Fachtagung Hörbehindertengerechtes Bauen Heinz Nafzger Höranlagen und Kommunikationsanlagen. Überblick über Systeme und Anforderungen 31. Januar 2014 1 Ziel: Sprachverständlichkeit Hören und verstehen! Was macht Sprache verständlich? 31. Januar 2014 2 Es ist nchit witihcg, in wlecehr Rneflogheie die Bstachuebn in eneim Wrot snid, das ezniige was wcthiig ist, ist dass der estre und der leztte Bstabchue an der ritihcegn Pstoiion snid. Der Rset knan ein ttoaelr Bsinöldn sien, tedztorm knan man ihn onhe Pemoblre lseen. Das ist so, wiel wir nciht jeedn Bstachuebn enzelin leesn, snderon das Wrot als gseatems. 31. Januar 2014 3 Verstehen geschieht im Gehirn! „Gedächtnis“ (erinnern) Gehirn Hörzentrum Hörstrahlung Vergleich Hörzentrum (Gehirn) weitere Schaltstellen Hörnerv Oliven © Heinz Nafzger, Ing. HTL, 8330 Pfäffikon ZH März 2011 Hörnerv (Signal) erkennen, verstehen Es is t ni cht wichtig, in welcher R eihen folge die Buchstab en in einem Wor t sind, das einzige was wichtig ist, is t dass der erste und der l e tzte Buchstab e an der r ichtigen Positi on sind. Der Rest kann ein totale r Blödsinn s ein, tr otz dem kann man ih nn ohne Pr obleme l e sen. Das ist s o, weil wi r nicht j eden Buchstab en einz eln l e sen, s onder n das Wor t als ges amte s . 31. Januar 2014 5 Wo sind die Sprachlaute angesiedelt? So laut tönt normal gesprochene Sprache (Sprachbanane) 0 Lautstärke in Dezibel 10 20 30 m,n 40 50 Vokale 60 70 80 d,t Zischlaute haben hohe Frequenzen und wenig Schalldruck Explosivlaute haben weniger hohe Frequenzen und etwas mehr Schalldruck 90 100 110 120 s,f,sch 125 250 500 1000 2000 4000 8000 16000 Frequenz in Hertz © Heinz Nafzger, Ing. HTL, 8330 Pfäffikon ZH Barrieren für Sprachverständlichkeit • Hörprobleme (Schwerhörigkeit) • Halligkeit, Echos • Störgeräusche 31. Januar 2014 7 Hörschaden im Hochtonbereich (Innenohr) Hörschwelle rechts 0 Hörschwelle in Dezibel 10 20 Dieser Mann kann die Zischund Explosivlaute praktisch nicht mehr wahrnehmen. ch 30 m,n 40 s,f,s d,t Vokale 50 60 stark schwerhörig 70 80 90 100 110 120 125 © Heinz Nafzger 250 500 1000 2000 4000 8000 16000 Frequenz in Hertz Auswirkungen von Halligkeit Hall Direktschall 0 % 100 % 30 % 70 % 80 % 20 % Nachhallzeiten: < 250Hz: 4 Sek. 250 bis 3.5 kHz: 1.5 Sek. > 3.5 kHz: 1.5 Sek. 31. Januar 2014 Quelle: Karl Baschnagel, Akustiker SGA Effretikon 9 Verhältnis Nutzsignal : Störsignal dB (Störabstand für 90% Silbenverständlichkeit) 15 10 5 0 -5 - 10 Störpegel Normalhörend; Deutsch als Muttersprache Normalhörend; Deutsch als Fremdsprache hörgeschädigt; Deutsch als Muttersprache Höranlagen: Ziele, Nutzen Ø Eine Person spricht – mehrere Personen hören. • Das Sprachsignal wird direkt auf das persönliche Hörsystem (Hörgerät, Implantat) übertragen. • Nachhall und Nebengeräusche werden nicht übertragen • Das individuell eingestellte Hörprogramm des Hörsystems ist wirksam. • Die Sprachverständlichkeit ist optimal. 31. Januar 2014 11 Übertragungstechnologien • Induktive Übertragung • Übertragung mit Infrarot-Licht • Übertragung mit Funk 31. Januar 2014 12 Induktive Höranlagen: Übertragungsprinzip Magnetfeld elektrischer Strom Schallwellen Schallwellen elektrischer Strom Eigenschaften, Eigenheiten Induktion • offene Technologie • nur ein Übertragungskanal • persönliches Hörsystem = Empfangsgerät • bauliche Installation • Anforderungen genormt und messbar • Störmöglichkeit durch benachbarte Anlagen • Vertraulichkeit nicht gesichert 31. Januar 2014 14 Funk-Höranlagen: Uebertragungsprinzip Funk-Sender elektrischer Strom Schallwellen Funk-Signal Schallwellen Hörgerät mit Induktionsspule elektrischer Strom Magnetfeld Funk-Empfänger InduktionsHalsschleife elektrischer Strom Eigenschaften, Eigenheiten Funk • Technologie herstellerspezifisch • mehrere Übertragungskanäle (Dolmetscher) • Empfangsgerät für Nutzer zwingend • mobile Installation möglich • Vertraulichkeit nicht gesichert • keine Störung durch benachbarte Anlagen 31. Januar 2014 16 Eigenschaften, Eigenheiten Infrarot • Technologie herstellerspezifisch • mehrere Übertragungskanäle möglich • Empfangsgerät für Nutzer zwingend • mobile Installation möglich • Vertraulichkeit gesichert (Gerichtssaal usw.) • keine Störung durch benachbarte Anlagen 31. Januar 2014 17 Voraussetzungen für das Funktionieren • Höranlage muss in Betrieb sein • Signal (Quelle) muss aufgeschaltet sein • Persönliches Hörsystem auf Empfang • Höranlage muss publik sein • Batterien der Empfangsgeräte geladen • Sprechdisziplin der Vortragenden • Zeitliche Abstimmung mit Beschallung 31. Januar 2014 18 Voraussetzungen für die Planung • Welche Veranstaltungen/Anlässe? • Sitzanordnung pro Anlassart skizzieren • Sprechstandorte skizzieren • Abdeckungsbereich festlegen (Induktion) • Bedienungsanforderungen skizzieren Pflichtenheft für Beschallung und Höranlage 31. Januar 2014 19 Voraussetzungen für die Bau-Planung induktiver Höranlagen • Messung der magnetischen Störfelder • Messung der Magnetfeldverluste durch die Bausubstanz (Armierung, Metallkonstruktionen) im Rohbaustadium. • Kenntnis des Bodenaufbaus (UB, Beläge) Absprache mit Bauleitung und Ausführenden 31. Januar 2014 20 Kommunikationsanlagen Ø Eine Person spricht – eine Person hört zu. • Schalteranlagen • Gegensprechanlagen (Türen, Info-Stelen) • Aufzüge Ø Einweg- oder Zweiweg-Kommunikation? 31. Januar 2014 21 Kommunikationsanlagen Schalter mit Glastrennung: (man hört sich nicht) • Gegensprechanlage und induktive Höranlage • Beleuchtung nach Norm SN EN 12464-1, SN 15011, blendfrei gleichmässig zum Ablesen der Sprechbewegungen 31. Januar 2014 Patrick Röösli, Architekt FH SIA 22 Kommunikationsanlagen Gegensprechanlagen an Türen, Aufzugskabinen, Info-Stelen (man sieht sich nicht) • Hörbereitschaft visuell anzeigen • Schallpegel des Lautsprechers angep. Türrufanlagen (Einwegkommunik.) • Anweisungen visuell anzeigen • Tür-Entriegelung akustisch und visuell anzeigen 31. Januar 2014 23 Kommunikationsanlagen Kabinentableau bei Aufzugsanlagen • Stockwerk visuell und akustisch anzeigen • Notruf quittieren • Hörbereitschaft visuell anzeigen • Gegensprechanlage für Notrufe • Handlungsanweisungen visuell anzeigen 31. Januar 2014 24 Praxis Bewilligungs- und Planungsverfahren Wo Baugesuch Wo ist eine Höranlage erforderlich? Auflagen im Bauentscheid Was Bauberatung Grobplanung zweckmässige Technologie? Baupläne Wie Detailplanung Detailpläne Wie Höranlage realisieren? Pflichtenheft Bauaufsicht Fachberatung Abnahme