Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998–2008

Werbung
Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998–2008
Im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit
Ein Geschäftsbereich der Gesundheit Österreich GmbH
Mundgesundheit bei Achtzehnjährigen
Zahnstatuserhebung 2008
Andrea Bodenwinkler
Gabriele Sax
Johann Kerschbaum
Wien, im Mai 2010
Im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit
ISBN-13 978-3-85159-140-8
Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Gesundheit Österreich GmbH, Stubenring 6,
1010 Wien, Tel. +43 1 515 61, Fax 513 84 72, E-Mail: [email protected],
Homepage: www.goeg.at
Der Umwelt zuliebe:
Dieser Bericht ist auf chlorfrei gebleichtem Papier
ohne optische Aufheller hergestellt.
Kurzfassung
Das WHO-Gesundheitsprogramm postuliert für den Mundgesundheitszustand von
Achtzehnjährigen bis zum Jahr 2020 das Vorhandensein noch aller natürlichen eigenen
Zähne (MT = 0) und völlig gesundes Zahnfleisch an mindestens vier Sextanten.
Den Mundgesundheitszustand der Achtzehnjährigen erhob die Koordinationsstelle
Zahnstatus in den Jahren 1998, 2003 und 2008 nach internationaler Methode (Basic
Oral Health Surveys, WHO 1999). Die GÖG/ÖBIG-Untersuchungen weisen innerhalb der
letzten zehn Jahre eine kontinuierliche Verbesserung der Zahngesundheit bei Jugendlichen nach. Zwischen den Jahren 1998 und 2008 entwickelten sich sämtliche Parameter
zur Kariesmorbidität und Kariesprävalenz deutlich zurück. Der Anteil kariesfreier
Achtzehnjähriger stieg von 16 Prozent auf 25 Prozent, der Kariesbefall reduzierte sich
von durchschnittlich 5,5 D3MFT (durchschnittliche Anzahl kariöser, fehlender oder
gefüllter Zähne pro Gebiss) auf 3,6 D3MFT, um 38 Prozent. Hauptanteil (80 %) am
D3MFT haben die sanierten (gefüllten) Zähne. Parallel zur Kariesaktivität ist auch die
Zahnverlustrate gesunken (Anteil der Jugendlichen mit mindestens einem fehlenden
Zahn). Litten zu Beginn des Beobachtungszeitraumes (1998) noch 37 Prozent der
Achtzehnjährigen unter einem Lückengebiss, so fehlt nach zehn Jahren nur mehr bei
drei Prozent der Untersuchten zumindest ein Zahn aufgrund von Karies. Gegenwärtig
beträgt die durchschnittliche Anzahl wegen Karies extrahierter Zähne (MT) 0,05. Der
von der WHO bis 2020 geforderte MT-Wert wird damit allerdings noch nicht vollständig erreicht. Der parodontale Befund hingegen – die erhobenen Achtzehnjährige
besitzen durchschnittlich 4,8 völlig gesunde Sextanten – entspricht bereits heute dem
Mundgesundheitspostulat der WHO.
Die vertiefende Analyse zeigt, dass Mundgesundheit von soziodemografischen Faktoren beeinflusst ist. Burschen leiden gegenüber Mädchen unter geringfügig erhöhter
Kariesanfälligkeit (5,5 D3MFS versus 4,6 D3MFS). Unterschiede in der Kariesbetroffenheit bestehen auch nach Bundesregion, wobei sich Jugendliche aus westlichen Bundesländern gegenüber jenen aus Ost-Österreich an besserer Zahngesundheit (2,9 D3MFT
versus 3,8 D3MFT) erfreuen. Zudem bestimmen soziokulturelle Faktoren die Gesundheit der Zähne mit. Migrations- und niedriger Bildungsstatus erhöhen das Kariesrisiko
ganz deutlich. Der SiC-Index (gibt den durchschnittlichen D3MFT im Probandendrittel
mit der höchsten Kariesprävalenz an) identifiziert Risikopersonen. Ein hoher SiCIndex-Wert weist auf die besondere Kariesanfälligkeit einer Subgruppe hin (Jugendliche
mit Migrationshintergrund 8,2 D3MFT versus Jugendliche ohne Migrationshintergrund
7,7 D3MFT; Jugendliche mit Eltern ohne Matura: 8,5 D3MFT versus Jugendliche mit
Eltern mit Matura 7,6 D3MFT; Lehrlinge/Arbeitslose: 9,2 D3MFT versus Schüler/innen
7,4 D3MFT). Außerdem verdeutlicht der große Unterschied zwischen dem SiC-IndexWert (alle Jugendlichen 8,5 D3MFT) und dem D3MFT-Index-Wert (alle Jugendlichen 3,6)
Kurzfassung
III
die Polarisierung der Karies. Die Hälfte der kariösen Schäden betrifft ein Viertel der
untersuchten jungen Frauen und Männer.
Im europäischen Vergleich entspricht der Zahnzustand der österreichischen Achtzehnjährigen nahezu dem hohen Gesundheitsniveau skandinavischer Länder. Die vorliegenden Untersuchungsergebnisse belegen somit die durchaus positive Wirkung von
Gruppenprophylaxeaktivitäten. Werden die bereits bestehenden Maßnahmen fortgeführt und die Vorsorgeprogramme weiter verbessert, kann das erreichte Mundgesundheitsniveau nicht nur stabilisiert, sondern auch noch angehoben werden.
IV
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung ........................................................................................................... 1 2 Studiendesign und Methodik .............................................................................. 2 2.1 Problemstellung ..................................................................................... 2 2.2 Stichprobe .............................................................................................. 4 2.3 Untersuchungsdesign ............................................................................. 6 2.3.1 Kariesbefundung ..................................................................... 6 2.3.2 Vitalität ................................................................................. 10 2.3.3 Community Periodontal Index (CPI) ....................................... 10 2.3.4 Kieferorthopädische (KFO-) Untersuchung ............................ 11 2.4 Untersuchungsablauf ........................................................................... 12 3 Ergebnisse........................................................................................................ 14 3.1 WHO-Ziele............................................................................................ 14 3.2 Karies ................................................................................................... 17 3.2.1 Kariesmorbidität – Anteil kariesfreier Personen ..................... 18 3.2.2 Kariesprävalenz ..................................................................... 22 3.2.3 Polarisierung ......................................................................... 27 3.2.4 Sanierungsgrad und Behandlungsbedarf ............................... 31 3.3 Spezifische Ergebnisse ......................................................................... 33 3.3.1 Größe und Umfang der akuten behandlungsbedürftigen
Dentinkaries .......................................................................... 33 3.3.2 Füllungsmaterialien ............................................................... 35 3.3.3 Fissurenversiegelung............................................................. 36 3.3.4 Devitale Zähne ...................................................................... 37 3.4 Ergebnisse der parodontalen Untersuchung ......................................... 38 3.5 Ergebnisse der KFO-Untersuchung ....................................................... 41 3.6 Ergebnisse zum Mundgesundheitsverhalten ......................................... 44 4 Mundgesundheit bei Achtzehnjährigen 1998 bis 2008 ..................................... 50 4.1 Kariesmorbidität................................................................................... 50 4.2 Kariesprävalenz .................................................................................... 52 4.3 SiC-Index ............................................................................................. 54 4.4 Vitalität ................................................................................................ 55 4.5 Zahnfleischerkrankungen ..................................................................... 55 4.6 Zusammenfassung Vergleich ................................................................ 55 5 Europäischer Vergleich ..................................................................................... 57 6 Resümee .......................................................................................................... 59 Literaturverzeichnis .................................................................................................... 63 Inhalt
V
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 3.1:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige –
Kariesmorbidität und Kariesdiagnosen und Geschlecht
in Prozent .................................................................................... 20 Abbildung 3.2:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – SiC-Index
und D3MFT-Index ........................................................................ 31 Abbildung 3.3:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige –
Behandlungsbedürftige Läsionen (D3-Läsionen) ........................... 35 Abbildung 3.4:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige –
Füllungsmaterialien ...................................................................... 36 Abbilung 4.1:
Zahnstatuserhebung 1998, 2003 und 2008/2009
Achtzehnjährige – Sic-Index (Significant Caries Index) ................. 54 Tabellenverzeichnis
Tabelle 2.1:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige –
Bundesstichprobenziehung ................................................................. 5 Tabelle 2.2:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige –
Kariesdiagnosen.................................................................................. 8 Tabelle 2.3:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Einordnung der
ICDAS-Scores in das DMF-System ....................................................... 8 Tabelle 2.4:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährigen – ICDAS II
(International Caries Detection and Assessment System) und
erforderliche Behandlung .................................................................... 9 Tabelle 2.5:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige –
Vorgehensweise bei Aggregierung von Flächendiagnosen zu
Zahnwerten ......................................................................................... 9 Tabelle 2.6:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Community
Periodontal Index (CPI) – Bewertungsgrade ....................................... 10 Tabelle 2.7:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – KFO-Diagnosen .......... 12 Tabelle 3.1:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Geschlecht
(in Prozent) und Anzahl wegen Karies fehlender Zähne ..................... 15 VI
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
Tabelle 3.2:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige –
Migrationsstatus (in Prozent) und Anzahl wegen Karies
fehlender Zähne ................................................................................ 16 Tabelle 3.3:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Bildung der
Eltern (in Prozent) und Anzahl wegen Karies fehlender Zähne ........... 16 Tabelle 3.4:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Bildung
(in Prozent) und Anzahl wegen Karies fehlender Zähne ..................... 16 Tabelle 3.5:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Wohnregion
(in Prozent) und Anzahl wegen Karies fehlender Zähne ..................... 17 Tabelle 3.6:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige –
Kariesmorbidität und Migrationsstatus in Prozent ............................. 21 Tabelle 3.7:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige –
Kariesmorbidität und Bildung der Eltern in Prozent ........................... 21 Tabelle 3.8:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige –
Kariesmorbidität und Bildung in Prozent ........................................... 22 Tabelle 3.9:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige –
Kariesmorbidität und Wohnregion in Prozent .................................... 22 Tabelle 3.10:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – DMFT-Index
und Geschlecht ................................................................................. 23 Tabelle 3.11:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – DMFT-Index
und Migrationsstatus ........................................................................ 24 Tabelle 3.12:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – DMFT-Index
und Bildung der Eltern ....................................................................... 24 Tabelle 3.13:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – DMFT-Index
und Bildung....................................................................................... 25 Tabelle 3.14:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – DMFT-Index
und Wohnregion ................................................................................ 25 Tabelle 3.15:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – DMFS-Index
und Geschlecht ................................................................................. 26 Tabelle 3.16:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – DMFS–Index
und Kariesintensität .......................................................................... 27 Tabelle 3.17:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – DMFS-Index ............... 28 Tabelle 3.18:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – DMFS-Index
und Migrationsstatus ........................................................................ 29 Inhalt
VII
Tabelle 3.19:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – DMFS–Index
und Bildung der Eltern ...................................................................... 29 Tabelle 3.20:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – DMFS-Index
und Bildung der Jugendlichen ........................................................... 29 Tabelle 3.21:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – DMFS-Index
und Region ....................................................................................... 30 Tabelle 3.22:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Sanierungsgrad .......... 32 Tabelle 3.23:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige –
Behandlungsbedarf und Polarisation ................................................. 33 Tabelle 3.24:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – CPI und
Polarisierung ..................................................................................... 39 Tabelle 3.25:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – CPI-Diagnosen
und Geschlecht, Migrationsstatus ..................................................... 40 Tabelle 3.26:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – CPI-Diagnosen
und Bildung, Region .......................................................................... 40 Tabelle 3.27:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige –
Kieferorthopädische Diagnosen: abnorme Platzverhältnisse .............. 42 Tabelle 3.28:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige –
Kieferorthopädische Diagnosen: Bissfehler........................................ 43 Tabelle 3.29:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Befragung zu
letztem Zahnarztbesuch in Prozent ................................................... 45 Tabelle 4.1:
Zahnstatuserhebung 1998, 2003 und 2008/2009
Achtzehnjährige – Vergleich Kariesmorbidität ................................... 51 Tabelle 4.2:
Zahnstatuserhebung 1998, 2003 und 2008/2009
Achtzehnjährige – Vergleich Kariesmorbidität und Geschlecht
in Prozent ......................................................................................... 52 Tabelle 4.3:
Zahnstatuserhebung 1998, 2003 und 2008/2009
Achtzehnjährige – Kariesprävalenz (D3MFT/S-Indexwerte) ................ 53 Tabelle 5.1:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährigen – Kariestrends ............. 57 VIII
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
Abkürzungsverzeichnis
AHS
AMS
BHS
BS
BMGFJ
CPI
D
D0
D1
D2
D3
D1+2+3
DMFT
dmft
DMFS
dmfs
DMFT-Index
DMFS-Index
D3MFT-Index
D3MFS-Index
D3S
FT/S
MT/S
GÖG
ICDAS
Inhalt
Allgemeinbildende Höhere Schule
Arbeitsmarktservice
Berufsbildende Höhere Schule
Berufsschule
Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend
Der Community Periodontal Index dient der Befundung von
Zahnfleischerkrankungen
Diagnose: akute Karies (ohne Angabe der Eindringungstiefe)
Diagnose: ganz gesunde Zahnoberfläche
Diagnose: sichtbare Zahnschmelzverfärbung, das bedeutet
reversible, oberflächliche Schmelzkaries
Diagnose: sichtbarer, kariöser Schmelzdefekt
Diagnose: eindeutige Kavität (Dentinkaries), d. h. ein füllungsbedürftiger eindeutig bis ins Dentin reichender kariöser Defekt
liegt sichtbar vor
Diagnose: verschiedene Stadien von Karies sind gemeinsam
angegeben
Index zur Beschreibung der Kariesstadien, zahnbezogen;
großgeschrieben bezieht sich auf das bleibende Gebiss
Index zur Beschreibung der Kariesstadien, zahnbezogen;
kleingeschrieben bezieht sich auf das Milchgebiss
Index zur Beschreibung der Kariesstadien, zahnflächenbezogen;
großgeschrieben bezieht sich auf das bleibende Gebiss
Index zur Beschreibung der Kariesstadien, zahnflächenbezogen;
kleingeschrieben bezieht sich auf das Milchgebiss
Durchschnittliche Anzahl der kariösen, wegen Karies gezogenen
oder gefüllten Zähne pro bleibendes Gebiss
Durchschnittliche Anzahl der kariösen, wegen Karies gezogenen
oder gefüllten Zahnflächen pro bleibendes Gebiss
Durchschnittliche Anzahl der aktiv kariösen, wegen Karies gezogenen
oder gefüllten Zähne pro bleibendes Gebiss
Durchschnittliche Anzahl der aktiv kariösen, wegen Karies gezogenen
oder gefüllten Zahnflächen pro bleibendes Gebiss
Durchschnittliche Anzahl der aktiv kariösen Zahnflächen
Durchschnittliche Anzahl gefüllter bzw. sanierter Zähne bzw.
Zahnflächen
Durchschnittliche Anzahl wegen Karies gezogener bzw. fehlender
Zähne/Zahnflächen
Gesundheit Österreich GmbH
International Caries Detection and Assessment System
IX
ICDAS-II-Scores
KFO
Mig
ÖBIG
SiC-Index
WHO
X
ICDAS–Studien (Diagnosen)
Kieferorthopädisch/Kieferorthopädie
Migration/Migrationshintergrund
Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheitswesen
Significant Caries Index (beschreibt den durchschnittlichen
Kariesbefall in Kariesrisikogruppen)
Weltgesundheitsorganisation
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
1 Einleitung
Seit 1996 führt die ÖBIG-Koordinationsstelle-Zahnstatus in der Gesundheit Österreich
(GÖG/ÖBIG) vom Bund beauftragte Untersuchungen zur Zahngesundheit der österreichischen Bevölkerung durch. Regelmäßig überprüft werden alle Altersgruppen, für die
die WHO Vorgaben festgelegt hat. Die WHO-Indexaltersgruppen mit definierten oralen
Gesundheitszielen umfassen Sechsjährige, Zwölfjährige, 18-Jährige sowie 35- bis 44Jährige und 65- bis 74-Jährige.
Die Koordinationsstelle Zahnstatus erhebt pro Jahr eine WHO-Altersgruppe nach
internationaler Methodik (WHO 1999). Die jeweils aktuellen Erhebungsresultate werden
während der alljährlich stattfindenden GÖG/ÖBIG-Fachtagung präsentiert und anschließend publiziert. Die seit mehr als zehn Jahren systematisch erhobenen Daten
zeigen nicht nur die Entwicklung des Zahngesundheitszustandes der Österreicher/innen, sondern leisten auch einen Beitrag zur Evaluierung der ProphylaxeAktivitäten der Bundesländer
Achtzehnjährige wurden erstmals im Jahr 1998 untersucht, im Jahr 2003 folgte die
Wiederholungsuntersuchung. Zwischen 1998 und 2003 verbesserte sich die Zahngesundheit der Achtzehnjährigen deutlich (der Zuwachs an Achtzehnjährigen mit vollzähligem eigenem Gebiss beträgt 30 Prozentpunkte, der Kariesbefall sank um
28 Prozent). Zwischen November 2008 und März 2009 erhob die ÖBIGKoordinationsstelle den Zahnstatus der Achtzehnjährigen zum dritten Mal nach
internationalem Design (WHO 1999, ICDAS II 2005, EGOHIP 2008).
Dieser Bericht beschreibt die Untersuchungsergebnisse bei den Achtzehnjährigen und
dokumentiert die neuesten Entwicklungen (Ergebnisse der letzten Erhebung im Jahr
2008/09 - Kapitel 3, Entwicklung von 1998 bis 2008 - Kapitel 4 und Europäischer
Vergleich - Kapitel 5).
Kapitel 1 / Einleitung
1
2 Studiendesign und Methodik
2.1 Problemstellung
Gute Mundgesundheit ermöglicht problemlos zu essen, selbstbewusst zu lächeln und
zu kommunizieren. Gesunde Zähne sind wichtig für die allgemeine Gesundheit und
haben entscheidenden Einfluss auf die Lebensqualität. Kariöse Zähne hingegen sind
mit Schmerzen verbunden. Karies im Kleinkindesalter wirkt nachteilig auf die Gebissentwicklung, Zahn- und Kieferfehlstellungen können entstehen. Solche Gebissanomalien beeinträchtigen die Sprach- und Sprechweise, das psychische Wohlbefinden sowie
das Aussehen einer Person und wirken sich ungünstig auf die psychosoziale Wertigkeit
(Selbstwertgefühl) aus (Micheelis 2004).
Zahnfäule (Karies) gilt als die meist verbreitete Zivilisationskrankheit. Ein großer Teil
der Erdbevölkerung ist weitgehend davon betroffen (DMS IV 2006). Karies entsteht
letztlich, wenn die sauren Stoffwechselprodukte des Bakteriums Steptococcus mutans
den Zahnschmelz angreifen und die darunter liegenden Zahnschichten auflösen.
Unzureichende Mundhygiene und zahnschädigendes Ernährungsverhalten (z. B.
häufiger Konsum von Zucker, Schokolade, Chips und Mehlprodukten) unterstützen die
kariöse Destruktion der Zähne (Städtler 1994, DMS III 1999, ÖBIG 2001 bis 2008).
Durch gezielte Vorbeugemaßnahmen (effiziente tägliche Zahnpflege mit Fluoriden,
zahnfreundliche Ernährungsweise und regelmäßige zahnärztliche Kontrollbesuche)
lässt sich Karies jedoch zum größten Teil vermeiden (vgl. DMS III 1999). Ist aber einmal
ein kariöser Defekt (Kavität) entstanden, so ist dieser irreversibel und kann nur noch
„gefüllt“ werden. Im Prinzip sind daher alle zahnmedizinischen Füllungen „Prothesen“,
deren Aufgabe es ist, das hochspezialisierte natürliche Zahngewebe zu ersetzen.
Nicht „gefüllte“ Karies (offene kariöse Löcher an den Zähnen) führt zu starker Vermehrung kariogener Keime in der Mundhöhle und erhöht das Kariesrisiko für das restliche
Gebiss. Ein kariös befallenes Milchgebiss bedeutet eine erhöhte Erkrankungsanfälligkeit für das Wechselgebiss1. In weiterer Folge ist auch das bleibende Gebiss vermehrt
gefährdet (Städtler 1994). Demnach bedingt die Zahngesundheit im Kindes- und
Jugendalter unmittelbar die orale Gesundheit im Erwachsenenalter.
1
Das Wechselgebiss umspannt den Zeitraum zwischen dem ersten bleibenden Zahn (ca. fünftes bis sechstes
Lebensjahr) bis zum Ende des Zahnwechsels (ca. 15. Lebensjahr).
2
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
In Österreich wird orale Vorsorge auf verschiedenen Ebenen durchgeführt. Neben
öffentlichkeitsbezogenen prophylaktischen Maßnahmen via Medien (z. B. Monat der
Zahngesundheit) gibt es die Gruppenprophylaxeprogramme in Kindergärten und
Volksschulen. Die einzelnen Bundesländer betreiben bereits seit mehreren Jahren
intensiv Zahngesundheitserziehung (siehe ÖBIG-Dokumentation der Kariesprophylaxeaktivitäten 2007). Die aktuellen oralepidemiologischen Daten der Koordinationsstelle
Zahnstatus belegen, dass diese Bemühungen auch erfolgreich sind. Der Kariesbefall
sank bedeutend und ist verbunden mit einem Anstieg kariesfreier Heranwachsender
(ÖBIG 2001 bis 2008). Gleichzeitig zeigen die Kariesstatistiken, dass Kinder aus
Familien mit niedrigem sozialem Status noch immer stark von Karies betroffen sind
(ÖBIG 2001 bis 2008). In der Verteilung der Karies ist eine starke Polarität zu beobachten: Etwa 25 Prozent der Zwölfjährigen vereinen 80 Prozent der insgesamt vorhandenen Karies auf sich (ÖBIG 2008). Aus diesem Grund müssen für Kinder mit besonderer
Kariesgefährdung spezifische Programme entwickelt werden.
Niedriger sozialer Status, das heißt mangelnde Bildung und geringes Einkommen
betreffen viele Familien mit Migrationshintergrund. Bereits Anfang der 1990er Jahre
liegen Prävalenzstudien vor, die im Bereich der Mundgesundheit eine besondere
Gefährdung von Migrantenkindern belegen (Haugejorden 2002, Holst 2004, Pitts 2005,
Truin 2005, Stürzenbaum 2006, Momeni 2006). Da die Migration in den meisten
wohlhabenden europäischen Staaten in den letzten Jahren stark zugenommen hat und
auch in naher Zukunft noch zunehmen wird, befürchten Kariesepidemiologen wieder
einen Anstieg der Kariesprävalenz bei Kindern und Heranwachsenden (Marthaler 2004).
Daher steht „Dental Public Health“ auch vor der Aufgabe, Migrantinnen und Migranten
in die gesundheitsfördernden Programme mit einzubeziehen. Das bedeutet gleichzeitig, dass Kariesepidemiologie (Zahnstatuserhebungen) ein wichtiger Teil von „Dental
Public Health“ ist. Die Planung neuer Präventionsprogramme erfordert eine einwandfreie Interpretation epidemiologischer Kariesdaten. Migrationsstatus (Anteil an Migranten), Herkunftsland von Migrantinnen und Migranten sowie die Dauer des Aufenthaltes
im Einwanderungsland sind zu berücksichtigende Faktoren.
Im Rahmen der Zahnstatuserhebung 2006 (bei Sechsjährigen) wurde – zum ersten Mal
in Österreich – auch die Zahngesundheit von Kindern mit Migrationshintergrund
untersucht (ÖBIG 2007). Seither ist dieser Aspekt fester Bestandteil der GÖG/ÖBIGZahnstatuserhebungen (ÖBIG 2008).
Die WHO definierte neben den Sechs- und Zwölfjährigen auch die Achtzehnjährigen als
Indexgruppe. In diesem Alter ist der Gebisswechsel bereits seit einigen Jahren abgeschlossen und das „jugendliche bleibende Gebiss“ ist dem Angriff zahnschädigender
Säuren der Mundhöhle permanent ausgeliefert. Untersuchungen bei Achtzehnjährigen
sollen zeigen, ob der Zahngesundheits-Unterricht im Kindes- und Jugendalter das
Verhalten der Kinder soweit beeinflussen konnte, dass die erlernten Maßnahmen
nachhaltig positiv wirken. Die Untersuchungsdaten der Achtzehnjährigen ermöglichen
Kapitel 2 / Studiendesign und Methodik
3
außerdem eine Einschätzung der Zahngesundheit in Erwachsenengruppen („reifes
bleibendes Gebiss“).
2.2 Stichprobe
Die Stichprobe wurde mithilfe der WHO-Pathfinder-Methode bestimmt. Dieses Ziehungsverfahren gewährleistet trotz einer relativ kleinen Stichprobengröße die Repräsentativität der Stichprobe (WHO 1999). Die Anzahl von 500 Probandinnen und Probanden stellt eine für Gesamtösterreich repräsentative Stichprobengröße dar. Die
Stichprobe wird in zwei Schritten gezogen: Zuerst werden die Erhebungsorte ausgewählt und dann erfolgt die Ziehung der pro Erhebungsort benötigten jungen Frauen
und Männer. Die Teilnahme an der Untersuchung ist freiwillig und nur mit schriftlicher
Zustimmung der Probandinnen und Probanden möglich (d. h. es ist in Betracht zu
ziehen, dass Jugendliche mit besonders schlechten Zähnen aus Scham der Untersuchung nicht zustimmten).
Auswahl der Erhebungsorte sowie der Probanden
Die Achtzehnjährigen wurden über das Schulsystem und die AMS-Stellen (Arbeitsmarktservicestellen) aufgesucht. Unter Berücksichtigung der Verteilung dieser Altersgruppe im gesamten Bundesgebiet musste pro Bundesland und Schultyp sowie pro
Erhebungsort eine bestimmte Anzahl an Probandinnen und Probanden untersucht
werden (18 Personen). Bei der Ziehung der Erhebungsorte bediente man sich der
Website des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur (www.schule.at – alle
Schulen Österreichs mit Adressen und Telefonnummern usw. nach Bundesland) bzw.
der Website des Österreichischen Arbeitsmarktservice (www.ams.at). Insgesamt fielen
33 über ganz Österreich verteilte Erhebungsorte in die Ziehung. Dabei wurden Allgemeinbildende Höhere Schulen (AHS), Berufsbildende Höhere Schulen (BHS), Berufsschulen (BS) und AMS-Stellen (AMS) nach dem „Schneeballverfahren“ (zufällig getroffen)
ausgewählt. Auswahlkriterien für die Schulen waren Anzahl und Größe von Klassen
bzw. die Geschlechterverteilung in der vorgesehenen Altersgruppe sowie eine bevölkerungsrepräsentative Mischung aus AHS, BHS sowie BS und AMS.
Nach der Vorauswahl der Schulen informierte man die Landesschulrätinnen und
Landesschulräte aller neun Bundesländer und bat sie um ihr Einverständnis. Danach
wurde telefonisch und schriftlich mit den jeweiligen Schuldirektionen Kontakt aufgenommen. Erfolgte eine Zustimmung, erhielten die Schulen per Postweg ergänzende,
informative Unterlagen. Die zuständigen Administratoren und Lehrkräfte der ausgewählten Schulen bekamen eine genaue Beschreibung des Ablaufes der Erhebung. Den
Schülerinnen und Schülern in der entsprechenden Altersgruppe wurden Informationsblätter über den Zweck der Erhebung beigelegt. Die Ziehung der Probandinnen und
4
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
Probanden erfolgte am Untersuchungstag. Dazu übergaben die Direktoren bzw. die
Direktorinnen dem Untersuchungsteam zuerst eine vorbereitete Namenliste mit
Klassenzugehörigkeit aller in Frage kommenden Achtzehnjährigen in der Schule. Aus
dieser Liste wählte das Untersuchungsteam die für die Erhebung notwendige Stichprobe an Schülerinnen und Schülern zufällig aus. Dabei musste auf die Parität der Geschlechter sowie auf einen bestimmten Anteil an Jugendlichen mit Migrationshintergrund geachtet werden.
Die Genehmigung zur Durchführung der Erhebung in den AMS-Stellen wurde zuerst
telefonisch von der jeweiligen Landesstellenleitung eingeholt. Die Erhebung wurde mit
der zuständigen Servicestellenleitung koordiniert.
Darstellung der Stichprobe
Insgesamt beteiligten sich 526 Jugendliche an der Erhebung. Wie sich das Studiensample nach den soziodemografischen Merkmalen verteilt, zeigt die Tabelle 2.1.
Tabelle 2.1:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Bundesstichprobenziehung
Stichprobenmerkmale
Stichprobengröße
n
%
Gesamt
526
100
Männlich
278
53
Weiblich
248
47
Jugendliche ohne Migrationshintergrund (ohne Mig)
446
85
Jugendliche mit Migrationshintergrund (Mig)
80
15
Jugendliche mit Eltern mit Matura
223
42
Jugendliche mit Eltern ohne Matura
303
58
AHS/BHS-Schüler/innen
328
62
Lehrlinge/Beschäftigungslose (BS/AMS)
198
38
West-Österreich
105
20
Ost-Österreich
421
80
Quelle: GÖG/ÖBIG
Alter der Probandinnen und Probanden
Die Probandinnen und Probanden hatten das 17. Lebensjahr bereits vollendet, das
19. Lebensjahr noch nicht erreicht.
Kapitel 2 / Studiendesign und Methodik
5
Migrationsstatus
80 Jugendliche (rund 15 %) weisen einen Migrationshintergrund auf. Dies sind jene
erhobenen Jugendlichen, die nicht in Österreich geboren wurden (Migranten/Migrantinnen der ersten Generation) oder die einen Elternteil haben, der nicht in
Österreich geboren wurde (Migranten/Migrantinnen der zweiten Generation). Da die
Untersuchungsgruppe mit Migrationshintergrund relativ klein ist, sind innerhalb dieser
Subgruppe detaillierte Analysen nicht möglich.
Sozioökonomischer Hintergrund – Ausbildung und Beschäftigung
Karies ist erwiesenermaßen mit typischen Verhaltensmustern verbunden. Da einige
Verhaltensweisen in bestimmten Sozialschichten bzw. Familien gehäuft vorkommen, ist
in der Regel ein Zusammenhang zwischen sozioökonomisch bestimmter Lebensweise
und dem Kariesbefall festzustellen (DMS III 1999). In der vorliegenden Untersuchung
repräsentierten der Bildungsstatus der Eltern (mindestens ein Elternteil mit Matura,
kein Elternteil hat maturiert) und der besuchte Schultypus der Jugendlichen den
sozioökonomischen Status. Die vorliegende Stichprobe umfasst Schüler/innen von AHS
und BHS, Lehrlinge in Berufsschulen und Arbeiter/innen mit bzw. ohne Arbeitsverhältnis.
2.3 Untersuchungsdesign
Die Auswahl und Definition der Untersuchungsvariablen erfolgte nach internationalen
Richtlinien (WHO 1999, ICDAS II 2005, EGOHID 2008). Soziodemografische Parameter
(Wohnort, Alter, Migrationshintergrund usw.) wurden von den jungen Frauen und
Männern erfragt. Zudem beantworteten die Probanden und Probandinnen auch Fragen
zur praktizierten Mundgesundheitspflege.
Der klinische (zahnmedizinische) Untersuchungsteil bestand in der Beurteilung des
Zahnfleisches (Gingivitiszeichen, Zahnfleischtaschen, Zahnstein sichtbar), einer Bewertung des Kariesaufkommens und einer kieferorthopädischen Begutachtung (Kieferlagebeziehung, Bisslage, Platzverhältnisse etc.).
2.3.1 Kariesbefundung
Die Kariesprävalenz (der Kariesbefall) wird international in DMFT/dmft- und
DMFS/dmfs-Werten ausgedrückt. Mit Großschreibung der Indexbezeichnung sind die
Werte im bleibenden Gebiss gemeint, mit Kleinschreibung jene im Milchgebiss. Der
6
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
Buchstabe T/t (Tooth) bezieht sich auf den ganzen Zahn als Bewertungseinheit, der
Buchstabe S/s (Surfaces) verdeutlicht, dass jede einzelne Zahnfläche bewertet wird.
Der DMFT-Index stellt die Summe der kariösen (decayed), gezogenen (missing) und
gefüllten (filled) Zähne (teeth) im bleibenden Gebiss pro Person dar. Der DMFS-Index
zeigt die Summe der kariösen, gezogenen und gefüllten Zahnflächen (surfaces) des
bleibenden Gebisses pro Person.
Um den Grad der kariösen Veränderung eines Zahnes bzw. einer Zahnfläche darzustellen, findet nach WHO-Methodik folgende Schreibweise Verwendung: D0 = gesunde
Zahnoberfläche; D1 = opak oder braun verfärbte Schmelzoberfläche, das bedeutet
inaktive, reversible Schmelzkaries; D2 = sichtbarer Schmelzdefekt, der auf den Schmelz
beschränkt ist; D3 = Defekt, der ins Dentin reicht (Kavität), es besteht unbedingter
Füllungsbedarf (vgl. Tabelle 2.2).
In den D3MF/S-Index gehen nur die irreversiblen kariösen Defekte ein. D1 und D2
gelten noch als reversible Veränderungen. Zwar werden dabei auch bereits kariöse
Schäden registriert, diese sind bei entsprechender Behandlung (z. B. durch lokale
Fluoridanwendung, erweiterte Versiegelung etc.) jedoch reversibel (Pitts 2005). Werden
Kategorien gemeinsam ausgewertet, so wird dies z. B. als D1+2 oder D1+2+3 gekennzeichnet.
Die Befundung von Karies erfolgt nach den Kriterien des ICDAS II (International Caries
Detection and Assessment System, www.dundee.ac.uk/dhsru/news/icdas.html 2005).
Mit den von internationalen Kariesepidemiologen neu entwickelten ICDASStandardcodes werden die verschiedenen Stadien des Kariesbefalls (stages) visuell
einheitlich bewertet. Somit ist die Basis geschaffen, Kariesdaten international zu
vergleichen und zu vernetzen. Die ICDAS-II-Scores (Kariesdiagnosen) reichen in
Abhängigkeit des Kariesschweregrades (Eindringungstiefe in die Zahnschichten) von
0 bis 6 (vgl. Tabelle 2.4). In Tabelle 2.4 sind auch die Behandlungsmethoden angeführt, die die einzelnen ICDAS-Scores erfordern. Tabelle 2.3 veranschaulicht die
Einordnung der neuen ICDAS-Scores in das WHO-DMF/dmf-System. Danach entsprechen die ICDAS-Scores 3, 4, 5 und 6 dem WHO-Kriterium D3/d3 (füllungsbedürftige
Karies) und fließen somit in die Berechnung des D3MFT/d3mft-Indexwertes ein.
Die Dokumentation der Kariesdaten erfolgt durch Bewertung der einzelnen Zahnflächen. Die Seitenzähne (Vormahlzähne und Mahlzähne) werden anhand von fünf
Flächen bewertet, die Frontzähne (Schneidezähne und Eckzähne) anhand von vier
Flächen. In der vorliegenden Untersuchung wurden alle Zahnflächen des Gebisses nach
den in Tabelle 2.4 angeführten Diagnosekriterien bewertet.
Kapitel 2 / Studiendesign und Methodik
7
Um den DMFT-Index pro Person zu berechnen, mussten die Flächen-Diagnosen
(vgl. Tabelle 2.3) zu einem Wert für den ganzen Zahn aggregiert werden. Dabei wurde
wie in der Tabelle 2.4 dargestellten Weise vorgegangen.
Tabelle 2.2:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Kariesdiagnosen
Kariesdiagnose
Anmerkungen
Gesund
D0
Verfärbter Zahnschmelz
D1
Kariöser Schmelzdefekt
D2
Kavität, Behandlungsbedarf
D3 (decayed)
Füllung
F (filled)
Traumatisiert
T
Nicht bewertbar*
Zahn fehlt wegen Karies
M (missing)
Zahn fehlt aus anderem Grund
Minimal invasive Füllung**
F (filled)
Versiegelung
*
Nicht bewertbar war eine Zahnfläche, wenn z. B. infolge einer festsitzenden kieferorthopädischen Apparatur
die Fläche nicht vollständig einsichtig war.
**
Eine minimal invasive Füllung ist eine sehr kleine Restauration der Kaufläche eines Backenzahnes wie z. B.
die erweiterte Fissurenversiegelung oder das Grübchen.
Quelle: GÖG/ÖBIG, WHO
Tabelle 2.3:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Einordnung der ICDAS-Scores in das
DMF-System
Kariesdiagnose
DMF-System
ICDAS-Score
Gesund
D0
0
Reversible inaktive Schmelzkaries, Verfärbung
D1
1 bzw. 2
Mikrokavität (Schmelzdefekt 0,5 mm Durchmesser, Sonde steckt)
D3
3
Dunkel durchscheinender Dentinschatten
D3, D4
4
Eindeutige einflächige Kavität
D3, D4
5
Mehrflächige Kavität
D3, D4
6
Quelle: GÖG/ÖBIG, WHO, Arbeitsgruppe ICDAS
8
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
Tabelle 2.4:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährigen – ICDAS II (International Caries Detection
and Assessment System) und erforderliche Behandlung
ICDAS-Scores
0
1
2
3
4
5
6
Diagnosen
Erforderliche Behandlung
Keine kariöse Veränderung; gesund
Kariös verfärbte aber nicht defekte Schmelzoberfläche; ganz oberflächliche Schmelzkaries, Verfärbung ist nur nach Lufttrocknen
sichtbar
Kariös verfärbte aber nicht defekte Schmelzoberfläche; oberflächliche Schmelzkaries,
eindeutige Verfärbung, ohne Lufttrocknen
sichtbar
Ganz kleiner Schmelzdefekt (tiefe Schmelzkaries; WHO-Sonde steckt; die darunter
liegende Dentinschicht ist betroffen),
Mikrokavität
Durchscheinender dunkler Schatten im
Dentin (underlying grey shadow from dentin)
keine Behandlung notwendig
lokale Fluoridierung; abwarten und
kontrollieren
Eindeutige Kavität (eindeutiges Loch bis ins
Dentin reichend, die WHO-Sonde ist frei
beweglich)
Mehrflächige Kavität mit sichtbarem Dentin
(Extensiv Cavity)
herkömmliche Einflächen-Füllung
lokale Fluoridierung; abwarten und
kontrollieren
minimal invasive Füllung; (erweiterte
Fissurenversiegelung)
Füllung
Höckerdeckung, Onlay oder Krone ist
notwendig
Die ICDAS-Scores 1 und 2 bedeuten unterschiedliche Stufen von oberflächlicher Schmelzkaries, wobei
Score 1 eine sichtbare Schmelzverfärbung nach Lufttrocknen des Zahnes darstellt, während Score 2 eine
sichtbare Schmelzverfärbung ohne Lufttrocknen des Zahnes bedeutet.
1
Quelle: GÖG/ÖBIG
Tabelle 2.5:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Vorgehensweise bei Aggregierung von
Flächendiagnosen zu Zahnwerten
Zahn-Wert1
D0
Wenn alle Flächen eines Zahnes mit D0 bewertet wurden.
D1
Wenn mindestens eine Fläche mit D1 und alle anderen mit D0 bewertet wurden.
D2
Wenn mindestens eine Fläche mit D2 und alle anderen mit D0 oder D1 bewertet wurden.
D3
Wenn mindestens eine Fläche mit D3 bewertet wurde – d. h. die behandlungsbedürftige
Dentinkaries wird höher bewertet als alle anderen Kategorien, da sie im Sinne des
Kariesindex die „gravierendste“ Diagnose darstellt.
F
Wenn mindestens eine Fläche mit F, alle anderen mit D0, D1, oder D2, aber keine Fläche
mit D3 bewertet wurde (da eine gefüllte Fläche einmal kariös war, wird eine Füllung
„schwerer“ als eine Verfärbung oder eine Schmelzkaries eingestuft).
M
1
Flächenwerte
Der bleibende Zahn fehlt wegen Karies, d. h. alle Flächen wurden mit M bewertet.
Alle anderen Diagnosen (Zahn fehlt aus anderem Grund, versiegelte Fläche, nicht bewertbare Fläche,
traumatisierte Fläche usw.) gehen nicht in den Kariesindex (D3MF) ein.
Quelle: GÖG/ÖBIG
Kapitel 2 / Studiendesign und Methodik
9
2.3.2 Vitalität
Die Zähne von Achtzehnjährigen werden entsprechend den Empfehlungen der WHO
auch auf ihre Vitalität untersucht. Der Vitalitätstest ist eigentlich eine Sensibilitätsprüfung (Städtler 1994). Man testet die Nervenfunktion des Zahnes. Ein Zahn, dessen Nerv
(Pulpa) gesund ist, reagiert auf thermische Einwirkungen mit Schmerzempfindung.
Beim Vitalitätstest (Kältetest) sprüht der Zahnarzt bzw. die Zahnärztin Kohlensäureschnee (-72 Grad Celsius) auf ein Wattepellet („Tüpferchen“) und berührt damit den zu
prüfenden Zahn wurzelnah. Verspürt der Proband dabei eine unangenehme kalte
Empfindung, so ist der geprüfte Zahn vital, das heißt der Vitalitätstest ist positiv.
Devitale Zähne (Sensibilitätstest ist negativ) entstehen, wenn das Zahnmark (Pulpa)
durch eine Entzündung (z. B. infolge tiefgehender Karies oder eines Traumas) irreversibel geschädigt ist. In einem solchen Fall muss die Zahnärztin / der Zahnarzt zuerst
den betroffenen Nerv (Pulpa) ziehen und den Zahn anschließend „wurzelbehandeln“.
2.3.3 Community Periodontal Index (CPI)
Der CPI eignet sich zur Befundung parodontaler Schäden vor allem für epidemiologische Zwecke (Hellwege 1999). Er beurteilt die Blutungsneigung des Zahnfleisches und
misst die Zahnfleischtaschentiefe sowie das Vorhandensein von harten Zahnbelägen
(Zahnstein). Die CPI-Befundung wird mittels WHO-CPI–Sonde und Mundspiegel an allen
Zähnen der Sextanten durchgeführt. Wird an Zähnen eines Sextanten ein pathologischer Befund (CPI > 0) festgestellt, so wird der gesamte entsprechende Sextant mit
dem jeweils am höchsten diagnostizierten Befundungsgrad (vgl. Tabelle 2.6) bewertet.
Tabelle 2.6:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Community Periodontal Index (CPI) –
Bewertungsgrade
Definition – Anmerkungen
Gesund
Befundungsgrade
0
Bluten beobachtet
1
Zahnstein (calculus) entdeckt
2
Zahnfleischtasche 4–5 mm
3
Zahnfleischtasche 6 mm und mehr
4
Quelle: GÖG/ÖBIG
10
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
2.3.4 Kieferorthopädische (KFO-) Untersuchung
Gebissanomalien beeinträchtigen, abhängig von ihrem Schweregrad, die Gebisserhaltung und -funktion. Sie stören die Sprache und die Gesichtsästhetik und führen zu
psychischen Belastungen. Abweichungen und Fehlstellungen des Kauorgans begünstigen darüber hinaus das Entstehen von Karies und Zahnbetterkrankungen. Dabei
erweisen sich die Nischen zwischen schief stehenden und gekippten Zähnen als ideale
„Wachstumsstätte“ für die Plaque. Aufgrund der großen Bedeutung der Gebissstrukturen für die Lebensqualität kommt dem rechtzeitigen Erkennen und der Versorgung von
Gebissanomalien eine wichtige Rolle zu (Borutta 1995). Die meisten Gebissfehlstellungen (z. B. bei Kreuzbiss oder verkehrtem Überbiss usw.) können während der Körperwachstumsphase erfolgreich behandelt werden (am wirkungsvollsten sind kieferorthopädische Korrekturen zwischen dem achten und dem achtzehnten Lebensjahr). Aus
diesem Grunde wurde eine kieferorthopädische Begutachtung als wichtige Ergänzung
in das zahnmedizinische Untersuchungskonzept aufgenommen. Auch die WHO sieht
bei den Achtzehnjährigen eine kieferorthopädische Untersuchung vor (WHO, Oral
Health Surveys 1999). Die kieferorthopädischen Befunde wurden unter Zuhilfenahme
der Mess-Skala der CPI-Sonde rein visuell (mit freiem Auge) nach in Tabelle 2.7
angeführten Parametern erstellt.
Kapitel 2 / Studiendesign und Methodik
11
Tabelle 2.7:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – KFO-Diagnosen
Gebissanomalie
Möglichkeit
Crowding in Frontzahnsegmenten
(Frontzahn-Engstand)
Spacing in Frontzahnsegmenten
(Lücken zwischen den Zähnen)
Diastema
(= Lücken zwischen den oberen zentralen Frontzähnen)
Oberkiefer Irregularität
(Unregelmäßigkeiten des Oberkieferzahnbogens im
Frontzahnbereich)
Unterkiefer Irregularität
(Unregelmäßigkeiten des Unterkieferzahnbogens im
Frontzahnbereich)
Oberkiefer overjet
(wenn in horizontaler Richtung der Oberkiefer über den
Unterkiefer vorsteht; gemessen an den Frontzähnen)
Unterkiefer overjet
(verkehrter Frontzahnüberbiss)
Offener Biss
Molarrelation
(Bisslage bezogen auf 6er-Molaren)
Ja/Nein
Ja/Nein
Ja/Nein
Ja/Nein
Ja/Nein
Ausmaß in Millimeter
(2 mm entsprechen dem regulären Frontzahnüberbiss)
Ausmaß in Millimeter
Ja/Nein
Normal
Half cusp (der untere Molar ist um einen
Zahnhöcker mesial oder distal verschoben)
Full cusp (der untere Molar ist um zwei oder
mehr Zahnhöcker mesial oder distal verschoben)
Quelle: GÖG/ÖBIG
Die kieferorthopädischen Befunde wurden bei maximaler Inkuspitation (die Zahnreihen
des Oberkiefers beißt auf die gegenüberliegenden Zähne des Unterkiefers) rein visuell
(mit dem Auge) nach in Tabelle 2.7 angeführten Diagnosen erstellt.
2.4 Untersuchungsablauf
Die Untersuchungen erfolgten zwischen November 2008 und März 2009. Vorher führte
Herr Univ.-Prof. Dr. Peter Städtler eine eintägige Kalibrierung des Untersuchungsteams
durch.
Ein Erhebungstag in den Schulen lief folgendermaßen ab:
Zuerst begleitete die Direktorin bzw. der Direktor der Schule das Erhebungsteam zum
Untersuchungszimmer (Schularztzimmer oder eine sonstige Räumlichkeit) und übergab
die Liste mit den Namen und der Klassenzugehörigkeit aller für die Untersuchung in
Frage kommenden Schüler/innen. Aus dieser Liste zog das Untersuchungsteam die für
12
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
die Erhebung benötigte Probandenstichprobe nach dem Zufallsprinzip (unter Berücksichtigung der Geschlechterparität und eines bestimmten Anteils an Personen mit
Migrationshintergrund). Pro Schule wurden insgesamt achtzehn junge Frauen und
Männer für die Erhebung ausgewählt.
In den meisten Schulen forderte die Direktion die ersten drei ausgewählten Probandinnen und Probanden auf (meist über Lautsprecher) in das Untersuchungszimmer zu
kommen. Die jeweils erhobene Person kehrte nach der Untersuchung wieder in das
Klassenzimmer zurück und schickte die jeweils nächste Probandin oder den Probanden
in das Untersuchungszimmer usw. Vor der Befragung und zahnmedizinscher Untersuchung gaben die jungen Menschen durch ihre Unterschrift ihr Einverständnis zur
Teilnahme.
Die klinische Begutachtung erfolgte rein visuell (mit dem Auge) mit Hilfe der WHOSonde und Mundspiegel unter standardisierter Beleuchtung (Kaltlichtlampe). Die
Probandinnen und Probanden lagen während der Untersuchung am Rücken auf einem
Untersuchungsbett. Zuerst führte die Untersucherin den Sensibilitätstest an allen
vorhandenen Zähnen durch. Dann tastete die Medizinerin mit Hilfe eines Mundspiegels
und der WHO-Sonde jede Zahnfläche des Gebisses ab und bewertete sie nach Kariesdiagnosekriterien (ICDAS II vgl. Punkt 2.3.1). Danach bewertete sie das Parodont (Zahnbett) mit der CPI-Sonde nach in Punkt 2.3.3 angeführten Diagnosekriterien. Abschließend begutachtete die Untersucherin die Gebisse nach kieferorthopädischen Parametern (Crowding, Spacing, Diastema, Irregularitäten der Zahnbögen, Overbite und
Overjet sowie die Molarrelation (vgl. Punkt 2.3.4). Bestand Behandlungsbedarf, wurde
dies dem/der Untersuchten mitgeteilt bzw. es wurde der Besuch einer Zahnarztpraxis
empfohlen. Die Dateneingabeperson speicherte die Befunde vor Ort in einer AccessDatenbank.
Arbeitsuchende Jugendliche wurden in zwei Servicestellen des AMS (Wien und Linz)
angesprochen und zur Teilnahme aufgefordert, um auch einen bestimmten Anteil an
Beschäftigungslosen in der Stichprobe zu erhalten. Die Motivation der Jugendlichen an
den AMS-Stellen gestaltete sich jedoch äußerst schwierig, sodass sich letztlich insgesamt nur neun Personen zur Untersuchung bereit erklärten.
Zur Überprüfung der Befund-Genauigkeit war vorgesehen, eine zufällig ausgewählte
Person ein zweites Mal zu untersuchen. Diese Doppeluntersuchungen waren aber aus
unterrichtstechnischen Gründen meist nicht möglich. In vorangegangenen Erhebungsjahren erreichten die Doppeluntersuchungen einen Übereinstimmungswert über
95 Prozent (Kappa 0,95).
Kapitel 2 / Studiendesign und Methodik
13
3 Ergebnisse
In die folgende Ergebnisanalyse flossen die Daten von 526 jungen Frauen und Männern
ein. Wie sich die Untersuchten nach Geschlecht und Sozialindikatoren (Ausbildung der
Eltern, derzeitige Beschäftigung der Probandinnen und Probanden, Migrationsstatus,
Wohnregion) verteilen, ist aus Tabelle 2.1 ersichtlich.
Der Zahnzustand der 18-Jährigen ist nach dem Geschlecht, Migrationsstatus, Ausbildung der Eltern bzw. Schultypus oder Beschäftigung der Jugendlichen und nach
Wohnregion (West-Österreich, Ost-Österreich) beschrieben. Dabei werden folgende
Abkürzungen verwendet: ohne Mig für Personen ohne Migrationshintergrund, Mig für
Personen mit Migrationshintergrund, ohne Matura für Jugendliche von Eltern ohne
Matura, mit Matura für Jugendliche von Eltern mit Matura, AHS und BHS für Schüler/innen, BS für Lehrlinge und AMS für arbeitslose Jugendliche. Zudem fasst dieses
Kapitel die Antworten der untersuchten Achtzehnjährigen hinsichtlich ihres Mundgesundheitsverhaltens zusammen.
3.1 WHO-Ziele
Das WHO-Ziel fokussiert in der Altersgruppe der Achtzehnjährigen nicht mehr auf das
Ausmaß von Karies, sondern auf die Vollzähligkeit und die Funktionalität des Gebisses
(physiologische Okklusion): Achtzehnjährige sollen über ein vollzähliges eigenes
Gebiss verfügen. Das bedeutet, dass noch kein Zahn wegen Karies extrahiert wurde
und der MT-Index-Wert Null ergibt. Ein vollzähliges natürliches Gebiss weist 28 eigene
Zähne (ohne Weisheitszähne) mit 128 Flächen auf (zwölf Frontzähne mit je vier Flächen, acht Vormahlzähne mit je fünf Flächen und acht Mahlzähne mit je fünf Flächen).
97 Prozent der Untersuchten (häufiger Mädchen als Burschen vgl. Tabelle 3.1) weisen
noch alle 28 eigenen Zähne auf. Jene drei Prozent der erhobenen Jugendlichen, die
nicht mehr über 28 eigene Zähne verfügen, verloren zum größten Teil nur einen Zahn
aufgrund von Karies (vgl.Tabelle 3.1).
Zahnverlust wegen Karies korriliert mit dem Geschlecht, dem Migrationsstatus
(vgl.Tabelle 3.2), der Bildung der Eltern (vgl. Tabelle 3.3) und der Beschäftigung der
Jugendlichen (vgl.Tabelle 3.4) sowie der regionalen Lage (vgl. Tabelle 3.5). Die sozioökonomischen Merkmale Migrationshintergrund und niederer Bildungsstatus sind mit
einem erhöhten kariesbedingten Zahnverlust verbunden und Jugendliche aus ostösterreichischen Wohngebieten verfügen weniger häufig über ein vollzähliges eigenes
Gebiss als jene aus West-Österreich. Diesen Gruppen der jungen Menschen musste
14
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
überdurchschnittlich häufig bereits mehr als ein Zahn wegen Karies gezogen werden
(vgl. Tabelle 3.2 bis Tabelle 3.5).
Im Durchschnitt verloren die untersuchten Achtzehnjährigen 0,05 bleibende Zähne
(MT = 0,05; vgl. Tabelle 3.1), weil diese in größerem Ausmaß kariös und deshalb nicht
mehr erhaltungswürdig waren.
Für eine ausreichende Kauleistung ist notwendig, dass sich die Zähne der Kieferbögen
(Oberkiefer und Unterkiefer) geschlossen aneinander reihen und jeder Oberkieferzahn
auf seinen entsprechenden Unterkieferzahn (Antagonist) beißt. Diese Gebisskonstellation nennen Zahnmediziner physiologische Okklusion. Alle Zähne des Gebisses müssen
bei den Kaubewegungen gut abgestützt sein. Zahnlücken im Mittelbereich der Kieferbögen (Schaltlücken) gewährleisten keine einwandfreie Gebissfunktion und sie beeinträchtigen die Nahrungsaufnahme. Zahnlücken im Frontbereich des Gebisses beeinträchtigen zudem die Gesichtsästhetik und mindern das Selbstwertgefühl einer Person.
Sind in einem bleibenden Gebiss aber mindestens 20 eigene Zähne (10 Antagonistenpaare) verfügbar und grenzen diese lückenlos aneinander, so akzeptieren einige
zahnmedizinische Wissenschaftler diese Gebisskonstellation, nach dem Konzept der
verkürzten Zahnreihe, bereits als funktionsfähiges Gebiss (Witter 1999). Nach diesen
Kriterien verfügen nahezu alle erhobenen Achtzehnjährigen über ein Gebiss mit
ausreichender Kauleistung (es sind 99 % der Burschen und 100 % der Mädchen).
Tabelle 3.1:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Geschlecht (in Prozent) und Anzahl
wegen Karies fehlender Zähne
Anzahl fehlender Zähne
pro Gebiss
Alle Jugendlichen
%
Mädchen
%
Burschen
%
0
97
98
96
1
1,9
1,6
2,2
Mehr als ein Zahn fehlt
1,1
0,4
1,8
Alle Zähne fehlen
0
0
0
MT-Mittelwert
0,05
0,03
0,06
Quelle: GÖG/ÖBIG
Kapitel 3 / Ergebnisse
15
Tabelle 3.2:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Migrationsstatus (in Prozent) und Anzahl
wegen Karies fehlender Zähne
Anzahl fehlender Zähne
pro Gebiss
Alle Jugendlichen
%
Ohne Mig
%
Mig
%
0
97
97,1
96,3
1
1,9
2,2
0
Mehr als ein Zahn fehlt
1,1
0,7
3,8
Alle Zähne fehlen
0
0
0
MT-Mittelwert
0,05
0,04
0,10
Quelle: GÖG/ÖBIG
Tabelle 3.3:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Bildung der Eltern (in Prozent) und
Anzahl wegen Karies fehlender Zähne
Anzahl fehlender Zähne
pro Gebiss
Alle Jugendlichen
%
Eltern mit Matura1
%
0
97
98,2
96
1
1,9
1,3
2,3
Mehr als ein Zahn fehlt
1,1
0,4
1,7
Alle Zähne fehlen
0
0
0
MT-Mittelwert
0,05
0,02
0,07
1
Schüler/innen von Eltern mit Matura
2
Schüler/innen von Eltern ohne Matura
Eltern ohne Matura2
%
Quelle: GÖG/ÖBIG
Tabelle 3.4:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Bildung (in Prozent) und Anzahl wegen
Karies fehlender Zähne
Anzahl fehlender Zähne
pro Gebiss
Alle Jugendlichen
%
Schüler/Schülerinnen1
Lehre/AMS2
0
97
98,8
93,9
%
%
1
1,9
0,3
4,5
Mehr als ein Zahn fehlt
1,1
0,9
1,5
Alle Zähne fehlen
0
0
0
MT-Mittelwert
0,05
0,03
0,08
1
AHS bzw. BHS-Schülerinnen und Schüler
2
Lehrlinge und Arbeitslose
Quelle: GÖG/ÖBIG
16
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
Tabelle 3.5:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Wohnregion (in Prozent) und Anzahl
wegen Karies fehlender Zähne
Anzahl fehlender Zähne
pro Gebiss
Alle Jugendlichen
%
West-Österreich
%
Ost-Österreich
%
0
97
99
96,4
1
1,9
1,0
2,1
Mehr als ein Zahn fehlt
1,1
0
1,4
Alle Zähne fehlen
0
0
0
MT-Mittelwert
0,05
0,01
0,06
Quelle: GÖG/ÖBIG
3.2 Karies
Über die Überprüfung der WHO-Vorgabe hinaus, interessiert vor allem auch das
Ausmaß der Kariesverbreitung unter den Achtzehnjährigen. Kariesepidemiologische
Ergebnisse in dieser Altersgruppe zeigen, ob die oralprophylaktische Erziehung im
Kindesalter (Gruppenprophylaxe in den Kindergärten und Volksschulen) auch nachhaltig zielführend ist.
Zur Vergleichbarkeit wird das Ausmaß der kariösen Erkrankung anhand international
gebräuchlicher Begriffe dargestellt. Dabei beschreibt die Kariesmorbidität (Kariesverbreitung) jenen Prozentanteil an Individuen mit mindestens einer akut kariösen
Zahnfläche. Die Kariesprävalenz (Kariesbefall) stellt die Summe der durch Karies
geschädigten Zähne bzw. Zahnflächen pro Gebiss dar und wird in DMF-Indexwerten
ausgedrückt (siehe Punkt 2.3.1).
Laut WHO-Richtlinien gelten jene Personen als kariesfrei (no obvious decay experience), deren Gebiss gegenwärtig keinen aktiv (füllungsbedürftigen) kariösen Defekt
(D3T= 0) aufweist. Zudem darf kein Zahn gefüllt sein (FT = 0) und es darf auch kein
Zahn aus kariösen Gründen fehlen (MT = 0).
Ein „völlig gesundes Gebiss“ haben Menschen, die in ihrem Leben noch nie Karies
hatten. Ihre Zähne dürfen auch keine kariösen Frühläsionen aufweisen (D1,2,3T = 0,
MT = 0, FT = 0).
Personen mit Karieserfahrung (obvious decay experience) sind jene, deren Zähne
entweder gegenwärtig aktiv kariös sind (D3T > 0) oder früher kariös waren, inzwischen
aber gefüllt wurden (FT > 0), oder wenn schon Zähne wegen Karies gezogen wurden
(MT > 0).
Kapitel 3 / Ergebnisse
17
Personen mit mindestens einem sichtbaren aktiv kariösen Zahn (D3T > 0, ist Kavität)
gelten als behandlungsbedürftig.
Gebisse, die gegenwärtig nur Füllungen (FT> 0) oder kariesbedingte Zahnlücken
aufweisen (MT > 0), aber keine Kavität oder Sekundärkaries (D3T = 0), gelten als
saniert.
3.2.1 Kariesmorbidität – Anteil kariesfreier Personen
Ein Viertel (25 %) der Achtzehnjährigen ist nach WHO-Definition kariesfrei („no obvious
decay experience“ nach ICDAS II). Diese Menschen zeigen an ihren Zähnen noch keine
kariösen Kavitäten oder Füllungen. Sie weisen auch keine Zahnlücken aufgrund von
Karies auf. Bei ihnen ist der D3MFT-Wert null. Der überwiegende Teil (knapp zwei
Drittel) der kariesfreien Jugendlichen verfügt sogar über völlig gesunde Zähne, ohne
jegliche kariöse Spuren (D1+2+3MFT = 0), während der kleinere Anteil lediglich oberflächliche, reversible Zahnschmelzverfärbungen (D1+2T > 0) an den Zähnen zeigt (vgl.
Abbildung 3.1). Die präventiv ausgerichtete Zahnheilkunde strebt durch lokale Fluoridierungsmaßnahmen an (non invasive Dentistry), die Progression solcher als Kariesvorstufen angesehenen Veränderungen zu verhindern. Ohne entsprechende professionelle
Intervention enstehen aus solchen kariösen Initialläsionen jedoch irreversible füllungsbedürftige Kavitäten (aktive Karies).
Demgegenüber liegt die Kariesmorbidität (propotion with obvious decay experience
nach ICDAS II) bei den Achtzehnjährigen bei 75 Prozent. Bei diesen Jugendlichen ist der
D3MFT-Indexwert größer null (D3MFT > 0). Das bedeutet, dass Ihre Gebisse entweder
füllungsbedürftig sind (Mikrokavitäten oder herkömmliche Kavitäten aufweisen) oder
bereits Füllungen aufweisen oder Zahnlücken zeigen, weil Zähne wegen Karies extrahiert wurden.
Rund 22 Prozent der Untersuchten zeigen in ihren Gebissen lediglich die ganz kleinen
Defekte der Zahnschmelzoberfläche (Mikrokavitäten vgl. Tabelle 3.6). Diese Läsionen
werden nach neuen zahnmedizinischen Erkenntnissen bereits „minimal invasiv“ mit
modernen Füllungsmaterialien versiegelt (minimal invasive Dentistry), da unbehandelt
herkömmliche Kavitäten aus diesen Schäden entstehen. Rund zwölf Prozent der
Jugendlichen leiden an mindestens einer „taditionellen“ Kavität. Solche „Löcher“
bedürfen bereits einer herkömmlichen Kavitätenpräparation, bei der relativ viel gesunde Zahnsubstanz „geopfert“ werden muss (invasiv Dentistry). Nach der neuen ICDAS-IIDiagnostik besteht somit bei rund 34 Prozent der Achtzehnjährigen akuter zahnärztlicher Handlungsbedarf. Demgegenüber sind bei rund 42 Prozent der untersuchten
Personen alle kariösen Defekte zahnmedizinisch saniert (vgl. Abbildung 3.1).
18
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
Im Vergleich zwischen den Geschlechtern gibt es bezüglich Kariesmorbidität geringfügige Unterschiede zugunsten der Mädchen (vgl. hierzu und zu den vorangegangenen
Ausführungen Abbildung 3.1). Mädchen weisen in ihren Gebissen häufiger lediglich
jene ganz kleinen kariösen Defekte auf (Mikrokavitäten kommen bei 24 % der Mädchen
und 20 % der Burschen vor), die noch mit minimal invasiver Behandlung ausreichend
saniert werden können. Bei 16 Prozent der Burschen und acht Prozent der Mädchen ist
die Behandlung der offenen kariösen Zähne nur mit der herkömmlichen Füllungsmethode (große Füllungen) möglich.
Der Zusammenhang zwischen Kariesmorbidität und Migrationsstatus sowie sozioökonomischer Lage, dargestellt durch Bildungsstatus der Eltern und Schultypus bzw. der
derzeitigen Beschäftigung der Probandinnen und Probanden und die Unterschiede nach
Bundesregion sind in Tabelle 3.6 bis Tabelle 3.9 dargestellt.
Mit Migrationshintergrund steigt bei Jugendlichen die Kariesmorbidität (das Kariesrisiko ist um ca. 4 Prozentpunkte erhöht). Überdies leiden Jugendliche mit Migrationshintergrund an viel weniger häufig gefüllten kariösen Zähnen als Jugendliche ohne
Migrationshintergrund (der Unterschied beträgt rund 10 Prozentpunkte; vgl. Tabelle
3.6). Die offenen kariösen Defekte an den Zähnen der Probandinnen und Probanden
mit Migrationshintergrund sind zu einem überdurchschnittlich hohen Prozentanteil
jene kleinen Defekte (Mikrokavitäten), die durch rechtzeitige zahnärztliche Kontrollbesuche mit minimal invasiven Maßnahmen erfolgreich behandelt werden können
(vgl. Tabelle 3.6).
Der Bildungsstatus der Eltern erweist sich erfahrungsgemäß als deutlicher Einflussfaktor auf die Kariesmorbidität und den zahnärztliche Behandlungsbedarf bei Jugendlichen. Das Kariesrisiko steigt um drei Prozentpunkte, wenn die Eltern der Jugendlichen
nicht maturiert haben (vgl. Tabelle 3.7). Auffällig häufiger leiden Jugendliche mit Eltern
ohne Matura im Vergleich zu Jugendlichen von Eltern, die maturiert haben, an offenen
großen (herkömmlichen) Kavitäten.
Die Bildung der Jugendlichen wirkt sich ebenfalls auf das Kariesaufkommen aus (vgl.
Tabelle 3.8). Beschäftigungslose Jugendliche und Lehrlinge leiden unter einer um sechs
Prozentpunkte erhöhten Karieserfahrung, während sich bei den Schülerinnen und
Schülern die Kariesmorbididät um zwei Prozentpunkte vermindert.
Nach Wohnregion betrachtet, zeigt sich auch bei den untersuchten Achtzehnjährigen –
wie schon bei den Sechs- und Zwölfjährigen (ÖBIG 2007 und ÖBIG 2008) – der typische
West-Ost-Unterschied in der Zahngesundheit. In der vorliegenden Erhebung steigt die
Karieshäufigkeit in den ost-österreichischen Wohngebieten im Vergleich zu den westösterreichischen Wohnregionen um zwölf Prozentpunkte (von 66 % auf 78 %; vgl.
Tabelle 3.9). Gegenüber dem österreichischen Durchschnitt steigt die Karieshäufigkeit
Kapitel 3 / Ergebnisse
19
in den östlichen Bundesländern um drei Prozentpunkte, während sie in den westösterreichischen Gebieten um neun Prozentpunkte sinkt.
Abbildung 3.1:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Kariesmorbidität und Kariesdiagnosen
und Geschlecht in Prozent
526 Personen (100 %)
248 Frauen (100 %) und 278 Männer (100 %)
Völlig gesundes Gebiss (D1-3MFT = 0)
15,8 % Personen
16,1 % Frauen und 15,5 % Männer
Veränderungen (D1-3MFT > 0)
84,2 % Personen
83,9 % Frauen und 84,5 % Männer
Kariesvorstufe (D1+2T > 0, D3MFT = 0)1)
Erfahrung mit Karies (D3MFT > 0)
8,7 % Personen
8,9 % Frauen und 8,6 % Männer
75,5 % Personen
75,0 % Frauen und 75,9 % Männer
Behandlungsbedarf
(D3T > 0)
33,9 % Personen
31,9 % Frauen
35,6 % Männer
1
Saniertes Gebiss
(D3T = 0, MFT > 0)
41,6 % Personen
43,1 % Frauen
40,3 % Männer
Nach WHO-Definition kariesfrei
Quelle: GÖG/ÖBIG
20
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
Tabelle 3.6:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Kariesmorbidität und Migrationsstatus in
Prozent
Diagnose
Alle Jugendlichen
Ohne Mig
Mig
16
16
15
9
9
6
Kariesfrei (D3MFT = 0)
25
25
21
Saniert (D3T = 0, MFT > 0)
42
43
36
Mikrokavität1
22
20
31
Nicht saniert2
11
12
12
Völlig gesundes Gebiss
Kariesvorstufe
1
Mikrokavität ist ein ganz kleiner Schmelzdefekt, der mit einer minimal invasiven Füllung (erweiterte
Fissurenversiegelung) behandelt wird.
2
Gebisse bedürfen mindestens einer herkömmlichen Füllung.
Quelle: GÖG/ÖBIG
Tabelle 3.7:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Kariesmorbidität und Bildung der Eltern
in Prozent
Diagnose
Alle Jugendlichen
Eltern mit Matura
Eltern ohne Matura
16
19
13
9
10
8
Kariesfrei (D3MFT = 0)
25
29
21
Saniert (D3T = 0, MFT > 0)
42
43
41
Mikrokavität1
22
21
22
Nicht saniert2
11
7
16
Völlig gesundes Gebiss
Kariesvorstufe
1
Mikrokavität ist ein ganz kleiner Schmelzdefekt, der mit einer minimal invasiven Füllung (erweiterte
Fissurenversiegelung) behandelt wird.
2
Gebisse bedürfen mindestens einer herkömmlichen Füllung.
Quelle: GÖG/ÖBIG
Kapitel 3 / Ergebnisse
21
Tabelle 3.8:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Kariesmorbidität und Bildung in Prozent
Diagnose
Alle Jugendlichen
Schüler/innen
Lehre/AMS
16
16
16
9
11
5
Kariesfrei (D3MFT = 0)
25
27
21
Saniert (D3T = 0, MFT > 0)
42
41
42
Mikrokavität1
22
22
22
Nicht saniert2
11
10
15
Völlig gesundes Gebiss
Kariesvorstufe
1
Mikrokavität ist ein ganz kleiner Schmelzdefekt, der mit einer minimal invasiven Füllung (erweiterte
Fissurenversiegelung) behandelt wird.
2
Gebisse bedürfen mindestens einer herkömmlichen Füllung.
Quelle: GÖG/ÖBIG
Tabelle 3.9:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Kariesmorbidität und Wohnregion in
Prozent
Diagnose
Alle Jugendlichen
West-Österreich
Ost-Österreich
16
27
13
9
7
8
Kariesfrei (D3MFT = 0)
25
34
21
Saniert (D3T = 0, MFT > 0)
42
38
43
Mikrokavität1
22
18
23
Nicht saniert2
11
10
13
Völlig gesundes Gebiss
Kariesvorstufe
1
Die Mikrokavität ist ein ganz kleiner Schmelzdefekt, der mit einer minimal invasiven Füllung (erweiterte
Fissurenversiegelung) behandelt wird.
2
Gebisse bedürfen mindestens einer herkömmlichen Füllung.
Quelle: GÖG/ÖBIG
3.2.2 Kariesprävalenz
Zur statistischen Beschreibung des Kariesbefalls (Kariesprävalenz) wird international
der DMFT-Index herangezogen. Der Index summiert die durch Karies geschädigten
Zähne pro bleibendes Gebiss (vgl. Punkt 2.3.1). Dabei steht „D“ für kariöse (Decayed)
Zähne, „M“ für Zähne, die aufgrund kariöser Zerstörung entfernt wurden (Missing) und
„F“ für gefüllte Zähne (Filled). Bei der Berechnung des DMF-Index werden nur die
wegen Karies gezogenen Zähne als M-Zähne gezählt. Die aus kieferorthopädischer
Indikation entfernten Zähne sind aus dem DMF-Index ausgeschlossen. Auch die im
Rahmen einer Verletzung (Trauma) fehlenden Zähne sind im Index nicht enthalten.
22
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
Kariesprävalenz auf Zahnebene – DMFT-Index
Der DMFT-Index ermittelt den Kariesbefall im bleibenden Gebiss zahnbezogen. Er
dient meist Vergleichszwecken, da weltweit die meisten Untersuchungen nach diesem
Index durchgeführt werden. Die WHO gibt diesem Index besonderes Gewicht: Der
internationale Hauptvergleichswert für den Zahngesundheitszustand der Bevölkerung
eines Landes ist der D3MFT-Wert bei den Zwölfjährigen. Die GÖG/ÖBIG-Untersuchung
der Zwölfjährigen im Jahr 2007 weist einen Wert von 1,4 (WHO-Zielwert bis 2020 ist
1,5) aus.
Für die Achtzehnjährigen wurde in der vorliegenden Untersuchung ein D3MFT-Index
von 3,6 errechnet, wobei erfreulicherweise die gefüllten Zähne den größten Anteil am
D3MFT-Wert ausmachen (der FT-Anteil beträgt 80 %). Der Anteil an füllungsbedürftigen Zähnen (D3T) beträgt 18 Prozent, während die restlichen zwei Prozentanteile am
D3MFT-Index auf wegen Karies extrahierte Zähne (MT) entfallen (vgl. Tabelle 3.10).
Tabelle 3.10:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – DMFT-Index und Geschlecht
Von Karies betroffene Zähne pro Person im Durchschnitt
Diagnose
Alle Jugendlichen
Mädchen
Burschen
Kariöse Zähne (D3T)
0,7
0,6
0,8
Fehlende Zähne (MT)
0,05
0,03
0,06
Gefüllte Zähne (FT)
2,9
2,9
2,9
D3MFT
3,6
3,5
3,8
Zähne mit Verfärbungen (D1+2T)
2,4
2,4
2,4
Quelle: GÖG/ÖBIG
Die Gebisse der jungen Männer sind geringfügig mehr von Karies betroffen als jene
ihrer Altersgenossinnen (vgl. Tabelle 3.10). Dieses Ergebnis weicht von den bisherigen
Beobachtungen ab, nach welchen eher Mädchengebisse im größeren Ausmaß von
Karies geschädigt sind (ÖBIG 2007, ÖBIG 2008). Der etwas höhere D3MFT-Index in der
Männergruppe resultiert aus der geringfügig höheren D3T-Komponente. Das bedeutet,
dass die jungen Männer im Vergleich zu den Mädchen weniger häufig zahnmedizinische Hilfe in Anspruch nehmen.
Kapitel 3 / Ergebnisse
23
Tabelle 3.11:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – DMFT-Index und Migrationsstatus
Von Karies betroffene Zähne pro Person im Durchschnitt
Diagnose
Alle Jugendlichen
Ohne Mig
Mig
Kariöse Zähne (D3T)
0,7
0,6
0,9
Fehlende Zähne (MT)
0,05
0,04
0,10
Gefüllte Zähne (FT)
2,9
2,9
3,1
D3MFT
3,6
3,5
4,0
Zähne mit Verfärbungen (D1+2T)
2,4
2,3
2,8
Quelle: GÖG/ÖBIG
Tabelle 3.11 verdeutlicht, dass ein Zusammenhang zwischen Migrationshintergrund
und überdurchschnittlich hohem Kariesbefall auch in der Indexgruppe der Achtzehnjährigen festzustellen ist. Gegenüber den Jugendlichen ohne Migrationshintergrund
erhöht sich der D3MFT-Index in der Migrantengruppe um 43 Prozent. Im Vergleich
dazu steigt unter den Zwölfjährigen mit Migrationshintergrund gegenüber den Einheimischen der durchschnittliche Kariesbefall pro Gebiss sogar um 92 Prozent (ÖBIG
2008). Beim Betrachten der Tabelle 3.11 fällt auch die überdurchschnittlich hohe MTKomponente in der Migrantengruppe auf. Das bedeutet, dass kariös erkrankte Zähne
von Jugendlichen mit Migrationshintergrund eher gezogen werden als jene von einheimischen Jugendlichen.
Tabelle 3.12:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – DMFT-Index und Bildung der Eltern
Von Karies betroffene Zähne pro Person im Durchschnitt
Diagnose
Alle Jugendlichen
Eltern mit Matura
Eltern ohne Matura
Kariöse Zähne (D3T)
0,7
0,5
0,8
Fehlende Zähne (MT)
0,05
0,02
0,07
Gefüllte Zähne (FT)
2,9
2,7
3,0
D3MFT
3,6
3,2
3,9
Zähne mit Verfärbungen (D1+2T)
2,4
2,3
2,5
Quelle: GÖG/ÖBIG
24
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
Tabelle 3.13:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – DMFT-Index und Bildung
Von Karies betroffene Zähne pro Person im Durchschnitt
Diagnose
Alle Jugendlichen
Schüler/innen
Lehre/AMS
Kariöse Zähne (D3T)
0,7
0,5
0,9
Fehlende Zähne (MT)
0,05
0,03
0,08
Gefüllte Zähne (FT)
2,9
2,8
3,1
D3MFT
3,6
3,4
4,0
Zähne mit Verfärbungen (D1+2T)
2,4
2,3
2,6
Quelle: GÖG/ÖBIG
Tabelle 3.12 und Tabelle 3.13 zeigen die Unterschiede von DMFT-Werten und seinen
Einzelkomponenten im Zusammenhang mit dem Bildungsstatus. Die vorliegenden
Zahlen untermauern den Konnex zwischen geringem Bildungs- und Einkommensniveau und vermehrtem Kariesaufkommen. Die Daten der vorliegenden Erhebung
bestätigen jene ÖBIG-Ergebnisse, die das zahngesundheitliche Gefälle zwischen Westund Ost-Österreich aufzeigten. Auch bei den Achtzehnjährigen sind die Zähne der in
Ost-Österreich lebenden Jugendlichen deutlich stärker von Karies betroffen (ÖBIG
2007, ÖBIG 2008). Die Kariesprävalenz (D3MFT-Index) steigt in ost-österreichischen
Regionen im Vergleich zu den westlichen Bundesgebieten um 31 Prozent an
(vgl. Tabelle 3.14).
Tabelle 3.14:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – DMFT-Index und Wohnregion
Von Karies betroffene Zähne pro Person im Durchschnitt
Diagnose
Alle Jugendlichen
West-Österreich
Ost-Österreich
Kariöse Zähne (D3T)
0,7
0,5
0,7
Fehlende Zähne (MT)
0,05
0,01
0,06
Gefüllte Zähne (FT)
2,9
2,4
3,0
D3MFT
3,6
2,9
3,8
Zähne mit Verfärbungen (D1+2T)
2,4
1,4
2,6
Quelle: GÖG/ÖBIG
Kariesprävalenz auf Zahnflächenebene – DMFS-Index
Während der DMFT-Index den Kariesbefall im bleibenden Gebiss zahnbezogen ermittelt, erfasst der DMFS-Index die Kariesprävalenz zahnflächenbezogen und ist daher
weitaus genauer als der DMFT-Index. Beim DMFS-Index geht z. B. ein extrahierter
Molar mit fünf bewerteten Flächen und daher mit fünffach höherer Wertung in den
Kapitel 3 / Ergebnisse
25
Index ein als ein entsprechender Zahn mit einflächiger Füllung. Der DMFS-Index
erlaubt somit noch genauere Analysen zur Kariesausbreitung im bleibenden Gebiss.
Im Durchschnitt zeigen die Achtzehnjährigen an ihren bleibenden Zähnen 5,1 von
Zahnfäule betroffene Flächen (D3MFS). Der Anteil an gefüllten (sanierten) Flächen (FSAnteil) macht 78 Prozent (gut drei Viertel) aus (vgl. Tabelle 3.15). In Bezug auf das
Geschlecht weisen wiederum die Zähne der Burschen gegenüber jenen der Mädchen
einen erhöhten kariösen Flächenbefall auf (um 20 % vgl. Tabelle 3.15).
Beachtenswert ist auch, dass jeder Achtzehnjährige zusätzlich im Durchschnitt rund
drei Zahnflächen mit Kariesvorstufen (D1+2-Komponente vgl. Tabelle 3.15) aufweist.
Diese sichtbaren Verfärbungen stellen bereits demineralisierte Schmelzareale dar.
Solche Schädigungen werden aber definitionsgemäß im D3MFS-Indexwert nicht erfasst,
weil sie ausheilbar sind. Sie bedürfen jedoch einer regelmäßigen professionellen
Intervention. Die entsprechenden präventiven Maßnahmen bei beginnender Schmelzkaries (D1+2-Läsionen) sind: täglich zweimaliges Zähneputzen mit fluoridierter Zahnpasta und regelmäßige Kontrollbesuche bei der Zahnärztin oder dem Zahnarzt, die
oder der die beginnende kariöse Läsion mit höher konzentrierten lokalen Fluoriden
„non invasiv“ behandelt. Dadurch kommt es infolge einer Remineralisierung des
Zahnschmelzes zu einer Art Ausheilung der kariösen Läsionen. Ohne entsprechende
vorsorgende Maßnahme entwickeln sich aus solchen „Kariesvorstufen“ aktive Kavitäten.
Tabelle 3.15:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – DMFS-Index und Geschlecht
Von Karies betroffene Zahnflächen pro Person im Durchschnitt
Diagnose
Alle Jugendlichen
Mädchen
Burschen
Kariöse Flächen (D3S)
0,8
0,6
0,9
Fehlende Flächen(MS)
0,2
0,2
0,3
Gefüllte Flächen (FS)
4,0
3,8
4,3
D3MFS
5,1
4,6
5,5
Flächen mit Verfärbungen (D1+2S)
3,1
3,1
3,1
Quelle: GÖG/ÖBIG
Der D3MFT-Index gibt die durchschnittliche Anzahl kariöser Zähne pro Gebiss an und
der D3MFS-Index beziffert die durchschnittliche Anzahl geschädigter Zahnflächen pro
Gebiss. Die Kariesintensität resultiert aus der Berechnung D3MFS dividiert durch D3MFT
(das ist die durchschnittliche Anzahl kariöser Zahnflächen pro geschädigten Zahn
vgl. Tabelle 3.16). Die kariösen Zähne der untersuchten Achtzehnjährigen umfassen
österreichweit durchschnittlich 1,4 betroffene Flächen. Über diesem Durchschnitt
liegen Jugendliche mit Migrationshintergrund sowie Lehrlinge und Beschäftigungslose.
Diese Menschen zeigen an ihren kariösen Zähnen die umfangreichsten Defekte, da ihre
kranken Zähne wahrscheinlich nicht rechtzeitig gefüllt werden. Am geringsten erweist
26
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
sich die Kariesintensität bei Jugendlichen aus den west-österreichischen Regionen, wo
offene kariöse Zähne augenscheinlich am häufigsten in einem frühen Krankheitsstadium behandelt werden (vgl. Tabelle 3.16).
Tabelle 3.16:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – DMFS–Index und Kariesintensität
D3MFS und durchschnittliche Anzahl kariöser Zahnflächen pro kariöser Zahn
Diagnose
Alle
Ohne
Jugend-
Mig
Mig
lichen
D3MFS
D3MFS/D3MFT
Eltern
Eltern ohne
Schüler/
mit
Matura
innen
Matura
Lehre/
West-
Ost-
AMS
Öster-
Öster-
reich
reich
5,1
4,9
5,8
4,4
5,6
4,6
5,9
3,9
5,4
1,4
1,4
1,5
1,4
1,4
1,4
1,5
1,3
1,4
Quelle: GÖG/ÖBIG
Die errechneten DMFS-Index-Werte bestätigen ganz deutlich die Ergebnisse der
DMFT-Auswertungen. Dies gilt für den Einfluss des Geschlechts auf den Indexwert
(Karies betrifft Burschenzähne geringfügig häufiger und schwerer als jene von Mädchen vgl. Tabelle 3.15) oder die erhöhte Kariesaktivität in den Untersuchungsgruppen
mit Migrationshintergrund, Lehre/AMS, Eltern ohne Matura und Jugendliche in ostösterreichischen Wohngebieten (vgl. Tabelle 3.16).
3.2.3 Polarisierung
Die Karies-„Polarisation“ verdeutlicht, dass nicht alle Menschen gleichermaßen von
Karies betroffen sind. Immer mehr Kinder und Jugendliche sind kariesfrei, während
relativ wenige Heranwachsende an verhältnismäßig hohem Kariesbefall leiden. Die
Gruppe jener, die den Großteil der insgesamt identifizierten Schäden auf sich vereinen,
besteht v. a. aus sozial schwächer situierten Menschen (ÖBIG 1996 bis ÖBIG 2008).
Nach den aktuellen oralepidemiologischen GÖG/ÖBIG-Daten konzentrieren sich auf ca.
25 Prozent der sechsjährigen österreichischen Kinder 85 Prozent des gesamten
Kariesaufkommens und 22 Prozent der Zwölfjährigen vereinen 81 Prozent der beobachten Schäden auf sich. Die Hälfte der kariösen Flächen findet sich auf den Zähnen
von weniger als zehn Prozent der Heranwachsenden (ÖBIG 2001 bis 2008).
Von den erhobenen Achtzehnjährigen zeigt ein Viertel keinerlei sichtbare irreversible
Kariesschäden an den Zähnen. Drei Viertel der untersuchten Jugendlichen haben
jedoch mit Karies schon Erfahrung gemacht (Jugendliche mit Karieserfahrung). Bei
einem guten Drittel (34 %) der erhobenen jungen Frauen und Männer besteht wegen
zumindest eines aktiven kariösen Defektes im Gebiss akuter zahnärztlicher Behandlungsbedarf (Jugendliche mit Behandlungsbedarf vgl. Abbildung 3.1). Für alle Proban-
Kapitel 3 / Ergebnisse
27
dinnen und Probanden errechnen sich im Mittel 5,1 kariös geschädigte Flächen pro
Gebiss. Teilt man die Gesamtheit der in der Erhebung vorgefundenen Kariesschäden
nur unter den Jugendlichen mit Karieserfahrung auf, beträgt der durchschnittliche
Kariesbefall pro Person schon 6,7 D3MFS. In der noch kleineren Personengruppe der
Jugendlichen mit Behandlungsbedarf errechnet sich ein durchschnittlicher kariöser
Flächenbefall von immerhin 8,1 D3MFS. Das bedeutet, dass die Gebisse dieser Probandinnen und Probanden im Vergleich zum Durchschnitt aller Untersuchten eine um
59 Prozent erhöhte Kariesaktivität aufweisen (vgl. Tabelle 3.17).
Tabelle 3.17:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – DMFS-Index
Von Karies betroffene Zahnflächen pro Person im Durchschnitt
Diagnose
Alle Jugendlichen
Jugendliche mit
Karieserfahrung
(D3MFT > 0)
Jugendliche mit
Behandlungsbedarf
(D3T > 0)
Kariöse Zahnflächen (D3S)
0,8
1,0
2,3
Fehlende Zahnflächen (MS)
0,2
0,3
0,6
Gefüllte Zahnflächen (FS)
4,0
5,4
5,2
D3MFS
5,1
6,7
8,1
Zahnflächen mit Kariesvorstufen
(D1+2S)
3,1
3,6
4,2
Quelle: GÖG/ÖBIG
Karies ist erwiesenermaßen mit typischen Verhaltensmustern verbunden (Micheelis
2006). Da einige Verhaltensweisen in bestimmten Sozialschichten gehäuft vorkommen,
ist in der Regel ein Zusammenhang zwischen sozioökonomisch bestimmter Lebensweise und dem Kariesbefall festzustellen (DMS III 1999, ÖBIG 2001 bis 2008). Tabelle
3.18 bis Tabelle 3.21 stellen den durchschnittlichen Kariesbefall (DMFS-Index) in der
Gruppe der besonders von Zahnfäule betroffenen Achtzehnjährigen (Jugendliche mit
Behandlungsbedarf) unter Berücksichtigung ausgewählter sozioökonomischer Kriterien
dar. Die für die Kariesprävalenz (DMFS-Index-Wert) errechneten Daten verdeutlichen,
dass mit den sozioökonomischen Merkmalen „Migrationshintergrund“, „Lehre/AMS“
und „ost-österreichischer Lebensraum“ die höchste Kariesaktivität verbunden ist.
Überdurchschnittlich von Karies betroffen sind zudem Jugendliche mit den sozioökonomischen Eigenschaften „Eltern ohne Matura“. Auf diese benachteiligten Personen mit
offenen Defekten konzentriert sich ein großer Teil des gesamten Kariesaufkommens.
28
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
Tabelle 3.18:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – DMFS-Index und Migrationsstatus
Von Karies betroffene Zahnflächen pro Person im Durchschnitt
Jugendliche mit Behandlungsbedarf (D3T > 0)
Diagnose
Alle Jugendlichen
Ohne Mig
Mig
Kariöse Zahnflächen (D3S)
2,3
2,0
2,3
Fehlende Zahnflächen (MS)
0,6
0,4
0,9
Gefüllte Zahnflächen (FS)
5,2
4,7
5,4
D3MFS
8,1
8,0
8,5
Zahnflächen mit Kariesvorstufen
(D1+2S)
4,2
4,4
3,8
Quelle: GÖG/ÖBIG
Tabelle 3.19:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – DMFS–Index und Bildung der Eltern
Von Karies betroffene Zahnflächen pro Person im Durchschnitt
Jugendliche mit Behandlungsbedarf (D3T > 0)
Diagnose
Alle Jugendlichen
Eltern mit Matura
Eltern ohne Matura
Kariöse Zahnflächen (D3S)
2,3
2,0
2,5
Fehlende Zahnflächen (MS)
0,6
0,3
0,7
Gefüllte Zahnflächen (FS)
5,2
5,4
5,1
D3MFS
8,1
7,7
8,3
Zahnflächen mit Kariesvorstufen
(D1+2S)
4,2
4,2
4,1
Quelle: GÖG/ÖBIG
Tabelle 3.20:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – DMFS-Index und Bildung der
Jugendlichen
Von Karies betroffene Zahnflächen pro Person im Durchschnitt
Jugendliche mit Behandlungsbedarf (D3T > 0)
Diagnose
Alle Jugendlichen
Schüler/innen
Lehre/AMS
Kariöse Zahnflächen (D3S)
2,3
2,1
2,6
Fehlende Zahnflächen (MS)
0,6
0,3
0,9
Gefüllte Zahnflächen (FS)
5,2
5,1
5,3
D3MFS
8,1
7,5
8,9
Zahnflächen mit Kariesvorstufen
(D1+2S)
4,2
4,2
4,1
Quelle: GÖG/ÖBIG
Kapitel 3 / Ergebnisse
29
Tabelle 3.21:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – DMFS-Index und Region
Von Karies betroffene Zahnflächen pro Person im Durchschnitt
Jugendliche mit Behandlungsbedarf (D3T > 0)
Diagnose
Alle Jugendlichen
West-Österreich
Ost-Österreich
Kariöse Zahnflächen (D3S)
2,3
2,0
2,4
Fehlende Zahnflächen (MS)
0,6
0,8
0,6
Gefüllte Zahnflächen (FS)
5,2
3,9
5,4
D3MFS
8,1
6,1
8,5
Zahnflächen mit Kariesvorstufen
(D1+2S)
4,2
2,9
4,9
Quelle: GÖG/ÖBIG
Die Flächenwerte (DMFS-Index) machen die Polarisation der Karies deutlich.
SiC-Index
Da ein erheblicher Teil der Heranwachsenden kariesfrei bleibt, fokussiert die WHO
nunmehr auf jene Personen mit dem höchsten Kariesaufkommen. Dazu führte sie eine
zusätzliche internationale Bezugsgröße, den SiC-Index (Significant Caries Index) ein.
Für die internationale Vergleichsaltersgruppe der Zwölfjährigen fordert die WHO bis
2020 einen SiC-Index-Wert von unter drei D3MFT. In Österreich betrug dieser Wert in
der Erhebung im Jahr 2007 noch 4,1 D3MFT (ÖBIG 2008).
Der SiC-Index-Wert errechnet sich aus der Einteilung der Probandinnen und Probanden
nach D3MFT-Werten. Es wird jenes Drittel an Personen mit dem höchsten D3MFTWerten ermittelt und für diese Untergruppe der durchschnittliche D3MFT-Wert errechnet. Dieser Wert ergibt den SiC-Index-Wert. Er liefert Aussagen zum durchschnittlichen
Kariesbefall in der Gruppe der Kariesrisikopersonen. Hohe SiC-Werte weisen auf ein
besonders hohes Kariesrisiko der Untersuchungsgruppe hin. Wenn die Zahngesundheit
in einer Population stark polarisiert ist, unterscheiden sich D3MFT und SiC stark
voneinander. Auf Basis der SiC-Indizes können daher intensiv zu betreuende Bevölkerungsgruppen, Regionen, Kindergärten oder Schulen identifiziert werden. Zudem
eignet sich der SiC-Index, die Entwicklung der Zahngesundheit in Risikogruppen
abzubilden (Pieper 2005).
In der vorliegenden Erhebung errechnet sich für das SiC-Drittel ein durchschnittlicher
Kariesbefall von 8,5 D3MFT (im Vergleich dazu alle Achtzehnjährigen 3,6 D3MFT).
Mädchen weisen einen SiC-Wert von 7,5 D3MFT auf und in der Gruppe der Burschen
errechnet sich für das Drittel an Personen mit besonderer Kariesaktivität ein durch-
30
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
schnittlicher D3MFT von 8,7. Dies zeigt, dass vor allem Burschen von Karies gefährdet
sind.
Abbildung 3.2:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – SiC-Index und D3MFT-Index
10
9
8,5
7,6
7,5
8
9,2
8,7
8,5
7,4
8,4
8,2
7,7
7,2
Achsentitel
7
6
5
4
3,6
3,5
3,8
3
3,5
4
3,9
3,2
3,4
4
3,8
2,9
D3MFT
SiC‐Index
2
1
0
Quelle: GÖG/ÖBIG
In Abbildung 3.2 fällt zunächst der deutlich überhöhte SiC-Index in der Subgruppe der
Lehrlinge bzw. Beschäftigungslosen auf. Niedriger als im österreichischen Durchschnitt
liegt der SiC-Index in den Subgruppen der Jugendlichen, die in west-österreichischen
Regionen leben (7,2 D3MFT), bei Jugendlichen ohne Migrationshintergrund sowie bei
Jugendlichen, deren Eltern maturiert haben und bei Schülerinnen und Schülern.
3.2.4 Sanierungsgrad und Behandlungsbedarf
Ein ganz wichtiger Parameter für Aussagen zur zahnärztlichen Versorgung bzw. zur
Inanspruchnahme zahnärztlicher Leistungen ist der Sanierungsgrad (Care Index
Percentage). Er wird durch den prozentuellen Anteil an gefüllten Zähnen bzw. Flächen
(FT/S-Wert) am gesamten Kariesindexwert (D3MFT/S-Wert) zum Ausdruck gebracht
(F dividiert durch D3MF).
Nach dieser Berechnung beträgt der Sanierungsgrad bei den erhobenen Achtzehnjährigen basierend auf dem DMFT-Index 80 Prozent. Diese Zahl besagt, dass die kariösen
Zähne der untersuchten Jugendlichen zum größten Teil (mehr als drei Viertel) gefüllt
Kapitel 3 / Ergebnisse
31
sind. Zwischen den Geschlechtern besteht ein Unterschied im Sanierungsgrad zugunsten der Mädchen (bei den Mädchen beträgt der Sanierungsgrad 83 % und bei den
Burschen 78 %). Geringfügig über dem österreichischen Durchschnitt liegt auch der
Sanierungsgrad in den Subgruppen Jugendliche von Eltern mit Matura, Schüler/innen,
Jugendliche ohne Migrationshintergrund und Jugendliche in west-österreichischen
Wohngebieten. Die Zahlen in Tabelle 3.22 zeigen, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund, Jugendliche von Eltern ohne Matura, Lehrlinge und Beschäftigungslose sowie
jene Jugendlichen aus öst-österreichischen Gebieten mit der Behandlung ihrer offenen
kariösen Zähne überdurchschnittlich lange zuwarten, sodass diese Kavitäten schließlich mehrere Zahnflächen umfassen können (mehrflächige Kavitäten).
Tabelle 3.22:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Sanierungsgrad
Anteil an gefüllten Zähnen bzw. Flächen am D3MFT/S-Wert in Prozent
Diagnose
Alle
Ohne
Jugendlichen
Mig
Mig
Eltern mit
Eltern
Schüler/
Lehre/
West-
Ost-
Matura
ohne
innen
AMS
Öster-
Öster-
FT/D3MFT
80
83
78
84
reich
reich
76
82
77
83
79
FS/D3MFS
78
82
76
84
77
83
76
85
78
Matura
Quelle: GÖG/ÖBIG
Bei zwei Dritteln der untersuchten Achtzehnjährigen besteht kein akuter Behandlungsbedarf. 16 Prozent der Personen mit sanierungsbedürftigen Zähnen haben nur eine
offene kariöse Fläche im Gebiss. Bei weiteren 15 Prozent sind zwischen zwei und fünf
Zahnflächen füllungsbedürftig. Zusätzliche zwei Prozent weisen allerdings zwischen
sechs und fünfzehn sanierungsbedürftige Flächen auf und 0,2 Prozent der untersuchten Jugendlichen leiden sogar an mehr als 15 akut kariösen Flächen (vgl. Tabelle 3.23).
Im österreichischen Durchschnitt (alle Achtzehnjährigen) errechnen sich 0,8 füllungsbedürftige Zahnflächen. In der Probandengruppe mit behandlungsbedürftigen Gebissen ergeben sich allerdings im Durchschnitt bereits 2,3 Zahnflächen mit offener Karies
(unbehandelt). Wie die kariösen Gesamtschäden konzentrieren sich somit auch die
füllungsbedürftigen Defekte auf eine relativ geringe Anzahl an Betroffenen (vgl. Tabelle
3.23).
32
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
Tabelle 3.23:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Behandlungsbedarf und Polarisation
Anzahl behandlungsbedürftige
Zahnflächen
Jugendliche
%
0
1
2
3
4
5
6–10
11–15
>15
Mittelwert (D3S)
66
16
8
5
2
0,4
1,7
0,4
0,2
0,8
Quelle: GÖG/ÖBIG
Die Daten hinsichtlich Kariessanierung zeigen, dass die zahnärztliche Versorgung der
Achtzehnjährigen beim Großteil zufriedenstellend ist. Der Sanierungsgrad muss sich
daher besonders bei Jugendlichen mit vermehrter akuter Karies verbessern. Diese
Menschen kommen häufig aus einem sozial benachteiligten Milieu (vgl. Tabelle 3.22).
Möglicherweise bestehen bei diesen Personen Hürden (existenzielle bzw. finanzielle
Sorgen, große Zahnarztangst), die den Besuch einer Zahnarztpraxis erschweren.
3.3 Spezifische Ergebnisse
Die folgenden Abschnitte beinhalten die Ergebnisse spezieller Untersuchungen (Größe
und Umfang der offenen kariösen Dentindefekte, Füllungsmaterialien, Versiegelungen
und devitale Zähne). Darüber hinaus werden die erhobenen parodontalen und kieferorthopädischen Parameter wie auch die Ergebnisse hinsichtlich des Mundpflegeverhaltens dargestellt.
3.3.1 Größe und Umfang der akuten behandlungsbedürftigen Dentinkaries
Die neue Bewertungsskala des ICDAS-II-Systems liefert auch Information hinsichtlich
der Größe und des Umfangs der behandlungsbedürftigen kariösen Dentindefekte (D3Läsionen). Solche Auskünfte dienen vor allem der Evaluierung prophylaktischer Maßnahmen bzw. der zahnärztlichen Versorgung. So sollte mit einem ausreichenden
zahnärztlichen Versorgungsprogramm (regelmäßige Inanspruchnahme der präventiven
zahnärztlichen Leistungen und hinreichende zahnärztliche Behandlung) der Anteil an
großen Dentindefekten (traditionelle Kavität) an den akuten kariösen Zähnen sehr klein
Kapitel 3 / Ergebnisse
33
sein, während die ganz kleinen kariösen Defekte (Mikrokavität) überwiegen. Für die
Kariesepidemiologie bedeutet das, dass große herkömmliche Zahnfüllungen immer
seltener auftreten und kleine „minimal invasive Füllungen“ in den Gebissen zukünftig
dominieren werden.
Am häufigsten beobachtete die Untersucherin bei den Probandinnen und Probanden
die ganz „kleinen Löcher“. Diese Mikrokavitäten sind bei mehr als der Hälfte (60 %) der
Fälle mit füllungsbedürftiger Karies (D3-Läsion) befundet. Eindeutige Kavitäten führten
zu einem D3-Anteil von dreizehn Prozent und „ganz große Defekte“ (ausgedehnte
Kavität), die mehrere Zahnflächen umfassen, sind zu 15 Prozent an der D3Komponente beteiligt (vgl. Abbildung 3.3). Zwölf Prozent der Fälle, in denen eine
aktive Karies festgestellt wurde, fallen unter jene spezifische ICDAS-II-Diagnose, bei
der an der Oberfläche nur ein ganz kleiner Defekt im Schmelz zu sehen ist, in den
darunter liegenden Dentinschichten zeigt sich jedoch ein dunkler kariöser Schatten
(underlaying grey shadow, vgl. Tabelle 2.4).
Die akut kariösen Zähne der Achtzehnjährigen weisen demnach in der überwiegenden
Mehrheit (60 %) jene ganz kleinen Defekte auf, die lediglich einer minimal invasiven
zahnärztlichen Behandlung bedürfen (vgl. Abbildung 3.3). Die restlichen 40 Prozent
der offenen Kariesfälle benötigen eine herkömmliche zahnärztliche Füllungsmethode.
In den Subgruppen „Mädchen“ (72 % -Mikrokavitätenanteil) und „Jugendliche von Eltern
mit Matura“ (76 % -Mikrokavitätenanteil) fallen drei Viertel der diagnostizierten D3Läsion auf Mikrokavitäten, während die restlichen Subgruppen (Burschen, Mig, Eltern
ohne Matura, Lehre/AMS, Ost-Österreich) einen überdurchschnittlich hohen Anteil an
den herkömmlichen umfangreicheren Kavitäten aufweisen.
34
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
Abbildung 3.3:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Behandlungsbedürftige Läsionen
(D3-Läsionen)
12 %
15 %
60 %
13 %
Mikrokavität
Kavität
große, mehrflächige Kavität
underlaying grey shadow
Quelle: GÖG/ÖBIG
3.3.2 Füllungsmaterialien
Die moderne präventiv ausgerichtete Zahnmedizin fordert in der konservierenden
Zahnheilkunde frühzeitige Behandlung sowie gewebeschonende Kavitätenpräparation
(„minimal invasiv dentistry“). Das Füllungsmaterial der ersten Wahl stellen die Composites dar.
Das Untersuchungsteam dokumentierte die Materialien, mit denen kariöse Defekte an
den Zähnen der Achtzehnjährigen gefüllt werden. Jugendliche mit Karieserfahrung
zeigen im Durchschnitt vier mit einer Füllung versehene Zahnflächen (FS-Wert) in ihren
Gebissen. In diesem Wert sind auch die minimal invasiven Füllungen enthalten. Der
Anteil der „ganz kleinen“ an allen Füllungen macht österreichweit bei beiden Geschlechtern und ohne Unterschied nach Migrationsstatus elf Prozent aus.
Einen überdurchschnittlich hohen Anteil an „minimal invasive Füllungen“ besitzen
Jugendliche in der Subgruppe „west-österreichisches Wohngebiet“ (17 %-Anteil) sowie
jene Jugendlichen, die eine AHS bzw. BHS besuchen (13 %-Anteil), während Lehrlinge
und Beschäftigungslose (Lehre/AMS) mit einem neun Prozent-Anteil unter dem
österreichischen Durchschnitt liegen.
Kapitel 3 / Ergebnisse
35
Die minimal invasive Füllungstechnik ist bei ganz kleinen Schmelzdefekten indiziert,
z. B. wenn ausschließlich die Rillen (Fissuren) an den Kauflächen der Backenzähne von
Karies befallen sind (die Fissur ist unterbrochen bzw. oberflächlich defekt). Bei der
minimal invasiven Therapie wird mittels einer äußerst gewebsschonenden Methode die
Karies entfernt (es wird „fast nicht gebohrt“) und anschließend der oberflächliche
Defekt mit einem speziellen Versiegelungsmaterial (Composite) versiegelt.
Abbildung 3.4:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Füllungsmaterialien
1%
2%
11%
31%
55%
minimal invasiv
Composite
Amalgam
Zemente
restaurative Arbeiten
Quelle: GÖG/ÖBIG Fissurenversiegelung
Die Auswertung hinsichtlich der verwendeten Füllungsmaterialien zeigt, dass in den
Gebissen der Jugendlichen noch immer die „Amalgamplombe“ als Werkstoff dominiert.
Ästhetisch hochwertige, aber auch teure Zahnrestaurationen (Inlays) sind bei Achtzehnjährigen äußerst selten (vgl. Abbildung 3.4).
3.3.3 Fissurenversiegelung
Karies entsteht an bevorzugten Stellen (Prädilektionsstellen) am Zahn. Diese liegen in
den Fissuren (Kaufflächen und Grübchen), in Approximalräumen (Zahnzwischenräumen) und bei freiliegendem Zahnhals auch an der Wurzeloberfläche. Kinder und
Jugendliche zeigen am häufigsten Karies in den Fissuren der Backenzähne. Erfolge der
präventiven Zahnheilkunde wurden in Deutschland bei Kindern und Jugendlichen durch
den Einsatz von Versiegelungen der kariesgefährdeten Kauflächen erreicht (Micheelis
36
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
2006). Bei der Fissurenversiegelung werden die Rillen der Kauflächen auf den Backenzähnen mit Kunststoff aufgefüllt und somit gegen Kariesbakterien geschützt.
Versiegelte Zahnflächen werden als F-Komponente des DMFS-Index nicht berücksichtigt. Zur Unterscheidung der Fissurenversiegelung von einer Füllung ist festgelegt,
dass eine versiegelte Fläche vorliegt, wenn das Versiegelungsmaterial ganz dicht der
anatomischen Fissur folgt. Es dürfen keine Zeichen einer Kavitätenpräparation erkennbar sein. Weist aber dieselbe Okklusalfläche sowohl eine Versiegelung als auch eine
Karies (erweiterte Versiegelung, Füllung oder Kavität) auf, so geht in die Datenaufnahme ausschließlich der schwerwiegendere Befund (es gilt immer der höchste Befund)
ein.
Nur acht Prozent der untersuchten Achtzehnjährigen verfügen zumindest über einen
versiegelten Backenzahn. Hinsichtlich des Vorkommens von Fissurenversiegelungen
bestehen nach Geschlecht, nach Migrationsstatus, Bildungsstatus der Eltern und
Beschäftigung der untersuchten Jugendlichen keine markanten Unterschiede. Jedoch
zeigt sich, dass Probandinnen und Probanden aus den west-österreichischen Wohnregionen deutlich häufiger versiegelte Backenzähne besitzen (16 % haben Versiegelungen) als jene Jugendlichen in Ost-Österreich (6 % haben Versiegelungen).
3.3.4 Devitale Zähne
Hat die Karies einen Zahn bereits so tiefgehend befallen, dass das Zahnmark (Pulpa)
auch betroffen ist (Karies profunda), muss der Zahn entweder gezogen werden oder es
wird mit einer endodontischen Therapie (Wurzelkanalbehandlung) versucht, den Zahn
doch noch zu erhalten. Bei dieser aufwändigen Behandlung entfernt der Zahnarzt bzw.
die Zahnärztin zuerst die erkrankte Pulpa (Nerv) und füllt den Wurzelkanal anschließend mit einem speziellen Füllungsmaterial bakteriendicht ab (Schweizer Zahnärztegesellschaft 2000). Der wurzelbehandelte Zahn ist nun devital. Die Daten fachspezifischer
epidemiologischer Studien zeigen, dass die Häufigkeit devitaler (wurzelbehandelter)
Zähne mit steigendem Lebensalter zunimmt. So weist weltweit schon jeder zweite
fünfzigjährige Mensch zumindest einen wurzelbehandelten Zahn in seinem Gebiss auf
und bei den über 60-Jährigen haben bereits 62 Prozent zumindest einen devitalen
Zahn (Eriksen 1998). Devitale Zähne gelten in der Medizin als potenzielle Krankheitsherde (Entzündungsherde). Es kann zu einer Eiteransammlung an der Wurzelspitze
kommen (Abzess) und in seltenen Fällen zur Osteomyelitis. Beim wurzelgefüllten Zahn
handelt es sich um „totes“ Gewebe, das nicht mehr durchblutet ist und daher sind auch
die physiologischen Abwehrmechanismen an dieser Stelle nicht mehr so wirksam.
Zudem sind devitale Zähne vermehrt frakturgefährdet (Barbakov 2000).
Kapitel 3 / Ergebnisse
37
Bei zehn Prozent der Achtzehnjährigen (12 % der Burschen und 8 % der Mädchen) fiel
der Sensibilitätstest negativ aus, das bedeutet, dass die Gebisse dieser Personen
mindestens einen devitalen Zahn aufweisen.
Neun Prozent der Jugendlichen ohne Migrationshintergrund und 15 Prozent der
Jugendlichen mit Migrationshintergrund haben zumindest einen devitalen Zahn im
Gebiss. Bei zwölf Prozent der Jugendlichen von Eltern ohne Matura und sieben Prozent
der Jugendlichen von Eltern mit Matura ist zumindest ein Zahn schon wurzelbehandelt.
In der Schülergruppe (AHS, BHS) fiel die Sensibilitätsprüfung an mindestens einem
Zahn in acht Prozent der Fälle negativ aus und bei 14 Prozent der Beschäftigten
(Lehre/AMS) ergab der Vitalitätstest ein negatives Ergebnis. Keinen Unterschied in der
Vorkommenshäufigkeit devitaler Zähne zeigt der regionale Vergleich. In WestÖsterreich wie in Ost-Österreich leiden zehn Prozent der Achtzehnjährigen zumindest
unter einem wurzelbehandelten devitalen Zahn. Die durchschnittliche Anzahl devitaler
Zähne beträgt in der vorliegenden Erhebung 1,1 pro Person ohne Berücksichtigung von
Geschlecht oder sozioökonomischen Faktoren.
3.4 Ergebnisse der parodontalen Untersuchung
Erkrankungen des Zahnhalteapparates (Parodontium) äußern sich durch typische
Symtome: wie Zahnfleischbluten, Rötung und Schwellung des Zahnfleischen (Gingivitis), Zahnfleischtaschenbildung und Mundgeruch. Bei der Parodontitis kommt es
überdies zu einem kontinuierlichen Abbau des Zahnhalteapparates und letztendlich
zum Zahnverlust. Zahnfleischerkrankungen sind aber durch gezielte Mundhygiene und
professionelle Zahnreinigung in der Zahnarztpraxis zum größten Teil vermeidbar (ÖBIG
2001).
Die WHO empfiehlt die parodontale Gesundheit der Achtzehnjährigen nach dem CPIIndex (vgl. Tabelle 2.6) zu untersuchen (WHO 1999). Die Prävalenz der Zahnbetterkrankungen (Parodontopathien) wurde daher mittels dieses Index gemessen.
Rund 40 Prozent der Erhobenen weisen an mindestens einem Sextanten entzündetes
Zahnfleisch auf (vgl. Tabelle 3.24). Annähernd im österreichischen Durchschnitt liegen
die Prävalenzraten in den Subgruppen Eltern ohne Matura (40 % haben mindestens
einen Sextanten mit krankem Zahnfleisch), Eltern mit Matura (Prävalenzrate beträgt
38 %), West-Österreich (Prävalenzrate beträgt 38 %), Ost-Österreich (Prävalenzrate
beträgt 40 %). In der Gruppe der Burschen steigt die Prävalenzrate im Vergleich zum
Durchschnitt der Achtzehnjährigen um zehn Prozentpunkte und in der Gruppe der
Jugendlichen mit Migrationshintergrund sogar um zwölf Prozentpunkte. Deutlich unter
dem Durchschnitt liegen die Mädchen mit einer Prävalenzrate von 29 Prozent. In der
Gruppe der Schüler/innen (AHS/BHS) errechnet sich eine Prävalenzrate von 37 Prozent
38
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
und Lehrlinge bzw. arbeitslose Jugendliche sind mit 44 Prozent von Zahnbetterkrankungen betroffen.
Demgegenüber weisen rund 61 Prozent der untersuchten jungen Frauen und Männer
völlig einwandfreie CPI-Befunde auf. Diese Personen zeigen an allen Sextanten des
Gebisses ganz gesunde parodontale Verhältnisse (vgl. Tabelle 3.24). Dreizehn Prozent
der Untersuchten besitzen fünf parodontal gesunde Sextanten und bei weiteren zwölf
Prozent diagnostizierte die Untersucherin zwischen drei und vier völlig gesunde
Sextanten. Zusätzliche sechs Prozent zeigten allerdings nur mehr einen bis zwei
parodontal einwandfreie Sextanten im Gebiss und bei neun Prozent der Erhobenen
stellte die Untersucherin parodontale Schäden an allen sechs Sextanten fest.
Tabelle 3.24:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – CPI und Polarisierung
Sichtbare Anzeichen von
Zahnfleischerkrankungen
Alle Jugendlichen
%
Mädchen
%
Burschen
%
Kein Sextant betroffen
60
71
51
Ein Sextant betroffen
13
11
14
Zwei Sextanten betroffen
7
8
6
Drei Sextanten betroffen
5
3
6
Vier Sextanten betroffen
3
2
4
Fünf Sextanten betroffen
3
2
5
Sechs Sextanten betroffen
9
3
14
Quelle: GÖG/ÖBIG
Die WHO bestimmte bis zum Jahr 2020 für die Achtzehnjährigen mindestens vier
Sextanten mit ganz gesundem Zahnfleisch. Die erhobenen Jugendlichen verfügen
durchschnittlich über 4,8 gesunde Sextanten. Mädchen besitzen im Mittel sogar
5,3 gesunde Sextanten.
Kapitel 3 / Ergebnisse
39
Tabelle 3.25:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – CPI-Diagnosen und Geschlecht,
Migrationsstatus
CPI-Diagnose
Alle Jugendlichen
Mädchen
Burschen
Ohne Mig
Mig
Gesund (CPI = 0)
60
71
51
63
49
Bluten (CPI = 1)
21
20
21
20
25
Zahnstein (CPI = 2)
15
7
23
14
23
2
1
4
2
3
Seichte Taschen (CPI = 3)
Tiefe Taschen (CPI = 4)
0
0
0
0
0
Nicht beurteilbar
2
1
1
1
0
Zähne fehlen
0
0
0
0
0
Quelle: GÖG/ÖBIG
Tabelle 3.26:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – CPI-Diagnosen und Bildung, Region
CPI-Diagnose
AHS/BHS
Lehre/AMS
Eltern m.
Matura
Eltern o.
Matura
WestÖsterreich
OstÖsterreich
Gesund (CPI = 0)
64
58
62
59
61
60
Bluten (CPI = 1)
21
20
24
19
16
22
Zahnstein (CPI = 2)
12
19
10
19
15
15
Seichte Taschen (CPI = 3)
2
3
2
3
8
1
Tiefe Taschen (CPI = 4)
0
0
0
0
0
0
Nicht beurteilbar
1
0
2
0
0
2
Zähne fehlen
0
0
0
0
0
0
Quelle: GÖG/ÖBIG
Hinsichtlich des Schweregrades der parodontalen Erkrankungen dominieren bei den
Jugendlichen die CPI-Befunde Grad 1 (Zahnfleischbluten) und Grad 2 (Zahnstein
vorhanden). Diese Krankheitsstadien benötigen zur Ausheilung lediglich eine „Hygienisierung“ (professionelle Zahnreinigung) sowie Mundhygieneinstruktionen. Zahnfleischbluten (Gingivitis) an mindestens einem Sextanten diagnostizierte die Untersucherin in
21 Prozent der befundeten Fälle. 31 Prozent der erhobenen Jugendlichen sagen, dass
ihr Zahnfleisch innerhalb des vergangenen Jahres beim Putzen kaum geblutet hat und
16 Prozent der jungen Frauen und Männern geben an, innerhalb des letzten Jahres
beim Zähneputzen ab und zu blutendes Zahnfleisch bemerkt zu haben. Schwere
parodontale Destruktionen wie Zahnfleischtaschen (CPI-Grade 3 und 4) diagnostizierte
die Medizinerin bei den jungen Menschen äußerst selten (vgl. Tabelle 3.26). Lokalisierter Attachmentverlust (Zurückweichen des Zahnfleisches) zeigte sich bis zu einem
Prozent, ohne wesentliche Unterschiede zwischen den Subgruppen.
Zahnstein ist mineralisierter, harter Zahnbelag, der sich bei der routinemäßigen,
täglichen Zahnhygiene mit der Zahnbürste nicht mehr abputzen lässt. Bei mangelhafter
40
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
Mundhygiene baut sich Zahnstein ungestört Schicht für Schicht zu „gewaltigen“ Massen
auf. An seinem Grund löst er dann ein zahnwurzelwärts gerichtetes Zurückweichen des
Zahnfleisches (Attachementverlust) aus. Die raue Oberfläche des Zahnsteines eignet
sich hervorragend als Anlegestelle für Bakterien. Zahnstein übernimmt eine Trägerfunktion für die aktive Plaque und fördert die Entstehung und Ausbreitung parodontaler Infektionen (Hellwege 1999). Um solchen degenerativen Verläufen entgegenzuwirken, empfehlen Prophylaxeexperten regelmäßige professionelle Zahnreinigung (2 x
jährlich). Bei dieser Präventionsmaßnahme entfernen zahnärztliche Professionisten alle
harten Zahnbeläge mit speziellen Instrumenten und schaffen somit saubere und glatte
Zahnschmelzoberflächen.
15 Prozent der Achtzehnjährigen zeigen an mindestens einem Sextanten Zahnstein.
Mädchen liegen mit der CPI-Grad-2-Prävalenzrate (Zahnstein vorhanden) von sieben
Prozent deutlich unter dem Durchschnitt. Erhöht sind die CPI-Grad-2-Prävalenzraten
in den Subgruppen der Burschen, der Jugendlichen mit Migrationshintergrund, bei den
Lehrlingen und Beschäftigungslosen (Lehre/AMS) sowie bei den Jugendlichen mit Eltern
ohne Matura (vgl. Tabelle 3.25 und Tabelle 3.26). Regionale Unterschiede sind hinsichtlich der Prävalenz von Zahnstein nicht zu beobachten.
Auf die Frage, ob innerhalb des letzten Jahres eine professionelle Zahnreinigung
durchgeführt wurde, antworteten 40 Prozent der Jugendlichen mit „Ja“ (42 % Mädchen,
39 % Burschen, 43 % ohne Mig, 29 % Mig, 39 % Jugendliche von Eltern ohne Matura,
42 % Jugendliche von Eltern mit Matura, 42 % Schüler/innen, 37 % Lehrlinge/Arbeitslose, 43 % West-Österreich, 40 % Ost-Österreich).
3.5 Ergebnisse der KFO-Untersuchung
Stellungsanomalien der Kiefer (skelettale Anomalien) und der Zähne (dentale Anomalien) beschreiben alle Abweichungen des Kauorgans von einem anatomisch und
funktionell fehlerfreien Zustand (Eugnathie). Fehlstellungen der Kiefer bzw. der Zähne
führen je nach Schweregrad zu ästhetischen und funktionellen Beeinträchtigungen.
Soziokulturelle Verhaltensweisen zeigen großen Einfluss auf die Gebissentwicklung
(Borutta 1991). Risikofaktoren für erworbene Fehlentwicklungen des Kauorgans sind
gebissschädigende Gewohnheiten wie Dauernuckeln, Fingerlutschen, Lippenbeißen,
Zungenpressen usw. Manche dieser „Habits“ kommen in bestimmten Sozialschichten
gehäuft vor. Auch bestehen zwischen erworbenen Gebissanomalien und Karies gegenseitige ungünstige Einflüsse auf die Erkrankungsrate. Karies fördert bei vorzeitigem
Zahnverlust Fehlentwicklungen des Gebisses. Umgekehrt begünstigen falsche Zahnund Kieferstellungen die Entstehung von Karies.
Kapitel 3 / Ergebnisse
41
Eine ideale Struktur des Kauorgans findet man nur bei einem kleineren Teil der Bevölkerung (in Österreich weisen z. B. 46 Prozent der Zwölfjährigen eine orthodontisch
einwandfreie Gebissstruktur auf; ÖBIG 2007, 2008). Bei der Mehrheit der Menschen
liegen Abweichungen und Fehlstellungen des Kauorgans unterschiedlichen Schweregrades vor (Borutta 1991).
Tabelle 3.27 und Tabelle 3.28 zeigen, wie sich die kieferorthopädischen Diagnosen auf
die Achtzehnjährigen verteilen. Dabei gibt Tabelle 3.27 jene Gebissanomalien an, die
durch abnorme Platzverhältnisse in den Kiefern verursacht sind: Dazu gehören:
Crowding (Staffelstellung der Frontzähne), Spacing (Lückenbildung zwischen den
Frontzähnen), Diastema (Lücke zwischen den mittleren oberen Schneidezähnen) und
Kieferbogenirregularität (gekippte oder gedrehte Zähne). Tabelle 3.28 stellt die
Verteilung der diagnostizierten Bisslagefehler dar. Das sind: zu starker Vorbiss des
Oberkiefers (Prognathie), Vorbiss des Unterkiefers (verkehrter Überbiss oder Progenie),
offener Biss, Kantbiss und Kreuzbiss.
Tabelle 3.27:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Kieferorthopädische Diagnosen: abnorme
Platzverhältnisse
KFO-Diagnosen
Alle Jugendlichen
%
Mädchen
%
Burschen
%
Crowding
44
40
48
Spacing
12
8
15
9
6
12
Oberkieferirregularität
23
19
26
Unterkieferirregularität
40
37
42
Diastema
Quelle: GÖG/ÖBIG
42
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
Tabelle 3.28:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Kieferorthopädische Diagnosen:
Bissfehler
Diagnosen
Oberkieferoverjet > 2,5 mm
Alle Jugendlichen
%
Frauen
%
Männer
%
48
51
44
Unterkieferoverjet > 0 mm
6
3
8
Offener Biss*
3
2
3
Kreuzbiss**
Molarrelation II***, MR III***
7
4
4
54
54
53
*
Offener Biss: Bei Kieferschluss (Occlusion) treffen die Oberkieferzähne nicht auf die Unterkieferzähne.
**
Kreuzbiss: Bei Kieferschluss überlappen die Oberkieferzähne nur abschnittsweise die Unterkieferzähne
(Oberkieferoverjet), während in manchen Gebissabschnitten die Unterkieferzähne die Oberkieferzähne
überlappen (Unterkieferoverjet).
*** Molarrelation (MR): Die Bisslage (Okklusion) bezogen auf die 6er-Molaren (MR I = ideal, MR II = die Bisslage
ist um eine Höckerbreite verschoben, MR III = die Bisslage ist um zwei Höckerbreiten verschoben).
Quelle: GÖG/ÖBIG
Durch den Einsatz kieferorthopädischer Geräte (Zahnspangen) können in der Behandlung von Fehlstellungen der Kiefer und der Zähne gute Erfolge erzielt werden. Zur
Inanspruchnahme solcher kieferorthopädischer Behandlungen zeigt die vorliegende
Erhebung folgenden Trend:
Rund 94 Prozent der Achtzehnjährigen wurden im Laufe ihres Lebens schon einmal
von einer Kieferorthopädin / einem Kieferorthopäden begutachtet (es waren 93 % der
Burschen und 95 % der Mädchen). 52 Prozent trugen schon einmal eine Zahnregulierung (56 % der Mädchen und 49 % der Burschen). 36 Prozent der Jugendlichen hatten
eine kieferorthopädische Gebisskorrektur zum Zeitpunkt der Erhebung bereits abgeschlossen, während sich neun Prozent der erhobenen Mädchen und Burschen noch in
Behandlung befanden. Sieben Prozent der Achtzehnjährigen haben ihre kieferorthopädische Behandlung abgebrochen.
Jene Jugendlichen, die sich einer kieferorthopädischen Behandlung unterzogen haben,
wurden nach ihrer Zufriedenheit mit dem Behandlungsergebnis gefragt. Die Mädchen
und Burschen sollten auf einer Skala von null bis zehn ihren persönlichen „Zufriedenheits-Wert“ angeben. Der errechnete Mittelwert zur Behandlungszufriedenheit beträgt
zwei. Das Durchschnittsalter zu Behandlungsbeginn ergibt 10,6 Jahre und die durchschnittliche Behandlungsdauer beträgt 3,5 Jahre. In Bezug auf die Regulierungsmethode dominieren die abnehmbaren „Zahnspangen“ (23 % der Jugendlichen trugen eine
abnehmbare Zahnspange). Festsitzende Apparaturen verwendeten die kieferorthopädischen Experten und Expertinnen bei 16 Prozent der Achtzehnjährigen und bei 14 Prozent der Mädchen und Burschen wurde kombiniert (abnehmbar und festsitzend)
behandelt. In jenen neun Prozent der Fälle, in welchen die Behandlung noch nicht
Kapitel 3 / Ergebnisse
43
abgeschlossen war, trugen 94 Prozent der betroffenen Jugendlichen bei der klinischen
Untersuchung ihre „fixe Zahnspange“, während die übrigen sechs Prozent zuhause ein
abnehmbares Gerät besitzen.
3.6 Ergebnisse zum Mundgesundheitsverhalten
In den folgenden Abschnitten werden die Zahnarztinanspruchnahme und das Präventionsverhalten der Jugendlichen beschrieben. Zur Qualität der folgenden Ergebnisse ist
zu erwähnen, dass die Daten mittels Befragungen erhoben wurden, also Selbstangaben
und dadurch möglicherweise nur eingeschränkt zuverlässig sind.
Ergebnisse zur Zahnarztinanspruchnahme
Gut die Hälfte (52 %) der Achtzehnjährigen gibt an, innerhalb des letzten halben Jahres
eine Zahnarztpraxis aufgesucht zu haben. Zusätzliche 30 Prozent waren zumindest
einmal innerhalb des letzten Jahres in einer Zahnarztpraxis. Bei 18 Prozent der Erhobenen liegt der letzte Zahnarztbesuch allerdings schon zwei Jahre oder länger zurück
(vgl. Tabelle 3.29). Regelmäßige zahnärztliche Besuche (mindestens einmal jährlich)
nimmt somit nur ein relativ kleiner Teil der Achtzehnjährigen nicht wahr.
Es zeichnet sich ein Einfluss des Geschlechts, des Migrationsstatus sowie der Bildungslage auf die zahnärztliche Inanspruchnahme ab (vgl. Tabelle 3.29). Regelmäßige
zahnärztliche Inanspruchnahme, d. h. mindestens einmal jährlich gelingt den Burschen, Jugendlichen mit Migrationshintergrund sowie den Lehrlingen oder Beschäftigungslosen im Vergleich zum Durchschnitt der Achtzehnjährigen weniger häufig,
während die Mädchen oder Schüler/innen (AHS/BHS) überdurchschnittlich häufig den
jährlich empfohlenen Zahnarzttermin wahrnehmen.
In der Gruppe jener Jugendlichen, die angeben, zwei Jahre oder länger nicht in einer
Zahnarztpraxis gewesen zu sein, nennen zwei Prozent „große Angst vor der zahnärztlichen Behandlung“ als Grund für ihre seltene Zahnarztbesuchs-Frequenz. Der Anteil
der Jugendlichen mit großer Zahnarztangst erhöht sich deutlich mit den sozioökonomischen Merkmalen „Migrationhintergrund“ und „Lehre bzw. AMS“ (2 % alle Jugendlichen versus 5 % Mig; 4 % Lehre/AMS).
44
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
Tabelle 3.29:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige – Befragung zu letztem Zahnarztbesuch in
Prozent
Fragen
Alle
Jugendlichen
Mädchen
Burschen
Ohne Mig
Mig
AHS/BHS
Lehrlinge/
AMS
Zahnarztbesuch im
letzten Jahr
Zahnarztbesuch vor
zwei Jahren und
länger
Noch kein Zahnarztbesuch
Keine Erinnerung,
wann letzter
Zahnarztbesuch
82
86
79
83
76
86
76
18
14
22
17
24
14
24
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
0
Quelle: GÖG/ÖBIG
Auf die Frage nach dem Grund des letzten zahnärztlichen Besuchs, geben gut zwei
Drittel (69 %) der Erhobenen an, wegen einer Kontrolle in der Zahnarztpraxis gewesen
zu sein. 16 Prozent mussten wegen Beschwerden die Zahnarztpraxis aufsuchen und
bei weiteren 15 Prozent war eine kieferorthopädische Kontrolle bzw. ein anderer Grund
der Anlass, die Zahnärztin oder den Zahnarzt aufzusuchen. Hier zeigen sich Unterschiede nach Migrationsstatus, Wohnregion und Bildungsstatus der Jugendlichen. Von
den Jugendlichen mit Migrationshintergrund nützten 64 Prozent den letzten Zahnarztbesuch für eine Kontrolle und ein Viertel (25 %) war wegen Beschwerden in der Zahnarztpraxis. In den west-österreichischen Regionen geben 71 Prozent als Grund für den
letzten Zahnarztbesuch eine Kontrolluntersuchung an und nur neun Prozent gingen
wegen Beschwerden zur Zahnärztin oder zum Zahnarzt. Im Vergleich dazu diente den
ost-österreichischen Jugendlichen in 68 Prozent der Fälle ihr letzter Zahnarztbesuch
der Kontrolle und 18 Prozent gingen wegen Beschwerden in die Zahnarztpraxis. Von
den Schüler/innen waren 13 Prozent das letzte Mal wegen Beschwerden bei der
Zahnärztin oder dem Zahnarzt und in der Gruppe der Lehrlinge oder Beschäftigungslosen geben 20 Prozent an, dass sie zuletzt wegen Beschwerden die Zahnarztpraxis
aufsuchten. Der Anteil der Schüler/innen, die das letzte Mal zur Kontrolle zur Zahnärztin oder zum Zahnarzt gingen, beträgt 73 Prozent. 62 Prozent der Lehrlinge und
Beschäftigungslosen nannten als Grund für Ihren Zahnarztbesuch die Kontrolle.
Da die zahnärztliche Behandlung zu den Grundversorgungen der Bevölkerung zählt,
sollen Zahnarztpraxen auch in weniger dicht besiedelten Gegenden vorhanden sein.
Das EGOHIP II (European Global Oral Health Indicators Development Program) bestimmte für eine ausreichende Zahnarztdichte, eine Zahnarzterreichbarkeit von
30 Minuten. Die untersuchten Jugendlichen (99 %) geben an, dass es möglich ist, von
ihrem Zuhause aus in 30 Minuten eine Zahnarztpraxis zu erreichen. Dieses Ergebnis
Kapitel 3 / Ergebnisse
45
bezieht sich auf alle Studienteilnehmer/innen. Regionale Unterschiede sind nicht
erkennbar.
Ergebnisse zum Präventionsverhalten
Im Gegensatz zu vielen anderen chronischen Erkrankungen lassen sich Karies und
Parodontitis durch effektive Vorsorgemaßnahmen zum größten Teil vermeiden (Micheelis 2006, ÖBIG 2000 bis 2008).
Die Jugendlichen wurden zum Gebrauch von fluoridierter Zahnpasta und Zahnseide
bzw. hinsichtlich ihres Zigaretten- und Alkoholkonsums befragt.
Lokal applizierte Fluoride (fluoridierte Zahnpasta) bilden eine Schicht an der Zahnoberfläche und schützen somit die Zähne und das Zahnfleisch vor den schädigenden
Mundhöhlenbakterien (Fluor-Monitoring, ÖBIG 2007). Die Reinigung der Zahnzwischenräume mit Zahnseide ist wichtig und notwendig. Sie sollte grundsätzlich etwa ab
einem Alter von zwölf Jahren regelmäßig stattfinden (Empfehlungen des Obersten
Sanitätsrates zur Kariesprophylaxe, erarbeitet durch die Kommission für Zahnmedizin
und Prophylaxe, im Auftrag des BMGF, Wien 2001). Rauchen und regelmäßiger Alkoholkonsum schaden den Zähnen und dem Zahnfleisch auch bei optimaler Mundhygiene. Raucher haben ein 15-fach erhöhtes Risiko, ihre Zähne vorzeitig zu verlieren (ÖBIG
2006).
Zwei Drittel (66 %) der Achtzehnjährigen wissen nicht, ob die Zahnpasta, die sie täglich
für die Zahnreinigung benützen, auch Fluoride enthält. Sie gaben an, bei der Auswahl
ihrer Zahnpasta nicht auf die Inhaltsstoffe zu achten. 30 Prozent (beinahe ein Drittel)
der Jugendlichen verwenden bewusst fluoridierte Zahnpasta. Das weist darauf hin, dass
diesen Mädchen und Burschen die oralpräventive Wirkung fluoridierter Zahnpasta
bekannt ist. Vier Prozent behaupten zu wissen, dass in ihrer Zahnpasta keine Fluoride
enthalten sind. In Bezug auf die Verwendung fluoridierter Zahnpasta, zeigen sich vor
allem Unterschiede beim Bildungsstatus. Ein Drittel (36 %) der Jugendlichen von Eltern
mit Matura, aber lediglich ein gutes Viertel (26 %) der Jugendlichen von Eltern ohne
Matura wissen, dass fluoridierte Zahnpasta ein effektives Mittel zur Kariesprävention
darstellt. Diese Gruppe will von dieser Vorsorgemaßnahme profitieren und verwendet
daher bei ihrer Mundhygiene bewusst fluoridierte Zahnpasta. Ebenso verwendet ein
deutlich größerer Anteil an Schülerinnen und Schülern im Vergleich zu Lehrlingen bzw.
Arbeitslosen bewusst fluoridierte Zahnpasta (33 % versus 27 %). Jugendliche in ostösterreichischen Wohnregionen gaben gegenüber Jugendlichen in westlichen Regionen
(31 % versus 28 %) geringfügig häufiger an, dass sie bewusst fluoridierte Zahnpasta
verwenden.
46
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
Einmal täglich sollen die Zwischenräume der Zähne mit Zahnseide gründlich gesäubert
werden. Lediglich fünf Prozent der Erhobenen geben an, sich täglich die Zahnzwischenräume mit Zahnseide zu reinigen (7 % Mädchen und 3 % Burschen). Neben dem
Geschlecht zeichnet sich auch hier wieder der Einfluss der Bildung sowie der Wohnregion ab. Die Merkmale Mädchen, Eltern mit Matura (6 % E.m.M. versus 4 % E.o.M.),
AHS-/BHS-Schüler/innen (6 % AHS/BHS versus 4 % Lehrlinge/AMS) und westösterreichisches Wohngebiet (9 % west-österreichisches versus 4 % ost-österreichisches) sind mit einer höheren Anwendung der Zahnzwischenreinigung verbunden.
31 Prozent der untersuchten Jugendlichen sagen, dass sie innerhalb der letzten zwölf
Monate täglich rauchten. Das sind ein gutes Drittel (36 %) der Burschen und ein gutes
Viertel (26 %) der Mädchen. Jugendliche mit Migrationshintergrund rauchen geringfügig
häufiger (35 %) als Jugendliche ohne Migrationshintergrund (31 %). 37 Prozent der
Jugendlichen von Eltern ohne Matura rauchen regelmäßig, während nur 23 Prozent der
Jugendlichen von Eltern mit Matura regelmäßig täglich zur Zigarette greift. Auch
Lehrlinge bzw. Beschäftigungslose greifen häufiger zur Zigarette (38 % rauchen täglich)
als Schüler/innen (27 % rauchen täglich). Nach Wohnregion rauchen Jugendliche in
west-österreichischen Regionen geringfügig häufiger täglich als in ost-österreichischen Gebieten (35 % versus 30 %).
Alkohol wird von den Achtzehnjährigen nur gelegentlich konsumiert. 91 Prozent der
Mädchen und Burschen behaupten, ausschließlich an Wochenenden oder bei „Parties“
Alkohol zu trinken. Bedeutende Unterschiede nach soziodemografischen Merkmalen
zeichnen sich hier nicht ab.
Die Jugendlichen wurden auch gefragt, ob sie im letzten Jahr durch Zahnschmerzen
beeinträchtigt waren. Zahnbeschwerden innerhalb des letzten Jahres gibt immerhin ein
gutes Drittel (35 %) der Achtzehnjährigen an. Jedoch kamen diese zahnbezogenen
Beeinträchtigungen der Lebensqualität bei den Erhobenen in der großen Mehrheit der
Fälle lediglich „kaum“ vor. Am häufigsten waren Jugendliche mit Migrationshintergrund
von Zahnbeschwerden betroffen (45 %).
Wie zahlreiche internationale Daten weisen auch die vorliegenden Ergebnisse die
Unterschiede im oralen Gesundheitsverhalten in Abhängigkeit von Migrationsstatus
sowie sozialer Lage aus. Erklärungen für mangelnde oralpräventive Verhaltensorientierung in sozial benachteiligten Schichten sind zumeist schwierigere Lebensumstände
und geringere finanzielle Möglichkeiten.
Kapitel 3 / Ergebnisse
47
Zusammenfassung
Das WHO-Ziel 2020, wonach das bleibende Gebiss bei den Achtzehnjährigen noch
vollzählig sein soll (MT=0), ist noch nicht gänzlich erfüllt (vgl. Abschnitt 3.1)
Drei Prozent der Achtzehnjährigen verloren bereits mindestens einen Zahn wegen
Karies. Der durchschnittliche Zahnverlust beträgt 0,05 MT.
Ein Viertel (25 %) der Achtzehnjährigen ist kariesfrei (D3MFT = 0). Sechzehn Prozent
besitzen ein makelloses Gebiss, ohne jegliche Schmelzschädigungen (D1+2+3MFT = 0).
Neun Prozent zeigen in ihren Gebissen lediglich reversible Schmelzverfärbungen (D1-,
D2-Läsionen).
Die Achtzehnjährigen weisen einen D3MFT von 3,6 auf. Den größten Anteil am Gesamtindex (80 %) haben die gefüllten Zähne (FT = 2,9). 0,7 Zähne sind nicht behandelt (D3T). Extrahierte Zähne scheinen selten auf (MT = 0,05, vgl. Tabelle 3.10).
Die Auswertung nach Flächen ergibt einen mittleren D3MFS von 5,1. Davon sind
0,8 Flächen unbehandelt kariös (D3-Flächen) und vier Flächen gefüllt (FS). Zusätzlich
weisen durchschnittlich rund drei Zahnflächen (D1+2 = 3,1) reversible kariöse Frühläsionen auf.
Der Sanierungsgrad der kariös geschädigten Zähne beträgt 80 Prozent, der Behandlungsbedarf liegt demnach bei 20 Prozent.
Das Kariesrisiko (Kariesmorbidität, Kariesprävalenz) sowie die Zahnverlustrate sind
mit soziodemografischen Faktoren verbunden. Burschen und jene Jugendlichen von
Eltern mit niedrigem Bildungsstatus, Lehrlinge, Beschäftigungslose sowie Personen
mit Migrationshintergrund leiden unter überdurchschnittliche hoher Kariesaktivität.
Ebenso besteht ein Zusammenhang zwischen der Kariesaktivität und der Wohnregion.
In den östlichen Bundesländern zeichnet sich gegenüber den westlichen ein erhöhtes
Kariesaufkommen ab (vgl. Abschnitt 3.2).
Ca. ein Drittel (34 %) der untersuchten Personen leidet unter zumindest einem offenen
kariösen Defekt, der akut behandlungsbedürftig ist (D3T> 0). In der großen Mehrheit
der Fälle (60 %) mit Sanierungsbedarf, handelt es sich jedoch lediglich um jene ganz
kleinen Defekte (Mikrokavitäten), die mit äußerst gewebsschonender Methode (minimal invasiv Dentistry) ausreichend behandelt werden können.
Wie bei den Sechs- und Zwölfjährigen verteilt sich Karies auch bei den Achtzehnjährigen nicht gleichmäßig unter den Untersuchten. Vielmehr konzentrieren sich die
48
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
kariösen Schäden auf eine verhältnismäßig kleine Probandengruppe.
Der SiC-Index beträgt 8,5 D3MFT.
Bei nur acht Prozent der Achtzehnjährigen ist zumindest ein Zahn versiegelt. Versiegelte Backenzähne finden sich bei Jugendlichen in den westlichen Bundesländern
etwas häufiger als in den östlichen.
Zehn Prozent der Achtzehnjährigen haben mindestens einen devitalen Zahn im Gebiss
(mehr Burschen als Mädchen vgl. Punkt 3.3.4).
Knappe zwei Drittel (61 %) der jungen Menschen zeigen ganz gesundes Zahnfleisch
(CPI = 0 an allen Sextanten). Durchschnittlich besitzen die Achtzehnjährigen
4,8 Sextanten mit ganz gesunden parodontalen Verhältnissen (CPI = 0). Somit ist das
WHO-Ziel 2020 hinsichtlich der parodontalen Gesundheit heute schon erfüllt.
52 Prozent der Achtzehnjährigen wurden kieferorthopädisch behandelt. Abnehmbare
Geräte dominieren in der Regulierungsmethode.
Kapitel 3 / Ergebnisse
49
4 Mundgesundheit bei Achtzehnjährigen
1998 bis 2008
Um die Mundgesundheit in der WHO-Indexgruppe der Achtzehnjährigen zu dokumentieren, erhob die Koordinationsstelle Zahnstatus in den Jahren 1998, 2003 und 2008
repräsentative Stichproben an Jugendlichen in über das ganze Bundesgebiet verteilten
Allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS), Berufsbildenden höheren Schulen (BHS),
Berufsschulen (BS) und Arbeitsmarkt-Service-Stellen (AMS) nach dem Design der Basic
Oral Health Surveys (WHO 1999). Im Rahmen dieses Kapitels wird nun anhand einer
Vergleichsanalyse die Entwicklung hinsichtlich der Mundgesundheit geprüft (Kariesmorbidität, Behandlungsbedarf, Kariesprävalenz, Vitalität, Zahnfleischerkrankungen).
In der folgenden Analyse ist zu beachten, dass die Auswertungen der Kariesindikatoren
in den Jahren 1998 und 2003 noch nach herkömmlicher WHO-Klassifizierung erfolgten, während im Jahr 2008 die Kariesparameter nach dem neuen ICDAS-II-System
(vgl. Tabelle 2.2 und Tabelle 2.3) berechnet wurden. Da aber nach ICDAS II bereits die
ganz kleinen Schmelzdefekte (Mikrokavitäten), die nach der früheren WHO-Einteilung
noch als Kariesvorstufen (D2-Läsionen) gelten, in den D3MFT/ D3MFS-Index einbezogen werden, ergeben sich nach dieser neuen Auswertungsmethode im Vergleich zur
„alten“ WHO-Berechnungsart erhöhte Morbiditäts- und Prävalenzwerte.
4.1 Kariesmorbidität
Wie aus Tabelle 4.1 hervorgeht, sind zwischen den Jahren 1998 und 2008 sämtliche
Indikatoren zur Kariesmorbidität deutlich rückläufig. Zeigte im Jahr 1998 lediglich ein
Prozent der Achtzehnjährigen völlig gesunde Zähne (D1+2+3MFT = 0), so besaßen im
Jahr 2003 bereits elf Prozent ein völlig gesundes Gebiss. Zwischen den Jahren 2003
und 2008 erhöhte sich der Anteil an Achtzehnjährigen, die keinerlei kariöse Veränderungen in ihren Gebissen aufweisen (D1+2+3MFT = 0) noch einmal (um 5 Prozentpunkte).
Der Anteil kariesfreier Jugendlicher (D3MFT = 0) stieg innerhalb der letzten zehn Jahre
von 16 Prozent auf 25 Prozent an. Folglich reduzierte sich die Karieserfahrung
(D3MFT > 0) in diesem Zeitraum um neun Prozentpunkte (vgl.Tabelle 4.1).
Nach den in Tabelle 4.1, in Zeile „Behandlungsbedürftig“ angeführten Zahlen-Werten
hat der Anteil an Jugendlichen mit füllungsbedürftigen Zähnen (Jugendliche mit
Behandlungsbedarf) zwischen den Jahren 1998 und 2008 scheinbar zugenommen.
Dieses Ergebnis erklärt sich darin, dass in den Erhebungsjahren 1998 und 2003 die
kleinen Schmelzdefekte (Mikrokavitäten) nach WHO-Einteilung noch als reversible
50
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
Kariesvorstufen (D2-Läsionen) bewertet und daher auch nicht als behandlungsbedürftig
angesehen wurden. Nach modernen präventionsorientierten zahnmedizinischen
Erkenntnissen (ICDAS II) zählen diese Defekte jedoch bereits zur irreversiblen füllungsbedürftigen Karies (D3-Läsionen) und daher müssen diese Läsionen auch schon
präventiv mit einer kleinen Füllung (minimal invasiv Dentistry) versehen werden.
Subtrahiert man den Prozentanteil an Jugendlichen mit Mikrokavitäten vom Anteil der
behandlungsbedürftigen Personen (mindestens eine herkömmliche Füllung ist notwendig), so ergibt sich im Untersuchungsjahr 2008 eine Behandlungsbedarfsrate von nur
zwölf Prozent (12 % bedürfen einer traditionellen Füllungstherapie). Insofern ist der
Bedarf an herkömmlicher invasiver Füllungstherapie bei den Achtzehnjährigen innerhalb der letzten zehn Jahre deutlich zurückgegangen (vgl. Tabelle 4.1)
22 Prozent der im Jahr 2008 erhobenen Jugendlichen weisen an ihren Zähnen sogenannte „Mikrokavitäten“ (ganz kleine Schmelz-Diskontinuitäten) auf (vgl. Tabelle 4.1).
Diese kleinen kariösen Defekte werden nach neuen zahnmedizinischen Erforschungen
bereits „minimal invasiv“ gefüllt (es muss kaum gesunde Zahnhartsubstanz entfernt
werden) und so zum „Stillstand“ gebracht. Damit minimal invasive Füllungen auch über
längere Zeit „haltbar“ sind, sind von Patientenseite her große Kooperation (Compliance)
bezüglich sorgfältiger Mundhygiene und regelmäßige Zahnarztinanspruchnahme
gefordert.
Tabelle 4.1:
Zahnstatuserhebung 1998, 2003 und 2008/2009 Achtzehnjährige – Vergleich
Kariesmorbidität
Alle Jugendlichen in Prozent
Diagnose
Keine Veränderungen
1998
2003
2008
16
1
11
Kariesvorstufen
15
8
9
Kariesfrei
16
19
25
Karieserfahrung
84
81
75
Mikrokavitäten
n. v.
n. v.
22
Behandlungsbedürftig
20
17
34
Saniert
64
64
42
n. v. = Daten sind nicht verfügbar
Quelle: GÖG/ÖBIG
Tabelle 4.2 zeigt die Entwicklung der Kariesmorbidität nach Geschlecht. Während bei
den Sechs- und Zwölfjährigen hinsichtlich Kariesmorbidität keine eindeutigen, geschlechtsspezifischen Unterschiede erkennbar sind (vgl. ÖBIG 2007 u. ÖBIG 2008),
zeichnet sich bei den Achtzehnjährigen folgender Trend ab: Sowohl Mädchen als auch
Burschen haben sich innerhalb der letzten zehn Jahre in allen Parametern zur Kariesmorbidität kontinuierlich verbessert. Gegenwärtig sind Burschenzähne gegenüber
Kapitel 4 / Mundgesundheit bei Achtzehnjährigen 1998 bis 2008
51
Mädchenzähnen ganz geringfügig häufiger von Karies betroffen und etwas weniger
häufig saniert.
Tabelle 4.2:
Zahnstatuserhebung 1998, 2003 und 2008/2009 Achtzehnjährige – Vergleich
Kariesmorbidität und Geschlecht in Prozent
1998
Diagnose
Mädchen
Keine Veränderungen
2003
2008
Burschen
Mädchen
Burschen
Mädchen
Burschen
0
1
9
12
16
Kariesvorstufen
16
14
9
7
9
9
Kariesfrei
16
15
18
19
25
24
Karieserfahrung
15
84
85
82
81
75
76
n. v.
n. v.
n. v.
n. v.
24
20
Behandlungsbedürftig
14
25
12
22
8
16
Saniert
70
60
70
59
43
40
Mikrokavitäten
n.v. = Daten sind nicht verfügbar
Quelle: GÖG/ÖBIG
4.2 Kariesprävalenz
Die Achtzehnjährigen bewirkten auch eine deutliche Rückentwicklung der Kariesprävalenz (vgl. Tabelle 4.3). Der D3MFT-Index reduzierte sich zwischen den Jahren 1998 und
2003 um 20 Prozent und darauf (bis 2008) um weitere 18 Prozent. Noch stärker als
der D3MFT-Wert fällt der D3MFS-Index (zwischen 1998 und 2003 um 28 % und zwischen 2003 und 2008 um 29 %). Daraus resultiert auch, dass die Kariesintensität (das
ist die durchschnittliche Anzahl geschädigter Zahnflächen pro geschädigten Zahn;
D3MFS / D3MFT) in den Gebissen der Achtzehnjährigen deutlich abgenommen hat. Die
Kavitäten an den kariösen Zähnen sind kleiner geworden. Zudem „verkleinerten“ sich
auch die Füllungen an den sanierten Zähnen (im Jahre 1998 waren die sanierten Zähne
durchschnittlich an 1,8 Flächen gefüllt und 2009 an 1,4 Flächen). Eine Erklärung für
dieses Ergebnis könnte darin liegen, dass Jugendliche nun mit der Sanierung ihrer
kariösen Zähne weniger lang zuwarten und häufiger eine Zahnarztpraxis aufsuchen.
52
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
Tabelle 4.3:
Zahnstatuserhebung 1998, 2003 und 2008/2009 Achtzehnjährige – Kariesprävalenz
(D3MFT/S-Indexwerte)
Alle Jugendlichen
Kariesprävalenz
1998
2003
D3MFT
5,5
4,4
3,6
MT
0,2
0,1
0,05
FT
4,9
4,0
2,9
D3MFS
2008
10,0
7,2
5,1
FS
8,4
6,1
4,0
D3MFS/D3MFT
1,8
1,6
1,4
Quelle: GÖG/ÖBIG
Das WHO-Hauptziel gibt für Achtzehnjährige vor, noch keinen Zahn wegen Karies
verloren zu haben (MT = 0). Im Untersuchungsjahr 1998 zeigten 63 Prozent der
Untersuchten ein vollständiges eigenes Gebiss, während es 2003 bereits 93 Prozent
waren, die noch keinen Zahn wegen Karies verloren hatten und in der letzen Erhebung
(2008) stieg der Anteil an Jugendlichen mit einem vollzähligen eigenen Gebiss auf
97 Prozent an. Der durchschnittliche Zahnverlust verringerte sich zwischen 1998 und
2009 von 0,2 MT auf 0,05 MT (vgl. Tabelle 4.3). Die WHO-Vorgabe 2020 wird somit
beinahe schon erreicht.
Mit achtzehn Jahren sind alle bleibenden Zähne bereits längere Zeit in der Mundhöhle
exponiert. Die Zahnreihen sind geschlossen und mehr Zähne können kariös werden.
Zwischen dem zwölften- und dem achtzehnten Lebensjahr kommt es erwiesenermaßen
zu einem Anstieg des Kariesbefalls. Der Vergleich des aktuellen kariösen Flächenbefalls (D3MFS-Index) mit jenem der Zwölfjährigen aus der Erhebung 2002 (damals waren
die in der vorliegenden Erhebung untersuchten Achtzehnjährigen zwölf Jahre alt) ergibt
eine gegenwärtige Karieszuwachsrate von 0,6 Zahnflächen pro Jahr. In analogen
Vergleichen (Zwölfjährige und Achtzehnjährige) aus älteren Untersuchungen betrug die
jährliche Zuwachsrate Ende der 1990iger Jahren bzw. Anfang der 2000er Jahre noch
zwischen einer und zwei kariösen Flächen. Hält dieser Trend an, ist bei den Achtzehnjährigen in den nächsten Jahren ein weiterer Kariesrückgang zu erwarten.
Kapitel 4 / Mundgesundheit bei Achtzehnjährigen 1998 bis 2008
53
4.3 SiC-Index
Der SiC-Index (Significant Caries Index) bezieht sich auf die Kariesbelastung bei Risiko
personen. Er dient der Erfassung der Karieshochrisikogruppe. Der SiC-Wert gibt den
durchschnittlichen Kariesbefall (D3MFT-Wert) bei jenem Drittel an Probandinnen und
Probanden mit der höchsten Kariesprävalenz an (vgl. Abbilung 4.1). Wenn die Zahngesundheit in einer Population stark polarisiert ist, unterscheiden sich D3MFT und SiC
stark voneinander.
Abbilung 4.1:
Zahnstatuserhebung 1998, 2003 und 2008/2009 Achtzehnjährige – Sic-Index
(Significant Caries Index)
12
10,8
10
8,9
8,5
8
6
SiC-Index
4
2
0
1998
2003
2008
Quelle: GÖG/ÖBIG
Abbilung 4.1 zeigt, dass sich der SiC-Index-Wert innerhalb der letzten zehn Jahre
zurückentwickelt hat. Wiesen die Jugendlichen mit besonders hoher Kariesaktivität im
Jahr 1998 durchschnittlich rund elf von Karies betroffene Zähne auf, waren es im Jahr
2003 nur noch neun (18 % Reduktion). Zwischen den Jahren 2003 und 2008 kommt es
zu einer weiteren Verminderung des SiC-Index-Wertes um fünf Prozent. Dieser Trend
zeigt, dass innerhalb der letzten zehn Jahre auch jene Jugendlichen mit hohem Kariesrisiko vom Kariesrückgang profitiert haben.
54
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
4.4 Vitalität
Im Jahre 1998 wiesen die Achtzehnjährigen durchschnittlich 0,3 marktote Zähne auf,
2003 waren es durchschnittlich 0,2 und in der vorliegenden Erhebung beträgt die
durchschnittliche Anzahl devitaler Zähne 1,1. Demnach hat die Anzahl an Zähnen, die
aufgrund einer tiefen Karies (Wurzelkaries) wurzelbehandelt wurden und daraufhin
devital sind, in den Gebissen der Achtzehnjährigen zugenommen. Die devitalen Zähne
finden sich in den Gebissen einer immer kleiner werdenden Gruppe von Risikopersonen (Polarisierung). Hatten im Jahr 1998 18 Prozent der Untersuchten mindestens
einen devitalen Zahn im Mund, waren im Jahr 2003 nur mehr 16 Prozent der Erhobenen von Devitalität der Zähne betroffen. In der vorliegenden Erhebung diagnostizierte
die Untersucherin lediglich bei zehn Prozent der Jugendlichen mindestens einen
devitalen Zahn.
4.5 Zahnfleischerkrankungen
Von Zahnbetterkrankungen (Gingivitis, Zahnfleischtaschen, Zahnstein, Attachementverlust) sind die Achtzehnjährigen nach wie vor nicht sehr häufig betroffen. Knapp
zwei Drittel (61 %) der Jugendlichen besitzen noch völlig gesundes Zahnfleisch an allen
Sextanten des Gebisses. Durchschnittlich finden sich in den Gebissen der Jugendlichen
4,8 Sextanten mit gesundem Zahnfleisch. Hohe CPI-Grade (3 und 4) wurden in der
vorliegenden Altersgruppe nur äußerst selten befundet (vgl. Tabelle 3.26). Die diesbezügliche WHO-Vorgabe (vgl. Abschnitt 3.1) ist daher schon erfüllt. Dieses Ergebnis
spricht auch für eine zufriedenstellende Mundhygiene bei der großen Mehrheit der
Jugendlichen.
4.6 Zusammenfassung Vergleich
Der Vergleich des Zahnstatus 1998, 2003 und 2008 zeigt, dass der Trend des Caries
decline, der bei den Sechs- und Zwölfjährigen beobachtet wird (ÖBIG 2007 und ÖBIG
2008) sich auch bei den Achtzehnjährigen weiter fortsetzt. Innerhalb von zehn Jahren
ist der Anteil an Jugendlichen mit völlig gesunden Gebissen (D1+2+3MFT = 0) um
15 Prozentpunkte gestiegen und die Kariesmorbidität hat um neun Prozentpunkte
abgenommen. Die Kariesprävalenz, bezogen auf die Anzahl der betroffenen Zähne ist
um 38 Prozent zurückgegangen, zahnflächenbezogen hat sie sich sogar beinahe
halbiert (49 % Reduktion). Der Kariesbefall ist nicht nur in der durchschnittlichen
Probandengruppe gesunken, sondern auch in der stark betroffenen Jugendgruppe (der
SiC-Index ist um 18 Prozent gesunken). Dies deutet darauf hin, dass die Achtzehnjährigen von den im Kindergarten- und Volksschulalter ergriffenen Gruppenprophylaxe-
Kapitel 4 / Mundgesundheit bei Achtzehnjährigen 1998 bis 2008
55
maßnahmen zur Kariesreduktion grundsätzlich profitieren. Parallel zur positiven
Entwicklung der Mundgesundheit stellt sich aber auch bei den Achtzehnjährigen eine
Polarisierung der Kariesbetroffenheit dar. Beinahe die Hälfte der Kariesschäden findet
sich bei knapp einem Viertel der Jugendlichen. Insofern ist eine spezielle Betreuung
von Heranwachsenden mit erhöhtem Kariesrisiko äußerst wichtig. Von überdurchschnittlicher Kariesaktivität betroffen sind in der Altersgruppe der Achtzehnjährigen
neben den Burschen auch jene Jugendlichen mit Migrationshintergrund sowie Personen
mit den sozioökonomischen Merkmalen „Jugendliche von Eltern ohne Matura“ und
Lehrlinge bzw. Beschäftigungslose. Zudem leiden Jugendliche aus den östlichen
Bundesländern gegenüber jenen Jugendlichen aus West-Österreich an einer geringfügig erhöhten Kariesaktivität (vgl. Abschnitt 3.2).
56
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
5 Europäischer Vergleich
Für den europäischen Vergleich wurden die Global Oral Data Bank (Oral Health
Country / Area Profile Program, WHO) bzw. die Website des CECDO (Council of European Chief Dental Officers) im Internet nach oralepidemiologischen Daten von Achtzehnjährigen durchsucht (%-Anteil kariesfrei, D3MFT/S zwischen 2003 und 2008).
Repräsentative Länderdaten zu Achtzehnjährigen sind nur aus sehr wenigen Staaten
verfügbar, da zumeist die Sechs- und Zwölfjährigen und die Erwachsenen (35- bis 44Jährigen und 65- bis 74-Jährigen) in einer Stichprobengröße für nationale Auswertungen erhoben werden. Einige Länder fassen mehrere Altersstufen zu einer Beobachtungseinheit (z. B. 15- bis 25-Jährige) zusammen und erheben diese nur alle zehn
Jahre.
Da den Zahnstatus der Achtzehnjährigen nur sehr wenige Länder erheben, lassen sich
hier kaum internationale Vergleiche ziehen. Ein Vergleich europäischer Daten ist auch
nur annäherungsweise möglich, da die Untersuchungen in unterschiedlichen Jahren
erfolgen bzw. auch in Betracht gezogen werden muss, dass die Daten auf unterschiedlichen Berechnungsweisen basieren. Auswertungen nach dem neuen ICDAS II, wie in
Österreich, ergeben höhere Karieswerte als Berechnungen von Kariesindikatoren nach
der herkömmlichen WHO-Methode.
Tabelle 5.1:
Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährigen – Kariestrends
Land
Jahr
kariesfrei
D3MFT
MT
Quelle, Anmerkungen
Norwegen
2004
40 %
1,7
0,02
WHO/Area Profile
Schweden
2000
42 %1
3,62
n. v.
WHO/Area Profile
Schweden
2002
40 %1
3,52
n. v.
WHO/Area Profile
Schweden
2005
41
%1
3,12
n. v.
WHO/Area Profile
Dänemark
2005
n. v.
3,3
n. v.
WHO/Area Profile
Dänemark
2006
n. v.
3,1
n. v.
WHO/Area Profile
Österreich
1998
16 %
5,5
0,17
ÖBIG
Österreich
2003
19 %
4,4
0,09
ÖBIG
Österreich
2008
26 %
3,6
0,02
GÖG/ÖBIG
Türkei
2002
15 %
5,0
0,9
WHO/Area Profile
Lettland
1998
n. v.
7,5
n. v.
WHO/Area Profile
Lettland
2004
n. v.
8,2
n. v.
WHO/Area Profile
n.v. = Daten nicht verfügbar
1
Der angegebene Prozentsatz „kariesfrei“ beinhaltet nur die Approximalflächen
2
Der D3FT ist ausgewiesen.
Quellen: WHO-Datenbank, CECDO (Council of European Chief Dental Officers) - Website im Internet
Kapitel 5 / Europäischer Vergleich
57
Tabelle 5.1 präsentiert die wenigen verfügbaren Ergebnisse der Datenrecherche (Anteil
kariesfreier Personen, D3MFT, MT). Aufgrund der spärlichen Datenlage sind derzeit
keine qualitativen Aussagen hinsichtlich eines gesamt-europäischen Trends möglich.
Kariesexperten berichten aber über einen generellen Rückgang der Kariesverbreitung
in der Europäischen Union (in allen Altersgruppen) während der 1990er Jahre (Menghini 2003, Micheelis 2006). Dieser Caries decline ist in den Erwachsenen-Altersgruppen
weniger stark ausgeprägt als bei den Zwölfjährigen. Innerhalb Europas geht er mit
einem erheblichen West-Ostgefälle einher, wobei die nord-westlichen Nationen
(skandinavischen Länder) die niedrigsten (besten) Kariesindikatoren ausweisen (ÖBIG
2004). Die in Tabelle 5.1 angeführten Daten zeigen, dass sich Karies im bleibenden
Gebiss kontinuierlich rückentwickelt und dass bleibende Zähne aufgrund von ausgedehnter Karies nur mehr äußerst selten vorzeitig verloren werden (siehe sehr niedrige
MT-Werte).
Zukünftige Bestrebungen müssen dahin tendieren, den bereits erzielten niedrigen
Kariesbefall in der Altersgruppe der Zwölfjährigen auch nach Beendigung der gruppen-
prophylaktischen Betreuung in Kindergärten und Volksschulen durch ausreichende
individualprophylaktische Initiative sicherzustellen. Gruppenprophylaxe muss dahin
gehen, dass tägliche Zahnreinigung mit fluoridierter Zahnpasta, regelmäßige zahnärztliche Kontrollen sowie zahngesunde Ernährungsgewohnheiten zur sozialen Norm
werden. Gegenwärtig weisen Longitudinalstudien in Skandinavien zwischen dem 12.
und 18. Lebensjahr noch ein Kariesinkrement von knapp einer Zahnfläche pro Jahr
nach (Momeni 2007). In Österreich beträgt der entsprechende jährliche Karieszuwachs
nach den neuesten Daten auch knapp eine Fläche (0,6 Flächen vgl. Abschnitt 4.2).
58
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
6 Resümee
Die WHO zielt in ihrem Programm bis zum Jahr 2020 bei Achtzehnjährigen auf ein
vollständiges Gebiss mit 28 eigenen Zähnen. Sie fordert einen MT-Wert (die durchschnittliche Anzahl wegen Karies extrahierter Zähne) von null und hinsichtlich der
parodontalen Gesundheit mindestens vier Sextanten mit gesundem Zahnfleisch.
Mundgesundheit und Entwicklungstrend von 1998 bis 2008
Die Achtzehnjährigen verzeichnen gegenwärtig eine Zahnverlustrate von lediglich
drei Prozent (3 % der untersuchten Jugendlichen verloren mindestens einen Zahn aus
Kariesgründen). Die durchschnittliche Anzahl der wegen Karies extrahierten Zähne des
bleibenden Gebisses ist mittlerweile sehr gering (MT = 0,05). Zwischen den Jahren
1998 und 2003 sank der Zahnverlust um 30 Prozentpunkte und bis zum Jahr 2008
reduzierte sich der Anteil an Jugendlichen mit Lückengebiss um weitere vier Prozentpunkte. Der aktuelle hohe Prozentsatz (97 %) an Achtzehnjährigen mit einem lückenlosen natürlichen Gebiss verdeutlicht, dass Karies eindämmbar ist. Die von der WHO bis
2020 geforderte Zahnverlustrate von null MT wird allerdings gegenwärtig noch nicht
ganz erfüllt.
Erkrankungen des Zahnhalteapparates (Parodontopathien) manifestieren sich im
Allgemeinen erst im Erwachsenenalter (ÖBIG 2000 bis 2008). Unter den erfassten
Achtzehnjährigen zeigen Zahnfleischerkrankungen dementsprechend eine eindeutig
geringere Verbreitung als Karies. Ein gutes Drittel (40 %) weist völlig gesunde Zahnfleischverhältnisse auf. Mit durchschnittlich 4,8 gesunden Sextanten erfüllen die
jungen Frauen und Männer heute schon die WHO-Forderung für parodontale Gesundheit.
Innerhalb der letzten zehn Jahre gelang es durch Maßnahmen in der Gruppenprophylaxe auch die Kariesmorbidität sowie Kariesprävalenz bei Achtzehnjährigen deutlich zu
senken. Der Anteil an Jugendlichen mit Karieserfahrung fiel um neun Prozentpunkte
(von 84 % auf 75 %) und der Kariesbefall reduzierte sich um 38 Prozent (von 5,5 D3MFT
auf 3,6 D3MFT). Dieser Trend findet sich auch bei der Kariesintensität (das ist die
durchschnittliche Anzahl geschädigter Zahnflächen pro geschädigten Zahn; D3MFS /
D3MFT), die von 1,8 kariösen Flächen pro Zahn auf 1,4 (22 %) gefallen ist. Ebenso
markant gesunken ist der Anteil an Achtzehnjährigen mit zumindest einer aktiven
offenen Karies (Jugendliche mit Behandlungsbedarf). Im Jahr 1998 benötigten noch
20 Prozent der Erhobenen zur Sanierung ihrer kariösen Zähne eine herkömmliche
Füllungstherapie, gegenwärtig sind lediglich bei zwölf Prozent der Achtzehnjährigen
traditionelle Füllungstherapien erforderlich. Nicht nur die gesamte Altersgruppe,
sondern auch jene Jugendlichen mit hohem Kariesrisiko profitierten vom Kariesrück-
Kapitel 6 / Resümee
59
gang. Der SiC-Index, der den durchschnittlichen Kariesbefall im Personendrittel mit
den höchsten D3MFT-Werten angibt, ist zwischen den Jahren 1998 und 2008 von 10,8
D3MFT auf 8,5 D3MFT um 23 Prozent zurückgegangen. Der große Unterschied zwischen dem D3MFT-Index (3,6) und dem SiC-Index (8,5) unterstreicht, dass sich Karies
auch in der Altersgruppe der Achtzehnjährigen beträchtlich polarisiert. Beinahe die
Hälfte der Kariesschäden findet sich bei einem knappen Viertel der erhobenen Jugendlichen.
Zahngesundheit und soziodemografische Einflussfaktoren
Vergleicht man die Ergebnisse nach dem Geschlecht, so zeigt sich, dass achtzehnjährige Burschen geringfügig häufiger und schwerer von Karies betroffen sind als die
Mädchen. Der erhöhte D3MFT-Index in der Burschengruppe resultiert aus einem
höheren Anteil unbehandelter offener Defekte (D3T-Komponente). Das deutet darauf
hin, dass junge Männer im Vergleich zu ihren Altersgenossinnen seltener aktive
Maßnahmen zur Behandlung ihrer kariösen Zähne ergreifen.
Bildungsstatus der Eltern, Bildungsniveau der Probandinnen und Probanden sowie
Migrationsstatus stellen in der vorliegenden Ergebnisanalyse bedeutende Einflussfaktoren für die Mundgesundheit dar. Mit höherem Bildungsstand der Eltern und höherem
Bildungsniveau der Probandinnen und Probanden sinken Kariesrisiko und Behandlungsbedarf. Mit besserem Bildungsstatus reduziert sich die Zahnverlustrate. Die
Betrachtung der Achtzehnjährigen nach Geburtsland bzw. jenem ihrer Eltern zeigt
wesentliche Unterschiede in der Kariesaktivität und dem Behandlungsbedarf. Personen
mit Migrationshintergrund sind überdurchschnittlich häufig von Karies betroffen und
ihre Gebisse weisen einen überdurchschnittlich hohen Kariesbefall und Behandlungsbedarf auf.
Die Analyse der Ergebnisse zeigt auch eine Korrelation zwischen Karies und Wohnregion der Jugendlichen. In den west-österreichischen Gebieten ist der Anteil kariesfreier
Achtzehnjähriger deutlich höher als in den östlichen Bundesländern und die Durchschnittswerte für den Kariesbefall sind in den im Westen Österreichs gelegenen
Wohngebieten niedriger.
Ein hoher SiC-Index weist auf ein besonders hohes Kariesvorkommen einer bestimmten Bevölkerungsgruppe hin (Pieper 2005). Daher werden auf Basis der SiC-Werte
intensiv zu betreuende Personengruppen identifiziert. In der vorliegenden Untersuchung errechnet sich der höchste SiC-Index-Wert in der Gruppe der Lehrlinge/Arbeitslosen (9,2 D3MFT). Überdurchschnittlich hoch ist der SiC-Index-Wert zudem
in der Gruppe der Jugendlichen mit Eltern ohne Matura. Darüber hinaus liegt der SiCIndex-Wert auch bei den Burschen geringfügig über dem Durchschnitt.
60
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
Die Ergebnisse der vorliegenden Erhebung zeigen, dass Mundgesundheit vor allem
durch schicht-und kulturspezifische Faktoren beeinflusst wird. Insbesondere das
Bildungsniveau ist hier hervorzuheben, da mit Bildung Wissen, Normen, Einstellungen
und Gewohnheiten verbunden sind, die das Gesundheitsverhalten lenken (z. B. Mundhygiene, Ernährung etc.).
Europäischer Vergleich
Im internationalen Vergleich liegen kaum aussagekräftige und vergleichbare Ergebnisse vor, da Achtzehnjährige nur in sehr wenigen europäischen Ländern erhoben werden.
Um trotzdem Hinweise zur Kariesbetroffenheit im vollentwickelten bleibenden Gebiss
zu erhalten, fassen einige Länder mehrere Altersstufen (15- bis 25-Jährige) zu einer
Beobachtungseinheit zusammen und erheben diese alle zehn Jahre. Einige annähernd
mit den österreichischen Daten vergleichbare Werte aus Skandinavien verweisen
darauf, dass sich die achtzehnjährigen ÖsterreicherInnen in Bezug auf ihre Zahngesundheit bereits auf einem sehr hohen Niveau befinden. Durch verbesserte Umsetzung
der bestehenden Vorsorgemaßnahmen sind hier noch weitere Fortschritte denkbar.
Empfehlungen
»
Laufendes Monitoring (regelmäßiges detailliertes Erfassen) der oralen Gesundheit
ist unentbehrlich, um angemessene Strategien für die Prävention der häufigsten
Erkrankungen der Mundhöhle zu entwerfen, um Vorsorgeaktivitäten zu evaluieren
und um die zahnmedizinische Versorgung der Bevölkerung entsprechend zu entwickeln (zahnmedizinischer Personalbedarf, Zahnärztedichte, Studiencurricula etc.)
»
Im Interesse der Vergleichbarkeit von Mundgesundheitsergebnissen müssen
standardisierte Erhebungsmethoden bereitgestellt werden. Für die Erfassung von
Karies werden weltweit bereits seit Jahren das DMFT-System und neuerdings das
ICDAS-II-System genützt. Demgegenüber fehlen für parodontale und kieferorthopädische Erhebungen nach wie vor einheitlich definierte Indizes bzw. vergleichbare
Messmethoden. Ein grenzüberschreitender Erfahrungsaustausch im erweiterten
Europa ist diesbezüglich anzustreben, um innovative Impulse zu erhalten.
»
Für eine weitere Verbesserung der Mundgesundheit bei Kindern, Jugendlichen und
Erwachsenen sind die bestehenden Prophylaxemaßnahmen unbedingt fortzusetzen
(Gruppenprohylaxe) und noch zu verfeinern. Mundgesundheitsvorsorge muss frühestmöglich beginnen, damit Zahngesundheit zur Selbstverständlichkeit wird (z. B.
Schwangerenbetreuung, Mütterberatung, Einbeziehung von Gynäkologen und Gynäkologinnen, Hebammen, Kindergärtnerinnen/Kindergärtnern und Kinderärztinnen und Kinderärzten in die Kariesprävention, Mundgesundheitserziehung in Kinderkrippen). Außerdem besteht die Möglichkeit, über den SiC-Index Kariesrisiko-
Kapitel 6 / Resümee
61
gruppen bzw. jene Personen mit erhöhter Kariesaktivität zu erkennen und die Entwicklung ihrer Mundgesundheit zu prüfen. Diesen Menschen muss im Vergleich
zum Durchschnitt eine intensivere Vorbeugung angeboten werden.
»
Die Zahnheilkunde muss auf präventive Ausrichtung (non-invasive Maßnahmen wie
lokale Fluoridierung, minimal invasiv Dentistry, professionelle Zahnreinigung) statt
kurative Behandlungsmaßnahmen (invasive Dentistry) fokussieren.
62
© GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008
Literaturverzeichnis
Barbakov, F. (2000): Qualitätsleitlinien in der Zahnmedizin. Schweizer Zahnarztgesellschaft
Borutta, A. (1995): The 1991 German section of the WHO II ICS, WHO Collaborative
Centre. Erfurt
Eriksen, H. (1998): Epidemiology of apical paradontitis.
Haugejorden, O. (2002): Evidence for reversel of the caries decline among Norwegian
Children. In Journal of Paediatric Dentistry 12, 306–315
Hellwege, K. (1999): Die Praxis der zahnmedizinischen Prophylaxe. Heidelberg
Holst, A. (2004): Changes in caries experience among 6-year-olds in Blekinge.
Sweden between 1994 and 2000. In Swedish Dental Journal 28, 129–135
Marthaler, T.M. (2004): Changes in Dental Caries 1953-2003. In Caries Research 38,
173–181
Menghini, G. (2002): Zahngesundheit von Erwachsenen im Kanton Zürich.
In Schweizerische Monatszeitschrift Zahnmedizin 112, 708-717
Micheelis, W. (1999): Dritte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS III). Köln
Micheelis, W. (2006): Vierte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS IV). Köln
Momeni, A. (2007): Kariesprävalenz und Behandlungsbedarf bei 6- bis 7-Jährigen in
Marburg in den Jahren 2002 bis 2006. In Oralprophylaxe und Kinderzahnheilkunde 4,
150–153
ÖBIG (1999) (Hrsg.): Zahnstatuserhebung 1998 in Österreich – 18-Jährige. Im Auftrag
des BMAGS. (Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheitswesen). Wien
ÖBIG (2004) (Hrsg.): Zahnstatuserhebung 2003 in Österreich – 18-Jährige. Im Auftrag
des BMAGS. (Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheitswesen). Wien
ÖBIG (2001) (Hrsg.): Zahnstatuserhebung 2000 in Österreich – 35- bis 44-Jährige und
65- bis 74-Jährige. Im Auftrag des BMSG. (Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheitswesen). Wien
Literaturverzeichnis
63
ÖBIG (2002) (Hrsg.): Zahnstatuserhebung 2001 bei Sechsjährigen. Im Auftrag des
BMSG. (Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheitswesen). Wien
ÖBIG (2003) (Hrsg.): Zahnstatuserhebung 2002 in Österreich – 12-Jährige. Im Auftrag
des BMGF. (Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheitswesen). Wien
ÖBIG (2005) (Hrsg.): Mundgesundheit und Lebensqualität in Österreich 2005, (Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheitswesen). Wien
Gesundheit Österreich GmbH / ÖBIG (2007): Zahnstatus 2006 in Österreich – Sechsjährige Kinder mit und ohne Migrationshintergrund. Im Auftrag des BMG. Wien
Gesundheit Österreich GmbH / ÖBIG (2007): Dokumentation der Kariesprophylaxeaktivitäten. Im Auftrag des BMG. Wien
Gesundheit Österreich GmbH / ÖBIG (2008): Zahnstatus 2007 in Österreich – Zwölfjährige mit und ohne Migrationshintergrund. Im Auftrag des BMG. Wien
Gesundheit Österreich GmbH / ÖBIG (2007): Fluorid-Monitoring 2006. Im Auftrag des
BMG. Wien
Pieper, K. (2005): Der Significant Caries Index (SiC) – eine Basis für die Planung einer
bedarfsorientierten Gruppenprophylaxe. In Zahnärztlicher Gesundheitsdienst 1
Pitts, N. B. (2005): The dental caries experience of 5-year-old children in England and
Wales (2003/4) and Scotland (2002/3). Surveys co-ordinated by the British Association
for the Study of Community Dentistry. In Community Dental Health 22, 46–56
Städtler, P. (1964): Zahnerhaltung in Klinik und Praxis, ecomed Verlagsgesellschaft AG
& Co. KG, Germany
Stürzenbaum, N. (2006): Sanierung von Kleinkindern mit frühkindlicher Karies (Early
Childhood Caries) in Allgemeinanästhesie. In Oralprophylaxe und Kinderheilkunde 28,
155–160
Truin, G. J. (2005): Caries trends 1996–2002 among 6- and 12-year-old children and
erosive wear prevalence among 12-year-old children in The Hague. In Caries Research
39, 2–8
WHO (1999) (Hrsg.): Oral Health Surveys – Basic Methods, Geneva
WHO (2005) (Hrsg): Bulletin of the World Health Organisation. In International Journal
of Public Health 83, 641–720
64
© GÖG/ÖBIG, Mundgesundheit bei Achtzehnjährigen
Witter D. J. (1999): The shortened dental arch concept and its implications for oral
health care. In Community Dental Oral Epidemiology 27, 249–258
www.dundee.ac.uk/dhsru/news/icdas.html (2005): International Caries Detection and
Assessment System (ICDAS II 2005) Criteria Manual
www.whocollab.od.mah.se/index.html (2007): WHO Oral Health Country/Area Profile
Programme
www.egohid.eu: European Global Oral Health Indicators Development Programme
www.cecdo.org/database (2009): Council of European Chief Dental officers (CECDO),
Database of Oral Healthcare in Europe
Literaturverzeichnis
65
© Gesundheit Österreich GmbH
Stubenring 6, A 1010 Wien, www.goeg.at 
Herunterladen