bersicht zum Inhalt LE 1 Pflegerelevante Grundlagen der Anatomie & Physiologie LE 2 Grundstze der Krankheitslehre LE 3 Die Haut LE 4 Bewegung LE 5 Wachsen, Reifen, Altern LE 6 Herz und Kreislauf LE 7 Gefûkrankheiten LE 8 Atmung LE 9 Niere und Genitalsystem LE 10 Verdauungssystem LE 11 Stoffwechsel LE 12 Hormonsystem LE 13 Blut und Abwehrsystem LE 14 Nervensystem LE 15 Strungen der Bewegung LE 16 Die Sinne bersicht 1 Leitsymptome Laborwerte Abkrzungen bersicht 2 Lexikon Nachgefragt: die Antworten Im Dialog: Fnf Fragen Sachverzeichnis 3 Herz und Kreislauf LE 6.1 Lerneinheit 6.1 Das Gesunde Lage des Herzens Im Text sind wesentliche Stichworte hervorgehoben Legenden und Abbildungen bilden eigenständige Lernmodule Im Raum zwischen den Lungen und nach unten begrenzt vom Diaphragma liegt das Herz im Mediastinum zu zwei Dritteln auf der linken und einem Drittel auf der rechten Seite von der medialen Ebene. Die kegelförmige Silhouette des Herzens steht nicht senkrecht, sondern liegt auf einer Seite schräg im Brustkorb. Das bedeutet, dass nicht die Herzspitze, sondern der rechte Ventrikel auf dem Diaphragma ruht. Die rechte Kontur der Herzsilhouette im Röntgenbild wird vom rechten Vorhof und der rechten oberen Hohlvene gebildet. Die linke Kontur setzt sich von unten nach oben aus dem linken Ventrikel, dem linken Vorhof und dem Bogen der Aorta zusammen. Die rechte Herzkammer liegt mehr an der sternalen Seite, während die linke Herzkammer überwiegend dorsal (hinten) liegt. Topografisch wichtig ist, dass sich der linke Vorhof direkt an die Speiseröhre anlehnt. An seiner Unterseite ist das Herz mit dem Perikard am Zwerchfell (Diaphragma) mit dessen Bindegewebe (Centrum tendineum) verwachsen. Damit folgt das Herz allen diaphragmalen Bewegungen und jedem Atemzug. Senkt sich das Zwerchfell bei der Einatmung nach unten (LE 8/1) verlagert sich das Herz nicht nur nach unten, sondern dreht sich auch, wobei die Herzspitze wie der Zeiger einer Uhr nach kaudal weist. Vertiefte Bewegungen bei Ein- und Ausatmung zeigen sich bei der Untersuchung des Herzens und können im EKG als Veränderungen des sog. Lagetyps und durch reflektorisch ausgelöste Änderungen des Herzrhythmus (respiratorische Arrhythmie) dokumentiert werden. Die Herzspitze projiziert sich auf die Körperoberfläche etwa in Höhe des 5. ICR (Intercostalraum) an der Schnittstelle mit der Medioklavikularlinie. Hier ist der Herzspitzenstoû durch Palpation tastbar. Abb. 6.4. Lage des Herzens im Mediastinum. Unten (kaudal) liegt das Herz auf dem Diaphragma auf und ist hier mit dem Perikard fixiert; oben (kranial) liegen die großen Gefäße und der Hilus der Lungen; seitlich (lateral) wird das Herz von den Lungen umrahmt – Die Zeichnung ist überstreckt, um die Strukturen besser zeigen zu können RV = rechter Ventrikel, RA = rechter Vorhof, LV = linker Ventrikel, LA = linker Vorhof, T = Trikuspidalklappe, M = Mitralklappe, A = Aortenklappe, P = Pulmonalklappe 1 = untere Hohlvene (V. cava inf.), 2 = obere Hohlvene (V. cava sup.), 3 = Bauchaorta (Aorta abdominalis), 4 = Aorta mit aufsteigendem Teil, Aortenbogen und absteigendem Teil (Aorta ascendens, Arcus aortae, Aorta descendens), 5 = V. subclavia rechts .... 4 6 9 8 7 5 11 10 4 2 LA 13 P RA A M LV T RV 1 3 12 Herz und Kreislauf Lerneinheit 6.2 Erkrankungen LE 6.2 Angeborene Herzfehler mit Zyanose Fallot'sche-Tetralogie Bei den zyanotischen Herzfehlern kommt die Fallot-Tetralogie am Häufigsten vor. Bei Kindern, die älter als ein Jahr sind, ist er die häufigste Ursache einer Zyanose. Die Fallot’sche Tetralogie setzt sich aus vier morphologischen Störungen zusammen: Ventrikelseptumdefekt(VSD) Pulmonalstenose (valvulär oder subvalvulär) Reitende Aorta (das Blut aus rechtem und linkem Ventrikel wird in die Aorta ausgeworfen) Rechtshypertrophie Abb. 6.22. Fallot-Tetralogie. Bei diesem angeborenen Herzfehler liegen eine Pulmonalstenose (1), eine Rechtshypertrophie (2), ein Ventrikelseptumdefekt (3) und eine über dem Septum reitende Aorta (4) vor. LA Wenn bei einer Fallot-Tetralogie gleichzeitig ein Vorhofseptumdefekt besteht, liegt eine Fallot-Pen3 talogie vor. Symptomatisch besteht von Geburt an 1 LV eine Zyanose. Die Entwicklungsstörung des KinRV des wird früh deutlich. Ältere Kinder nehmen die 2 kreislaufschonende, typische Kauerstellung ein. Frühzeitig entwickeln sich Trommelschlegelfinger mit Uhrglasnägeln als Hinweis auf die ausgeprägte Zyanose. Vor allem in den Morgenstunden können hypoxische Anfälle auftreten. Diese Anfälle können mit Krampfanfällen verwechselt werden oder als Synkope auftreten. Sie sind selten bedrohlich. Im Labor fallen ein Eisenmangel und eine erniedrigte Sauerstoffsättigung des arteriellen Blutes (SaO2 <78%) auf. 4 RA Legenden und besondere Hinweise unterstreichen wichtige Informationen Therapie. Im Vordergrund stehen von Anfang an die Endokarditisprophylaxe, eine ausreichende Flüssigkeitssubstitution und die Gabe von Betablockern. Wenn möglich, sollte die Operation vor dem zweiten Lebensjahr erfolgen. Die operative Sterblichkeit beträgt <10%. Ohne Operation liegt die mittlere Lebenserwartung bei rund 12 Jahren. Nach einer Operation erreichen 90% der Kinder das Erwachsenenalter. Problematisch können dann aber eine Rechtsherzinsuffizienz, ein gehäufter plötzlicher Herztod, Komplikationen durch eine bakterielle Endokarditis und Thromboembolien mit Schlaganfall werden. 5 Zusammenfassung der Lerneinheit Fragen zur eigenständigen Wissenskontrolle IM FOKUS 6.2 Der aktuellen Statistik nach versterben die Bundesbürger zu 55% an kardiovaskulären Erkrankungen. Allein die Herzinsuffizienz macht auf einer normalen internistischen Station nahezu die Hälfte der Pflegefälle bei Patienten >60 Jahren aus. Zu den Leitsymptomen kardialer Erkrankungen gehören Angina pectoris, Dyspnoe, Schwindel, Synkopen, Palpitationen, allgemeine Leistungsschwäche, rasche Erschöpfung, Ödeme und Zyanose. Im Mittelpunkt der Krankenbeobachtung und allgemeinen klinischen Diagnostik stehen die Auskultation des Herzens und die Palpation der Pulse. NACHGEFRAGT 6.2 1. 2. 3. Zentrale Begriffe schließen die Kapitel ab Nennen Sie fnf charakteristische Symptome, die auf eine kardiovaskulre Erkrankung hinweisen. Welche Ursachen knnen hinter einem akuten Thoraxschmerz stehen (keine Verletzungen)? Was ist ein dem? Wie kann es entstehen? LEXIKON 6.2 Knnen Sie diese Begriffe erklren? Siehe das Lexikon in bersicht 2 A Auskultation C Absolute Arrhythmie AV-Block Chronotropie ACE-Hemmer B Angina pectoris Betablocker Aorteninsuffizienz Bigeminus D Aortenstenose Bradykardie Diastolikum Arrhythmie System der 5 Fragen: Antworten für den Patienten IM DIALOG 6.2 Couplet Digitalis FNF FRAGEN Knnen Sie Ihrem Patienten auf diese Fragen antworten? siehe die Antworten in bersicht 2 1. 2. 3. 4. 5. 6 Cor pulmonale Adams-Stokes-Anfall Wie knnen Sie annehmen, das Herz und Kreislauf gesund sind? Wie wird das Herz untersucht? Welche Symptome weisen auf eine Erkrankung des Herzens hin? Welche Erkrankungen knnen auch zu kardialen Symptomen fhren? Wie werden Herzerkrankungen behandelt? LEXIKON 6 ACE-Hemmer. Medikamente, die dazu führen, dass weniger Angiotensin II gebildet wird; sie werden bei Hochdruck, Herzinsuffizienz und Niereninsuffizienz gegeben Adams-Stokes-Anfall. Synkope bei plötzlicher Bradykardie, z.B. durch Kammereigenrhythmus bei AV-Block III°; der Name weist auf Irland hin, wo Robert Adams (1791-1875) und William Stokes (1804-1878) in Dublin innere Medizin betrieben Angina pectoris. Belastungsabhängige vom Herzen ausgehende Schmerzen, die oft in die linke Schulter oder in den linken Arm ausstrahlen bzw. als enger Ring empfunden werde, der sich um den Thorax legt; man spricht auch von Stenokardien Aorta. Aus dem linken Ventrikel entspringendes größtes arterielles Gefäß des Körpers Aorteninsuffizienz. Die Unfähigkeit der Klappe sich zu schließen, bleibt klinisch lange stumm; später Rechtsherzinsuffizienz und „Wasserhammerpuls“ (große Blutdruckamplitude) Aortenklappe. Taschenklappe zwischen linkem Ventrikel und der Aorta IM DIALOG 6 ANTWORTEN 1. Wie knnen Sie festzustellen, dass Herz und Kreislauf gesund sind? 2 Lexikon der Stichworte zum schnellen Rekapitulieren Antworten für den Patientendialog und Fallbeispiele im Examen Ist der Patient ganz normal belastbar? D.h. kann er mehrere Etagen Treppensteigen ohne stehen bleiben zu müssen? Ohne Luftnot zu bekommen? Ohne dass die Herzfrequenz um mehr als 50% ansteigt? Ist er so fit wie die Gleichaltrigen? Treibt er Sport? Kann er draußen in der Kälte körperlich arbeiten, wenn er aus der warmen Wohnung kommt, z.B. Schneeschippen? Wird es ihm manchmal eng um den Brustkorb oder spürt er ein Brennen hinter dem Brustbein? Wird ihm manchmal plötzlich schwindlig? Ist sein Blutdruck normal? Ist der Puls regelmäßig und normofrequent? Hört man Herzgeräusche? Hat er Unterschenkelödeme? Gab es Herzkrankheiten v.a. eine koronare Herzkrankheit in der Familie? Wenn diese Fragen eindeutig und günstig für den Patienten beantwortet werden können, sind eine Herzinsuffizienz, eine koronare Herzkrankheit, Vitien oder Arrhythmien nahezu auszuschließen. Sicherheitshalber sollte durch ein EKG in Ruhe und unter Belastung und durch eine Echokardiografie eine klinisch asymptomatische Herzerkrankung ausgeschlossen und die Belastbarkeit des Patienten objektiviert werden. 7