Würfelbecher Fabelhafte Fritillarien 74 LandIdee Lan d Garten Sie ist eine wahrhaft majestätische Erscheinung: Vor etwa 400 Jahren kam die Kaiserkrone nach Europa, wo sie rasch zum unentbehrlichen Dekor in den königlichen Gärten gehörte. Schön, dass sie so viele bezaubernde Schwestern hat. Wie ein Würfelbecher (lateinisch: fritillus) mutet auch die Blütenform der Kaiserkrone an LandIdee 75 W ahrlich imposant wirkt im Garten die Kaiserkrone (Fritillaria imperialis). Sie kann ein Gardemaß von bis zu 120 Zentimetern erreichen. Am sehr kräftigen Stiel entwickelt sie einen einzigartigen Kranz großer Blüten, die ihre extravagante Schönheit von April bis Mai zeigen. Die Farben dieses eindrucksvollen und unverwechselbaren Schmucks reichen von hell leuchtendem Gelb über kräftiges Orange bis hin zu einem tiefen, intensiven Rot. Die Kaiserkrone ist in vielen Sorten vertreten. Die ersten Exemplare kamen schon vor etwa 400 Jahren in die königlichen Gärten Europas. Sie wurden als Gartenpflanze bald beispiellos beliebt. Am weitesten verbreitet sind Sorten mit orangefarbenen Blüten wie Fritillaria imperialis ,Garland Star‘, ,Beethoven‘ oder ,Chopin‘. Fritillaria imperialis ,Lutea‘ ist eine gelbe Sorte, sie ist etwas weniger wüchsig, doch eine ebenfalls dankbare und langlebige Gartenpflanze mit extragroßen Blüten. Ein Platz an der Sonne Kaiserkronen fühlen sich an sonnigen oder halbschattigen Standorten im Garten wohl. Manche Gärtner empfehlen, sie nach einigen Jahren an einen anderen Standort zu verpflanzen. In jedem Fall ist es wichtig, sie regelmäßig gut zu düngen, auch während der Blüte. Denn die Zeit, in der die prachtvollen großen Pflanzen Kraft für die nächste Blüte sammeln, ist kurz. Für das Pflanzgut gilt: Je frischer die Zwiebeln sind, desto besser werden die Pflanzen gedeihen. Idealerweise pflanzt man Kaiserkronen bereits im August, sofern man zu diesem Zeitpunkt schon Pflanzgut bekommt. Dann haben sie ausreichend Zeit, kräftige Wurzeln zu bilden und blühen im Folgejahr umso üppiger. Die Zwiebeln setzt man 20 bis 25 Zentimeter tief in den Boden. Das Substrat muss tiefgründig und nährstoffreich sein. Eine Rarität unter den Kaiserkronen ist die dunkelviolette Persische Kaiserkrone 76 LandIdee 1 (Fritillaria persica). Sie bildet an einem kräftigen, meist fast meterhohen Stängel zahlreiche Blütenglocken, die im Gegensatz zum typisch intensiven Geruch anderer Arten einen angenehmen, leicht süßlichen Duft verströmen. Die dunkelviolette Persische Kaiserkrone hat eine seltene Schwester – Fritillaria persica alba. Mit ihren grünlich-weißen Blüten wirkt diese Fritillarie nicht weniger außergewöhnlich als die häufiger anzutreffende dunkle Schönheit. Anders als die meisten Fritillarien lieben es Persische Kaiserkronen trocken und heiß. Ist ein Jahr allzu verregnet, kann es sogar ratsam sein, die Zwiebeln dieser Pflanzen auszugraben, damit sie nicht verfaulen. Man gräbt sie aus, wenn sie nach der Blüte eingezogen sind, und lagert die Zwiebeln bis September in Sand. Der Boden, auf dem Persische Kaiserkronen gern stehen, ist warm und Lan d Garten 1 Die Persische Fritillarie (Fritillaria persica) mit ihren zahlreichen dunkelvioletten Blüten liebt es trocken und heiß. 2 Eine Rarität unter den Fritillarien ist die Türkische Fritillarie (Fritillaria michailovskyi). 3 Die Blüten der Buchara-Fritillarie (Fritillaria bucharica) erstrahlen in reinem Weiß. 4 Dezente Farben schmücken die Blüte der Spitzkronigen Fritillarie (Fritillaria acmopetala) 2 Flussauen massenhaft vor. Heutzutage hingegen steht die schöne Pflanze auf der Roten Liste bedrohter Arten. Ihr natürlicher Lebensraum ist vielerorts durch Begradigung von Flüssen, Trockenlegung von Feuchtgebieten und die Intensivierung der Landwirtschaft fast völlig verschwunden. besonderer schutz 3 trocken, sehr durchlässig und nährstoffreich. Es empfiehlt sich, mit organischem oder mineralischem Dünger mindestens einmal jährlich im Frühjahr zu düngen. Das fördert Wachstum und Blüte der persischen Rarität spürbar. Heimischer hingucker Fast scheint die Schachbrettblume aus der Zeit gefallen. Ein wenig so wie das königliche Spiel, das ihr den Namen 4 gab. Man vermutet eine Fremde in ihr, eine orientalische Rarität – und tatsächlich sind ja viele der besonders auffällig blühenden Fritillarien aus der Familie der Liliengewächse aus östlichen Ländern in unsere Gärten gelangt. Unsere Schachbrettblume aber (Fritillaria meleagris) ist schon lange heimisch. Bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam sie an Berghängen, auf nährstoffreichen Feuchtwiesen und in Lediglich im Spessart im hessischbayerischen Grenzgebiet, östlich der Elbe bei Ziesar in Brandenburg und an der Elbe bei Hetlingen in SchleswigHolstein gibt es noch nennenswerte natürliche Vorkommen der empfindlichen Pflanze. Die Bemühungen um ihre Erhaltung gehen mit dem Schutz der noch intakten Biotope einher. Das Bewusstsein für den Wert solcher ursprünglicher Naturlandschaften mit ihrer vielfältigen Flora ist groß; vielleicht ist das auch ein Grund dafür, dass die Schachbrettblume in den vergangenen Jahren als Gartenpflanze sehr beliebt geworden ist. Unsere heimische Art, auch Schachblume oder – in Norddeutschland – Kiebitzei genannt, kann bis zu 30 Zentimeter hoch werden. Sie ist mehrjährig. An ihrem schlanken, graugrünen Stängel mit den schmalen Blättern wächst meist nur eine einzige Blüte, die von Hellrosa bis Dunkelpurpur gefärbt sein kann und das charakteristische Schachbrettmuster zeigt. Nur Frittilaria meleagris ,Alba‘ blüht Weiß in Weiß. Die filigranen LandIdee 77 Eine zierliche Art mit dezent gefärbter Blüte ist die Spitzkronige Fritillarie (Fritillaria acmopetala) aus Kleinasien. Sie will in ihrer Bescheidenheit genauer besehen werden – der aufmerksame Betrachter wird an ihren Blüten ein wunderbar schimmerndes Farbenspiel zwischen Grün, Zartgelb und Braun entdecken. Diese Blume braucht einen warmen und sonnigen Standort. hohe ansprüche Die heimische Schachbrettblume (Fritillaria meleagris) gedeiht in heller, feuchter Umgebung. Einst war sie an solchen Orten zahlreich Blüten beider Arten öffnen sich zwischen März und Ende Mai für nur ganz kurze Zeit. Unsere heimische Schachbrettblume ist nur eine von vielen Fritillarien. Zur Gattung gehören zahlreiche Pflanzen, die jede ein individuelles Erscheinungsbild und unterschiedliche Ansprüche an Standort und Boden haben. (Die meisten von ihnen sind übrigens giftig.) Einige Verwandte der heimischen Art haben ähnlich schlichte Blütenformen wie unsere Fritillarie, zum Beispiel die Türkische Schachblume (Fritillaria michailovskyi). Mit ihrer von der Basis her purpur gefärbten und in kräftiges Gelb übergehenden Glockenblüte ist sie eine der schönsten Arten ihrer Gattung. Es ist eigentlich ver78 LandIdee wunderlich, dass man sie dennoch nur relativ selten in unseren Gärten antrifft. Auffällige Erscheinung Die Buchara-Fritillarie (Fritillaria buicharica) hat ebenfalls ein ausgesprochen auffälliges Erscheinungsbild. Ihre Blüten sind von klarem, reinem Weiß mit einer zartgrünen Basis. In der freien Natur wächst diese schöne Blume im Pamir- und Altai-Gebirge (Mittelasien) sowie im Norden von Afghanistan (Südasien). Beide exotische Arten brauchen nur mäßig feuchten Boden, der aber gut durchlässig sein muss. Sie fühlen sich sowohl an sonnigen Standorten als auch im Halbschatten wohl. Fritillarien sind empfindliche Pflanzen, die hohe Ansprüche an ihren Standort stellen. Sie brauchen viel Licht und feuchten Boden; am wohlsten fühlen sie sich am Gartenteich oder an einer gelegentlich überfließenden Regentonne. Zugleich sind Schachbrettblumen sehr empfindlich gegen Staunässe; oft gelingt es deshalb nur schwer, sie in Töpfen zu ziehen. Wer Schachbrettblumen aus Zwiebeln pflanzt, sollte hochwertiges Pflanzmaterial kaufen und es im frühen Herbst rasch einsetzen. Längere Lagerung – sei es in der Gärtnerei oder zu Hause – lässt die kleinen Zwiebeln schnell austrocknen. Sie treiben dann nicht mehr aus. Gepflanzt wird doppelt so tief, wie die Zwiebeln groß sind, im Abstand von mindestens fünf bis zehn Zentimetern. Man kann Fritillarien auch aussäen. Sobald die winzigen Samen im Sommer reif geworden sind, sollten sie in die Erde. Oder man kauft sich Schachbrettblumen im Topf und pflanzt sie nach der Blüte in den Garten. Abgesehen von ihrem hohen Anspruch an den Standort sind Schachbrettblumen nicht sehr pflegeintensiv. Man sollte sie aber gelegentlich düngen und gut vor Schnecken schützen. Im Sommer bilden sie Brutzwiebeln zur Vermehrung. Sie sind 1 In Gesellschaft blau blühender Frühlingsblumen kommen Schachbrettblumen besonders gut zur Geltung. 2 Ihr mal heller, mal dunkler gezeichnetes Muster macht die Schachbrettblume unverwechselbar. 3 Eine Besonderheit ist die kreideweiße Fritillaria meleagris ,Alba‘ Lan d Garten 1 2 3 LandIdee 79 Kaltkeimer, das heißt, sie treiben erst nach einer Kälteperiode aus, die ihre Zwiebeln im Boden gut überstehen. Die winterharten Pflanzen kommen im Frühjahr ganz von selbst wieder zum Vorschein. Damit sie jedes Jahr erneut schön blühen, darf man sie nach der Blüte nicht zu früh abschneiden. Erst wenn die Blätter vollständig verwelkt sind, hat die Schachblume genug Kraft für die kommende Saison gesammelt. roter feind Eine schöner als die andere: Fritillaria imperialis ,Lutea‘ (oben) und Fritillaria imperialis ,Maxima Lutea‘ Fritillarien haben – wie alle Liliengewächse – im Garten einen Feind. Es kann vorkommen, dass er schon zur Stelle ist, sobald sich die ersten Blüten öffnen: Das Lilienhähnchen, ein hübscher roter Käfer, und seine Larven können an Fritillarien unschöne Fraßschäden anrichten. Am besten sammelt man die Käfer so früh wie möglich ab. Kaiserkronen sind mächtige Pflanzen, weswegen man sie nicht zu dicht setzen sollte. Nur so kann sich die einzelne Pflanze voll entfalten. Bei der Gestaltung eines Blumenbeetes mit verschiedenen Pflanzen empfiehlt es sich, Kaiserkronen in die Mitte zu setzen und niedrigere Stauden um sie herumzugruppieren – so kommt die majestätische Mitte besonderes eindrucksvoll zur Geltung. In der Gruppe wirken sie besonders schön. Gern werden verschiedene Sorten zusammengepflanzt – dann wetteifern gelbe, rote und orangefarbene Glocken um die Aufmerksamkeit der Betrachter. Mindestens ebenso beeindruckend wirken die majestätischen Pflanzen in einfarbigen Gruppen. Die Intensität der einen Farbe scheint dann noch zuzunehmen. So oder so fällt es schwer, den Blick von Fritillarien abzuwenden. Dorothea Cerpnjak die beliebtesten fritillarien Blume Fritillaria acmopetala Fritillaria bucharica Fritillaria imperialis ,Garland Star‘ Fritillaria meleagris Fritillaria meleagris alba Fritillaria michailovskyi Fritillaria persica 80 LandIdee Blütenfarbe Wuchshöhe Bodenansprüche Oliv mit Purpur Weiß; grüne Basis Leuchtend Orange Purpurfarben Weiß Purpur und Gelb Dunkelviolett bis 25 cm bis 30 cm bis 120 cm bis 30 cm bis 30 cm bis 20 cm 75 bis 100 cm guter, nährstoffreicher Gartenboden nährstoffreicher, durchlässiger Gartenboden guter, nährstoffreicher Gartenboden feuchter, nährstoffreicher Boden; viel Licht feuchter, nährstoffreicher Boden; viel Licht trockener Standort; durchlässiger Boden warm und trocken; durchlässiger Boden Fotos: Elke Borkowski (2), florapress (5), Friedrich Strauss (1), Jerry Harpur, Richard Bloom, Greenmedia/GAP Photos (3), Picture-Alliance (1) Ton in Ton: Diese weißen Schachbrettblumen (r.) erfreuen sich bester Gesellschaft