Schnellere Diagnose für Psoriasis‑Arthritis (PsA)

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Schnellere Diagnose für Psoriasis‑Arthritis (PsA)
Interdisziplinäre Fortbildungsveranstaltung für Rheumatologen und
Dermatologen
Schnellere Diagnose für Psoriasis‑Arthritis (PsA)
PsA‑Patienten unter Psoriatikern früh und zuverlässig erkennen: Der
GEPARD‑Patientenfragebogen
Mainz (21. Januar 2010) ‑ Eine in Mainz durchgeführte zweitägige
interdisziplinäre Fortbildungsveranstaltung für Rheumatologen und Dermatologen
stand ganz im Zeichen der Psoriasis und Psoriasis-Arthritis (PsA). Hier ging es
um die Früherkennung einer PsA bei Psoriasis-Patienten, denn während sich die
Symptome einer Psoriasis nur schwer verbergen lassen, bleiben Gelenk- und
Wirbelentzündungen, Manifestationen einer PsA also, häufig jahrelang
unentdeckt. Um genau diese Patienten unter den Psoriatikern in ambulanter
dermatologischer Behandlung frühzeitig zu erkennen und einer
rheumatologischen Therapie zuführen zu können, wurde der GEPARD
Patientenfragebogen (GErman Psoriasis ARthritis Diagnostic questionnaire)
entwickelt, der im Rahmen der Veranstaltung vorgestellt wurde.
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Bis zu 30 Prozent der Psoriasis-Patienten entwickeln im Verlauf der Erkrankung
eine Psoriasis-Arthritis. Und trotz weit verbreiteter Früharthritis-Sprechstunden
sehen Rheumatologen viele PsA‑Patienten zu spät. Um dies zu verbessern,
entwickelten Experten unter der Leitung von PD Dr. Peter Härle (Mainz) den
GEPARD-Patientenfragebogen. Dieser besteht aus 14 Fragen, die vom Patienten
durch Ankreuzen selbstständig im Wartezimmer beantwortet werden können. In
der Praxis wurde der Fragebogen bereits erfolgreich in 12 dermatologischen
Praxen getestet. 93 Fragebögen gingen in die Auswertung ein, von denen 76
Patienten den Summengrenzwert von ≥ 4 (mit „ja" beantwortete Fragen)
erreichten. Davon willigten 54 Patienten in eine klinisch‑rheumatologische
Untersuchung ein. „Die Ergebnisse zeigten, dass bei 43 Patienten (79,6 Prozent)
tatsächlich eine PsA vorlag. Und 57 Prozent der Betroffenen litten schon länger
als vier Jahre an Gelenkbeschwerden", so Härle. Es zeigte sich also, dass
mit dem GEPARD‑Fragebogen die PsA-Patienten zuverlässig erkannt werden.
Nun soll der GEPARD-Patientenfragebogen im Rahmen der GEPARD-Life-Studie
unter der Leitung von PD Dr. Peter Härle und Prof. Dr. Ulrich Mrowietz (Kiel) über
einen Zeitraum von fünf Jahren bundesweit in Praxen getestet und genutzt
werden, um PsA-Patienten in der großen Kohorte dermatologisch betreuter
Psoriasis-Patienten zu identifizieren und sie interdisziplinär zu betreuen. „Damit
möchten wir auch das Bewusstsein für die PsA bei Dermatologen und
Rheumatologen schärfen und verdeutlichen, dass es sich bei der
Psoriasis-Arthritis um eine Schnittstellenerkrankung zwischen Rheumatologie und
Dermatologie handelt", verdeutlichte Härle. Zusätzlich werde untersucht, ob
sich zwischen Befallsmustern der Psoriasis und einer PsA Zusammenhänge
ergeben.
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Psoriasis ‑ besonders belastend für Patienten
Die Psoriasis kann an jeder Hautstelle und in jedem Alter auftreten. Wegen der
sichtbaren Manifestationen schämen sich viele Patienten, ihren Körper zu zeigen.
So verdeutlichte Prof. Dr. Rudolf Schopf (Mainz) anhand von Filmsequenzen,
welche Belastung die Psoriasis im Alltagsleben für die Patienten darstellt. Vor
allem die starke Schuppenbildung, der Nagel- und der Genitalbefall seien sehr
unangenehm. „Für einen Verkäufer, Zahnarzt oder Friseur ist der Hand- oder
Nagelbefall eine Katastrophe", erklärte Schopf. Oft bleibe dann nur die
Möglichkeit, den Beruf zu wechseln. Dies wirkt sich deutlich auf die seelische
Gesundheit der Patienten aus: So fühlen sich Psoriasis-Patienten noch schlechter
als Menschen mit Arthritis oder Krebs. Juckreiz, Depressionen, Schmerzen und
obstruktive Schlafapnoe beeinträchtigen ihren Schlaf und unabhängig vom
Ausmaß der Psoriasis besteht die kontinuierliche Angst vor einem neuen Schub.
Trotzdem werde die psychologische Betreuung hierzulande oftmals eher
„stiefmütterlich" behandelt, gab Schopf zu bedenken.
Komorbiditäten beachten, insbesondere Psoriasis‑Arthritis
Neben psychischen Begleitsymptomen geht eine Psoriasis auch mit
verschiedenen körperlichen Komorbiditäten einher, wie beispielsweise
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Psoriasis-Arthritis, Typ-2-Diabetes oder kardiovaskulären Erkrankungen. Die
beiden Letztgenannten verringern die Lebenserwartung der Patienten deutlich.
Vergleicht man die Prävalenz der Psoriasis und den PsA-Anteil, dürften in
Deutschland rund 200.000 Patienten an PsA leiden. Prof. Dr. Ulf Müller‑Ladner
(Bad Nauheim) legte dar, dass sich die Inzidenz der PsA in den letzten drei
Jahrzehnten mehr als verdreifacht hat. Da Myokardinfarkt, Angina pectoris und
Hypertonie die signifikant erhöhten kardiovaskulären Komorbiditäten der PsA
sind, sollten diese Patienten gezielt daraufhin untersucht und diagnostiziert
werden.
Dabei stellte Prof. Dr. Andreas Schwarting (Bad Kreuznach) klar, dass die
Psoriasis-Arthritis keine rheumatoide Arthritis bei einem Psoriatiker ist, sondern
eine ganz eigene Krankheitsentität. Die PsA gehört eher zum großen Formenkreis
der HLA-B27-assoziierten Spondyloarthritiden (SpA) als zur klassischen
rheumatoiden Arthritis. Typische Muster sind ein Befall der Fingerendgelenke, der
Finger oder Zehen im Strahl, die Asymmetrie, die Beteiligung großer Gelenke
oder der Wirbelsäule sowie Röntgenzeichen. Ein für ganz wenige
Krankheitsgruppen in der Rheumatologie und auch für die PsA bezeichnendes
Bild ist der Befall von Zeh oder Finger im Strahl, genannt „Wurstzeh" und
„Wurstfinger".
Ein klassisches und häufig das früheste Symptom kann die Enthesitis sein, die
Sehnenansatzprobleme, etwa an den Fersen, verursacht. Typisch sind
tiefsitzende, frühmorgens auftretende Rückenschmerzen, die sich bei Bewegung
bessern. Es gelte immer nach einer versteckten Psoriasis zu fahnden, so
Schwarting. Auch der Rheumatologe müsse nach Manifestationen hinter dem
Ohr, an Kopfhaut, Gesäßfalte, Fußsohle und Nägeln suchen. „Die Nägel sind für
uns ein ganz wichtiges Zeichen", erinnerte Schwarting, schließlich sei die
Nagel-Psoriasis assoziiert mit der Endgelenksmanifestation der PsA.
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Frühe Therapie entscheidend
Bei Arthritiden ist eine frühe Diagnose besonders wichtig, um die schweren
Verläufe zu verhindern. Zur Einschätzung helfen wenige einfache
Screening-Fragen nach der peripheren Arthritis, der Morgensteifigkeit und der
axialen Beteiligung. Mit leichten Griffen lassen sich die Gelenke abtasten. Deutet
die Anamnese in Richtung Entzündung, ist das Spektrum der entzündlichen
Erkrankungen differentialdiagnostisch abzuklären. Auch wenn im Alltag nicht die
reinen Lehrbuchformen, sondern eher Überlappungen auftreten werden, bleiben
Klassifikationskriterien wie die aktuellen CASPAR-Kriterien zur Beurteilung einer
PsA wichtig, erläuterte Härle. Zur weiteren Klärung der Diagnose dienen
Labordiagnostik (Blutsenkungsgeschwindigkeit, C-reaktives Protein,
Rheumafaktoren), Ultraschall, Röntgen, Kernspintomographie und andere
Verfahren.
Bei der Therapie der PsA stehen zunächst die nicht‑steroidalen Antirheumatika
(NSAR) Diclofenac, Ibuprofen, aber auch die neueren Coxibe im Vordergrund. „Im
akuten Schub können wir lokal therapieren, Gelenke spritzen, Sehnenscheiden
injizieren, unter Umständen auch das Cortison mit Hilfe des Ultraschalls genau
dort platzieren, wo wir es benötigen", berichtete Härle. Als Basistherapeutika
werden Methotrexat, Leflunomid und Ciclosporin eingesetzt, die auch auf die Haut
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eine relativ gute Wirkung haben. Komme man damit nicht klar, stünden
hochwirksame Biologika zur Verfügung, allen voran die TNF­-alpha-Inhibitoren,
z.B. Adalimumab.
Quelle: Interdisziplinäre Fortbildungsveranstaltung für Rheumatologie und
Dermatologie vom 22. bis 23. Januar 2010 in Mainz (Abbott, Weber Shandwick)
(tB).
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