Die bipolare Welt nach 1945 (Best. Nr. 4578)

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Der Aufstieg Chinas zur Weltmacht
Das 19. Jahrhundert brachte für China einen großen Wandel. Bis dahin jahrhundertelang von
ausländischen Einflüssen abgeschlossen, wurde man das Opfer der imperialistischen Politik
der Großmächte. Zum Teil mit Waffengewalt besetzten sie aus wirtschaftlichen Gründen
große Teile des Landes. Die Mehrheit der Chinesen lebte in bitterer Armut auf dem Land und
musste häufig Hunger leiden. Gebildete Chinesen sahen in der Rückständigkeit des Landes
den Hauptgrund für die Hilflosigkeit gegenüber den Invasoren. Die kaiserliche Familie aus
der seit 1644 regierenden Qing-Dynastie blockierte jedoch notwendige Reformen. Es entstand
eine Bewegung, die Reformen befürwortete und sich für eine republikanische Staatsordnung
einsetzte. Unter Führung der Guomindang-Partei konnten sich die Reformer durchsetzen. Nun
versuchte man sich an einer gezielten Modernisierung Chinas. Der letzte Kaiser dankte 1912
ab.
Doch die Gründung der Republik allein änderte zunächst nichts an den Zuständen im Land. In
großen
Teilen
unverändert
des
Landes
noch
die
herrschten
kaiserlichen
Gouverneure, die gegen die Regierung und
untereinander
Macht
der
Kämpfe
austrugen.
autoritär
Die
regierenden
Guomindang-Partei wurde seit 1921 von
der
Kommunistischen
(KPCh)
in
Frage
Partei
gestellt.
Chinas
Zu
den
Mitbegründern der Partei zählte Mao
Zedong (1893-1976), der im Verlauf des
1949 konnten sich die Kommunisten im chinesischen
Bürgerkrieg durchsetzen. Ihre Soldaten besetzten im selben
Jahr die Hauptstadt Peking
kommenden Bürgerkrieges zu ihrem Führer
aufstieg. 1927 begannen die Kommunisten
Quelle: de.wikipedia.org/ 12.06.07
einen Aufstand gegen die Zentralregierung,
der jedoch niedergeschlagen wurde. Die Kommunisten gaben sich nicht geschlagen und
gründeten in der südchinesischen Provinz Jiangxi „Bauernrepubliken“. Hier wurde Grund und
Boden an Kleinbauern verteilt, die man bei der Ernte unterstützte. Nach Maos Überzeugung
sollten die Bauern der Revolution zum Sieg verhelfen.
Die Guomindang-Partei ging unter der Führung ihres Generals und Ministerpräsidenten
Chinas Jiang Jieshi militärisch gegen die Kommunisten und ihre Republik vor. Die
Kommunisten sahen sich zur Flucht gezwungen und führten ihre Anhänger auf dem „Langen
Marsch“ über 10.000 Kilometer in ein neues Operationsgebiet in den Norden Chinas. Der
Marsch endete in einer Katastrophe. Nur 8.000
der 100.000 konnten überleben. Der Marsch
wurde jedoch von den Kommunisten zu einem
großen Sieg umgedeutet. Die Stellung Maos an
der Spitze der Partei war gefestigt.
1937 wurde China von japanischen Truppen
überfallen, die weite Teile des Landes besetzten.
Unter dem Druck der äußeren Bedrohung
schlossen die Kommunistische Partei und die
Guomindang-Partei ein Zweckbündnis gegen die
Japaner,
ohne
allerdings
die
Kämpfe
untereinander vollkommen einzustellen.
Allmählich gelang es den Kommunisten, ihren
Der Personenkult um Mao Zedong erreichte in den
70er Jahren seinen Höhepunkt. 1976 verstarb Mao
Quelle: www.stern.de 12.06.07
Einflussbereich zu erweitern. Mehrere Gründe waren hierfür ausschlaggebend. Zum einen
konnte die Regierung der Guomindang-Partei unter Jiang Jieshis (auch: Chiang Kai-shek )
keine demokratische Alternative anbieten, zum
anderen erwies sie sich als unfähig, die dringend
notwendige Bodenreform durchzuführen und
besaß aus diesem Grund auch nur wenig
Rückhalt
in
Kapitulation
der
Bevölkerung.
Japans
1945
Mit
der
entbrannte
der
Bürgerkrieg wieder mit voller Intensität. Mit der
Unterstützung der UdSSR konnten sich die
Kommunisten letztlich durchsetzen. Im Oktober
1949 rief Mao in Peking die Volksrepublik
China aus. Jiang Jieshi
Während der Kulturrevolution waren insbesondere
Intellektuelle der Verfolgung ausgesetzt. Der hier
gezeigte Redakteur einer Zeitung muss sich von
Studenten beschimpfen lassen. Auf dem Papierhut sind
seine angeblichen Vergehen zu lesen
Quelle: alumni.berkeley.edu/ 12.06.07
floh mit
seinen
Anhängern auf die Insel Taiwan und gründete
dort die Republik China.
Ohne Zögern machten sich die Kommunisten an
die Umsetzung einer radikalen sozialistischen Politik: Grundbesitzer wurden enteignet,
teilweise auch getötet; das Land wurde an Bauern verteilt. Gleichzeitig wurde die Gesellschaft
von so genannten „Feinden der Revolution“ gesäubert. Auch mit der Umwandlung Chinas in
einen modernen Industriestaat wurde begonnen. Unter enormen Einsatz an Material und
Menschen wurden riesige Entwicklungsprojekte begonnen und die Bevölkerung in
Volkskommunen als eigenständige Produktionseinheiten zusammengefasst. Ziel des „Großen
Sprungs nach vorn“ war es, China innerhalb weniger Jahre auf das Niveau der westlichen
Industriestaaten zu heben. Ein Vorhaben, das katastrophal scheiterte. Mao Zedongs Position
innerhalb der KPCh wurde dadurch geschwächt.
Nun begann man mit einer offensiven Außenpolitik um sich als zweite kommunistische
Großmacht neben der UdSSR auf der Weltbühne zu etablieren. Insbesondere in Afrika war
man mit Waffenlieferungen und Partisanenausbildung sozialistischer Bewegungen darum
bemüht, Einfluss zu gewinnen. Die Sowjetunion ließ sich jedoch nicht von ihrer führenden
Position im kommunistischen Lager verdrängen. Als China begann, Atomwaffen zu
entwickeln und zu testen, kam es zum Bruch zwischen den beiden führenden
kommunistischen Staaten.
Mao unternahm einen Versuch, seine geschwächte Position innerhalb der Partei zu stärken
und entfachte ab 1966 die „Große Proletarische Kulturrevolution“. Die „Roten Garden“,
Millionen von Schülern und Studenten, terrorisierten so genannte „Abweichler“. Durch die
„Kulturrevolution“ sollten sowohl alte chinesische Sitten und Gebräuche als auch
kapitalistisches Klassendenken ausgemerzt werden. Viele Millionen Menschen hatten unter
den Maßnahmen zu leiden. Sie wurden inhaftiert, gefoltert und nicht selten auch getötet;
Künstler, Intellektuelle und hohe Beamte wurden zur primitivsten Arbeit aufs Land geschickt.
Der Personenkult um Mao Zedong, den
„Großen Steuermann“, erreichte seinen
Höhepunkt. Als China vollkommen im
Chaos zu versinken drohte, beendete
die
Armee
die
Kulturrevolution
gewaltsam.
Peking, 5. Juni 1989, Platz des Himmlischen Friedens: Tausende
von Studenten demonstrierten für mehr Demokratie. Die Armee
ging gegen die Demonstranten gewaltsam vor. 2.600 Studenten
wurden getötet. Im Bild: ein einzelner Demonstrant zwingt eine
Panzerkolonne zum Anhalten.
Quelle: www.jugendopposition.de 12.06.07
1976
verstarb
Mao
Zedong.
Die
Nachfolger Hu Yaobang und vor allem
Deng
Xiaoping
setzten
einen
Reformkurs durch. Privatwirtschaftliche Betätigung wurde allmählich gestattet und, bis dahin
unvorstellbar, die Wirtschaftsform des Kapitalismus zunächst in Sonderwirtschaftszonen,
dann auch im ganzen Land zugelassen. Auf dem Parteitag der KPCh 2002 beschloss man,
dass nun auch Unternehmer Mitglied der Partei werden dürften. Seit der Einführung des
Kapitalismus entwickelte sich die chinesische Volkswirtschaft rasant und erzielte enorme
Wachstumsraten. Innerhalb weniger Jahre ist China so zu einer der führenden
Wirtschaftsmächte geworden, deren Hunger nach Rohstoffen und Energie kaum befriedigt
werden kann.
Die KPCh beharrt trotz dieser Reformen und Abweichung vom sozialistischen Kurs weiter
auf ihrer Führungsrolle im Staat. Forderungen nach einem demokratischen Wandel und nach
Mitspracherechten werden brutal unterdrückt, Gegner des Systems rücksichtslos verfolgt. Bis
heute hat man den Bürgern Chinas keinerlei demokratische Rechte eingeräumt.
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