CHEMIE UMWELT TECHNIK SPECIAL Schnell, sicher, effektiv Produktfokus: Neue Lösungen für die Umweltmesstechnik Wasser- und Abwasserwirtschaft sind nach wie vor ein wichtiger – und teurer – Teilbereich der Umwelttechnik. Grund genug, große Aufmerksamkeit der Untersuchung und Behandlung dieses Mediums zu schenken. Untersuchungen mit modernen Geräten und neuen Verfahren können helfen, die Kosten im Rahmen zu halten. Unser Beitrag stellt Neuheiten in diesem Bereich vor. In der Wasser- und Abwasserwirtschaft werden Fragen zu Kosten und Gebühren und zur Finanzierung immer wichtiger. Bestandteil von Qualitäts- und Umweltmanagementsystemen zur Senkung der Kosten sind neue Messgeräte und -verfahren. Online-Messung vor Ort Mit dem Nitrat-Sensor Evita Insitu 5100 von Danfoss (Bild 1) ist nach Herstellerangabe erstmals eine direkte Nitratmessung im Abwasser möglich. Sie wird durch einen UVSensor mit einer antibakteriellen Ionenmembran zur sicheren und interferenzfreien Messung von Nitrat realisiert. Der Sensor kombiniert die UV-Nitratmessung mit der Membrantechnologie. Dadurch werden nahezu alle Möglichkeiten einer Interferenz ausgeschlossen. In einer Membran, die mit Abwasser in Kontakt ist, belädt sich das entionisierte Wasser als Trägerflüssigkeit so lange mit Nitrationen, bis der Konzentrationsausgleich mit dem Abwasser stattgefunden hat. Alle anderen im UV-Bereich absorbierenden Stoffe verbleiben im Abwasser. Interferenzen durch Huminstoffe und optische Aufheller unterbleiben – ebenso wie Störungen durch hohe Feststoffgehalte. Lediglich die zu untersuchenden Nitrat- und, falls vorhanden, Nitritionen erreichen über die Träger- 1: Der Nitrat-Sensor basiert auf einem UV-Sensor mit antibakterieller Ionenmembran 56 flüssigkeit den UV-Sensor (weitere Infos unter CT 618). Gerade für kleinere Kläranlagen sind große zusätzliche Investitionen für Online-Messtechnik, Messhäuser und Ultrafiltration oft nicht oder nur schwer zu realisieren. Jetzt steht eine wirtschaftliche Lösung für das Messen von Ammonium und Phosphat, entwickelt von Dr. Lange, zur Verfügung. Das Messgerät befindet sich hierbei in einem geschützten Messschrank, der direkt am Beckenrand installiert wird. Die In-situ-Membran-Probenaufbereitung Filtrax liefert dem jeweiligen Analyser – Phosphat oder Ammonium – ein ultraklares Permeat. Sowohl die Probenaufbereitung als auch das Messgerät verfügen über eine automatische Selbstreinigung, so dass minimaler Wartungsaufwand entsteht. Der Verzicht auf teure Tauchmotorpumpen reduziert die Betriebskosten auf ein Minimum. In das Edelstahlgehäuse des Messschrankes sind ein Prozess-Photometer vom Typ Amtax compact oder Phosphax compact einschließlich aller Anschlüsse, Heizung und Lüfter eingebaut. Die Steuerungseinheit der Probenaufbereitung ist in einem separaten Edelstahl-Gehäuse untergebracht (weitere Infos unter CT 619). In der Wasserbehandlung wird der Grad der Ausflockung durch den Wechsel des pHWertes, der Zugabe chemischer Flockungsmittel wie geladener Polymere und der Zugabe von Aluminiumchlorid oder anderer Salze mit hoher Ladung beeinflusst. Die Messung des Zetapotenzials in Abhängigkeit dieser Parameter ist von grundlegender Bedeutung, um Vorschriften zur Wasserbehandlung erstellen zu können. Die Serie Zetasizer von Malvern (Bild 2) nutzt zur Bestimmung des Zetapotenzials die Mikroelektrophorese. Das Zetapotenzial hängt vom Partikel selbst und von den umgebenden Bedingungen ab. Zielgerichtet veränderte äußere Bedingungen führen zu Änderungen des Zetapotenzials, die häufig interpretierbar sind und wesentliche Eigenschaften der Partikeloberfläche offenbaren können. Zetapotential-Messungen sind vielfach Messungen von Potentialverläufen in Abhängigkeit von potenzialbestimmenden Einflussparametern, wie etwa dem pH-Wert CHEMIE TECHNIK, 31. Jahrgang, Nr.5 des Dispergiermediums oder der Anwesenheit von Additiven. Mit dem Zeta-Autotitrator ist der Hersteller einen Schritt in Richtung automatischer Erfassung von Mobilitätsabhängigkeiten gegangen. Der wichtigste Vorteil besteht insbesondere in der Flexibilität der Möglichkeiten. Die Autotitrator-Software gestattet wahlweise pH- oder konzentrations- oder leitfähigkeitsgesteuerte Messabläufe. Die Software bietet beispielsweise Speichermöglichkeiten der Methoden und die grafische Anzeige des zu erwartenden Volumens bis zum Ende der Titration (weitere Infos unter CT 620). Membrantechnologie auf dem Vormarsch Membranfiltrationsverfahren, in der Wassertechnologie schon seit längerer Zeit eingesetzt, gewinnen zunehmend an Bedeutung, denn mit Membranen können Einzelstoffe – insbesondere problematische Stoffe wie Bakterien oder Viren – erheblich besser eliminiert werden. Sie verbessern den Abbau organischer Schmutzstoffe und damit die Qualität des Wassers. Die mechanische Membran-Trennverfahrenstechnik, genauer die Mikro-, Ultra- und Nanofiltration sowie Umkehrosmose, ist ein umweltschonendes Verfahren zur Entlastung von kolloidal verteilten und ional gelösten flüssigen Schadstoffen. Hierzu wurde ein universelles und tragbares Membranprüfgerät für umweltrelevante Stoffe konzipiert, das im Gegensatz zu den vorhandenen Membrantesteinrichtungen nicht flache, sondern Flachmembranen zylindrischer Form einsetzt. Die feedseitige Überströmung ist annähernd identisch zur Strömung in einem Wickelmodul. Der von Uwatech entwickelte 3-dimensionale Testapparat ermöglicht einen direkten Einsatz für Feldversuche. Dadurch wird die Schnellanalytik für mem- 2: Beispiel einer Titrationskurve gegen den pHWert brantechnische Trennung von Belastungsstoffen in wässrigen Lösungen erheblich verbessert. Grundlegende Idee hierbei ist, dass auf die Membranhalterung der Testzelle die Membran zylindrisch, also dreidimensional, aufgebracht wird und hydrodynamisch abdichtet. Der dazugehörige Spacer wird mit einem hydraulischen System automatisch auf der Membranfläche aufgespannt. Das SERVICE Über die angegebenen Kennziffern erhalten Sie weitere Informationen zu den im Beitrag genannten Produkten. Nitratsensor Evita Insitu 5000 (Danfoss) CT 618 Ammonium-/Phosphat-Messung (Dr. Lange) CT 619 Zetasizer (Malvern Instruments) CT 620 Membranprüfgerät (Uwatech) CT 622 Analysekits Vit (Vermicon) CT 623 3: Mikroskopische Aufnahme einer Probe vor der Analyse (links) und nach der Analyse mit Vit-Microthrix (rechts). Microthrix parvicella leuchtet nun deutlich in Rot CHEMIE TECHNIK, 31. Jahrgang, Nr. 5 Permeat lässt sich durch ein getrenntes Kanalsystem ableiten. Die Durchströmung über die Membranoberfläche sichert eine Zirkulationspumpe, die unter Druck arbeitet. Diese Pumpe wird durch eine Permanent-MagnetKupplung angetrieben. Der Arbeitsdruck wird bei Kurzzeit-Testversuchen über Gasflaschen oder bei Langzeitversuchen durch eine Druckerhöhungs-Dosierpumpe gesichert (weitere Infos unter CT 622). Bakterien eindeutig identifizieren Aber nicht nur Nitrat, Phosphat und Konsorten belasten Abwässer, auch Bakterien sind ein Problem und müssen im Auge behalten werden. Die Vit-Produktlinie von Vermicon umfasst Schnelltests, mit denen zahlreiche Bakterien in Wasser und Abwasser problemlos analysiert werden können. Im Bereich des Abwassers sind dies drei Analysekits zum Monitoring von belebten Schlämmen in Kläranlagen. Nitri-Vit weist nitrifizierende Bakterien nach, die Kits Vit Microthrix (Bild 3) und Vit Nocardioforme Actinomyceten detektieren fädige Bakterien, die Hauptverursacher von Schwimm- und Blähschlamm. Die Bakterien werden mit den Schnelltests direkt vor Ort in der Belebtschlammprobe bestimmt. Für die Trinkwasserhygiene gibt es die Analyse-Kits Vit-Legionella, Vit-Pseudomonas aeruginosa und Vit-E. coli/coliforme. Im Vergleich zu konventionellen Analysemethoden bieten die Kits problemloses Handling, Schnelligkeit, Sicherheit und Spezifität des Bakteriennachweises. Mit einer Gensondentechnologie werden die Bakterien erstmals spezifisch sichtbar gemacht. Diese Gensonden werden vorher für die verschiedensten Bakterien programmiert. Sie dringen dann in die Zellen ein und bringen sie spezifisch zum Leuchten. So werden Bakterien unverwechselbar nachgewiesen (weitere Infos unter CT 623). [Li.] 57