Ganzer Artikel als PDF - Dr. med. Walter Oskar Schüler

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nsportmedizin
Sport ist gesund!
Das „Sportherz“, was steckt dahinter?
Bild: Photocase, Jenzig 71
Dr. med. W. O. Schüler
Unter diesem Motto entscheiden sich
­erfreulicherweise immer mehr Menschen
für regelmäßige körperliche Aktivitäten. Dies
ist aus medizinischer Sicht – und aus kardio­
logisch-sportmedizinischer Ein­schätzung noch
mehr – eine sehr erfreuliche Entwicklung.
Es sollte allerdings zu Beginn, im Laufe
des Trainings aber auch vor und nach
Beendigung darauf geachtet werden,
dass der Organismus und hier insbesondere das Herz-Kreislaufsystem und
der Bewegungsapparat an die sich ändernden Belastungen adaptiert also
­angepasst werden.
Stellen Sie sich einen Unterschenkel
vor, der eingegipst worden ist. Vielleicht
haben Sie schon mal beobachtet, dass
die Muskulatur nach einigen Wochen
Gips sichtbar dünner geworden ist.
Würde man jetzt sofort mit einer vorher
gewohnten Belastung einsteigen, könnte
der zwischenzeitlich atrophierte (geschrumpfte) Muskel Schaden nehmen,
bis hin zu einem Muskelfaserriss. Die
andere Möglichkeit besteht ebenfalls,
Stichwort Abtrainieren. Der stark überbeanspruchte oder vielleicht falsch
trainierte Muskel, der plötzlich nicht
­
mehr aktiviert wird.
Stoffwechselvorgänge, die sich abrupt
ändern, stellen für unseren Organismus
meist ein Problem dar, weswegen hier
langsame Anpassungen der Umgenetwork
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bungsbedingungen
und der Aktivitäten
die Möglichkeit schaffen, einzelne Organsysteme und ­damit meist den
Gesamt­organismus besser
zu an die neue Situation anzupassen. Dies schützt nicht nur
vor Schädigungen, sondern führt
längerfristig auch zu einer e­ rhöhten
Leistungs­fähigkeit.
Hin und wieder hört man im medizinischen Kontext oder Sportlerumfeld
den Satz: Der hat ein Sportherz! Einige
Facetten eines Sportherzens und was
sich hinter dem Begriff verbirgt, soll in
diesem Artikel dargestellt werden.
Gleich zu Beginn kann man klar formulieren: Die Erkenntnisse wachsen­
gerade aktuell in erheblichem Maße zu Ein Sportler will seine Leistung
diesem Problem, da neue diagnostische steigern um konkurrenzfähig zu
Methoden wesentliche Beiträge leisten werden oder bleiben:
und Licht in ungeklärte Fragen
Das Herz passt sich den gestiegenen
­bringen.
Der Begriff Sportherz ist nicht genau Anforderungen an und steigert seine
definiert. Betrachten wir das Organ Leistungskraft zunächst durch einen
Anstieg der Herzfrequenz. Mit immer
­unter verschiedenen Bedingungen:
Stummer Infarkt bei einem 51 jährigen
beruflich stark beanspruchten Mann.
An dieser Stelle möchte ich
kurz auf das Thema Herzarbeit
zu sprechen kommen.
konsequenterem Training,
vorausgesetzt es wird in den
richtigen Bereichen und genau dosiert trainiert, nimmt das
Herz und jetzt insbesondere der
Herzmuskel an Dicke zu, er „hypertrophiert“. Dies ist ein vergleichbarer
Prozess zum normalen Skelettmuskel,
z. B. dem Bizeps. Im Unterschied zur
­Skelettmuskulatur kann beim Herz die
eigene Durchblutung nicht ohne Limitation mitwachsen, und somit werden
bestimmte Abschnitte evtl. nicht aus­
reichend durchblutet, die Leistungs­
fähigkeit fällt wieder ab und die fehlende ausreichende Sauerstoffversorgung
bringt sogar Gefahren mit sich. Das
Herz kann eine Leistungssteigerung
aber nicht nur über eine Kraftzunahme
durch Verdickung des Muskels regeln,
sondern auch durch eine Größenzu­
nahme der Herzkammern erreichen.
Grundlage ist das so genannte Herzzeitvolumen (HZV). Wieviel Volumen
Sauerstoff (im Blut) kann pro Zeit­
einheit zu den Verbrauchsorganen (Skelettmuskel) gebracht werden?
Ein Herz muss pumpen und sich
anschließend wieder entspannen, um
­
eine Füllung zu gewährleisten. Diese
­
Abläufe, Pumpen und Entspannen
(Kontraktion und Relaxation) folgen
einem zeitlichen Ablauf, genannt­
Systole für die Phase der Kontraktion
und Diastole für die Relaxation. Zwei
kurze Anmerkungen hierzu:
Früher dachte man, nur die Kontraktion sei ein energieverbrauchender
­Prozess, dies stimmt nicht. Interessanterweise benötigt auch die Entspannungsphase Energie, um genau diesen
Ablauf harmonisch und abgestimmt zu
gewährleisten.
Diese Relaxationsphase ist bei einer
sportbedingten Veränderung des Herzmuskels intakt, während bei einer krankhaften Veränderung gerade diese Phase
des Herzzyklus nicht mehr gut abläuft
und im Sinne einer frühen Veränderung
bereits erfasst werden kann, zu einem
Zeitpunkt wo die andere Phase noch
ungestört verläuft! (Hört sich kompliziert an, ist aber unter Einsatz der
richtigen Methode gut zu erkennen)
­
Dies ist übrigens ähnlich bei den Durchblutungsstörungen des Herzens, der
sogenannten Koronaren Herzerkran­
kung. Je sensitiver die Methode, desto
eher erkennt man krankhafte Veränderungen.
Die weiße Zone des eigentlich schwarzen Herzmuskels
demaskiert einen stumm abgelaufenen Infarkt
Nachweisverfahren im Kernspin
Szenario:
Ein bislang nicht mehr aktiver Manager
möchte nach erfolgreichen Berufsjahren,
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nsportmedizin
Dr. med. W.O.Schüler Facharzt für
­Innere Medizin, Kardiologie und Sportmedizin. Leitender Arzt der Kardiologie an der Arcus Sportklinik
nach denen nicht nur sein Konto
­sondern auch sein Bauchumfang zugenommen haben, jetzt sowohl sich selbst
aber auch seinen Kollegen beweisen,
dass er auch auf anderen Gebieten
­erfolgreich ist. Ein Marathon muss her!
Ohne genaue Prüfung des Kreislaufsystems geht es los. Nach einigen
Wochen Training merkt er plötzlich,
­
dass keine weitere Verbesserung zu
­erzielen ist, er lässt sich kardiologisch
untersuchen mit folgendem Ergebnis.
Schon bei der Eingangsuntersuchung
fällt ein erhöhter Blutdruck auf. Auch
bei der Belastungsuntersuchung fällt ein
schnell ansteigender Blutdruck auf, der
nach Belastungsende auch hoch bleibt.
Im Ultraschall des Herzens zeigt sich
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eine Verdickung des Herzmuskels auf, ­Herzens (Echokardiographie) kann als
weiteres Indiz für einen bereits offen- einfache und fast überall verfügbare
sichtlich seit längerem bestehenden und Methode Veränderungen des Herz­
bislang vielleicht übersehenen hohen muskels und der Dimensionen erkenBlutdruckniveau. Dies bestätigt sich nen. Allerdings ist eine Analyse des
dann in der 24 Stunden Messung, Herzmuskels hinsichtlich seines strukinsbesondere auch nachts. Ohne zu- turellen Aufbaus nicht möglich! Gerade
­
nächst weiter gravierende diagnostische die Unterscheidung einer krankhaften
oder therapeutische Maßnahmen muss von einer sportbedingten Verdickung
zunächst das zugrunde liegende­ des Herzmuskels ist aber von entscheiProblem gelöst werden. Das erhöhte dender Bedeutung, insbesondere um
Blutdruckniveau muss in normale entsprechende Leistungssteigerungen
Bereiche zurück, in Abhängigkeit der auszunutzen ohne ein relevantes ­Risiko
­
Gesamtkonstellation vielleicht sogar einzugehen, denn eine krankhafte Vermedikamentös.
änderung des Herzmuskels (Hochdruck,
Körperliches Training bewirkt An- angeborene Herzmuskelerkrankungen,
passungsvorgänge des Körpers, insbe- Herzmuskelentzündungen) kann für
sondere des Herzens, dies umfasst meist den Sportler fatale Folgen haben!
alle vier Herzkammern. Diese Veränderung ist die Folge eines körperlichen Ein kurzer Ausflug in die Methodik:
Trainings, kann deshalb als ungefährlich
Durch eine Analyse kann z. B. die straheingestuft werden und muss von den
Folgen einer strukturellen Veränderung lenfreie Kernspintomographie feststeldes Muskels, z.B. bei Bluthochdruck len, ob eine Verdickung des Herzmusoder endokrinologischen (hormonellen) kels bereits zu einer strukturellen
Erkrankungen unterschieden werden. Veränderung, einer Fibrose geführt hat,
Dies ist, wie oben beschrieben, nicht oder ob bereits eine stumme Narben­
immer auf den ersten (diagnostischen) bildung vorhanden ist, als Folge eines
stumm abgelaufenen Myocardinfarktes.
Blick möglich.
Wichtig ist an dieser Stelle zu sagen, Es gibt in der Literatur genügend
dass unterschiedliche Trainingsformen ­Beispiele von Marathonläufern, die auf
zu sehr verschiedenen Veränderungen dem Ergometer mühelos eine Belastung
am Zentralorgan führen können. Kraft- von 350 W ­erbracht haben, bei denen
sportarten mit einem Schwerpunkt im aber durch die Kernspintomographie
Bereich der statischen Belastung (z. B. ein stumm abgelaufener Infarkt diawurde, mit 45 Jahren! Bei
Gewichtheben/Bodybuilding) führen gnostiziert ­
eher zu einer Muskelverdickung des intensiver körperlicher Belastung, z.B.
Herzens, während ausdauerorientierte einem Marathonlauf, besteht bei einem
Sportarten eher zu einer Vergrößerung solchen Sportler ein hohes Risiko eines
der Herzkammern führen. Beides ist plötzlichen Leistungsabfalls bis hin zum
eine Form der Herzvergrößerung als plötzlichen Herztod.
Reaktion des Organs auf vermehrte
Druck- oder Volumenbelastung. Richtig nn Dr. med. W.O.Schüler
kompliziert wird es aber, wenn man die
www.kardiologie-sportklinik.de
Verfahren zur Erkennung der Veränderungen kritisch wertet.
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Ein normales Ruhe EKG erkennt die
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