Studie zu sexueller Gesundheit mit Migrant/innen aus Subsahara-Afrika (MiSSA) in München ABSCHLUSSBERICHT 27.08.2015 Robert Koch-Institut Abteilung für Infektionsepidemiologie (Abt. 3) Fachgebiet 34: HIV/AIDS und andere sexuell oder durch Blut übertragbare Infektionen Carmen Koschollek, Claudia Santos-Hövener, Adama Thorlie und Viviane Bremer Seestr. 10 13353 Berlin I. Inhaltsverzeichnis I. I. II. III. 1 Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................................. I Tabellenverzeichnis ........................................................................................................................ III Abbildungsverzeichnis .................................................................................................................... III Danksagung ..................................................................................................................................... V Zusammenfassung ........................................................................................................................ 1 2 Hintergrund ................................................................................................................................... 2 3 Projektziele.................................................................................................................................... 4 4 Studienablauf und -durchführung................................................................................................. 4 5 Ergebnisse der Studienstadt München ......................................................................................... 6 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 5.7 5.8 5.9 5.10 6 Diskussion.................................................................................................................................... 36 6.1 6.2 6.3 6.4 7 Beschreibung der Studienpopulation .............................................................................. 6 Gesundheitsversorgung................................................................................................. 11 Beschneidung bei Männern und Frauen ....................................................................... 12 Wissen zu Hepatitiden, HIV und STIs............................................................................. 13 HCV-, HIV- und STI-Testverhalten.................................................................................. 20 Verhalten und Risikosituationen ................................................................................... 24 Verhalten gegenüber HIV-Positiven .............................................................................. 27 Informationswünsche der Befragten ............................................................................ 28 Unterschiede in der Beantwortung der Fragen nach Ausfüllmodus ............................. 30 Inanspruchnahme des Testangebots bei der anonymen Aids-Beratungsstelle im Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) .................................................................. 33 Sozidemographische Aspekte........................................................................................ 36 Informationsbedarfe und Präventionsbedürfnisse ....................................................... 38 Verhalten und Risikosituationen ................................................................................... 41 Limitationen................................................................................................................... 42 Kommunikation der Ergebnisse und Entwicklung von Empfehlungen ....................................... 44 7.1 7.2 7.3 Welche Präventionsbotschaften benötigen wir für die afrikanische Community in München? (Gruppe 1)............................................................................ 44 Wie können die Informationen spezifisch für die afrikanische Community vermittelt werden? (Gruppe 2) ................................................................. 44 Welche Ansprechpartner/innen (Einrichtungen, Community-Organisationen, lokale Netzwerke usw.) müssen eingebunden werden? (Gruppe 3) ............................ 45 8 Tabellenanhang ........................................................................................................................... 47 9 Literaturverzeichnis..................................................................................................................... 59 I II I. Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Gründe, bisher keinen HIV-Test gemacht zu haben, n=162 ................................................. 23 Tabelle 2: Zeitpunkt der letzten STI-Diagnose der jemals Getesteten, n=160...................................... 24 Tabelle 3: Sexualverhalten der Studienpopulation innerhalb der letzten 12 Monate, Vergleich nach Geschlecht ................................................................................................... 25 Tabelle 4: Von der Studienpopulation angegebene Gründe für Kondomverzicht, n=388 .................... 26 Tabelle A 1: Wissen der Studienpopulation zu Hepatitis; Vergleich nach Geschlecht, Altersgruppen, Schulbildung, Aufenthaltszeit in Deutschland, Deutschkenntnissen, monatlichem Nettoeinkommen, Versicherungsstatus, Religion, Partnerschaft und Ausfüllmodus (nur signifikante Werte) ............................................................................. 47 Tabelle A 2: Wissen der Studienpopulation zu HIV (allgemein); Vergleich nach Geschlecht, Altersgruppen, Schulbildung, Aufenthaltszeit in Deutschland, Deutschkenntnissen, monatlichem Nettoeinkommen, Versicherungsstatus, Religion, Partnerschaft und Ausfüllmodus (nur signifikante Werte) ............................................................................. 51 Tabelle A 3: Wissen der Studienpopulation zu HIV (spezifisch); Vergleich nach Geschlecht, Altersgruppen, Schulbildung, Aufenthaltszeit in Deutschland, Deutschkenntnissen, monatlichem Nettoeinkommen, Versicherungsstatus, Religion, Partnerschaft und Ausfüllmodus (nur signifikante Werte) ............................................................................. 54 Tabelle A 4: Bekanntheit von STIs in der Studienpopulation; Vergleich nach Geschlecht, Altersgruppen, Schulbildung, Aufenthaltszeit in Deutschland, Deutschkenntnissen, monatlichem Nettoeinkommen, Versicherungsstatus, Religion, Partnerschaft und Ausfüllmodus (nur signifikante Werte) ............................................................................. 57 II. Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Schematische Darstellung des Studienablaufes vor Ort .................................................... 5 Abbildung 2: Studienpopulation nach Altersgruppen und Geschlecht, n=462 ....................................... 6 Abbildung 3: Studienpopulation nach Bildungsabschluss und Geschlecht, n=484 ................................. 7 Abbildung 4: Studienpopulation nach Zeit in Deutschland und Geschlecht, n=481 ............................... 7 Abbildung 5: Studienpopulation nach Deutschkenntnissen und Geschlecht, n=486 ............................. 8 Abbildung 6: Vergleich Staatsangehörigkeiten vs. Geburtsländer - Mapping vs. Studienpopulation .... 9 Abbildung 7: Studienpopulation nach Art des Lebensunterhalts, n=479 ............................................. 10 Abbildung 8: Studienpopulation nach Religionszugehörigkeit, n=481 ................................................. 10 Abbildung 9: Teilnahme am Gemeindeleben, Christen (n=285) und Muslime (n=152) im Vergleich .. 11 Abbildung 10: Studienpopulation nach Krankenversicherungsstatus und Geschlecht, n=482 ............ 11 Abbildung 11: Genutzte Hilfsangebote bei gesundheitlichen Problemen nach Geschlecht, n=490..... 12 Abbildung 12: Beschneidung bei Männern, n=227 ............................................................................... 12 III Abbildung 13: Beschneidung bei Frauen, n=219 ................................................................................... 13 Abbildung 14: Beschneidung bei Frauen nach Altersgruppen, n=57 .................................................... 13 Abbildung 15: Wissen der Studienpopulation zu Hepatitis................................................................... 14 Abbildung 16: Wissen der Studienpopulation zu HIV (allgemein) ........................................................ 15 Abbildung 17: Wissen der Studienpopulation zu HIV (spezifisch) ........................................................ 16 Abbildung 18: Bekanntheit von STIs in der Studienpopulation nach Geschlecht, n=481 ..................... 18 Abbildung 19: Studienpopulation nach HCV-Testung und Geschlecht, n=483 ..................................... 20 Abbildung 20: Studienpopulation nach HIV-Testung und Geschlecht, n=482 ...................................... 21 Abbildung 21: Situationen der Testung auf HIV ohne Einverständnis nach Geschlecht, n=113 ........... 22 Abbildung 22: Studienpopulation nach STI-Testung und Geschlecht, n=368 ....................................... 23 Abbildung 23: Kondomgebrauch der Studienpopulation mit nicht-festen Partner/innen, n=126 ....... 25 Abbildung 24: Studienpopulation nach erlebter sexueller Gewalt, n=42 ............................................. 27 Abbildung 25: Verhalten gegenüber HIV-positiven Personen nach Geschlecht, n=480 ....................... 28 Abbildung 26: Informationswünsche der Studienpopulation, n=356 ................................................... 29 Abbildung 27: Gewünschte Informationswege der Studienpopulation, n=357 ................................... 30 Abbildung 28: Anzahl der monatlichen Kontakte mit Afrikaner/innen am RGU Januar 2014 - Juni 2015, n=260 ...................................................................................... 34 Abbildung 29: Vergleich Staatsangehörigkeiten vs. Herkunftsländer derjenigen mit Kontakt zum RGU, Januar 2014 - Juni 2015, n=260........................................................ 34 IV III. Danksagung Die Planung, Vorbereitung und Durchführung dieser Studie wurde gemeinschaftlich mit vielen Akteuren durchgeführt. Zunächst einmal gilt unser Dank den Mitgliedern der Arbeitsgruppe und des Advisory Boards (in alphabetischer Reihenfolge): Robert Akpabli, Alphonsine Bakambamba, Tanja Gangarova, Line Göttke, Silke Gräser, Holger Hanck, Hans Hengelein, Silke Klumb, Gesa Kupfer, Elizabeth Lolo, Clement Matweta, Pierre Mayamba, Rosaline M’bayo, Brigitte Menze, Hapsatou Oudini, Omer Idrissa Ouedraogo, Gerhard Peters, Katja Römer, Antje Sanogo, Ute Schwartz, Nozomi Spennemann, Ursula von Rüden, Hella von Unger, Mara Wiebe und Michael Wright. Die Durchführung dieser Studie war nur mit Hilfe einer lokalen Partnerorganisation möglich. Daher möchten wir uns bei der Münchner Aids-Hilfe e.V. ganz herzlich bedanken, insbesondere bei Antje Sanogo für die hervorragende Vorbereitung und die Einbeziehung einer sehr engagierten Studienkoordinatorin sowie sehr motivierten und interessierten Peer Researchern. Ebenfalls bedanken wir uns für die Bereitstellung der Räumlichkeiten für die Treffen vor Ort sowie für ihre Teilnahme an selbigen. Ein ganz besonderer Dank geht an die Peer Researcher für ihr Engagement und ihr Feedback im Rahmen der Vorbereitung, der Rekrutierung und der Diskussion der Ergebnisse: Sarah Bomkapre Kamara, Elisabeth Kamara, Danladi Kantung, Mohamed Koroma, Mathilda Legitimus-Schleicher, Fréderic Lwano Manzanza, Tzeggereda Mihreteab, Amira Romadan, Sammy Rutuga Simba, Chibiy Tchatchouang, Christelle Tchatchouang und Jean-Fidele Toubene sowie an die Studienkoordinatorin Christina Mputu Tshibadi. Danke an dich Christina für unsere netten und langen Telefonate und Danke an euch Sarah und Mohamed für die Werbung für dieses Projekt in eurem CommunityMagazin Sonne. Ebenfalls bedanken möchten wir uns bei Hapsatou Oudini und Jean Noukon aus Hamburg, die bei der Schulung der Peer Researcher in München wertvollen Input gegeben haben. Des Weiteren möchten wir uns beim Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) der Landeshauptstadt München, hier insbesondere bei Hans-Joachim Hennig, bedanken für die Unterstützung, die investierte Zeit und die Möglichkeit, Studienteilnehmer/innen an das Testangebot verweisen zu können. Auch nochmal Danke dafür, dass wir für das Abschlusstreffen die Räumlichkeiten des RGU nutzen konnten sowie für die tolle Vorbereitung und Organisation. Einigen Kolleg/innen am RKI gebührt besonderer Dank für die konzeptionelle, organisatorische und wissenschaftliche Unterstützung: Claudia Santos-Hövener, Viviane Bremer, Uli Marcus, Osamah Hamouda, Adama Thorlie und Marleen Bug. Ein weiteres großes Dankeschön geht ebenfalls an das Bundesministerium für Gesundheit für die konzeptionelle Unterstützung und die Förderung dieses Projektes. V 1 Zusammenfassung Das Projekt „KABP-Studie mit HIV- und STI-Testangebot bei und mit in Deutschland lebenden Migrant/innen aus Subsahara-Afrika (MiSSA)“ wird vom 01.08.2014 bis zum 31.12.2016 vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert. Diese Befragung zu Wissen, Einstellungen, Verhalten und Praktiken (KABP) in Bezug auf HIV, Hepatitiden (HEP) und andere sexuell übertragbare Infektionen (STI) unter Migrant/innen aus Subsahara-Afrika (MiSSA) mit optionalem HIV-/STITestangebot wird in fünf urbanen Zentren Deutschlands durchgeführt. Ziele des Vorhabens sind die Ermittlung von Infektionsrisiken und Präventionsbedarfen hinsichtlich HIV, HEP und STIs von in Deutschland lebenden Afrikaner/innen. Der Forschungsprozess wurde und wird partizipativ gestaltet. Somit ist die kontinuierliche Einbindung von Vertreter/innen der afrikanischen Community und anderen Expert/innen in den Planungsverlauf und die Studiendurchführung vorgesehen. Hierdurch soll nicht nur sichergestellt werden, dass der Forschungsprozess relevante und nutzbare Ergebnisse liefert, sondern auch, dass Maßnahmen zur Prävention und Unterstützung dieser Gruppe über den Aufbau bzw. die Stärkung lokaler Kooperationen und Netzwerke umsetzbar sind und nachhaltig gestaltet werden können. Von Januar bis April 2015 wurde eine standardisierte Befragung von in München lebenden Migrantinnen und Migranten aus Subsahara-Afrika (MiSSA) zu Wissen, Verhalten und Einstellungen bezüglich HIV, HEP und STI sowie sexualisierter Gewalt durchgeführt. Die Rekrutierung wurde durch geschulte Afrikaner/innen an Orten durchgeführt, die vorher in einem Community-Mapping identifiziert wurden. Fragebögen von insgesamt 504 Befragungsteilnehmer/innen sind am Robert Koch-Institut (RKI) eingegangen, 491 konnten in die Auswertung einbezogen werden. Hinsichtlich soziodemographischer Merkmale wie Geschlecht, Alter, Geburtsland, Schulbildung oder Krankenversicherungsstatus wurde eine sehr diverse Gruppe von Afrikaner/innen erreicht, die die offiziell gemeldete Community gut widerspiegelt. Ein Viertel der Befragten gab einen Grund- oder Hauptschulabschluss, ein weiteres Viertel ein Studium als höchsten Schulabschluss an. Es wurden Präventions- und Informationsbedarfe in den Bereichen Hepatitis, HIV und STI identifiziert. Große Wissenslücken gab es vor allem in Bezug auf Virushepatitiden, aber auch hinsichtlich speziellen Wissens zu HIV (kostenlose und anonyme Testangebote in München, Ausweisung aufgrund von HIV, Koinfektionen mit STIs oder Tuberkulose). Insgesamt war weniger gutes Wissen in diesen Bereichen mit einem jüngeren Alter bis 30 Jahre, niedrigeren Bildungsabschlüssen (kein Abschluss/ Grund- und Hauptschulabschluss) aber auch dem Krankenversicherungsstatus (krankenversichert über einen Behandlungsschein vom Sozialamt, nicht krankenversichert) assoziiert. In Bezug auf sexuelles Risikoverhalten hatten Männer häufiger Sex mit nicht-festen Sexpartner/innen und eine höhere Anzahl von Sexpartner/innen. Inkonsistenter Kondomgebrauch mit nicht-festen Partner/innen wurde von mehr als der Hälfte der Befragten angegeben und häufiger von Männern. Als ebenso relevante Themen (für die Prävention) wurden sexuelle Gewalt, Zugang zur Gesundheitsversorgung und Beschneidung identifiziert. Drei Viertel der Befragten äußerten den Wunsch nach mehr Informationen, insbesondere zu Virushepatitiden sowie zu HIV und STIs. 1 2 Hintergrund Migrant/innen aus Subsahara-Afrika (MiSSA) sind hinsichtlich der HIV-Übertragung eine in Deutschland epidemiologisch relevante Gruppe, auf die in den letzten Jahren ca. 10-15% (also pro Jahr etwa 300 bis 400 Personen) aller HIV-Erstdiagnosen entfielen [1]. Von diesen neudiagnostizierten HIV-Infektionen ist etwa jede Dritte nicht im Herkunftsland, sondern vermutlich in Deutschland erworben worden [2]. Häufig erfolgt die Diagnose einer HIV-Infektion bei MiSSA in einem späteren klinischen Stadium [1] als bei anderen Personen. Dies könnte auf einen erschwerten Zugang zum HIV-Testangebot und zur Gesundheitsversorgung generell hinweisen. Es ist daher nicht auszuschließen, dass auch der Anteil nicht-diagnostizierter HIV- und STI-Infektionen unter MiSSA höher ist als in anderen Gruppen. Gleichzeitig gibt es bisher nur punktuelle Informationen zu Wissen, Einstellungen und Verhalten in Bezug auf HIV, Hepatitis (HEP) und STIs von in Deutschland lebenden Afrikaner/innen. Repräsentative Studien für die heterosexuelle Allgemeinbevölkerung, wie „AIDS im öffentlichen Bewusstsein“ erreichen diese Gruppe nicht ausreichend. Für Präventionsmaßnahmen ist der Zugang zu dieser Gruppe ebenso erschwert. Allerdings gibt es vielversprechende Beispiele für die Erreichbarkeit dieser Gruppe aus lokalen Studien, die partizipativ konzipiert und durchgeführt wurden [3-6]. So hat sich der Einsatz von Peer Researchern, also geschulten Afrikaner/innen mit gutem Zugang zur Community bewährt, die in den Forschungsprozess vor Ort eingebunden sind und die Rekrutierung von Studienteilnehmer/innen übernehmen. Seit 2011 hat das RKI in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und der Deutschen Aids-Hilfe e.V. (DAH) einen Forschungsprozess begonnen, der ein verbessertes Verständnis der Präventionsbedürfnisse und -bedarfe von Afrikaner/innen zum Ziel hat. Um Forschungsbedarfe zu definieren und potentielle Zugangswege zu MiSSA zu diskutieren wurde 2011 ein Expertengremium einberufen, das folgende Grundsätze festgelegt hatte: Ein Forschungsprozess für und mit diese(r) Zielgruppe soll partizipativ gestaltet werden, d.h. Afrikaner/innen werden in alle Schritte der Studienplanung und -durchführung mit einbezogen. Es wird eine Arbeitsgruppe gebildet, die stellvertretend Vorschläge erarbeitet, die durch andere Gremien validiert werden (Advisory Board, Fokusgruppen). Die spezifische Lebenssituation von Afrikaner/innen in Deutschland sollte auf allen Ebenen des Forschungsprozesses berücksichtigt werden. Der Nutzen des Forschungsprozesses und der Befragung für die afrikanischen Communities sollte sichergestellt werden. In der Arbeitsgruppe wurde ein Studiendesign erarbeitet, das dem Advisory Board vorgelegt und durch Fokusgruppendiskussionen mit Afrikaner/innen angepasst und validiert wurde. Es wurde ein standardisierter Fragebogen zu Wissen, Einstellungen, Verhalten und Praktiken (KABP) von 2 Afrikaner/innen in Bezug auf HIV, HEP und STIs entwickelt, der die vom ECDC empfohlenen Indikatoren zur Verhaltenssurveillance bei Migrantenpopulationen [7] beinhaltete. Als Grundlage wurde ein Fragebogen genutzt, der in der Bass Line-Studie in Großbritannien in einer Studie mit dort lebenden Afrikaner/innen erfolgreich eingesetzt und von den beteiligten Wissenschaftler/innen zur Verfügung gestellt wurde [8- 9]. Aufgrund dieser Empfehlungen wurden Präventionsbedarfe als Wissenslücken (in Bezug auf HIV, HEP, STI), Risikoverhalten (Anzahl der Sexpartner/innen), Vulnerabilitätsfaktoren (wie z.B. sexuelle Gewalt und Krankenversicherungsstatus), Inanspruchnahme von Testung und Einstellung zu HIV (z.B. Umgang mit HIV-Infizierten) operationalisiert. Neben der KABP-Befragung wird im Fragebogen jeweils an ein lokal bestehendes anonymes und kostenloses HIV-/STI-Beratungs- und Testangebot verwiesen. Die Arbeitsgruppe entschied frühzeitig zur Abfrage des Wissens zu HIV, HEP und STIs informierende Fragen zu nutzen, d.h. dass eine korrekte Aussage präsentiert wird und Studienteilnehmer/innen berichten sollen, ob ihnen diese Informationen schon vorher bekannt waren. Studien aus anderen Ländern zeigen, dass diese Operationalisierung besser akzeptiert wird als die direkte Abfrage von Wissen [9]; zudem kann so durch die Studie Wissen vermittelt werden (Interventionsaspekt). Der erste Fragebogenentwurf wurde auf einem Arbeitsgruppentreffen im Mai 2013 wesentlich gekürzt und umformuliert und anschließend dem Advisory Board zur Begutachtung vorgelegt. Darauf folgte im Juli 2013 die Durchführung von fünf kognitiven Interviews mit afrikanischen CommunityMitgliedern aus Berlin durch einen Mitarbeiter des RKI. Er selbst hatte ebenfalls einen afrikanischen Migrationshintergrund, um die Interviewsituation nah am Studiendesign zu halten. Durch kognitive Interviews kann das Verständnis des Fragebogens, die Abrufbarkeit von Informationen, die Antwortkategorien sowie „wie und warum geantwortet wird“, ermittelt werden. Das Feedback aus diesen Interviews war generell positiv, wobei einige Fragen als sehr intim empfunden wurden. Es wurden keine grundlegenden Änderungen am Fragebogen vorgenommen. Anschließend wurde ein Pre-Test des Fragebogens mit 35 Afrikaner/innen durchgeführt und dieser daraufhin leicht angepasst. 2013 wurde die Machbarkeit des Studiendesigns in Hamburg erfolgreich pilotiert und evaluiert. Daraufhin gab es erneute leichte Anpassungen am Fragebogen, die partizipativ in der Arbeitsgruppe entschieden und daraufhin erneut einem Pre-Test unterzogen wurden. Bis Ende 2016 wird die Studie nun in mehreren deutschen Städten und Regionen durchgeführt, erste Studienstadt der Hauptstudie war München. Der Studiendurchführung stimmte die Ethikkommission der Charité Berlin mit Datum vom 25.11.2014 zu. In der datenschutzrechtlichen Prüfung durch den Datenschutzbeauftragten des RKI wurden keine Bedenken erhoben. 3 3 Projektziele Folgende Ziele sollten mit der Durchführung des Projekts erreicht werden: • Identifikation von Infektionsrisiken durch HIV, Hepatitis B (HBV), Hepatitis C (HCV) und STIs bei in Deutschland lebenden Migrant/innen aus Subsahara-Afrika, 4 • Abschätzung der Inanspruchnahme der vorhandenen HIV-/HEP-/STI-Testangebote, • Ermittlung der Präventionsbedürfnisse sowie • Entwicklung praxisrelevanter Empfehlungen für kultursensible Interventionen. Studienablauf und -durchführung Das Studiendesign wurde in der oben genannten Arbeitsgruppe gemeinschaftlich entwickelt und diskutiert und ist in Abbildung 1 schematisch dargestellt. Partnerorganisation vor Ort war die Münchner Aids-Hilfe e.V.. Die Einrichtung arbeitet schon seit einigen Jahren eng mit verschiedenen afrikanischen Communities zusammen und hat Multiplikator/innen für die HIV-Prävention ausgebildet. Die Partnerorganisation übernahm die lokale Studienbetreuung und stellte Peer Researcher, also MiSSA, die in ihren Communities aktiv und gut vernetzt sind. Diese wurden von Partnerorganisation, RKI und Peer Researchern aus Vorgängerstädten geschult. Themen der Schulung waren HIV, HEP und STIs, Studienziele und -design, Rekrutierungsstrategien, Mapping potentieller Rekrutierungsorte sowie Grundsätze zur Forschungsethik. Insgesamt wurden zehn Peer Researcher (vier Frauen und sechs Männer) sowie eine Studienkoordinatorin ausgebildet, die hinsichtlich des Geschlechts, des Alters, der Herkunft (verschiedene afrikanische Herkunftsländer, aus denen MiSSA in München leben) und der gesprochenen Sprachen sehr divers waren. Die aufsuchende Rekrutierung der Befragungsteilnehmer/innen erfolgte durch die Peer Researcher aufgrund ihrer spezifischen Zugänge in ihren Communities im Rahmen eines Convenience Sampling, gleichzeitig gab es wöchentliches Feedback vom RKI über eingegangene Fragebögen und soziodemographische Merkmale der Befragungsteilnehmer/innen. Hierdurch ließ sich die Rekrutierung auch steuern, um eine möglichst diverse Gruppe Befragter zu erreichen sowie die Communities in München möglichst gut abzubilden. Fragebögen konnten entweder durch die Befragten selbst oder im Rahmen eines persönlichen oder telefonischen Interviews durch den Peer Researcher ausgefüllt werden. Hierdurch konnte einerseits möglicher Analphabetismus berücksichtigt werden, andererseits konnten die Peer Researcher, wenn nötig, einige Fragen in verschiedene afrikanische Dialekte übersetzen und dadurch die Verständlichkeit der Fragen erhöhen. Um die Anonymität der Befragten zu gewährleisten, konnten diese die ausgefüllten Fragebögen mit Hilfe eines frankierten Rückumschlags direkt an das RKI schicken. Personen, die den Fragebogen im Interview ausfüllten, konnten diesen auch an die Peer Researcher zurückgeben, die die Fragebögen dann ebenfalls zeitnah an das RKI schickten. Jede/r Teilnehmer/in wurde im Rahmen der Studie auf das anonyme und kostenlose Testangebot in der Beratungsstelle zu sexuell übertragbaren Infektionen einschließlich Aids am Referat für Umwelt und 4 Gesundheit (RGU) der Landeshauptstadt München aufmerksam gemacht und bei Wunsch vermittelt. Befragte erhielten als Dankeschön einen Kugelschreiber mit „RKI“-Aufdruck, einen Einkaufswagenchip mit dem Logo der Studie und einer Afrikakarte als Aufdruck, ein Kondom und Informationsmaterialien zum Testangebot beim RGU sowie zum Beratungsangebot der Münchner Aids-Hilfe. Die Dateneingabe erfolgte am RKI mit Hilfe der Software Voxco. Ein direkter Datentransfer in SPSS war möglich. Nach der ersten Dateneingabe wurden alle Eingaben von einer Person kontrolliert und korrigiert. Plausibilitätsprüfungen wurden durchgeführt. Abbildung 1: Schematische Darstellung des Studienablaufes vor Ort Analyse der Präventions- und Versorgungsstruktur vor Ort Identifizierung von PartnerEinrichtung vor Ort Bestimmung von Studienleitung und Peer Researchern Information und Einbeziehung von Einrichtungen für Flüchtlinge, HIVSchwerpunktärzten und HIV/STITestanbietern vor Ort Identifizierung von potentiellen Rekrutierungsorten (Mapping) Training von Peer Researchern Identifizierung und Sensibilisierung von Schlüsselpersonen Aufsuchende Rekrutierung durch Peer Researcher Schulung durch RKI und bereits ausgebildete Peer Researcher aus anderen Städten Regelmäßige Prozessevaluation: Unterstützung durch RKI Dateneingabe, Plausibilitätsprüfungen und Auswertung durch RKI Fragebogenadministration Interview oder selbstausgefüllt Beidseitige Vermittlung Test-und Beratungsangebot (aggregierte Daten) Ggf. Vermittlung ins Hilfesystem Gemeinsame Diskussion und Interpretation der Ergebnisse mit Peer Researchern Gemeinsame Entwicklung von Empfehlungen und Publikation dieser (verschiedene Ebenen) 5 5 Ergebnisse der Studienstadt München Insgesamt sind von Februar bis April 2015 504 Fragebögen am RKI eingegangen, von denen die meisten (n=491) in die Analysen eingeschlossen werden konnten. Gründe für den Ausschluss von Fragebögen waren fehlende Angaben zum Geschlecht, dass Befragte bzw. deren Eltern nicht aus einem Land Subsahara-Afrikas kamen sowie das unvollständige Ausfüllen von Fragebögen (≤60%). Ursprünglich nach München versandt wurden je 300 englisch- und französischsprachige sowie 200 Fragebögen auf Deutsch. Die Mehrheit der Fragebögen wurde von den Befragten selbst ausgefüllt (58%), 35% wurden in einem persönlichen und 7% in einem telefonischen Interview mit einem Peer Researcher ausgefüllt. 43% der Fragebögen waren englisch-, 40% französisch- und 17% deutschsprachig. 5.1 Beschreibung der Studienpopulation Von den 491 Fragebögen sind 252 von Männern und 239 von Frauen ausgefüllt worden, was einem Geschlechterverhältnis von 51% zu 49% entspricht; 53% der offiziell im Großraum München1 gemeldeten MiSSA sind männlich (Stand: 31.12.2013). Männer und Frauen wurden sowohl von männlichen als auch weiblichen Peer Researchern gleichermaßen gut erreicht. Der Altersmedian aller Befragten liegt bei 29 Jahren, der Mittelwert bei 32 Jahren. Frauen waren im Median mit 28 Jahren etwas jünger als die Männer (Median: 31 Jahre). Gleichzeitig waren Frauen häufiger bis einschließlich 30 Jahre (63% vs. 49%; OR=1,8; 95%-KI: 1,3-2,7)2 als die Männer, die entsprechend häufiger älter als 30 Jahre waren (Abbildung 2). Abbildung 2: Studienpopulation nach Altersgruppen und Geschlecht, n=462 100 Anzahl der Antworten Männer 80 Frauen 60 40 92 70 71 77 20 35 48 54 15 0 18 – 25 Jahre 26 – 35 Jahre 36 – 45 Jahre 45 Jahre und älter Es wurden somit vorwiegend Menschen im reproduktiven Alter erreicht. Die Alterspanne reichte bei Frauen von 18 bis 60 Jahren, bei Männern von 18 bis 67 Jahren. Peer Researcher bis einschließlich 30 1 Großraum München umfasst hier die Landkreise: München, kreisfreie Stadt, Bad-Tölz – Wolfratshausen, Dachau, Ebersberg, Erding, Freising, Fürstenfeldbruck, München, Landkreis und Starnberg. 2 OR = Odds Ratio: Quotenverhältnis, das etwas über die Stärke eines Zusammenhangs von zwei Merkmalen aussagt. Ein OR von 1 bedeutet, dass es keinen Unterschied gibt; ein OR von >1 bedeutet einen positiven Zusammenhang. 6 Jahre haben vorwiegend Befragte derselben Altersgruppe erreicht (65% vs. 47%; OR=2,1; 95%-KI: 1,43,0). Die Diversität der Befragten offenbart sich in der Altersstruktur, aber vor allem im Bereich der Bildung (Abbildung 3). So gab jeweils etwa ein Viertel der Befragten „Grundschule/ Hauptschule“ (25%) und „Studium“ (24%) als höchsten Schulabschluss an, die meisten Befragten hatten „Mittlere Reife oder Abitur“ (42%), 8% gaben an, keinen Schulabschluss zu haben. Männer gaben höhere Schulabschlüsse an als Frauen. So hatten 35% (n=87) der Männer ein Studium absolviert im Vergleich zu 13% der Frauen (n=31). Im Gegensatz dazu gab etwa jede dritte Frau „Grundschule/Hauptschule“ (31%, n=72) an, aber nur jeder fünfte Mann (n=49). Männer hatten dementsprechend seltener eine einfache Bildung (kein Abschluss, Grund- und Hauptschulabschluss) (26% vs. 42%; OR=0,5; 95%-KI: 0,3-0,7) als Frauen. Abbildung 3: Studienpopulation nach Bildungsabschluss und Geschlecht, n=484 Männer 0% 6% Frauen Grundschule/ Hauptschule 1% Mittlere Reife/ Abitur 20% 10% Studium 31% 13% 35% Ich habe keinen Abschluss 39% 45% Sonstiger Abschluss Nahezu jede/r dritte Befragte lebte zwischen einem und fünf Jahren in Deutschland (31%, n=147), jede/r Zehnte unter einem Jahr. 20 Jahre und länger lebten vor allem Männer in Deutschland (17%) im Vergleich zu nur etwa jeder fünfundzwanzigsten befragten Frau (4%). Seit Geburt lebten 7% der Befragten in Deutschland (Abbildung 4). Abbildung 4: Studienpopulation nach Zeit in Deutschland und Geschlecht, n=481 Anzahl der Antworten 80 Männer 70 Frauen 60 50 40 71 76 30 10 60 44 20 27 20 43 55 42 9 15 19 0 unter 1 Jahr 1 bis unter 5 5 bis unter 10 bis unter 20 Jahre seit Geburt Jahre 10 Jahre 20 Jahre und mehr 7 Sowohl unter Männern als auch Frauen gaben 8% die deutsche Sprache als Muttersprache an, jeweils 11% gaben an, kein Deutsch zu sprechen. Im Vergleich zu den Frauen, die häufiger angaben mittelmäßig (22%) oder wenig (17%) deutsch zu sprechen, schätzten die Männer ihre Deutschkenntnisse besser ein. Über die Hälfte gab an, sehr gut oder gut Deutsch zu sprechen (52%) (Abbildung 5). Verglichen mit der Aufenthaltszeit in Deutschland sprachen 96% der Befragten, die seit fünf Jahren oder länger hier leben, sehr gut Deutsch. Gar kein Deutsch zu sprechen, wurde von 98% der Befragten angegeben, die unter fünf Jahren hier lebten. Abbildung 5: Studienpopulation nach Deutschkenntnissen und Geschlecht, n=486 Anzahl der Antworten 80 Männer 70 Frauen 60 50 40 71 30 48 20 10 58 48 44 51 30 19 19 39 27 27 0 Muttersprache sehr gut gut mittelmäßig wenig gar nicht Ähnlich wie beim Geschlecht finden sich auch in Bezug auf die Geburtsregionen Parallelen zu den offiziell gemeldeten Migrant/innen. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten (52%) wurde in einem westafrikanischen Land geboren, Staatsangehörigkeit eines westafrikanischen Staates haben gemäß der Ausländerstatistik des Statistischen Bundesamtes im Großraum München 48% der Afrikaner/innen. Zentralafrikanische Geburtsländer sind mit 22% etwas über- und ostafrikanische mit 14% unterrepräsentiert. Eine zentralafrikanische Staatsangehörigkeit haben den offiziellen Daten zufolge 11% und eine ostafrikanische 33% der MiSSA im Großraum München ([10], aktualisiert, Stand: 31.12.2013). Dies ist ebenfalls im Vergleich der häufigsten Staatsangehörigkeiten mit den häufigsten angegebenen Geburtsländern zu erkennen – ostafrikanische Geburtsländer sind unter den Befragten unterrepräsentiert, insbesondere Personen, die in Somalia aber auch Äthiopien geboren wurden (Abbildung 6). Die größten Communities in München, nämlich die nigerianische und togolesische, konnten hingegen sehr gut erreicht werden. Etwas überrepräsentiert und dementsprechend besonders gut erreicht wurden Menschen aus Kongo, DR und Kamerun. Peer Researcher rekrutierten vorwiegend unter Personen, die aus den gleichen Ländern oder zumindest Regionen kamen, wie sie selbst. So wurden 91% der Befragten aus Äthiopien von einer Peer Researcherin aus demselben Land erreicht, genauso wie sie alle Teilnehmer/innen aus dem an Äthiopien angrenzenden Eritrea gewinnen konnte. Mehr als jede/r fünfte Befragte aus Nigeria wurde von einem Peer Researcher aus Nigeria erreicht (22%), zwei Drittel dieser Personen (66%) von zwei Peer Researchern aus dem ebenfalls westafrikanischen Sierra Leone. Diese beiden Peer Researcher rekrutierten ebenfalls einen Großteil der Befragten aus demselben Land wie sie (83%). Nahezu drei Viertel (72%) derjenigen aus Kongo, DR wurden von zwei Peer Researchern erreicht, die ebenfalls aus 8 diesem Land kamen. Menschen aus Togo, die zunächst unterrepräsentiert waren und nachrekrutiert wurden, wurden von den meisten Peer Researchern angesprochen, aber besonders gut von Peer Researchern aus westafrikanischen Staaten erreicht. Abbildung 6: Vergleich Staatsangehörigkeiten vs. Geburtsländer - Mapping vs. Studienpopulation Häufigste Staatsangehörigkeiten der MiSSA im Großraum München am 31.12.2013 (N=12.025, n ≥ 100) Nigeria Häufigste Geburtsländer der Befragten (n>5) Togo 53 Kongo, DR 1.360 Somalia 60 Togo 1.608 Äthiopien 69 Nigeria 2.055 48 Sierra Leone 1.242 Kongo, DR 644 Deutschland Senegal 619 Kamerun Ghana 604 Kenia 24 Kenia 599 Ghana 24 Äthiopien 23 Kamerun 494 Südafrika 464 Sierra Leone 301 Angola 279 Eritrea 152 Mosambik 129 Mali 28 15 Kongo Gambia 12 Senegal 11 Elfenbeinküste 11 242 Uganda 33 Gabun 8 117 Angola 7 Elfenbeinküste 112 Frankreich 6 Madagaskar 103 Burkina Faso 6 0 Westafrika 500 Zentralafrika 1000 Ostafrika 1500 2000 Südliches Afrika 0 Westafrika 20 Südliches Afrika 40 Zentralafrika 60 Ostafrika Deutschland Frankreich 80 Ihren Lebensunterhalt bestritt die Hälfte der Befragten durch Arbeit, am zweithäufigsten wurde staatliche Unterstützung angegeben (28%). Männer gaben häufiger an zu arbeiten als Frauen (54% vs. 45%; OR=1,5; 95%-KI: 1,02-2,1), demgegenüber gaben Frauen häufiger staatliche Unterstützung an (33% vs. 24%; OR=1,6; 95%-KI: 1,1-2,4). Beide Einkommensquellen gleichzeitig genannt wurden von 7% der Männer (n=4) und 9% der Frauen (n=7). 122 Frauen gaben an, Kinder zu haben (54%). Diese Frauen berichteten häufiger zu arbeiten, als diejenigen ohne Kinder (59% vs. 28%; OR=3,7; 95%-KI: 2,1-6,5), gleichzeitig bezogen Frauen mit Kindern häufiger staatliche Unterstützung als diejenigen ohne Kinder (41% vs. 25%; OR=2,1; 95%-KI: 1,2-3,7). Frauen ohne Kinder waren hingegen häufiger in der Ausbildung (29% vs. 1%; OR=47,6; 95%KI: 6,4-333,3) oder hatten ein Stipendium (7% vs. 1%; OR=8,5; 95%-KI: 1,04-71,4). Insgesamt spielten letztgenannte Einkommensquellen aber eine eher untergeordnete Rolle (Abbildung 7). 9 Abbildung 7: Studienpopulation nach Art des Lebensunterhalts, n=479 160 Männer Anzahl der Antworten 140 Frauen 120 100 80 135 106 60 40 20 18 19 31 7 5 8 12 13 Stipendium Familie 59 79 12 9 0 Ausbildung Ich arbeite Studentische Tätigkeit Staatliche Andere Unterstützung Unterstützung Die Geschlechterverteilung bei der Art des Lebensunterhaltes schlägt sich auch auf die monatlichen Nettoeinkommen nieder: Männer hatten häufiger über 1.000 € zur Verfügung (51% vs. 32%), Frauen hingegen häufiger unter 1.000 € (68% vs. 50%; OR=2,2; 95%-KI: 1,5-3,3)3. Hinsichtlich der Religionszugehörigkeit gaben 60% der Befragten an, Christen zu sein (n=285), ein Drittel war muslimischen Glaubens (n=152). Jede/r Siebzehnte gab an, keiner Religion anzugehören (6%, n=29) (Abbildung 8). Unterschiede in der Religionszugehörigkeit von Männern und Frauen gab es nicht. Abbildung 8: Studienpopulation nach Religionszugehörigkeit, n=481 6% 1% 33% 60% Islam Christentum keine Religion Andere Es wurde deutlich, dass Personen christlichen Glaubens häufiger oft am Gemeindeleben teilnehmen (56%), als Muslime (40%). Muslime gaben im Gegenzug häufiger an, gar nicht am Gemeindeleben teilzunehmen (14% vs. 5%) (Abbildung 9). 3 Ohne die Antwortkategorien „Ich habe kein eigenes Einkommen“ und „Ich möchte nicht antworten“. 10 Abbildung 9: Teilnahme am Gemeindeleben, Christen (n=285) und Muslime (n=152) im Vergleich 60% 50% 50% Christen 40% 30% 30% 56% 20% 20% 27% 10% 40% 34% 10% 12% 13% 14% selten gar nicht 5% 0% 0% oft 5.2 Muslime 40% manchmal selten gar nicht oft manchmal Gesundheitsversorgung Etwa drei von vier Männern waren regulär in das Gesundheitssystem eingebunden und über eine Krankenversicherungskarte versichert (77%, n=190), bei den Frauen trifft dies auf 80% zu (n=190). Unter den Männern benötigte jeder zehnte einen Behandlungsschein vom Sozialamt, wenn er einen Arzt aufsuchen wollte (10%, n=24) und mehr als jeder zehnte gab an, nicht versichert zu sein (11%, n=28). Unter den Frauen benötigte etwa jede siebte einen Behandlungsschein vom Sozialamt (14%, n=33), nicht versichert zu sein gab im Gegensatz zu den Männern jedoch nur jede fünfundzwanzigste an (4%, n=4) (Abbildung 10). Abbildung 10: Studienpopulation nach Krankenversicherungsstatus und Geschlecht, n=482 Männer Frauen 33 14% 24 10% 190 77% 56 23% 28 11% 4 2% 46 20% 190 80% 9 4% 4 2% Die Mehrheit der Studienteilnehmer/innen berichtete, bei gesundheitlichen Beschwerden zuerst zum Arzt zu gehen (77%), die am zweithäufigsten genannte Anlaufstelle stellt das Krankenhaus dar (36%). Dies wurde häufiger von Frauen angegeben (44% vs. 22%), genauso wie die Apotheke (31% vs. 22%). Lediglich 2% der Befragten wussten nicht, wohin sie sich im Falle von gesundheitlichen Beschwerden wenden könnten (n=11) (Abbildung 11). 11 Abbildung 11: Genutzte Hilfsangebote bei gesundheitlichen Problemen nach Geschlecht, n=490 4 250 Anzahl der Antworten Männer 200 Frauen 150 100 199 180 105 50 71 55 75 15 15 37 46 5 6 15 15 0 Arzt Krankenhaus Apotheke Afrikanischer Heiler Ich frage Ich weiß nicht Sonstiges Bekannte wohin Die zwei am häufigsten genannten Anlaufstellen wurden von den meisten Befragten auch innerhalb der letzten 12 Monate genutzt, 80% (n=389) berichteten in den letzten 12 Monaten beim Arzt oder im Krankenhaus gewesen zu sein. Mehr als die Hälfte von ihnen war innerhalb des letzten Monats beim Arzt oder im Krankenhaus (n=204). 7% der Befragten (n=35) gaben an, sich an den letzten Arztoder Krankenhausbesuch nicht erinnern zu können, wobei dies auf jeden zehnten Mann (n=29), aber nur auf jede fünfundzwanzigste Frau zutraf (n=10). 5.3 Beschneidung bei Männern und Frauen Ein Großteil der Befragten machte Angaben zur Frage nach Beschneidung. Nahezu alle Männer gaben an, beschnitten zu sein (n=217), lediglich auf 10 von ihnen traf dies nicht zu (Abbildung 12). Abbildung 12: Beschneidung bei Männern, n=227 96% beschnitten nicht beschnitten Unter den Frauen gab mehr als jede vierte an beschnitten zu sein (n=59) (Abbildung 13) – nach Aussagen der Peer Researcher ein unerwartet niedriger Wert. 4 Da Mehrfachangaben möglich waren, ergeben sich in der Summe mehr als 100%. 12 Abbildung 13: Beschneidung bei Frauen, n=219 Abbildung 14: Beschneidung Altersgruppen, n=57 bei Frauen nach 100% 27% 90% 80% 70% 60% 50% 40% beschnitten nicht beschnitten 30% 20% 10% 22% 31% 29% 31% 0% 18 bis 25 26 bis 35 36 bis 45 45 Jahre Jahre Jahre Jahre und älter In Bezug auf die Altersgruppen dieser Frauen zeigen sich kaum Unterschiede, am verbreitetsten war Beschneidung unter den 26- bis 35-Jährigen sowie unter denjenigen ab 45 Jahren (Abbildung 14). Die meisten der beschnitten Frauen lebten zwischen einem und fünf Jahren in Deutschland, eine dieser Frauen gab an, seit Geburt in Deutschland zu leben. Am meisten verbreitet war Beschneidung unter Frauen aus Ostafrika (43%, n=15) sowie aus Westafrika (33%, n=32). Ebenfalls zeigte sich, dass muslimische Frauen häufiger beschnitten waren als christliche (38% vs. 19%; OR=2,6; 95%-KI: 1,34,9). 5.4 Wissen zu Hepatitiden, HIV und STIs Bei den Wissensfragen sollten die Befragten angeben, ob ihnen die präsentierten, wahren Informationen schon bekannt waren oder nicht. In Bezug auf Virushepatitiden konnten einige Präventionsbedarfe festgestellt werden. Bei allen Fragen zeigte sich, dass insgesamt etwa ein Drittel (35%) bis nahezu zwei Drittel (63%) der Befragten über kein Wissen hinsichtlich der präsentierten Aussagen verfügte. Jeweils weitere zehn bis 18% waren unsicher, ob die Aussagen stimmen würden (Abbildung 15). Das eine unbehandelte Hepatitis zu Krebs führen kann, war sowohl unter Männern (58% wussten dies nicht) als auch unter Frauen (69%) die am wenigsten verbreitete Information. Über die Möglichkeit, sich durch eine Impfung gegen Hepatitis B schützen zu können, wussten 52% der Befragten Bescheid. Tatsächlich auch geimpft waren demgegenüber jedoch nur 39% der Studienpopulation, 36% waren nicht geimpft und 25% wussten dies nicht (n=469). Nahezu die Hälfte der Geimpften (44%) war über die Krankenversicherungskarte versichert. 42% der Nicht-Geimpften gaben an, Reisen ins Herkunftsland unternommen zu haben – hätten sich also auf Grund dieser Indikation gegen Hepatitis B impfen lassen können. Generell gibt es in Bezug auf das Wissen zu Hepatitis keine gravierenden geschlechterspezifischen Unterschiede. Lediglich drei der neun Aussagen waren Männern häufiger bekannt als Frauen: Die 13 Informationen zur Übertragung von Hepatitis B und C durch Blut sowie wiederbenutzte Nadeln und Spritzen (52% vs. 37%; OR=1,8; 95%-KI:1,3-2,7), zum häufig unbemerkten Verlauf einer chronischen Hepatitis (36% vs. 21%; OR=2,1; 95%-KI: 1,4-3,1) sowie zur Möglichkeit der wirksamen Behandlung einer chronischen Hepatitis (41% vs. 27%; OR=1,9; 95%-KI: 1,3-2,8). In anderen Subgruppen zeigen sich jedoch massive Unterschiede hinsichtlich der Bekanntheit der präsentierten Aussagen. Alle präsentierten Informationen waren häufiger bekannt unter Befragten die älter als 30 Jahre waren, unter Personen mit höheren Bildungsabschlüssen (Mittlere Reife/ Abitur und Studium), unter Befragten, die länger als fünf Jahre in Deutschland lebten sowie unter denjenigen, die bessere Deutschkenntnisse (Muttersprache, sehr gut und gut) angaben. Immerhin acht von neun Informationen waren denjenigen, die über die Versicherungskarte krankenversichert waren häufiger bekannt im Vergleich zu denjenigen, die einen Behandlungsschein vom Amt benötigten, die angaben nicht versichert zu sein sowie denjenigen, die nicht wussten, ob sie versichert sind. Ebenfalls acht von neun Informationen waren unter denjenigen häufiger bekannt, die über ein monatliches Nettoeinkommen von 1.000 € und mehr verfügten. Abbildung 15: Wissen der Studienpopulation zu Hepatitis Hepatitis ist eine Erkrankung der Leber. (n=486) 53% 10% 35% Hepatitis B und C können durch Blut sowie wiederbenutzte Nadeln und Spritzen übertragen werden. (n=484) 45% 14% 40% Hepatitis B kann auch beim Sex übertragen werden. (n=484) 44% 15% 40% Hepatitis B kann auch von der Mutter auf das Kind übertragen werden. (n=486) Eine chronische Hepatitis verläuft häufig so, dass man nichts davon bemerkt. (n=487) Eine unbehandelte Hepatitis kann zu Krebs führen. (n=486) 38% 28% Das wusste ich schon vorher. Ich war mir nicht sicher, ob das stimmt. Das wusste ich nicht. Ich verstehe diese Aussage nicht. 63% 18% 52% 16% 53% 13% 34% Gegen Hepatitis B kann man sich durch eine Impfung schützen. (n=484) 45% 18% 22% Eine chronische Hepatitis kann wirksam behandelt werden. (n=483) Gegen Hepatitis C gibt es keine Impfung. (n=485) 15% 17% 47% 12% 35% 63% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% 14 Nicht in dem Maße ausgeprägt waren die Unterschiede zwischen Christen und Muslimen (Christen: sechs Aussagen häufiger bekannt) sowie im Vergleich derjenigen, die angaben, in einer festen Partnerschaft zu leben oder nicht (feste/r Partner/in: fünf Aussagen häufiger bekannt) (Tabelle A 1 im Tabellenanhang Seite 43). Hinsichtlich der Religionszugehörigkeit ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen denjenigen, die angaben „oft“ am Gemeindeleben teilzunehmen verglichen mit denjenigen, die nur „manchmal“, „selten“ oder „gar nicht“ am Gemeindeleben teilnahmen; weder bei den Christen noch unter den Muslimen. Das Wissen zu HIV ist im Vergleich zu Hepatitis besser, obgleich auch hier Unsicherheiten bestehen. Eher allgemeine Aussagen, wie beispielsweise zu Übertragungswegen von HIV, waren jeweils mehr als drei Viertel der Befragten bekannt. Die Möglichkeit der HIV-Übertragung beim Sex war mit 97% nahezu allen Befragten bekannt. Im Gegensatz dazu war sich jedoch nahezu jede/r fünfte Befragte unsicher darüber oder wusste nicht, ob HIV durch Handschütteln oder Küssen übertragen werden kann (18%) sowie darüber, dass man nicht sehen kann, ob jemand HIV hat oder nicht (18%) (Abbildung 16). Unter den Männern war letztgenannte allgemeine Aussage zu HIV sogar diejenige, die am häufigsten mit „Das wusste ich nicht.“ beantwortet wurde (9%). Unter den Frauen war die Nicht-Heilbarkeit von HIV die unbekannteste Information (7% wussten dies nicht). Abbildung 16: Wissen der Studienpopulation zu HIV (allgemein) HIV und Aids gibt es auch in Deutschland. (n=486) 90% Aids wird durch ein Virus verursacht, das HIV heißt. (n=486) Man sieht nicht, ob jemand HIV hat. (n=484) Es gibt einen Test, der zeigen kann, ob jemand HIV hat oder nicht. (n=486) HIV wird NICHT durch Handschütteln oder Küssen übertragen. (n=487) 94% 82% 90% 82% HIV kann beim Sex übertragen werden. (n=489) HIV ist nicht heilbar. (n=484) Es gibt Medikamente, die Menschen mit HIV helfen gesund zu bleiben. (n=486) Das wusste ich schon vorher. 97% 82% 75% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Ich war mir nicht sicher, ob das stimmt. Das wusste ich nicht. Ich verstehe diese Aussage nicht. 15 Hinsichtlich dieser allgemeinen Informationen zu HIV zeigen sich keine geschlechterspezifischen Unterschiede. Befragte bis einschließlich 30 Jahre wussten seltener, dass HIV nicht heilbar ist (78% vs. 88%; OR=0,5; 95%-KI: 0,3-0,8) sowie dass es Medikamente gibt, die Menschen mit HIV helfen gesund zu bleiben (70% vs. 82%; OR=0,5; 95%-KI: 0,3-0,8). Die meisten Unterschiede gab es zwischen denjenigen mit niedrigeren Bildungsabschlüssen (Grund-/ Hauptschule, kein Abschluss) und denjenigen mit höheren Abschlüssen – unter letztgenannten waren sieben von neun Aussagen häufiger bekannt. Verglichen nach Religionen waren den Christen fünf der neun allgemeinen Aussagen zu HIV häufiger bekannt als Muslimen. Ebenso wie beim Thema Hepatitis gab es zu den allgemeinen Aussagen zu HIV keine signifikanten Unterschiede zwischen denjenigen, die angaben „oft“ am Gemeindeleben teilzunehmen verglichen mit denjenigen, die nur „manchmal“, „selten“ oder „gar nicht“ am Gemeindeleben teilnahmen; weder bei den Christen noch unter den Muslimen. Bei einzelnen Fragen waren sowohl ein Aufenthalt in Deutschland von mehr als fünf Jahren, bessere Deutschkenntnisse, ein monatliches Nettoeinkommen von 1.000 € und mehr, die Krankenversicherung über die Versicherungskarte sowie eine feste Partnerschaft mit mehr Wissen assoziiert (Tabelle A 2 im Tabellenanhang Seite 43). Neben diesen allgemeinen Aussagen zu HIV wurde jedoch auch spezifisches Wissen zu diesem Thema erhoben – zur Situation in Deutschland sowie zu Koinfektionen mit STIs und Tuberkulose. Über diese Informationen verfügte etwa ein Viertel (27%) bis nahezu die Hälfte (41%) der Befragten nicht und weitere 11% bis 18% waren sich unsicher über die präsentierten Informationen. Die Aussage zu Koinfektionen mit STIs verstand nahezu jede/r Zehnte (9%) und zu Tuberkulose jede/r Vierzehnte (7%) nicht (Abbildung 17). Abbildung 17: Wissen der Studienpopulation zu HIV (spezifisch) Afrikanerinnen und Afrikaner werden NICHT aus Deutschland ausgewiesen, nur weil sie HIV haben. (n=484) 41% In München kann man anonym und kostenlos einen HIV-Test machen (z.B. in der anonymen AidsBeratungsstelle im Gesundheitsamt). (n=484) Menschen, die eine sexuell übertragbare Infektion haben, haben ein erhöhtes Risiko, sich mit HIV anzustecken. (n=482) Menschen mit HIV haben ein erhöhtes Risiko, an Tuberkulose zu erkranken. (n=486) Das wusste ich schon vorher. Ich war mir nicht sicher, ob das stimmt. Das wusste ich nicht. Ich verstehe diese Aussage nicht. 18% 56% 36% 48% 39% 17% 14% 27% 41% 11% 34% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Neben geschlechterspezifischen Unterschieden – Männer wussten häufiger Bescheid über Koinfektionen mit STIs (46% vs. 26%; OR=2,4; 95%-KI: 1,6-3,4) sowie mit Tuberkulose (54% vs. 42%; 16 OR=1,7; 95%-KI: 1,2-2,4) als Frauen – zeigten sich auch in allen anderen betrachteten Subgruppen Unterschiede im Wissenstand (Tabelle A 3 im Tabellenanhang Seite 43). Befragten über 30 Jahren, Menschen mit höheren Bildungsabschlüssen (Mittlere Reife/ Abitur, Studium), Befragte, die länger als fünf Jahre in Deutschland lebten, Befragte mit guten Deutschkenntnissen, diejenigen mit einem monatlichen Nettoeinkommen von 1.000 € und mehr und Christen waren alle vier präsentierten Aussagen häufiger bekannt als denjenigen in den jeweiligen Vergleichsgruppen. Unter denjenigen mit Krankenversicherungskarte waren drei von vier Aussagen häufiger bekannt. Nicht assoziiert mit dem Krankenversicherungsstatus war das Wissen zu Koinfektionen mit STIs. Wenig verbreitet ist in all diesen Vergleichsgruppen das Wissen über das kostenlose und anonyme Testangebot am Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) in München. Diejenigen, die sich in einer festen Partnerschaft befanden, wussten häufiger, dass Afrikaner/innen nicht aus Deutschland ausgewiesen werden, nur weil sie HIV haben (47% vs. 33%; OR=1,8; 95%-KI: 1,2-2,6). Ebenfalls häufiger wussten die Befragten aus dieser Gruppe häufiger, dass die Infektion mit einer STI das Risiko erhöht, sich mit HIV anzustecken (40% vs. 31%; OR=1,5; 95%-KI: 1,04-2,3). Neben der Frage zu Koinfektionen von HIV und STIs wurde auch ganz konkret nach der Bekanntheit von STIs gefragt. Während Syphilis (63%) und Gonorrhoe (62%) mehr als der Hälfte der Befragten bekannt waren, traf dies bei Herpes nur noch auf jede/n Dritte/n (34%), bei Feigwarzen auf weniger als jede/n Vierte/n (24%) und bei Chlamydien sogar auf weniger als jede/n Fünfte/n (18%) zu. Nahezu jeder/m Vierten (24%) war keine dieser STIs bekannt (Abbildung 18). Abbildung 18: Bekanntheit von STIs in der Studienpopulation nach Geschlecht, n=481 44% Tripper (Gonorrhoe) 59% 67% Syphilis 32% 35% Herpes Frauen 27% 21% Feigwarzen Chlamydien 69% Männer 23% 13% 26% 21% Ich kenne keine davon 0% 20% 40% 60% 80% Geschlechterspezifische Unterschiede wurden bei Gonorrhoe und Chlamydien sichtbar. Gonorrhoe war häufiger unter Männern bekannt (69% vs. 55%; OR=1,8; 95%-KI: 1,3-2,6), Chlamydien hingegen unter Frauen (23% vs. 13%; OR=2; 95%-KI:1,2-3,2). In anderen Subgruppen zeigten sich z.T. aber mehr Unterschiede. Befragten über 30 Jahre waren Gonorrhoe und Syphilis häufiger bekannt; Befragten mit höherer Schulbildung waren alle genannten STIs häufiger bekannt. Auch bessere 17 Deutschkenntnisse, eine längere Aufenthaltszeit in Deutschland, die Höhe des monatlichen Nettoeinkommens (>1.000 €), der Krankenversicherungsstatus, christliche Religionszugehörigkeit sowie eine feste Partnerschaft waren mit einem besseren Wissen assoziiert (Tabelle A 4 im Tabellenanhang Seite 43). 5.5 HCV-, HIV- und STI-Testverhalten Weniger als jede/r fünfte Befragte hatte bereits einen Test auf Hepatitis C durchführen lassen (19%, n=90), mehr als die Hälfte gab an, noch nie einen solchen Test gemacht zu haben (58%, n=281). Mit nahezu jeder/m Vierten konnte allerdings auch ein erheblicher Teil der Studienpopulation keine Auskunft darüber geben und meinte, dies nicht zu wissen (23%, n=112). Unter den Männern war nahezu jeder vierte auf HCV getestet (24%, n=60), unter den Frauen hingegen weniger als jede achte (13%, n=30) (Abbildung 19). Unter denjenigen, die einen Test auf HCV hatten machen lassen, gab jede/r Dritte an, dies in den letzten 12 Monaten getan zu haben (33%), nahezu genauso viele Personen gaben an, vor einem bis fünf Jahren einen Test gemacht zu haben (31%), während dies bei etwa jeder/m Vierten länger als fünf Jahre zurücklag (26%). Jede/r Zehnte war sich über den Zeitpunkt des letzten HCV-Tests nicht sicher (11%). Unter den Getesteten (n=87) gab niemand an, ein positives Testergebnis erhalten zu haben. Zu 92% wurden die Testergebnisse als negativ angegeben, zwei Befragte gaben an, das Ergebnis nicht erhalten zu haben, fünf Personen wussten das Testergebnis nicht mehr und drei Personen machten hierzu keine Angabe. Abbildung 19: Studienpopulation nach HCV-Testung und Geschlecht, n=483 Männer 19% 24% Frauen Ja, Test wurde gemacht Nein, noch niemals getestet 13% 28% Weiß nicht 57% 59% Im Vergleich zur HCV-Testung waren die Testraten in Bezug auf HIV wesentlich höher. Jemals einen HIV-Test durchführen lassen hatten 62% der Befragten (n=300). 31% der Befragten, und damit nahezu jede/r Dritte, hatten noch nie einen HIV-Test machen lassen (n=149), 7% der Befragten wussten es nicht (n=33). In Bezug auf den HIV-Test gab es keine geschlechterspezifischen Unterschiede (Abbildung 20). Unter den Frauen zeigte sich allerdings, dass diejenigen, die Kinder 18 hatten, häufiger auf HIV getestet worden waren, als diejenigen ohne Kinder (78% vs. 50%; OR=3,6; 95%-KI: 1,96-6,4)5. Die meisten der Getesteten (n=283)6 gaben an, den Test vor einem bis fünf Jahren gemacht zu haben (44%), ein Viertel gab an, dass dies in den letzten 12 Monaten geschehen sei (25%). Bezüglich der Testergebnisse gab die Mehrheit an, HIV-negativ zu sein (87%), 9% der Getesteten wollten auf diese Frage nicht antworten und elf Personen gaben an, HIV-positiv zu sein (4%). Den letzten HIV-Test hatten diese Personen zu etwa einem Drittel in den letzten 12 Monaten machen lassen (36%), bei genauso vielen Personen wurde HIV vor fünf bis zehn Jahren diagnostiziert und bei drei Personen wurde der letzte Test vor einem bis fünf Jahren durchgeführt. Unter allen Getesteten wurde der letzte HIV-Test zu 80% in Deutschland durchgeführt, bei 14% geschah dies im Herkunftsland und bei 6% in einem anderen Land (n=289). Abbildung 20: Studienpopulation nach HIV-Testung und Geschlecht, n=482 Frauen Männer 8% 6% Ja, Test wurde gemacht 29% 63% Nein, noch niemals getestet 33% 61% Weiß nicht Gefragt nach dem Ort, an dem alle Befragte sich auf HIV testen lassen würden, war der Arzt/ die Ärztin mit 71% die am häufigsten genannte Kategorie, gefolgt von der Aids-Beratungsstelle (28%) und dem Gesundheitsamt (13%). Jede/r Zehnte gab an, sich an einem neutralen Ort in der Community testen lassen zu wollen. Nur 15 Personen wünschten sich einen anderen Testort; genannt wurden hier beispielsweise die Arbeit, die Unterkunft oder das Internet. Diejenigen, die noch nie einen HIVTest hatten machen lassen, gaben häufiger an, sich beim Arzt testen lassen zu wollen (79% vs. 65%; OR=2; 95%-KI: 1,2-3,2). Demgegenüber bevorzugten diejenigen, die bereits einen Test hatten machen lassen, die Aids-Beratungsstelle (33% vs. 22%; OR=1,8; 95%-KI: 1,1-2,8). Des Weiteren wurden die Studienteilnehmer/innen gefragt, ob sie jemals ohne Einverständnis auf HIV getestet worden wären, was von 15% mit „Ja“ und 27% mit „Weiß nicht“ beantwortet wurde. Die Situationen der Testung ohne Einverständnis zeigt Abbildung 21. Somit sind zwei Drittel der Männer und Frauen sicher oder meinen, als Asylsuchende/r ohne Einverständnis auf HIV getestet worden zu sein. Ebenfalls häufig genannt wurde von Frauen die Testung auf HIV ohne Einverständnis während der Schwangerschaft sowie von Männern, dass dies im Krankenhaus vorgekommen sei. 5 6 Ohne die Kategorie „Weiß nicht“ hinsichtlich der Frage, ob jemals ein HIV-Test durchgeführt wurde. Nur diejenigen, die auch eine Angabe zum Zeitpunkt des letzten HIV-Tests machten. 19 Im Rahmen des Asylverfahrens ohne Einverständnis auf HIV getestet worden zu sein gaben vorwiegend junge Befragte zwischen 18 und 35 Jahren an (n=48). Unter den Frauen traf dies häufiger auf diejenigen zwischen 18 und 25 Jahren zu (n=16), unter den Männern eher auf diejenigen zwischen 26 und 35 Jahren (n=11). Nahezu zwei Drittel der im Rahmen des Asylverfahrens ohne Einverständnis auf HIV Getesteten gab an, über die Krankenversicherungskarte versichert zu sein (n=44), mehr als ein Viertel von ihnen war über einen Behandlungsschein vom Sozialamt krankenversichert (n=19) und fünf dieser Personen gaben an, nicht krankenversichert zu sein. Die meisten der im Rahmen des Asylverfahrens ohne Einverständnis auf HIV Getesteten lebte zwischen einem und fünf Jahren in Deutschland (n=38), jede/r Fünfte zwischen fünf bis unter zehn Jahren (n=15). Niemand derjenigen, die seit 20 Jahren und länger in Deutschland lebten, gab an, im Rahmen des Asylverfahrens auf HIV getestet worden zu sein. Abbildung 21: Situationen der Testung auf HIV ohne Einverständnis nach Geschlecht, n=113 7 Bewerbung um Visum Als Asylsuchende/r Job/ Ausbildung Im Krankenhaus Schwangerschaft Beim Arzt Sonstige Situation 0 5 10 15 20 25 Anzahl der Angaben Männer: Ja Männer: Weiß nicht Frauen: Ja Frauen: Weiß nicht Diejenigen, die noch nie einen HIV-Test hatten machen lassen oder sich darüber unsicher waren, wurden nach den Gründen gefragt, warum sie dies bisher noch nicht getan hatten. Von mehr als der Hälfte wurde angegeben, dass sie nicht glaubten HIV-positiv zu sein (57%). Von nahezu jeder/m Siebten wurde die Abwesenheit von Symptomen, die auf eine HIV-Infektion hinweisen würden, 7 82 ohne Einverständnis auf HIV getestete Personen machten keine Angabe zur Situation, in der der HIV-Test ohne Einverständnis durchgeführt wurde. 20 angegeben (15%), von etwa jeder/m Zehnten wurde Treue als Grund berichtet. Demgegenüber gab insgesamt etwa jede/r Fünfte an, noch keinen HIV-Test gemacht zu haben, da er (11%) oder sie (27%) noch nie Sex hatte. Jeder zehnte Mann, der noch nie einen Test gemacht hatte oder sich darüber unsicher war, gab als Begründung mangelndes Vertrauen in die Einrichtungen an, in denen man einen Test machen könnte (Tabelle 1). Tabelle 1: Gründe, bisher keinen HIV-Test gemacht zu haben, n=162 Gründe, bisher keinen HIV-Test gemacht zu haben. (n=162) 9 Ich glaube nicht, dass ich HIV-positiv bin. Ich hatte keine Symptome, die auf eine HIVInfektion hinweisen. Weil ich meinem Partner/ meiner Partnerin treu bin. Es ist mir nicht wichtig (weil ich andere Sorgen habe). Ich vertraue den Einrichtungen nicht, in denen man einen Test machen kann. Ich habe große Angst, HIV-positiv zu sein. Ich weiß nicht, wo ich mich testen lassen kann. Ich hatte noch nie Sex. Ich benutze immer Kondome. 8 Männer Frauen Gesamt 44 (54,3%) 12 (14,8) 48 (59,3%) 12 (14,8%) 92 (56,8%) 24 (14,8%) 8 (9,9%) 7 (8,6%) 15 (9,3%) 4 (4,9%) 9 (11,1%) 13 (8,0%) 8 (9,9%) 3 (3,7%) 11 (6,8%) 6 (7,4%) 6 (7,4%) 9 (11,1%) 11 (13,6%) 4 (4,9%) 4 (4,9%) 22 (27,2%) 2 (2,5%) 10 (6,2%) 10 (6,2%) 31 (19,1%) 13 (8,0%) Neben der Bekanntheit von STIs wurde auch nach Testung auf selbige gefragt. Diejenigen, die mindestens eine STI kannten, sollten angeben, wann sie ihren letzten STI-Test gemacht hatten. Sowohl jeder dritte Mann (34%) als auch jede dritte Frau (33%) gab an, noch nie einen STI-Test gemacht zu haben, nahezu jeder fünfte Mann (19%) sowie jede vierte Frau (25%) wussten dies nicht. Unter denjenigen, die einen Test gemacht hatten, lag dies bei den meisten ein bis fünf Jahre zurück (Abbildung 22). Signifikante Unterschiede zwischen Männern und Frauen gab es nicht. Abbildung 22: Studienpopulation nach STI-Testung und Geschlecht, n=368 10 Im letzten Monat Männer 18 20 67 37 37 17 Frauen In den letzten zwölf Monaten Vor ein bis fünf Jahren 11 17 56 Länger als fünf Jahre her Weiß nicht 36 43 9 Noch nie 8 Da Mehrfachangaben möglich waren, ergeben sich in der Summe mehr als 100%. Nur diejenigen, die noch nie einen HIV-Test gemacht hatten oder dies nicht wussten. 10 Nur diejenigen, die mindestens eine STI kannten. 9 21 Diejenigen, die jemals einen STI-Test gemacht hatten, sollten angeben, wann sie das letzte Mal mit einer STI diagnostiziert wurden. Bei jedem/r zweiten Befragten wurde noch nie eine STI diagnostiziert (49%). Bei jedem/r achten Befragten lag die letzte STI-Diagnose fünf Jahre oder länger zurück, im letzten Monat mit einer STI diagnostiziert wurde jede/r Zwanzigste (Tabelle 2). Auch hier gab es keine signifikanten geschlechterspezifischen Unterschiede. Tabelle 2: Zeitpunkt der letzten STI-Diagnose der jemals Getesteten, n=160 Im letzten Monat In den letzten zwölf Monaten Vor ein bis fünf Jahren Länger als fünf Jahre her Weiß nicht Noch nie 5.6 11 Männer Frauen Gesamt 5 (5,6%) 5 (5,6%) 10 (11,1%) 17 (18,9%) 9 (10,0%) 44 (48,9%) 3 (4,3%) 2 (2,9%) 10 (14,3%) 8 (11,4%) 12 (17,1%) 35 (50,0%) 8 (5,0%) 7 (4,4%) 20 (12,5%) 25 (15,6%) 21 (13,1%) 79 (49,4%) Verhalten und Risikosituationen Nahezu jede sechste Person gab an, in den letzten zwölf Monaten keinen Sex gehabt zu haben (17%; n=75), insgesamt drei Personen machten darüber keine Angabe und weitere 8% der Befragten hatten noch niemals Sex (n=40). Mehr als jede/r zweite Befragte (53%) gab an, zwischen 16 und 20 Jahren das erste Mal Sex gehabt zu haben, nahezu jede vierte Frau (23%) war beim ersten Sex unter 16 Jahre alt. Etwa jede/r Siebte (14%) war zwischen 21 und 25 Jahren alt und nur 2% der Befragten waren beim ersten Sex über 25 Jahre alt. Der Großteil der Befragten gab an, sich ausschließlich zum anderen Geschlecht sexuell hingezogen zu fühlen (94%) und insgesamt 24 Personen fühlten sich entweder zu beiden Geschlechtern oder nur zum eigenen hingezogen (6%). Fünf Frauen und vier Männer gaben an, sich ausschließlich zum eigenen Geschlecht hingezogen zu fühlen, 24 Personen wollten diese Frage nicht beantworten. Weitere sechs Personen fühlten sich sexuell zu niemandem hingezogen und zehn Personen gaben an, dies nicht zu wissen (in Tabelle 3 nicht ausgewiesen). Obgleich die Peer Researcher berichteten, dass diese Frage gerade gegenüber älteren Befragten schwierig zu stellen war, zeigten sich keine signifikanten Unterschiede in deren Beantwortung zwischen Befragten bis einschließlich und über 40 bzw. 45 Jahren, auch wenn nur diejenigen betrachtet werden, die ein Interview mit dem Peer Researcher geführt haben. Von Befragten ab 50 Jahren wurde ausschließlich Anziehung zum anderen Geschlecht angegeben, hier konnten also auch keine Unterschiede festgestellt werden. Der Großteil der in den letzten zwölf Monaten sexuell Aktiven gab an, eine/n oder mehrere feste Sexpartner/in/nen zu haben (79%), wobei es keine signifikanten Unterschiede zwischen Männern und Frauen gab. Bei Betrachtung der Herkunft der festen Sexpartner/innen wurde deutlich, dass Männer häufiger angaben, feste Sexpartner/innen aus einem anderen Land als dem Herkunftsland oder Deutschland zu haben. Sex mit nicht-festen Partner/innen hatten Männer ebenfalls häufiger als Frauen, ebenso wie Sex mit festen und nichtfesten Partner/innen (Tabelle 3) innerhalb der letzten zwölf Monate. Des Weiteren hatten Frauen 11 Nur diejenigen, die den Zeitpunkt der letzten STI-Testung benennen konnten. 22 häufiger nur eine/n Sexpartner/in, Männer hingegen häufiger auch mehr als fünf Sexpartner/innen in den letzten zwölf Monaten, wobei bei letzter Aussage die geringe Fallzahl berücksichtigt werden muss (n=14). Tabelle 3: Sexualverhalten der Studienpopulation innerhalb der letzten 12 Monate, Vergleich nach Geschlecht Männer Sexuelle Attraktivität (n=404) ausschließlich zum anderen Geschlecht zu beiden Geschlechtern oder nur zum eigenen Sexuell aktiv (n=448) Sex mit festen Partner/innen (n=354) Herkunft der festen Sexpartner/innen (n=275) aus dem Herkunftsland aus Deutschland aus einem anderen Land Sex mit nicht-festen Partner/innen (n=342) Sex mit festen UND nichtfesten Partner/innen (n=273) 12 Anzahl Sexpartner/innen (n=205) Nur eine/n Sexpartner/in > fünf Sexpartner/innen Frauen OR 95%-KI 200 93,5% 180 94,7% 0,8 0,3-1,8 14 6,5% 10 5,3% 1,3 0,6-2,9 200 156 83,0% 80,8% 173 124 83,6% 77,0% 0,96 1,3 0,6-1,6 0,8-2,1 71 66 28 79 46,1% 42,9% 18,2% 43,2% 69 47 11 49 57,0% 38,8% 9,1% 30,8% 0,6 1,2 2,2 1,7 0,4-1,04 0,7-1,9 1,1-4,7 1,1-2,7 63 42,0% 25 20,3% 2,8 1,6-4,9 83 13 86,5% 13,5% 108 1 99,1% 0,9% 0,06 17,0 0,01-0,5 2,2-125 Mit nicht-festen Sexpartner/innen „immer“ Kondome zu benutzen, gaben insgesamt 45% der Befragten13 an, Frauen (56%) gaben dies häufiger an als Männer (39%), wobei dieser Unterschied nicht signifikant war (Abbildung 23). Jeder zehnte Mann gab an, „nie“ Kondome mit nicht-festen Sexpartner/innen zu benutzen. Abbildung 23: Kondomgebrauch der Studienpopulation mit nicht-festen Partner/innen, n=126 Frauen Männer 4% 10% 13% Immer 39% In der Hälfte der Fälle 14% 17% Meistens 10% Selten Nie 56% 13% 24% 12 13 Ohne die Kategorie „2-5 Partner/innen“ (Anzahl Sexpartner/innen beider Geschlechter aggregiert). Nur diejenigen, die auch Sex mit nicht-festen Partner/innen hatten. 23 Vier Männer, die angegeben hatten, mit mindestens einem anderen Mann Sex gehabt zu haben, berichteten inkonsistenten Kondomgebrauch mit nicht-festen Sexpartner/innen. Unter denjenigen, die eine/n feste/n Sexpartner/in und trotzdem Sex mit nicht-festen Partner/innen hatten, berichteten 43% der Männer (n=28) und 48% der Frauen (n=12) konsistenten Kondomgebrauch („immer“ mit nicht-festen Partner/innen). Kondomgebrauch beim letzten Sex gaben 38% der Befragten an, wobei es keinen signifikanten Unterschied zwischen Männern und Frauen gab. Mehr als jede/r vierte Befragte berichtete, manchmal auf Kondome zu verzichten, da man der/dem Partner/in treu sei (27%), gefolgt von dem Wunsch, ihr/ihm nah sein zu wollen (16%). Nahezu jede/r Fünfte berichtete, immer Kondome zu benutzen (18%) (Tabelle 4). Tabelle 4: Von der Studienpopulation angegebene Gründe für Kondomverzicht, n=388 Manchmal benutze ich keine Kondome, 14 weil… (n=388) … ich meinem Partner/ meiner Partnerin treu bin. … ich meinem Partner/ meiner Partnerin nah sein will. … ich Kondome grundsätzlich ablehne. ... mein Partner das nicht will. ... ich schwanger werden will/ wir Eltern werden wollen. ... es mir peinlich ist. ... ich aus religiösen Gründen dagegen bin. ... mein Partner sonst denkt, ich gehe fremd oder bin HIV-positiv. … ich keinen Sex habe. Ich benutze immer Kondome Männer Frauen Gesamt 45 (22,6%) 58 (30,7%) 103 (26,5%) 36 (18,1%) 27 (14,3%) 63 (16,2%) 32 (16,1%) 27 (13,6%) 16 (8,0%) 29 (15,3%) 28 (14,8%) 30 (15,9%) 61 (15,7%) 55 (14,2%) 46 (11,9%) 22 (11,1%) 16 (8,0%) 14 (7,0%) 17 (9,0%) 19 (10,1%) 12 (6,3%) 39 (10,1%) 35 (9,0%) 26 (6,7%) 21 (10,6%) 26 (13,8%) 47 (12,1%) 44 (22,1%) 26 (13,8%) 70 (18,0%) Frauen begründeten Kondomverzicht häufiger damit, schwanger/Eltern werden zu wollen (16% vs. 8%; OR=2,2; 95%-KI: 1,1-4,1), Männer hingegen gaben häufiger an, immer Kondome zu benutzen (22% vs. 14%; OR=1,8; 95%-KI: 1,1-3,0). Weitere geschlechtsspezifische Unterschiede zeigten sich nicht. Die Kategorien „... weil ich zu viel Alkohol getrunken habe“ (3%, n=11) sowie „... weil ich Drogen genommen habe (z.B. Speed, Cannabis, Kokain...)“ (0,3%, n=1) wurden von sehr wenigen Befragten als Gründe für Kondomverzicht genannt. Dabei gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen Männern und Frauen. Ein Vulnerabilitätsfaktor für eine Infektion mit HIV, Hepatitis oder anderen STIs ist sexuelle Gewalt, nach deren Erleben ebenfalls gefragt wurde. Mehr als jede siebte Frau berichtete, ein- oder mehrmals zum Sex gezwungen worden zu sein (13%; n=27), es wurde sogar ein höherer Anteil an Frauen mehr als einmal zum Sex gezwungen. Unter den Männern berichtete mehr als jeder fünfzehnte von ein- oder mehrmaligen Zwang (6%; n=15) (Abbildung 24). Frauen erlebten sexuelle Gewalt der Selbstauskunft nach am häufigsten im Herkunftsland (75%), gefolgt von anderen Ländern 14 Nur Antworten > 5%, da Mehrfachangaben möglich waren, ergeben sich in der Summe mehr als 100%. 24 (32%) und jede vierte berichtete, diese Form der Gewalt in Deutschland erlebt zu haben (25%)15. Männer erlebten sexuelle Gewalt zum Großteil in Deutschland (75%), gefolgt vom Herkunftsland (29%). In der Fokusgruppendiskussion mit den Peer Researchern wurden für den hohen Anteil der Männer, die sexuelle Gewalt in Deutschland erlebt hatten mehrere mögliche Gründe angeführt: sexuelle Abhängigkeit wegen des Aufenthaltsstatus, Rassismus und Sexismus in MSM-Communities, die Möglichkeit der Prostitution sowie eventuelle Gefängnisaufenthalte, nachdem jemand nach illegalisierter Einreise/Aufenthalt aufgegriffen wurde. Abbildung 24: Studienpopulation nach erlebter sexueller Gewalt, n=42 8% 7% 6% 5% 4% 8% 3% 2% 6% 5% 1% 2% 0% Männer Frauen Ja, einmal 5.7 Ja, mehrmals Verhalten gegenüber HIV-Positiven Einige Fragen befassten sich mit der potentiellen Stigmatisierung von HIV-Positiven innerhalb der afrikanischen Communities. Zunächst wurden die Teilnehmer/innen gefragt, wie sie sich gegenüber einer Person mit HIV verhalten würden. Mehr als drei von vier Befragten gaben an, sich einer Person mit HIV gegenüber genauso zu verhalten (78%), wie gegenüber jeder anderen Person, wobei Männer dies häufiger angaben (83% vs. 73%; OR=1,8; 95%-KI: 1,1-,8). Frauen gaben hingegen öfter meidendes, stigmatisierendes Verhalten an. Sie berichteten häufiger, körperliche Berührungen zu vermeiden (21% vs. 14%; OR=1,7; 95%-KI:1,1-2,7) oder es zu vermeiden, mit einer HIV-positiven Person gesehen zu werde (19% vs. 7%; OR=3,2; 95%-KI: 1,8-5,8). Männer gaben hingegen öfter an, sich anders zu verhalten (5% vs. 1%; OR=3,6; 95%-KI: 1,001-13,2). Genannt wurde hierbei mehrfach, dass man HIV-Positive mit Vorsicht behandeln würde, andererseits aber auch, dass Befragte für sie beten würden (Abbildung 25). Ebenfalls wurde danach gefragt, ob die Teilnehmer/innen jemanden mit HIV persönlich kennen würden, was von 183 Personen (40%) bejaht wurde. Nicht einmal jede/r zweite Befragte kannte 15 Da Mehrfachangaben möglich waren, ergeben sich in der Summe mehr als 100%. 25 demnach jemanden, der HIV hat. Es gab hierbei keine geschlechterspezifischen Unterschiede. Personen, die jemanden mit HIV kannten, gaben häufiger an, zu vermeiden mit dieser Person gesehen zu werden (19% vs. 10%; OR=2,2; 95%-KI: 1,3-3,8). 16 Abbildung 25: Verhalten gegenüber HIV-positiven Personen nach Geschlecht, n=480 90% 80% 70% 60% 50% 40% 83% Männer 73% 30% Frauen 20% 10% 14% 21% 7% 19% 6% 10% 5% 1% 0% Ich verhalte mich genauso wie jeder anderen Person gegenüber Ich vermeide körperliche Berührungen Ich vermeide es, Ich mache dieser Ich verhalte mich mit dieser Person Person anders… gesehen zu (insgeheim) werden Vorwürfe Etwas mehr als jede/r dritte Befragte gab des Weiteren an, schon einmal im persönlichen Umfeld erfahren zu haben, dass HIV-Infizierte oder Aids-Kranke schlecht behandelt wurden (34%). Als letzte Frage zu diesem Themenkomplex wurde Auskunft darüber erbeten, ob HIV/Aids ein Thema sei, über das im Umfeld der Teilnehmer/innen gesprochen würde, was von nahezu der Hälfte bejaht wurde (45%). Männer gaben dies häufiger an als Frauen (50% vs. 40%; OR=1,5; 95%-KI: 1,01-2,1). 5.8 Informationswünsche der Befragten Abschließend wurden die subjektiven Präventionsbedürfnisse und Informationswünsche abgefragt. Mehr als drei von vier Befragten wünschten sich mehr Informationen zu Virushepatitiden, STIs und HIV (76%). Die meisten Befragten gaben an, Informationen zu Hepatitis B und C erhalten zu wollen (57%), gefolgt von HIV, worüber gern 55% mehr wissen wollten. Ebenfalls 55% wollten mehr zu STIs wissen, die Schutzmöglichkeiten vor diesen Infektionen lagen an vierter Stelle der gewünschten Informationen (54%). Ein gutes Drittel der Befragten wünschte sich aber auch Informationen zu Unterstützungsmöglichkeiten für Menschen mit HIV/Aids (33%) (Abbildung 26). 16 Da Mehrfachangaben möglich waren, ergeben sich in der Summe mehr als 100%. 26 Abbildung 26: Informationswünsche der Studienpopulation, n=356 Übertragungsrisiken von Hepatitis B und C 202 Übertragungsrisiken von HIV 197 Übertragungsrisiken von anderen sexuell übertragbaren Infektionen 194 Schutzmöglichkeiten (vor HIV und STI) 191 Medizinische Behandlung (in Bezug auf HIV und Hepatitis) 151 Test- und Untersuchungsangebote 139 Übertragungsrisiken von Tuberkulose 133 Unterstützung für Menschen mit HIV/Aids 119 Unterstützung für Angehörige 91 Sonstiges... 12 0 50 100 150 200 Die am häufigsten genannte gewünschte Informationsquelle war das medizinische Personal (44%), gefolgt von der Beratungsstelle (42%). Die von den Hamburger Peer Researchern in die Diskussion gebrachte Informationsquelle „Durch Handys/ Smartphones“ wurde von den in München Befragten gut angenommen und lag mit 36% an dritter Stelle (Abbildung 27). Hinsichtlich der gewünschten Informationsquellen wurde eine Reihe von Unterschieden in Subgruppen deutlich. Frauen wünschten sich eher Informationen von Personen aus ihrem Umfeld (31% vs. 20%; OR=1,7; 95%-KI: 1,1-2,8) als Männer. Personen mit höheren Schulabschlüssen wünschten sich eher Flyer bzw. Broschüren (37% vs. 17%; OR=2,8; 95%-KI: 1,6-4,8) oder Informationen von Websites (47% vs. 22%; OR=3,2; 95%-KI: 1,9-5,2), bevorzugten also Quellen, um sich selbst zu informieren. Personen über 30 Jahre bevorzugen eher Beratungsstellen (53% vs. 32%; OR=2,5; 95%-KI: 1,6-3,9), medizinisches Personal (53% vs. 35%; OR=2,2; 95%-KI: 1,4-3,3), Flyer bzw. Broschüren (41% vs. 20%; OR=2,9; 95%-KI: 1,8-4,6) oder würden gern eine Informationsveranstaltung besuchen (30% vs. 16%; OR=2,2; 95%-KI: 1,3-3,8); wären also demnach bereit, zur Informationsbeschaffung bestehende Angebote aufzusuchen. Jüngere Befragte bis 30 Jahre bevorzugen hingegen Handys/Smartphones (46% vs. 26%; OR=2,4; 95%-KI: 1,5-3,8) oder soziale Netzwerke im Internet (36% vs. 22%; OR=2,0; 95%-KI: 1,2-3,2), um sich über HIV, Hepatitis oder STIs zu informieren. 27 Abbildung 27: Gewünschte Informationswege der Studienpopulation, n=357 Durch medizinisches Personal 156 Durch Beratungsstellen 149 Durch Handys/ Smartphones 129 Durch Radio und Fernsehen 118 Durch soziale Netzwerke im Internet (wie z.B. Facebook) 109 Durch Flyer/ Broschüren 106 Durch Personen aus meinem Umfeld 90 Durch Teilnahme an einer Informationsveranstaltung 81 Durch Freunde 59 Sonstiges... 8 0 5.9 40 80 120 160 Unterschiede in der Beantwortung der Fragen nach Ausfüllmodus Die Befragungsergebnisse wurden nach Ausfüllmodi verglichen, um mögliche Unterschiede zwischen Personen, die im Interview befragt wurden und die den Fragebogen selbst ausgefüllt haben zu identifizieren. Personen, die den Fragebogen selbst ausgefüllt haben, waren jünger (Median: 27 Jahre vs. 31 Jahre; p=0,001) (Mann-Whitney U-Test), ebenfalls hielten sie sich im Mittel kürzer in Deutschland auf, als diejenigen, die ein Interview führen wollten17 (Median: 59 Monate vs. 96 Monate; p<0,001) (Mann-Whitney U-Test). Hinsichtlich weiterer soziodemographischer Merkmale zeigen sich signifikante Unterschiede lediglich in Bezug auf den Lebensunterhalt sowie die Höhe des Einkommens. Befragte im Interview gaben häufiger an zu arbeiten (61% vs. 41%; OR=2,2; 95%-KI: 1,5-3,2) und gleichzeitig seltener, staatliche Unterstützung zu bekommen (21% vs. 34%; OR=0,5; 95%-KI: 0,3-0,8). In selbst ausgefüllten Fragebögen wurde darüber hinaus häufiger ein Einkommen von unter 1.000 € berichtet (67% vs. 49%; OR=2,1; 95%-KI: 1,4-3,1). 17 Ohne diejenigen, die in Deutschland geboren wurden. 28 Beim Wissen zu Hepatitis wurde deutlich, dass der Ausfüllmodus Auswirkungen auf die in diesem Bereich gemachten Angaben hat – im Interview Befragten waren fünf Aussagen zu Hepatitis häufiger bekannt als denjenigen, die den Fragebogen selbst ausgefüllt hatten (Tabelle A 1 im Tabellenanhang Seite 43). Interviewte gaben daneben auch häufiger an, gegen Hepatitis B geimpft zu sein (62% vs. 44%; OR=2,0; 95%-KI: 1,3-3,1)18. Dieser Effekt wurde ebenfalls in Bezug auf HIV deutlich. Von den allgemeinen Aussagen wurden drei von den Interviewten häufiger gewusst. Zwei der drei Aussagen („Man sieht nicht, ob jemand HIV hat.“ sowie „HIV wird nicht durch Handschütteln oder Küssen übertragen.“) waren eher solche, die sich auf ein Verhalten gegenüber Personen (ggf. mit HIV) beziehen – die Vermutung des sozial erwünschten Antwortverhaltens liegt hier demnach besonders nahe (Tabelle A 2 im Tabellenanhang Seite 43). Unterschiede hinsichtlich des Ausfüllmodus bei den spezifischen Informationen zu HIV zeigten sich nur bei der Möglichkeit der Koinfektion mit Tuberkulose (Tabelle A 3 im Tabellenanhang Seite 43), auch dies wurde von Interviewten häufiger gewusst. Ebenfalls häufiger bekannt unter Interviewten war Herpes. Bei Gonorrhoe zeigte sich jedoch, dass diese STI unter denjenigen besser bekannt war, die den Fragebogen selbst ausgefüllt hatten (Tabelle A 4 im Tabellenanhang Seite 43). In Bezug auf das Testverhalten wurden weder bei Hepatitis C noch bei HIV Unterschiede in diesen Gruppen deutlich, auch nicht bei der Frage nach den Testergebnissen. Diejenigen, die den Fragebogen selbst ausgefüllt hatten, gaben häufiger an, schon einmal einen Test auf STIs gemacht zu haben (53% vs. 33%; OR=2,3; 95%-KI: 1,5-3,5), demgegenüber berichteten Interviewte häufiger von STI-Diagnosen (57% vs. 30%; OR=3,1; 95%-KI: 1,5-6,2). Keinen Einfluss hatte der Ausfüllmodus auf den Fragenteil zum Thema Sex und Beziehungen. Weder hinsichtlich der Beantwortung der Frage nach sexueller Attraktivität, noch hinsichtlich der Frage nach Sex mit nicht-festen Partner/innen noch in Bezug auf die angegebene Anzahl an Sexpartner/innen in den letzten zwölf Monaten wurden Unterschiede zwischen Interviewten und denjenigen, die den Fragebogen selbst ausgefüllt hatten, deutlich. Unterschiede in der Beantwortung der Fragen zum Verhalten gegenüber HIV-Positiven nach Ausfüllmodus wurden hingegen deutlich. Diejenigen, die den Fragebogen im Interview ausgefüllt hatten, gaben häufiger an, zu vermeiden mit HIV-positiven Personen gesehen zu werden (17% vs. 10%; OR=1,9; 95%-KI: 1,1-3,3). Dieselbe Personengruppe gab ebenfalls häufiger an, schon einmal erlebt zu haben, dass HIV-Infizierte oder Aids-Kranke im Umfeld schlecht behandelt wurden (39% vs. 30%; OR=1,5; 95%-KI: 1,02-2,2). Im Interview Befragte gaben des Weiteren häufiger an, dass HIV/Aids ein Thema sei, über das in ihrem Umfeld gesprochen würde (49% vs. 40%; OR=1,5; 95%-KI: 1,01-2,1). Beim Abschlusstreffen in München wurde angeregt, die Interviewführung gendersensibel zu gestalten, so dass Frauen eher Frauen befragen zu sensiblen Themen wie Beschneidung und Sexualität. Daher wurde geprüft, ob das Geschlecht des interviewenden Peer Researchers einen Einfluss auf die Beantwortung der Frage nach Beschneidung bei Frauen hat. Es ließ sich allerdings kein signifikanter Einfluss feststellen. Auch bei der Frage zur Anzahl der Sexpartner/innen in den letzten 12 Monaten spielte es weder bei Männern noch bei Frauen eine Rolle, ob sie von einem männlichen oder einer weiblichen Peer Researcherin befragt wurden. 18 Ohne die Kategorie „Weiß nicht“ bei der Frage nach einer Hepatitis B-Impfung. 29 5.10 Inanspruchnahme des Testangebots bei der anonymen Aids-Beratungsstelle im Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) Während der Datenerhebung und darüber hinaus wurde am RGU bei Kontakten mit Afrikaner/innen in der Testberatung danach gefragt, ob sie aufgrund der MiSSA-Studie vom Testangebot wüssten und daher vor Ort wären. In der Studie selbst wurde ja an dieses Testangebot verwiesen. In die Datenbank des RGU wurde eine Kategorie „MiSSA-Studie“ aufgenommen, die angegeben werden konnte, wenn Afrikaner/innen wegen der Studie das Angebot wahrnehmen wollten. Leider war bis Mitte Juli 2015 niemand explizit wegen der Studie am RGU, was jedoch auch damit begründet werden könnte, dass niemand dies zugeben wollte. Abbildung 28 zeigt die monatlichen Kontakte mit Afrikaner/innen am RGU von Januar 2014 bis Juni 2015. Während des Studienzeitraumes ist die Anzahl der Kontakte etwas zurückgegangen, möglicherweise aufgrund der Befürchtung, dort jemanden zu treffen. Doch auch bis Ende Juni zeigte sich kein Anstieg in den Kontaktzahlen. Sie sollten trotz allem weiter beobachtet werden. Abbildung 28: Anzahl der monatlichen Kontakte mit Afrikaner/innen am RGU Januar 2014 - Juni 2015, n=260 Anzahl der Kontakte, monatlich 30 Studienzeitraum 25 20 15 10 5 0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Jan Feb Mrz Apr Mai Jun 2014 2014 2014 2014 2014 2014 2014 2014 2014 2014 2014 2014 2015 2015 2015 2015 2015 2015 Wie die Peer Researcher berichteten, wurden die Flyer zum Testangebot und generell die Give-AwayTütchen (mit dem Flyer zum Testangebot und einem zur Münchner Aids-Hilfe, einem Kondom, einem Schlüsselanhänger und einem Kugelschreiber) nicht besonders gut angenommen. Häufig haben Befragte den Flyer auch nicht gelesen und nachgefragt, wo man einen Test machen könnte. Abbildung 29 zeigt einen Vergleich der Staatsangehörigkeiten der am 31.12.2013 im Ausländerzentralregister im Großraum München gemeldeten MiSSA mit den Herkunftsländern derjenigen Afrikaner/innen, die im Zeitraum Januar 2014 bis Juni 2015 das Test- und Beratungsangebot am RGU aufgesucht hatten. Hier wird deutlich, dass die großen Communities aus Nigeria und Togo gut mit dem Angebot am RGU erreicht werden und dieses auch wahrnehmen. 30 Ebenfalls wird das Angebot von Menschen aus ostafrikanischen Staaten gut besucht; auch von Personen aus Somalia, die ja mit dieser Studie nicht besonders gut erreicht werden konnten. Abbildung 29: Vergleich Staatsangehörigkeiten vs. Herkunftsländer derjenigen mit Kontakt zum RGU Januar 2014 - Juni 2015, n=260 Häufigste Staatsangehörigkeiten der MiSSA im Großraum München am 31.12.2013 (N=12.025, n ≥ 100) Nigeria 2.055 Togo 1.608 Äthiopien 1.360 Somalia Herkunftsländer der MiSSA, die die Testberatung des RGU aufsuchten, Jan 2014 - Jun 2015 (n≥5) Nigeria Kenia 36 Togo 25 1.242 Kamerun Kongo, DR 644 Senegal 619 Südafrika Ghana 604 Äthiopien 599 Somalia Kenia Kamerun 494 Südafrika 464 Sierra Leone 301 Angola 279 Eritrea 152 Mosambik 129 Mali 117 Elfenbeinküste 112 Madagaskar 103 0 500 Zentralafrika 19 18 14 13 Ghana 10 Senegal 9 Elfenbeinkü… 242 Uganda Westafrika 25 9 Uganda 1000 Ostafrika 1500 2000 Südliches Afrika 7 Sierra Leone 6 Kongo 6 Gambia 5 Burkina Faso 5 0 Westafrika 10 20 Zentralafrika 30 Ostafrika 40 50 60 Südliches Afrika 31 6 Diskussion Die präsentierten Ergebnisse wurden den Peer Researchern vorgestellt und gemeinsam diskutiert und interpretiert. Im Folgenden werden diese Überlegungen skizziert und die Ergebnisse im Kontext von anderen wissenschaftlichen Studien diskutiert. 6.1 Sozidemographische Aspekte Mit der MiSSA-Studie in München wurde eine sehr heterogene Gruppe von Afrikaner/innen erreicht. Gemäß der Ausländerstatistik des Statistischen Bundesamtes betrug das Geschlechterverhältnis der im Großraum München im Ausländerzentralregister verzeichneten MiSSA am 31.12.2013 53% Männer zu 47% Frauen ([10], aktualisiert, Stand: 31.12.2013). Das Geschlechterverhältnis zum Rekrutierungsstand Ende März 2015 betrug 57% Männer. Durch gezielte Nachrekrutierung von Frauen wurde am Ende ein Geschlechterverhältnis von 51% Männern und 49% Frauen realisiert, was den offiziellen Daten besser entspricht. Hinsichtlich der Altersverteilung wurden vor allem Personen im reproduktiven Alter erreicht; der Altersmedian lag bei 29 Jahren. Diese wurden vor allem von zwei in der Rekrutierung besonders engagierten jungen Peer Researchern bis 30 Jahre erreicht. Die Diversität der Befragten zeigte sich v.a. im Bereich der Bildung. Ein Drittel hatte einen eher niedrigen Schulabschluss (kein Abschluss, Grund- und Hauptschulabschluss) (33%) und nicht ganz ein Viertel (24%) hatte ein Studium absolviert. Besonders im Vergleich zu nationalen und internationalen Studien mit ähnlichem Personenkreis kann diese Bildungsverteilung als Erfolg bezeichnet werden, da – wie auch schon in der Pilotstudie in Hamburg – kein Bildungsbias ausgemacht werden kann. Bei PaKoMi Hamburg hatte mehr als ein Drittel der Befragten (37%) einen Studienabschluss [6]. Auch in der britischen Bass Line-Studie von 2008 waren Teilnehmer/innen mit hoher Bildung (74%) eher überrepräsentiert [9]. Im Hinblick auf die Geburtsländer der Befragten sind die großen Communities in München gut vertreten (Nigeria, Togo, Kongo (DR)) ([10], aktualisiert, Stand: 31.12.2013, wenn auch Personen aus Ostafrika, insbesondere aus Somalia, nicht besonders gut erreicht werden konnten. Nach Aussagen der Peer Researcher liegt dies daran, dass Personen aus Somalia eher unter sich bleiben würden, misstrauisch seien und auch die Sprache eine Barriere darstellen würde, diese Gruppe zu erreichen. Da jedoch eine Peer Researcherin aus Äthiopien besonders gut Menschen aus demselben Land und dem Nachbarland Eritrea erreichen konnte, sollten in künftigen Studienstädten mehr Peer Researcher aus ostafrikanischen Ländern einbezogen werden, wenn diese Länder im Mapping als für die Stadt relevant identifiziert werden. Beim Vergleich mit den offiziell im Ausländerzentralregister verzeichneten Afrikaner/innen muss jedoch immer beachtet werden, dass damit Eingebürgerte, in Deutschland geborene Personen afrikanischer Herkunft sowie diejenigen ohne Aufenthaltsstatus außen vorgelassen werden und dementsprechend die Zusammensetzung der Communities real etwas anders aussehen kann. In Bezug auf den Lebensunterhalt und das verfügbare monatliche Nettoeinkommen wurde deutlich, dass Männer häufiger arbeiten und höhere Einkommen beziehen als Frauen, Frauen hingegen 32 häufiger staatliche Unterstützung erhalten. Auf dem Abschlusstreffen in München wurde vorgeschlagen, dass dies mit der Kindererziehung durch die Frauen zusammenhängen könnte, was jedoch eine nachträgliche Datenanalyse nicht bestätigte. Hierzu wurde lediglich deutlich, dass Frauen ohne Kinder sich häufiger in der Ausbildung (Berufsausbildung, Stipendium) befinden. Eine weitere Vermutung kann die sein, dass alleinerziehende Frauen öfter staatliche Unterstützung erhalten würden, doch auch dies bestätigen die Daten nicht. Allerdings zeigt sich ein deutlicher Gender Pay Gap – Männer, die arbeiten, verdienen seltener unter 1.000 € als arbeitende Frauen (12% vs. 38%; OR=0,2; 95%-KI: 0,1-0,4), was jedoch auch mit möglicherweise häufigerer Teilzeitbeschäftigung bei Frauen zusammenhängen kann. Frauen beziehen aber nicht öfter staatliche Unterstützung trotz Arbeit. Insgesamt scheint sich hier also ein Trend in der Gruppe der Afrikaner/innen fortzusetzen, der auch in der Allgemeinbevölkerung durchaus verbreitet ist. Begründet werden kann dieser Trend im Münchner Sample allerdings auch damit, dass Frauen jünger waren als Männer sowie ebenfalls häufiger niedrigere Bildungsabschlüsse (keinen Abschluss, Grund- und Hauptschulabschluss) hatten. Bezüglich des Krankenversicherungsstatus wurde deutlich, dass ein Viertel der Männer und ein Fünftel der Frauen nicht in die Regelversorgung eingebunden ist. Jeweils etwa jeder zehnte Mann gab an, entweder einen Behandlungsschein zu benötigen oder nicht versichert zu sein. Unter den Frauen benötigten 14% einen Behandlungsschein, aber nur 4% gaben an, nicht versichert zu sein. Die Frage nach dem Krankenversicherungsstatus war von der Arbeitsgruppe ursprünglich als Proxy für den Aufenthaltsstatus vorgesehen und wurde nach Verwirrung über die verschiedenen Arten und Umfänge der Versicherungsleistungen (Versicherungskarte, Behandlungsschein, Notfallversorgung) in Hamburg um weitere Kategorien ergänzt. Diejenigen, die nun in München angaben, nicht versichert zu sein, müssen trotzdem keine Menschen sein, die sich ohne Aufenthaltsstatus in Deutschland aufhalten, da in der Erstaufnahmeeinrichtung in München (Bayernkaserne) seit Ende 2014 eine medizinische Versorgung für Geflüchtete („Refudocs“) etabliert wurde, für die ebenfalls kein Behandlungsschein notwendig ist, sondern nur die Bescheinigung über die Meldung als Asylsuchender (BüMA). In Hamburg wurden einige Personen ohne Papiere erreicht, da dort zur Zeit der Datenerhebung im Protestcamp der „Lampedusa-Gruppe“ rekrutiert werden konnte. In München am Sendlinger Tor existierte ein solches Protestcamp ebenfalls, dieses war jedoch zum Zeitpunkt der Datenerhebung bereits geräumt worden, so dass keine Aussage darüber möglich ist, ob Personen aus dieser Gruppe auch tatsächlich erreicht wurden. Der Großteil der befragten Männer gab an, beschnitten zu sein, was unabhängig von religiöser Orientierung war. Die hohe Prävalenz von Zirkumzision bei Männern scheint auf Traditionen und Bräuche in afrikanischen Ländern sowie ggf. systematische Beschneidungsprogramme zur HIVPrävention zurückzuführen zu sein, denn Zirkumzision bei Männern vor Beginn der sexuellen Aktivität gilt als Schutzfaktor für das Erwerben von HIV [11-12]. Auch in der Fokusgruppendiskussion wurde darüber nachgedacht, dass das Thema Beschneidung bei Männern eine Präventionsbotschaft sein könnte. Der vielleicht auf den ersten Blick überraschend wirkende hohe Anteil von Frauen, die genitale Verstümmelung berichteten (27%), überraschte die Peer Researcher im Gegenzug dahingehend, dass er von ihnen als zu niedrig empfunden wurde. Auch im Vergleich zu einer kürzlich 33 in der Schweiz durchgeführten Studie zu sexueller Gesundheit unter Afrikaner/innen ist der Anteil beschnittener Frauen geringer [13]. Die Vermutung der Peer Researcher war, dass es im Sample viele westafrikanische Christinnen geben würde, unter denen diese Praxis nicht sonderlich verbreitet sei. Dies kann jedoch nicht bestätigt werden: Insgesamt war ein Drittel der Frauen aus Westafrika beschnitten (33%) – mehr als jede vierte christliche Frau aus Westafrika (26%; n=14), aber auch mehr als jede dritte muslimische Frau aus Westafrika (36%; n=13). Insgesamt gesehen war diese Praxis am weitesten verbreitet unter den Frauen aus Ostafrika, von denen nahezu jede zweite angab, beschnitten zu sein (43%) – mehr als ein Drittel der christlichen Frauen aus Ostafrika (38%; n=6) sowie die Hälfte der muslimischen Frauen aus dieser Region (50%; n=9). Hierbei müssen jedoch unbedingt die geringen Fallzahlen Beachtung finden. Auch berichteten die Peer Researcher, dass es Ethnien gäbe (z.B. in Nigeria), wo Beschneidung erst nach der Ehe stattfinden würde. Bei der gemeinsamen Interpretation der Ergebnisse wurde Genitalverstümmelung als relevantes Thema für die Präventionsarbeit definiert, da sich durch potentielle Wundheilungsstörungen das Risiko für eine HIV-Übertragung erhöhen kann [14] sowie durch die Art und Weise, wie diese Praxis zum Teil noch gehandhabt wird (unsterile Utensilien und Mehrfachverwendung). Interessant war darüber hinaus, dass es einige junge Frauen aus Togo im Sample gab, die nicht wussten, ob sie beschnitten sind oder nicht. 6.2 Informationsbedarfe und Präventionsbedürfnisse Es wurden Informationsbedarfe im Hinblick auf Virushepatitiden aufgezeigt. Insbesondere spezifische Informationen, wie die, dass man von einer chronischen Hepatitis häufig nichts bemerkt, dass eine unbehandelte Hepatitis zu Krebs führen kann sowie die Information, dass es gegen Hepatitis C keine Impfung gibt waren mehr als der Hälfte der Befragten unbekannt. Auch wenn die geschlechterspezifischen Unterschiede im Wissen nicht besonders ausgeprägt waren, so wurden massive Wissensunterschiede in anderen Subgruppen sehr deutlich. Jüngeres Alter, geringere Bildung, eine kürzere Verweildauer in Deutschland, ein geringeres monatlich verfügbares Nettoeinkommen, ein Nicht-Eingebundensein in die Regelversorgung (Krankenversicherung), die Religionszugehörigkeit (Christentum vs. Islam) sowie der Mangel an einer festen Partnerschaft waren bei (nahezu) allen Fragen mit weniger Wissen assoziiert. Die Peer Researcher waren eher verwundert darüber, dass es einen signifikanten Zusammenhang mit der Bildung gab, da auch für sie viele Informationen zu Hepatitis neu waren. Als dementsprechend schwierig wurden die Fragen auch für sie selbst empfunden. Die Wissensunterschiede zwischen Christen und Muslimen wurden von den Peer Researchern auf das christliche Bildungsideal und den hohen Stellenwert der Allgemeinbildung in christlichen Ländern zurückgeführt. Andererseits wurde betont, dass gute Bildung und liberale Lebensführung Verhaltensweisen nicht ausschließen würden, die Infektionsrisiken für HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen bergen im Vergleich zu einem eher konservativen Lebensstil in muslimischen Ländern. 34 Insbesondere zum Thema Hepatitis bedarf es mehr Aufklärung, da auch vielen Befragten die Frage nach jemaliger Hepatitis C-Testung unklar war, da die Differenzierung von Hepatitis B und C nicht geläufig ist. Aus diesem Grunde war sicherlich auch vielen Befragten nicht bekannt, dass es keine Impfung gegen Hepatitis C gibt. Die Peer Researcher berichteten darüber hinaus, dass es zwar viele Menschen mit Hepatitis B, aber kaum jemanden mit Hepatitis C gäbe, was möglicherweise aber auch darauf zurückgeführt werden kann, dass, wie erwähnt, die Differenzierung nicht bekannt ist. Die Prävalenzen beider Infektionen sind in Ländern südlich der Sahara jedoch hoch [15-16]. Der Wissensstand zu HIV-Übertragungswegen unter den Befragten war sehr gut, je spezifischer jedoch auch die allgemeinen Aussagen zu HIV wurden, umso weniger waren die Informationen bekannt. So wusste etwa ein Viertel nicht darüber Bescheid, dass man mit Medikamenten trotz HIVInfektion gesund bleiben kann. Dass nahezu jede/r Fünfte nicht wusste oder unsicher darüber war, dass HIV nicht durch Küssen oder Handschütteln übertragen wird, führten die Peer Researcher auf die Stigmatisierung von HIV zurück. Die Unterschiede in den auch im Bereich Hepatitis betrachteten Subgruppen waren nicht so groß, auch wenn einzelne Informationen besser bekannt waren. Anders sah es bei den spezifischen Informationen zu HIV aus; zur Situation in Deutschland (HIV ist kein Ausweisungsgrund, anonymes und kostenloses Testangebot in München) sowie zu Koinfektionen mit STIs und Tuberkulose. Bei diesen Aussagen wurden in denselben Subgruppen wie im Bereich Hepatitis großen Wissenslücken deutlich. Gleiches, wenn auch nicht so massiv, wurde hinsichtlich der Bekanntheit von STIs sichtbar. All dies spricht für frühzeitige Präventionsarbeit in Gemeinschaftsunterkünften sowie für ebenso frühzeitige Integrationsmöglichkeiten auf allen Ebenen für Menschen, die gerade erst nach Deutschland kommen. Auch die Möglichkeit, rasch die deutsche Sprache zu lernen, kann nach vorliegender Datenlage einen Einfluss darauf haben, sich besser vor HIV, Hepatitis und STIs schützen zu können. Auch die Krankenversicherung über die Versicherungskarte und der damit einhergehende reguläre Zugang zur medizinischen Versorgung führt der Datenlage nach dazu, dass Menschen mit diesem Zugang ein besseres Wissen aufweisen. Es ist nicht auszuschließen, dass solch besseres Wissen Menschen zu gesundheitsbewussterem Verhalten animiert; eine Gesundheitsversorgung für alle unabhängig vom Aufenthaltsstatus kann dem entsprechend dienlich sein. Bezüglich der Durchführung von HIV-Tests wurden keine geschlechterspezifischen Unterschiede deutlich, etwa zwei Drittel der Befragten hatte bereits einen HIV-Test machen lassen. Dies deckt sich mit den Ergebnissen aus der Schweiz [13]. Allerdings zeigte sich eine deutlich höhere Testrate unter Frauen mit Kindern. Die Ungetesteten präferierten Testangebote beim Arzt, während die bereits Getesteten eher eine Aids-Beratungsstelle aufsuchen wollten, um einen HIV-Test zu machen. Beides zusammengenommen – die höhere Testrate unter Frauen mit Kindern sowie der Wunsch der Ungetesteten, einen Test beim Arzt zu machen – spricht dafür, dass Testangebote in Arztpraxen etabliert werden sollten, denn die Datenlage lässt den Schluss zu, dass Menschen den Test machen würden, wenn er ihnen nur angeboten würde. Die Peer Researcher wurden von Teilnehmer/innen darüber hinaus gefragt, weshalb es keine Testangebote am Wochenende gibt, denn viele Afrikaner/innen hätten unter der Woche während der üblichen Sprechzeiten in Gesundheitsämtern 35 oder anderen Testberatungsstellen schlicht keine Zeit. In der Münchner Aids-Hilfe wird entsprechend im Moment angeregt, auch HIV-Tests am Samstag anzubieten. Insgesamt 195 Personen gaben an, ohne Einverständnis auf HIV getestet worden zu sein bzw. waren sich nicht sicher. Wenngleich 82 Personen keine Angabe zur Situation machten, in der dies vorkam, so berichteten doch 71 Befragte, während des Asylverfahrens ohne Einverständnis auf HIV getestet worden zu sein. Dies entspricht nahezu zwei Dritteln derjenigen, die ohne Einverständnis getestet wurden (63%); unter Berücksichtigung der rechtlichen Regelungen in Bayern überrascht dies nicht. Da ein HIV-Test ohne Einverständnis jedoch durchaus einen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit darstellt, kann man sich die Frage stellen, ob denn die Testbereitschaft unter Afrikaner/innen, in diesem Fall unter Geflüchteten, so schlecht ist, dass damit diese Maßnahme gerechtfertigt werden kann. Betrachtet man diejenigen, die nicht ohne Einverständnis getestet wurden nach ihrer Aufenthaltszeit in Deutschland, zeigt sich unter denjenigen, die sich seit unter einem Jahr in Deutschland aufhalten, dass 64% von ihnen bereits einen HIV-Test haben durchführen lassen (58% der Männer und 83% der Frauen). Die meisten von ihnen hatten den letzten HIV-Test im Herkunftsland (40%) machen lassen, ein Drittel in einem anderen Land (33%) und etwa ein Viertel in Deutschland (27%). Noch höhere Testraten zeigen sich unter denjenigen, die zwischen einem und fünf Jahren in Deutschland leben: 81% der Männer und 73% der Frauen haben einen HIV-Test machen lassen; nahezu zwei Drittel von ihnen in Deutschland (63%), etwa ein Drittel im Herkunftsland (32%) und 5% in einem anderen Land. In Anbetracht dieser Zahlen scheint es sinnvoll, die Menschen über die bestehenden kostenlosen und anonymen Testangebote, die auch eine ausführliche Beratung zur Bedeutung eines ggf. positiven Testergebnisses beinhalten, aufzuklären; der Wille, diese auch freiwillig zu nutzen scheint zumindest bei einem sehr großen Teil vorhanden zu sein. Gleichzeitig würde es einer Mythenbildung entgegenwirken. Die bisherige Testpraxis im Asylverfahren in Bayern trägt laut Münchner Aids-Hilfe eher dazu bei, dass Annahmen und Halbwissen verbreitet würden; z.B. die, dass man als Migrant/in ständig auf HIV getestet würde und wenn man keine Informationen über den Ausgang des Tests erhält, wohl alles in Ordnung sein wird. Gleichzeitig könnten in solchen Beratungsgesprächen Informationen zu anderen STIs vermittelt werden, da sich in diesem Bereich Informationsbedarfe bei den Befragten zeigten. Bis auf Gonorrhoe und Syphilis waren die Infektionen den meisten Befragten nicht bekannt, etwa jede/r Vierte kannte keine der genannten STIs. In der von der BZgA durchgeführten Studie „Aids im öffentlichen Bewusstsein“ in der Allgemeinbevölkerung Deutschlands waren Syphilis, Gonorrhoe, Hepatitis und Herpes über 90% der Frauen und Männer bekannt. Von Chlamydien hatten 53% der Frauen, aber nur 37% der Männer gehört, von Feigwarzen 41% der Frauen und 26% der Männer [17]. Insgesamt scheint damit das Wissen zu STIs unter den Befragten weniger gut zu sein als in der Allgemeinbevölkerung. Bei diesbezüglichen Präventionsangeboten sollten insbesondere Personen mit weniger gutem Bildungsstand, Personen, die sich noch nicht so lange in Deutschland aufhalten, Menschen mit geringem Einkommen und auch Muslime besondere Berücksichtigung finden. Gleichzeitig sprechen die Daten für die Etablierung von muttersprachlichen Angeboten, da auch Menschen mit weniger guten Deutschkenntnissen über weniger Wissen um STIs verfügten. Durch ein 36 besseres Wissen um diese Infektionen könnte gleichzeitig die Testbereitschaft erhöht werden (etwa ein Drittel hatte noch nie einen STI-Test machen lassen und etwa ein Viertel wusste dies nicht). Die identifizierten Informationsbedarfe in Bezug auf Virushepatitiden, STIs und auch HIV deckten sich mit den subjektiven Präventionsbedürfnissen der Befragten. So gab mehr als die Hälfte an, mehr Informationen zu Hepatitis B und C zu wünschen, nahezu genauso viele Personen wollten mehr Informationen zu HIV und STIs erhalten. Bei der Implementierung von Präventionsangeboten sollte die Rolle der Virushepatitiden als Türöffner dienen, denn die Peer Researcher berichteten, dass diese Informationen auf sehr großes Interesse bei den Befragten stießen und diese sehr neugierig waren. Generell sollten ebenfalls Themen sexueller Gesundheit in breitere Gesundheitsthemen eingebettet werden, um so das Tabu vom Thema Sexualität und damit zusammenhängenden Infektionen abzumildern. 6.3 Verhalten und Risikosituationen Generell waren Männer sexuell aktiver; sie hatten häufiger Sex mit nicht-festen Sexpartner/innen, häufiger Sex mit festen und nicht-festen Sexpartner/innen innerhalb der letzten zwölf Monate und gaben häufiger mehr als fünf Sexpartner/innen in den letzten zwölf Monaten an (wobei hier die geringe Fallzahl beachtet werden muss). Frauen berichteten hingegen häufiger, in den vergangenen zwölf Monaten ausschließlich eine/n Sexpartner/in gehabt zu haben. Im Zusammenhang damit stehend merkte ein männlicher Befragter an: „Thank you for this. Please help us Africans to live healthy by giving us permit of stay so we don't go after women. Thanks.”. Auch für die Peer Researcher stellte das Argument der Aufenthaltssicherung über das Finden eines/einer festen Partner/in oder die Geburt eines Kindes eine plausible Erklärung dar, mehr Sexpartner/innen zu haben. Allerdings waren neun der 13 Männer, die mehr als fünf Sexpartner/innen angegeben hatten über die Krankenversicherungskarte versichert und hatten dementsprechend vermutlich auch einen gesicherten Aufenthaltsstatus. Ein weiterer diskussionswürdiger Aspekt ist der der sexualisierten Gewalt. Mehr als jede siebte Frau hatte angegeben, diese Form der Gewalt erlebt zu haben, wobei der größere Teil von ihnen sexualisierte Gewalt mehrfach erlebt hatte. In der Schweizer Studie wurde erzwungener Geschlechtsverkehr von anteilig mehr als doppelt so vielen Frauen und anteilig nahezu doppelt so vielen Männern berichtet [13]. Mehr als zwei Drittel der in München befragten Männer, die sexualisierte Gewalt erlebt hatten, gaben an, dass dies in Deutschland geschehen sei. Als potentielle Gründe für diesen hohen Anteil warfen die Peer Researcher mehrere Möglichkeiten auf. Zum einen wurde sexuelle Abhängigkeit aufgrund des Aufenthaltsstatus als Argument angeführt. Männer suchen sich möglicherweise Partner/innen zur Sicherung des eigenen Aufenthaltsstatus, obgleich sie sexuell nicht an ihnen interessiert sind und empfinden die Notwendigkeit, mit dieser/m Partner/in Sex zu haben, als erzwungen. Andererseits wurde die Möglichkeit von Prostitution ins Spiel gebracht, 37 aber auch darauf verwiesen, dass es in MSM19-Communities durchaus Rassismus und Sexismus geben würde. Dies würde sich mit den Schweizer Erkenntnissen decken, wo 68% der MSM sexuelle Gewalt erlebt hätten [13]. Als eine weitere Möglichkeit wurde das Erleben von sexueller Gewalt im Gefängnis aufgeworfen. Wenn Personen ohne gültige Aufenthaltspapiere aufgegriffen und inhaftiert würden, so könne es den Peer Researchern zufolge in einer solchen Situation zu sexuellem Zwang kommen. Festzuhalten ist, dass sexualisierte Gewalt in der Prävention thematisiert werden sollte, wobei sicherlich eine vorsichtige, kultursensible Herangehensweise wichtig ist. Nahezu 80% der Befragten gaben an, dass sie Personen mit einer HIV-Infektion genauso behandeln würden, wie jeden anderen auch, wobei dies auf Männer häufiger zutraf. Frauen hingegen berichteten öfter körperliche Berührungen zu vermeiden oder nicht mit HIV-Positiven gesehen werden zu wollen. Dieses unter den Frauen eher verbreitete stigmatisierende Verhalten wurde von den Peer Researchern ebenfalls diskutiert. Das Vermeiden HIV-positiver Menschen könne bei den Frauen nicht auf mangelndes Wissen zurückgeführt werden, denn sie wissen ja nicht schlechter über HIV Bescheid als Männer. Als möglicher Grund wurde von den Peer Researchern „Angst“ genannt, obgleich diese Angst bei einem hohen Wissensstand irrational ist. Gleichzeitig gab es einen Unterschied zwischen Personen, die jemanden mit HIV persönlich kennen oder nicht. Diejenigen, die jemanden kannten, führten häufiger an, es zu vermeiden mit dieser Person gesehen zu werden. Da nur 40% der Studienteilnehmer/innen angaben, jemanden mit HIV zu kennen, kann der hohe Akzeptanzwert („Ich verhalte mich genauso wie jeder anderen Person gegenüber.“) vielleicht auch nur als theoretisch gewertet werden. Vergleichsdaten zum Verhalten gegenüber HIV-Positiven für die deutsche Allgemeinbevölkerung gibt es nicht. Lediglich eine Frage des World-Value Surveys adressiert die Thematik indirekt. Es wird gefragt, ob man jemanden mit Aids NICHT als Nachbar haben will; 25% der deutschen Befragten (2012) gaben an, dies nicht zu wollen [18]. 6.4 Limitationen Durch die aufsuchende Rekrutierung im Rahmen eines Convenience Samplings kann keine Repräsentativität gewährleistet werden. Durch regelmäßige Evaluationen und Zwischenauswertungen wurde versucht, die Rekrutierung zu steuern und somit die großen afrikanischen Communities in München zu erreichen. Allerdings sind die Informationen zur Zusammensetzung der afrikanischen Communities vor Ort reduziert. So lagen lediglich Daten zu Geschlecht und Staatsangehörigkeit gemeldeter Afrikaner/innen vor Ort vor. Ein anderer Aspekt, der die Repräsentativität beeinflussen kann, ist die Selektion der Peer Researcher. Diese rekrutierten zunächst unter Personen, die aus denselben Regionen oder gar Ländern kamen wie sie selbst. Entsprechend waren zunächst Personen aus Togo (aus diesem Land kam nur eine Peer Researcherin) unterrepräsentiert, konnten aber gut nachrekrutiert werden. 19 Männer, die Sex mit Männern haben. 38 Ein anderer Aspekt, der als potentiell einschränkend diskutiert werden muss, ist der Einfluss von sozialer Erwünschtheit auf die Beantwortung der Fragen. Dies bedeutet, dass Personen, die im Interview befragt wurden, durch den persönlichen Kontakt mit einem Peer Researcher eher sozial erwünscht antworten. Insbesondere wurde dies bei sensiblen Fragen nach dem Lebensunterhalt und dem Nettoeinkommen deutlich. Ebenfalls bei einigen Wissensfragen gaben Interviewte häufiger an, die benannten Informationen schon zu kennen. Einen Einfluss auf die Beantwortung der Fragen zum Test- und Sexualverhalten hatte der Ausfüllmodus hingegen nicht. 39 7 Kommunikation der Ergebnisse und Entwicklung von Empfehlungen Am 13.07.2015 fand im Referat für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München die Abschlussveranstaltung zur Studienstadt München statt. Eingeladen waren Peer Researcher, Community-Vertreter/innen, Praxispartner/innen, Vertreter/innen der Landesregierung und des ÖGD, HIV-Schwerpunktärzt/innen sowie Vertreter/innen aus verschiedenen Migrationsdiensten. Zunächst wurden die Ergebnisse der Studienstadt München vorgestellt und anschließend in Kleingruppen zu unterschiedlichen Fragestellungen diskutiert. 7.1 Welche Präventionsbotschaften benötigen wir für die afrikanische Community in München? (Gruppe 1) In der ersten Gruppe wurde die Notwendigkeit diskutiert, medizinische Informationen auf mehreren Ebenen als Präventionsbotschaften zu verbreiten. Prävention sollte dabei nicht auf HIV, Hepatitis und STIS beschränkt bleiben, sondern in einen breiteren Kontext von Gesundheit eingebettet werden. Wichtig dafür ist die Thematisierung von Sexualerziehung und reproduktiver Gesundheit sowie die Vermittlung von allgemeinem Wissen zum (eigenen) Körper. Problematisiert wurde die mangelnde Offenheit beim Thema Sexualität zwischen Eltern und Kindern. Hier sollten Strategien und Wege gefunden werden, wie es Eltern ermöglicht werden kann, mit ihren Kindern solche Themen zu besprechen. Gleichzeitig könnte durch die so entstehende Rolle der Eltern als Multiplikatoren auch Wissen in die Herkunftsländer transportiert werden. Als ebenfalls mit einem Tabu behafteter Punkt wurde die Kondombenutzung angesprochen – die Fokussierung des „Images“ des Kondomgebrauchs sollte verschoben werden hin zur Möglichkeit, dadurch Krankheiten verhüten zu können und weg von der Vorstellung, Kondomgebrauch hinge mit Treue oder Untreue zusammen bzw. mit der Verhütung von Schwangerschaft zusammen. Die Gruppe notierte folgende Stichpunkte: - Medizinische Informationen: Symptome Konsequenzen für das Alltagsleben Vorteile Krankheitsverhütung „Körperwissen“ - Sexualerziehung und -bildung für Eltern und Kinder - Möglichkeit, wie Eltern mit Kindern sprechen können; mehr Offenheit zu Sexualität in den Familien - Kondombenutzung = Verhütung von Krankheiten – nicht als Verhütung von Schwangerschaft oder Treue/ Untreue 7.2 Wie können die Informationen spezifisch für die afrikanische Community vermittelt werden? (Gruppe 2) In der zweiten Gruppe wurden mögliche Kommunikationswege für Informationen und Präventionsbotschaften diskutiert. Es wurde deutlich gemacht, dass direkte Kommunikation für Afrikaner/innen passender und wirksamer ist als die Verteilung von Informationsflyern. Ebenfalls 40 würden soziale Medien eine wichtige Rolle spielen, die häufig genutzt werden. Als entscheidend wurde die Förderung von Community-Building angesehen, sowohl finanziell als auch durch die Bereitstellung von entsprechenden Räumlichkeiten, aber auch durch die Förderung von Vorständen in Vereinen und ehrenamtlichem Engagement. Des Weiteren wäre es sinnvoll, Expert/innen zur Aufklärung über Gesundheitsthemen in die Communities einzuladen (zu Festen o.ä.), da solche Besuche als wertschätzend wahrgenommen würden und dementsprechende Ernsthaftigkeit nach sich zögen; so können Dinge angestoßen werden. Wichtig ist die Zusammenarbeit mit Gruppen, die Vernetzung und der Austausch um Vorbilder in den Communities zu etablieren und kennenzulernen, aber auch um Isolation in der Community zu vermeiden. Darüber hinaus wurde die Notwendigkeit muttersprachlicher Angebote herausgearbeitet und eine Teilnehmerin hatte „von einem BZgA-Plakat in lingala geträumt“. Die Gruppe notierte folgende Stichpunkte: In der Community: - Face-to-Face - Förderung Community-Building Räume Geld - Ansprechpartner/innen für bestimmte Fragen in den Communities - Zusammenarbeit und Vernetzung mit (deutschen) Organisationen und Austausch ist wichtig - Vorbilder (Afrikaner/innen) sind notwendig - soziale Medien - afrikanische Muttersprachen - Experten in die Community 7.3 Welche Ansprechpartner/innen (Einrichtungen, Community-Organisationen, Netzwerke usw.) müssen eingebunden werden? (Gruppe 3) lokale In der dritten Gruppe wurde diskutiert, welche Akteure eingebunden werden müssten, um die Präventionsbotschaften in die Communities zu tragen. Es wurden dabei drei Ebenen mit jeweils unterschiedlichen Funktionen betrachtet. Übergeordnet muss die Finanzierung von Präventionsprojekten sichergestellt sein, woran sich die Stadtverwaltung, die Landesebene sowie Krankenversicherungen beteiligen müssten. Gleichzeitig sollten auf einer zweiten Ebene verschiedene Beratungsstellen mit einbezogen werden, die ihr Fachwissen an die Peer Researcher/ Peers im Allgemeinen weitergeben sollten. Es wurde eine sehr breite Themenpalette durch die genannten Stellen angesprochen. Das so vermittelte Wissen könnten die Peers dann auf einer dritten Ebene in ihre Communities tragen; auch hierfür wurde die Nutzung ganz unterschiedlicher Kommunikationskanäle in Erwägung gezogen. Die Gruppe notierte folgende Punkte: Finanzierung: - Stadtverwaltung (RGU; AWM, StJA) - Landesebene (Regierung von Oberbayern, Sozialministerium, StMGP) 41 - Krankenversicherungen Mittler zu den Peers mit Fachwissen: - Integrationskurse/ Deutschkurse - Asylberatung (Caritas, AWO, Innere Mission) - Donna Mobile - REFUGIO - Bayrisches Zentrum für transkulturelle Medizin e.V. - aufsuchende Dienste - alle Art Beratungsstellen - REFUDOCS - Münchner Flüchtlingsrat - Standesvertretungen - ausgewählte Ärzt/innen (afrikanischer Herkunft) - Schulen und Kitas Informationsweitergabe (Peers): - nationale Vereine/ ABEZE - kirchliche Gemeinden/ religiöse Gruppierungen und Vereine - Sprach- und Kulturmittler/innen (MiMis und Dolmetscher/innen) - Familienhelfer/innen (Kinderkrankenschwestern, Familienhebammen) - lokale Freizeitszene (Discos, Clubs, Sport- und Freizeitvereine) 42 8 Tabellenanhang Tabelle A 1: Wissen der Studienpopulation zu Hepatitis; Vergleich nach Geschlecht, Altersgruppen, Schulbildung, Aufenthaltszeit in Deutschland, Deutschkenntnissen, monatlichem Nettoeinkommen, Versicherungsstatus, Religion, Partnerschaft und Ausfüllmodus (nur signifikante Werte) Wissen zu Hepatitis nach Geschlecht (nur signifikant). „Wusste ich schon“ Hepatitis B und C können durch Blut sowie wiederbenutzte Nadeln und Spritzen übertragen werden. Eine chronische Hepatitis verläuft häufig so, dass man nichts davon bemerkt. Eine chronische Hepatitis kann wirksam behandelt werden. Wissen zu Hepatitis nach Alter (nur signifikant). „Wusste ich schon“ Hepatitis ist eine Erkrankung der Leber. Hepatitis B und C können durch Blut sowie wiederbenutzte Nadeln und Spritzen übertragen werden. Hepatitis B kann auch beim Sex übertragen werden. Hepatitis B kann auch von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Eine chronische Hepatitis verläuft häufig so, dass man nichts davon bemerkt. Eine unbehandelte Hepatitis kann zu Krebs führen. Eine chronische Hepatitis kann wirksam behandelt werden. Gegen Hepatitis B kann man sich durch eine Impfung schützen. Gegen Hepatitis C gibt es keine Impfung. Wissen zu Hepatitis nach Bildung (nur signifikant). „Wusste ich schon“ Hepatitis ist eine Erkrankung der Leber. Hepatitis B und C können durch Blut sowie wiederbenutzte Nadeln und Spritzen übertragen werden. Hepatitis B kann auch beim Sex übertragen werden. Hepatitis B kann auch von der Männer n Frauen % n OR 95%-KI % 128 52,0% 88 37,0% 1,8 1,3-2,7 88 35,5% 50 20,9% 2,1 1,4-3,1 101 41,1% 63 26,6% 1,9 1,3-2,8 ≤ 30 Jahre alt > 30 Jahre alt n n % OR 95%-KI % 114 44,4% 126 62,7% 0,5 0,3-0,7 88 34,5% 113 56,2% 0,4 0,3-0,6 95 37,3% 102 50,5% 0,6 0,4-0,9 78 30,4% 94 46,8% 0,5 0,3-0,7 50 19,4% 77 38,5% 0,4 0,3-0,6 38 14,7% 61 30,7% 0,4 0,3-0,6 66 25,8% 82 41,2% 0,5 0,3-0,7 112 43,8% 124 62,3% 0,5 0,3-0,7 26 10,2% 45 22,5% 0,4 0,2-0,7 ↓ Bildung n % ↑ Bildung n OR 95%-KI % 43 26,5% 211 66,6% 0,2 0,1-0,3 34 21,0% 179 56,8% 0,2 0,1-0,3 28 17,6% 181 56,9% 0,2 0,1-0,3 26 16,0% 157 49,5% 0,2 0,1-0,3 43 Mutter auf das Kind übertragen werden. Eine chronische Hepatitis verläuft häufig so, dass man nichts davon bemerkt. Eine unbehandelte Hepatitis kann zu Krebs führen. Eine chronische Hepatitis kann wirksam behandelt werden. Gegen Hepatitis B kann man sich durch eine Impfung schützen. Gegen Hepatitis C gibt es keine Impfung. Wissen zu Hepatitis nach Zeit in DE (nur signifikant). „Wusste ich schon“ Hepatitis ist eine Erkrankung der Leber. Hepatitis B und C können durch Blut sowie wiederbenutzte Nadeln und Spritzen übertragen werden. Hepatitis B kann auch beim Sex übertragen werden. Hepatitis B kann auch von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Eine chronische Hepatitis verläuft häufig so, dass man nichts davon bemerkt. Eine unbehandelte Hepatitis kann zu Krebs führen. Eine chronische Hepatitis kann wirksam behandelt werden. Gegen Hepatitis B kann man sich durch eine Impfung schützen. Gegen Hepatitis C gibt es keine Impfung. Wissen zu Hepatitis nach Deutschkenntnissen (nur signifikant). „Wusste ich schon“ Hepatitis ist eine Erkrankung der Leber. Hepatitis B und C können durch Blut sowie wiederbenutzte Nadeln und Spritzen übertragen werden. Hepatitis B kann auch beim Sex übertragen werden. Hepatitis B kann auch von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Eine chronische Hepatitis verläuft häufig so, dass man nichts davon bemerkt. 17 10,5% 118 37,1% 0,2 0,1-0,4 12 7,5% 91 28,5% 0,2 0,1-0,4 23 14,2% 137 43,5% 0,2 0,1-0,4 48 29,8% 201 63,4% 0,3 0,2-0,4 9 5,6% 65 20,4% 0,2 0,1-0,5 < 5 Jahre n ≥ 5 Jahre (inkl. Geburt) n % % OR 95%-KI 66 34,6% 187 65,6% 0,3 0,2-0,4 53 27,9% 158 55,4% 0,3 0,2-0,5 53 27,9% 155 54,4% 0,3 0,2-0,5 46 24,0% 136 47,9% 0,3 0,2-0,5 31 16,1% 104 36,6% 0,3 0,2-0,5 22 11,5% 82 28,8% 0,3 0,2-0,5 41 21,5% 120 42,6% 0,4 0,2-0,6 74 38,7% 176 62,2% 0,4 0,3-0,6 18 9,4% 56 19,8% 0,4 0,2-0,7 ↑ Deutschkenntnisse n % ↓ Deutschkenntnisse n % OR 95%-KI 177 66,5% 79 36,7% 3,4 2,4-5,0 154 58,3% 60 27,9% 3,6 2,5-5,3 152 56,9% 59 27,8% 3,4 2,3-5,0 127 47,7% 58 27,0% 2,5 1,7-3,6 101 38,1% 36 16,6% 3,1 2,0-4,8 44 Eine unbehandelte Hepatitis kann zu Krebs führen. Eine chronische Hepatitis kann wirksam behandelt werden. Gegen Hepatitis B kann man sich durch eine Impfung schützen. Gegen Hepatitis C gibt es keine Impfung. Wissen zu Hepatitis nach monatl. Nettoeinkommen (nur signifikant). „Wusste ich schon“ Hepatitis ist eine Erkrankung der Leber. Hepatitis B und C können durch Blut sowie wiederbenutzte Nadeln und Spritzen übertragen werden. Hepatitis B kann auch beim Sex übertragen werden. Hepatitis B kann auch von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Eine chronische Hepatitis verläuft häufig so, dass man nichts davon bemerkt. Eine unbehandelte Hepatitis kann zu Krebs führen. Eine chronische Hepatitis kann wirksam behandelt werden. Gegen Hepatitis B kann man sich durch eine Impfung schützen. Wissen zu Hepatitis nach Krankenversicherungsstatus (nur signifikant). „Wusste ich schon“ Hepatitis ist eine Erkrankung der Leber. Hepatitis B und C können durch Blut sowie wiederbenutzte Nadeln und Spritzen übertragen werden. Hepatitis B kann auch beim Sex übertragen werden. Hepatitis B kann auch von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Eine chronische Hepatitis verläuft häufig so, dass man nichts davon bemerkt. Eine unbehandelte Hepatitis kann zu Krebs führen. Eine chronische Hepatitis kann wirksam behandelt werden. Gegen Hepatitis B kann man sich durch eine Impfung schützen. 80 30,2% 25 11,6% 3,3 2,0-5,4 122 46,6% 41 19,0% 3,7 2,5-5,7 171 65,0% 79 36,6% 3,2 2,2-4,7 54 20,4% 20 9,3% 2,5 1,4-4,3 < 1.000 € n ≥ 1.000 € % n OR 95%-KI % 100 41,2% 112 66,7% 0,4 0,2-0,5 79 32,8% 101 60,1% 0,3 0,2-0,5 78 32,2% 100 59,9% 0,3 0,2-0,5 66 27,0% 85 50,9% 0,4 0,2-0,5 44 18,0% 65 38,9% 0,4 0,2-0,5 32 13,1% 48 28,7% 0,4 0,2-0,6 53 21,9% 74 44,8% 0,4 0,2-0,5 105 43,2% 105 63,6% 0,4 0,3-0,7 Versicherungskarte n % Behandlungsschein, nicht versichert, unsicher n % OR 95%-KI 220 58,4% 33 33,0% 2,9 1,8-4,5 193 51,3% 18 18,2% 4,8 2,7-8,2 188 49,9% 21 21,2% 3,7 2,2-6,2 162 43,1% 20 19,8% 3,1 1,8-5,2 117 31,1% 18 17,6% 2,1 1,2-3,7 92 24,4% 11 10,9% 2,6 1,4-5,2 137 36,7% 22 21,8% 2,1 1,2-3,5 215 57,3% 34 33,3% 2,7 1,7-4,3 45 Wissen zu Hepatitis nach Religion (nur signifikant). „Wusste ich schon“ Hepatitis ist eine Erkrankung der Leber. Hepatitis B und C können durch Blut sowie wiederbenutzte Nadeln und Spritzen übertragen werden. Hepatitis B kann auch beim Sex übertragen werden. Hepatitis B kann auch von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Eine chronische Hepatitis verläuft häufig so, dass man nichts davon bemerkt. Gegen Hepatitis B kann man sich durch eine Impfung schützen. Wissen zu Hepatitis nach Partnerschaft (nur signifikant). „Wusste ich schon“ Hepatitis ist eine Erkrankung der Leber. Hepatitis B und C können durch Blut sowie wiederbenutzte Nadeln und Spritzen übertragen werden. Hepatitis B kann auch beim Sex übertragen werden. Hepatitis B kann auch von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Gegen Hepatitis B kann man sich durch eine Impfung schützen. Wissen zu Hepatitis nach Ausfüllmodus (nur signifikant). „Wusste ich schon“ Hepatitis ist eine Erkrankung der Leber. Hepatitis B und C können durch Blut sowie wiederbenutzte Nadeln und Spritzen übertragen werden. Hepatitis B kann auch von der Mutter auf das Kind übertragen werden. Eine unbehandelte Hepatitis kann zu Krebs führen. Gegen Hepatitis B kann man sich durch eine Impfung schützen. Christentum n Islam % n OR 95%-KI % 162 56,8% 71 45,2% 1,6 1,1-2,4 143 50,4% 56 35,9% 1,8 1,2-2,7 142 49,8% 52 33,5% 2,0 1,3-3,0 129 45,3% 41 26,1% 2,3 1,5-3,6 88 30,9% 32 20,3% 1,8 1,1-2,8 161 56,5% 66 42,3% 1,8 1,2-2,6 Ja, feste/r Partner/in n % Nein, kein/e feste/r Partner/in n % OR 95%-KI 165 58,9% 89 44,7% 1,8 1,2-2,6 149 53,2% 66 33,5% 2,3 1,6-3,3 138 49,6% 74 37,4% 1,7 1,1-2,4 122 43,7% 64 32,2% 1,6 1,1-2,4 164 59,4% 86 43,0% 1,9 1,3-2,8 selbst ausgefüllt n % Interview (face-toface/ Telefon) n % OR 95%-KI 129 46,4% 128 61,5% 0,5 0,4-0,8 102 37,0% 114 54,8% 0,5 0,3-0,7 88 31,5% 98 47,3% 0,5 0,4-0,7 49 17,5% 56 27,2% 0,6 0,4-0,9 126 45,5% 126 60,9% 0,5 0,4-0,8 46 Tabelle A 2: Wissen der Studienpopulation zu HIV (allgemein); Vergleich nach Geschlecht, Altersgruppen, Schulbildung, Aufenthaltszeit in Deutschland, Deutschkenntnissen, monatlichem Nettoeinkommen, Versicherungsstatus, Religion, Partnerschaft und Ausfüllmodus (nur signifikante Werte) Wissen zu HIV (allgemein) nach Alter (nur signifikant). „Wusste ich schon“ HIV ist nicht heilbar. Es gibt Medikamente, die Menschen mit HIV helfen gesund zu bleiben. Wissen zu HIV (allgemein) nach Bildung (nur signifikant). „Wusste ich schon“ HIV und Aids gibt es auch in Deutschland. Aids wird durch ein Virus verursacht, das HIV heißt. Man sieht nicht, ob jemand HIV hat. Es gibt einen Test, der zeigen kann, ob jemand HIV hat oder nicht. HIV wird NICHT durch Handschütteln oder Küssen übertragen. Es gibt Medikamente, die Menschen mit HIV helfen gesund zu bleiben. Wissen zu HIV (allgemein) nach Zeit in DE (nur signifikant). „Wusste ich schon“ HIV und Aids gibt es auch in Deutschland. Aids wird durch ein Virus verursacht, das HIV heißt. HIV kann beim Sex übertragen werden. HIV ist nicht heilbar. Es gibt Medikamente, die Menschen mit HIV helfen gesund zu bleiben. Wissen zu HIV (allgemein) nach Deutschkenntnissen (nur signifikant). „Wusste ich schon“ HIV und Aids gibt es auch in Deutschland. Es gibt einen Test, der zeigen kann, ob jemand HIV hat oder nicht. Es gibt Medikamente, die Menschen mit HIV helfen gesund zu bleiben. ≤ 30 Jahre alt > 30 Jahre alt n % n 77,8% 69,6% 175 165 200 179 ↓ Bildung n OR 95%-KI % 87,5% 82,1% 0,5 0,5 ↑ Bildung 0,3-0,8 0,3-0,8 OR 95%-KI % n 132 82,5% 296 92,8% 0,4 0,2-0,7 142 88,8% 310 97,2% 0,2 0,1-0,5 109 68,6% 281 88,1% 0,3 0,2-0,5 129 80,6% 304 95,3% 0,2 0,1-0,4 118 73,3% 276 86,5% 0,4 0,3-0,7 89 55,6% 271 85,0% 0,2 0,1-0,3 < 5 Jahre n % % ≥ 5 Jahre (inkl. Geburt) n % OR 95%-KI 159 82,4% 272 96,1% 0,2 0,1-0,4 177 91,7% 277 97,5% 0,3 0,1-0,7 185 95,4% 282 98,6% 0,3 0,9-0,96 140 130 73,3% 67,7% 250 232 88,0% 81,4% 0,4 0,5 0,2-0,6 0,3-0,7 ↑ Deutschkenntnisse n % ↓ Deutschkenntnisse n % OR 95%-KI 246 93,2% 184 84,8% 2,5 1,3-4,5 251 94,7% 184 85,2% 3,1 1,6-6,0 214 80,1% 149 69,6% 1,8 1,2-2,7 47 Wissen zu HIV (allgemein) nach monatl. Nettoeinkommen (nur signifikant). „Wusste ich schon“ HIV und Aids gibt es auch in Deutschland. Man sieht nicht, ob jemand HIV hat. Es gibt einen Test, der zeigen kann, ob jemand HIV hat oder nicht. HIV ist nicht heilbar. Es gibt Medikamente, die Menschen mit HIV helfen gesund zu bleiben. Wissen zu HIV (allgemein) nach Krankenversicherungsstatus (nur signifikant). „Wusste ich schon“ HIV und Aids gibt es auch in Deutschland. Man sieht nicht, ob jemand HIV hat. Es gibt einen Test, der zeigen kann, ob jemand HIV hat oder nicht. HIV ist nicht heilbar. Es gibt Medikamente, die Menschen mit HIV helfen gesund zu bleiben. Wissen zu HIV (allgemein) nach Religion (nur signifikant). „Wusste ich schon“ HIV und Aids gibt es auch in Deutschland. Man sieht nicht, ob jemand HIV hat. Es gibt einen Test, der zeigen kann, ob jemand HIV hat oder nicht. HIV wird NICHT durch Handschütteln oder Küssen übertragen. Es gibt Medikamente, die Menschen mit HIV helfen gesund zu bleiben. Wissen zu HIV (allgemein) nach Partnerschaft (nur signifikant). „Wusste ich schon“ Es gibt einen Test, der zeigen kann, ob jemand HIV hat oder nicht. Es gibt Medikamente, die Menschen mit HIV helfen gesund < 1.000 € n ≥ 1.000 € % n OR 95%-KI % 209 86,0% 160 95,8% 0,3 0,1-0,6 193 79,8% 147 88,0% 0,5 0,3-0,9 211 86,8% 159 95,2% 0,3 0,2-0,7 196 230 81,3% 81,0% 148 101 88,6% 63,9% 0,6 2,4 0,3-0,996 1,6-3,7 Versicherungskarte n % Behandlungsschein, nicht versichert, unsicher n % OR 95%-KI 348 92,8% 79 77,5% 3,8 2,0-6,9 314 84,2% 75 73,5% 1,9 1,1-3,2 348 92,6% 83 82,2% 2,7 1,4-5,1 320 295 85,1% 78,0% 69 66 69,7% 66,7% 2,5 7,8 1,5-4,2 1,1-2,9 Christentum n % Islam n OR 95%-KI % 265 92,7% 133 85,3% 2,2 1,2-4,1 242 84,9% 114 73,5% 2,0 1,3-3,3 266 93,0% 131 84,0% 2,5 1,4-4,7 240 84,2% 118 74,7% 1,8 1,1-2,9 230 81,0% 101 63,9% 2,4 1,6-3,7 Ja, feste/r Partner/in n % Nein, kein/e feste/r Partner/in n % OR 95%-KI 263 94,6% 170 85,0% 3,1 1,6-5,9 229 81,8% 132 66,7% 2,3 1,5-3,4 48 zu bleiben. Wissen zu HIV (allgemein) nach Ausfüllmodus (nur signifikant). „Wusste ich schon“ Aids wird durch ein Virus verursacht, das HIV heißt. Man sieht nicht, ob jemand HIV hat. HIV wird NICHT durch Handschütteln oder Küssen übertragen. selbst ausgefüllt n % Interview (face-toface/ Telefon) n % OR 95%-KI 258 92,1% 201 97,6% 0,3 0,1-0,8 216 77,1% 179 87,7% 0,5 0,3-0,8 214 76,4% 185 89,4% 0,4 0,2-0,7 49 Tabelle A 3: Wissen der Studienpopulation zu HIV (spezifisch); Vergleich nach Geschlecht, Altersgruppen, Schulbildung, Aufenthaltszeit in Deutschland, Deutschkenntnissen, monatlichem Nettoeinkommen, Versicherungsstatus, Religion, Partnerschaft und Ausfüllmodus (nur signifikante Werte) Wissen zu HIV (spezifisch) nach Geschlecht (nur signifikant). „Wusste ich schon“ Menschen, die eine sexuell übertragbare Infektion haben, haben ein erhöhtes Risiko, sich mit HIV anzustecken. Menschen mit HIV haben ein erhöhtes Risiko, an Tuberkulose zu erkranken. Wissen zu HIV (allgemein) nach Alter (nur signifikant). „Wusste ich schon“ Afrikaner/innen werden NICHT aus Deutschland ausgewiesen, nur weil sie HIV haben. In München kann man anonym und kostenlos einen HIV-Test machen. Menschen, die eine sexuell übertragbare Infektion haben, haben ein erhöhtes Risiko, sich mit HIV anzustecken. Menschen mit HIV haben ein erhöhtes Risiko, an Tuberkulose zu erkranken. Wissen zu HIV (spezifisch) nach Bildung (nur signifikant). „Wusste ich schon“ Afrikaner/innen werden NICHT aus Deutschland ausgewiesen, nur weil sie HIV haben. In München kann man anonym und kostenlos einen HIV-Test machen. Menschen, die eine sexuell übertragbare Infektion haben, haben ein erhöhtes Risiko, sich mit HIV anzustecken. Menschen mit HIV haben ein erhöhtes Risiko, an Tuberkulose zu erkranken. Wissen zu HIV (spezifisch) nach Zeit in DE (nur signifikant). „Wusste ich schon“ Afrikaner/innen werden NICHT aus Deutschland ausgewiesen, nur weil sie HIV haben. In München kann man anonym Männer n Frauen % n OR 95%-KI % 112 45,5% 62 26,3% 2,4 1,6-3,4 135 54,2% 99 41,8% 1,7 1,2-2,4 ≤ 30 Jahre alt > 30 Jahre alt n n % OR 95%-KI % 86 33,3% 103 51,5% 0,5 0,3-0,7 132 51,6% 125 62,2% 0,7 0,4-0,9 73 28,5% 85 42,7% 0,5 0,4-0,8 98 38,1% 122 61,0% 0,4 0,3-0,6 ↓ Bildung n % ↑ Bildung n OR 95%-KI % 43 26,9% 154 48,6% 0,4 0,3-0,6 59 36,9% 208 65,4% 0,3 0,2-0,5 33 20,6% 139 44,1% 0,3 0,2-0,5 50 31,1% 182 57,1% 0,3 0,2-0,5 < 5 Jahre n % ≥ 5 Jahre (inkl. Geburt) n % OR 95%-KI 55 28,5% (n=143 50,9% 0,4 0,3-0,6 84 44,0% 183 64,7% 0,4 0,3-0,6 50 und kostenlos einen HIV-Test machen. Menschen, die eine sexuell übertragbare Infektion haben, haben ein erhöhtes Risiko, sich mit HIV anzustecken. Menschen mit HIV haben ein erhöhtes Risiko, an Tuberkulose zu erkranken. Wissen zu HIV (spezifisch) nach Deutschkenntnissen (nur signifikant). „Wusste ich schon“ Afrikaner/innen werden NICHT aus Deutschland ausgewiesen, nur weil sie HIV haben. In München kann man anonym und kostenlos einen HIV-Test machen. Menschen, die eine sexuell übertragbare Infektion haben, haben ein erhöhtes Risiko, sich mit HIV anzustecken. Menschen mit HIV haben ein erhöhtes Risiko, an Tuberkulose zu erkranken. Wissen zu HIV (spezifisch) nach monatl. Nettoeinkommen (nur signifikant). „Wusste ich schon“ Afrikaner/innen werden NICHT aus Deutschland ausgewiesen, nur weil sie HIV haben. In München kann man anonym und kostenlos einen HIV-Test machen. Menschen, die eine sexuell übertragbare Infektion haben, haben ein erhöhtes Risiko, sich mit HIV anzustecken. Wissen zu HIV (spezifisch) nach Krankenversicherungsstatus (nur signifikant). „Wusste ich schon“ Afrikaner/innen werden NICHT aus Deutschland ausgewiesen, nur weil sie HIV haben. In München kann man anonym und kostenlos einen HIV-Test machen. Menschen mit HIV haben ein erhöhtes Risiko, an Tuberkulose zu erkranken. 55 28,6% 115 40,9% 0,6 0,4-0,9 72 37,5% 161 56,7% 0,5 0,3-0,7 ↑ Deutschkenntnisse n % ↓ Deutschkenntnisse n % OR 95%-KI 125 47,3% 74 34,4% 1,7 1,2-2,5 158 60,1% 109 50,5% 1,5 1,03-2,1 108 41,2% 65 30,2% 1,6 1,1-2,4 146 54,9% 86 40,0% 1,8 1,3-2,6 < 1.000 € n ≥ 1.000 € % n OR 95%-KI % 79 32,8% 87 51,8% 0,5 0,3-0,7 121 50,2% 107 63,7% 0,6 0,4-0,9 64 26,4% 69 42,1% 0,5 0,3-0,8 Versicherungskarte n % Behandlungsschein, nicht versichert, unsicher n % OR 95%-KI 167 44,8% 29 28,4% 2,0 1,3-3,3 223 59,6% 42 41,2% 2,1 1,4-3,3 197 52,4% 32 31,7% 2,4 1,5-3,8 51 Wissen zu HIV (spezifisch) nach Religion (nur signifikant). „Wusste ich schon“ Afrikaner/innen werden NICHT aus Deutschland ausgewiesen, nur weil sie HIV haben. In München kann man anonym und kostenlos einen HIV-Test machen. Menschen, die eine sexuell übertragbare Infektion haben, haben ein erhöhtes Risiko, sich mit HIV anzustecken. Menschen mit HIV haben ein erhöhtes Risiko, an Tuberkulose zu erkranken. Wissen zu HIV (spezifisch) nach Partnerschaft (nur signifikant). „Wusste ich schon“ Afrikaner/innen werden NICHT aus Deutschland ausgewiesen, nur weil sie HIV haben. Menschen, die eine sexuell übertragbare Infektion haben, haben ein erhöhtes Risiko, sich mit HIV anzustecken. Wissen zu HIV (spezifisch) nach Ausfüllmodus (nur signifikant). „Wusste ich schon“ Menschen mit HIV haben ein erhöhtes Risiko, an Tuberkulose zu erkranken. Christentum n Islam % n OR 95%-KI % 134 47,2% 50 31,8% 1,9 1,3-2,9 175 61,6% 69 44,2% 2,0 1,4-3,0 117 41,3% 39 25,2% 2,1 1,4-3,2 150 53,0% 63 39,6% 1,7 1,2-2,6 Ja, feste/r Partner/in n % Nein, kein/e feste/r Partner/in n % OR 95%-KI 130 47,1% 66 33,0% 1,8 1,2-2,6 111 40,4% 61 30,7% 1,5 1,04-2,3 selbst ausgefüllt n 116 % 41,4% Interview (face-toface/ Telefon) n % 118 57,3% OR 0,5 95%-KI 0,4-0,8 52 Tabelle A 4: Bekanntheit von STIs in der Studienpopulation; Vergleich nach Geschlecht, Altersgruppen, Schulbildung, Aufenthaltszeit in Deutschland, Deutschkenntnissen, monatlichem Nettoeinkommen, Versicherungsstatus, Religion, Partnerschaft und Ausfüllmodus (nur signifikante Werte) Bekanntheit von STIs nach Geschlecht (nur signifikant). Tripper (Gonorrhoe) Chlamydien Bekanntheit von STIs nach Alter (nur signifikant). Männer n 168 32 146 144 71 Tripper (Gonorrhoe) Syphilis Herpes Feigwarzen Chlamydien Ich kenne keine dieser STIs Bekanntheit von STIs nach Zeit in DE (nur signifikant). 76 60 23 20 11 66 Syphilis Herpes Feigwarzen Chlamydien Bekanntheit von STIs nach Deutschkenntnissen (nur signifikant). 107 37 33 19 Syphilis Herpes Feigwarzen Chlamydien Ich kenne keine dieser STIs Bekanntheit von STIs nach monatl. Nettoeinkommen (nur signifikant). Tripper (Gonorrhoe) Syphilis Herpes Bekanntheit von STIs nach Krankenversicherungsstatus (nur signifikant). 180 113 80 61 50 n 134 141 37 69,7% 76,4% 43,6% 29,6% 23,2% 14,6% ≥ 5 Jahre (inkl. Geburt) n % 192 122 81 66 68,7% 43,1% 30,5% 23,3% 19,1% < 1.000 € 121 48 33 25 60 134 55,4% 139 57,4% 62 25,6% Versicherungskarte % 38,3% 26,8% 21,2% 21,4% Christentum n 68,3% 43,4% 28,8% 23,5% ↓ Deutschkenntnisse n % % % n OR 1,3-2,6 0,3-0,8 95%-KI OR 0,4-0,95 0,4-0,8 1,1-2,6 95%-KI OR 0,3-0,6 0,1-0,3 0,1-0,4 0,2-0,6 0,1-0,5 2,6-6,3 95%-KI OR 0,4-0,9 0,2-0,5 0,3-0,8 0,2-0,6 95%-KI OR 1,2-2,5 1,8-3,9 1,5-3,8 1,4-3,8 0,4-0,9 95%-KI 1,8 0,5 0,6 0,5 1,7 % 219 240 137 93 73 46 % 95%-KI % 67,3% 70,9% 18,6% ↑ Bildung n 56,0% 19,4% 17,3% 9,9% ↑ Deutschkenntnisse n % n 143 100 79 80 n OR % 130 54,9% 54 22,8% > 30 Jahre alt % 47,2% 37,3% 14,3% 12,4% 6,8% 41,0% < 5 Jahre n n % 57,0% 56,2% 27,7% ↓ Bildung n Herpes Feigwarzen Chlamydien Ich kenne keine dieser STIs Bekanntheit von STIs nach Religion (nur signifikant). % 68,9% 13,1% ≤ 30 Jahre alt n Tripper (Gonorrhoe) Syphilis Ich kenne keine dieser STIs Bekanntheit von STIs nach Bildung (nur signifikant). Frauen 56,5% 22,4% 15,4% 11,7% 28,0% ≥ 1.000 € 0,4 0,2 0,2 0,3 0,2 4,1 0,6 0,3 0,5 0,4 1,7 2,6 2,4 2,3 0,6 % 111 67,3% 0,6 117 70,9% 0,6 69 41,8% 0,5 Behandlungsschein, OR nicht versichert, unsicher n % 0,4-0,9 0,4-0,8 0,3-0,7 95%-KI 17 13 5 31 1,7-5,3 1,3-4,6 2,0-13,0 0,4-0,99 95%-KI 17,0% 13,0% 5,0% 31,0% Islam n 3,0 2,5 5,1 0,6 OR % 53 Syphilis Herpes Chlamydien Ich kenne keine dieser STIs Bekanntheit von STIs nach Partnerschaft (nur signifikant). 192 68,6% 103 36,8% 61 21,8% 55 19,6% Ja, feste/r Partner/in Syphilis Ich kenne keine dieser STIs Bekanntheit von STIs nach Ausfüllmodus (nur signifikant). „Wusste ich schon“ Gonorrhoe Herpes 186 67,4% 51 18,5% selbst ausgefüllt n n 182 80 % % 65,9% 29,0% (n=75) 47,8% (n=33) 21,0% (n=19) 12,1% (n=54) 34,4% Nein, kein/e feste/r Partner/in n % 2,4 2,2 2,0 0,5 (n=114) 57,9% (n=60) 30,5% Interview (face-toface/ Telefon) n % 1,5 0,5 (n=116) (n=81) 1,5 0,6 56,6% 39,5% OR 1,6-3,6 1,4-3,4 1,2-3,5 0,3-0,7 95%-KI OR 1,03-2,2 0,3-0,8 95%-KI 1,02-2,2 0,4-0,9 54 9 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 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