und wahlforschungsinstitute in der

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Stefan <[email protected]>
MEINUNGS- UND
WAHLFORSCHUNGSINSTITUTE
IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
S E M I N A R A R B E I T
im *-Proseminar (15073)
“Einführung in die Wahlforschung am Beispiel
der Bundestagswahl”
im Fachbereich Politik- und Sozialwissenschaften
(Politik und Soziologie - Dozent: Prof. Dr. Nils Diederich)
an der
Freien Universität Berlin
im Wintersemester 1998/99
vorgelegt von
Stefan Wagner
(Matrikel-Nr.: V3394793)
[Email: [email protected]]
im 1. Fachsemester Sozialkunde
Stefan <[email protected]>
INHALTSVERZEICHNIS
Seite
I.
I.1
I.2
II.
EINLEITUNG
Was verbirgt sich hinter dem Begriff der
“Meinungsforschung” ?
Das berechnete Orakel
1
1
2
II.1
II.2
II.3
II.4
II.5
Vorstellung einiger Meinungs- und Wahlforschungsinstitute in der Bundesrepublik Deutschland
Forschungsgruppe Wahlen e.V.
infas (Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH)
Emnid
Infratest-dimap
PSEPHOS
4
6
7
8
9
III.
AUSWERTUNG
10
ANLAGE
Literatur- und Quellenverzeichnis
Stefan <[email protected]>
I.
Einleitung
In dieser Seminararbeit habe ich den Versuch unternommen, nach einer
allgemeinen, problemorientierten Einführung, den Aufbau sowie die Arbeitsund Vorgehensweisen verschiedener, namenhafter Meinungs- und
Wahlforschungsinstitute vergleichend zu dokumentieren.
Meine anschließende Beurteilung orientierte sich an diesen Ergebnissen.
Als wesentliche Informationsquelle habe ich das umfassende Angebot des
world-wide-webs (Internet) genutzt.
Eine grundsätzliche Schwierigkeit in dieser Seminararbeit lag in der Informationspolitik der genannten Institute, die nur sehr ungern Auskünfte über
Ihr(e) Einrichtung/Unternehmen und insbesondere Arbeitsweisen erteilten.
Leider ist eine Vorstellung des “Instituts für Demoskopie” (Allensbach) nicht
möglich, da sich dieses weder im Internet (wie auch FORSA) präsentiert
noch jegliche verwertbare Informationen nach meiner brieflichen Bitte
herausgab.
Ich hoffe dennoch, einen umfassenden Eindruck vermitteln zu können.
I.1
Was verbirgt sich hinter dem Begriff “Meinungsforschung” ?
Meinungsforschung (Demoskopie) ist ein Teilbereich der empirischen
Sozialforschung. Sie ist die Methode, durch Befragung genau umrissener
Bevölkerungsgruppen deren Einstellung zu aktuellen, meist politischen,
wirtschaftlichen und sozialen Problemen festzustellen, um so Aufschlüsse
über die Meinungen und Lebensverhältnisse der Bevölkerung zu gewinnen1.
Die Meinungsforschung beruht auf der Erfahrung, dass ein Querschnitt durch
die Meinungen und Verhaltensweisen einer relativ kleinen Zahl von
Menschen in vielen Fällen ein ziemlich genauer Spiegel der Gesamtmeinung
oder des Gesamtverhaltens ist2, sofern die soziologische Zusammensetzung
der befragten Gruppe nach Alter, Geschlecht, Beruf, Einkommen,
Wohnweise u. a. die gleiche ist, wie bei der Gesamtgruppe (sog.
“repräsentative Stichprobe”).
Bei einer Repräsentativbefragung wird in der Regel durch (meist nebenberuflich tätige) Interviewer eine je nach der Größe der zu erforschenden
Gesamtheit und dem gewünschten Genauigkeitsgrad unterschiedlich große
Zahl von Personen (etwa 1 000 bis 3000) befragt.
Die Antworten erlauben nach ihrer exakten Auswertung Voraussagen von
hoher Wahrscheinlichkeit (durchschnittlich ist mit Fehlschätzungen von 2%
bis 4% zu rechnen).
Erste Versuche von Meinungsforschung wurden im 18. Jahrhundert
unternommen, so z.B. die Untersuchungen (Enquéten) mittels Fragebogen
über das Haushaltsbudget der arbeitenden Klassen3 in England und zur
Lage der Armen4.
1
Siehe hierzu bei Engel, Andreas: Demoskopie als Instrument der Politikvermittlung, in
U. Sarcinelli (Hrsg.) 1987.
2
Vgl. die sog. “öffentliche Meinung”.
3
Vgl. D. Davies, 1787.
Stefan <[email protected]>
In den Jahren 1881-1912 hat in Deutschland der “Verein für Sozialpolitik”
unter maßgeblicher Beteiligung von Max Weber mehrere Erhebungen
durchgeführt. Den Anstoß zur neueren Entwicklung der Methode gab in den
USA der Psychologe G. H. Gallup mit der Gründung des “American Institute
of Public Opinion” und durch den bei der amerikanischen Präsidentenwahl
von 1936 erbrachten Nachweis der Überlegenheit relativ kleiner, aber repräsentativer Stichproben über die früher hauptsächlich von Zeitschriften durchgeführten Massenbefragungen.
Die Meinungsforschung hat für Wirtschaft, Politik und empirische Sozialforschung wesentliche Bedeutung; sie umfasst Befragungen zur Marktlage
(Marktforschung), zur Feststellung von Bedarfs- und Geschmacksrichtungen
der Verbraucher (Verbraucherforschung) und der Auswirkungen von
Werbemaßnahmen (Werbeforschung) sowie die Erforschung politischer
Einstellungen (Wählerforschung). Da die von der Meinungsforschung vermittelte Information auch meinungsbildend wirken kann, besteht besonders
im letzteren Fall die Möglichkeit der Meinungsbeeinflussung (z.B. vor
Wahlen)5.
Die Auswirkungen veröffentlichter, repräsentativer Meinung sind nach wie vor
umstritten; sie hängen z.B. davon ab, mit welcher Zielsetzung Ergebnisse der
Meinungsforschung gewonnen und veröffentlicht werden6.
In der Bundesrepublik Deutschland entstanden nach 1945 eine große Zahl
von Instituten für Markt- und Meinungsforschung. Dem Arbeitskreis
Deutscher Marktforschungsinstitute e. V., Nürnberg, gehören 27
Mitgliedsinstitute an.
I.2
Das berechnete Orakel
Um sich vor bösen Überraschungen zu schützen oder den richtigen Zeitpunkt
für ihre Unternehmungen zu finden, ließen Feldherren, Könige und Präsidenten immer wieder die Sterne oder andere Medien nach der Zukunft
befragen. Heute setzt man auf Wahlforschung und wissenschaftliche Methoden. In präzisen Zahlen und Statistiken hofft man, Ärger und Hoffnungen der
Bürgerinnen und Bürger zu quantifizieren und zu qualifizieren.
Die Parteien nutzen Umfragen auch, um die eigenen Wähler zu mobilisieren
und die der Konkurrenz zu demotivieren. Im letzten Jahr mochten die
Regierungsparteien jeden kleinen Aufstieg aus ihrer schlechten demoskopischen Ausgangslage z.B. als Trendwende gedeutet sehen7.
Die kommerziellen Institute arbeiten meist in der Konsumentenforschung und
testen daneben im Auftrag von Parteien oder Medien auch die Auffassung
der
4
Vgl. Sir F. M. Eden, 1797.
Vgl. die sog. “Self-fulfilling prophecy”.
6
“Aufklärung” oder “Gegenaufklärung”; oder Manipulation, um “Mitläufereffekte”, “Marktmacht”
und anderes zu erwerben.
7
Siehe hierzu bei Grafe, Peter: Wahlkampf - Die Olympiade der Demokratie, Frankfurt am Main
1994,
Seite 11 ff.
5
Stefan <[email protected]>
BürgerInnen zu politischen Fragen. Die großen Institute, die in den Medien
für bunte Schaubilder sorgen sind (in Klammern: bekannte große Kunden):
Institut für Demoskopie Allensbach (FAZ), Emnid (NTV, Spiegel)
Forschungs-gruppe Wahlen (ZDF), Forsa (RTL, Die Woche), Infas (WDR)
und Dimap / Infratest (mdr, BILD ).
Die wissenschaftlichen Institute liefern in der Regel Hintergründe über
gesellschaftliche Trends. Sie präsentieren ihre Ergebnisse bislang nur selten
im Internet.
In bunten Torten- oder Säulendiagrammen wird die Stimmung der
Bürgerinnen und Bürger auf die Stelle hinter dem Komma verzeichnet. So als
könnte man sie tatsächlich genau messen.
Die Umfragen haben mit zwei großen methodischen Problemen zu kämpfen,
die ihre Aussagen einschränken8:
1. Die Befragten sollen für die Wählerschaft repräsentativ sein. Um das zu
schaffen, um also mit Alten und Jungen, mit Frauen und Männern, mit
verschiedenen Berufsgruppen, Regionen usw. angemessen vertreten zu
sein, müßte man eine Größenordnung erreichen, die ein Vielfaches über den
üblichen 1200 bis 2000 Befragten liegt. Eine solche Untersuchung will aber
nur selten jemand bezahlen. Also behilft man sich mit einer Zufallsauswahl,
die repräsentativ sein soll, weil alle Wahlberechtigten theoretisch die gleiche
Chance haben, befragt zu werden.
Doch diese Chance reduziert sich an ganz praktischen Hindernissen: Man
trifft ausgesuchte Personen nicht an oder sie weigern sich zu antworten etc.
2. Diese zufällig Ausgewählten setzen sich oft in ihren politischen Vorlieben
anders zusammen als die Wählerschaft insgesamt. Dabei gibt es in
Einzelfällen erhebliche Abweichungen. Da man aber nicht weiß, wie groß im
konkreten Fall diese Abweichung ist, behilft man sich mit
Durchschnittswerten.
Im Ergebnis heißt das: Bei den üblichen 1.200 Befragten liegt für die großen
Parteien das Ergebnis mit einer Wahrscheinlichkeit von 92% in einem
Bereich, der etwa 3,5% um den angegebenen Wert schwankt. Wenn also
eine Umfrage 35,7 % für die SPD angibt, wäre es korrekt zu sagen: Die SPD
liegt zwischen 32,2 und 39,2%. Und auch das ist nur zu 92% sicher.
Mit solchen Zahlen läßt es sich prächtig spekulieren, aber nicht wirklich
etwas anfangen. Für die Wahlkämpfer sind daher von mehreren Instituten
bestätigte langfristige Trends der Wählerwünsche, der Images von Parteien
und Spitzen-kandidaten, ja sogar die öffentliche Wirkung der veröffentlichen
Zahlen wichtiger als das präzise einzelne Ergebnis.
Daneben nutzen die Wahlkämpfer Forschungsinstitute, um Medien und
Gegner zu beobachten, um Plakate und Slogans oder Anzeigen zu testen.
Die Medien klagen zwar über machtversessene Politiker, rücken aber selbst
die Machtfrage in den Vordergrund: Wer ist der Kandidat, wer steigt auf, wer
streitet sich mit wem? Diese Fragen prägen die Berichterstattung und die
8
Vgl. Brettschneider, Franz: Wahlumfragen, München 1991, Seite 67 ff.
Stefan <[email protected]>
Interviews viel mehr als das Scheitern beim "Kampf" gegen die
Arbeitslosigkeit. Inhalte werden meist dann erst zum Thema, wenn sie in
Machtkämpfen eine Rolle spielen.
Die Wähler hören, sehen, lesen über Politik oder reden darüber beim Bäcker
oder am Arbeitsplatz. So entwickelt sich der gute oder schlechte Eindruck,
den Politik beim Bürger hinterläßt. Weil sich dieses Image über Jahre
verfestigt, kann man es in einer kurzen Wahlkampagne nur sehr begrenzt
verändern9.
Man unterscheidet Medienpräsenz, die nichts kostet - Berichte in Radio,
Fernsehen oder Zeitungen - und solche, die die Parteien selbst bestellen und
bezahlen: Werbespots, Plakate, Broschüren oder Anzeigen. Beide Elemente
kennt man aus bisherigen Wahlkämpfen. Nach amerikanischem Vorbild
nutzen die Parteien inzwischen auch die direkte Wähleransprache per
Telefon oder Post und per Internet. Und natürlich wird aktive Presse- und
Öffentlichkeits-arbeit betrieben10.
II.
der
II.1
Vorstellung einiger Meinungs- und Wahlforschungsinstitute in
Bundesrepublik Deutschland
Forschungsgruppe Wahlen e.V.
Seit 1974 gibt es in Mannheim die Forschungsgruppe Wahlen (FGW) e.V.
Die FGW ist ein eingetragener, gemeinnütziger Verein. Die Hauptaufgabe
der Forschungsgruppe ist die wissenschaftliche Beratung und Betreuung von
Sendungen des Zweiten Deutschen Fernsehens. Die Themenschwerpunkte
dabei sind politische Wahlen, Wählerverhalten sowie Meinungen zu aktuellen
politischen und gesellschaftlichen Fragen, aber auch die Beratung und
Evaluierung bei der Verwendung von sozialwissenschaftlichen Daten in
Sendungen. Bekannt ist die Forschungsgruppe Wahlen durch die
Hochrechnungen und Analysen zu Landtagswahlen, Bundestagswahlen und
Europawahlen. Sie ist das wissenschaftliche Rückgrat der ZDF-Wahlsendungen. Die Erforschung von Wählerverhalten ist eines der Hauptaufgabengebiete der FGW hinzu kommt die kontinuierliche Beobachtung
gesellschaftlicher Trends und Stimmungen. Sowohl in den Wahlsendungen
als auch in den monatlichen Politbarometer-Sendungen werden die
Erkenntnisse der Wahlforschung und Gesellschaftsbeobachtung einer
breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Weniger spektakulär geschieht
dies auch in einer Reihe anderer Sendungen des ZDF. Zusätzlich
veröffentlicht die FGW ihre Forschungserkenntnisse im Zusammenhang mit
Wahlen in der (selbst-verlegten) Schriftenreihe “Berichte der
Forschungsgruppe Wahlen e.V.”.
Die Arbeit des Instituts wird ausschließlich aus Mitteln des ZDF finanziert,
die Ausgaben wiederum von einer Treuhandgesellschaft kontrolliert.
9
Siehe hierzu bei Baerns, Barbara: Macht der Öffentlichkeitsarbeit und Macht der Medien,
in: U. Sarcinelli (Hrsg.) 1987
10
ebd.
Stefan <[email protected]>
Am bekanntesten ist die Forschungsgruppe durch schnelle und meist
zuverlässige Hochrechnungen in den Wahlsendungen des ZDF geworden.
Diese Arbeit dient dem Ziel, am frühen Wahlabend ein möglichst breites
Fernsehpublikum über Wahlausgang, Hintergründe des Wahlergebnisses
und Reaktionen der Politiker zu informieren, um somit komplexe politische
Zusammenhänge transparenter zu machen. Die Analyse des
Wahlergebnisses erfolgt auf der Basis von sozialstatistischen Aggregatdaten
und Umfrageergebnissen. Bevölkerungsrepräsentative Umfragen werden
sowohl kurz vor der Wahl erhoben als auch am Wahltag selbst in Form einer
Befragung von Wählern nach dem Verlassen des Wahllokals (sogenannte
exit polls). Diese Umfrageergebnisse sind Grundlage für die Beantwortung
der Fragen: Wer hat was gewählt und warum? Allgemeinverständliche
Aussagen zum Wahlverhalten der Bevölkerung, unterstützt mit möglichst
selbst-erklärenden Grafiken, sind das Ziel der Forschungsgruppe in den
wahlabendlichen Sendungen des ZDF. Für Journalisten, Politiker und
interessierte Wissenschaftler veröffentlicht die Forschungsgruppe in der
Woche nach der Wahl eine ausführliche Analyse.
Die regelmäßige Erhebung von Daten zur monatlichen Sendung
Politbarometer mit standardisierten Instrumenten macht es möglich, dass mit
Hilfe dieser Zeitreihen mittel- bis langfristige Trends beobachtet und
analysiert werden können. Dies gilt für Einstellungen zu den Parteien, zur
politischen Agenda und für “Spitzenpolitiker”. Darüber hinaus werden
gleichzeitig Meinungen zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen
Themen erfragt und in verständlicher Form in der inzwischen gut bekannten
Sendereihe Politbarometer als Information ans Publikum zurückgegeben.
Die Forschungsgruppe betreibt im Auftrag des ZDF auch wissenschaftliche
Begleitforschung im Medienbereich. Hierbei werden zum Beispiel
Teilnahmebereitschaft, Akzeptanz und Beurteilung von Sendungen oder
Sendevorhaben erhoben sowie das Nutzungsverhalten neuer Medien oder
auch die Auswirkungen der Mediennutzung auf Alltagsgewohnheiten und
Familienleben.
Die meisten Umfragen der Forschungsgruppe Wahlen werden von einem
Telefonstudio in Mannheim durchgeführt. Dort stehen rund 300 Interviewer
und 118 CATI-Arbeitsplätze zur Verfügung. Diese Einrichtung der FGW
Forschungsgruppe Wahlen Telefonfeld GmbH macht es möglich, dass die
veröffentlichten Umfragen von hoher Aktualität sind. In der Regel kann eine
Umfrage in vier Tagen erhoben werden, und die Ergebnisse können
spätestens am fünften Tag “fernsehgerecht” oder auch schriftlich präsentiert
werden.
Die Forschungsgruppe Wahlen versteht sich als Serviceeinrichtung für die
Übermittlung politischer Meinungen und Einstellungen aus der Bevölkerung
über das Zweite Deutsche Fernsehen zurück an die interessierte
Öffentlichkeit.
Die praktische Anwendung der Arbeit der Forschungsgruppe wird in den
ZDF-Sendungen offenbar, die wissenschaftliche Arbeit in zahlreichen Veröffentlichungen, Beteiligungen an Konferenzen, Lehrtätigkeit an der
Stefan <[email protected]>
Universität Heidelberg und international als Mitglied des “German Electoral
Data Project” in Ann Arbor, Michigan.
II.2
infas (Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH)
Das Instituts für angewandte Sozialwissenschaften (infas) GmbH wird 1959
durch Klaus Liepelt gegründet. Aufgabengebiet ist die Politikforschung und
die Sozialforschung.
Mit der ersten Computergestützten Hochrechnung (1965), die erstmalig exakt
das amtliche Endergebnis der Bundestagswahl vorwegnahm, wird der
Bereich
Politikforschung des Instituts bekannt. Die öffentliche Wahrnehmung des
Instituts wird fortan von der Wahlberichterstattung geprägt. Bis 1996 war
infas das alleinige Wahlforschungsinstitut, das die ARD betreute. Seit
September 1998 gehört infas zu 85% zur Hunziger Informations AG, einem
Großkonzern im Bereich der Meinungsforschung und Public Relation.
Infas arbeitet nach der Devise, dass “nur das gemeinsame Verständnis von
Problem, Aufgabenstellung und Zielsetzung eine erfolgreiche Lösung verspricht”. Auf dieser Basis entwickelt infas den für das jeweilige Unternehmen
richtigen methodischen Ansatz. infas stellt ein breites Spektrum wissenschaftlich fundierter Stichproben-, Befragungs- und Erhebungstechniken für
den internationalen, nationalen und regionalen Einsatz zur Verfügung, wie
zum Beispiel: Computergestützte Umfragen am Telefon oder “face-to-face”,
Gruppendiskussionen oder Expertenrunden.
Die Auswertung der Informationen erfolgt mit dem Einsatz von Datenbanken
und multivariaten statistischen Analyseverfahren.
Infas achtet darauf, die Ergebnisse möglichst auf den Punkt und öffentlichkeitswirksam darzustellen: Als komprimiertes Ergebnistelegramm und als
ausführlichen Bericht mit anschaulichen Grafiken und übersichtlichen Tabellen, ob für Präsentationen, Pressekonferenzen oder Mitarbeiter-Workshops.
(Oder auch extern für Kunden, Geschäftspartner oder andere Zielgruppen.)
Auf die Einhaltung von Qualitätsstandards achtet infas ganz besonders
exakt.
Es wird die Genauigkeit der Informationen durch ausgefeilte Stichprobenkonzepte, transparente Datenerhebung, detaillierte Ausschöpfungsstatistiken
und den Einsatz von Kontaktprotokollen garantiert. Abgerundet wird dies
durch umfangreiche Pretests, ergänzende multivariante Analysen und die
Einhaltung von Terminen u. ä..
Festpreise werden ebenso garantiert. Infas ist ein gewinnorientiertes
Unternehmen, so kostet z.B. eine Telefonumfrage bei 500 Befragten (Dauer
des Telefongespräches: 10 Minuten) die beachtliche Summe von 14.800 DM
zuzüglich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.
Stefan <[email protected]>
II.3
EMNID
EMNID wurde im September 1945 von Karl Georg Fr. von Stackelberg als
"Institut für Marktforschung und Marktermittlung" in Bielefeld gegründet.
In den späten 40er und den frühen 50er Jahren entwickelt sich Emnid rasch
zu einem Full-Service-Institut für Markt- und Meinungsforschung.
Vielfältige Veröffentlichungen zu aktuellen politischen Fragen prägen das
Image des Institutes bis in unsere Tage und verhelfen EMNID zu einem
hohen Bekanntheitsgrad nicht nur in Fachkreisen, sondern auch in einer
breiten Öffentlichkeit.
Ende der 50er Jahre expandiert EMNID national mit eigenen Büros in Berlin,
Frankfurt, Hamburg und München sowie international durch seine
Mitgliedschaft in der weltweit operierenden Gallup-Gruppe (1954) und eigene
Institutsgründungen in verschiedenen asiatischen und südamerikanischen
Ländern. EMNID war in diesen und den folgenden Jahren maßgeblich an der
Entwicklung der Markt- und Meinungsforschung in Deutschland beteiligt;
auch bemühte sich EMNID früh um die Anerkennnung der Demoskopie im
Rahmen der Beweisermittlung bei wettbewerbsrechtlichen Prozessen.
Seit 1997 gehört EMNID mehrheitlich zur Taylor Nelson Sofres-Gruppe,
London, einem ähnlichen Konzern wie der Hunziger Informations AG (s.o.).
Heute arbeitet EMNID mit CATI- (285 Plätze) und CAPI-Technologie unter
Zuhilfenahme einer speziell entwickelten Software (ODIN von NIPO,
Amsterdam).
Auch EMNID gehört heute zu den "top ten" der deutschen Institute und
profiliert sich durch Kunden- bzw. problemorientierte Forschung auf hohem
Qualitätsniveau, das nach ISO 9001 zertifiziert wurde, bei einem in der
Branche üblichen Preis- / Leistungsverhältnis.
Die Datenbeschaffung erfolgt im wesentlichen durch face-to-faceErhebungen, durch telefonische Befragungen sowie durch schriftlichpostalische Erhe-bungen und durch Online-Befragungen. Auch hat das sog.
"computer-assisted-interviewing" bei EMNID bereits Einzug gehalten.
Insgesamt stehen den EMNID-Feld-Interviewern zur Zeit ca. 500 Laptops zur
Verfügung.
Die im Feld erhobenen Daten werden in der hauseigenen
Datenverarbeitungs-Abteilung erfasst, kontrolliert, aufbereitet und
ausgewertet. Diese Abteilung des EMNID-Institutes liefert die Daten auf
verschiedenen Trägern und in verschiedenen Formaten auf Papier, per
Modem, per Diskette oder inzwischen auch per E-Mail. In dieser
Serviceabteilung arbeiten 40 Mitarbeiter, unter ihnen Mathematiker,
Informatiker, Soziologen und Statistiker.
Die rund 1.400 Feld -Interviewer des EMNID-Institutes werden von vier
Regionalleitungen zentral aus Bielefeld betreut. Mit dem Prinzip der
persönlichen Betreuung durch die Regionalleitungen will EMNID eine hohe
Bindung der Interviewer an das Institut erreichen.
Stefan <[email protected]>
Die Interviewer müssen eine Reihe von Kriterien erfüllen, um für EMNID
arbeiten zu können. Dazu gehört u.a., dass Interviewer bei EMNID nicht
jünger als 25 Jahre sein dürfen, dass ihr Auftreten kontaktfreudig, gewandt,
zuverlässig und flexibel sein muss und dass sie bestimmten Berufsgruppen
nicht angehören dürfen. Der EMNID-Interviewerstab stellt somit, mit
Ausnahme der unter
25jährigen, einen annähernd repräsentativen Querschnitt der
bundesdeutschen Bevölkerung dar.
II.4
Infratest dimap
Die Infratest Burke Gruppe, München und das dimap-Institut, Bonn, haben im
Herbst 1996 den Auftrag für die ARD-Wahlberichterstattung erhalten und
lösten damit infas in dieser Position (s.o.) ab. Der Auftrag hat eine Laufzeit
von fünf Jahren und umfasst die Wahlberichterstattung zu mindestens 19
Wahlen.
Infratest dimap ermittelt im Auftrag der ARD und von 8 Tageszeitungen
das aktuelle politische Meinungsbild in der Bundesbevölkerung.
Zur Durchführung dieses Auftrages haben Infratest Burke und dimap eine
gemeinsame Gesellschaft gegründet: Infratest dimap, Gesellschaft für
Trend- und Wahlforschung mbH mit Sitz in Berlin und Bonn (Stammkapital:
100.000 DM). Die Tätigkeitsfelder der neuen Gesellschaft umfassen die
Wahl- und Politikforschung sowie die Stadt- und Regionalforschung. Infratest
dimap
gehört damit ebenfalls zu den “top ten” Anbietern im Bereich der Wahlund Politikforschung in Deutschland. Am Berliner Hauptsitz von Infratest
dimap sind derzeit fünfzehn Mitarbeiter beschäftigt, davon zehn Wissenschaftler.
Die gesamte Datenbeschaffung übernimmt Infratest Burke in München.
Für Telefonbefragungen steht Infratest dimap in Berlin ein Telefonstudio mit
insgesamt 64 computergestützten Telefonplätzen zur Verfügung. Die
Datenerhebungen erfolgen auf CAPI-Ebene.
Neben dem Bonner Büro betreiben Infratest dimap und das dimap-Institut,
Bonn, ein von Knut Holzscheck geleitetes Forschungs- und Entwickungszentrum in Hamburg. Dort werden die Hard- und Software für das neu
konzipierte Wahlsystem erarbeitet und weiterentwickelt sowie die
bereits entwickelten Prognose- und Hochrechnungsmodelle getestet und
umgesetzt.
Das Leistungsspektrum von Infratest dimap im Bereich der Politik- und
Wahlforschung reicht von der Wahlberichterstattung, über regelmäßige
Umfragen zur politischen Stimmung und Ad-hoc-Studien bis hin zur
wöchentlich durchgeführten politischen Umfrage, dem PolitikBUS.
Innerhalb der Wahlberichterstattung führt Infratest dimap vor jeder Landtagsoder Bundestagswahl für die Rundfunkanstalten der ARD
Vorwahlerhebungen
und die Wahltagsbefragung durch und erstellen Prognosen und
Hochrechnungen am Wahlabend. Das aktuelle politische Meinungsbild
Stefan <[email protected]>
in der Bundesrepublik wird mit dem DeutschlandTREND11 erhoben, dessen
Ergebnisse jeden ersten Freitag im Monat im "Bericht aus Bonn"12
gesendet werden.
Für Handel und Dienstleistungen werden regionale
Nachfrageuntersuchungen und Akzeptanztests durchgefüht. Aktuelle
Marktanalysen und die Darstellung von Entwicklungstrends sollen
Investitionsentscheidungen erleichtern und Hilfestellung bei MarketingAktivitäten geben.
II.5
Psephos 13
PSEPHOS (Institut für Sozial-, Politik- und Wirtschaftsforschung GmbH) wurde Ende April
1996 mit Sitz in Potsdam gegründet. Unternehmenszweck ist die empirische sozial- und
politikwissenschaftliche Forschung und Beratung.
Den Kreis der Gesellschafter der PSEPHOS GmbH bilden Ursula Feist, Margret Kolbe, Dr.
Wolfgang Abraham, Andreas Bauer, Hans-Jürgen Hoffmann und Dr. Fritz Krauß, allesamt
vormals Mitarbeiter oder leitende Angestellte des ehemaligen infas-Institutes. Als langjährig
eingespieltes Team aus den Bereichen Wahl- und Politikforschung setzen sie nun mit der
Neugründung die gemeinsame Arbeit in einem eigenen Unternehmen fort.
Für die Durchführung der Projekte stehen derzeit acht festangestellte
Mitarbeiter zur Verfügung, die als Sozialwissenschaftler, Statistiker, Informatiker sowie im
Projektmanagement ihre Berufserfahrung in das Institut einbringen. PSEPHOS legt den
Schwerpunkt seiner Aktivitäten auf empirische sozial- und politikwissenschaftliche
Untersuchungen für Medien, öffentliche Institutionen und die private Wirtschaft. Mit der
Entscheidung für den Standort Potsdam im unmittelbaren Umkreis der Bundeshauptstadt
Berlin und in direkter Nachbarschaft zur Medienstadt Babelsberg will PSEPHOS zugleich die
Voraussetzungen für den Einstieg in Projekte schaffen, die auf innovativen
Multimediatechnologien bei Informationsverarbeitung und -vermittlung basieren.
Die PSEPHOS GmbH verfügt als Ressourcen zur Datenerhebung unter anderem über ein
eigenes Telefonstudio mit 20 Interviewerplätzen, einem geschulten Interviewer- und
Supervisorenstab sowie moderner Erhebungs- und Auswertungssoftware. Über PCNetzwerktechnik und ISDN ist die Zentrale in Potsdam mit den weiteren Standorten
Hamburg und Bonn verbunden.
PSEPHOS zählt zu seinen Auftraggebern u.a. Landesregierungen, Landesrundfunkanstalten der ARD, regionale Tageszeitungen, Finanzdienstleister,
Softwareunternehmen sowie Verbände.
Zusammen mit der IFES AG, Potsdam, und der IFES GmbH, Wien, ist die PSEPHOS GmbH
auf dem Feld der Wahlberichterstattung aktiv, zuletzt im November 1996 bei den zwei
Wahlgängen der Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Rumänien.
11
Der DeutschlandTREND wird monatlich erhoben. Ihm liegt jeweils eine repräsentative Telefonbefragung (CATI) von rund 1.300 Wahlberechtigten in Deutschland (900 West, 400 Ost) zugrunde.
Der Fragebogen umfaßt pro Welle ca. 12 Trendfragen, einige Fragen zu aktuellen Themen sowie
Angaben zur Person des Befragten.
12
Inzwischen lautet der Name der Sendung “Bericht aus Berlin”; sie schließt sich an die Hauptnachrichten der ARD an.
13
Der Name “PSEPHOS” deutet im übrigen auf einen der Tätigkeits- und Kompentenzschwerpunkte
des Institutes hin: Psephos ist das griechische Wort für “Stimmstein”; hiermit wurden in den frühen
Demokratien des antiken Griechenland Abstimmungen von Volksversammlung und Rat durchgeführt.
“Psephologie” ist in Österreich und im angelsächsischen Raum ein gebräuchlicher Terminus für
Wahl- und Politikforschung.
Stefan <[email protected]>
III.
Auswertung
Ich habe beispielhaft gezeigt, wie die verschiedenen Wahl- und Meinungsforschungsinstitute vorgehen und arbeiten. Die unterschiedlichen Organisa-tionsformen
gezeigt und die dahinterstehenden (Groß)unternehmen, Verbände oder Parteien benannt.
Dies geschah rückblickend auf die kritische und problemorientierte
Einführung.
Ich selbst glaube an die Bedeutung von Wahlforschungsinstituten für unsere
Gesellschaft, doch möchte ich aufgrund der Manipulationsmöglichkeiten vor
zu unkritischer bzw. nicht reflektierender Bewertung des Zahlen- und
Bildmaterials warnen, denn ausschließen lässt es sich leider nicht, dass auch
damit nur “Propaganda” für einen bestimmten Zweck betrieben wird.
Die Zukunft wird zeigen, ob die Institute ihrem eigenen Seriösitätsgebot in
ausreichendem Maße gerecht werden. Es bleibt zu hoffen, dass der
mündige, politische Bürger dies dann auch überprüfen wird. Da er dies
alleine kaum schaffen kann, ist er auf die Hilfe der (kritischen) Medien
angewiesen, was wiederum auch deren Bedeutung in unserem Staate
untermauert.
QUOD ERAT DEMONSTRANDUM
Stefan <[email protected]>
Literaturverzeichnis
der verwandten HAUPTWERKE
BAERNS, Barbara
Macht der Öffentlichkeitsarbeit und Macht der Medien.
In: U. Sarcinelli (Hrsg.) 1987
BRETTSCHNEIDER, Franz
Wahlumfragen. München 1991
ENGEL, Andreas
Demoskopie als Instrument der Politikvermittlung.
In: U. Sarcinelli (Hrsg.) 1987
GRAFE, Peter
Wahlkampf - Die Olympiade der Demokratie.
Frankfurt am Main 1994
ROTH, Dieter
Empirische Wahlforschung
Opladen 1998
SARCINELLI, Ulrich (Hrsg.)
Politikvermittlung - Beiträge zur politischen Kommunikationskultur. Bonn 1987
WEBER, Max
Politik als Beruf.
Stuttgart 1992
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