FabelhaFte Fritillarien - Dorothea Cerpnjak. Text I Kommunikation I

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Würfelbecher
Fabelhafte Fritillarien
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Lan d Garten
Sie ist eine wahrhaft majestätische Erscheinung:
Vor etwa 400 Jahren kam die Kaiserkrone nach
Europa, wo sie rasch zum unentbehrlichen Dekor
in den königlichen Gärten gehörte. Schön, dass
sie so viele bezaubernde Schwestern hat.
Wie ein Würfelbecher
(lateinisch: fritillus) mutet
auch die Blütenform
der Kaiserkrone an
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W
ahrlich imposant wirkt im
Garten die Kaiserkrone (Fritillaria imperialis). Sie kann
ein Gardemaß von bis zu 120 Zentimetern erreichen. Am sehr kräftigen Stiel
entwickelt sie einen einzigartigen Kranz
großer Blüten, die ihre extravagante
Schönheit von April bis Mai zeigen.
Die Farben dieses eindrucksvollen und
unverwechselbaren Schmucks reichen
von hell leuchtendem Gelb über kräftiges Orange bis hin zu einem tiefen,
intensiven Rot.
Die Kaiserkrone ist in vielen Sorten
vertreten. Die ersten Exemplare kamen
schon vor etwa 400 Jahren in die königlichen Gärten Europas. Sie wurden als
Gartenpflanze bald beispiellos beliebt.
Am weitesten verbreitet sind Sorten mit
orangefarbenen Blüten wie Fritillaria
imperialis ,Garland Star‘, ,Beethoven‘
oder ,Chopin‘. Fritillaria imperialis
,Lutea‘ ist eine gelbe Sorte, sie ist etwas
weniger wüchsig, doch eine ebenfalls
dankbare und langlebige Gartenpflanze
mit extragroßen Blüten.
Ein Platz an der Sonne
Kaiserkronen fühlen sich an sonnigen
oder halbschattigen Standorten im Garten wohl. Manche Gärtner empfehlen,
sie nach einigen Jahren an einen anderen Standort zu verpflanzen. In jedem
Fall ist es wichtig, sie regelmäßig gut zu
düngen, auch während der Blüte. Denn
die Zeit, in der die prachtvollen großen
Pflanzen Kraft für die nächste Blüte
sammeln, ist kurz. Für das Pflanzgut
gilt: Je frischer die Zwiebeln sind, desto besser werden die Pflanzen gedeihen.
Idealerweise pflanzt man Kaiserkronen
bereits im August, sofern man zu diesem
Zeitpunkt schon Pflanzgut bekommt.
Dann haben sie ausreichend Zeit, kräftige Wurzeln zu bilden und blühen im
Folgejahr umso üppiger. Die Zwiebeln
setzt man 20 bis 25 Zentimeter tief in
den Boden. Das Substrat muss tiefgründig und nährstoffreich sein.
Eine Rarität unter den Kaiserkronen ist
die dunkelviolette Persische Kaiserkrone
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1
(Fritillaria persica). Sie bildet an einem
kräftigen, meist fast meterhohen Stängel zahlreiche Blütenglocken, die im
Gegensatz zum typisch intensiven Geruch anderer Arten einen angenehmen,
leicht süßlichen Duft verströmen. Die
dunkelviolette Persische Kaiserkrone
hat eine seltene Schwester – Fritillaria
persica alba. Mit ihren grünlich-weißen
Blüten wirkt diese Fritillarie nicht weniger außergewöhnlich als die häufiger
anzutreffende dunkle Schönheit. Anders als die meisten Fritillarien lieben
es Persische Kaiserkronen trocken und
heiß. Ist ein Jahr allzu verregnet, kann
es sogar ratsam sein, die Zwiebeln dieser
Pflanzen auszugraben, damit sie nicht
verfaulen. Man gräbt sie aus, wenn sie
nach der Blüte eingezogen sind, und
lagert die Zwiebeln bis September in
Sand. Der Boden, auf dem Persische
Kaiserkronen gern stehen, ist warm und
Lan d Garten
1 Die Persische Fritillarie (Fritillaria
persica) mit ihren zahlreichen dunkelvioletten Blüten liebt es trocken
und heiß. 2 Eine Rarität unter den
Fritillarien ist die Türkische Fritillarie
(Fritillaria michailovskyi). 3 Die
Blüten der Buchara-Fritillarie (Fritillaria bucharica) erstrahlen in reinem
Weiß. 4 Dezente Farben schmücken
die Blüte der Spitzkronigen Fritillarie
(Fritillaria acmopetala)
2
Flussauen massenhaft vor. Heutzutage
hingegen steht die schöne Pflanze auf
der Roten Liste bedrohter Arten. Ihr
natürlicher Lebensraum ist vielerorts
durch Begradigung von Flüssen, Trockenlegung von Feuchtgebieten und
die Intensivierung der Landwirtschaft
fast völlig verschwunden.
besonderer schutz
3
trocken, sehr durchlässig und nährstoffreich. Es empfiehlt sich, mit organischem oder mineralischem Dünger
mindestens einmal jährlich im Frühjahr
zu düngen. Das fördert Wachstum und
Blüte der persischen Rarität spürbar.
Heimischer hingucker
Fast scheint die Schachbrettblume aus
der Zeit gefallen. Ein wenig so wie das
königliche Spiel, das ihr den Namen
4
gab. Man vermutet eine Fremde in ihr,
eine orientalische Rarität – und tatsächlich sind ja viele der besonders auffällig
blühenden Fritillarien aus der Familie
der Liliengewächse aus östlichen Ländern in unsere Gärten gelangt. Unsere
Schachbrettblume aber (Fritillaria meleagris) ist schon lange heimisch.
Bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam sie an Berghängen, auf
nährstoffreichen Feuchtwiesen und in
Lediglich im Spessart im hessischbayerischen Grenzgebiet, östlich der
Elbe bei Ziesar in Brandenburg und an
der Elbe bei Hetlingen in SchleswigHolstein gibt es noch nennenswerte
natürliche Vorkommen der empfindlichen Pflanze. Die Bemühungen um
ihre Erhaltung gehen mit dem Schutz
der noch intakten Biotope einher. Das
Bewusstsein für den Wert solcher ursprünglicher Naturlandschaften mit ihrer vielfältigen Flora ist groß; vielleicht
ist das auch ein Grund dafür, dass die
Schachbrettblume in den vergangenen
Jahren als Gartenpflanze sehr beliebt
geworden ist.
Unsere heimische Art, auch Schachblume
oder – in Norddeutschland – Kiebitzei
genannt, kann bis zu 30 Zentimeter
hoch werden. Sie ist mehrjährig. An ihrem schlanken, graugrünen Stängel mit
den schmalen Blättern wächst meist nur
eine einzige Blüte, die von Hellrosa bis
Dunkelpurpur gefärbt sein kann und
das charakteristische Schachbrettmuster zeigt. Nur Frittilaria meleagris ,Alba‘
blüht Weiß in Weiß. Die filigranen
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Eine zierliche Art mit dezent gefärbter Blüte ist die Spitzkronige Fritillarie
(Fritillaria acmopetala) aus Kleinasien.
Sie will in ihrer Bescheidenheit genauer besehen werden – der aufmerksame
Betrachter wird an ihren Blüten ein
wunderbar schimmerndes Farbenspiel
zwischen Grün, Zartgelb und Braun
entdecken. Diese Blume braucht einen
warmen und sonnigen Standort.
hohe ansprüche
Die heimische Schachbrettblume (Fritillaria
meleagris) gedeiht in
heller, feuchter Umgebung. Einst war sie an
solchen Orten zahlreich
Blüten beider Arten öffnen sich zwischen März und Ende Mai für nur ganz
kurze Zeit. Unsere heimische Schachbrettblume ist nur eine von vielen Fritillarien. Zur Gattung gehören zahlreiche Pflanzen, die jede ein individuelles
Erscheinungsbild und unterschiedliche
Ansprüche an Standort und Boden
haben. (Die meisten von ihnen sind
übrigens giftig.) Einige Verwandte der
heimischen Art haben ähnlich schlichte Blütenformen wie unsere Fritillarie,
zum Beispiel die Türkische Schachblume (Fritillaria michailovskyi). Mit ihrer
von der Basis her purpur gefärbten und
in kräftiges Gelb übergehenden Glockenblüte ist sie eine der schönsten Arten ihrer Gattung. Es ist eigentlich ver78 LandIdee
wunderlich, dass man sie dennoch nur
relativ selten in unseren Gärten antrifft.
Auffällige Erscheinung
Die Buchara-Fritillarie (Fritillaria buicharica) hat ebenfalls ein ausgesprochen auffälliges Erscheinungsbild. Ihre
Blüten sind von klarem, reinem Weiß
mit einer zartgrünen Basis. In der freien Natur wächst diese schöne Blume
im Pamir- und Altai-Gebirge (Mittelasien) sowie im Norden von Afghanistan (Südasien).
Beide exotische Arten brauchen nur
mäßig feuchten Boden, der aber gut
durchlässig sein muss. Sie fühlen sich
sowohl an sonnigen Standorten als auch
im Halbschatten wohl.
Fritillarien sind empfindliche Pflanzen,
die hohe Ansprüche an ihren Standort
stellen. Sie brauchen viel Licht und
feuchten Boden; am wohlsten fühlen sie
sich am Gartenteich oder an einer gelegentlich überfließenden Regentonne.
Zugleich sind Schachbrettblumen sehr
empfindlich gegen Staunässe; oft gelingt es deshalb nur schwer, sie in Töpfen zu ziehen. Wer Schachbrettblumen
aus Zwiebeln pflanzt, sollte hochwertiges Pflanzmaterial kaufen und es im
frühen Herbst rasch einsetzen. Längere
Lagerung – sei es in der Gärtnerei oder
zu Hause – lässt die kleinen Zwiebeln
schnell austrocknen. Sie treiben dann
nicht mehr aus. Gepflanzt wird doppelt
so tief, wie die Zwiebeln groß sind, im
Abstand von mindestens fünf bis zehn
Zentimetern.
Man kann Fritillarien auch aussäen.
Sobald die winzigen Samen im Sommer reif geworden sind, sollten sie in
die Erde. Oder man kauft sich Schachbrettblumen im Topf und pflanzt sie
nach der Blüte in den Garten. Abgesehen von ihrem hohen Anspruch an den
Standort sind Schachbrettblumen nicht
sehr pflegeintensiv. Man sollte sie aber
gelegentlich düngen und gut vor Schnecken schützen. Im Sommer bilden sie
Brutzwiebeln zur Vermehrung. Sie sind
1 In Gesellschaft blau blühender Frühlingsblumen kommen Schachbrettblumen besonders
gut zur Geltung. 2 Ihr mal heller, mal dunkler
gezeichnetes Muster macht die Schachbrettblume unverwechselbar. 3 Eine Besonderheit
ist die kreideweiße Fritillaria meleagris ,Alba‘
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Kaltkeimer, das heißt, sie treiben erst
nach einer Kälteperiode aus, die ihre
Zwiebeln im Boden gut überstehen.
Die winterharten Pflanzen kommen im
Frühjahr ganz von selbst wieder zum
Vorschein. Damit sie jedes Jahr erneut
schön blühen, darf man sie nach der Blüte nicht zu früh abschneiden. Erst wenn
die Blätter vollständig verwelkt sind, hat
die Schachblume genug Kraft für die
kommende Saison gesammelt.
roter feind
Eine schöner als die andere: Fritillaria
imperialis ,Lutea‘ (oben) und Fritillaria
imperialis ,Maxima Lutea‘
Fritillarien haben – wie alle Liliengewächse – im Garten einen Feind. Es
kann vorkommen, dass er schon zur
Stelle ist, sobald sich die ersten Blüten
öffnen: Das Lilienhähnchen, ein hübscher roter Käfer, und seine Larven
können an Fritillarien unschöne Fraßschäden anrichten. Am besten sammelt
man die Käfer so früh wie möglich ab.
Kaiserkronen sind mächtige Pflanzen,
weswegen man sie nicht zu dicht setzen sollte. Nur so kann sich die einzelne
Pflanze voll entfalten. Bei der Gestaltung
eines Blumenbeetes mit verschiedenen
Pflanzen empfiehlt es sich, Kaiserkronen
in die Mitte zu setzen und niedrigere
Stauden um sie herumzugruppieren –
so kommt die majestätische Mitte besonderes eindrucksvoll zur Geltung. In
der Gruppe wirken sie besonders schön.
Gern werden verschiedene Sorten zusammengepflanzt – dann wetteifern
gelbe, rote und orangefarbene Glocken
um die Aufmerksamkeit der Betrachter. Mindestens ebenso beeindruckend
wirken die majestätischen Pflanzen in
einfarbigen Gruppen. Die Intensität der
einen Farbe scheint dann noch zuzunehmen. So oder so fällt es schwer, den
Blick von Fritillarien abzuwenden.
Dorothea Cerpnjak
die beliebtesten fritillarien
Blume
Fritillaria acmopetala
Fritillaria bucharica
Fritillaria imperialis ,Garland Star‘
Fritillaria meleagris
Fritillaria meleagris alba
Fritillaria michailovskyi
Fritillaria persica
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Blütenfarbe
Wuchshöhe
Bodenansprüche
Oliv mit Purpur
Weiß; grüne Basis
Leuchtend Orange
Purpurfarben
Weiß
Purpur und Gelb
Dunkelviolett
bis 25 cm
bis 30 cm
bis 120 cm
bis 30 cm
bis 30 cm
bis 20 cm
75 bis 100 cm
guter, nährstoffreicher Gartenboden
nährstoffreicher, durchlässiger Gartenboden
guter, nährstoffreicher Gartenboden
feuchter, nährstoffreicher Boden; viel Licht
feuchter, nährstoffreicher Boden; viel Licht
trockener Standort; durchlässiger Boden
warm und trocken; durchlässiger Boden
Fotos: Elke Borkowski (2), florapress (5), Friedrich Strauss (1), Jerry Harpur, Richard Bloom, Greenmedia/GAP Photos (3), Picture-Alliance (1)
Ton in Ton: Diese weißen
Schachbrettblumen (r.) erfreuen
sich bester Gesellschaft
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