Einführung in die Methoden der Kultur

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2012/2013
Einführung in die Methoden der Kultur- und
Sozialanthropologie
Hier findet ihr eine Zusammenfassung von Katharina Nowotny (Quelle:
www.ethnomitischriften.at), die von mir überarbeitet und mit den aktuellen
Folien ergänzt wurde.
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Thema 1: Einführung
Was sind Methoden?
Datenerhebung, (Datenorganisation), Datenanalyse/Interpretation
- Fragestellungen, Lösungsansätze; Systematisierung, Rückverfolgung; Feldforschung, Vergleich,
Teilnehmende Beobachtung etc.
Methoden der Kultur- und Sozialanthropologie:
* Feldforschung als methodischer „Königsweg“ der KSA
* KSA-Methoden sind Methoden, die KSA-Fragestellungen beantworten
* KSA-Methoden entstehen in der Spezifität ihrer Anwendung und Verortung in der Tradition der KSA
Wovon sind Methoden abhängig?
Von Fragestellung, Ziel, vorhandenen Arbeiten und Forschungen;
Möglichkeiten (Finanzierung, Zeit, Mitarbeiter); Spezifische Bedingungen (Gesellschaft,
Forschungsfeld)
Begriffserklärung
Aus dem griechischen, meta = nach, über, neben; odos = Weg, Gang; Nachgehen, Verfolgen
Thema 2: Herausbildung der kultur- und sozialanthropologischen
Forschungsmethoden
* Ausgeprägter Pluralismus (Vielfalt) und lange Tradition
* Nationale Entwicklungslinien
* Unterschiedliche Bezeichnungen der Disziplin, unterschiedliche Auffassungen
Zentrale Schnittstellen
# Kulturwissenschaft (USA) vs. Sozialwissenschaft (UK)
# Naturwissenschaft vs. Geisteswissenschaft („scientists“ vs. „humanists“)
# Diachron (zeitliche Abläufe und Entwicklungen; historisch orientiert) vs. synchron (kulturelle und
soziale Zusammenhänge zu bestimmten Zeitpunkten)
= nicht deckungsgleich mit historisch vs. sozialwissenschaftlich
Kultur- und Sozialanthropologie ist nicht ausschließlich Sozialwissenschaft, sondern an der
Schnittstelle von Sozial-, Kultur- und Geschichtswissenschaft angesiedelt!
Geschichte und Institutionalisierung der Kultur- und Sozialanthropologie
Die KSA hat sich im 19.Jahrhundert aufgrund der europäischen Expansion und dem Kolonialismus
auf drei Ebenen (anthropologische Gesellschaften, Museen, universitäre Verankerungen) als eigene
Wissenschaft etabliert.
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1) Sammlungen → Museen
Die ethnographischen Sammlungen (von Expeditionen und kolonialistischen Unternehmungen)
waren früher Teil der sogenannten „Wunderkammern“ der Kaiser und Könige.
Im 19. Jahrhundert wurden eigene öffentliche Museen gegründet, die zu Beginn oft noch Teil
Naturhistorischer Museen waren. Später entwickelten sich eigene anthropologische Museen.
2) Wissenschaftliche Gesellschaften
Ende des 18.Jahrhunderts bis Anfang des 19.Jahrhunderts bildeten sich bürgerliche Institutionen und
wissenschaftliche Gesellschaften: Vereinte VertreterInnen unterschiedlicher Interessen und
Fachdisziplinen.
z.B.: - Société des Observateurs de l´Homme, Paris 1799
- Aborigines Protection Society 1837 in Großbritannien
- Ethnological Society of London 1844
- Anthropologische Gesellschaft in Wien 1870
etc.
3) Lehrstühle und Institute
Im 19. Jahrhundert entstanden eigene anthropologische Lehrstühle und Institutionen an den
Universitäten:
• 1869: Adolf Bastian - erster Universtitätsdozent für Völkerkunde in Deutschland (Berlin)
• 1883: Edward B. Tylor - erster anthropologischer Universitätsposten im Vereinigten Königreich
(Oxford), später wurde er zum Professor für Anthropologie
• 1896: Franz Boas - erste akademische Position in den USA
Bezeichnungen der Disziplin
KSA = im deutschsprachigen Raum durchgesetzt, da der Begriff „Volk“ negativ belastet war.
Sozialanthropologie = aus dem britischen Bereich der „Social Anthropology“.
Kulturanthropologie = aus dem US-amerikanischen Bereich der „Cultural Anthropology“.
Ethnographie = als Gegensatz zur Geographie gegründet.
Ethnologie = löste ab dem 19.Jahrhundert weitgehend den Begriff der Ethnographie ab.
Völkerkunde = synonymer Begriff für Ethnographie.
Volkskunde = Beschäftigung mit der eigenen Kultur.
Nationale Entwicklungslinien
Im Laufe der Jahre entstanden unterschiedliche nationalsprachliche Entwicklungslinien:
Britische, amerikanische, deutschsprachige, französische und auch russische Traditionen.
In den USA wurden hauptsächlich allgemeine Anthropologiedepartments gegründet:
„Four Fields Approach“ = Kulturanthropologie, Linguistik, physische Anthropologie und Archäologie.
Im Allgemeinen ist es aber zu einer disziplinären Trennung zwischen der physischen Anthropologie
(Humananthropologie) und der Kultur- und Sozialanthropologie gekommen. Die Situation im
deutschsprachigen Raum ist auch durch eine Trennung von Volks- und Völkerkunde geprägt.
Methoden der Feldforschung – Armchair Anthropology
Zu Beginn: Arbeitsteilung zwischen Datensammlern (die ins Feld gingen und vor Ort Daten erhoben)
und Theoretikern (sogenannten Armchair anthropologists, die daheim aus dem gesammelten
Material ihre theoretischen Schlüsse zogen).
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Reise-, Verwaltungs- und Missionarsberichte dienten lange als Grundlage der Armchair
Anthropology. Diese Informationen über fremde Kulturen wurden zwischen dem 16. und 19.
Jahrhundert größtenteils unsystematisch gesammelt.
Die systematische Sammlung und das Festhalten von Beobachtungen sowie das Zusammentragen
verschiedener Quellen entstanden in den Naturwissenschaften ab der Mitte des 18. Jahrhunderts,
dabei wurden auch sonderbare Bräuche der Indigenen festgehalten und mit der eigenen Kultur
verglichen.
Das Exotische und Sonderbare wurde geschätzt und ausführlich beschrieben, wobei die meisten
Materialien während kurzer Begegnungen mit anderen Kulturen erhoben wurden. Es wurde häufig in
(ab)wertender Weise mit der Kultur der (westlichen) Forscher verglichen.
Die Expeditionen der Aufklärung waren ein wichtiger Schritt in der Entwicklung der systematischen
Feldforschung. Es wurden systematisch wissenschaftliche Daten erhoben und Methoden entwickelt.
Anthropologische Gesellschaften und Experten gaben in den Expeditionen des 19. Jahrhundert
Fragebögen mit, welche eine wichtige Rolle in der ethnographischen Datenerhebung spielten. Ziel
war die Verbesserung der wissenschaftlichen Qualität der Berichte. Es stellte sich jedoch bald heraus,
dass die Qualität unzureichend war und man am besten selbst die Daten erheben sollte.
Franz Boas hatte das Ziel, ethnographisches Material zu produzieren, das den Geist der beforschten
Völker widerspiegelte. Er meinte, dass bevor große Theorien entwickelt werden können, Rohdaten
gesammelt werden müssen. Er selbst sammelte nie Daten sondern beschränkte sich auf die Analyse.
Entdeckungsreisen und Forschungsexpeditionen als Basis für die Entwicklung systematischer
Feldforschung: JOHANN REINHOLD FOSTER und GEORG FOSTER
Die Foster‘s waren Ausnahmeforscher und zentrale Figuren der deutschen Aufklärung.
Sie waren bei James Cooks zweiter Entdeckungsreise in den Pazifik dabei und schrieben Berichte
über das Leben der Indigenen im Pazifik. Ihre Sammlung ethnographischer Objekte bildete die
Grundlage für verschiedene anthropologische Museen in ganz Kontinentaleuropa (Göttingen, Wien,
Florenz).
J.R.Foster: Botaniker; Kulturwandel, Kulturentwicklung
Georg Foster: Wegbereiter des Reiseromans; Berichte über das Leben der Indigenen im Pazifik („A
Voyage Around The World, 1777)
Evolutionismus
= ein zentrales Paradigma des 19.Jahrhunderts
= Auffassung von einem einheitlichen, fortschreitenden Entwicklungsprozess der Menschheitskultur
vom Niederen zum Höheren, in dem sich alle Gesellschaften einordnen lassen.
Axiom/Grundannahme:
Die Menschheit durchläuft verschiedene Entwicklungsstufen vom „Einfachen“ zum „Komplexen“.
Diese Entwicklungsstufen seien bei allen Gesellschaften dieselben (= unilinearer Evolutionismus).
Die industrialisierte westliche Kultur wurde auf die höchste Stufe gesetzt. Andere Gruppen müssten,
dem Gedanken der klassischen Evolutionisten nach, diese Stufe der „Zivilisation“ erst noch erreichen.
Methode:
Die Methode beruht auf der Klassifikation ähnlicher ethnographischer Merkmale. Einzelne kulturelle
und soziale Phänomene (Variablen) werden isoliert (außerhalb des Gesamtkontextes) und aufgrund
ihrer Ähnlichkeiten klassifiziert.
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Das Klassifikationsschema wird als Stufenmodell konzeptioniert:
Einteilung in Phasen der Menschheitsentwicklung (z.B. Morgan)
*Wildheit
*Barbarei
*Zivilisation
Wichtige Vertreter:
1) Johann Bachofen
2) John Ferguson McLennan
3) James Frazer
4) Herbert Spencer
5) Lewis Henry Morgan (USA)
- Jurist und amerikanischer Anthropologe
- Vertreter eines unilinearen Evolutionismus
+ „Wildheit“, „Barbarei“ und „Zivilisation“ als fortschreitende Entwicklungsstadien der Kulturen
+ Werk: Ancient Society (1877)
- Vertrat öffentlich die Interessen der Irokesen und wurde später in ihre Gesellschaft aufgenommen
+ eigenständige Feldforschung bei den Irokesen
+ Ethnographie: The League of the Ho-de-no-sau nee or Iroquois (1851)
- Studie zu Verwandtschaft: Systems of Consanguinity and Affinity of the Human Family (1871)
basierend auf Datenerhebung mittels Fragebogen
- Seine Darstellung der Evolution indigener Gesellschaften beeinflusst Marx und Engels
6) Sir Edward Burnett Tylor (UK)
- Gründungsfigur der britischen Sozialanthropologie
- 1884: erste Vorlesungen zur Anthropologie in Oxford
- 1895: erster Lehrstuhl für Anthropologie in Großbritannien an der Universität von Oxford
- Vertreter des Evolutionismus
Hauptwerke:
- Researches into the Early History of Mankind and the Development of Civilization (1865)
- Primitive Culture (1871)
Axiome und Vorgehen
- Alle Menschen haben gleiches intellektuelles Potential: „the psychic unity of man“
- Primitive Gesellschaften stellen keine Degeneration der biblischen Schöpfung dar
- Fragmentierung von Kulturen und Klassifikation der Phänomene in „proper groups“, um
Vergleichbarkeit herzustellen
- Interesse an Religion: Animismus, Manismus, Totemismus, Fetischismus, Polytheismus,
Monotheismus
 Zusammentragen von beträchtlichen Datenmengen und damit Verweis auf große kulturelle
Diversität
 Entwicklung von deskriptiven Konzepten: Animismus, Exogamie, Matrilinearität, Tabu etc.
Friedrich Ratzel (1844-1904)
* Geograph
* Anthropogeographie
* Wegbereiter des Diffusionismus
Diffusionismus
- Gegenprogramm zum Evolutionismus
- Diffusion, d.h. Ausbreitung von Kulturelementen
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- Insbesondere in der deutschen Völkerkunde wichtig
- Ratzels Konzept der Ideenarmut
- Kulturkreise = Diffusionskreise
- Kulturhistorische Methode zur Feststellung von Kulturbeziehungen
Kulturkreis – Kulturkreislehre
Zusammenhang von Raum und Kultur
* Definition Kulturkreis: ein geographischer Raum, dessen Mitgliedern die gleiche oder eine ähnliche
Kultur zugeschrieben wird
* Ein Kulturkreis ist durch jeweils spezifische Wertvorstellungen, soziale Normen, Sitten und
Gebräuche gekennzeichnet
* Die Kulturkreislehre wurde 1898 von Leo Frobenius etabliert; er gab sie aber wieder auf und
entwickelte den Ansatz der Kulturmorphologie
* Fritz Grabner entwickelte die Kulturkreislehre als Gegentheorie zum Evolutionismus weiter:
kulturhistorische, diffusionistische Schule
* Kulturkreislehre wurde zentraler Ansatz in der Wiener Schule der Völkerkunde am Anfang des
20.Jahrhunderts
* Pater Wilhelm Schmidt: drei M´s – Monogenese, Monogamie, Monotheismus
Thema 3: Zur Herausbildung der klassischen Feldforschung: Boas und Malinowski
Franz Boas (1858-1942)
* naturwissenschaftliche Ausbildung in Deutschland (Mathematik, Geographie, Physik)
* Gründerfigur der Cultural Anthropology in den USA
* entwickelt den „historischen Partikularismus“ als Gegenprogramm zu den spekulativen
Rekonstruktionen des Evolutionismus
* fordert induktives Vorgehen in der Kulturanthropologie (Sammeln von Rohdaten vor der
Entwicklung von Theorien)
* Kulturrelativist = gegen allgemeine Theorien der Evolutionisten; Kulturen sind eigenständig und
unterschiedlich; er ist für die Beschränkung auf eine bestimmte Kultur
„The Limitations of the Comparative Method of Anthropology“ (1896)
* Boas kritisiert die Annahme der Existenz von allgemeinen „Gesetzen“ der Entwicklung
menschlicher Kulturen, der ein Wechsel der Methode zugrunde liegt:
– Früher galten „identities and similarities of cultures“ als Beweis für historische Beziehungen
oder für gleichen Ursprung (Ideenarmut – Diffusion)
– Jetzt werden sie als Ergebnis des gleichförmigen Wirkens des menschlichen Geistes
gesehen (Bastian – Elementargedanke)
aber es gibt ein grundlegendes Problem:
– „that the same ethnological phenomena [Klane, Ornamente, Masken, etc.] are always due
to the same causes“ und
– „that the sameness of ethnological phenomena (...) is proof that the human mind obeys the
same laws everywhere“
 Wenn unterschiedliche historische Entwicklungen zu den gleichen Ergebnissen führen können,
dann ist diese Generalisierung falsch.
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* Analoge einzelner kultureller Merkmale zwischen entfernten Völkern werden also nicht
(vorschnell) auf einen gemeinsamen Ursprung zurückgeführt, sondern es herrscht die
Annahme, dass sie unabhängig entstanden sind.
* Vergleichbarkeit muss bewiesen werden:
– „Uniformity of the process must be demanded as proof of comparability“
– Wenn eine historische Verbindung nachgewiesen werden kann, dann können die Daten nicht
als Evidenz einer unabhängigen Entstehung verwendet werden
* Vergleichbarkeit wird extrem erschwert bis unmöglich
* Kulturen als eigenständige Einheiten, die primär aus sich selbst heraus verstanden werden
müssen
* Der von Boas etablierte historische Partikularismus ist:
– partikularistisch und relativistisch (nicht universalistisch),
– induktiv (nicht deduktiv),
– diachron (nicht synchron)
Torres Straits Expedition (1898 – 1899)
* von Alfred Cort Haddon (1855‐1940) initiiert und geleitet
* Forschergruppe bestehend aus Vertretern der Linguistig (Sidney Ray), Psychologie (W.H.R.
Rivers, Charles Samule Myers, William Mc Dougall), Anthropologie (Anthony Wilkin),
Musikwissenschaft (Charles Samuel Myers), Pathologie (Charles Seligman), Zoologie (A.
Haddon)
* Expedition als Wendepunkt in der britischen Sozialanthropologie:
– Verankerung von ethnographische Feldforschung in anthropologischer Ausbildung
– Objekt der Forschung nicht mehr Kultur generell, sondern spezielle lokale Gesellschaften
– Neuerungen in der Methodologie: Rivers´ genealogische Methode
– Rivers und Seligman (beide naturwissenschaftlich ausgebildet) als Schlüsselfiguren für
die nächste Generation britischer Sozialanthropologen
Bronislaw Kasper Malinowski (1884-1942)
* In Krakau geboren
* studierte Mathematik, Physik und Philosophie
* dann in Leipzig Psychologie bei W. Wundt
* schließlich Anthropologie bei E. Westermarck und C.G. Seligmann in London
* Grundlage der modernen Feldforschung
* zählt gemeinsam mit A. R. Radcliffe-Brown zu den Begründern der britischen Sozialanthropologie.
* gilt als der Initiator der modernen ethnographischen Datenerhebung und des Funktionalismus als
theoretische Strömung innerhalb der Sozialanthropologie.
Hauptwerke:
- „Agronauten des westlichen Pazifiks“ (1922)
- „Das Geschlechtsleben der Winden in Nordwest-Melanesien“ (1929)
- „Coral Gardens and Their Magic“ (1935)
uvm.
Die Grundzüge des (strukturalen) Funktionalismus
+ Funktionalismus richtete sich gegen die spekulativen Rekonstruktionen der Evolutionisten und die
vergleichende Methode der armchair-anthropologists
+ Im Gegensatz zu Franz Boas ist der Funktionalismus ahistorisch (synchron) eingestellt, da die
historische Perspektive nur bei Vorhandensein exakter schriftlicher Belege angestrebt werden kann
+ Organismus-Analogie: die Gesellschaft wird mit einem biologischen Organismus verglichen, in dem
die einzelnen Organe zusammenwirken müssen (Funktion), um den Erhalt des gesamten Körpers
(Struktur) sicherzustellen
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+ Gesellschaften bzw. ihre Teile streben nach Ordnung (Equilibrium) und verlaufen nach bestimmten
Mustern; der harmonische Zustand ist relativ stabil, Konflikte tendieren zu einem neuerlichen
Equilibriumszustand
+ Konflikte sollen rasch überwunden werden und führen zu neuen Ordnungen – Harmoniemodell,
Gleichgewichtsmodell
+ Ziel ist das Herausfinden von Gesetz- bzw. Regelmäßigkeiten des sozialen Lebens im
naturwissenschaftlichen Sinne (das Verstehen)
+ die Kulturtheorie von B.Malinowski sieht gesellschaftliche Institutionen als Kulturreaktion auf
menschliche Grundbedürfnisse (obsolet)
+ Im strukturellen Funktionalismus der Forschungen stehen die sogenannten Institutionen als
Kristallisationspunkte im Zentrum
Methode
Induktives Vorgehen = Sammeln von möglichst viel Material zu Beginn jeder Forschung
Forschungsgebiet = ehemalige britische Kolonien
Richtlinien für ethnographische Erhebungen:
- Feldaufenthalt über einen längeren Zeitraum
- Planmäßiger Abbruch aller Kontakte zur eigenen Kultur
- Erlernen der „Eingeborenensprache“
- Teilnehmende Beobachtung als Kern der Forschung (Einleben und Verstehen der fremden Kultur)
- Ziel ist die vollständige Integration des Forschers (Wichtig: Anwesenheit und Teilnahme)
- Person des Forschers wird zum Messinstrument im Feld
* Trennung von Beobachtungen des Forschers und Interpretationen der Eingeborenen
* Trennung von den erhobenen Daten und Analyse dieser Daten
Probleme des Feldeinstieges
- Schwierigkeit Beziehung mit dem Feld aufzubauen
- Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung
- Keine Hilfe vor Ort von Weißen
- Mangelnde Kenntnis der lokalen Sprache
- die daraus resultierende Unmöglichkeit zu lokalen Interpretationen aus der Sicht der Eingeborenen
zu kommen
- Beobachtungen bleiben totes Material – lokale Einflüsse fehlen
Das Geheimnis der Feldforschung
Er fasst die methodischen Prinzipien in drei Bereichen zusammen:
* den wissenschaftlichen Zielen und Kriterien,
* den Arbeitsbedingungen vor Ort und
* den Methoden des Sammelns, Aufbereitens und Sicherns der Daten.
Passive und aktive Methoden
Feldforschung beschränkt sich nicht nur auf passive Beobachtung im Sinne eines "deep hanging
round", sondern auch teilnehmende Beobachtung (aktiv). Es kommen vielmehr, im Sinne einer
Methodentriangulation, unterschiedliche methodische Verfahren, wie z.B. Interviews und gezielte
Befragungen zum Einsatz. Ethnographie beruht somit auf dem flexiblen Einsatz verschiedener
methodischer Strategien.
Die Suche nach Ordnung und Gesetzmäßigkeiten
Das primäre Ziel der Feldforschung ist, nach Malinowski, allgemeine Gesetz- und Regelmäßigkeiten
des sozialen Zusammenlebens und der kulturellen Phänomene zu identifizieren. Auch hier kommt
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eine positivistische Grundorientierung zum Ausdruck, deren primäres Erkenntnisinteresse auf
Erklärungen in Form allgemeiner Gesetzmäßigkeiten abstellt.
Positivismus
vier zentrale Grundannahmen des Positivismus nach Auguste Comte:
1) Es existiert eine einzige Art von Wirklichkeit
2) die einzige Erkenntnisquelle ist die sinnliche Erfahrung
3) der Positivismus geht von der Einheit der Wissenschaft aus (Methodenmonismus)
4) lehnt alle nicht-deskriptiven, d.h. metaphysische Aussagen ab
Malinowskis methodisches Vorgehen
Das Skelett: die Dokumentation objektiver Daten
=statische Dokumentation
Malinowski geht davon aus, dass zuerst das Skelett zu finden ist, also eine vollständige Übersicht
über die Phänomene zu geben ist, nicht das Sensationelle und Einzigartige. Es geht hierbei um eine
systematische und umfassende Dokumentation einzelner Fälle, die dazu dienen, Ordnungsprinzipien,
Regeln und Regelmäßigkeiten die diesen Fällen zugrunde liegen, zu identifizieren. Es geht also um
das Sammeln von konkreten Belegmaterialien aus dem generalisierende Schlüsse gezogen werden
können.
Das Fleisch: Teilnahme und Deskription des sozialen Lebens
=Beschreibung der Imponderabilien des wirklichen Lebens auf Basis Teilnehmender Beobachtung
Dem „Skelett“ der Stammesorganisation fehlt allerdings "Fleisch und Blut", welche die Wirklichkeit
des menschlichen Lebens veranschaulichen.
Die erkannten Ordnungen und Regeln müssen durch teilnehmende Beobachtung ergänzt werden,
welche veranschaulicht, wie etwas durchgeführt wird aber auch ermöglicht, immer auftretende
Ausnahmen darzustellen.
Dabei handelt es sich um Phänomene, die "in ihrer vollen Wirklichkeit beobachtet werden müssen".
(Malinowski 1979: 42f) Diese nennt Malinowski die Imponderabilien des wirklichen Lebens und
typischen Verhaltens, welche dokumentiert und aufgezeichnet werden müssen.
Dabei ist es notwendig "daß dies nicht in Form der Registrierung oberflächlicher Einzelheiten
geschieht, wie ungeübte Beobachter dies gewöhnlich anstellen, sondern in dem Bemühen, in die
Geisteshaltung einzudringen, die in ihnen ihren Ausdruck findet." (Malinowski 1979: 43)
Der Geist: die Sammlung charakteristischer Erzählungen
= Sammlung charakteristischer Erzählungen und typischer Äußerungen als Dokument der Mentalität
der Eingeborenen
Neben dem Skelett und dem Fleisch sollte auch noch der Geist, d.h. "die Anschauungen, Meinungen
und Äußerungen der Eingeborenen" (Malinowski 1979: 46) festgehalten werden.
Um die Anschauungen, Meinungen und Äußerungen der Untersuchten überzeugend zu
dokumentieren, ist es notwendig, deren Aussagen wortwörtlich zu zitieren sowie Begriffe aus der
Klassifikation der Eingeborenen zu verwenden. Hier stellen sich wieder die Notwendigkeit der
Sprachkenntnisse und Probleme der Übersetzung. Malinowski bezeichnet dieses linguistische
Material auch als Corpus Inscriptionum, welcher die Grundlage für unterschiedliche Interpretationen
ist.
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Thema 4: Wissenschaftstheoretische und methodische Grundlagen der empirischen
Sozialforschung
Zentrale erkenntnistheoretische und methodologische Differenzen
* Diachron vs. synchron
* Kultur (USA) vs. Sozial (UK)
* Naturwissenschaftlich vs. Geisteswissenschaftlich
* nomothetisch (gesetzmäßig) vs. ideographisch (beschreibend)
* erklären vs. verstehen
* Gesetzmäßigkeiten vs. Nachvollzug des Sinns
* deduktiv vs. induktiv
* quantitativ (strukturierte, standardisierte Methoden, mehr in die Breite) vs. qualitativ (offene, nicht
standardisierte Methoden, kleineres Ausmaß, mehr in die Tiefe)
* universalistisch vs. partikularistisch
Neopositivismus
- geprägt durch „Wiener Kreis“ (1922-1936), einer Gruppe von WissenschaftstheoretikerInnen
(Rudolf Carnap, Otto Neurath, Kurt Gödel, Moritz Schlick, u.a.)
- Neo-Positivismus fügt den Grundannahmen des klassischen Positivismus die mathematische Logik,
sowie in Anlehnung an Ludwig Wittgenstein, die Sprachkritik hinzu.
- Sinnkriterium: Es werden nur solche Aussagen als sinnvoll akzeptiert, die sich empirisch verifizieren
lassen. Empirisch nicht verifizierbare Aussagen (z.B. über Gott, Engel oder Geister) seien demnach
empirisch sinnlos, metaphysisch und nicht wissenschaftlich.
Kritischer Rationalismus: Sir Karl Popper (1902‐ 1994)
- kritisiert Theorien der Verifikation von Aussagen
- Hauptwerk: "Logik der Forschung" (1935)
- „alle Aussagen einer empirischen Wissenschaft“ können – sofern sie unzutreffend sind –
„prinzipiell an der Erfahrung scheitern“ (Popper 1971: 15).
 d.h. Aussagen müssen auch falsifizierbar sein
Beispiel:
"Morgen wird es regnen oder nicht regnen": wahr und empirisch überprüfbar, aber nicht
falsifizierbar und deshalb wissenschaftlich unbrauchbar.
 Positivismus und Kritischer Rationalismus vertreten einen Methodenmonismus, d.h. alle
Wissenschaften (inkl. Sozial‐ und Geisteswissenschaften) sollen die gleichen
methodischen Zugänge zur Wirklichkeit verwenden; auch in den Sozialwissenschaften
besteht der Fortschritt der Erkenntnis in einer zunehmenden Annäherung an eine objektiv
existierende Welt.
 im Gegensatz dazu, beansprucht die Position des Methodendualismus eigene Methoden
für die Sozial‐ und Geisteswissenschaften.
Nicht‐positivistische wissenschaftstheoretische Paradigmen
Wilhelm Dilthey (1833‐1911):
Unterscheidung Natur‐/Geisteswissenschaften
– nomothetisch/idiographisch
– erklären/verstehen
– Gesetzmäßigkeiten/Nachvollzug des Sinns
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Hermeneutik
= Die Kunst des Verstehens und Deutens von Texten, Verhaltensweisen und Kulturmustern
Es existiert keine objektive Realität, sondern nur verschiedene Interpretationen bzw. Auslegungen
von Phänomen, Texten und Handlungen.
 Gadamer, Habermas (Sinnkritik); Geertz  Konsenstheorie der Wahrheit
Amerikanischer Pragmatismus
= Die Bedeutung einer Sache liegt in den Konsequenzen, die sich aus dem praktischen
Handeln ergeben. Konsequenzen müssen erfahren werden und diese Erfahrung ist immer
perspektivisch geprägt. Die handlungspraktischen Konsequenzen, d.h. die Bedeutung, welche die
Phänomene für die Handelnden haben, stellen das Wahrheitskriterium innerhalb des Pragmatismus
dar.
 Charles S. Peirce, William James, John Dewey, George Herbert Mead
Phänomenologie
= Die Lehre bzw. Untersuchung der Erscheinungen, des Phänomens als Gegebenes im Gegensatz
zum Logos, der Zugangsart; geht von individueller Erfahrung aus.
 Edmund Husserl, Alfred Schütz, Maurice Merleau‐Ponty
Vom Interesse zum Forschungsvorhaben/zur wissenschaftlichen Fragestellung
Zu Beginn steht meistens das Interesse an zu allgemeinen und unspezifischen Themen und
Phänomenbereichen. Es kann schwierig sein zu konkreten und bearbeitbaren Forschungsfragen zu
kommen.
Wie kommt man zur Fragestellung?
• Phänomenbereich spezifizieren (sachlich, räumlich, zeitlich, sozial)
• Literaturrecherche durchführen (Wonach? –Schlagwörter; Wo?- Bibliothekskataloge,
Zeitschriftenkataloge, Zeitschriftendatenbanken, Metasuchmaschinen, Internetressourcen)
Eine wissenschaftliche Fragestellung muss:
* konkret
* beantwortbar (Methode) sein und
* eindeutig
* erlauben, neues Wissen zu generieren
Von der Fragestellung zum Forschungskonzept
Hat man seine Fragestellung formuliert, ist der nächste Schritt die Erstellung von
Forschungskonzepten bzw. Forschungsanträgen.
3 Funktionen:
1 Verankerung des eigenen Forschungsvorhabens im Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis.
2 Planung und Strukturierung der zukünftigen Forschungsaktivität.
3 Als Vorlage für andere, die darüber entscheiden, ob die Forschung in dieser Art und Weise
durchgeführt werden soll bzw. ob sie finanziert wird.
Zentrale Inhalte:
* Ziele
* Konkrete Fragestellungen
* Theoretische Einbettung (Verankerung mit dem aktuellen wissenschaftlichen Forschungsstand)
* Methodische Vorgehensweise (Datenerhebung, Datenanalyse)
* Forschungsablauf (zeitliche Strukturierung, Zeitaufwand, Ressourcen, Finanzierung,…)
* Benötigte Ressourcen (Zeit, Geld, Mitarbeiter, Infrastruktur, Sachmittel…)
* Finanzplan
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Kontexte des Forschungsprojektes
Forschungsprojekte können in unterschiedliche Kontexte bzw. Zusammenhänge eingebettet sein:
• Entdeckungszusammenhang = Anlass für ein Forschungsprojekt
Empirisches Problem
Theoretische Probleme
Soziales Problem
Auftrag
• Begründungszusammenhang = Methodologische Schritte mit deren Hilfe das Problem untersucht
wird
Wahl der Methoden
Auswertungsverfahren
• Verwertungszusammenhang= Effekte der Forschungsaktivität
Interventionsmöglichkeiten, Applied Anthropology
Publikations- und Verbreitungsstrategien
Interessen des Auftraggebers
Auswirkungen
Ethik der Forschung
= Frage nach der Ethik und den legitimen Grenzen des professionellen Handelns als Sozialforscher.
Bis heute gibt es keine einheitlichen und weltweit anerkannten Standards im Bezug darauf, vielmehr
wurden von mehreren Vereinen und Interessensvertretungen Richtlinien aufgestellt.
Ethik gegenüber den Untersuchten: Vor Schaden bewahren; Persönlichkeit und Privatheit schützen;
keinen Nachteilen und Gefahren aussetzen; Zustimmung einfordern; im Vorhinein informieren.
Ethik im Umgang mit Ergebnissen: Man muss sich genau überlegen was und wie man publiziert. Es ist
eine Herausforderung gleichzeitig die Persönlichkeit und die Privatheit der InformantInnen zu
schützen und der Öffentlichkeit das Recht auf Zugang zu den Forschungsergebnissen zu gewähren.
Ethik gegenüber der wissenschaftlichen Gemeinschaft: Die Fachkollegen müssen auf meine genaue
Arbeit vertrauen können! Wissenschaftliche Integrität und Objektivität; Einhaltung
wissenschaftlicher Standards; Veröffentlichung ohne Auslassungen; Darstellung der Methoden und
Finanzierungsquellen; richtige Angaben von Quellen; richtiges Zitieren; Vermeidung von Plagiaten;
ordentliches Verhalten im Feld und guter Umgang mit den Beforschten.
Ethik gegenüber der Öffentlichkeit: Wahrung der professionellen Integrität; Berücksichtigung
widersprüchlicher sozialer Interessen (Konsequenzen); möglichst unverzerrte Darstellung der
Ergebnisse.
Ethik gegenüber Sponsoren, Geld- und Arbeitsgebern: Verpflichtungen abklären; bereits vor Beginn
des Projekts Rollen, Rechte und Pflichten abklären; Konditionen aushandeln; nicht allen Bedingungen
zustimmen; Verträge ethisch vertreten können; Interessenskonflikte vermeiden; eigene Rechte und
Möglichkeiten bewahren; nichts verheimlichen.
Ethik gegenüber Regierungen: Aufrichtig gegenüber der eigenen und anderen Regierungen sein; sich
nicht ausnutzen lassen um Genehmigungen zu erhalten; Verantwortung tragen; rechtliche und
administrative Regelungen beachten; politische Rolle von sozialwissenschaftlicher Forschung.
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Thema 5: Strategien der Projektumsetzung
Kernbereich eines Forschungsprojekts besteht in der Verknüpfung von
Theorien
Begriffe
verschiedene Abstraktionsniveaus
Methoden
Daten
Theorie
= Eine Aussage über einen Aspekt der Wirklichkeit, die Begrifflichkeiten miteinander verbindet
= Eine Menge logisch miteinander Verknüpfter Aussagen, die einen bestimmten Ausschnitt der Welt
erklären
Aus Theorien können Hypothesen abgeleitet werden.
Arten von Theorien
Es gibt Theorien auf unterschiedlichen theoretischen Stufen/
Abstraktionsebenen:
Beobachtung empirischer Regelmäßigkeiten
Bloße Beobachtung, rein deskriptive Feststellung von Erscheinungen, noch keine theoretische
Erklärung über deren Entstehung.
z.B.: Hamster im Laufrad, Fische im Aquarium
Ad-hoc Theorien (vs. Alltagstheorien)
Diese erlauben räumlich und zeitlich beschränkte Aussagen über bestimmte Phänomene, ohne
daraus Erkenntnisse allgemeiner Art abzuleiten. Es gibt unterschiedliche Alltagstheorien, mit denen
wir das, was um uns herum passiert, interpretieren. Diese Alltagstheorien sind oft Gegenstand der
wissenschaftlichen Forschung (auch häufig in der KSA).
z.B.: Bedarfsforschung, Umfragen, Annahmen im Alltag
Theorien mittlerer Reichweite (Begriff von Robert Merton)
Bezieht sich auf einen empirisch eingegrenzten Gegenstandsbereich, einen klar abgegrenzten Aspekt
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der sozialen Realität. D.h. diese Theorien gelten nicht für die Allgemeinheit sondern nur für
ausgewählte Bereiche.
= Grundlagenforschung empirischer Art; in den Sozialwissenschaften werden diese Theorien am
häufigsten verwendet.
Theorien höherer Komplexität
= allgemeine Aussagen
Sie sind jedoch schwer zu überprüfen, weil die Abstraktion sehr hoch ist – daher kaum in der
empirischen Forschung verwendet.
Deduktive Theorien = überprüfend
Induktive Theorien (von Daten ausgehend) = degenerierend
Begriffe
emisch und etisch
Die Unterscheidung geht auf den linguistischen Anthropologen Kenneth Pike zurück und wurde vom
Kulturmaterialisten Marvin Harris im anthropologischen Diskus popularisiert.
Im Kern handelt es sich dabei um die Unterscheidung von Kategorien, die entweder
* von außen an einen Untersuchungsgegenstand herangetragen werden (etisch).
* oder von den Untersuchten selbst zur Benennung und dem Verständnis von
Phänomenen herangezogen werden (emisch).
In dieser Unterscheidung kommen auch unterschiedliche Wissenschaftsauffassungen zum Ausdruck.
Eine etische Herangehensweise zielt auf die Formulierung allgemeiner Gesetzmäßigkeiten auf Basis
einer wissenschaftlichen Terminologie ab, während ein emisches Verständnis versucht die
kulturspezifischen Logiken und Unterscheidungen zu erforschen.
Die Darstellung kultureller Phänomene hat immer auch mit der Übersetzung und Transformation
kultureller Besonderheiten in eine andere, für die Leserschaft verständliche, Terminologie zu tun.
Ziel der KSA sollte die Entwicklung einer Terminologie sein, die zwischen diesen beiden Positionen
vermittelt.
etisch: wissenschaftlich, abstrakt
emisch: Ausdruck des Alltagsverständnisses
Drei Formen des Schließens
• Induktion
– (vom lat. inductio = hineinführen)
Art des Schlussfolgerns, die vom Besonderen auf das Allgemeine schließt.
• Deduktion
– (vom lat. deducere = herabführen)
Art der Schlussfolgerung, die vom Allgemeinen auf das Besondere schließt.
• Abduktion
– (lat. abductio = Wegführung; engl. abduction)
eine erstmals von Charles S.Peirce formulierte Schlussweise, die ein hypothesen‐ bzw.
regelgenerierendes Verfahren darstellt. Sie geht im Gegensatz zur Deduktion nicht von
existierenden Theorien ausgeht, sondern formuliert bislang noch nicht bekannte Regeln bzw.
Hypothesen, die gleichzeitig ein Fallverständnis ermöglichen. Abduktion schließt von einer
bekannten Größe (überraschende Fakten) auf zwei unbekannte Größen, nämlich auf die Regel
und den Fall.
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Hypothesen
„Je länger Studierende arbeiten müssen um sich das Studium zu finanzieren, desto länger ist die
Studiendauer“ = typische Hypothese
Definition Hypothese:
* ist ein mit Begriffen formulierter Satz
* ist eine Aussage- keine Frage, kein Befehl
* die Aussage enthält mindestens zwei semantisch relevante Begriffe
* die Begriffe sind durch einen logischen Operator (wenn – dann) verbunden
* die Aussage ist widerspruchsfrei
* die empirischen Geltungsbedingungen sind aufgezählt
* die Begriffe sind auf Wirklichkeitsphänomene hin operationalisierbar
* die Aussage ist falsifizierbar
* „je mehr….desto…“; „wenn…dann…“
= Konditionalsätze = oft verallgemeinernd
Forschungsablauf
In der Sozialforschung kann man zwei Formen des Ablaufs von Forschungsprojekten unterscheiden,
die sich in vielfacher Hinsicht voneinander unterscheiden.
Der lineare Forschungsablauf
Primär quantitativ und deduktiv.
Man geht von existierenden Theorien aus, formuliert vor deren Hintergrund explizite Hypothesen,
welche im Zuge der Forschung getestet werden.
Ziel: das Prüfen und Testen von Theorien
Der zirkuläre Forschungsablauf
Primär qualitativ und induktiv.
Man hat zu Beginn der Forschung nur ein vages Vorverständnis des Feldes bzw. des Phänomens.
Während der Forschung wird dieses systematisch verfeinert und vertieft, um schließlich allgemeinere
Aussagen in Form von Theorien und Hypothesen zu formulieren.
Ziel: Theorienentwicklung
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Stichprobe (Sample):
Unter einem Sample versteht man die Auswahl der zu untersuchenden Fälle aus einer
Grundgesamtheit.
Beispiel: Wenn die Studierenden der Universität Wien untersucht werden sollen, so sind diese die
Grundgesamtheit. Eine Untersuchung wird im Normalfall keine Totalerhebung dieser
Grundgesamtheit durchführen, sondern eine Auswahl der zu untersuchenden Studierenden treffen.
Quantitative Forschung:
In der quantitativen Sozialforschung ist die Repräsentativität der Stichprobe ein zentrales
Qualitätskriterium. Eine Stichprobe ist dann repräsentativ, wenn sie ein verkleinertes unverzerrtes
Abbild der Grundgesamtheit darstellt. Dies ist die Voraussetzung um von einer untersuchten
Stichprobe mit einer gewissen Irrtumswahrscheinlichkeit auf die Gesamtpopulation
(Grundgesamtheit) schließen zu können.
Bei der quantitativen Sozialforschung gibt es verschiedene Verfahren um repräsentative Stichproben
zu erhalten: Zufallsauswahl (random sampling), geschichtete Zufallsauswahl, Klumpenauswahl,
mehrstufige Stichproben, Quotenverfahren, systematische Auswahl.
Qualitative Forschung:
Bei der qualitativen Sozialforschung werden in der Regel keine repräsentativen Stichproben
verwendet. Man beschäftigt sich mit der verstehenden Analyse von wenigen Fällen und die Auswahl
erfolgt nach theoretischen Überlegungen (theoretical sampling). Kleine Fallzahl, keine
repräsentativen Ergebnisse.
Qualitätskriterien in der empirischen Sozialforschung
In der Sozialforschung gibt es Beurteilungskriterien, die Regeln und Kriterien formulieren, um ein
Maß für die Qualität sowohl einzelner Instrumente, als auch ganzer Erhebungen bereitzustellen.
Quantitative Qualitätskriterien:
Objektivität: Die Objektivität besteht, wenn die Ergebnisse unabhängig von der Person sind, die das
Messinstrument anwendet (wenn zwei Anwender mit demselben Instrument zum selben Ergebnis
gelangen).
Validität (Gültigkeit): Die Gültigkeit bedeutet, dass das gemessen wird was man zu messen
beabsichtigt. Die Frage ist also ob die gewählten Indikatoren, die herangezogen wurden um ein
Konzept zu operationalisieren, dieses wirklich valide messen. Es gibt unterschiedliche Formen der
Validität: empirische Validität, Inhaltsvalidität, Kriteriumsvalidität, Konstruktvalidität.
Reliabilität (Zuverlässigkeit): Die Zuverlässigkeit bedeutet, dass eine Wiederholungsuntersuchung, bei
unveränderten Bedingungen, zu den gleichen Ergebnissen kommt. D.h. die Reliabilität ist ein Maß für
die Reproduzierbarkeit von Messergebnissen. Die Zuverlässigkeit einer Messung ist jedoch kein
Beweis für ihre Gültigkeit oder Objektivität.
Repräsentativität: Bei der Repräsentativität geht es um die Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse.
Qualitative Qualitätskriterien
Transparenz und Nachvollziehbarkeit: Dies meint den Forschungsprozess explizit zu machen, die
einzelnen Schritte und zentralen Entscheidungen zu verdeutlichen.
Prozesshaftigkeit und Offenheit: Ein zentrales Kriterium qualitativer Forschungsprozesse ist der nicht
im Vorfeld festgelegte Forschungsablauf, sondern die offene Prozesshaftigkeit der Forschung in
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Auseinandersetzung mit dem untersuchten Feld. Offenheit bezieht sich allerdings nicht nur auf den
Forschungsprozess, sondern auch auf die Ergebnisoffenheit Theorie- und Hypothesen-entwickelnder
Forschung.
Flexibilität: Aus diesen beiden Kriterien ergibt sich die Notwendigkeit der Flexibilität im Rahmen
qualitativer Sozialforschung im Sinne einer permanenten Anpassung an neue bzw. veränderte
Bedingungen und Erkenntnisse.
Kommunikation als Basis: Im Rahmen qualitativer, insbesondere ethnographischer Forschung werden
das Ausmaß und die Intensität der kommunikativen Beziehung zum untersuchten Feld zu einem
zentralen Qualitätskriterium. Diese kommunikative Beziehung kann im Sinne einer kommunikativen
Validierung auch zu einer Überprüfung der Ergebnisse durch die Untersuchten vor Ort führen.
Authentizität: Wurde mit den Äußerungen der Untersuchten und deren Wertstrukturen sorgfältig
umgegangen, wurden die multiplen Konstruktionen der Untersuchten angemessen erhoben und
diese kommunikativ validiert.
Triangulation: Der Einsatz verschiedener Methoden, Theorien und Daten wurde lange Zeit als ein
Kriterium zur Erhöhung der Gültigkeit (Validität) betrachtet. Dabei ging man davon aus, dass Daten
die mittels verschiedener Methoden (z.B. quantitativer Fragebogen, teilnehmende Beobachtung)
erhoben wurden und auf die gleichen Phänomene und Besonderheiten verweisen, besonders gültig
seien. Eine andere Auffassung, die insbesondere auch für die ethnographische Feldforschung
relevant ist, geht im Gegensatz dazu davon aus, dass Triangulation zu einer breiteren Dokumentation
und zu einem umfassenderen Verständnis des Untersuchungsgegenstandes führt.
Plausibilität: Plausibilität wird in der qualitativen Sozialforschung im Sinne einer intersubjektiven
Nachvollziehbarkeit des Forschungsprozesses und der daraus folgenden Bewertung der Ergebnisse
verstanden. Dies steht im Gegensatz zu einer Überprüfbarkeit und Replizierbarkeit quantitativer
Untersuchungen und trägt dem Umstand Rechnung, dass eine identische Wiederholung einer
Untersuchung wegen der begrenzten Standardisierbarkeit qualitativer Forschungsvorhaben nicht
möglich ist.
Gegenstandsangemessenheit: Das Kriterium der Gegenstandsangemessenheit bezieht sich nicht nur
auf die Datenerhebung und die Methodenauswahl, sondern auf den gesamten Forschungsprozess
und besagt, dass Forschungsprozesse insbesondere dann qualitätsvoll sind, wenn sie sich auf eine
angemessene und verständnisorientierte Art und Weise dem Feld annähern.
Limitation: Unter Limitation versteht man die Notwendigkeit die Grenzen der Aussagen anzugeben,
die in Forschungsberichte Eingang finden. Es geht also darum, den Geltungsbereich und das Ausmaß
der Verallgemeinerbarkeit von Aussagen, Hypothesen und Theorien explizit zu machen.
Thema 6: Methoden der Datenerhebung und Arten von Daten – Einführung und
Überblick
Methode, Methodik, Methodologie
Diese drei Begriffe sind im deutschen sehr eng miteinander verbunden!
Begriff der Methoden auf zwei Ebenen:
• Methoden der Datenerhebung (Befragung, Beobachtung, etc.)
• Methoden der Datenanalyse (Analyseformen)
Methodik = die Gesamtheit der Techniken der wissenschaftlichen Vorgehensweisen
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Methodologie = die Lehre von den wissenschaftlichen Methoden.
Dazu gehören Aussagen und Kriterien, welche Methode für eine bestimmte Anwendung geeignet ist,
warum eine bestimmte Methode angewandt werden muss und wieso eine bestimmte Methode
angewendet wird und keine andere.
Der Begriff Methodologie wird oft auch unpräzise für „Methodik“ gebraucht (Die vorliegende Studie
bedient sich folgender Methodologie…)
In anderen Sprachen gibt es die Unterscheidung zwischen Methodik und Methodologie nicht (z.B.:
mehtodology im Englischen steht für beide Begriffe).
Daten
•
•
•
•
Daten sind im Allgemeinen "aus Messungen, Beobachtungen und Ähnlichem gewonnene
Angaben und Informationen."
Daten sind kein "Ding an sich", sondern entstehen erst als dokumentierte (z.B. verschriftliche)
Beobachtungsleistung.
Daten werden durch ForscherIn (direkt oder technisch vermittelt) in der Auseinandersetzung mit
empirischer Realität hergestellt.
Daten liegen in „materieller“ Form vor (und nicht als Erinnerungen von ForscherInnen).
Qualitative und quantitative Daten
Qualitativ = nicht standardisiert
Hierbei werden mittels bestimmter Verfahren (Beobachtung, Befragung, Feldforschung,
Experimente) Wahrnehmungen, Aussagen und Erfahrungen zu Daten transformiert.
z.B. in Form von Transkripten oder Feldnotizen
Quantitativ = standardisiert, numerisch
• Nach menschlichen Sinnen: Visuell, akustisch
• Nach der Art der Datendokumentation: Deskriptiv, auditiv, visuell, audiovisuell
Primär-/Sekundärdaten
Primärdaten = selbsterhobene Daten
Sekundärdaten = bereits vorliegende oder von anderen erhoben Daten, die einer (Sekundär-) Analyse
unterzogen werden. Dazu gehören z.B.:
- Dokumente
- Akten
- Artefakte
- Tagebücher
- historische Quellen
- Teilbereiche unterschiedlicher Medien, wie Zeitungen, Fernsehen, Filme, Internet
- aber auch vorliegende Daten aus anderen wissenschaftlichen Untersuchungen, die einer ReAnalyse unterzogen werden können.
Methoden
Methoden der Datenerhebung
Bei der KSA ist die ethnographische Feldforschung das methodische Kernstück der Datenerhebung.
Hierbei handelt es sich um eine Methodentriangulation von unterschiedlichen Erhebungsstrategien.
(teilnehmende Beobachtung, Befragungen, Analyse und Dokumentation)
Spezifische und gezielte Anwendung und Weiterentwicklungen von Alltagsstrategien:
Befragen, Beobachten, Teilnehmen, Fotografieren, Filmen, Zeichnen, (Be-)Schreiben,
Experimentieren, Testen, Sammeln von Objekten/Artefakten, Lesen,…
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Methoden der in-Beziehung-Setzung zum Feld
* Dauer
* Intensität
* im natürlichen Feld/schaffen eines künstlichen Kontextes.
Dauer/Intensität
Natürlich/Künstlich
Forscher/Beforschter
Non-Reaktive Verfahren
Verfahren bei denen Forscher und Betroffene nicht in Kontakt treten.
Der Forscher beeinflusst nicht das Verhalten anderer und bezieht sich nur auf:
Physische Spuren, Schilder, Wegweiser, Archive, Verzeichnisse, Statistiken, Einzeldokumente, reine
Beobachtung, Lesen,…
Thema 7: Die Befragung
Was ist eine Befragung?
Grundlage einer Befragung ist mittels sprachlicher Interventionen (mündlich bzw. schriftlich)
Reaktionen bei den Interviewten auszulösen, mit dem Ziel, bestimmte inhaltlich thematische
Angaben und Informationen zu gewinnen.
Formen der Befragung
Zentrale Dimensionen, die den verschiedenen Befragungsarten zu Grunde liegen sind:
- Art und Ausmaß der Standardisierung
- Stil der Kommunikation
- Einzel- vs. Gruppeninterview/-diskussion
- Form und Medium der Befragung
- Zielsetzung des Interviews
Art und Ausmaß der Standardisierung/Strukturierung
* informelle Gespräche (ungeplant)
* Nichtstrukturierte Interviews (geplant)
* Teilstrukturierte Interviews (geplant)
* Vollstrukturierte Interviews (geplant)
Je weniger eine Befragung vorstrukturiert ist, desto mehr Strukturierungsmöglichkeiten bleiben dem
Interviewten während der Befragung.
Bezeichnungen für informelle Gespräche: informelles Interview, rezeptives Interview, ero-episches
Interview.
Bei nichtstrukturierten Interviews (z.B. narratives Interview) wird nur das Thema festgelegt und ein
Einstiegsstatement formuliert.
Bei teilstrukturierten Interviews verwendet man einen Interviewleitfaden, der die Fragen aber nicht
die Antwortmöglichkeiten vorgibt.
Stil der Kommunikation (= Interviewverhalten)
* Weiche Interviews (versucht ein Vertrauensverhältnis zum/zur Befragten herzustellen)
* Harte Interviews
* Neutrale Interviews (betont den unpersönlich-sachlichen Charakter der Befragung und die soziale
Distanz der Befragungspartner)
Einzel- oder Gruppeninterview
Bei Einzelinterviews soll man darauf achten, dass diese außerhalb des üblichen sozialen Umfelds
stattfinden (z.B.: um die persönliche Meinung oder Hierarchien in Gruppen zu erkunden).
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Bei Gruppenbefragungen werden immer auch die soziale Dynamik und die sozialen Beziehungen
innerhalb der Gruppe sichtbar.
In der KSA wird meistens versucht Gruppeninterviews im natürlich vorkommenden sozialer Gebilde
(Familien, Freundeskreisen etc.) zu führen.
Form und Medium der Befragung
- schriftlich (asynchron = Brief, Email, Foren oder synchron = Chat)
- mündlich (face-to-face Interaktionen, Telefoninterviews ,…)
Frageform
• Geschlossene Fragen (eher quantitative Sozialforschung)
Antwortmöglichkeiten sind vorgegeben
• Offene Fragen (eher qualitative Sozialforschung)
Keine Antwortmöglichkeiten sind vorgegeben, größerer Spielraum für eigene Formulierungen
• Halboffene Fragen
Zielsetzung
Quantitativ: Feststellung der Häufigkeit
Qualitativ: Erschließung von Lebenswelten, Sichtweisen und emischen Kategorien
• Einstellungs- und Meinungsfragen
erwünscht/unerwünscht, lehne ab/stimme zu, gut/schlecht, sollte/sollte nicht, richtig/falsch,
wahr/falsch
• Verhaltensfragen
nie/selten/gelegentlich/oft/immer, nicht/wenig/mittelmäßig/ziemlich/sehr
• Wissensfragen
• Fragen nach Eigenschaften
Befragungsinstrumente:
qualitatives vs. quantitatives Interview
Interviewleitfaden
(interviewing guide)
Standardisierter Fragebogen (questionaire)
Themen sind offen für Entwicklung während des
Interviews
Themen sind im Voraus festgelegt
Nicht alle Fragen sind enthalten oder müssen
gestellt werden: vertiefende Fragen notwendig;
irrelevante Fragen überflüssig
Alle Fragen sind enthalten und müssen gestellt
werden: Keine weiteren Fragen sind erlaubt
Wortlaut der Fragen wird während des Interviews
formuliert und an die Interviewsituation angepasst
Wortlaut der Fragen ist im Voraus genau festgelegt
und muss auch so verwendet werden
Anordnung der Fragen ist flexibel
Anordnung der Fragen ist fixiert
Antwortverhalten wird möglichst „dicht“
aufgezeichnet
Antwortverhalten wird nach vordefinierten Kriterien
aufgezeichnet
Die „10 Gebote“ der Frageformulierung bei der Fragebogenkonstruktion
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1. Du sollst einfache, unzweideutige Begriffe verwenden, die von allen Befragten in gleicher Weise
verstanden werden!
2. Du sollst lange und komplexe Fragen vermeiden!
3. Du sollst hypothetische Fragen vermeiden!
4. Du sollst doppelte Stimuli und Verneinungen vermeiden!
5. Du sollst Unterstellungen und suggestive Fragen vermeiden!
6. Du sollst Fragen vermeiden, die auf Informationen abzielen, über die viele Befragte mutmaßlich
nicht verfügen!
7. Du sollst Fragen mit eindeutigem zeitlichen Bezug verwenden!
8. Du sollst Antwortkategorien verwenden, die erschöpfend und disjunkt (überschneidungsfrei) sind!
9. Du sollst sicherstellen, dass der Kontext einer Frage sich nicht auf deren Beantwortung auswirkt!
10. Du sollst unklare Begriffe definieren!
Funktionen von Fragen in standardisierten Fragebögen
Trichterfragen: Von allgemeinem Inhalt zu besonderen Fragestellungen.
Tunnelfragen: Von ganz konkretem Inhalt zu allgemeineren Aspekten.
Fragebatterien: Sollen gemeinsame Zieldimension messen, wenn einzelne Frage nicht ausreichend.
Paarvergleichsfragen: Ein Vergleichstest, bei dem den Probanden die zu bewertenden Aspekte
paarweise vorgelegt werden, verbunden mit der Aufforderung, sich jeweils entlang bestimmter
Dimensionen (z.B. Schönheit) für eine der beiden Alternativen zu entscheiden.
Kontrollfragen: Zur Überprüfung und Absicherung bereits vorher im Fragebogen gewonnener
Informationen.
Filterfragen
Das narrative Interview
Bei dieser Interviewform wird vom Befragten eine Erzählung erwartet. Der Interviewstil ist weich bis
neutral und im Idealfall gibt es kein festgelegtes Konzept.
Der Interviewablauf:
• Erklärungs- und Einleitungsphase:
Exemplarischer Erzählimpuls: "Mein Interesse liegt an Ihrem ganzen Leben, so von Anfang an,
und zwar in Bezug auf ... (das zu erforschende Phänomen). Das Interview selbst hat zwei Teile. Im
ersten Teil sind erst nur Sie dran. Da können Sie erzählen, frei weg, so wirklich von Anfang an,
wie alles passiert ist, wie alles gekommen ist. Und dann im zweiten Teil stelle ich Ihnen noch ein
paar Nachfragen, wenn ich etwas nicht verstanden habe. Ich würde gerne - wenn es Ihnen recht
ist - ein paar Notizen machen, wenn Sie erzählen, damit ich später noch weiß, was ich nachfragen
wollte."
•
Erzählphase:
- Interviewer verhält sich anregend und zugleich zurückhaltend, offene Gesprächsführung
- die erzählende Person nicht unterbrechen
- durch Erzählungen werden Orientierungsmuster des Handelns deutlich
- erzählende Person signalisiert Ende ("So, das war's, mehr weiß ich nicht.")
•
Nachfragephase:
- der Interviewer beginnt mit seinen Nachfragen, nachdem er die Erzählbereitschaft des
Informanten honoriert hat
- Nachfragen um sich der Orientierungsmuster und der Interpretationen versichern
- Interviewstil weich bis neutral, im Wesentlichen überlässt man den Detailierungsgrad der
Erzählung den Interviewten
•
Bilanzierungsphase:
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- Annahme: durch Erzählungen kommt es zu einer realitätsgerechteren, plausibleren
Rekonstruktion des früheren Handelns
Das problemzentrierte Interview
* ist Teil einer Methodenkombination (induktiv und deduktiv)
* vermittelt zwischen quantitativem und qualitativem Interview
* beginnt meist mit einem Kurzfragebogen über die sozialen Eckdaten oder einer einleitenden
Eingrenzung des Problembereichs
* dann folgt eine vorformulierte Einstiegsfrage bzw. ein Erzählbeispiel, auf die der Interviewte
antworten und seine Sicht erläutern kann
Im Leitfaden sind zu erfragende Forschungsthemen und Rahmen enthalten, um die Interview später
vergleichen zu können, der Interviewer reagiert auf Erzählsequenzen und stellt weiter Fragen, um
einen roten Faden zu erhalten
- Postskript: Angaben über Inhalt der Gespräche
- Man geht mit theoretischem Konzept ins Feld
- Dominanz der Konzeptgenerierung durch Befragten bleibt erhalten
- Theoretischen Konzepte werden laufend durch das Interview modifiziert
- Theoretisches Konzept wird nicht mitgeteilt
Das ethnographische Interview
Das ethnographische Interview ist an die Feldforschungssituation angepasst und gibt methodische
Anweisungen wie freundliche Unterhaltungen und sich ergebende Gespräche im Feld zu
systematischen Interviews gestaltet werden können.
Ausgehend von einer informellen Gesprächssituation versucht man sowohl einen expliziten Zweck
des Gespräches einzuführen, wie die GesprächspartnerInnen über das Ziel des Projektes zu
informieren.
Im Gegensatz zu einer freundlichen Unterhaltung oder einem rezeptiven Interview übernimmt im
ethnographischen Interview allerdings der/die ForscherIn die Strukturierung des Gesprächs und stellt
fast alle Fragen.
Ein Ziel des ethnographischen Interviews ist, das sich im Zuge eines Gesprächs oft einstellende Gefühl
eines (scheinbaren) gegenseitigen Verständnisses, durch den Einsatz von Wiederholungen und
verschiedenen Fragearten zu unterlaufen.
Durch den bewussten Einsatz von Wiederholungen (von Fragen und Aussagen des/der InformantIn),
statt deren im normalen Gespräch üblichen Vermeidung.
Ziel dieser Wiederholungen ist es, weitere Ausführungen und Explikationen anzuregen. Anstatt sich
kurz zu halten, regt der/die EthnographIn die InformantInnen dazu an, möglichst ausführlich und
detailreich zu erzählen.
Die Interpretation des Gesagten wird somit nicht zu einem anderen Zeitpunkt und wie manche
Interpretationsstrategien vorschlagen, von anderen Personen vorgenommen. Vielmehr wird diese in
Auseinandersetzung mit den InformantInnen im Zuge des ethnographischen Interviews von diesen
selbst vorgenommen.
Spradley unterscheidet drei zentrale Arten von Fragen:
• deskriptive Fragen
• strukturelle Fragen und
• Kontrastfragen
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Bei den deskriptiven Fragen ist es notwendig zumindest einen Bereich zu kennen, in dem der/die
InformantIn routinemäßige Handlungen ausführt und sich diese beschreiben zu lassen.
Ziel von strukturellen Fragen ist es herauszufinden, wie der/die InformantIn sein/ihr Wissen in
bestimmten kulturellen Bereichen (domains) organisiert.
z.B: Sie haben erwähnt, Taube nutzen verschiedene Arten zu kommunizieren, welche gibt es da?
Gibt
es noch andere?
Bei den Kontrastfragen geht es darum herauszufinden, was der Informant mit den verschiedenen
Begrifflichkeiten meint, die er in seiner Sprache verwendet und wie sich diese voneinander
unterscheiden.
Grundlage: die Bedeutung eines Symbols kann eruiert werden, wenn man herausfindet wie es sich
von anderen unterscheidet.
Thema 8: Beobachtung, Feldforschung und das Verfassen von Feldnotizen
Beobachtung
Die Beobachtung ist ein Akt der Kenntnisnahme eines Phänomens und des Sicherns von Eindrücken
und Kenntnissen für wissenschaftliche oder andere Zwecke.
Diese Kenntnisnahme kann auf Basis aller menschlichen Sinne (sehen, hören, riechen, tasten,
schmecken) erfolgen, aber auch mittels technischer Hilfsmittel wie Photographie, Audio- und
Videoaufzeichnungen.
Bei der Feldforschung liegt der Schwerpunkt auf der teilnehmenden, direkten und offenen
Beobachtung! Die Methoden sind abhängig von Ziel, Thema, Feld,…
Unterschiedliche Formen der Beobachtung:
Standardisierte Beobachtung
Hierbei werden im Vorfeld die relevanten Indikatoren und Kriterien festgelegt und in Form von
Beobachtungsbögen verschriftlicht.
Nicht-standardisierte Beobachtung
Kommt häufig innerhalb der ethnographischen Methoden zum Einsatz.
Es gibt keine vorgefertigten Kategorien oder Indikatoren. Es handelt sich um lockere Notizen, die zur
deskriptiven Dokumentation im Feld dienen.
Offene Beobachtung
Den Beobachteten ist bewusst, dass sie beobachtet werden und wer der Beobachter ist. Sie werden
aktiv in den Forschungsprozess einbezogen.
Verdeckte Beobachtung
Die Beobachteten sind nicht über die Forschungstätigkeit aufgeklärt; die Forschung erfolgt verdeckt.
Hier stößt man auf das Problem der Ethik in der Forschung, da man auf private und öffentliche
Grenzen achten muss.
Teilnehmende Beobachtung
Hierbei nimmt der Forscher völlig am Geschehen im Feld teil, d.h. intensiver direkter Kontakt,
emotionale Beziehungen und persönliche Auseinandersetzung mit Personen im Feld.
Folge: oft Reflexion vernachlässigt, nur persönliche Erfahrungen entstehen.
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Nicht teilnehmende Beobachtung
Hierbei beobachtet der Forscher aus einer distanzierten Haltung, d.h. keinerlei direkter Kontakt,
emotionale Beziehungen und persönliche Auseinandersetzungen mit Personen im Feld.
Folge: Festhalten an eigenen Beobachtungskategorien.
Direkte Beobachtung
Der Forscher ist für die Beforschten wahrnehmbar.
Indirekte Beobachtung
Die Präsenz des Forschers ist für die Beforschten nicht wahrnehmbar; er befindet sich nicht an einem
bestimmten Ort; z.B.: Videoaufnahmen, -übertragungen, Laborversuche,…
Beobachtungsrollen:
Während einer Feldforschung nimmt man zu unterschiedlichen Zeitpunkten verschiedene Rollen ein:
+ völlige Teilnahme (going native)
+ teilnehmende Beobachtung
+ beobachtende Teilnahme
+ nicht-teilnehmende Beobachtung
Durch diesen Rollenwechsel entsteht ein umfassendes und vielschichtiges Bild des untersuchten
Feldes. Extrem heterogene Formen des ersten Feldzugangs  Bsp. Notenumblättern bei
Gottesdienst
Feldforschung
Während einer Feldforschung macht man bewusste, ethnographische Erfahrungen (headnotes, sich
verändernde Erinnerungen) und eignet sich explizites und implizites Wissen an. Implizites Wissen
(tacit knowlege) ist verinnerlichtes Wissen, das zum Teil der Persönlichkeit geworden ist.
Transformation ethnographischer Erfahrung in Daten
* Ziel = die ethnographische Erfahrung festhalten, verschriftlichen, d.h. Fieldnotes zu produzieren
* schriftliche Aufzeichnungen der Beobachtungen und Erfahrungen = mehr als nur das Schreiben
eines Tagebuches
Vorbereitung auf eine Feldforschung
- fachlich wissenschaftliche Vorbereitung
thematisches Wissen und Regionalwissen, Methodenwissen, Sprachkenntnisse,
Forschungskonzept
- institutionelle Vorbereitung
Projektanträge, Kontakte zu Institutionen, Forschungs- /Aufenthaltsgenehmigung,
Empfehlungsschreiben etc.
- praktisch organisatorische Vorbereitung
Reiseplanung, Unterbringungsmöglichkeiten, medizinische Maßnahmen, technische
Ausrüstung etc.
- persönliche Vorbereitung
Feldforschung als Initiationserlebnis, eigene Erwartungen, Ängste, Stärken/Schwächen,
Aggressionen, Projektionen reflektieren
Ethnographische Erfahrung und ethnographische Daten
• Zwei zentrale Momente des Feldforschungsprozesses:
– forschungsrelevante Erfahrungen („Beobachtungen“) machen
– Erfahrungen in verschriftlichten Feldnotizen (fieldnotes) festhalten
(das bedeutet etwas anderes als lediglich das Schreiben eines Tagebuchs!)
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• aber nicht nur fieldnotes, sondern auch headnotes/Erinnerungen
Ethnographie ist u.a. ein Produkt des Wechselverhältnisses zwischen
fieldnotes und headnotes
• explizites und implizites Wissen
(Michael Polanyi: tacit knowledge)
Was bedeutet es, Erfahrungen zu verschriftlichen?
# Der/die ForscherIn „kopiert“ nicht lediglich „Fakten“ oder „was passiert ist“ 1:1 in ein
schriftliches Format
# Das Herstellen von Verschriftlichungen involviert immer auch
– Interpretation und den Versuch, dem Beobachteten oder Erlebten „einen Sinn“ zu geben.
– Selektion/Filterung: gewisse Dinge werden als „wichtig“, „zentral“ bzw. zumindest
„erwähnenswert“ angesehen, andere aber finden keinen Eingang in die Aufzeichnungen
wenn man Verschriftlichungen von Ereignissen/Phänomenen der sozialen Welt anfertigt,
reduziert man unweigerlich deren Dimension und Komplexität
Was gewinnt man durch die Verschriftlichung von Felderfahrungen?
• empirische Daten, die
– Ereignisse/Phänomene/etc. festhalten
– wieder konsultierbar sind (von ForscherIn, aber auch von Dritten)
– das Basismaterial für die weitere Analyse darstellen
• Pool von Daten/Datensammlung (und nicht nur Einzel-Daten)
– Einzel-Daten sind in Relation zum Datenpool zu sehen
– Datenpool verändert/vergrößert sich im Lauf der Forschung
• empirische Belege
– für Zitate/Veranschaulichungen in Publikationen, Vorträgen etc.
– für Qualitätssicherung/-kontrolle
Ethnographische Daten enthalten (wie alle anderen „Daten“ bzw. „Fakten“) Informationen über:
* das Feld
(wie es sich zum jeweiligen Zeitpunkt im – unvollständigen –
Verständnis/Einsichten des/der ForscherIn widerspiegelt)
* die Form(en) der Beobachtung und den/die EthnographIn/BeobachterIn
– Form/Stil/Ablauf der Beobachtung
– Vorannahmen der/des ForscherIn
(Was wurde als neu, überraschend erlebt? Was hatte man erwartet?)
– Sensibilitäten der/des ForscherIn
Was hat man zu Beginn der Feldforschung wahrgenommen, was gegen Ende? Was sieht
man nicht? Wofür wurde man sensibilisiert? Was hat man gelernt
– Prozesse der Rollendefinition
role making und role taking: Welche Rollen sind im Feld für den/die ForscherIn
vorhanden? Welche bekommt er/sie zugeschrieben? Wie geht er/sie damit um? Was
heißt dies für Forschung und Datengewinnung? Wie verändern sich die Rollen im
zeitlichen Verlauf?
Filterungen bei der Herstellung von ethnographischen Daten: Vom Ereignis/Situation über die
Erfahrung zu den Daten
Filter 1: Vom Ereignis zur Erfahrung
was passiert – was nimmt man davon wahr, was versteht man (u.a. abhängig vom Wissen und
Erfahrung der/des ForscherIn)
Filter 2: Von Erfahrung und deren Verschriftlichung
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nicht alle Erfahrungen werden verschriftlicht unterschiedliche Beschreibungsmöglichkeiten einer
Erfahrung bzw. eines Ereignisses
Filter 3: Wahrnehmung der Wahrnehmungen von Erfahrungen
Wahrnehmung des Ereignisses – Wahrnehmung der Kommunikation „über“ das Ereignis
Feldnotizen
Das Erstellen von Feldnotizen: Was soll man beobachten und (be)schreiben?
Worte, Gegenstände, Gerüche, Verhalten von Menschen/Tieren, Gebäude, Wetter/Klima,
Räume, räumliche Anordnungen von Gegenständen/Menschen, Maschinen, Geister, Gesten,
Tonfall, Gesichtsausdrücke, Aktionen, Praktiken, Hintergrund Setting, zeitliche Verläufe,
Geschehnisse, Kleidungsstile, Tempo von Bewegungen, Fertigkeiten, Stimmungen, Gefühle,
Geräusche, Musik, etc. etc. etc.
Feldnotizen als unterschiedliche Textsorten
James Clifford (1990) unterscheidet drei Arten des Schreibens von
Feldnotizen:
+ inscribing (write down)
meint das Aufschreiben/Festhalten von Stichwörter
+ describing (write up)
meint das eigentliche Beschreiben/Ausarbeiten von Feldnotizen
+ transscribing (write over)
meint das Transkribieren/Verschriftlichen von Interviews, Mythen, Liedern, Inschriften etc.
in Form von Transkripten
Inscribing: Stichwörter als Erinnerungshilfe
* Kernelemente beobachteter Szenen und Interaktionen festhalten
* lernen/üben, auch Details festzuhalten, die eine lebendige und präzise Beschreibung
erlauben
* Generalisierungen vermeiden: z.B. ein Tourist Guide „erzählt über den Platz“
Was? Wie erzählt er? Wie wird es aufgenommen?
* sensorische Eindrücke notieren: EthnographInnen „zeigen“ Sachverhalte oft anhand von
Details. Also nicht nur: „jemand flucht“, sondern: was wird gesagt, welche sensorischen
Details, Gesten, Gesichtsausdruck etc. zeigen, wie man „Ärger“ zeigt, nicht einfach sagen,
jemand sei verärgert
* jene Sinneseindrücke festhalten, die man leicht vergessen würde
* eine vorzeitige Bearbeitung des „Warum“ vermeiden: in erster Linie Beschreiben und nicht
Erklären!
* Eindrücke und Gefühle festhalten, auch wenn man sich in der Situation noch nicht über
deren Relevanz im Klaren ist
Inscribing: Stichwörter (jottings) anfertigen
* mentale vs. schriftliche Stichwörter (headnotes, fieldnotes)
* Schlüsselwörter/Phrasen, die bezeichnen, was „für später“ erinnert werden soll
* mittels z.B. kleine Notizblöcke oder Diktiergerät
* Stichwörter/Jottings dienen als Basis zur „späteren“ Ausarbeitung von detaillierten
Feldnotizen
* situationsbedingte Entscheidungen darüber, wann, wo, wie, wie oft man solche vorab
Notizen schreibt
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* Welche Probleme können dabei auftauchen? Welche Entscheidungen sind zu treffen?
Describing: Das Ausarbeiten von Feldnotizen
* Für die Ausarbeitung Feldaufzeichnungen benötigt man Ruhe, hohe Konzentration und
viel Zeit und: pro Stunde Beobachtung mindestens eine Stunde Ausarbeitung (mitunter viel
länger)
* Um Beobachtetes nicht zu vergessen: sollte die Zeit im Feld nach Möglichkeit auf
3-4 Stunden limitiert werden; sollte man so rasch als möglich die Feldnotizen übertragen
* Ist dies nicht möglich, sollte man genauere Stichwörter machen oder ein Diktiergerät
benutzen
* Beobachtetes möglichst am Computer festhalten (Schnelligkeit, bessere weitere
Verarbeitbarkeit der Daten)
* Wichtig: das Beobachtete zuerst aufzuschreiben, bevor man mit jemanden darüber spricht
* Für „Dritte“ schreiben führt zu detaillierteren Feldnotizen
Die Perspektivität von Feldnotizen
• Beschreibungen aus der Perspektive der 1. Person
– beschränkt sich auf das Wissen und die Erfahrung des/der ErzählerIn
– ist effektiv, wenn der/die Beobachterin Teil der Gruppe ist, und ermöglicht, das Setting
durch die Augen einer/s TeilnehmerIn zu sehen.
– Es können dadurch sowohl die Erfahrung des/der ForscherIn als Mitglied der Gruppe
als auch ihre/seine Reflexion als EthnographIn dargestellt werden
• Beschreibungen aus der Perspektive der 3. Person
– ist effektiv, um Gesagtes und Handeln der Gruppe und einzelner Personen aus deren
Perspektive zu beschreiben
– Es kann zwischen den Standpunkten mehrerer 3. Personen gewechselt werden
– ForscherIn kann als 1. Person in Nebenbemerkungen vorkommen
– nur Wahrnehmbares heranziehen: fokussieren auf dass, was die Person tut und sagt
keine Gedanken/Motive/Gefühlte hinein interpretieren
• omnipräsente Perspektive
– durch objektiven, distanzierten Ton und Stil der Beschreibung gekennzeichnet
– erfordert weitreichende Kenntnisse über die beobachtete Situation und ermöglicht
Beschreibungen nicht nur von Interaktionen/Gespräche, sondern auch von Gedanken,
Gefühlen/Motivation der PartizipantInnen
– Eigene Notizen und Informationen von Anderen (Mitglieder der Gruppe) können dieses
komplexe Verstehen verdichten
• Kombination der Perspektiven
– Welcher dieser Formen benutzt wird hängt von der Erfahrung des Ethnographen ab.
– Diese Perspektiven können von einem zum anderen wechseln.
– Der Ethnograph kann und soll nicht verleugnen, dass er selbst im Feld involviert ist.
Zeitliche Perspektivität von Feldnotizen
• ex ante Beschreibungen:
Beschreibungen aus der Perspektive von „Echtzeit“, also den jeweiligen Entwicklungen von
Ereignissen im Feld folgend, ohne auf spätere Ereignisse vorzugreifen
• ex post Beschreibungen:
Beschreibung aus der Perspektive des „Endpunktes“ einer Ereigniskette, also spätere
Ereignisse bereits in der Beschreibung früherer Ereignisse berücksichtigend
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Eigene Bedeutung vs. Bedeutung für andere
• Sensibilität dafür entwickeln, was für die Anderen „wichtig“ und „signifikant“ ist:
– Welche Ereignisse, Interaktionen, Handlungen erregen gewöhnlich die
Aufmerksamkeit von anwesenden Menschen?
– Wann, wo, warum bleiben diese stehen und schauen?
– Worüber reden sie?
– Was produziert bei diesen Menschen Emotionen?
– Welche „Probleme“ oder „Schwierigkeiten“ treten in den Interaktionen auf?
– Wie werden diese verstanden, interpretiert? Wie wird mit Ihnen umgegangen?
– Wer hat was gemacht und wie haben andere reagiert?
• Dann fragen: Sind die Anderen auch schockiert, erfreut, etc.?
– Was bedeutet es für die Anderen?
– In welchen Kontexten kommen solche Reaktionen zustande?
• Nicht a priori davon ausgehen, dass Ihre emotionalen Reaktionen auch die von anderen
sind!
• Auf „Evaluationen“ der Menschen im Feld und auf die Unterscheidungen, mit denen sie
operieren, achten: Was ist „gut“, „schlecht“, „dumm“, „super“„saugeil“ etc. Warum?
Transscribing: Das Transkribieren von Video /Audioaufnahmen, Texten etc.
Das Transkribieren von Interviews:
• eigenes Style Sheet verwenden
• systematische Vergabe von Dateinamen
• großen Randbereich frei lassen für spätere Randnotizen
• Zeilennummerierung verwenden
• von Zeit zu Zeit Zählerstände im Transkript notieren
• Angaben über involvierte Personen, Ort, Zeit, Dauer, Situation davor und danach,
besondere Vorkommnisse, Eindrücke
• Transkribierregeln festlegen und beachten
Beispiel Transkribierregeln:
Die Transkription des Dialekts ist nicht notwendig, jedoch sollten „aussagekräftige“ Begriffe
oder Redewendungen sowie „falsche“ medizinische Begriffe beibehalten werden (die
richtigen in Klammer setzten).
Folgende Regeln sollten des Weiteren beachtet werden:
a. Für den/die InterviewerIn in ein großes fettes „I“ /am Beginn eines Sprechaktes), für den
Interviewenden den Anfangsbuchstaben des Familiennamens.
b. Bei SprecherInnen 2 hard return (2x Enter, sodass eine Lehrzeile zwischen den zwei
SprecherInnen entsteht)
c. Etwa alle 10 Minuten eine Zeitangabe mit vorangestelltem „§“ in einer eigenen Zeile mit
Leerzeile davor und danach
d. Pause im Gespräch: pro Sekunde ein Bindestrich
e. Hörsignale bzw. gesprächsgenerierende Beiträge als normalen Text angeben: mhm, äh…
f. Nicht verbale Äußerungen wie Lachen, Husten in runder Klammer angeben
g. Situationsspezifische Geräusche in spitzer Klammer anfeben (z.B. <Telefon läutet>)
h. Auffällige Betonungen groß schreiben
i. Unverständliches mit Punkt in Klammer darstellen, pro Sekunde einen Punkt
j. Vermuteter Wortlaut bei schlecht verständlichen Stellen in Klammer schreiben
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Thema 9: Weiterentwicklung der ethnographischen Forschung
Ausgewählte Weiterentwicklungen der ethnographischen Feldforschung
* Extended-Case Method
* Ethnographie in einer globalisierten Welt: transnational/multi-sited/translocal
ethnography
Ordnung vs. Konflikt: Die Extended-Case Method (ECM)
- Im Zentrum der ethnographischen Darstellung stand das alltägliche Handeln konkreter
Personen in der sozialen Praxis und nicht eine abstrahierte Struktur.
- ECM stellt darauf ab, die Entwicklung sozialer Konflikte, das Aushandeln individueller
Interessen, die unterschiedlichen Interpretationen sozialer Regeln und Normen darzustellen.
- Zeitliche Dimension gewinnt im Gegensatz zur rein synchronen Betrachtung von
Strukturen eine zentrale Bedeutung.
 Durchführung von Langzeit- und Wiederholungsstudien (erlauben den Wandel in den
sozialen Beziehungen zu dokumentieren).
- Wandel, Abweichung und divergierende Interessen werden nun nicht mehr als
dysfunktionale Abweichung von im Prinzip harmonischen Strukturen betrachtet, sondern
als konstituierender Bestandteil des alltäglichen sozialen Lebens.
- Die ECM wurde aus der Analyse von Rechtsfällen (cases) entwickelt (Gluckman) und ist
akteurs-, handlungs-, prozess- und konfliktorientiert.
- wurde von May Gluckmann und seinen Schülern, insbesondere Clyde Mitchell und Victor
Turner, im Rahmen der sogenannten Manchester School of Anthropology in den 1950er
und 1960er Jahren in der britischen Sozialanthropologie entwickelt.
- Phänomene wie antikoloniale Bewegungen, Industrialisierung und Urbanisierung stellten
neue Herausforderungen an das methodische Vorgehen.
- wendet sich gegen das damals vorherrschende funktionalistische Paradigma
(Malinowski&Brown)
- Dem Fokus auf vermeintlich stabile soziale Strukturen wurde der Fokus aus soziale
Konflikte gegenübergestellt: zentrale Umorientierung: weg von vermeintlich stabilen
Ordnungsstrukturen hin zum „Wettbewerb individueller Akteure um Ressourcen und
Status im Rahmen widersprüchlicher inkonsistenter Normen und Regeln.“ (Rössler
2003:144)
George Marcus (1995): „Ethnography in/of the world system: The emergence of multi-sited
ethnography“
* argumentiert, dass das global und transnational verfasste „Welt-System“ eine neue Form
von Ethnographie braucht, um der Reichweite und Komplexität des Welt-Systems bei
adäquater ethnographischer Detailliertheit gerecht zu werden.
* die örtlich vielfach verteilte und „wandernde“ Produktion von Kultur braucht eine örtlich
verteilte Ethnographie, für welche die Welt sowohl Kontext als auch Teil des Phänomens ist
* eine Ethnographie im Weltsystem hat gleichzeitig eine Ethnographie des Weltsystems zu
sein.
* keine single-site Ethnographien, sondern multi-site Ethnographien
* Zusammenfallen von Mikro und Makro-Untersuchung
* Zusammenfallen von Lebenswelt und System
* beschreibt methodische Strategien („tracking strategies“) für „multi-site Ethnographien
Transnationale Forschungen in einer globalisierten Welt
+ entstanden in Zusammenhang mit Globalisierung der Welt/Entlokalisierung von Kultur
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+ Vorstellung von Kulturen als abgrenzbare und homogene Ganzheiten wird
ergänzt/abgelöst von nicht- essentialistischem Kulturverständnis und Kulturen als räumlich
verstreut/verteilt
+ überschreitet die Grenzen politisch definierter Einheiten und setzt räumlich weit entfernte
Örtlichkeiten miteinander in Beziehung
+ fokussiert insbesondere auf die Verbundenheit, den Austausch, die Mobilität und die
Interaktion zwischen unterschiedlichen Örtlichkeiten, sowie die Besonderheiten nationaler
bzw. lokaler Aneignungen und Kontextualisierungen von Phänomenen
+ ist makroanalytisch orientiert: nimmt neben lokalen Phänomenen auch die
übergeordneten Strukturen der globalen Transformation der Welt in den Blick
+ Zentrale Forschungsthemen: Formen des Widerstandes gegenüber translokalen Einflüssen
kulturelle Kreativität, neue Formen kultureller Diversität/Hybridität/Kreolisierung; border
studies (thematisieren das Verbindende und nicht das Trennende von Grenzen); Migration;
Diaspora; transnationale Organisationen und Unternehmen; Medien; Cyberspace;
Zirkulation von Waren
+ Methodisch basieren diese transnationale Forschungen auf klassischen Verfahren:
teilnehmende Beobachtung, Arbeiten mit Informanten, Aufnahme von Lebensgeschichten
verschiedenen Interviewtechniken, textanalytische Verfahren
+ Darüber hinaus: Untersuchung von Medien und medialen Produkten
Multi-sited-ethnography: „Sprühstrategien“ (tracing strategies)
• follow the people: Bewegungen von Gruppen (Migration, Tourismus, etc., Stadt-Land
Bewegungen)
• follow the thing: Nachspüren von Zirkulationsprozessen von Dingen wie Waren,
Geschenken, Geldflüsse oder Kunst
• follow the metapher: Zirkulation von kulturellen Zeichen, Symbolen, Ideen, Metaphern
• follow the plot, story or allegory: Geschichte, Erzählung steht im Mittelpunkt
• follow the lofe or biography: Lebensgeschichte einer Person wird für die Gewinnung von
Datenmaterial verwendet (Sonderform von „follow the plot“)
• follow the conflict: Nachspüren von Konflikten
Multi-sited-ethnography ist:
* örtlich verteilt
* wechselt die Register zwischen Makro- und Mikro-Untersuchung
* zukunftsoffen, kontingent
* interdisziplinär
* politisch
* beweglich, flexibel, mobil
* selektiv
* opportunistisch
* komparativ
Hannert, Ulf (2003): Konsequenzen für den Begriff des „Feldes“
- Konstruktionsleistung von Forschenden in Auseinandersetzung mit Realitäten
- abhängig von der Positionierung des/der ForscherIn (soziale Herkunft, Gender, Position im
akademischen/ethnologischen Feld)
- interaktiv: wird konstruiert zwischen Forscher und Beforschten
- wird performativ hergestellt und nicht nur „entdeckt“ (Coleman&Collins)
- kann nicht nur räumlich bestimmt werden: nicht nur ein Raum objektiver/materieller
Strukturen, sondern auch von Praktiken/Ereignissen, Normativitäten, Ideen, sozialen
Rollen, Identitäten
- nicht eindeutig räumlich verortbar, sondern multiple, translokal
- kann nicht erschöpfend beforscht werden
- relational: besteht aus Beziehungen (intersubjektiv, interobjektiv zeitlich-prozessual,
intern-extern)
- dynamisch: verändert sich
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- mit den Ereignissen im Feld
- mit wechselnden Positionierungen/Situiertheit des/der FeldforscherIn
- mit Erkenntnisstand des Feldforschers
Hannerz, Ulf (2003): „Being there. . . and there. . .and there! Reflections on multi-siteethnography“
# „multi-sited“/“multilokal“ ist irreführend
besser: „translokal“, weil es nicht nur um eine Ansammlung von sites geht, sondern auch
um die Verbindungen zwischen den sites
# Charakteristika translokaler Ethnographie:
- vergleichend, aber ohne (wie die traditionelle vergleichende Anthropologie) von
unabhängigen, abgeschlossenen Untersuchungseinheiten auszugehen
- EthnographIn kann nie das ganze Feld überblicken
- Reichweite: wenn Forschung in mehreren sites unterteilt sind, dann ist weniger Zeit pro site;
aber dafür: selektiver und themenbezogener
- Feldbeziehungen: Personen treten weniger in ihrer Totalität in Erscheinung, sondern eher
in ihren forschungsrelevanten Funktionen
- jedes Thema/site hat eigene Zeitlichkeiten
- Materialien/Daten: mehr Interview als Beobachtungsdaten; zusätzlich: viele
Telefonkontakte/E-Mails etc.
- Ethnographie als „art of the possible“
Hannerz, Ulf (2003): Was bedeutet das forschungspragmatisch?
- Feld muss aktiv, kontinuierlich und in seinen Relationen konstruiert werden (nicht nur im
Raum, sondern auch bezüglich Praktiken, Ideen, Normativitäten etc.)
- Offenheit des Vorgehens bei Auswahl von sites/Fällen/analytischen Kategorien
- kontinuierliche Analyse unumgänglich (keine Trennung von Datensammlung und Analyse)
- Veränderung der Positionen als Explorationstechnik
- Arbeiten in Teams/kein „lonley etnographer“ (um viele „Orte“ in der erforderlichen
Detailliertheit/Tiefe beforschen zu können
Thema 10: Analysestrategien
Auswertungsstrategien
• Daten sprechen nicht für sich selbst
* Auswerten
* Interpretieren
• Wahl der Auswertungsstrategie ist u.a. abhängig von:
– theoretischer Ausrichtung des Projekts und die verfolgten Forschungsfragen
– Art der im Projekt erhobenen Daten (numerisch/nicht numerisch, Interviewdaten,
Beobachtungsdaten, Bilddaten etc.)
– daraus resultierenden möglichen Analyseebenen
Methodenspezifische Analyseverfahren vs. integrative Analysestrategien
• Methodenspezifische Analyseverfahren:
z.B. Bild /Filmanalyseverfahren für visuelle Daten, Biographieforschung für narrative
Interviews
• Integrative Analysestrategien:
– arbeiten mit unterschiedlichen Datensorten
– betreiben implizite Datentriangulation: Datentriangulation nicht zur Validierung, sondern
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zur umfassenderen, multidimensionalen Beschreibung/Vielfalt der
Beobachtungsstandpunkte
Analysestile: Kode Indikator Analyse vs. sequenzielle Analyse
Kode Indikator Analyse
Sequenzanalyse
angewendet z.B. in Grounded Theory, qualitativer
Inhaltsanalyse, ethnographischer Analyse von
Feldnotizen
z.B. Konversationsanalyse, objektive Hermeneutik
einzelnen Datenausschnitten („Zitaten“) werden
abstrakteren Begrifflichkeiten (Kodes) zugeordnet
und in weiterer Folge Beziehungen zwischen den
Kodes identifiziert/spezifiziert
setzt sich über Ebene des zeitlichen Verlaufs in
den Daten hinweg und verbindet entlang
allgemeinerer Konzepte Daten miteinander, die
von unterschiedlichen Beobachtungen und aus
unterschiedlichen Kontexten stammen können
sequenzanalytische Verfahren orientieren sich am
Ablauf bzw. der Abfolge von Ereignissen; Daten
gehen davon aus, dass ein adäquates
sequentiellen Abfolge der Ereignisse erreicht
werden kann
Im Zentrum steht die Interpretation von
Sinneinheiten
Im Zentrum steht die Entwicklung von Kodes und
Konzepten und der Beziehungen zwischen diesen
im Zuge der Theorieentwicklung
Hermeneutik ist die „Kunst“ des Verstehens und
Deutens von Texten
Einige weitere Analyseverfahren
• Inhaltsanalyse
- fokussiert auf manifeste Kommunikationsinhalte mit dem Ziel, von den Textmerkmalen
auf den Kontext (auf den Autor, die Situation bzw. die Rezipienten) zu schließen
• Diskursanalyse
- Der (post)strukturalistische Diskursbegriff, in Anschluss an Foucault, stellt die Frage, wie
gesellschaftliche Interaktionen Gegenstände, Themen, Begriffe etc. konstituieren und wie
sich diese im Sinne einer historischen Diskursanalyse im Laufe der Zeit verändern.
- Zentrale Fragestellungen inkludieren…
…die kommunikative Konstruktion von Wirklichkeit,
…Veränderungen dieser Wirklichkeitskonstruktionen,
…das soziale Wissen bestimmter Gruppen oder der Gesamtgesellschaft,
…diskursive Machtwirkungen: Was darf gesagt werden? Was darf nicht gesagt werden?
- Synchrone Weiterentwicklungen der Diskursanalyse stellen die unterschiedlichen Ansätze
der sogenannten kritischen Diskursanalyse dar. Diese beziehen sich neben den Arbeiten
von Michael Foucault insbesondere auf Theorien von Antonio Gramsci und der
Frankfurter Schule, d.h. des Neomarxismus.
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• Konversationsanalyse
- ist im Rahmen der US-amerikanischen ethnomethodologischen Tradition (Garfinkel)
entstanden und fokussiert auf Mikro-Analysen des Kommunikationsablaufs, der
Themenorganisation und der Rollen in face to face Gesprächen.
Ebenen der Textanalyse
• syntaktische Ebene: Beziehung zwischen den Zeichen.
Formale Textanalyse, die z.B. auf die grammatikalischen Strukturen (Phonetik, Satzbau etc.)
und die Mittel der Zeichendarstellung abstellt, aber auch den spezifischen Stil von
SprecherInnen/AutorInnen untersuchen kann.
• semantische Ebene: Beziehung zwischen den Zeichen und dem Bezeichneten.
Fragt nach der bedeutungsmäßigen Assoziation der Zeichen mit bestimmten Objekten,
Ideen und Begriffen. Unter diesem Aspekt würde man einen Text z.B. auf die in ihm
vorkommenden Themen und ihre Bedeutung hin analysieren, wie es z.B. auch im Rahmen
der interpretativen Anthropologie der Fall ist.
• pragmatische Ebene: Beziehung zwischen Zeichen und ihren BenutzerInnenn sowie der
Situation. Fragt nach den Wirkung der Zeichen in der sozialen Praxis (Analysen der Folgen und
Wirkungen von Kommunikation, Verschleierung/Legitimation/Reproduktion von Macht ,
Ungleichheits- und Herrschaftsverhältnisse mittels Kommunikation
Notwendigkeit integrativer Analysestrategien für Feldnotizen
Zu den Datensorten, welche die Feldnotizen umfassen, gehören u.a.:
- Stichwörter
- ausgearbeitete Feldnotizen
- Transkripte
- spezialisierte Datensammlungen (eigene Analysestrategien)
- Metadatendokumentation
- schriftliche Interaktionen aus dem Feld unterschiedliche Datensorten integrieren
Die Analyse von Feldnotizen
Zu einer ersten Analyse der eigenen Feldnotizen gehört:
* das Lesen des gesamten Korpus der Aufzeichnungen
* das Stellen von Fragen an die Feldnotizen
* das Kodieren der Feldnotizen
* das Verfassen von Memos
Wann sollte die Analyse stattfinden?
Keine strikte Trennung von Erhebungs- und Analysephase, sondern Verschränkung von
Datenerhebung und Datenanalyse.
Das Lesen der Feldnotizen
• Feldnotizen werden im Zuge der Analyse als Datenset behandelt und analytisch, d.h. mit
einem Blick von außen gelesen
– impliziert eine gewisse (emotionale) Distanz
– dient dazu, Themen, Muster und Variationen innerhalb der Fieldnotes zu identifizieren
– analoge Ereignisse bzw. Phänomene werden durch das Vergeben gleicher Kodes
miteinander in Verbindung gebracht/klassifiziert
• Solches eingehendes Lesen ermöglicht relativ rasches Aufnehmen, was alles beobachtet
und aufgezeichnet wurde ermöglicht, insbesondere:
– Themen, Muster und Variationen zu erkennen und zu vergleichen
– neue Einsichten, Hypothesen und Interpretationen zu generieren
– Lücken im Datenmaterial zu identifizieren
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– neue relevante Fragestellungen zu generieren, welche die weiteren Forschungsschritte
anleiten
Das Stellen von Fragen an das Datenmaterial
• Dabei geht man selektiver und fokussierter vor/ beschäftigt man sich mit dem
Datenmaterial unter bestimmten Fragestellungen
• Emerson et al. (1995) identifizieren unter anderem folgende Fragen, welche das Kodieren
anleiten können:
– Was tun die Leute? Was versuchen sie zu erreichen/schaffen?
– Wie genau tun sie das? Welche spezifischen Mittel bzw. Strategien verwenden sie?
– Wie sprechen, charakterisieren und verstehen Mitglieder, was passiert?
– Welche Annahmen haben sie?
• Dadurch lassen sich unterschiedliche Gruppen von Akteuren in Bezug auf ihre
Handlungsstrategien und Intentionen, sowie ihre Interpretation von Ereignissen
charakterisieren. Ergründung ethnographischer, lokalspezifisch kultureller Konzepte und
emischer Kategorien.
• In den Fragestellungen, entlang derer kodiert wird, kommt der Analysefokus der jeweiligen
Untersuchung zum Ausdruck
Das Kodieren von Feldnotizen
* Kodieren = das Zuweisen bestimmter Begriffe/Kategorien (Kodes) an Teile der Daten, z.B.
bestimmte Textausschnitte
* Kodes ermöglichen eine Indizierung des Materials und machen relevante Stellen rasch
auffindbar und miteinander vergleichbar
* In der Bezeichnung des Kodes kommt der Inhalt des Datenausschnitts auf eine kurze,
prägnante und vergleichsweise abstrakte Weise zum Ausdruck
* Kode Entwicklung:
– Kodes können von außen (als etische Kategorien) an das zu analysierende Material
herangetragen werden (Übernehmen von Kategorien aus bestehenden Theorien,
Verwendung bereits existierende standardisierte Kode Schemata , z.B. das Outline of
Cultural Materials)
– Kodes können induktiv aus dem betreffenden Datenmaterial entwickelt werden
(Verwendung lokal verwendeter, emischer Kategorien; Entwicklung eigener Kodes)
 projektspezifische Kode Schemata/Kode Listen
Das Kodieren von Feldnotizen
+ Kodes verweisen auf:
– externe Ordnungslogiken und Theorien, die an die Daten herangetragen werden
– Konzepte lokaler AkteurInnen und emische Kategorien als Ausdruck einer spezifischen
Kultur /Gesellschaft
+ Kodes können zur Entwicklung gegenstandsbezogener Theorien (Grounded Theory)
genützt werden
+ Kodes bringen spezifische Betrachtungsweisen der Daten zum Ausdruck, d.h. sie verweisen
auf eine analytische Perspektive
+ deskriptive Kodes – analytische Kodes
+ Datenstellen („Zitate“) können auch mit mehreren Kodes belegt werden
Zentrale Kodierstrategien
• offenes Kodieren
• Kodieren entlang von spezifischen Fragestellungen
Das offene Kodieren
• hat exploratives/heuristisches „Aufbrechen“ des Datenmaterials zum Ziel
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• Daten (Texte) lesen und Datenstellen (Textstellen, Zitate) markieren mittels kurzer,
prägnanter und vergleichsweise abstrakter Konzepte (Kodes), die den Inhalt der jeweiligen
Textstelle charakterisieren
• Der Kode kann aus einem einzigen Wort oder aus mehreren möglichst prägnanten
Wörtern bestehen
• Entwicklung einer Kode Liste: Beim Kodieren werden viele Kodes entwickelt und einzelnen
Textstellen zugeordnet. Die resultierende Liste von Kodes bildet die zu analysierenden
Phänomenbereiche ab.
• Durch das Zuweisen desselben Kodes an mehrere Textstellen werden systematische
Beziehungen zwischen diesen bis dato nicht miteinander verbundenen Datenausschnitten
hergestellt
• Kodes sollen möglichst einheitlich und eindeutig verwendet werden:
– präzise definieren und Definitionen in Kodenotizen festhalten
– Kodes weiterentwickeln (präzisieren, umbenennen, splitten, zusammenführen)
– immer wieder sicherstellten, dass der Kode noch dieselben Inhalte meint wie zu einem
früheren Zeitpunkt der Forschung
Konzeptualisieren: das Benennen der Phänomene
Beispiel Strauss & Corbin 1990:
* Arbeitsplatz
* Beobachten
* Küchenarbeit
* Informationsweitergabe
* Aufmerksamkeit
* Unaufdringlichkeit
* Effizienz
* Überwachen
* Qualität
* Timing der Bedienung
* Reaktion und Zufriedenheit der Gäste
* Unterstützung geben
* Erfahrenheit
* Informationsgewinnung
* Beraten
Konzeptualisieren: das Benennen der Phänomene
Beispiel Strauss & Corbin 1990:
* Überwachen > Warum, Was?
Arbeit, die sich auf das Beurteilen und Aufrechterhalten des Arbeitsflusses bezieht
“Speisendirigentin“
Kodieren entlang von spezifischen Fragestellungen
Beispiele: • Axiales Kodieren in der Grounded Theory (Strauss & Corbin 1990)
• Thematisches Kodieren (Uwe Flick 1995)
Axiales Kodieren
• stellt nach dem offenen Kodieren den nächsten Analyse/Kodierschritt in Richtung der
Entwicklung einer gegenstandsbegründeten Theorie (Groudned Theory) dar.
• zielt auf die „Entwicklung der Kategorien“, d.h. auf die analytische Verknüpfung der im
offenen Kodieren entwickelten zentralen Kategorien
• Ausgehend von einem „Phänomen“ (Kategorie) werden weitere Kodes/Kategorien
systematisch miteinander in Beziehung gesetzt
• Im „Kodierparadigma“ erfolgt die Verknüpfung entlang folgender Beziehungsdimensionen
(„Achsen“):
– ursächliche Bedingungen des Phänomens
– intervenierenden Bedingungen des Phänomens
– Kontext
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– Handlungs- und interaktionale Strategien
– Konsequenzen
Thematisches Kodieren
# hat Uwe Flick für vergleichende Studien mit aus der Fragestellung abgeleiteten, vorab
festgelegte Gruppen entwickelt
# Grundannahme: in unterschiedlichen sozialen Welten bzw. Gruppen sind
differierende Sichtweisen anzutreffen
# Das thematische Kodieren verfolgt eine vertiefende Analyse einzelner Fälle
# Sampling orientiert sich nicht am jeweiligen Stand der Interpretation bereits analysierter
Daten (Grounded Theory), sondern erfolgt zunächst entlang bereits festgelegter Gruppen
und verwendet dann theoretisches Sampling erst für die konkrete Fallauswahl innerhalb
der Gruppen
# mehrstufige Vorgangsweise:
– Zuerst wird ein Kategoriensystem für den einzelnen Fall entwickelt
– Abgleichung des Kategoriensystems zwischen den einzelnen Fällen und Spezifizierung
einer thematischen Struktur, die für die Analyse weiterer Fälle herangezogen wird
Struktur wird aus den ersten Fällen entwickelt und an allen weiteren Fällen überprüft bzw. weiter
modifiziert und dient dem Fall und Gruppenvergleich. In Unterscheidung zum Vorgehen der
Grounded Theory werden im ersten Schritt fallbezogene Analysen und erst im zweiten Schritt
fallübergreifende Gruppenvergleiche durchgeführt.
Das Verfassen von Memos
* dienen der Entwicklung allgemeiner ethnographischer/analytischer Aussagen
* sind schriftliche Protokolle, die den jeweiligen Stand der Analyse/der Forschung in Bezug
auf bestimmte Phänomene, Kategorien bzw. Ereignisse darstellen
* werden üblicherweise im Verlauf der Forschung weiterentwickelt
* 2 Typen von Memos (Emerson et al. 1995):
– Initialmemos: Erarbeitung von ersten Ideen und Eisichten zu einer Reiche separater
Phänomenen, Themen und Kategorien in frühen Phasen der Datenanalyse.
– Integrationsmemos: haben fokussierteren Charakter und verbinden und integrieren
früher getrennte Daten und Analyseergebnisse werden zu einem späteren Zeitpunkt im
Forschungsablauf verfasst, wenn bereits eine genauere Themenauswahl stattgefunden hat, vor
deren Hintergrund selektiv kodiert wurde.
* In Grounded Theory Unterscheidung in:
– Kodenotizen: beziehen sich auf einzelne konzeptuelle Begriffe
– Theoretische Memos: enthalten „die Produkte des induktiven und deduktiven Denkens
über tatsächlich oder möglicherweise relevante Kategorien, ihre Eigenschaften,
Dimensionen, Beziehungen, Variationen“ (Strauss&Corbin 1996:169)
– Planungsnotizen: beinhalten Handlungsanweisungen z.B. betreffend Fallauswahl,
Interviewgestaltung, mögliche Vergleiche und weiter zu verfolgende Ideen.
Fragen zum prüfungsrelevanten Stoff:
1. Um welche zentralen Schnittpunkte lassen sich die einzelnen kultur- und sozialanthropologischen
Traditionen gruppieren?
2. Welcher theoretischen Position ist E.B. Tylor zuzuordnen? Wodurch zeichnet sich diese aus?
3. Worauf zielt der Evolutionismus ab?
4. Was war das zentrale Gegenprogramm zum Evolutionismus der deutschsprachigen Ethnologie?
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5. Was kennzeichnet einen „armchair anthropologist“? Wie sind „armchair anthropologists“ zu ihren
Daten gekommen?
6. Welche Erhebungsinstrumente und –strategien wurden im 19. Jdt. eingesetzt?
7. Welche Rolle spielten Forschungsexpeditionen für die Entwicklung der Anthropologie?
8. Was versteht man unter einer diachronen Analyse von Forschungsmaterial?
9. Was kennzeichnet eine synchrone Analyse?
10. Wer sind die zentralen Vertreter des Evolutionismus?
11. Nennen Sie die zentrale Gegenbewegung zum Evolutionismus zwischen 1850 und 1930?
12. Nennen sie Vertreter des Diffusionismus.
13. Welche anthropologischen Ansätze sind an einer diachronen Analyse des Datenmaterials
interessiert?
14. Welche anthropologischen Ansätze sind an einer synchronen Analyse des Datenmaterials
interessiert?
15. Welcher diachrone Ansatz wurde in den USA Ende 19./Anfange 20.Jhdt. als Gegenbewegung zum
Evolutionismus begründet?
16. Welcher theoretischen Position ist Franz Boas zuzuordnen? Wodurch zeichnet sich diese aus?
Wie unterscheiden sich die methodischen Verfahren von Tylor und Boas?
17. Welche methodischen Folgen ergeben sich für die Betrachtung von Kultur(en) im historischen
Partikularismus?
18. In welchem seiner Werke erläutert Bronislaw Malinowski die Methode der „Teilnehmenden
Beobachtung“?
19. Wo fand Malinowskis Feldforschung statt?
20. Wie wurde vor Malinowski mit Daten und Methoden in der Anthropologie umgegangen?
21. Wie beeinflusste das „Sprachproblem“ Malinowskis anfängliche Forschung? Welche Form von
Daten sammelte er am Beginn?
22. Welche grundlegenden Aspekte zeichnen eine ethnographische Feldforschung nach Malinowski
aus?
23. Welche 3 methodischen Verfahren sieht Malinowski als zentral für die ethnographische
Feldforschung an?
24. Welcher theoretischen Strömung werden Bronislaw Malinowski und Alfred R. Radcliffe- Brown
hinzugerechnet?
25. Was sind die zentralen Grundannahmen des Funktionalismus?
26. Um welche zentralen erkenntnistheoretischen und methodologischen Oppositionspaare
positionieren sich die einzelnen Forschungsansätze und Theorien innerhalb der KSA/ empirischen
Sozialforschung?
27. Wer hat den Begriff „Theorien mittlerer Reichweite“ geprägt und wodurch zeichnet sich diese
aus?
28. Welche Strategien können angewandt werden, um von einem allgemeinen Forschungsinteresse
zu einer brauchbaren Forschungsfrage zu kommen?
30. Nennen Sie unterschiedliche Bereiche in welchen „Forschungsethik“ relevant werden kann und
veranschaulichen sie dies an Beispielen.
31. Mit welchen anderen Kernbereichen von Forschung müssen die methodischen Verfahren der
Datenerhebung innerhalb von Forschungsprojekten in Beziehung gesetzt werden?
32. Welche Möglichkeiten gibt es, Begriffe innerhalb von Forschungsprojekten festzulegen? Erläutern
sie diese.
33. Welche idealtypischen Forschungsabläufe kennen Sie?
34. Erläutern Sie den Begriff Induktion.
35. Wie wird bei der Deduktion vorgegangen?
36. Skizzieren Sie kurz einen linearen Forschungsablauf anhand der zentralen Schritte.
37. Was ist eine Hypothese? Erläutern Sie den Begriff und geben sie ein Beispiel.
38. Was versteht man unter einer Stichprobe bzw. einem Sample?
39. Wann spricht man von einer repräsentativen Stichprobe?
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40. Welche Qualitätskriterien quantitativer Sozialforschung kennen Sie?
41. Was versteht man unter Operationalisierung bzw. einer operationalen Definition?
42. Erläutern Sie das Gütekriterium „Validität“.
43. Worauf zielt das Kriterium der Reliabilität in einer Forschung ab und was ist das Problematische
daran?
44. Was versteht man unter „theoretischem Sampling“?
45. Nennen Sie die Qualitäts- und Gütekriterien qualitativer Sozialforschung.
46. Charakterisieren Sie den Begriff „Methode“, „Methodologie“ und „Methodik“. Worin
unterscheiden sie sich? Gibt es Überschneidungen?
47. Welche Methoden der Datenerhebung kennen Sie?
48. Was versteht man unter Non-reaktiven Verfahren der Datenerhebung? Nenne Sie Beispiele
dafür.
49. Was versteht man unter dem Begriff „Daten“?
50. Was sind Sekundärdaten?
51. Was ist der Unterschied zwischen Primär- und Sekundärdaten?
52. Welche Standardisierungsformen von Befragungen lassen sich unterscheiden?
53. Welche Aspekte / Dimensionen einer Befragung können standardisiert werden?
54. In Bezug auf welche grundlegenden Dimensionen müssen bei der Planung von Befragungen
Entscheidungen getroffen werden? Skizzieren Sie die diesbezüglichen Möglichkeiten.
55. Welche grundsätzlichen Regeln sollten bei der Formulierung von Fragebogenfragen
berücksichtigt werden?
56. Charakterisieren Sie das narrative Interview. Stellen Sie das Interviewverhalten und die zentralen
57. Schritte im Ablauf eines narrativen Interviews dar.
58. Charakterisieren Sie das problemzentrierte Interview. Welche Formen der Befragung setzt das
problemzentrierte Interview ein? Was ist das Besondere an dieser Interviewform?
59. Welche offenen Gesprächsformen kennen Sie? Nennen Sie Beispiele und erläutern Sie diese.
60. In welchen Belangen unterscheiden sich rezeptive Interviews und ero-epische
Gespräche?
61. Charakterisieren Sie das ethnographische Interview nach Spradley. Welche Ziele verfolgt diese
Form der Befragung?
62. Welche Arten von Fragen differenziert Spradley in seinem ethnographischen Interview? Worauf
zielen die einzelnen Frageformen ab?
63. Was ist eine „domain analysis“?
64. Worum geht es Spradley bei einer „taxonomischen Analyse“?
65. Was ist eine „Komponentialanalyse“?
66. Welche unterschiedlichen Rollen kann man als ForscherIn im Feld einnehmen. Diskutieren deren
Vor- bzw. Nachteile.
67. Worauf sollte man achten, wenn man versucht lokale Bedeutungen zu erfassen? Mit welchen
Gefahren und potentielle Fehler existieren dabei?
68. Welche Möglichkeiten gibt es, um lokale Bedeutungen zu erfassen?
69. Welche unterschiedlichen Textsorten können Fieldnotes enthalten?
70. Worauf sollte man bei der Ausarbeitung von Fieldnotes achten?
71. Welche unterschiedlichen Scheibperspektiven können bei der Ausarbeitung der Fieldnotes
eingenommen werden?
72. Was unterscheidet eine „real time“ von einer „end point“ Beschreibung?
73. Was machen Feldnotizen retrospektiv deutlich?
74. Welche Strategien können angewandt werden, um „reichhaltige“ Feldnotizen zu produzieren?
75. Wovon sollte man im Feld Stichwörter anfertigen?
76. Welche Regeln sind bei der Transkription von Interviews zu beachten?
77. Welche Formen der Beobachtung können unterschieden werden? Veranschaulichen Sie diese an
einem Beispiel.
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2012/2013
78. Wozu dient das „close reading“ der Fieldnotes und wie ist mit den Feldnotizen beim Lesen
umzugehen?
79. Was versteht man unter dem Begriff „codieren“?
80. Welcher Arten von Codes können beim Codieren der Feldnotizen verwendet werden?
81. Was unterscheidet einen Code von einer Paraphrase?
82. Wie wird beim offenen Codieren vorgegangen?
83. Was versteht man unter axialem Codieren? Entlang welcher zentralen Fragestellungen wird beim
axialen Codieren codiert?
84. Worauf zielt die Grounded Theory ab?
85. Wie wird beim thematischen Codieren vorgegangen?
86. Welche Fragen können laut Emerson et al. An die Feldnotizen gestellt werden?
87. Was lässt sich durch die Fragen, die Emerson et al. An die Feldnotizen stellen, charakterisieren?
88. Was versteht man unter Memos? Wozu dienen sie?
89. Was sind integrative Memos?
90. Was sind Initialmemos?
91. Welche Formen von Datenanalyse haben Sie im Rahmen der VL kennen gelernt?
92. Wie wird beim Verfahren der objektiven Hermeneutik vorgegangen?
93. Welchem Analyseverfahren ist der Begriff „Sequenzanalyse“ zuzuordnen? Was versteht man
darunter?
94. Worauf zielt das Verfahren der Konversationsanalyse?
95. Was versteht man unter Diskursanalyse?
96. Beschreiben Sie den Entstehungskontext der Extended Case Method.
97. Worum geht es bei der Extented Case Method?
98. Skizzieren Sie kurz Mitchells Typologie von Fallstudien.
99. Welche methodischen Probleme ergeben sich bei der ECM?
100. Worauf zielt die „Multi- sited Ethnography“ ab?
101. Was sind deren Anweisungen?
102. (Wie) Unterscheidet sich Mulit- Sited Ethnography von sogenannten Transnationalen
Forschungen?
103. Was versteht man unter dem Begriff „exzerpieren“?
104. Mit welchen Zielen fertigt man Exzerpte eines Werkes an?
105. Wie zeigt man in einem Exzerpt, dass man bei einem wörtlichen Zitat einige Wörter des Satzes
ausgelassen hat?
106. Was bedeutet es, wenn man in einem Text folgende Stelle findet „[...]“?
107. Wie zeigt man an, dass man selbst einen Kommentar hinzugefügt hat? Welche Schwierigkeiten
können sich dabei punkto Zeichenwahl ergeben?
108. Wie ist mit Hervorhebungen in Originaltexten zu verfahren?
109. Wie kennzeichnet man Fehler in einem Zitat?
110. Welche grundlegenden Angaben sollte man bei einem Exzerpt notieren?
111. Wann verfasst man ein allgemeines Exzerpt?
112. Was sollte man bei einem „allgemeinen/vollständigen Exzerpt“ lt. Beer alles festhalten?
113. Was hält man bei einem „gezielten Exzerpt“ fest?
114. Worauf sollte man beim Exzerpieren achten, um der Gefahr eines Plagiats zu entgehen?
115. Was ist ein „narratives“ Interview? Was ist daran Besonders?
116. Wie wird der narrative Interviewstil bezeichnet?
117. Was sind die zentralen Schritte beim narrativen Interview?
118. Was ist ein „rezeptives“ Interview?
119. Welche Formen des rezeptiven Interviews gibt es?
120. Was unterscheidet das rezeptive Interview von anderen Interviewformen?
121. Was ist ein „problemzentriertes“ Interview?
122. Das problemzentrierte Interview ist Teil welcher Kombination?
123. Wie wird beim problemzentrierten Interview vorgegangen?
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