainierbar! • Das Verhältnis zwischen Belastung und Belastbarkeit muss stimmen! Knochen & Knorpel Knochen Knochen: - ständiger Umbau - Anpassung an Belastung - Abbau bei Inaktivität Thema Osteoporose Knorpel - keine eigene Blutversorgung - Ernährung über Gelenksflüssigkeit sowie durch Be- und Entlastung - sehr schlechte Regenerierbarkeit - 4 Zonen-Aufbau belastet werden Knorpel muss Aufbau eines Gelenks von innen nach außen Kniegelenk (art. genu) Kniegelenk Röntgenaufnahme Kniegelenk – Knorpel / Bänder Kniegelenk - Seitenansicht Kniegelenk – Menisci und Kreuzbänder Kreuzbänder Meniscus Oberschenkel - Muskulatur Funktion m. Quadrizeps • Kniestreckung • Mithilfe Hüftbeugung Funktion Mm. Ischiocrurales oder Hämstrings: • Kniebeugung • Mithilfe Hüftstreckung Oberschenkel Oberschenkel laterale Ansicht Adduktorenmuskulatur Kniegelenk Muskulatur Muskel 3 Arten: • glatte Muskulatur • quergestreifte Muskulatur • Herzmuskulatur Muskel Funktionen: können sich nur kontrahieren/sich zusammenziehen Streckung erfolgt über die Gegenspieler Agonist: der Muskel, der eine Bewegeung macht Synergist: der, der ihm dabei hilft Antagonist: Gegenspieler die Muskel Beispiel Armbeugung und Streckung: Wie funktioniert nun ein Muskel? • https://www.youtube.com/watch?v=FOd9Gvm2JHQ • https://www.youtube.com/watch?v=BwBpe2wS8_8 Muskel Muskeln: Muskelhülle Muskelfaserbündel Muskelfasern Myofibrillen Sarkomer Muskel 3 Muskelfaserarten der Skelettmuskulatur: 1. Slow-Twich-Fasern (Typ I Fasern) langsam, rot, viel Mitochondrien, aerob 2. Fast-Twich-Fasern vom oxidativen Typ (Typ IIa Fasern) schnell, heller, weniger Mitochondrien, vorwiegend aerob 3. Fast-Twich-Fasern vom glykolytischen Typ (Typ IIx Fasern) sehr schnell, hell, wenige Mitochondrien, vorwiegend anaerob Muskel Komponenten der Muskulatur Aktive: Aktin- & Myosinfilamente Passive: Faszien, Zellmembranen, Zellskelettstrukturen Muskel Mikroskopische Struktur der Muskelfaser: Muskel Filamentgleiten Muskel Voraussetzung für die Muskelkontraktion: 1. Signal vom zentralen Nervensystem 2. Mineralstoffe (Kalzium und Magnesium) 3. Energie: ATP Muskel Muskel Die motorische Einheit: 1 Motoneuron ca. 5-1500 Muskelfasern Muskel- Sehnen- Übergang Nervensystem Nervensystem Zwei Arten: Vegetatives Nervensystem (unwillkürliches Nervensystem) Willkürliches Nervensystem • Informationsweiterleitung • sehr sensibel • kaum dehnfähig • gleitet innerhalb einer Hülle • Gut durchblutet Nervensystem Gleitfähigkeit der neuralen Strukturen wird durch verschieden Faktoren beeinflusst: • Druck • Stoffwechsel • Belastung • Flexibilität und Mobilität aller umliegenden Strukturen bzw. innerhalb des Nerven • Bewegung beeinflusst auch die Durchblutung des Nerven und die Nervenleitgeschwindigkeit (Warm up!) Zentral- Nerven System Man spricht also nicht vom Muskel, sondern vom: NEURO– MUSKEL– SEHNE– KNOCHEN- Komplex !!! Training hat Einfluss auf das Muskel-, Sehnen- und Knochengewebe sowie auf die neuralen Strukturen! Beweglichkeit Beweglichkeit Dehnen? Mobilisieren? Wann? Wie? Überhaupt notwendig? Hypermobil? Verkürzt? Beweglichkeit Setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen: • Knöcherne Strukturen • Passive Strukturen Sehnen, Bänder, Kapsel, Menisken, Disci) • Aktive Strukturen (Muskeln – Agonist/Antagonist) • Neurale Strukturen Es gibt also eine passive und eine aktive Beweglichkeit. Warming-up … je besser die Vorbereitung, desto erfolgreicher und effektiver kann das anschließende Trainings(Belastungs-) Programm durchgeführt werden! … Vorbereitung auf eine folgende Belastung. … ist leistungsbezogen. Warming-up – Tonisieren 1. Allgemeines Aufwärmen 2. Beweglichkeit – Flexibilität und Elastizität Allgemeines Tonisieren 3. Spezifisches Tonisieren 4. Spezifisches Belasten Anschließend: Durchführung der Sportart (Training, Wettkampf,…) Cooling down = erster Schritt der optimalen Regeneration • „Herunterfahren“ aller Systeme • Tonusregulation • Abtransport von (Abfall-)Stoffwechselprodukten Stabilisation Rumpfmuskulatur Rumpfmuskulatur Rumpfmuskulatur Halte und Stützfunktion: bildet Korsett, Stamm, kräftige zentrale Säule wichtig für jede Sportart: Punktum Mobile – Punktum Fixum zur optimalen Kraftübertragung der Extremitäten Ventral: bilden Grundlage der vorderen und seitlichen Bauchwand Vorbeugen (Flexion), Seitbeugen (Latflex), Seitdrehen (Rotation), 3D Bewegungen Rücken: Stabilisation und Bewegung Wirbelsäule, Antagonisten zur vorderen Muskelgruppe Streckung Wirbelsäule (v.a.LWS) - Extension (3D) Abdominale Druckerhöhung: „Hilfsatemmuskeln“ beim forcierten Ausatmen Prävention bedeutet Belastung- und Belastbarkeitsanalyse, Trainingsplanung: • Warming up (Vorbereiten) • Athletiktraining (Grundmot. Eigenschaften) • Technikschulung (Laufstilschulung / Lauf ABC) • Cooling down (Regeneration einleiten, Kaltwasser,…) • Beweglichkeitstraining / Dehnen / Mobilisieren • Kräftigungs- und Stabilisationstraining • Ausrüstung (Schuhe, Kleidung,…) • Ernährung (Voraussetzung für Adaptation) • Ergänzende Regenerationsunterstützende Maßnahmen (Massage, Massagerollen, Bäder, Sauna, Infrarot,…)