Warum eine Höranlage zur normalen Ausstattung einer Kirche gehört Wussten Sie schon, dass laut Statistik mehr als die Hälfte der Menschen über 70 Jahre schwerhörig sind? Auch die Tendenz bei jüngeren Menschen ist steigend. Schwerhörigkeit ist eine unsichtbare Behinderung. Schätzungen zufolge hören ca. 16 Millionen Menschen in der Bundesrepublik schlecht, von denen nicht einmal 2 Mill. ein Hörgerät oder andere Hörhilfen haben. Auch immer mehr Kirchenbesucherinnen und Besucher gehören zum Kreis der Schwerhörigen. Heute ist fast jede Kirche mit einer Lautsprecheranlage ausgestattet. Aber selbst gute Anlagen reichen für schwerhörige Menschen nicht aus, vielen nützen sie wenig bis gar nichts. Schwerhörige Menschen jedoch gibt es in jeder Kirchengemeinde: Menschen mit altersbedingter Schwerhörigkeit, Menschen, die im Laufe ihres Lebens einen Hörverlust erlitten haben, Menschen, die von Kindheit an Probleme mit dem Hören hatten. Auch diese Menschen wollen und sollen selbstverständlich am Gottesdienst und am kirchlichen Leben teilnehmen können. Die besten Voraussetzungen hierfür bieten Höranlagen, die es heute in den unterschiedlichsten Ausführungen und Systemen gibt. Die Kosten einer Anlage liegen zwischen 2000 und 5000 €, je nachdem, um welchen Anlagentyp es sich handelt (incl. Einbau). Sollte eine Renovierung, besonders des Bodens oder der Lautsprecheranlage anstehen, so fallen die zusätzlichen Kosten für eine Höranlage kaum noch ins Gewicht. Alle Höranlagen lassen sich aber auch ohne großen Aufwand im Nachhinein installieren. Am bekanntesten und beliebtesten sind sicherlich Induktionsanlagen. Evtl. kann den örtlichen Gegebenheiten aber auch eine andere Anlage besser entsprechen. Die beste Höranlage in einer Kirche ist sinnlos, wenn sie nicht benutzt wird! Schwerhörige Menschen müssen wissen, dass es die Anlage gibt Der Bereich einer Induktionsschleife muss deutlich sichtbar gekennzeichnet sein. An den Eingängen müssen sichtbar Hinweisschilder auf die Art der Höranlage und deren Nutzung angebracht sein Ansprechpersonen (z.B. Mesner/in) müssen genannt werden. Im Gemeindebrief sollte unter Gottesdienste grundsätzlich auf die Anlage hingewiesen werden. Schwerhörige Menschen müssen über die Handhabung der Höranlage aufgeklärt werden. Mesner/in und Pfarrer/in (evtl. Kirchengemeinderät/innen) müssen über die Handhabung Auskunft geben können, evtl. Hörgeräteakustiker/innen immer wieder einmal einladen. Die Anlage muß von Zeit zu Zeit überprüft werden Anlage regelmäßig überprüfen lassen Schwerhörige Menschen bitten, bei Funktionsstörungen der Anlage sofort Bescheid zu geben. Bei Renovierung (vor allem der Lautsprecheranlage) die Höranlage nicht vergessen! Alle Anlagen funktionieren aber nur, wenn der/die Sprechende ins Sendemikrofon spricht. Wird z.B. bei Kasualgottesdiensten das Mikrofon beiseite gestellt, kommt beim Empfänger/ der Empfängerin nichts mehr an! Für weitergehende Beratungen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Wenden Sie sich bitte an: Arbeitskreis Technik in kirchlichen Räumen der Evang. Schwerhörigenseelsorge in Württ. Robert-Mayer-Str. 37 72760 Reutlingen Tel. 07121 – 330150 FAX 07121 – 372701 eMail: [email protected] Alle mal herhören! Wissenswertes über den Einbau von und den Umgang mit Höranlagen in kirchlichen Räumen Arbeitskreis Technik in kirchlichen Räumen Induktions-Anlagen: Infrarot-Anlagen FM-Anlagen: Die Schallübertragung geschieht über Infrarot-Wellen (wie z.B. bei Fernbedienungen) vom Sender auf ein Empfängergerät, das in der Regel durch einen Kinnbügel direkt mit dem Ohr in Verbindung steht. Eine Infrarot-Anlage ist teurer als eine Induktionsanlage, jedoch mit weniger baulichen Veränderungen verbunden. Diese sind zumeist als mobile Anlagen erhältlich, die über Radiowellen von einem Sendemikrofon direkt auf einen Empfänger senden. Dieser Empfänger überträgt dann durch eine umgehängte Mini-Induktionsschleife direkt auf das Hörgerät, es kann aber auch ein Kopfhörer für Nicht-Hörgeräteträger/innen genutzt werden. Vorteile: Die Anlage ist wenig störanfällig Bei richtiger Einstellung optimale Versorgung für Hörgeräteträger/innen, da die Übertragung auf das individuell angepasste Hörgerät geht Die Kirchengemeinde braucht sich um Akkus und Ohrpads für Hörgeräteträger/innen nicht zu kümmern Kostengünstiger Einbau Gute Sprachverständlichkeit Freie Beweglichkeit innerhalb der Schleife Vorteile: Gute Klangqualität Auch für Nichthörgeräteträger/innen problemlos nutzbar Kann leichter von einem Raum in den anderen gebracht werden Freie Bewegungsmöglichkeiten im Bereich des Senders Vorteile Gute Klangqualität Benützt die individuellen Hörhilfen der Nutzer/innen Problemlos von einem Ort zum anderen mitnehmbar Verschiedene Sendefrequenzen sind möglich Sichtverbindung zwischen Sender und Empfänger nicht nötig Für etwa 30 Std. unabhängig vom Stromnetz nutzbar (z.B. im Freien) Keine Verkabelung notwenig Nachteile: Störung durch Metallteile, Transformatoren oder Funkanlagen in der Nähe möglich Übertragungsqualität geringer als bei Infrarot. Funktioniert nur innerhalb der Schleife Bei Nutzung in anderen Räumen muss dort eine eigene Induktionsanlage vorhanden sein. Einsatz einer mobilen Ringschleife ist möglich, aber mit etwas Aufwand verbunden. Nachteile: Störanfällig, braucht direkte Sichtverbindung zwischen Sender und Empfänger (Standorte für Aufbauten bei Familiengottesdiensten, Weihnachtsbaum etc. muß bedacht werden!) Hörgeräteträger/innen müssen ihr Hörgerät in der Regel abnehmen). Kinnbügel sind bei der Nutzung deutlich sichtbar (Hemmschwelle) Akkus und Ohrpads müssen überprüft und erneuert, Kinnbügel ausgeteilt und wieder eingesammelt werden. Bei sehr großen Räumen sind unter Umständen mehrere Sender nötig. Nachteile Transportable Geräte, die in der Regel nur für eine begrenzte Anzahl von Empfängern ausgelegt sind (in der Regel 10) Akkus müssen regelmäßig überprüft und gegebenenfalls aufgeladen werden. Empfänger und Schleifen müssen ausgegeben und eingesammelt werden. Sendet elektromagnetische Funkstrahlung aus (wie jedes drahtlose Mikrofon, keine Handy-Strahlung!) Extras: Extras: Extras Eine Ringschleife wird fest installiert. Diese muss nicht im Boden verlegt sein, sie kann z.B. auch unter der Fußleiste oder zwischen den Fliesen installiert werden. Die Ringschleife wird verbunden mit einem Verstärker, der an die Lautsprecheranlage angeschlossen werden kann. Ist diese zu alt oder wäre eine Nachrüstung zu teuer, kann auch ein zweites Mikrofon am bestehenden angeklemmt werden. Wichtig: Bestehen sie auf einer Anlage ohne (!) Trafo, die nach DIN EN 60 118-4 eingemessen wird. - Induktionsempfänger mit Kopfhörern für nicht Hörgeräteträger/innen (regelmäßige Kontrolle und Auswechseln von Batterien und Ohrpads nötig!). - Empfänger mit Mini-Induktionsschleifen (Teleschleifen) für Hörgeräteträger/innen erhältlich - Für nicht Hörgeräteträger/innen kann am Empfänger ein Kopfhörer angeschlossen werden.