Neonatale Bluttransfusion und Hepatitis C im Erwachsenenalter

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Questions au spécialiste / Fragen an den Spezialisten
Vol. 12
No. 4
2001
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Neonatale Bluttransfusion und Hepatitis C
im Erwachsenenalter
In The Lancet 2000; 356: 1572–3 findet
sich eine kurze Mitteilung unter dem Titel
«Association between neonatal blood microtransfusion in the 1960s and hepatitis C
virus infection».
Diese Publikation veranlasst mich zu folgenden Überlegungen:
1. Die Indikation zur Transfusion irgendeiner Blutportion sollte mit extremer
Strenge gestellt werden, da wir nicht
wissen, welche infektiösen Partikel
wir zurzeit verpassen.
2. Wir alle kennen Mütter mit einer
Hepatitis C (meist zu Beginn der
Schwangerschaft diagnostiziert).
Wissen wir immer und vor allem
wissen die betreffenden Mütter
immer, woher ihre Infektion mit
dem Hepatitis C-Virus stammt?
Frage
Ich möchte deshalb die zwei folgenden
Fragen stellen:
1. Seit wann wird das Hepatitis C-Virus
(HCV) in der Schweiz in Blutprodukten gesucht bzw. seit wann können
wir sicher sein, nicht versehentlich
Hepatitis C-Viren transfundiert zu
haben?
2. Kann eine in der Neugeborenenperiode erworbene Hepatitis C retrospektiv mit Hilfe der Guthrie-Karte
dokumentiert werden?
R. Schlaepfer, La Chaux-de-Fonds
Antwort
Obgleich das Vorkommen einer Hepatitis
Non-A-non-B (HNANB) bereits 1974 bekannt war1), wurde erst 1988/89 der Erreger der meistens parenteral übertragenen und der sogenannten sporadischen
HNANB durch molekularbiologische Methoden identifiziert und charakterisiert2).
Diese Entdeckung und anschliessende
Charakterisierung führte rasch zur Entwicklung von serologischen Nachweismethoden. 1989 wurde der 1. Generationstest
zum Nachweis von anti-HCV-Antikörpern
eingeführ t3). Später wurden dann auch
Tests zum Nachweis von viraler RNA entwickelt, mit deren Anwendung nur ganz
wenige Hepatitis C-Viren in klinischem Material nachgewiesen werden können.
Vor der Einführung von obligatorischen
Screening-Tests für HCV sind posttransfusions bedingte Hepatitiden, ausgelöst
durch HCV, relativ häufig vorgekommen.
In verschiedenen Studien wurde gezeigt,
dass das Vorkommen von solchen Transfusionszwischenfällen vor der Einführung
von HCV-Screening-Tests bei Kindern ungefähr bei 10–20% lag4) 5) 6) 7).
Die Daten weisen darauf hin, dass Neugeborene, welche vor 1992, also vor Beginn
des anti-HCV-Screenings, Blut und Blutprodukte erhalten haben, heute einen gewichtigen Anteil von Patienten mit chronischer Hepatitis C ausmachen8) 9) 10) 11) 12).
Die klinischen und labordiagnostischen Anzeichen einer chronischen Hepatitis sind
in der frühen Kindheit relativ mild bis asymp-
tomatisch und aus diesem Grund nicht
einfach zu erkennen9) 10).
Bei perinatalen Infektionen zeigen die
Daten von verschiedenen Studien Transmissionen von HCV von den infizierten
Müttern auf ihre Neugeborenen. 6% der
Neugeborenen von Müttern, welche antiHCV positiv waren und deren 10% bei HCVRNA positiven Müttern. Eine wichtige Beobachtung dabei war, dass der Virustiter
eine entscheidende Rolle zu spielen scheint.
Bei Titern, die kleiner als 106 Viren/ml sind,
fand keine Übertragung von den Müttern
auf die Kinder statt. Im Gegenteil dazu ereignete sich in 36% eine Übertragung, wenn
mehr als 106 Viren/ml im mütterlichen Blut
gemessen wurden13) 14). Das Center for
Disease Control (CDC, USA) nimmt an,
dass die perinatale Transmission durchschnittlich 5–6% betrug15). Bei Neugeborenen, deren Mütter eine Doppelinfektion
mit HIV und HCV hatten, wurde das Hepatitis C-Virus zu 14% übertragen16). Das ist
darauf zurückzuführen, dass bei HIV/HCVDoppelinfektionen die Virustiter für HCV
höher sind als bei Monoinfektionen mit
HCV allein.
Transmissionen via Muttermilch konnten
bis heute noch nicht nachgewiesen werden. Obwohl das Hepatitis C-Virus in Muttermilch nachgewiesen werden konnte,
war die Übertragungsrate nicht höher als
bei Neugeborenen, die mit Flaschenmilch
ernährt wurden16).
Aus heutiger Sicht trugen fahrlässige Spendeauswahlkriterien, schlecht empfindliche
Labortests zum Nachweis von spezifischen
Infektionserregern sowie noch ungenügend
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wirksame Plasma-Inaktivierungsmethoden
dazu bei, dass damals Zehntausende von
Transfusionsempfängern an Hepatitis C erkrankten und später viele daran starben.
Infektionserreger können prinzipiell auf
zwei Arten nachgewiesen werden. Entweder durch den Nachweis des Erregers
selbst oder aber durch die Reaktion des
Immunsystems der infizierten Person auf
diesen Erreger, also den Nachweis erregerspezifischer Antikörper. Der Nachweis
der erregerspezifischen Antikörper für HCV
ist heute in der Schweiz die Methode der
Wahl. Diese Analyse wird in der Schweiz
seit dem 1. Juli 1990 an allen Blutspenden durchgeführt. Heute sind wir bei der
3. Testgeneration angelangt, die bezüglich
Sensitivität und Spezifität wesentlich besser ist als die zu Beginn der 90er Jahre
eingesetzten 1. Generationsassays. Der
Vor teil dieser serologischen Methoden
liegt darin, dass Antikörper nach einer
kurzen Anlaufzeit (diagnostisches Fenster), die je nach Erreger verschieden lang
ist, während der ganzen Dauer der Infektion und in der Regel dann lebenslang im
Blut nachweisbar sind.
Eine sehr kleine Lücke besteht noch in
der Frühphase der Infektion. In dieser Frühphase breitet sich das Virus im ganzen Körper aus. Da es noch auf ein unvorbereitetes
Immunsystem trifft, werden im Gewebe und
im Blut noch hohe Viruskonzentrationen erreicht. Die oben beschriebenen serologischen Tests weisen bei einer infizierten Person nicht direkt das Virus nach, sondern die
Immunantwort des Körpers auf die Infektion. Während dieser Frühphase der Infektion konnte der menschliche Organismus
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noch keine Antikörper bilden und deshalb
kann in dieser Phase ein noch so empfindlicher Antikörpertest keine Infektion nachweisen. Dieses sogenannte diagnostische
Fenster für die Antikörpertests ist je nach
Virus verschieden lang. Neue auf der Nukleinsäure-Amplifikations-Technologie (NAT)
basierende Verfahren können dieses diagnostische Fenster verkürzen.
Bei HCV beträgt diese diagnostische Lücke durchschnittlich 82 Tage17). Seit der
obligatorischen Einführung der Nukleinsäure-Amplifikations-Technologie (NAT) am
1. Juli 1999 für das Hepatitis C-Virus für
das Blutspendewesen in der Schweiz konnte diese diagnostische Lücke bis auf durchschnittlich 23 Tage geschlossen werden17).
Die theoretisch errechnete Wahrscheinlichkeit ergibt heute ein Restrisiko von einem Fall auf drei Millionen Spenden für
die Schweiz18).
Die Laboranalysen sind aber nur ein wichtiges Standbein, welches die Sicherheit
der Blutprodukte garantieren.
Diese Sicherheit wird durch eine Reihe von
Massnahmen erzielt. Die Grundlage für
sichere Blutprodukte bilden die freiwilligen,
unbezahlten Blutspender, die teilweise seit
Jahrzehnten dem Blutspendedienst die
Treue halten und regelmässig spenden
gehen.
In zweiter Linie trägt die spendenärztliche
Befragung der Blutspender nach ihrem
Gesundheitszustand, durchgemachten
Krankheiten, medizinischen Eingriffen und
dem infektiologischen Risikoverhalten zur
Sicherheit von Blutprodukten bei.
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Ein weiterer Punkt ist heute die lückenlose Dokumentation der Daten jeder Blutspende und aller Blutspender. Falls einmal eine infektiöse Blutspende auftauchen
sollte, können die entsprechenden Blutprodukte rasch und effizient gesperrt und
vernichtet werden.
Die letzte Massnahme, die zur hohen Sicherheit von Blutprodukten beiträgt, ist,
wie vorangehend schon kurz erwähnt, die
Labortestung an sämtlichen Spenden.
Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass diese 4 Eckpfeiler (Spender,
spenderärztliche Befragung, Datendokumentation, Labortestung) heutzutage für
eine ausgesprochen hohe Sicherheit von
Blut und Blutprodukten führen.
Der Nachweis von Antikörpern aus GuthrieKarten, welche gegen das Hepatitis C-Virus gerichtet sind, wurde schon gezeigt19).
Der Nachweis von CMV DNA aus Filterpapier
der Guthrie-Karten mit Hilfe der Polymerase
Kettenreaktion (PCR) wurde schon in mehreren Publikationen beschrieben20) 21) 22). Ob
die gleiche Methodik auch für RNA-Viren
angewandt werden kann, ist mir nicht bekannnt. Bekanntlich ist RNA wesentlich
weniger stabil als DNA. Eine Arbeitsgruppe aus den USA hat Säugetier-RNA und
pflanzliche RNA auf spezielles FTA-Papier
aufgebracht und anschliessend aus diesem mit der PCR die RNA wieder nachweisen können. Ob solche Untersuchungen
mit Guthrie-Kar ten schon durchgeführ t
worden sind, ist mir nicht bekannt. Momentan wird diese Untersuchung in der Schweiz
meines Wissens für den Routinebetrieb
noch nicht durchgeführt.
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Zusammenfassend kann gesagt werden,
dass die Empfänger von Blutspenden in
der Schweiz mit einem qualitativ hochwertigen Produkt transfundiert werden. Ein
Nullrisiko gibt es heute nicht und wird es
auch in Zukunft nie geben, einerseits weil
sich Fehler im ganzen Prozess der Befragung der Spender bis hin zur Transfusion
beim Empfänger ereignen können und
andererseits weil auch nicht auszuschliessen ist, dass neue, bis dahin unbekannte
Erreger via Blut übertragen werden können.
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Ch. Niederhauser, Bern
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Transfusion sanguine néonatale et hépatite C à l’âge adulte
Dans The Lancet 2000; 356: 1572–3 se
trouve une communication courte sous le
titre «Association between neonatal blood
microtransfusions in the 1960s and hepatitis C infection».
Cette publication m’incite aux réflexions
suivantes:
1. L’indication à une transfusion d’une
partie quelconque de sang doit être
posée avec une rigueur particulière,
car nous ne savons pas quelles
particules infectieuses échappent
actuellement au dépistage.
2. Nous sommes tous confrontés à des
mères ayant une hépatite C (souvent
découverte en début de grossesse).
Sommes nous, et surtout, sont ellesmêmes toujours au courant des
possibles sources de l’infection?
Question
J’aimerais donc poser les deux questions
suivantes:
1. Depuis quand dépistons nous le
virus de l’hépatite C (VHC) dans les
produits sanguins en Suisse, respectivement, depuis quand pouvonsnous être surs de ne pas avoir
accidentellement transfusé du VHC?
2. Est-ce qu’une éventuelle transmission
néonatale pourrait être rétrospectivement documentée à l’aide du
«Guthrie»?
R. Schlaepfer, La Chaux-de-Fonds
Réponse
Bien que l’existence de l’hépatite Non-Anon-B (HNANB) était connue déjà en 19741),
l’agent pathogène responsable de la HNANB,
presque toujours transmise par voie parentérale et appelée aussi sporadique, n’a
été identifié par des méthodes de biologie
moléculaire qu’en 1988/89 2).
La découverte et l’identification du VHC amena rapidement au développement de méthodes de diagnostic sérologique. En 1989 a
été introduit le test de première génération
permettant de déceler les anticorps antiVHC3). Plus tard furent développés des tests
aptes à déceler le RNA viral, application permettant de mettre en évidence un nombre
très petit de virus dans du matériel clinique.
Avant l’introduction des tests de dépistage obligatoires pour le VHC, les hépatites
post-transfusionnelles dues au VHC étaient
relativement fréquentes.
transmission du VHC de la mère au nouveau-né: chez 6% des nouveau-nés de
mères anti-VHC positives et chez 10% de
mères VHC-ARN positives.
Une observation importante a été le fait
que le taux de virus dans le sang semble
jouer un rôle décisif. Avec des taux inférieurs à 106 virus/ml il n’y a pas eu de transmission de la mère à l’enfant. Au contraire
il y a eu transmission dans 36% des cas
lorsque plus de 106 virus/ml ont été trouvés dans le sang de la mère13) 14). Le Center
for Disease Control (CDC, USA) suppose
que la transmission périnatale se monte
en moyenne à 5–6%15). 14% des nouveaunés de mères infectées par le VHC et le
VIH ont été contaminés par le virus de l’hépatite C16). Cela s’explique par le fait qu’en
cas de double infection par VIH et VHC le
taux viral pour le VHC est plus élevé que
lors d’une infection à VHC isolée.
Différentes études ont démontré que le
nombre de tels accidents post-transfusionnels chez l’enfant était jusqu’à l’introduction des tests de dépistage du VHC,
de l’ordre de 10–20%4) 5) 6) 7).
Une transmission par le lait maternel n’a pu
être prouvée jusqu’à ce jour. Bien que le virus
de l’hépatite C ait pu être mis en évidence
dans du lait maternel, la fréquence de transmission n’a pas été plus élevée que chez
des nouveau-nés nourris artificiellement16).
Les données disponibles laissent supposer que les nouveau-nés ayant reçu du sang
ou des produits sanguins avant 1992,
donc avant le dépistage du VHC, représentent aujourd’hui une part considérable
des patients ayant une hépatite C chronique8) 9) 10) 11) 12). Les signes cliniques et de
laboratoire d’une hépatite chronique sont,
pendant l’enfance, discrets ou inexistants
et de ce fait difficiles à reconnaître9) 10).
Des critères de sélection qui seraient
aujourd’hui considérés hasardeux, des
tests de laboratoire peu sensibles pour la
mise en évidence d’agents pathogènes spécifiques ainsi que des méthodes d’inactivation du plasma encore insuffisamment
efficaces ont contribué à ce que des dizaines de milliers de personnes transfusées
aient été atteintes d’une hépatite C et qu’un
grand nombre en soient décédées.
En cas d’infection périnatale, les données
de différentes études démontrent une
Des agents pathogènes peuvent, en principe, être mis en évidence de deux façons:
Questions au spécialiste / Fragen an den Spezialisten
soit par identification de l’agent lui-même
ou alors par la réaction du système immunitaire de la personne infectée, donc
par la détection d’anticorps spécifiques.
La recherche des anticorps spécifiques
pour le VHC est actuellement la règle en
Suisse. Cette analyse est effectuée en
Suisse depuis le 1er juillet 1990 sur tous
les dons de sang. Aujourd’hui nous avons
atteint la 3e génération de tests, d’une
sensibilité et spécificité nettement
meilleure que celle des méthodes utilisées au début des années 90. L’avantage
de la méthode sérologique repose sur le
fait que les anticorps restent décelables
dans le sang, après une courte période
initiale (fenêtre diagnostique) d’une durée
variable selon l’agent pathogène, durant
toute la durée de l’infection et en général
pour toute la vie.
Une petite faille persiste dans la phase
initiale de la maladie. Dans cette phase
initiale, le virus se propage dans tout le
corps. Se trouvant en face d’un système
immunitaire pris au dépourvu, dans les
tissus et le sang le virus atteint des concentrations très élevées. Les tests sérologiques décrits plus haut ne mettent pas
en évidence, chez la personne infectée,
le virus directement, mais la réaction du
corps à l’infection. Durant la phase initiale
de l’infection, l’organisme n’a pas encore
pu former d’anticorps et donc aucun test
basé sur la mise en évidence d’anticorps,
aussi sensible soit-il, ne pourra identifier
une infection. La durée de cette fenêtre
diagnostique du test sérologique est plus
ou moins longue selon la nature de l’agent
pathogène. De nouveaux procédés, basés
sur la technologie d’amplification des acides nucléiques (NAT) peuvent raccourcir
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cette fenêtre diagnostique. Pour le VHC,
celle-ci dure en moyenne 82 jours17). Depuis l’introduction obligatoire pour les dons
de sang en Suisse de la NAT pour le virus
de l’hépatite C le 1er Juillet 1999, cette
fenêtre diagnostique a pu être raccourcie
à 23 jours en moyenne17). Le risque résiduel représente aujourd’hui pour la Suisse (selon une probabilité théorique et calculée) un cas pour 3 millions de dons.
Les analyses de laboratoire ne sont pourtant qu’un des éléments porteurs garantissant la sécurité des produits sanguins.
Cette sécurité est atteinte par une série
de mesures. La base pour des produits
sanguins surs sont les donneurs volontaires, bénévoles, dont certains restent
fidèles au centre de transfusion et donnent de leur sang depuis des décennies.
En deuxième ligne contribue à la sécurité
des produits sanguins, l’anamnèse prise
par les médecins du centre concernant
l’état de santé des donneurs, les maladies antérieures, les interventions médicales et les comportements à risque sur
le plan infectiologique. Un autre maillon
est la documentation minutieuse des données concernant chaque don et chaque
donneur. Si un don contaminé devait être
découvert, les produits sanguins respectifs peuvent être bloqués et détruits rapidement et efficacement.
La dernière mesure contribuant au haut
degré de sécurité des produits sanguins,
est, comme déjà brièvement mentionné,
le fait que tous les dons sont soumis à
des test de laboratoire.
En résumé, on peut retenir que ces 4 piliers (donneur, anamnèse, documentation,
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tests de laboratoire) garantissent aujourd’hui un très haut degré de sécurité du
sang et des produits sanguins.
La mise en évidence d’anticorps contre le
virus de l’hépatite C à partir de cartes de
Guthrie a déjà été démontrée19).
L’identification de l’ADN de CMV à partir du
papier des cartes de Guthrie à l’aide de
la PCR a été décrite dans plusieurs publications20) 21) 22). J’ignore, si la même méthode peut être appliquée pour des virus
à ARN. On sait que l’ARN est nettement
moins stable que l’ADN. Un groupe de
chercheurs américains a déposé de l’ARN
animal et végétal sur du papier FTA spécialement conçu et a pu ensuite prouver
la présence de cet ARN par la méthode
PCR. J’ignore, si de telles recherches ont
été faites avec des cartes Guthrie. Pour
l’instant, de tels examens ne sont pas
effectués, à ma connaissance, en Suisse
pour les examens de routine.
En résumé, on peut dire que les transfusions de sang se font en Suisse avec des
produits de très haute qualité. Un risque
zéro n’existe jusqu’à ce jour pas et n’existera sans doute pas non plus dans le futur,
d’une part parce que des erreurs peuvent se
glisser dans le processus allant de l’interview du donneur jusqu’à la transfusion du
patient et d’autre part, parce qu’il n’est
pas à exclure que des agents pathogènes
encore inconnus pourraient être transmis.
Bibliographie
Voir texte allemand.
Ch. Niederhauser, Bern
Traduction: R. Schlaepfer, La Chaux-de-Fonds
Questions au spécialiste / Fragen an den Spezialisten
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Quel traitement pour une pédiculose?
Question
Certaines écoles sont infestées par des
poux et, malgré l’acharnement de l’infirmière scolaire et le soutien des parents
et des enseignantes, il est impossible de
s’en débarrasser, ceci malgré l’application
de divers traitements (malathion, perméthrine). Selon mes informations, des problèmes similaires existent également ailleurs en Suisse romande. Qu’en est-il dans
le reste de la Suisse?
Cet échec thérapeutique est-il dû à l’épidémiologie du pediculus capitis, à une mauvaise utilisation des produits disponible
sur le marché ou à une résistance des poux
aux produits composés.
Comment peut-on évaluer la sensibilité d’un
poux à un médicament ou à un autre?
Enfin, les pharmacies proposent de nombreux traitements préventifs. Quelle est leur
efficacité?
Des échecs thérapeutiques coûtent fort cher
aux familles puisque ces médicaments ne
sont pas remboursés par les assurances.
Y. Heller, Nyon
Réponse
La difficulté à faire face aux épidémies de
poux (en particulier du cuir chevelu) dans
les écoles existe en Suisse romande comme en Suisse alémanique, de même que
dans bien d’autres pays. Les principaux
traitements topiques disponibles sont
l’hexachlorohexane (Jacutin®), la lotion de
malathion à 0,5–1% (Prioderm®, Lusap®),
la perméthrine à 1% (Loxazol®), et les pyréthrines (A-Par®). En Suisse, les produits
les plus utilisés sont l’hexachlorohexane
et la lotion de malathion.
Les causes des échecs thérapeutique
des pédiculoses sont multiples:
• Difficulté d’utilisation des produits
pédiculicides: insuffisance de la
quantité de produit appliqué et de
la fréquence des applications,
non-répétition du traitement après
7–10 jours (lentes)
• Incompréhension du traitement:
barrière de la langue
• Coût des traitements, le plus
souvent non remboursés
• Difficulté d’application des mesures
complémentaires: ces mesures,
nombreuses et parfois difficiles
à faire respecter, sont certainement
à l’origine de la majorité des «échecs
thérapeutique» et des réinfestations:
lavage ou désinfection des bonnets,
foulards, taies d’oreiller, désinfection
des peignes et brosses à cheveux
dans un shampoing pédiculicide, etc.
• Dépistage et traitement de l’entourage proche: impératif afin d’éviter
une réinfection par l’entourage
• Résistance des poux aux pédiculicides? La sensibilité d’un poux à
un insecticide ou un autre peut être
évaluée in vitro. Des études récentes suggèrent que la résistance à
certains pédiculicides existe, mais
on connaît mal l’incidence de cette
résistance et si cette incidence est
en réelle augmentation. Des cas de
résistance notamment au malathion,
à la perméthrine (en France et en
Angleterre) et aux pyréthrines (aux
USA et en Europe centrale) ont été
récemment publiés. Nous ne disposons pas de données concernant
l’apparition d’éventuelles résistances
en Suisse. Il semble qu’il existe une
variation dans la sensibilité des poux
en fonction de la nature des produits
utilisés et qu’il existe des différences géographiques, y compris au
sein d’un même pays.
Que penser des traitements préventifs?
La prophylaxie repose sur une bonne information en milieu scolaire, telle qu’elle
est pratiquée dans de nombreux cantons
en Suisse (dépliants avec informations
détaillées concernant la biologie du parasite et les mesures complémentaires à
prendre, intervention des infirmières et
médecins scolaires etc.). Un lavage régulier des cheveux avec un produit pédiculicide est inutile et devrait être évité car il
participe probablement au développement
de la résistance des poux aux insecticides.
L’intérêt prophylactique des produits répulsifs n’a jamais été clairement démontré.
En conclusion, les points les plus importants pour l’éradication efficace d’une
pédiculose sont de s’assurer que le traitement initial soit appliqué «lege artis» et
que les mesures complémentaires soient
mises en œuvre afin de prévenir une réinfestation ultérieure. Si le traitement est
effectué correctement d’emblée et si ces
mesures sont prises, le problème lié à une
éventuelle résistance au traitement se situe certainement, encore actuellement tout
au moins, le plus souvent au deuxième plan.
Questions au spécialiste / Fragen an den Spezialisten
Références
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Becherel P. A., Barete S., Frances C., Chosidow O.:
Ectoparasitoses (pédiculoses et gale): statégie thérapeutique actuelle. Ann Dermatol Venereol 1999;
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Guggisberg D.: Gale et pédiculoses: épidémiologie,
prise en charge et prévention. Swiss-NOSO 1998, 5
(4): 29–31.
D. Guggisberg, Lausanne
Adresse de l’auteur:
Dr D. Guggisberg
Médecin associé
Service de Dermatologie et Vénéréologie
CHUV, 1011 Lausanne
Vol. 12
No. 4
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Wie behandelt man Kopfläuse?
Frage
Trotz den Bemühungen der Schulkrankenschwester und der Unterstützung von Eltern und Lehrpersonen sind einige Schulen von Kopfläusen befallen und es ist trotz
der Applikation verschiedener Behandlungen (Malathion, Permethrin) unmöglich, die
Läuse loszuwerden. Soweit ich informiert
bin, existiert dieses Problem auch anderswo in der Romandie. Wie steht es damit
in der übrigen Schweiz?
Ist das Therapieversagen auf die Epidemiologie von Pediculus capitis zurückzuführen, auf eine schlechte Anwendung der
auf dem Markt erhältlichen Produkte oder
auf eine Resistenz der Läuse gegenüber
den Medikamenten?
Wie kann man die Empfindlichkeit einer
Laus auf das eine oder andere Medikament testen?
In den Apotheken schliesslich werden zahlreiche präventive Behandlungen empfohlen. Wie ist deren Wirksamkeit?
Vergebliche Therapien kosten den Familien
viel Geld, da diese Medikamente durch die
Krankenkassen nicht vergütet werden.
Y. Heller, Nyon
Antwort
Die Schwierigkeit, Epidemien mit Läusen
(besonders Kopfläusen) in Schulen Herr
zu werden, existiert in der deutschen wie
in der welschen Schweiz und auch in anderen Ländern. Die hauptsächlichen zur
Ver fügung stehenden topischen Medikamente sind das Hexachlorhexan (Jacutin®),
Malathion-Lotion 0,5–1% (Prioderm®, Lusap®),
Permethrin 1% (Loxazol®) und die Pyrethrine
(A-Par®). In der Schweiz wird am häufigsten
Hexachlorhexan und Malathion-Lotion gebraucht.
Die Gründe für Therapieversager
sind vielfältig:
• Die Anwendung der Pedikulizide
ist schwierig: Es wird eine zu kleine
Menge des Produktes appliziert, die
angegebene Frequenz der Applikationen nicht eingehalten und die Behandlung nach 7–10 Tagen nicht
wiederholt (Nissen).
• Die Behandlung wird nicht verstanden, z. B. wegen Sprachbarrieren.
• Behandlungskosten meist nicht
rückvergütet.
• Die Mehrzahl der «Therapieversager»
und der Reinfestationen ist wahrscheinlich dadurch bedingt, dass die
zahlreichen und oft schwierig zu befolgenden ergänzenden Massnahmen
nicht eingehalten werden, z. B. Waschen oder Desinfektion von Kappen,
Halstüchern, Kopfkissenüberzügen,
Kämmen und Bürsten mit einem
pedikuliziden Shampoo usw.
• Untersuchung und Behandlung der
nahen Umgebung ist unerlässlich,
um eine Reinfestation durch die
Umgebung zu verhindern.
• Resistenz der Läuse auf Pedikulizide?
Die Empfindlichkeit einer Laus auf
verschiedene Insektizide kann in
vitro getestet werden. Neue Studien
lassen vermuten, dass Resistenzen
auf gewisse Pedikulizide vorkommen,
über die Inzidenz solcher Resistenzen ist aber wenig bekannt und insbesondere nicht, ob sie wirklich zunehmen. Fälle von Resistenzen, vor
allem auf Malathion, auf Permethrin
(Frankreich und England) und auf
Pyrethrine (USA und Zentraleuropa),
wurden kürzlich publiziert. Wir verfügen aber nicht über Daten bezüglich
Resistenzen in der Schweiz. Es
scheint, dass sich die Empfindlichkeit der Läuse je nach Art des angewandten Produktes verändert und
dass es regionale Unterschiede gibt,
sogar im selben Land.
Was soll man von präventiven
Behandlungen halten?
Die Prophylaxe basiert vor allem auf einer
guten Information in der Schule, so wie sie
in zahlreichen Kantonen der Schweiz praktiziert wird (Faltblätter mit detaillierten Informationen über die Lebensweise des
Parasiten und die ergänzenden Massnahmen, Untersuchungen durch Schulärzte
und Schulkrankenschwestern usw.).
Das regelmässige Waschen der Haare mit
einem pedikuliziden Produkt ist unnötig
und sollte sogar vermieden werden, da es
möglicherweise zur Resistenzentwicklung
der Läuse beiträgt. Die prophylaktische
Wirkung von Läuse abstossenden Produkten konnte nie klar gezeigt werden.
Zusammenfassend sind die wichtigsten
Punkte zur wirksamen Ausrottung von
Kopfläusen die lege artis durchgeführte
Initialbehandlung und die ergänzenden
Massnahmen zur Verhinderung einer Reinfestation. Wenn die Behandlung von Anfang an korrekt durchgeführt wird und die
Questions au spécialiste / Fragen an den Spezialisten
ergänzenden Massnahmen ergriffen werden, ist das Problem der Resistenzentwicklung zwar möglicherweise vorhanden, aber
sicher zweitrangig.
Referenzen
Siehe französischer Text.
D. Guggisberg, Lausanne
Übersetzung: U. Lips, Zürich
Adresse des Autors:
Dr. D. Guggisberg
Médecin associé
Service de Dermatologie et Vénéréologie
CHUV, 1011 Lausanne
Vol. 12
No. 4
2001
62
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