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SONJA VÖLKER
HERZILEIN WIEN
Mit Liebe gemacht
Unverwechselbare Kindermode
statt Unterricht für Kinder.
Leuchtend rote Fassaden, kunstvoll gedrechselte Eingangsportale, Schaufenster,
in denen putzige Stoffhäschen neben
fröhlich-bunten Kinder-T-Shirts hocken,
Kristallluster und nostalgisch anmutende
Regale, in denen sich liebevoll bestickte
Kinderkleidung stapelt: Willkommen in der
Welt von Herzilein Wien, seit 2005 Mikrokosmos von Sonja Völker. Damals stand die
ehemalige Volksschullehrerin vor der Entscheidung: nach der Karenz zurück in die
Schule oder das Hobby Nähen zum Beruf
machen? Als erster Probelauf diente ein
Weihnachtsmarkt. Nachdem ihr die fantasievolle Kinderkleidung förmlich aus den
Händen gerissen wurde, machte sie Nägel
mit Köpfen und hängte ihr Lehrerinnendasein an den Nagel. „Ob so was gut geht,
kann im Vorfeld niemand sagen. Und ich
wollte mir nicht später denken: ‚Hätte ich
doch!’ Mein Antrieb war, dass die Leute
tatsächlich für etwas von mir Gemachtes
bezahlten. Das macht stolz.“ 2005 eröffnete sie das erste Geschäft. Eineinhalb Jahre
später bot sich die Gelegenheit, auch ein
Lokal in der Wollzeile zu mieten. Mittlerweile zählt das Kindermodelabel drei
Standorte in Wien. Diese sollten ebenso
unverwechselbar werden wie ihre Mode.
Darum verwandelte Völker sie in nostalgische Puppenstuben. Die Liebe zum Detail
spiegelt sich nicht nur in der Kinderkleidung wider, sondern auch im Webauftritt
oder bei den unter Eltern heiß begehrten
Herzilein-Wien-Taschen in sattem Rot mit
fröhlichen rosa Tupfen. „Ich könnte auch
billige Sackerl mit meinem Logo bekleben,
anstatt in teure Kartontaschen zu investieren. Aber wenn jemand um 60 Euro ein
in Handarbeit in Wien gefertigtes Kleid bei
mir kauft, soll das auch schön verpackt
werden.“ Die Kunden verwenden die Taschen meist weiter, „durch den hohen
Wiedererkennungswert ist das unbezahlbare Werbung“, erklärt Völker, die ihre
Vorstellungen eines gelungenen Markenauftritts kompromisslos umsetzt. Einzige
Unterstützung: ein Grafiker, mit dem sie
ihr Logo kreierte. Der Rest war kein Entwurf vom Reißbrett, sondern Kreativität
aus dem Bauch heraus. Und damit fährt
sie gut, trug sich das mit Eigenkapital
gegründete Label doch von Anfang an
selbst – auch ohne Business Plan.
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trend 5 | Mai 2014
Ihr Auftritt, bitte!
Jetzt geht’s langsam an den Start. Doch vorher ist
noch zu klären, wo Sie Ihre Geschäftsidee umsetzen,
und in welcher Form Sie Ihren Kunden begegnen.
W
ichtig ist es, bei allen Aktivitäten zur Vermarktung des
neuen Produktes oder Ihrer Dienstleistung den richtigen
Marketingmix zu finden. Die vier klassischen Instrumente dafür sind die vier „P“: Product, Price, Place und Promotion.
Ihrem Produkt und der Preisgestaltung haben Sie bei Ideenfindung
und im Businessplan wahrscheinlich bereits ausführlich Platz
gewidmet. Jetzt geht es an Vertriebsform und Werbung.
1
Der Standort: Treffpunkt mit dem Kunden
Die Wahl Ihres Unternehmensstandorts hängt natürlich stark
von der Art Ihrer Geschäftstätigkeit ab. Bei diesem Gründungsschritt bietet die Wirtschaftskammer Unterstützung an. Sie
vermittelt nicht nur Geschäftslokale, sondern Berater nehmen
gemeinsam mit den Jungunternehmern passende Objekte vor Ort
unter die Lupe. Wer lediglich ein Büro benötigt, ist nicht auf
Laufkundschaft angewiesen und bei der Wahl des passenden Ortes
TITELGESCHICHTE
Hilfreiches für die Außenwirkung
> Constanze Wolff, Roland Panter: „Social Media für Gründer und Selbständige“
Xing, Facebook, Twitter & Co. - Wie Sie das richtige Netzwerk finden und nutzen. Linde Verlag, 19,90 Euro.
> Reto Stuber: “Erfolgreiches Social Media Marketing” mit Facebook, Twitter, Google+, XING,
LinkedIn & YouTube. Data Becker, 29,95 Euro.
>e
ko.at bietet ein Corporate-Design-Paket für Existenzgründer von der Logoentwicklung
bis zum Webhosting um 549 Euro.
>d
esigntiger.at umfasst im Gründerpaket Website, CMS, Suchmaschinenwerbung und Content Management.
Kostenpunkt: 2180 Euro.
>e
shop2pro.com bietet professionelle Software zur Installierung eines Onlineshops auch für Anfänger ohne jede
Programmierkenntnisse um 150 Euro, ist aber nur ein Beispiel unter einer großen Anzahl von angebotenen Lösungen.
flexibler. Ein Geschäftslokal sollte hingegen möglichst dort an­
gesiedelt sein, wo auch die Zielgruppe vermutet wird. So kamen
für Maria Scholz und Christian Mayer, die Gründer der bereits
erwähnten Zuckerlwerkstatt, lediglich der erste oder siebente
­Wiener Gemeindebezirk in Frage. Nach einer genauen Standort­
analyse wurde es letztlich ein Geschäft im ersten Hochhaus der
Stadt, in der Herrengasse. Um herauszufinden, ob sich der Stand­
ort rechnet, nahmen sie die Passantenfrequenz unter die Lupe, die
bei 10.000 Passanten pro Tag liegt. Damit das Geschäft läuft, muss
jeder 105. zumindest das kleinste Glas Zuckerl kaufen – eine
durchaus realistische Einschätzung und eine Rechnung, die ­bislang
auch aufging. Ein eigener Onlineshop als standortunabhängige
Vertriebsform kam für die beiden nicht in Frage: „Das wäre uns
zu aufwendig gewesen“, so Scholz, „wir haben aber eine passende
Lösung mit austria.com, einer Plattform für ausgewählte Produkte
aus Österreich, gefunden.“ Dort liefert die Zuckerlwerkstatt ihre
Produkte ab, und der Onlineshop kümmert sich um den Rest.
2
Das Erscheinungsbild: Alles aus einem Guss
Als Existenzgründer müssen Sie beim Start in die Selbst­
ständigkeit auch den perfekten Außenauftritt planen und eine stim­
mige Corporate Identity entwickeln. Denken Sie dabei daran, dass
der erste Eindruck zählt. Corporate Identity bezeichnet den ein­
heitlichen Auftritt Ihres Unternehmens und das damit transpor­
tierte Selbstverständnis sowie die damit verbundene Selbst­
darstellung. Das Corporate Design ist das visuelle Auftreten eines
Unternehmens. Die Palette des Corporate Design umfasst die
­Gestaltung von Logo, Schrift, Visitenkarten, Briefpapier oder
­Website. Aber auch die Arbeitskleidung, die Außenfassade Ihres
Geschäfts bis hin zu den Einkaufssackerln und Ihrem Webshop,
alles sollte unverwechselbar für Ihr und nur Ihr Geschäft stehen.
Wie bei Sonja Völkers Kindermodengeschäft Herzilein (siehe Por­
trät links), bei dem sich das Logo auf Geschäftsfassaden, im Webauf­
tritt, bei den Klebeherzen für die Rabattmarkensammlung bis zu
den Einkaufstaschen wie ein roter Faden in allen Bereichen des
Außenauftritts wiederfindet: „Durch den hohen Wiedererken­
nungswert ist das unbezahlbare Werbung“, ist Völker überzeugt.
3
Social Media: Kunden als Fangemeinde
Als Jungunternehmer brauchen Sie vor allem eines: direkten
Kontakt zu Ihrer Zielgruppe. Deshalb können Sie auf eine Präsenz
in den Social-Media-Netzwerken nicht verzichten. „Ich war privat
nie auf Facebook, aber aus Unternehmersicht ist es super, weil man
immer ein direktes Feedback bekommt“, schwärmt Vera Ziegler,
die sich vor kurzem mit ihrem Schmucklabel veralie selbstständig
gemacht hat: „Ich habe zwei- oder dreimal für jeweils drei Tage
Facebook-Werbung gemacht und für jeden Tag sieben Euro
­bezahlt“, berichtet Ziegler, „aber allein dadurch sind 200 Fans
­dazugekommen.“ Mit ihnen kann sie nun Ideen oder Vorschläge
zum Schmucklabel austauschen, aber auch auf Kritik reagieren.
Doch nicht nur Facebook bietet sich an, um Inhalte zu verbreiten
und eine Marke bekannt zu machen, sondern auch Google+, das
zur Zeit ein starkes Nutzerwachstum verzeichnet. Wie bei der
Facebook-Fanpage sollten Unternehmen auch bei Google+ darauf
achten, dass das Profil regelmäßig mit nutzerrelevantem Content
gefüllt wird.
Marketing in sozialen Netzwerken ist aber kein Selbstläufer,
sondern erfordert eine gut durchdachte Strategie, auch, um die
eigenen Ressourcen zu schonen. „Das oberste Gebot lautet: Mit
dem Kopf des Kunden denken“, erklärt Social-Media-Expertin
Judith Zingerle. Sie bietet Do-it-yourself-Coaching-Stunden >
Richtige Rechtsform
Teamgröße, Haftung, Außenwirkung und
Kosten als wichtige Einflussfaktoren.
Einzelunternehmen sind nach wie vor die beliebteste
Rechtsform für Gründungen. Für sie sprechen relativ nied­rige
Kosten und weniger Pflichten hinsichtlich der Bilanzierung,
des Gesellschaftervertrages oder der Trans­parenz. Wer alleine
gründet, kann zwischen einem Einzelunternehmen und
­einem im Firmenbuch eingetragenen Unternehmen (e. U.)
wählen. Barbara Huber, Unternehmensberaterin und Autorin
des Buches „So starten Sie Ihr Unternehmen erfolgreich“, rät
zur Eintragung, weil die Transparenz größer sei und die
­Außenwirkung erhöht werde.
Bei diesen beiden Gesellschaftsformen sollte man aber
­bedenken, dass die Gründer mit ihrem privaten Vermögen
für die Schulden des Unternehmens haften. Wer eine auf das
Stammkapital der Gesellschaft begrenzte Haftung vorzieht,
für den kann die Rechtsform der GmbH in Frage kommen.
Durch die Schaffung der GmbH light wurden die Mindest­
kapitalvorschriften gelockert. Sie liegen bei 10.000 Euro, die
Hälfte davon muss zum Zeitpunkt der Gründung bar ein­
gezahlt werden. Diese Gründungsprivilegierung ist auf zehn
Jahre begrenzt. Danach beträgt das geforderte Stammkapital
35.000 Euro beziehungsweise 17.500 Euro in bar.
Neben weiteren Vorteilen wie reduzierten Körperschaftssteu­
ersätzen gelten für die Light-Version der GmbH aber genauso
auch die hohen Anforderungen, die eine ­normale GmbH er­
füllen muss. Dazu gehört die Pflicht zur doppelten Buchfüh­
rung oder zur Bilanzierung, unabhängig von den erzielten
Umsätzen. Insofern ist die Gründung einer Gesellschaft mit
beschränkter Haftung mit höherem Aufwand und höheren
Kosten verbunden als die eines Einzelunternehmens.
Abgesicherte Risiken
Schäden, die zum Existenzverlust führen
können, sollten abgesichert werden.
„Für die Wahl des richtigen Versicherungspaketes ist es
­ ichtig, zunächst die Unternehmenssituation genau zu
w
­analysieren. Welche Schäden kann ich finanziell verkraften,
welche stürzen mich in den Ruin? Letztere sollten in jedem
Fall versichert werden“, sagt Franz Starritz von der Wiener
Agentur Nanke und Partner. Wer sich in Versicherungsfragen
beraten lassen will, kann sich entweder an einen Makler,
direkt an die Versicherung oder an die jeweiligen Fach­
gruppen der WKO wenden. Einige Fachgruppen wie Werbung
oder Unternehmensberater (UBIT) haben für ihre Mitglieder
spezielle Versicherungslösungen im Angebot.
Für neu gegründete Unternehmen, die mit teuren Maschinen
oder einem großen Warenlager arbeiten, ist eine Betriebsversicherung sinnvoll. Diese versichert die Ausstattung gegen
Gefahren wie Feuer, Einbruchsdiebstahl, Leitungswasser,
Sturm oder Glasbruch. Im Schadensfall wird der Neuwert der
Gegenstände ersetzt. Für Selbständige im beratenden Bereich
wie Consulter, Makler oder Vermögensberater ist eine
­Betriebshaftpflichtversicherung wichtig. Sie schützt vor
Schadensersatzansprüchen, die aus der beruflichen Tätigkeit
resultieren. Darüber hinaus kann – je nach Branche und
­Tätigkeit - eine Versicherung bei Betriebsunterbrechung
sinnvoll sein. Sie deckt die Kosten und den entgangenen
Betriebsgewinn nach einem Sachschaden oder bei Invalidität
ab. Darüber hinaus sollte sich der Betriebsinhaber selbst
­absichern, indem er eine Unfallversicherung und/oder eine
Berufsunfähigkeitsrentenversicherung abschließt.
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trend 5 | Mai 2014
für Jungunternehmer auf dem Weg zur perfekten Nutzung der
sozialen Netzwerke an. Dabei sollte besonders die Frage im Vordergrund stehen, über welche Kanäle die unternehmensrelevante
Zielgruppe am besten erreicht wird und durch welche Marketingaktionen, von Spielen bis zu Kampagnen, man diese langfristig an
sein Unternehmen bindet. Wichtig ist dabei, ein Gespür für die
Sprache der User zu entwickeln und Nutzer stets mit aktuellem
Content zu versorgen.
4
Webauftritt: Präsenz am größten Marktplatz der Welt
Für die Webdesignexperten von Platypus gibt es vier Grundregeln zum gelungenen Webauftritt: ein stimmiges Design, Benutzerfreundlichkeit, speziell auch im Webshop, die Möglichkeit zur
problemlosen Aktualisierung der Inhalte und die Suchmaschinenoptimierung, um von der Zielgruppe leichter gefunden zu werden.
Ein Basispaket für einen perfekt gestalteten userfreundlichen
Internetauftritt gibt es bereits ab 250 Euro. Gabriele Buchas von
Wiensehen, die sich mit Führungen durch den Wiener Zentralfriedhof selbstständig gemacht hat, weiß über die Wirkung der
Suchmaschinenoptimierung Bescheid: „Seit meine Website für
Google optimiert wurde, kann ich mich vor lauter Kunden kaum
mehr retten!“
Auch E-Mail-Marketing hat für Gründer Vorteile. Newsletter
können schnell an eine Vielzahl von Kunden verschickt werden
und bieten genügend Raum, um Informationen in Bild und Text
zu vermitteln. Der in der E-Mail eingebundene Hyperlink führt
den Empfänger bei Interesse zum Onlineshop oder zur Website,
wo der Leser das Produkt direkt kaufen kann oder weitere Informationen erhält. Im Gegensatz zu klassischen Werbemitteln lassen
sich Newsletter personalisieren, um eine gezieltere Kundenan­
sprache zu erreichen.
5
Offlinewerbung: Persönliche Kontakte
Wesentlich zur Steigerung des Bekanntheitsgrads eines jungen
Unternehmens trägt die Präsenz in regionalen Medien bei. Versorgen Sie daher Journalisten mit Informationen über Ihre
­Neueröffnung und besondere Events und zeigen Sie dabei Ihr
­Alleinstellungsmerkmal, auch wenn Sie tägliches Brot erzeugen.
Davon kann Bäcker Josef Weghaupt ein Lied singen, vor dessen
Bäckerei in der Landstraßer Hauptstraße in Wien die Kunden
Schlange stehen. Ein erstklassiges Produkt und ein einziger Bericht
in einer Tageszeitung haben dafür gesorgt. Über welche Medien
man aber auch immer um seine Kunden wirbt, die beste Werbung
ist nach wie vor die Mundpropaganda, die zufriedene Kunden für
Ihr Unternehmen machen. Setzen Sie daher an oberste Stelle Ihrer
Vermarktungsstrategie immer den perfekten Dienst am Kunden.
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