A u g en h e i l k u n d e Die Zukunft hat schon begonnen – Roboter untersucht den Augenhintergrund Von Dr. Christian Hansbauer, DDr. Nikolaus Ségur-Eltz, Dr. Egon Alzner F unduskameras, insbesondere auch nonmydriatische, gibt es schon eine ganze Reihe auf dem Markt. Das Gerät mit der simplen Bezeichnung „DRS“, das wir hier vorstellen möchten, unterscheidet sich von anderen vor allem durch die einfache Bedienung. Erst letztes Jahr auf den Markt gekommen verspricht die DRS gute Fundusaufnahmen mit nur einem „Touch“ auf ihrem Touchscreen. Und sie hält dieses Versprechen. In einem mehrwöchigen Praxistest in der Augenambulanz der Emco-Privatklinik konnten wir uns davon überzeugen. Die DRS wurde uns von der Firma Ellex Deutschland GmbH zur Verfügung gestellt. Das Aufnahmesetting ist kurz und einfach: der Patient nimmt vor dem Gerät Platz und wird kurz angewiesen zur Aufnahme auf das Fixationslicht zu schauen. Die Patientendaten können über besagten Touchscreen eingegeben werden. Um den Aufnahmevorgang zu beginnen reicht tatsächlich ein kurzes Berühren des "START"-Buttons aus. Daraufhin sucht sich die Kamera selbsttätig das zu fotografierende Auge und löst nach der automatischen Fokusierung die Aufnahme aus. Je nach Einstellung können weitere Aufnahmen desselben oder des anderen Auges folgen. Das Gerät bietet eine Auswahl aus sieben Aufnahmepositionen an (zentral, parazentral nasal mit der Papille im Zentrum sowie peripher). Die gewünschten Bilder können dafür einfach im Konfigurationsmenü ausgewählt werden. Zwischen den Aufnahmen erfolgt eine kurze Pause damit sich das Auge vom Blitz erholen kann – auch diese Zeit kann man einstellen. In der Praxis hat sich gezeigt, dass „nonmydriatic“ in einem gut abgedunkelten Raum nach kurzer Adaptation die besten Ergebnisse erzielt werden. In unserem Test haben wir über einhundert Patienten und Klinikange- Für wen eignet sich nun die DRS-Fundus­ kamera? stellte untersucht. Nur bei wenigen Patienten war die Pupille für eine ausreichende Bildqualität zu eng (für eine optimale Aufnahme braucht es aber annähernd die 4 mm, die in der Spezifikation auch als Mindestweite angegeben sind). Einige Probanden brauchten längere Erholungszeiten vor der Fotografie des zweiten Auges. Mit Medientrübungen wie einer mäßigen Cataract kommt das Gerät gut zurecht. Die Bilder zeigen einen schönen Überblick des jeweiligen Fundusbereichs in guter Ausleuchtung und ausreichender Auflösung. Die Papille war in unseren Aufnahmen allerdings zumeist überbelichtet und so nicht optimal beurteilbar. Für weitere Informationen Dr. Christian Hansbauer Fachbereich Augenheilkunde Emco-Privatklinik 5422 Bad Dürrnberg bei Hallein [email protected] kwww.augentherapie.at 4 0 • M e d i c a l N e t w o r k 2 01 2 • Insgesamt ist die Bedienung des Gerätes tatsächlich kinderleicht und kann ohne große Einschulung sogar von ophthalmologisch unbelastetem Personal übernommen werden. Für unser Demonstrationsfoto hat dies unser Hausmeister übernommen und wurde so im Handumdrehen zum Fotografenmeister für den hinteren Augenabschnitt. Dadurch, dass die Maschine in ihrer Bedienung bewusst einfach gehalten ist, ergeben sich natürlich auch ein paar Limitierungen. Zum Beispiel wäre ein externes Fixationslicht wünschenswert für Augen, die nicht fokussieren können. Ebenso fehlt ein brauchbarer manueller Modus, obwohl das Gerät in schwierigen Fällen zur manuellen Bedienung auffordert ohne jedoch ein Life-Kamerabild anzuzeigen. Vorgesehen ist auch die Möglichkeit der Vorderabschnittsfotografie. Diese Funktion kann zwar schon aktiviert werden, eignet sich aber im Moment nur für Experimente. Man darf allerdings hier von einem innovativen neuen Gerät und von dessen Entwicklern durchaus noch weitere Verbesserungen oder Erweiterungen erwarten. Die Bilder können über einen Netzwerkanschluß direkt in die Praxissoftware exportiert werden oder über einen eingebauten W-LANServer beispielsweise an ein iPad übertragen werden. So kann man direkt nach den Aufnahmen dem Patienten das Bild präsentieren, ohne dass dieser auf die Bedienerseite wechseln müsste. S P ECIAL • w w w . a u g e n . c o . a t • Für jede Augenarztpraxis, die im Voruntersuchungsbereich ein schnelles und einfaches nonmydriatisches Verfahren zur Fundusfotodokumentation haben möchte. • Für Bereiche, in denen kein ophthalmologisch geschultes Personal zur Verfügung steht und trotzdem eine Fundusbeurteilung Sinn macht. Hier wäre ein gutes Beispiel die große Diabetesambulanz, die so jeden Diabetiker erfassen könnte und die Bilder zur „teleophthalmologischen“ Begutachtung an einen Augenarzt weiterleitet, der über die Dringlichkeit der nächsten Kontrolluntersuchung entscheiden kann. Der Roboter DRS – und die Arbeitsweise des Gerätes erinnert wirklich an einen Roboter – bringt einen ja vielleicht auch zum Nachdenken, was die Zukunft bringen könnte. Der erste Schritt zum Augendiagnostikroboter ist jedenfalls bereits Realität. k