Proseminar Strukturgeologie II WS 2004/05 Di 12.00 – 13.30 Uhr Teil 3 Theorien Theorien zum zum Deckentransport Deckentransport Reibungswiderstand an Überschiebungen Guillaume Guillaume Amontons Amontons (1663-1705) (1663-1705) Reibungsgesetze Reibungsgesetze (1699): (1699): 1. Gesetz: Fnormal FReibung FFReibung ~ F ~ Fnormal Reibung normal 2. Amontonsches Gesetz Der Der Reibungswiderstand Reibungswiderstand ist ist unabhängig unabhängig von von der der Berührungs-Fläche. Berührungs-Fläche. Reibung Reibung ist ist abhängig abhängig von von der der Rauhigkeit Rauhigkeit der der Oberfläche Oberfläche Kontaktfläche Kontaktfläche AAK K Aber Aberbei beipolierten poliertenMetallen Metallenherrscht herrschtein ein sehr sehrhoher hoherReibungswiderstand Reibungswiderstand(Desaguilier, (Desaguilier,1734) 1734) Ableitung des 2. Amontonschen Gesetzes F. F. Bowdens Bowdens Theorie: Theorie: σN groß AK klein plastisches Fließen σ y e y = Fließgrenze (Yield stress) Die =yxA Die Fläche Fläche wird wird größer, größer, bis bis FFnormal normal = y x AKK Fortsetzung Fn = Ak y Fr = Ak S (S=Scherfestigkeit) ⎛S⎞ Fr = Fn ⎜⎜ ⎟⎟ ⎝ y⎠ Ak = Fn/y Ak = Fr/S S/Y = µr (Reibungskoeffizient) FFRR == µµRR xx FFNN Dies Dies ist ist das das 2. 2. Amontonsche Amontonsche Gesetz Gesetz µµRRist ist eine eine Materialkonstante, Materialkonstante, die die für für alle alle Gesteine Gesteine sehr sehr ähnlich ähnlich ist. ist. Byerlees Gesetz verschiedene verschiedene Gesteine, Gesteine, aber abergleiche gleicheKurve Kurve aus Suppe 1985 Experimente: σσNeff = σ -p Fluid Neff = σNN -pFluid 1. Fall: σσNeff < 0.2 GPa Neff < 0.2 GPa σσRR == 0.85 0.85 σσNeff Neff 2. Fall 0.2 < 2 GPa 0.2 GPa GPa << σσNeff Neff < 2 GPa σσRR == 50 (kohäsive Scherfestigkeit) 50 MPa MPa ++ 0.6 0.6 σσNeff Neff (kohäsive Scherfestigkeit) Oberkruste: < 0.2 GPa Oberkruste: σσNeff Neff < 0.2 GPa Reibungswiderstand wird herabgesetzt durch Störungsletten Störungsletten Montmorillonit Montmorillonit Vermiculit Vermiculit Illit Illit Decken-Modelle Decken-Modelle Die Glarner Überschiebung Deutung als ‚Doppelfalte‘ (A. Heim, 1878, 1891) Deutung als nord-überschobene Decke (M. Bertrand, 1883, A. Heim, 1906) Modell von Hafner, 1951 Spannungstrajektoren: Spannungstrajektoren: Coulombsche Coulombsche Brüche: Brüche: Θ = 45° ± ϕ 2 σ s = C + tan ϕ ⋅ σ n nach Suppe 1985 Trajektoren der Brüche Scherbrüche Scherbrüche erfolgen erfolgen auf auf listrischen listrischen Flächen Flächen Profil durch das Rheinische Schiefergebirge (Althaus et al. 1985) Profile durch die Kalkalpen Reids Rückprall Theorie (rebound theory) nach Suppe 1985 Analog-Modell der Bewegung an einer Störung nach Suppe 1985 Hubbert-Rubey-Fluiddruck στ = f(σNeff) mit σNeff = σN - Pfluid σ τ = τ 0 + µ f (σ N − Pfluid ) und σ τ = τ 0 + µ f σ N (1 − λ fluid ) µf = Reibungskoeffizient λλfluid = P / ρgz = P / fluid fluid fluid ρgz Fortsetzung Wenn , Wenn σσNN == ρgz ρgz == PPfluid fluid, dann dann λλ == 11 damit damit ist ist σσττ == ττ00 Aber Aber der der Fluid-Druck Fluid-Druck reduziert reduziert auch auch die die Festigkeit Festigkeit in in der der Decke: Decke: σσ11 –– PPfluid = C + K(σ – P ) = C + K(σ – P 0 3 fluid fluid 0 3 fluid) Fortsetzung oder σσ11 == C C00 ++ σσ33[K+λ(1−Κ)] [K+λ(1−Κ)] wenn wenn Pfluid Pfluid == Gewicht Gewicht der der Decke Decke (σ (σ33 == ρgz), ρgz), in der Decke = 1 dann in der Decke = 1 dann wird wird λλfluid fluid damit damit wird wird σσ11 -- σσ33 == C C00 C C00 in in Gesteinen Gesteinen << 50 50 MPa MPa Berechnung der Kräfte (Breite =1) x max. Reibungswiderstand: [ ] Ff = ∫ τ 0 + µ f σ z (1 − λ f ) dx l 0 H max. horizontale Kraft: Fmax = ∫ [C0 + σ z [ K + λ (1 − K )]]dz 0 max. =F max.Länge Längeder derDecke Deckebei beiFFmax max = Ff f Berechnung der max. Länge einer Decke Annahme: Annahme: CC00,, K, K, λ, λ, µµff,, λλff sind sind konstant, konstant, dann dann ist ist die die max max Länge: Länge: 2 HC0 + ρgH [ K + λ (1 − K )] = 2τ 0 + 2µ f (1 − λ f )ρgH 2 lmax d.h. d.h. Festigkeits-Parameter Festigkeits-Parameter // Reibungs-Parameter Reibungs-Parameter max. Deckenlänge C0 = 50 MPa K =3 µf = 0.85 ρ = 2400 kg/m3 Fluiddruck-Verhältnis (λfluid) 1.0 0.9 λf λ= 5 λf .43 0 λ= λ= 5 .4 3 0 λ= H = 5 km 0.8 schwach: 0.7 H = 10 km l λ, K C0 0.6 H 0.5 0.435 0.4 0 nach Suppe 1985 50 λfluid, µf 200 150 µfluid 100 max. Länge (l) [km] Fluid-Druck in der Decke = FluidDruck auf der Störung Ideale Bedingung für Deckentransport Kleiner Kleiner Fluid-Druck Fluid-Druck in in der der Decke Decke hoher hoher Fluid-Druck Fluid-Druck auf auf der der Deckenbahn Deckenbahn Kompaktion und Porenfluid-Druck Porosität Porosität als als Funktion Funktion der der Tiefe Tiefe nach Suppe 1985 Beweise für den Einfluß des Fluid-Druckes Beobachtungen an einer Blattverschiebung in einem Ölfeld In situ-Spannungsmessungen an der Störung: σ1 = 59 MPa, Azimut = 70° στ[MPa] 20 σ2 = 43 MPa, vertikal σ3 = 31.5 MPa 10 Richtung der Störung 50° 10 20 30 2Θ=140° 40 50 60 Laborwerte: τ0 = 1 MPa; µf = 0.81 der Mohrsche Kreis ergibt: στ = 8MPa, σn = 35 MPa aus στ = τ0 + µf(σn- pf) folgt Gleiten, wenn Pf > 26 MPa Pumpversuche: Erdbeben bei Pf > 27.5 MPa σn [MPa] Beispiel für PorenfluidÜberdruck Falten- und Überschiebungsgürtel in Taiwan nach Suppe 1985 Gravitatives Gleiten Gewicht W Fläche A ⎛W ⎞ σ n = ⎜ ⎟ ⋅ cosθ ⎝ A⎠ ⎛W ⎞ ⎟ ⋅ sin θ ⎝ A⎠ στ = ⎜ eingesetzt ⎤ ⎡⎛ W ⎞ ⎛W ⎞ ⎜ ⎟ ⋅ sin θ = τ 0 + µ f ⎢⎜ ⎟ ⋅ cosθ − Pf ⎥ ⎝ A⎠ ⎦ ⎣⎝ A ⎠ τo kann vernachlässigt werden: kritischer Winkel: nach Suppe 1985 sin θ ≈ µ f cosθ (1 − λ f ) tan θ ≈ µ f (1 − λ f ) kritische Winkel für gravitatives Gleiten für µf = 0.85: trockenes trockenesGestein: Gestein:kritischer kritischerWinkel Winkel==40° 40° λλff==0.435: 0.435:kritischer kritischerWinkel Winkel==24° 24° λλff ==0.95: 0.95:kritischer kritischerWinkel Winkel==2.4° 2.4° Mechanik in Falten- und Überschiebungsgürteln Falten- und Überschiebungsgürtel in Taiwan Imbrikationen in einem Akkretionskeil Falten- und Überschiebungsgürtel der Südappalachen nach Suppe 1985 Modell eines Akkretionskeils (Chapple, 1978) H Fx = ∫ [C0 + σ z (K + λ (1 − K ))]dz 0 wenn der Keil an allen Stellen versagt, ergibt sich: (σ 1 − Pf ) = C0 + K (σ 3 − Pf ) mit σ3 = ρgz C0 wird ignoriert. es herrscht Gleichgewicht, wenn: Fg + Fw + Ff + Fx + Fx+dx = 0 nach Suppe 1985 Fortsetzung es esherrscht herrschtGleichgewicht, Gleichgewicht, wenn: =0 wenn:FFgg++FFww++FFff++FFxx++Fx+dx Fx+dx = 0 Fg = Gravitation in x = -ρgHsinβ Fw = Gewicht des Wassers in x = -ρgDdxsin(α + β) Ff = Reibungswiderstand zwischen x und x+dx = -µf(1-λf)ρgHdx Fx + Fx+dx = schiebende Kraft mit dx 0 erhält man ein Kräfte-Gleichgewicht: d ρgH sin β + µ f (1 − λ f )ρgHdx + ∫ σ x dz = 0 dx 0 H kritische Keilform (α + β): nach Suppe 1985 (α + β ) = (1 − λ )µ f f +β (1 − λ )k + 1 (α + β ) = (1 − λ )µ f Fortsetzung f +β (1 − λ )k + 1 k = Maß für die Festigkeit im Keil Re ibungs − Parameter d.h. die Spitze des Keils (α+β) = Festigkeits − Parameter Fluid-Einfluß: Fluid-Einfluß:λλ<<0.7 0.7wenig wenig λλ>>0.7 0.7stark stark nach Suppe 1985 Tektonische Tektonische Modelle Modelle für für Kristallin-Decken Kristallin-Decken Das Das Modell Modell von von Hatcher Hatcher & & Williams Williams 1986 1986 Hatcher, R.D.jr. & Williams (1986) GSA Bull. 97: 975-985 Schnitt durch ein idealisiertes Orogen Eigenschaften Eigenschaftender derKristallin-Decken: Kristallin-Decken: 1) 1)flache flacheÜberschiebungen Überschiebungenmit mitVergenz Vergenzauf aufden denKontinent. Kontinent. 2) 2)relativ relativdünn, dünn,verglichen verglichenmit mitihrer ihrerLänge. Länge. 3) 3)Deckenbahn Deckenbahnist istein einMylonit. Mylonit. 4) 4)Die Dielängste längsteKristallin-Decke Kristallin-Deckeist istimmer immerlänger längerals alsdie dielängste längste Vorland-Decke. Vorland-Decke. Hatcher, R.D.jr. & Williams (1986) GSA Bull. 97: 975-985 Eigenschaften von Kristallin-Decken (Fortsetzung) Deformation Deformationschwankt schwanktvon vonundeformiert undeformiertbis bispenetrativ. penetrativ. Hieraus Hierausergibt ergibtsich sichein einweiter weiterBereich Bereichfür: für: --pp––TT––Bedingungen Bedingungen -strain -strainrate rate -Fluid-Fluß -Fluid-Fluß --Metamorphose Metamorphose Typen der Kristallin-Decken Typ 1 Typ 2 Typ3 Typ4 Typ5 Hatcher, R.D.jr. & Williams (1986) GSA Bull. 97: 975-985 Der Überschiebungs-Index (B) B= ut ωw ut = Transport auf Überschiebungsflächen ωw= Transport incl. Vorland (bis zum Null-Durchgang der Schwere-Kurve Hatcher, R.D.jr. & Williams (1986) GSA Bull. 97: 975-985 Überschiebungs-Index verschiedener Orogene Hatcher, R.D.jr. & Williams (1986) GSA Bull. 97: 975-985 Berechnung der Arbeit Arbeit pro Zeit, um die Decke zu schieben ist: E& c = ∫ σ ij niu& j dA A σij = Spannung . uj = Geschwindigkeit der Decke A = Fläche auf die die Kraft wirkt ni = Einheitsvektor, normal auf der Fläche Die Kompressions-Spannung auf A ist: σc ist begrenzt durch die Gesteinsfestigkeit σ ij ⋅ ni = σ c E& c = σ c ⋅ t ⋅ w ⋅ u& Kraft Hatcher, R.D.jr. & Williams (1986) GSA Bull. 97: 975-985 Geschwindigkeit Fortsetzung E& c = σ c ⋅ t ⋅ w ⋅ u& Reibungsarbeit an der Decken-Basis: E f = τ B xwu& τB = Scherspannung x = Länge der Decke Potentielle Gravitations-Energie:: hf hi E p = ∫ gρ (h f − hi )dV v Änderung der Gravitations-Energie: Hatcher, R.D.jr. & Williams (1986) GSA Bull. 97: 975-985 g = Gravitation ρ = Dichte hi= Höhe vor Transport hf= Höhe nach Transport V =Volumen d & Eg = ∫ gρ (h f − hi )dV dt v Fortsetzung u z t a Vers α Für die Decke: h f − hi = u sin α hf hi für kleine α: h f ≈ hi + α ⋅ u ) & Eg = g ⋅ ρ ⋅ α ⋅ t ⋅ x ⋅ w ⋅ u& durchschnittliche Dichte, Einfallen Mächtigkeit Energie-Bilanz: E& c = E& Hatcher, R.D.jr. & Williams (1986) GSA Bull. 97: 975-985 f + E& g ) Fortsetzung E& c = σ c ⋅ t ⋅ w ⋅ u& E& f = τ B ⋅ x ⋅ w ⋅ u& ) & Eg = g ⋅ ρ ⋅ α ⋅ t ⋅ x ⋅ w ⋅ u& ) σ c ⋅ t ⋅ w ⋅ u& = τ B ⋅ x ⋅ w ⋅ u& + g ⋅ ρ ⋅α ⋅ t ⋅ x ⋅ w ⋅ u& ) σ c ⋅ t = x(τ B + g ⋅ ρ ⋅α ⋅ t ) σc ⋅t x= ) τ B + g ⋅ ρ ⋅α ⋅ t Hatcher, R.D.jr. & Williams (1986) GSA Bull. 97: 975-985 Einfluß der Gravitation auf Decken-Transport A) Gravitations-Energie wird gespeichert. B) Gravitations-Energie wird freigesetzt. Im Fall B ist die Länge der Decke größer. Hatcher, R.D.jr. & Williams (1986) GSA Bull. 97: 975-985 Vergleich von Decken mit theoretischen Parametern 300 Breite 100 300 300 -2° 0° -4° -4° -2° 100 50 30 2° 0° 2° 3° 50 30 10 10 5 3 5 3 5 3 6 12 18 24 Mächtigkeit [km] ττBB==10 10MPa MPa σσcc==50 50MPa MPa Ophiolith-Decken 1 0 6 12 18 24 Mächtigkeit [km] ττBB== 50 50MPa MPa σσcc ==100 100MPa MPa Kristallin Hatcher, R.D.jr. & Williams (1986) GSA Bull. 97: 975-985 -4° 50 30 10 1 0 -2° 0° 100 1 0 2° 3° 6 12 18 24 Mächtigkeit [km] ττBB==50 50MPa MPa σσcc==50 50MPa MPa Vorland Ergebnis: σσcc :: Vorland-Decken Vorland-Decken 50 50 –100 –100 MPa MPa Kristallin-Decken Kristallin-Decken 50 50 –– 100 100 MPa MPa ττBB :: Vorland-Decken Vorland-Decken >> 50 50 MPa MPa Kristallin-Decken Kristallin-Decken << 10 10 MPa MPa Modell für die Enstehung von Granulit-Decken obere (tro ckene) Kru ste obere (tro ckene) Kru ste mittlere (nasse) Kruste mittlere (nasse) Kruste untere (trockene) Kruste untere (trockene) Kruste