Akute Gefährdung der Hunde durch Babesiose -„Hundemalaria“ in Rötgesbüttel Seit November letzten Jahres sind in Rötgesbüttel mindestens fünf Fälle von Babesiose bei Hunden nachgewiesen worden. Die beiden jüngsten Fälle innerhalb der letzten 14 Tage. Die lebensbedrohliche Erkrankung wird durch einzellige Blutparasiten (Babesien) hervorgerufen, die durch die Auwaldzecke (Dermacentor reticularis) übertragen werden. Die Erkrankung war bisher auf Zentral-und Südeuropa beschränkt, kam aber auch vereinzelt in Berlin, Brandenburg und im Rheingraben vor. Die Auwaldzecke ist etwas größer als der hier heimische Holzbock (Ixodes ricinus) und besitzt im Unterschied zum Holzbock ein gemustertes, netzartig gefärbtes Rückenschild. Sie bevorzugt wie der Name schon sagt Feuchtgebiete. Über die Häufigkeit des Vorkommens von Auwaldzecken im Landkreis Gifhorn ist wenig bekannt. Einzelne Exemplare konnten jetzt in Rötgesbüttel identifiziert werden. Die Auwaldzecken nehmen den Erreger bei einer Blutmahlzeit von einem infizierten Hund auf. Ist die Zecke infiziert, können die Babesien beim nächsten Saugakt innerhalb weniger Stunden auf einen anderen Hund übertragen werden. In ca. 20% der Fälle übertragen die Zecken die Babesien auch auf ihre Eier, so dass auch die Zeckenlarven schon infiziert sein können. Da Babesien sehr wirtsspezifisch sind, ist eine Übertragung auf den Menschen nicht möglich. Gelangen die Babesien durch die Auwaldzecke in einen Hund, befallen sie die roten Blutkörperchen. Nach einer Inkubationszeit von 30 Stunden bis 3 Wochen kommt es durch die Zerstörung der roten Blutkörperchen zu meist akuten Krankheitsverläufen. Nach hohem Fieber folgen Appetitlosigkeit, Mattigkeit, Konditions- und Gewichtsverlust. Die Schleimhäute sind blass, teilweise auch gelblich durch den entstehenden Leberschaden. Der Urin ist mitunter hochgradig blutverfärbt und es kommt zu Ödemen. Unbehandelt kann diese akute Phase schnell zum Tod führen. Überleben die Hunde die akute Phase kann sich der Zustand vorübergehend bessern, bis nach ca. 10-14 Tagen die nächste Babesiengeneration herangereift ist und weitere rote Blutkörperchen zerfallen. Die Ruhe-und Krankheitsphasen wechseln sich dann in unterschiedlichen Intervallen ab. In Südeuropa sind viele Hunde an dieser chronischen Form der Babesiose erkrankt. Sie tragen die Parasiten im Blut, zeigen aber keine deutlichen Krankheitssymptome mehr. Hunde, die mit auf Urlaubsreisen in Mittelmeerländer genommen werden und Importhunde aus diesen Ländern sind oft für die Einschleppung des Erregers nach Deutschland verantwortlich. Um dies zu verhindern sollten alle Hunde nach ihrer Einreise nach Deutschland auf Babesiose getestet und ggf. behandlet werden. Die Diagnose der Babesiose ist nicht immer ganz einfach zu stellen, da auch andere Erkrankungen die genannten Symptome aufweisen können. In der akuten Phase gelingt manchmal der direkte Nachweis der Babesien im Blutausstrich. Sicher ist in dieser Phase der Nachweis mittels einer PCR aus einer Blutprobe. Der Nachweis von Antikörpern im Blut gelingt erst frühestens 14 Tage nach der Infektion. Zur Behandlung der Babesiose ist in Deutschland kein Medikament zugelassen. Im Erkrankungsfall kann der Tierarzt ein in Frankreich zugelassenes Medikament über die internationale Apotheke beziehen. Dieses wird zweimal im Abstand von 14 Tagen verabreicht. Zusätzlich muss der Hund symptomatisch behandelt werden. Sind zu viele Blutkörperchen zerfallen kann auch eine Bluttransfusion nötig werden. Zum Schutz des eigenen Hundes und um eine räumliche Ausbreitung der Infektion zu verhindern ist ein effektiver Zeckenschutz nötig. Alle dafür geeigneten Präparate sind verschreibungspflichtig und nicht über das Internet oder Apotheken ohne Rezept zu beziehen. Anzuraten sind Präparate mit Repellentwirkung, die Zecken gar nicht erst auf den Hund gelangen lassen. Fragen Sie Ihren Tierarzt und lassen Sie sich beraten. Eine in Frankreich zugelassene Impfung schützt den Hund nicht vor der Infektion, sondern lindert nur die möglichen Krankheitssymptome. Da die Babesien so dauerhaft im Hund verbleiben, können sich Zecken bei ihnen immer wieder neu anstecken und weitere Hunde infizieren. Um eine Ausbreitung der Erkrankung in der Umgebung zu verhindern, ist die Impfung daher nicht geeignet. Wenn Sie eine Urlaubsreise mit Hund in die Mittelmeerländer planen, sollten Sie sich ebenfalls über die Vorsorgemöglichkeiten bei Ihrem Tierarzt beraten.