AUF DIE STROHQUALITÄT ACHTEN Stroh hat vor allem als Einstreu, aber auch als Futtermittel Bedeutung. Bei der Strohqualität kommt es auf einige Punkte ganz besonders an. Verdorbenes Stroh kann durch Mykotoxine und Keime gesundheitliche Schäden oder zumindest Leistungsminderungen hervorrufen. Der sich entwickelnde Staub führt zu Reizwirkungen mit Schädigung der Atemwege, Belastung der Abwehrmechanismen und Verminderung der Krankheitsresistenz. Im Staub enthaltene pathogene Keime können Infektionen verursachen. Durch Einatmen wie auch durch Hautkontakt besteht die Gefahr, dass Allergien und direkte toxische Wirkungen durch Mykotoxine ausgelöst werden. Wird verdorbenes Stroh gefressen, sind darüber hinaus auch Darmreizungen sowie die in Tabelle 1 aufgeführten Schadwirkungen möglich. Tabelle 1: Mögliche Schadwirkungen wichtiger Mykotoxine Pilz Mykotoxin Wirkung auf das Tier hormonelle Wirkung wie ÖstroFusarium graminearum, Zearalenon F.culmorum (ZEA) gen, antibakteriell; toxische Wirkung setzt langsam ein Fusarium graminearum, F.culmorum Deoxynivalenol (DON) wirkt schädigend auf Haut und Nervengewebe; schwächt das Immunsystem; toxische Wirkung setzt langsam ein Fusarium sporotrichoides T2-Toxin wirkt schädigend auf Haut und Nervengewebe; schwächt das Immunsystem; toxische Wirkung setzt schnell ein Aspergillus ochraceus, Penicillium verrucosum Ochratoxin A (OTA) steht im Verdacht, krebserregend zu sein, schädigt die Nieren; toxische Wirkung setzt schnell ein Fusarium moniliforme, F.proliferatum Fumonisin krebserregend Schweine, Geflügel und Pferde sind empfindlicher gegenüber Mykotoxinen als Wiederkäuer. Oftmals ergeben Untersuchungen des Strohs überwiegend unbedenkliche Mykotoxingehalte. Hingegen zeigen die Ergebnisse der Keimzahluntersuchungen häufiger bedenklich hohe Werte. Pflanzen sind in unterschiedlicher Weise mit Bakterien, Hefen und Schimmelpilzen besiedelt. Zum Zeitpunkt der Ernte sind unvermeidbar bestimmte Keimgruppen dominierend zu finden. Durch Kontamination bei der Lagerung und Verarbei- Projekt Leitbetriebe Ökologischer Landbau Rheinland-Pfalz 07/2013 1/3 Mykotoxingehalte sind überwiegend unbedenklich. Keimzahlen erreichen häufig bedenklich hohe Werte. tung kann die so genannte Sekundärflora hinzukommen. Beide Gruppen zusammengenommen werden als produkttypische Mikroflora bezeichnet. Im Laufe der Lagerung kann eine Veränderung der Mikroflora durch Umschichtung der Arten eintreten. Es vermehren sich solche Schimmelpilze, die an die Bedingungen der Lagerhaltung angepasst sind. Diese werden in ihrer Gesamtheit als Lagerpilzflora oder Verderb anzeigende Mykoflora bezeichnet. © C. Schneider Abbildung 1: Die Belastung mit Keimen oder Mykotoxinen ist dem Stroh nur selten anzusehen. Keime werden in sieben Keimgruppen unterschieden Bei der Bewertung des Keimgehaltes werden verschiedene Keime zu so genannten Keimgruppen zusammengefasst. Die insgesamt sieben Keimgruppen sind den aeroben, mesophilen Bakterien, den Schimmel- und Schwärzepilzen sowie den Hefen zugeordnet (Tabelle 2). Tabelle 2: Einteilung der Keimgruppen (KG) Indikatorkeime Mikroorganismen innerhalb der KG gelten als … aerobe/ mePseudomonaden produkttypisch sophile BakteEnterobakterien rien Gelbkeime sonst. Bakterien Bacillus verderbanzeigend Staphylokokken/ Mikrokokken Streptomyceten verderbanzeigend Schimmel-/ Schwärzepilze produkttypisch Schwärzepilze Acremonium Verticillium Fusarien Aureobasidium sonst. Pilze Aspergillen verderbanzeigend Penicillien Scopularipsis Wallemia sonst. Pilze Mucoraceen verderbanzeigend Hefen Hefen verderbanzeigend 2/3 Nummer der KG KG 1 KG 2 KG 3 KG 4 KG 5 KG 6 KG 7 Keime der Keimgruppen 1 und 4 sind produkttypisch. Alle anderen Keimgruppen zeigen den Verderb des Strohs an. Die Bewertung des Keimgehaltes erfolgt in vier Bewertungsstufen. Die Bewertung des Keimgehaltes erfolgt über Qualitätsstufen: Qualitätsstufe 1: normal Qualitätsstufe 2: leicht erhöht bis erhöht Qualitätsstufe 3: deutlich erhöht Qualitätsstufe 4: überhöht bis stark überhöht Stroh der Qualitätsstufen 3 und 4 sollte nicht als Einstreu oder Futter verwendet werden. Am häufigsten sind überhöhte Werte in den Keimgruppen 1, 4 und 7 zu finden. Die Keimgruppe 1 umfasst produkttypische Bakterien (Gelbkeime, Pseudomonaden, Enterobakterien, coryforme Bakterien). Die getreidespezifischen Gelbkeime sind als positiv zu betrachten, wenn sie ausschließlich oder deutlich überwiegend vorkommen. Die anderen Bakterien dieser Keimgruppe führen bei überhöhtem Vorkommen zur Unbrauchbarkeit des Strohs. Aus der produkttypischen Keimgruppe 4 sind vor allem die Schwärzepilze und Fusarien zu nennen. Wenn Getreide wegen ungünstiger Witterung nicht geerntet werden kann und sehr lange auf dem Halm steht oder wenn feuchtes Stroh auf dem Feld liegen bleibt, lässt sich eine allmählich Verfärbung des Getreides beobachten, die von der Vermehrung der Schwärzepilze herrührt. Fusarien befallen die lebenden Pflanzen im Feld und stellen somit typische Vertreter der so genannten Feldpilzflora dar. Ihre Entwicklung im Lager ist im Allgemeinen nicht zu erwarten, aber bei hoher Feuchte möglich. Sie können sowohl Schäden an den Pflanzen sowie durch die Bildung von Mykotoxinen Gesundheits- und Leistungsdepressionen bei Tieren verursachen. Hefen (Keimgruppe 7) sind verderbanzeigend. Sie sind in der Umwelt weit verbreitet und können die Pflanzen bereits im Feld besiedeln, sind aber im Sinne einer Lagerflora zu werten, da sie intensive fermentative Fähigkeiten besitzen und somit entscheidend am Stoffabbau beteiligt sind. Zwischen der Keimbelastung und dem Mykotoxingehalt einer Probe besteht kein Zusammenhang. Im Zweifel ist anzuraten, Stroh sowohl auf den Keimgehalt als auch auf den Mykotoxingehalt hin untersuchen zu lassen. Die Tatsache, dass auch verschimmeltes Stroh gefressen wird, ist kein Beweis für dessen Unbedenklichkeit. Stroh trocken und sauber lagern Die Bedeutung einer guten Strohqualität für die Gesundheit von Mensch und Tier sollte nicht unterschätzt werden. Ansatzpunkte liegen in der Feldführung des Getreides und in der trockenen und sauberen Lagerung des Strohs. Ungeeignet ist die Lagerung im Freien ohne Schutzabdeckung. Aber auch die Abdeckung mit Schutzfolie oder Vlies reicht nicht aus. Lediglich die luftige, schadgasfreie, bodenisolierte Raumlagerung führt zu guten Ergebnissen. Um die Kosten dafür nicht zu hoch werden zu lassen, sollte man anstelle einer Massivhalle eine Folien-Rundbau-Halle in Betracht ziehen. 3/3 Stroh sollte vorzugsweise in einer Halle gelagert werden. Als vergleichsweise kostengünstige Variante bieten sich FolienRundbau-Hallen an.