Die Wirkung des schwefelhaltigen Heilwassers in Harkány bei der Behandlung von Psoriasis B. Sebők (1), Zs. Lengyel (2), J. Hortobágyi (1) Hydrotherapeutische Klinik Zsigmondy, Harkány (1), Dermatologische Klinik, Universität Pécs (2), Ungarn Einleitung Die Psoriasis vulgaris ist eine häufig auftretende und chronische entzündliche Hauterkrankung, durch die die Lebensqualität des Patienten erheblich eingeschränkt wird. Etwa 25 Millionen Menschen in Europa und Amerika sind von Psoriasis betroffen. Damit handelt es sich vermutlich um die am meisten verbreitete Hauterkrankung, die im Zusammenhang mit dem Immunsystem steht. (1). Klinische Untersuchungen haben nachgewiesen, dass eine Therapie mit Heilwasser als solche oder aber auch in Kombination mit anderen Therapiemodulen eine positive Wirkung auf die Verminderung der Hautsymptome zeigt (2). Das Harkányer (Ungarn) Thermalwasser mit seiner Heilwirkung wurde 1823 entdeckt. Das Wasser enthält eine biologisch außerordentlich aktive, gut absorbierbare gasartige Verbindung, Carbonylsulfid, das sich zu einem erst vor kurzem entdeckten gasartigen Transmitter, dem Hydrogensulfid, umwandelt (3). Das Wasser wird auf empirischer Basis schon seit Jahrzehnten zur Behandlung von Psoriasis verwendet, über die genaue Wirkung des Wassers auf die Psoriasis gibt es allerdings keine Angaben. Wir haben eine randomisierte klinische Blindstudie durchgeführt, um die Wirkung des Harkányer Heilwassers auf die Psoriasis zu klären. Ergebnisse Jeder Patient erhielt eine Behandlung von 21 Tagen. Die durchschnittliche PASI Ausgangspunktzahl war bei beiden Gruppen fast identisch: Harkányer Heilwasser 15,8±1,7; Leitungswasser 14,9±1,8 (Durchschnitt±SEM). Die PASI Punktzahl betrug bei der Placebogruppe am 21. Tag (Durchschnitt±SEM) 62,1±4,9% und bei der Verumgruppe 38,1±5,3%. Vergleicht man diese Daten mit der Ausgangspunktzahl (die wir als 100 % betrachten), dann können die Unterschiede als statistisch signifikant angesehen werden (p=0,001). Während der Behandlung traten keine Nebenwirkungen auf und auch die untersuchten Laborparameter veränderten sich nicht. In einem Fall konnte eine geringe, statistisch nicht signifikante Senkung des Spiegels der Serum-Harnsäure festgestellt werden. Besprechung Unsere Ergebnisse haben frühere Beobachtungen bestätigt und die Aktivität des Harkányer Heilwassers gegen Symptome der Psoriasis nachgewiesen. Nebenwirkungen konnten nicht beobachtet werden. Da uns die Eigenschaften des Wassers (Geruch) bekannt sind, war uns bewusst, dass eine doppelte blinde Anordnung undurchführbar war. Die Placebo- und die Verumbäder wurden in ein und demselben Raum durchgeführt, dadurch herrschte der typische „Harkányer Geruch” im Raum. Trotzdem kamen die Patienten nach einigen Bädern vermutlich dahinter, welche Art von Bad (Placebo oder Verum) sie erhalten hatten. Zu unserer großen Zufriedenheit hat niemand deswegen die Teilnahme an der Studie abgebrochen. Der Charakter einer Blinstudie wurde dadurch gewährleistet, dass die Auswertung durch einen unabhängigen Dermatologen kutatasi_eredmeny1_porto1 HU_DE.doc erfolgte. Die Bädertherapie mit Harkányer Heilwasser gegen Psoriasis kann als solche oder – was noch besser ist – in Kombination mit anderen Therapien durchgeführt werden, aber um den genauen Wirkungsmechanismus offen zu legen müssen noch weitere Forschungen durchgeführt werden. Methode Für die Studie wurden 60 Patienten (22 Frauen und 27 Männer) im Alter von 19 bis 79 Jahren, die an chronischer Plaque-Psoriasis leiden, ausgewählt. Die Patienten wurden durch einfache Randomisierung entsprechend der Aufnahmereihenfolge in zwei Gruppen eingeteilt. Vor der Randomisierung unterzeichnete jeder Patient eine Einverständniserklärung. Die Verumgruppe (16 Frauen, 14 Männer) erhielt drei Wochen lang (zweimal täglich 25 Minuten) eine Bäderkur mit Thermalwasser mit Heilwirkung, und es wurde als lokale Behandlung einmal am Tag auf die betroffenen Haustellen eine 1 %-ige Dithranol-Salbe mit einer Kontaktzeit von 15 Minuten aufgetragen. Die Patienten in der Placebogruppe (16 Frauen, 13 Männer) erhielten 3 Wochen lang Bäder mit Leitungswasser und eine gleiche lokale Behandlung wie die Verumgruppe (einmal täglich 1 %-ige Dithranol-Salbe mit einer Kontaktzeit von 15 Minuten). Die Patienten wussten nicht, welche Art Bad sie bekommen. Die Dithranol-Salbe wurde nach Ablauf der Kontaktzeit mit einem leicht sauer reagierenden Duschgel abgewaschen. Es war gestattet, unterschiedliche Cremes zur Erweichung der Haut zu benutzen. Der Zustand der Haut der Patienten wurde am 1. und am 21. Tag der Behandlung von einem unabhängigen Dermatologen auf Grundlage der modifizierten PASI (Psoriasis Area Severity Index = Psoriasis Gebiet Schweregrad) Punktzahl begutachtet. In unserer Studie bedeutete die Modifizierung, dass wir die auf der behaarten Kopfhaut auftretenden Symptome nicht berücksichtigt haben, da wir für diese Hautflächen keine standardisierbare (Bad) Behandlung hätten anwenden können. Zu Beginn und am Ende der Beobachtungen wurden Laboruntersuchungen (Blutbild, ESR, SGOT, SGPT, LDH, Blutzucker, Harnsäure) durchgeführt. Im Verlauf der Auswertung der Ergebnisse haben wir die am 21. Tag erhaltenen PASI Punktzahlen mit den PASI Ausgangspunktzahlen (0. Tag), (die wir als 100 % betrachteten) verglichen. Der statistische Vergleich wurde mit einer parameterfreien Mann-Whitney UProbe durchgeführt. 1. Lowes, M.A., A., M., Bowcock, J. G. Krueger: Pathogenesis and therapy of psoriasis. Nature 445: 866-873, 2007. 2. Brockow T., Schiener R., Franke A., Resch K.L., Peter R.U.: A pragmatic randomized controlled trial on the effectiveness of low concentrated saline spa water baths followed by ultraviolet B (UVB) compared to UVB only inmoderate to severe psoriasis. J Eur Acad Dermatol Venereol 21:1027-1037, 2007. 3. Szabó Cs.: Hydrogen sulphide and its therapeutic potential. Nature Reviews/Drug Discovery 6: 917-935, 2007. kutatasi_eredmeny1_porto1 HU_DE.doc