C Elektromagnetismus C 1 -IV.C1- Elektromagnetismus Magnetischer Fluss Durch elektrischen Strom erzeugten Magnetismus nennt man Elektromagnetismus. 1.1 Magnetisches Feld eines geraden Leiters Ein vom Strom durchflossener Leiter (Abb.1) erzeugt ein Magnetfeld. Dessen Feldlinien verlaufen rechtsdrehend konzentrisch zum Leiter und werden mit zunehmender Entfernung zum Leiter schwächer. Ein Kreuz im Leitungsquerschnitt (Abb.2) stellt dar, daß der Strom vom Betrachter wegfließt. Abb.2: Rechtsdrehende Feldlinien Abb.1: Gerader Leiter 1.2 Magnetisches Feld einer Spule Eine vom Strom durchflossene Spule (Abb.3) erzeugt ein ähnliches Magnetfeld wie ein Stabmagnet. (Abb.4 und 5). Sie bildet einen magnetischen Nord- und Südpol. Abb.3: Spule Abb.4: Magnetische Feldlinien einer Spule Abb.5: Magnetische Feldlinien eines Stabmagneten Aufgabe: Erkläre die Richtung der Feldlinien in einer Spule. Sciences naturelles et technologie IV Elektrizitätslehre 12GI ‘15 C Elektromagnetismus 1.3 -IV.C2- Magnetische Flussdichte Die Stärke eines magnetischen Feldes wird durch die magnetische Flußdichte B (auch als Induktion bezeichnet) beschrieben. Sie ist eine vektorielle Größe und hat die gleiche Richtung wie die Feldlinien. Magnetische Flussdichte B im Inneren einer Spule B = µr ⋅ µ0 ⋅ I⋅N l B: µr: µ0: I: N: l: Magnetische Flussdichte in T (Tesla 1)) 1 T = 1 V⋅s/m2 Permeabilitätszahl (ohne Einheit) magnetische Feldkonstante µ0 = 1,257 ⋅ 10-6 V⋅s/(A⋅m) (= 0,4 ⋅ П ⋅ 10-6 V⋅s/(A⋅m) ) Stromstärke in A Anzahl der Windungen (ohne Einheit) Länge der Spule in m Die Permeabilitätszahl ist eine Stoffkonstante. Sie berücksichtigt daß sich im Inneren der Spule ein Stoff (und kein Vakuum) befindet. Die Permeabilitätszahl ist vom Stoff, der Stärke des Magnetfeldes und der Temperatur abhängig. Spulen haben daher häufig einen Eisenkern, durch den die Flussdichte beispielsweise 50fach verstärkt wird. 1.4 Definition Der magnetische Fluss gibt an, wie groß der Magnetismus ist, der eine Fläche durchsetzt. Magnetischer Fluss Φ=A⋅B Φ: A: B: Magnetischer Fluß in Wb (Weber 2)) 1 Wb = 1 T⋅m2 = 1 V⋅s vom magnetischen Fluß durchsetzte Fläche in m2 magnetische Flußdichte senkrecht zur Fläche in T 1.5 Aus Wissenschaft und Technik Magnetfelder der Erde/Plasmakammer: Die Erde ist von einem Magnetfeld umgeben, dessen Pole in der Nähe der geografischen Pole der Erde sind. Die magnetische Flussdichte in Luxemburg beträgt ca. 2 ⋅ 10-5 T. Im Vergleich dazu erzeugen Elektromagnete in der Kernfusionsforschung bis zu 10 T starke Flußdichten. Die Abb.6 zeigt die bizarr geformte, 5 to schwere Plasmakammer, die das 1. Anlagenteil einer Kernfusionsanlagen ist, die bis 2011 fertig gestellt sein soll. Ein 3 T starkes Magnetfeld hält die geladenen Teilchen im Inneren der Plasmakammer, damit die erforderlichen hohen Temperaturen (100 Millionen °C) erzeugt werden können. Abb.6: Plasmakammer Wendelstein7-X (2005 erstellt) 1 ) Nikola TESLA (1856-1943), amerikanischer (geboren im damaligen Kaisertum Österreich, heute Kroatien) Erfinder, Physiker, Maschinenbau-und Elektroingenieur. Unzählige Patente und theoretische Arbeiten im Bereich der Stromversorgung 2 ) Wilhelm Eduard WEBER (1804-1891), deutscher Physiker (Magnetismus, Elektrizität) 1 Sciences naturelles et technologie IV Elektrizitätslehre ) 2 ) 12GI ‘15 C Elektromagnetismus -IV.C3- Teilchenbeschleuniger: Man erhält sehr energiereiche Elementarteilchen (z.B. Elektronen oder Protonen), indem diese in Teilchenbeschleunigern auf hohe kinetische Energie gebracht werden. Dabei halten Elektromagnete die Teilchen auf ihrer Kreisbahn, die diese tausende Male umlaufen, bis die Geschwindigkeit hoch genug ist. Am Teilchenbeschleuniger (Abb.7) des 1954 gegründeten CERN wird in Genf Kernforschung betrieben. 2 2.1 Abb.7: Teilchenbeschleuniger Elektromotorisches Prinzip Strom durchflossener Leiter im Magnetfeld Eine Leiterschaukel ist ein stromdurchflossener Leiter, der an zwei Metallbändern schwingen kann. Diese wird mittig zwischen die Schenkel eines Hufeisenmagneten gehängt (Abb.1). Man beobachtet, daß eine Kraft auf den Schaukelsteg wirkt. Je nach Stromrichtung und Orientierung der Magnetpole wird der Steg nach innen oder außen abgelenkt. Abb.1: Leiterschaukel im Magnetfeld Erklärung: Der Stromfluß im Schaukelsteg bildet ein Magnetfeld. In Stromrichtung ist es rechtsdrehend um den Leiter. Durch die Überlagerung mit dem Magnetfeld des Dauermagneten werden die Feldlinien auf der einen Seite des Steges verstärkt (z.B. rechts in Abb.2) und auf der anderen Seite geschwächt. Daraus entsteht eine Kraft F, die den Schaukelsteg von der Feldverstärkung zur Feldschwächung bewegt. Die ablenkende Kraft Elektromotoren ausgenutzt. wird bei Elektromeßgeräten und Abb.2 :Kraft Wenn ein stromdurchflossener Leiter sich in einem Magnetfeld befindet, wird elektrische Energie in mechanische Energie umgewandelt. Sciences naturelles et technologie IV Elektrizitätslehre 12GI ‘15 C Elektromagnetismus 2.2 -IV.C4- Gleichstrommotor Elektromotoren sind Maschinen, die aufgrund der magnetischen Wirkung des elektrischen Stromes elektrische Energie in mechanische Energie umwandeln. Aufbau: Eine einfache Bauform des Elektromotors besteht aus einer Strom durchflossenen Spule und zwei Feldmagneten (Dauer- oder Permanentmagneten). Zur Verstärkung der magnetischen Feldlinien der Spule ist diese um einen Weicheisenkern gewickelt. Dieses Bauteil (Abb.3) bezeichnet man als Anker oder Rotor. Der Anker ist mit einer Achse am Kollektor oder Kommutator befestigt. Dieser besteht aus zwei Halbzylindern, die durch eine Isolierschicht getrennt sind. Die beiden Enden der Spule sind mit je einem der Halbzylinder verbunden. Die Stromzuführung erfolgt über Schleifkontakte, die Kohleschleifbürsten, an denen die Halbzylinder entlang schleifen. Abb.3: Anker mit Kollektor und Kohleschleifbürsten Die fest stehenden Dauermagnete bezeichnet man als Stator. Funktionsweise: Bei Stromzufuhr bildet die Spule des Ankers ein Magnetfeld. Durch die Anziehung zwischen den magnetischen Feldlinien des Ankers und des Stators beginnt sich der Anker zu drehen (Abb.4a). In der Position wo sich die beiden entgegen gesetzten Pole gegenüber stehen ist die Anziehung am größten. Hier wird nun - durch den Kollektor - die Stromrichtung durch den Anker geändert. Das Magnetfeld des Ankers wird dadurch umgepolt. Die gleichen Pole von Anker und Stator stoßen sich ab (Abb.4b) und der Anker dreht weiter. Abb.4a und b: Anziehung bzw. Abstoßung von Anker und Stator Bei technischen Motoren besitzen die Anker mehrere gegeneinander versetzte Wicklungen, damit nur eine Windungsfläche im toten Punkt ist. Die Dauermagnete werden dabei oft durch Elektromagnete ersetzt. 2.3 Aus Wissenschaft und Technik Elektromotor: Elektromotor (Abb.5) mit Anker und Stator mit mehreren Spulen. Abb.5: Elektromotor Sciences naturelles et technologie IV Elektrizitätslehre 12GI ‘15