Pressetext - Public Health

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Presseinformation
U-Boot-Krankheiten
Über Krankheiten, die nicht wahrgenommen werden (wollen)
Wien am 2. Dezember 2015 – Es gibt Krankheiten, die sich vor der Diagnose verstecken, und
Krankheiten, die durch ihre äußerlichen Merkmale dazu führen, dass die Betroffenen sie zu
verbergen versuchen. Beides hat dramatische Konsequenzen. Dadurch werden diese
Krankheiten viel zu wenig thematisiert und es entstehen – noch häufiger als bei anderen
Erkrankungen – sogenannte „unmet medical needs“ (Bedürfnisse der Patienten die (noch)
nicht gelöst werden können). Am 2. Dezember fand in Wien eine ärztliche Tagung zu diesen UBoot-Krankheiten statt und wies auf den aktuellen Stand der Forschung bei diesen
Erkrankungen hin. Besonders betont wurde die Bedeutung des interdisziplinären Austausches,
um den Diagnoseweg der Patienten zu verkürzen und ihre Lebensqualität zu steigern.
Beispiele für U-Boot-Krankheiten
Die drei Beispielkrankheiten waren Psoriasis, Psoriasis Arthritis und das Multiple Myelom. Drei
Erkrankungen, die trotz aller Unterschiede eines gemeinsam haben. Es wird zu wenig über sie
gesprochen. Teilweise liegt dies am Rückzug der Patienten selbst oder daran, dass sie als zu selten
gelten, um in den Fokus der Berichterstattung zu gelangen.
Psoriasis
Psoriasis ist zwar eine häufige Krankheit, rund 2 Prozent der Bevölkerung sind betroffen, und doch ist
der Diskurs in der Öffentlichkeit nicht gleich laut und bewusst wie bei anderen „schöneren“
Krankheiten. Prim. Univ.-Prof. Dr. Klemens Rappersberger von der Abteilung für Dermatologie und
Venerologie in der Krankenanstalt Rudolfstiftung in Wien erklärt: „Auf Grund der auffälligen Schuppen
wirkt Psoriasis sehr oft stigmatisierend. Eine von Krankheit gezeichnete Haut hat auf die meisten
Menschen eine abschreckende Wirkung, daher reagieren viele den Betroffenen gegenüber
ablehnend. Diese Stigmatisierung stellt für Patienten eine starke psychische Belastung dar, die sich
auf alle Lebensbereiche auswirken kann. Betroffene neigen als Folge dazu, sich sozial
zurückzuziehen, um verletzende Begegnungen mit anderen Menschen zu vermeiden. Daher muss
man immer wieder betonen: Schuppenflechte ist nicht ansteckend und sie hat rein gar nichts mit
mangelnder Hygiene der Patienten zu tun. Berührungsängste der Umwelt sind daher völlig
unbegründet.“
Multiples Myelom
Das Multiple Myelom auf der anderen Seite ist eine seltene Krebserkrankung, die nur rund 1 Prozent
der Krebserkrankungen ausmacht. Zu den häufigsten Symptomen von Patienten mit Multiplem
Myelom zählen Knochenschmerzen, insbesondere im Bereich der unteren Wirbelsäule, Müdigkeit,
Schwäche sowie erhöhte Infektionsanfälligkeit, und somit relativ unspezifische Beschwerden. OA Priv.
Doz. Dr. Niklas Zojer, von der 1. Medizinischen Abteilung, dem Zentrum für Onkologie und
Hämatologie am Wilhelminenspital in Wien beschreibt den U-Boot-Charakter dieser Erkrankung so:
„Immer wieder berichten Patienten von langen Untersuchungsreihen, bis endlich die Ursache der
Beschwerden festgestellt werden kann. Dabei wäre eine Diagnosestellung rasch möglich, wenn die
richtigen Tests zum Einsatz kommen. An U-Boot-Krankheiten wie das Multiple Myelom, wird leider viel
zu lange nicht gedacht, was aber wichtig wäre. Denn das Myelom ist heute sehr gut behandelbar und
eine konsequente Behandlung wäre wichtig, da neben den Knochen noch weitere Organe geschädigt
werden können“.
Psoriasis Arthritis
Die Psoriasis Arthritis (PsA) ist eine Erkrankung, die sich hinter der Psoriasis versteckt. Im
überwiegenden Fall tritt sie erst Jahre nach der Psoriasis auf. Je schwerer die Hauterkrankung, desto
größer die Wahrscheinlichkeit, eine PsA zu entwickeln. Jedem Psoriasis Patienten sollte bewusst sein,
dass er auch ein hohes Risiko hat, eine Erkrankung aus dem rheumatischen Formenkreis dazu zu
bekommen, und sollte deshalb regelmäßig auch seine Gelenke beobachten. „Die PsA verläuft
progredient, das heißt es verschlechtert sich der Zustand immer mehr“, erklärt a.o. Univ. Prof. Dr.
Hans Peter Brezinschek von der Klinischen Abteilung für Rheumatologie an der Med Uni Graz.
„Verzögerungen bei Diagnose und Behandlung können so zu körperlichen Behinderungen führen. Da
die Hautsymptome vor den Gelenksymptomen auftreten, sind die Patienten üblicherweise bereits bei
einem Dermatologen oder Allgemeinmediziner in Behandlung. Diese Ärzte befinden sich somit in einer
entscheidenden Position für die frühzeitige Diagnose der PsA und sollten daher bei jedem
Patientenbesuch auf Anzeichen und Symptome für PsA achten.“
„Auch wenn jede U-Boot-Krankheit einen unterschiedlichen Verlauf hat und anderer fachärztlicher
Versorgung bedarf, steht bei allen eines im Zentrum: der fachübergreifende Diskurs und eine stärkere
mediale Präsenz können Leiden verhindern und informierten Patienten zu besserer Lebensqualität
verhelfen“, betont Prim. Doz. Dr. Burkhard Leeb, von der 2. Medizinischen Abteilung des
Landesklinikums Weinviertel Stockerau, dem NÖ Kompetenzzentrum für Rheumatologie und dem Karl
Landsteiner Institut für Klinische Rheumatologie.
Aus eigener leidvoller Erfahrung berichtet die Psoriasis Arthritis Patientin Karin Formanek: „Bei mir hat
es 30 Jahre bis zur Diagnose gedauert. Schmerzen in den Gelenken und im Rücken waren meine
ständigen Begleiter, wurden damals aber nicht ernst genug genommen. Gerade U-Bootkrankheiten
wie meine PsA erfordern interdisziplinäres Denken und einen Austausch zwischen Patient und Arzt
auf Augenhöhe. Das hätte mir viel Leid und manche Folgeschäden erspart.“
Pressefotos und die ausführlichen Statements der einzelnen Referenten finden Sie unter:
http://www.publichealth.at/index.php/8-presse/52-journalistenseminar-u-boot-krankheiten
Rückfragehinweis:
Public Health PR, Mag. Michael Leitner, MAS
Tel.: 01/6020530 92, Mail: [email protected]
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