Damit sie nicht vergessen werden

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Damit sie nicht vergessen werden
Stolpersteine für die in Auschwitz ermordete Familie Strauss aus dem Schinkel
jweb OSNABRÜCK. Sie wurden im Vernichtungslager
Auschwitz ermordet: Heinrich und Sibilla Strauss, ihre
vier Kinder – das jüngste im
Alter von vier Jahren. Überliefert ist neben den Geburts- und Todesdaten nur
noch die letzte Wohnung der
Sinti. Sie war in der Schützenstraße 24. Dort sind vor
dem Hauseingang jetzt
sechs Stolpersteine in den
Gehweg eingelassen, um an
diese Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern.
Die
messingbesetzten
Pflastersteine sind in die
Gehwege vor den ehemaligen
Wohnungen oder den Wirkungsstätten der Betroffenen
eingelassen – sie lenken die
Aufmerksamkeit der Passanten auf das Schicksal der Verfolgten.
Die
Diskriminierungen
der Nationalsozialisten hatten schon kurz nach ihrer
Machtübernahme begonnen.
In Osnabrück lebten zu der
Zeit etwa 600 Sinti. 1935
wurde ihnen die Heirat mit
„arischen“ Deutschen verboten, 1937 wurden sie rechtlos
und mussten mit Verhaftung
rechnen. 1939 traf die Sinti –
und damit auch die Familie
Strauss – der sogenannte
Festsetzungsbeschluss. Den
setzten die Nationalsozialisten in Osnabrück so um: Die
Sinti wurden in das Barackenlager „Papenhütte“ am
Kiefernweg in Eversburg gesperrt. Das Regime enteignete ihre Häuser. Die Sinti
wie auch die Roma mussten
Zwangsarbeit leisten. Viele
Frauen und Männer wurden
zwangssterilisiert.
Am 1. März 1943 holten Polizei und Gestapo 54 Sinti aus
dem Lager am Kiefernweg
und sperrten sie am Hauptbahnhof in den Zug, darunter
war auch die Familie Strauss.
Es war ein Todeszug: Sie sollten im Vernichtungslager
Auschwitz sterben. Margot
Strauss, das jüngste Kind der
Familie, starb mit vier Jahren
am 28. April 1943. Ihr Bruder
Opfer der Nationalsozialisten: Familie Strauss aus dem Schinkel wurde in Auschwitz ermordet. Vor ihrem ehemaligen Wohnhaus im Schinkel erinnern jetzt Stolpersteine an sie.
Foto: Michael Hehmann
Walter wurde im Alter von 17
Jahren am 6. Juli 1943 ermordet; Sibilla, die Mutter, am 14.
Juli 1943 im Alter von 46 Jahren und Heinrich, ihr Mann,
am 7. Dezember 1943 im Alter
von 47 Jahren. Ihre Tochter
Anna wurde am 11. Juli 1944
ermordet – sie war 24 Jahre
alt. Wann genau die 1934 geborene Tochter Hildegard
ums Leben kam, ist nicht bekannt.
SPD-Ratsfrau
Lotte
Schwanhold und die Firma
Köster sind die Paten für die
Stolpersteine der Familie
Strauss aus dem Stadtteil
Schinkel. Sie unterstützen
damit das Gedenken an diese
Familie, die den rassistischen
Vorstellungen der Nationalsozialisten zum Opfer fiel.
Projekt Stolpersteine: Suche nach Paten und Hinweisen
An 300 Orten in
Deutschland und in
einigen Nachbarländern wie Österreich, Ungarn und
den Niederlanden
erinnern Stolpersteine an Opfer des
Nationalsozialismus. Hier sind seit
dem vergangenen
Jahr 32 Stolpersteine verlegt worden.
Die Idee, mit Blickfängen im Bürgersteig die Menschen
in ihrem heutigen
Alltag auf die Opfer
der Nazis aufmerksam zu machen,
stammt vom Kölner
Künstler Gunter
Demnig. Die Stadt
Osnabrück hat sich
seinem Projekt angeschlossen.
Seit 2007 gibt es
den Initiativkreis
Stolpersteine, der
die Umsetzung in
Osnabrück koordiniert, und den Arbeitskreis Opferrecherche, der sich
mit den Verfolgten
der Nationalsozialisten beschäftigt:
Juden, Sinti, Euthanasie-Opfern, Menschen, die aus politischen und religiösen Gründen oder
wegen ihrer sexuellen Orientierung zu
Opfern wurden, sowie Deserteuren.
Die Recherche wird
von der Universität
Osnabrück wissenschaftlich begleitet
– und sie ist auf das
Engagement von
Bürgern angewiesen.
Für 95 Euro können sich Bürger als
Paten engagieren
und die Herstellung
sowie Verlegung
der Stolpersteine finanzieren. Auch
Vereine, Firmen,
Einrichtungen und
Schulen können Paten werden. Das
Büro für Friedenskultur der Stadt
Osnabrück informiert unter der Telefonnummer
05 41/323-23 22.
Internet:
www.osnabrueck.de
/stolpersteine.
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