JOHANN STRAUSS (SOHN) (1825 - 1899) Als Sohn eines weithin bekannten Musikers, der eine musikalische Karriere seiner Kinder vermeiden wollte, musste Johann Strauss zunächst die Handelsschule besuchen, erwarb aber durch seine verständnisvolle Mutter musikalische Kenntnisse und gründete mit 19 Jahren eine eigene Tanzkapelle, was den Vater sehr erboste, weil er ihm Konkurrenz machte. Mit seinen Walzern wurde er binnen kurzer Zeit weithin berühmt. Als der Vater 1849 starb, übernahm er dessen Orchester und reiste mit ihm unter grossen Triumphen durch die ganze musikalische Welt. London, Paris, Berlin, Petersburg waren nur einige der Stationen, wo er seine umjubelten Konzerte gab, in denen vorwiegend Walzer, Märsche und Polkas gespielt wurden. In den Vereinigten Staaten trat er oft vor hunderttausenden Zuschauern auf. Rasch wurde er zum populärsten Musiker seiner Zeit, der auch von anderen grossen Komponisten wie Wagner und Brahms geschätzt und anerkannt wurde und den nur der Kritiker Eduard Hanslick als “mittelmässig“ bezeichnete. 1863 schloss Strauss seine erste Ehe mit Henriette Treffz, einer Sängerin, die ihn aufforderte, Operetten zu schreiben, was er schliesslich - auch durch Offenbachs Erfolge angeregt - versuchte. Schon das dritte Werk, die Fledermaus, wurde nach mässigem Anfangserfolg zum unvorstellbaren Triumph, so dass Strauss ab jetzt nur noch Operetten schrieb und das Orchester seinen Brüdern (zunächst Josef, später Eduard) überliess. 1878 starb Henriette. Bald nach ihrem Tod heiratete Strauss Angelika Dittrich. Diese Ehe dauerte fünf Jahre. Erst mit seiner dritten Gattin Adele führte der nervöse, melancholische, menschenscheue Komponist, der selbst nicht tanzen konnte und meist zurückgezogen in seinem eleganten palastähnlichen Haus lebte, eine glückliche Ehe. Gegen Ende seines Lebens zeigten sich bei Strauss Anzeichen manischer Depression. 74-jährig starb der hochgeachtete kurz nach einer von ihm in der Hofoper in Gegenwart des Kaisers geleiteten Fledermaus-Vorstellung. Nach seinem Tod wurde aus einer Fülle hinterlassener Musik noch die Operette Wiener Blut zusammengestellt und - vorerst erfolglos - aufgeführt. Auch sie errang erst später den Ruhm und die Verbreitung der grossen Erfolgsstücke Fledermaus, Eine Nacht in Venedig und Zigeunerbaron. Von Offenbachs satirischen Parodien ausgehend hat Strauss den Typ der klassischen Wiener Operetten begründet, wobei sein kompositorisches Können, seine reife Harmonik, sein unerschöpflicher melodischer Einfallsreichtum und die mitreissende Rhythmik ihn ohne Abstriche an die Seite jedes “seriösen“ Opernkomponisten stellen. Nicht umsonst ist er wiederholt als der “Verdi der Operette“ bezeichnet worden. Sein Einfluss auf alle späteren Operettenkomponisten ist eminent: nicht nur der “Dritte-Akt-Komiker“ ist durch ihn eingeführt worden, sein Zigeunerbaron muss als Vorbild für die zahlreichen nachfolgenden ungarischen Operetten genannt werden, die später geradezu eine eigene Spielart dieses Genres bildeten. Seine Ouvertüren sind symphonische Meisterwerke, rund um einen zentralen Walzer kunstvoll gruppiert und anspruchsvoll instrumentiert. Seine Ensembles sind mit denen jeder Oper zumindest vergleichbar. Auszug aus „DIE OPER“ von Dieter Zöchling ACS-Reisen AG