Reißnagel – Brettschaltung II Dieter Zimmermann - DL2RR Die in [1] beschriebenen Variante war für Jugend-Aktions-Tage und ähnliche Veranstaltungen gedacht. Da man weder Alter noch Vorkenntnisse der Kinder kennt, lässt sich ein vorgegebenes Zeitlimit nur mit entsprechender Vorleistung und individueller Betreuung einhalten. Im Gegensatz dazu eignet sich die nachfolgend beschriebene Variante (Bild 1) besonders für Schulklassen und Bastelkurse. Bild 1 Da ist eine ausreichende Vorbereitungszeit gegeben und die Kinder können nach Anleitung mehr oder weniger selbstständig arbeiten. Der sich ergebende Mehraufwand beschränkt sich ausschließlich auf den Zuschnitt des Brettchens. Dieses wird nach dem Bestücken auf die Innenseite des Deckels geklebt. Dabei ist mit großer Sorgfalt vorzugehen, damit sich das Gehäuse hinterher auch wieder schließen lässt. Die durch diese Anordnung erreichten kurzen Zuleitungen erleichtern nicht nur den Zusammenbau, sie gestalten in auch wesentlich übersichtlicher. Der Aufbau besteht im Wesentlichen aus vier Abschnitten: • • • • das Holzbrettchens, die Schaltung, der Einbau ins Gehäuse und die Inbetriebnahme. Die Schaltung der beiden Versionen ist identisch. Der Aufbau des Brettchens (Bild 1) selbst unterscheidet sich bis auf die Aussparungen nur unwesentlich von der anderen Variante. Je nach dem, ob es sich um eine eintägige Aktion oder um eine AG handelt, die sich über mehrere Tage hinweg zieht, lassen sind die Bausätze entsprechend vorbereiten und bearbeiten. Vorteilhaft sind die sehr kurzen Zuleitungen, für Instrument und Lautsprecher lässt sich sogar unmittelbar der Schaltdraht verwenden, der die Lötpunkte verbindet. Das Holzbrettchen Für das Holzbrettchen eignet sich nur weiches Holz, in das sich die Reißnägel leicht eindrücken bzw. -klopfen lassen. Hartholz sowie Faser- und Spanplatten sind ungeeignet. Es wird entsprechend der Maßzeichnung (Bild 2) ausgesägt. Die Abweichung von den angegebenen Maßen soll, wenn nicht anders angegeben ist, maximal 1mm betragen. Bild 2 Bei Lochsägen ist der nächst größere Durchmesser zu nehmen, soweit er die angegebene Toleranz nicht überschreitet. Die Vorlage (Bild 3) ist vorzugsweise auf Karton zu drucken. Normales Papier kann sich beim Aufkleben verziehen, besonders wenn zu viel und zu flüssiger Klebstoff benutzt wird. Der in der Zeichnung enthaltene Rand darf weggelassen werden, er hat keinen Einfluß auf die Funktion. Wird mit Laubsäge gearbeitet, empfehle ich das Aussägen der Durchbrüche erst nach dem Aufkleben der Vorlage. In diesem Falle sind die inneren der gestrichelten Linien zu benutzen. Bild 3 Die Schaltung Als ersten sind an allen markierten Stellen Reißnägel einzudrücken bzw. -klopfen. Aus Sicherheitsgründen sind nur Reißnägel mit massiven Köpfen zu verwenden, bei denen sich der Stift beim Eindrücken nicht lösen kann. Das Verzinnen der Reißnägel kann gleichzeitig als eine Einführung zum Löten genutzt werden. Es kann nichts kaputt gehen und Reißnägel sind geduldig. Alle grauen Linien zwischen den Reißnägeln kennzeichnen eine Verbindung, die dicke Linie stellt den Bezugspunkt (Masse) der Schaltung dar. Sie werden mit blanken Drähten (Silberdraht) nachgezogen und verlötet. Dabei lassen sich die Fortschritte der Kinder beim Löten gut beurteilen. Bei den Stützpunkten L und I lässt man zweckdienlich die Drähte etwa 4 - 5 cm länger, um sie zum Anschließen von Lautsprecher und Instrument mit zu verwenden. Der Draht von S+ zum Lautsprechern ist sicherheitshalber zu isolieren (Bild 4). damit keine Berührung mit dem darüber liegenden Kondensator entstehen kann. Alternativ kann der Lautsprecher aber auch unmittelbar mit einem isolierten Draht an den „S+“-Stützpunkt verbunden werden. Als nächstes kommen die Widerstände und Kondensatoren dran. Bild 4 Infolge des eingezeichneten Farbkodes (vgl. Tabelle 1) sollte deren Platzierung kein Problem darstellen. Alle Kondensatoren sind gleich, bei den Elkos ist auf richtige Polarität zu achten. Der graue Pfeil mit dem „-“ zeigt auf den „Minus-Draht“. Den beiden Halbleitern ist besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Sie sind in identischen Gehäusen und unterscheiden sich nur in der Aufschrift. Aus diesem Grund wurde der Transistor (BC547) mit einem weißen Farbpunkt markiert und in der Vorlage ist er mit schwarzer Schrift auf weißem Hintergrund gekennzeichnet. Der Einbau ins Gehäuse Vor dem Einkleber des Brettchens sind Potenziometer (Bild 5) und Drehkondensator (Bild 6) zu montieren. Diese beiden bestimmen den Platz des Brettchens, das genau in der Mitte des Deckels angebracht sein muss. Eine Toleranz von 1mm nach oben oder unten ist gerade noch zulässig. Die Schrauben Bild 5 zur Drehko-Befestigung dürfen nicht zu tief ins Gehäuse gedreht werden, da sie sonst den Rotor blockieren. Hier haben sich je zwei Unterlegscheiben bewährt. Die Lötfahnen des mit 'C2' gekennzeichneten Kondensators müssen über den Reißnagel-Lötpunkten liegen, die kleine Lötfahne (Pfeil) muß nach außen zeigen. Die Halterung des Lautsprechers ist zu entfernen, sie lässt sich leicht abziehen. Ist sichergestellt, daß sich der Deckel noch schließen lässt, wird das Brettchen mit der Heißklebepistole an Bild 6 drei oder vier Stellen innerhalb der Aussparung für den Lautsprecher fixiert. Jetzt fehlen nur noch Lautsprecher, Batteriehalter und Antenne, die ebenfalls auf die für sie markierten Plätze geklebt und angeschlossen werden.Versuche mit ein- und zweiseitigem Klebeband (Bild 7) brachte nicht den erwünschten Erfolg. Über kurz oder lang lösten sie sich wieder und die Antenne klebte am Lautsprecher. Der Drehkondensator wird unmittelbar an die beiden Reißnägel gelötet. Die Drähte des Potenziometers sind entsprechend Bild 4 an die farbig gekennzeichneten Reißnägel zu löten. Bild 6 Hinweise zum Aufbau befinden sich in der beilieBild 7 genden Original-Beschreibung des Bausatzes. Darüber hinaus findet man weitere Informationen Bild 7 auch unter [2] und [3]. Die Inbetriebnahme Nach Einlegen der Batterie und Einschalten mit dem Lautstärkeregler am rechten Anschlag soll sich der Zeiger des Instrumentes im roten Bereich befinden. Wird jetzt mit dem rechten Knopf langsam abgestimmt, sollten ein bis drei Sender mit einigermaßen guter Lautstärke zu hören sein. Anzahl und Lautstärke der Sender hängen von den örtlichen Gegebenheiten ab. ● Sind keine Sender oder wenigstens Pfeifstellen zu hören, ist voraussichtlich - die Antenne nicht richtig angeschlossen, oder die Litze wurde nicht einwandfrei abisoliert bzw. verzinnt. Es kann sich auch um 'kalte' Lötstellen handeln - der Drehkondensator verkehrt eingebaut. Die Anschlüsse 'C2' des Drehkos müssen mit den Reißnägeln 'C' (links vom Drehko) verlötet sein! ● Bei geringerem Ausschlag liegt die Ursache wahrscheinlich an einer 'altersschwachen' Batterie. Aber auch ein Fehler in der Schaltung kann die Batterie so stark belasten, dass sie sozusagen zusammenbricht. Hier hilft nur eine genaue Kontrolle der Verdrahtung auf dem Brettchen. ● Bleibt dagegen der Zeiger in seiner Ruhelage, ist mit Sicherheit eine Verbindung oder ein Bauteil vergessen worden. ● Ist kein Fehler in der Beschaltung zu erkenne, kann ein fehlerhafter Einbau der Halbleiter vorliegen. Hier ist auf deren Bezeichnung und auf den richtigen Anschluß der Beine zu achten. ● Wenn das alles nicht hilft, muß gemessen werden. Eine Anleitung dafür befindet sich unter anderem in [4]. Bei allen Veranstaltungen waren dies die Ursachen für ein nicht funktionierendes Radio. Die Fehlerquote lag allerdings dabei deutlich unter 5% aller gebauten Geräte. Bei entsprechender Sorgfalt des Aufbaues und einer anschließenden Sichtkontrolle kann mit einem sofortigen Erfolgserlebnis gerechnet werden. [email protected] [1] Zimmermann, D., DL2R: Reißnagel-Brettschaltung, CQ DL 9/09, S. 661 [2] Böhlke, H.-P., DJ6HB: Das Retroradio - Einstieg in die Funktechnik, CQ DL 9/09, S. 659 [3] http://www.elo-web.de/elo/entwicklung-und-projekte/retro-radio/retro-radio-erweiterungen [4] http://www.elo-web.de/elo/entwicklung-und-projekte/retro-radio/messen-und-testen Anhang Tabelle 1: Farbkennzeichnung der Widerstände Beispiel: 100 Ω 1. Ring (1. Ziffer): braun = 1 2. Ring (2. Ziffer): schwarz = 0 3. Ring (Anz. zus. 0): braun = 1 100 000 Ω = 100 kΩ 1. Ring (1. Ziffer): braun = 1 2. Ring (2. Ziffer): schwarz = 0 3. Ring (Anz. zus. 0): gelb = 4 33 Ω 1. Ring (1. Ziffer): orange = 3 2. Ring (2. Ziffer): orange = 3 3. Ring (Anz. zus. 0): schwarz = 0 Stückliste des modifizierten RetroRadio-Bausatzes Pos Anzahl Bezeichnung - 1 Original Retro-Radio-Bausatz (DARC-Verlag) 1 1 Holzbrett 170x118 mm² – passend zugeschnitten 2 1 Schaltungsvorlage (Papier oder Karton) - optional geschnitten und aufs Brettchen geklebt 3 30 Reißnägel mit Massivkopf 4 2 Unterlegscheiben für Drehko-Befestigung 5 60cm Silberdraht 6 1 Isolierschlauch rot für Drahtbrücke von S+ nach L 7 4 Drähte ca. 5cm (rot, gelb grün und blau) für Potenziometer - optional mit Potenziometer verlötet 8 1 Batterie AA 1,5V Zusätzlich als Option: 9 4 Drähte ca. 5cm blau für Lautsprecher und Instrument 10 1 Transistor BC547B als Reserve 11 1 Integrierter AM-Empfänger TA7642 als Reserve An Werkzeug wird benötigt: 1 1 1 1 1 1 1 1 Lötkolben 15 bis 30 Watt und ausreichend Lötdraht Pinzette zum Festhalten der Teile beim Löten Hammer (ca. 100 bis 300g) Seitenschneider für Kupferdraht Kreuzschlitz-Schraubendreher für die Schrauben des Drehkos kleiner Schraubendreher für die Madenschrauben der Drehknöpfe 10er-Gabelschlüssel für die Mutter des Potenziometers Heißklebepistole Meßpunkte Diese zehn Meßpunkte entsprechen den Punkten, wie sie in Burkhard Kainka's Artikel „Retro-Radio, Messen und Testen“ [4] beschrieben werden. Kontroll-Liste alle 28 Reißnägel eingedrückt alle 28 Reißnägel verzinnt die 4 Reißnägel links unten mit Silberdraht verbunden die Reißnägel 'C' und 'L' verbunden und etwa 5cm länger gelassen die Reißnägel 'B' und 'P2' verbunden roten Isolierschlauch über Silberdraht geschoben damit 'S+' mit 'L' verbunden und etwa 5cm länger gelassen mit langem Silberdraht den Widerstand 100Ω links unten mit 'I+' verbunden und etwa 5cm länger gelassen alle Reißnägel auf dicker Linie bis 'I-' verbunden und etwa 5cm länger gelassen, dann alle weiteren Reißnägel verbunden. Den Reißnagel 'P1' mit Widerstand 100kΩ rechts oben verbunden alle fünf Widerstände auf ihren Platz gelötet alle vier Kondensatoren auf ihren Platz gelötet die beiden Elkos auf ihren Platz gelötet, dabei Polarität beachtet! Den Transistor 'BC547C' (weißer Punkt) auf seinen Platz gelötet, dabei die richtigen Anschlüsse (E, B, C) beachtet (flache Gehäuseseite zeigt nach oben!) Den Verstärker 'TA7642' auf seinen Platz gelötet, dabei die richtigen Anschlüsse (1, 2, 3) beachtet (flache Gehäuseseite zeigt nach unten!) Drehwiderstand (Potenziometer) in den Gehäusedeckel montiert Drehkondensator in den Gehäusedeckel montiert Holzbrettchen darüber gesteckt und festgeklebt. Achtung, es muß so in der Mitte sitzen, daß sich der Deckel wieder schließen lässt Batteriehalter, Lautsprecher und Antenne angeklebt Die farbigen Drähte des Drehwiderstandes an die zugehörigen Reißnägel 'P1', 'P2' und 'P3' gelötet Die Anschlüsse 'C2' des Drehkos angelötet Die überstehenden Drähte bei 'L' und 'L' an den Lautsprecher gelötet und die Drähte bei 'I-' und 'I+' an das Instrument gelötet Die drei Drähte der Antenne an die entsprechend farbig gekennzeichneten Reißnägel gelötet Batterie eingelegt Radio eingeschaltet