nsportmedizin Sport ist gesund! Das „Sportherz“, was steckt dahinter? Bild: Photocase, Jenzig 71 Dr. med. W. O. Schüler Unter diesem Motto entscheiden sich ­erfreulicherweise immer mehr Menschen für regelmäßige körperliche Aktivitäten. Dies ist aus medizinischer Sicht – und aus kardio­ logisch-sportmedizinischer Ein­schätzung noch mehr – eine sehr erfreuliche Entwicklung. Es sollte allerdings zu Beginn, im Laufe des Trainings aber auch vor und nach Beendigung darauf geachtet werden, dass der Organismus und hier insbesondere das Herz-Kreislaufsystem und der Bewegungsapparat an die sich ändernden Belastungen adaptiert also ­angepasst werden. Stellen Sie sich einen Unterschenkel vor, der eingegipst worden ist. Vielleicht haben Sie schon mal beobachtet, dass die Muskulatur nach einigen Wochen Gips sichtbar dünner geworden ist. Würde man jetzt sofort mit einer vorher gewohnten Belastung einsteigen, könnte der zwischenzeitlich atrophierte (geschrumpfte) Muskel Schaden nehmen, bis hin zu einem Muskelfaserriss. Die andere Möglichkeit besteht ebenfalls, Stichwort Abtrainieren. Der stark überbeanspruchte oder vielleicht falsch trainierte Muskel, der plötzlich nicht ­ mehr aktiviert wird. Stoffwechselvorgänge, die sich abrupt ändern, stellen für unseren Organismus meist ein Problem dar, weswegen hier langsame Anpassungen der Umgenetwork 30 0108 medicalsports bungsbedingungen und der Aktivitäten die Möglichkeit schaffen, einzelne Organsysteme und ­damit meist den Gesamt­organismus besser zu an die neue Situation anzupassen. Dies schützt nicht nur vor Schädigungen, sondern führt längerfristig auch zu einer e­ rhöhten Leistungs­fähigkeit. Hin und wieder hört man im medizinischen Kontext oder Sportlerumfeld den Satz: Der hat ein Sportherz! Einige Facetten eines Sportherzens und was sich hinter dem Begriff verbirgt, soll in diesem Artikel dargestellt werden. Gleich zu Beginn kann man klar formulieren: Die Erkenntnisse wachsen­ gerade aktuell in erheblichem Maße zu Ein Sportler will seine Leistung diesem Problem, da neue diagnostische steigern um konkurrenzfähig zu Methoden wesentliche Beiträge leisten werden oder bleiben: und Licht in ungeklärte Fragen Das Herz passt sich den gestiegenen ­bringen. Der Begriff Sportherz ist nicht genau Anforderungen an und steigert seine definiert. Betrachten wir das Organ Leistungskraft zunächst durch einen Anstieg der Herzfrequenz. Mit immer ­unter verschiedenen Bedingungen: Stummer Infarkt bei einem 51 jährigen beruflich stark beanspruchten Mann. An dieser Stelle möchte ich kurz auf das Thema Herzarbeit zu sprechen kommen. konsequenterem Training, vorausgesetzt es wird in den richtigen Bereichen und genau dosiert trainiert, nimmt das Herz und jetzt insbesondere der Herzmuskel an Dicke zu, er „hypertrophiert“. Dies ist ein vergleichbarer Prozess zum normalen Skelettmuskel, z. B. dem Bizeps. Im Unterschied zur ­Skelettmuskulatur kann beim Herz die eigene Durchblutung nicht ohne Limitation mitwachsen, und somit werden bestimmte Abschnitte evtl. nicht aus­ reichend durchblutet, die Leistungs­ fähigkeit fällt wieder ab und die fehlende ausreichende Sauerstoffversorgung bringt sogar Gefahren mit sich. Das Herz kann eine Leistungssteigerung aber nicht nur über eine Kraftzunahme durch Verdickung des Muskels regeln, sondern auch durch eine Größenzu­ nahme der Herzkammern erreichen. Grundlage ist das so genannte Herzzeitvolumen (HZV). Wieviel Volumen Sauerstoff (im Blut) kann pro Zeit­ einheit zu den Verbrauchsorganen (Skelettmuskel) gebracht werden? Ein Herz muss pumpen und sich anschließend wieder entspannen, um ­ eine Füllung zu gewährleisten. Diese ­ Abläufe, Pumpen und Entspannen (Kontraktion und Relaxation) folgen einem zeitlichen Ablauf, genannt­ Systole für die Phase der Kontraktion und Diastole für die Relaxation. Zwei kurze Anmerkungen hierzu: Früher dachte man, nur die Kontraktion sei ein energieverbrauchender ­Prozess, dies stimmt nicht. Interessanterweise benötigt auch die Entspannungsphase Energie, um genau diesen Ablauf harmonisch und abgestimmt zu gewährleisten. Diese Relaxationsphase ist bei einer sportbedingten Veränderung des Herzmuskels intakt, während bei einer krankhaften Veränderung gerade diese Phase des Herzzyklus nicht mehr gut abläuft und im Sinne einer frühen Veränderung bereits erfasst werden kann, zu einem Zeitpunkt wo die andere Phase noch ungestört verläuft! (Hört sich kompliziert an, ist aber unter Einsatz der richtigen Methode gut zu erkennen) ­ Dies ist übrigens ähnlich bei den Durchblutungsstörungen des Herzens, der sogenannten Koronaren Herzerkran­ kung. Je sensitiver die Methode, desto eher erkennt man krankhafte Veränderungen. Die weiße Zone des eigentlich schwarzen Herzmuskels demaskiert einen stumm abgelaufenen Infarkt Nachweisverfahren im Kernspin Szenario: Ein bislang nicht mehr aktiver Manager möchte nach erfolgreichen Berufsjahren, medicalsports 01 network 08 31 nsportmedizin Dr. med. W.O.Schüler Facharzt für ­Innere Medizin, Kardiologie und Sportmedizin. Leitender Arzt der Kardiologie an der Arcus Sportklinik nach denen nicht nur sein Konto ­sondern auch sein Bauchumfang zugenommen haben, jetzt sowohl sich selbst aber auch seinen Kollegen beweisen, dass er auch auf anderen Gebieten ­erfolgreich ist. Ein Marathon muss her! Ohne genaue Prüfung des Kreislaufsystems geht es los. Nach einigen Wochen Training merkt er plötzlich, ­ dass keine weitere Verbesserung zu ­erzielen ist, er lässt sich kardiologisch untersuchen mit folgendem Ergebnis. Schon bei der Eingangsuntersuchung fällt ein erhöhter Blutdruck auf. Auch bei der Belastungsuntersuchung fällt ein schnell ansteigender Blutdruck auf, der nach Belastungsende auch hoch bleibt. Im Ultraschall des Herzens zeigt sich network 32 0108 medicalsports eine Verdickung des Herzmuskels auf, ­Herzens (Echokardiographie) kann als weiteres Indiz für einen bereits offen- einfache und fast überall verfügbare sichtlich seit längerem bestehenden und Methode Veränderungen des Herz­ bislang vielleicht übersehenen hohen muskels und der Dimensionen erkenBlutdruckniveau. Dies bestätigt sich nen. Allerdings ist eine Analyse des dann in der 24 Stunden Messung, Herzmuskels hinsichtlich seines strukinsbesondere auch nachts. Ohne zu- turellen Aufbaus nicht möglich! Gerade ­ nächst weiter gravierende diagnostische die Unterscheidung einer krankhaften oder therapeutische Maßnahmen muss von einer sportbedingten Verdickung zunächst das zugrunde liegende­ des Herzmuskels ist aber von entscheiProblem gelöst werden. Das erhöhte dender Bedeutung, insbesondere um Blutdruckniveau muss in normale entsprechende Leistungssteigerungen Bereiche zurück, in Abhängigkeit der auszunutzen ohne ein relevantes ­Risiko ­ Gesamtkonstellation vielleicht sogar einzugehen, denn eine krankhafte Vermedikamentös. änderung des Herzmuskels (Hochdruck, Körperliches Training bewirkt An- angeborene Herzmuskelerkrankungen, passungsvorgänge des Körpers, insbe- Herzmuskelentzündungen) kann für sondere des Herzens, dies umfasst meist den Sportler fatale Folgen haben! alle vier Herzkammern. Diese Veränderung ist die Folge eines körperlichen Ein kurzer Ausflug in die Methodik: Trainings, kann deshalb als ungefährlich Durch eine Analyse kann z. B. die straheingestuft werden und muss von den Folgen einer strukturellen Veränderung lenfreie Kernspintomographie feststeldes Muskels, z.B. bei Bluthochdruck len, ob eine Verdickung des Herzmusoder endokrinologischen (hormonellen) kels bereits zu einer strukturellen Erkrankungen unterschieden werden. Veränderung, einer Fibrose geführt hat, Dies ist, wie oben beschrieben, nicht oder ob bereits eine stumme Narben­ immer auf den ersten (diagnostischen) bildung vorhanden ist, als Folge eines stumm abgelaufenen Myocardinfarktes. Blick möglich. Wichtig ist an dieser Stelle zu sagen, Es gibt in der Literatur genügend dass unterschiedliche Trainingsformen ­Beispiele von Marathonläufern, die auf zu sehr verschiedenen Veränderungen dem Ergometer mühelos eine Belastung am Zentralorgan führen können. Kraft- von 350 W ­erbracht haben, bei denen sportarten mit einem Schwerpunkt im aber durch die Kernspintomographie Bereich der statischen Belastung (z. B. ein stumm abgelaufener Infarkt diawurde, mit 45 Jahren! Bei Gewichtheben/Bodybuilding) führen gnostiziert ­ eher zu einer Muskelverdickung des intensiver körperlicher Belastung, z.B. Herzens, während ausdauerorientierte einem Marathonlauf, besteht bei einem Sportarten eher zu einer Vergrößerung solchen Sportler ein hohes Risiko eines der Herzkammern führen. Beides ist plötzlichen Leistungsabfalls bis hin zum eine Form der Herzvergrößerung als plötzlichen Herztod. Reaktion des Organs auf vermehrte Druck- oder Volumenbelastung. Richtig nn Dr. med. W.O.Schüler kompliziert wird es aber, wenn man die www.kardiologie-sportklinik.de Verfahren zur Erkennung der Veränderungen kritisch wertet. er Ein normales Ruhe EKG erkennt die a plötzlich r m e h T s a D de Veränderungen erst zu einem sehr d in einer ir w d o t z r e späten Zeitpunkt, auch ein BelastungsH Ausgaben EKG (Ergometer) kann hier nicht nächsten ! n werden weiterhelfen. Der Ultraschall des ­ ­besproche