Von der Geschichte der künstlichen Niere

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Von der Geschichte der Künstlichen Niere (Artificial Kidney)
Prof. Dr. K. F. Kopp
www.kf-kopp.de
Der Erste Weltkrieg (1914 – 1918) gab bereits den Anstoß zur Entwicklung
eines medizinischen Geräts, später genannt „Künstliche Niere“, das durch
„Dialyse“ Urämie-Stoffe aus dem Körper von Patienten mit Nieren-Versagen
entfernen sollte.
Viele der schwer verwundeten Soldaten starben nicht an den schweren
Verletzungen, sondern letztlich an einem damals noch unerklärlichen
„Akuten“ Nieren-Versagen.
Im Ersten Weltkrieg gab es zudem noch einen weiteren Grund für ein
Versagen der Nieren: Eine unter den Soldaten aller Fronten grassierende,
besonders schwere Form einer beidseitigen, meist tödlichen, NierenEntzündung, die sog. Feld-Nephritis, mitbedingt durch die katastrophalen
hygienischen Verhältnisse in den Schützengräben und auf den
Schlachtfeldern.
Nieren-Versagen ist gekennzeichnet durch:
A) Der Patient kann keine Flüssigkeit, d.h. Urin ausscheiden, weil die
kranken Nieren keinen Urin mehr bilden können.
B) Jegliche dem Körper zugeführte Flüssigkeit staut sich auf und führt
letztlich durch Ansammlung von Wasser in der Lunge (= Lungenödem)
zum qualvollen Ersticken.
C) Endprodukte aus dem Stoffwechsel der mit der Nahrung zugeführten
Eiweiße, Kohlehydrate und Fett, werden über den Urin nicht mehr
ausgeschieden und reichern sich im Körper an und führen zur HarnVergiftung (= Urämie > Endzustand Tod im Coma).
Problem:
Eine medizinisch-künstliche Methode (Artificial Kidney) finden, um
a) die Flüssigkeit und
b) die Urämie-Gifte aus dem Körper des Patienten zu entfernen, in der
Hoffnung auf eine Erholung der Nierenfunktion.
Notwendige Voraussetzungen:
Wissenschaftliche, biomedizinische Meßmethoden mußten entwickelt
werden, um die im Körper des Patienten stattfindenden Veränderungen zu
messen.
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Diese Ergebnisse lieferte die medizinisch-klinische Labormedizin aufgrund
von Analyse-Geräten für Blut und für andere Körperflüssigkeiten.
Gleichzeitig mußten verfahrenstechnische Methoden entwickelt werden, um
Flüssigkeit und Urämiegifte aus dem Körper des Patienten zu entfernen.
Aufgrund der theoretischen Grundlagen von Osmose und Diffusion des
schottischen Chemikers Thomas GRAHAM (1805-1869) in Glasgow wurden
Dialyse-Verfahren mittels komplizierter Apparaturen entwickelt, mit denen
dies zunächst im Tierexperiment versucht wurde.
Prinzip:
In einem Gefäß sind zwei unterschiedlich konzentrierte Lösungen durch eine
selektiv permeable Membrane getrennt. Ein Konzentrationsausgleich findet
dann nur für diejenigen Teilchen in den Lösungen statt, welche die
Membrane passieren können.
Diesen Vorgang bezeichnet man als selektive Diffusion. Er findet bei der
Dialyse Anwendung. Hierbei befindet sich Blut, getrennt durch eine Membran
mit einer Spüllösung im Konzentrationsausgleich.
Die mögliche Nutzanwendung zum Zwecke der „Vividiffusion“ zur
Regulierung des Inneren Milieus wurde bereits 1854 von Thomas GRAHAM
erkannt und in "On the osmotic force" publiziert (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1:
Schematische Darstellung der Diffusionsanordnung mittels Ochsenblasen
nach Thomas GRAHAM (aus: Genesis of the artificial kidney von P.T.
McBRIDE, Deerfield, 1987), GRAHAM, T.: The Bakerian lecture - On the
osmotic force. Phil. Trans. Roy.Soc.London, vol. 144, 1954, 177-228.
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Über erste vorklinische Haemo-Dialysen an Kaninchen berichtete J. J. ABEL
(1859-1938) in den USA (Abb. 2)
Abb. 2
JOHN J. ABEL, LEONARD G. ROWNTREE, and B. B. TURNER
On the removal of diffusible substances from the circulating blood of
living animals by dialysis
Journal of Pharmacology and Experimental Therapeutics, vol. 5, pp. 275-316,
1913-1914
Page 276: J. J. ABEL, L. G. ROWNTREE AND B. B. TURNER
….as they are poured into it, without at the same time removing
proteids or cellular elements, can we accumulate them in sufficient
amounts for study.
Again, there are numerous toxic states in which the eliminating
organs, more especially the kidneys, are incapable of removing
from the body at an adequate rate, either the autochthonous
or the foreign substances whose presence in excessive amount is
detrimental to life processes. In the hope of providing a substitute
in such emergencies, which might tide over a dangerous
crisis, as well as for the important information which it might be
expected to provide concerning the substances already referred
to as normally present in the blood, and also for the light that
might thus be thrown on intermediary stages of metabolism,
we have devised a method by which the blood of a living animal
may be submitted to dialysis outside the body, and again returned
to the natural circulation without exposure to air, infection
by micro-organisms, or any alteration which would necessarily
be prejudicial to life. The process may be appropriately
referred to as "vivi-diffusion." The apparatus constitutes
what has been called an artificial kidney in the sense that it
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allows the escape of the diffusible constituents of the blood, but
it differs from the natural organ in that it makes no distinction
between these constituents, the rate of their elimination being
presumably proportional to the coefficients of diffusion. It will
be shown, however, that any given constituent of the blood, as
urea, sugar or sodium chloride can be retained in the body by a
simple expedient when so desired.
Our first demonstration of vividiffusion performed on a rabbit
ran successfully for two hours and was given before colleagues in
Baltimore on November 10, 1912. On May 6, 1913, we read a
paper with the above title before the Association of American
Physicians1 in Washington and during the past summer demonstrations
of the method were given by us in London2 and in Groningen. Various circumstances have combined to hinder us from giving until now the details of our method.
Trans, Assoc. Amer. Physicians, 1913, British Med. Journ., Aug. 11, 1913.
This paper describes successful hemodialysis through celloidin dialysis tubes immersed in
solutions of sodium chloride ("artificial kidney"). It also includes the technique for preparing
the anticoagulant hirudin from leeches.
Vividiffusionsapparat nach Abel.
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In Europa, etwa zeitgleich mit J.J. Abel in den USA, führte Georg Haas (1886
– 1971); (Abb. 3)
in Straßburg Haemodialyse-Experimente an Kaninchen und Hunden durch,
ohne von den Arbeiten Abels etwas zu wissen.
Erst nach Ende des Krieges konnte Haas seine Arbeiten in Gießen
fortsetzen, wo im Oktober 1924 die erste Haemodialyse-Behandlung eines
Menschen stattfand (Abb. 4)
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Die folgende Abbildung zeigt die von G.Haas verwendete Dialyse-Apparatur.
Insgesamt hatte Haas 11 chronisch nierenkranke Patienten behandelt, die
durch die Dialysebehandlungen deutliche Besserungen zeigten, letztlich aber
an dem terminalen Nierenversagen verstarben.
Wegen der bornierten Ignoranz und fehlender Unterstützung an der
Universitätsklinik Gießen konnte Haas seine Arbeiten nicht fortsetzen, wo sie
bald in Vergessenheit gerieten.
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Erst nachdem Willem Johan (PIM) Kolff (1911 – 2009) (Abb. 8) seine erste
erfolgreiche Haemodialyse-Behandlung 1945 in Kampen in Holland
durchgeführt hatte, begann man sich in Europa wieder für die Anwendung der
Künstlichen Niere zu interessieren.
In Hamburg entwickelte C. Moeller 1948 zusammen mit einem Freund und
Techniker Helmut Köhling eine eigene Dialyse-Apparatur, mit der am 8.
März 1950 die erste erfolgreiche Haemodialyse in Deutschland durchgeführt
wurde. In den darauffolgenden 10 Jahren fuhren Moeller und Köhling mit
einem eigenen Gerätewagen durch ganz Deutschland und führten an 62
verschiedenen Kliniken Dialysebehandlungen durch.
C. Moeller, 1910 – 1965 (Abb. 6)
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Technisch war Moellers Apparatur anfangs sowohl der von W.J. Kolff
entwickelten „rotating drum kidney“ wie auch dem von dem Schweden Nils
Alwall entwickelten Gerät deutlich überlegen. Gegenüber der raschen
Weiterentwicklung der Kolff-Niere in den USA verlor die Moeller-Niere jedoch
aufgrund der bornierten Lethargie in Deutschland jegliche Bedeutung.
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Abb. 7 Rotating drum kidney nach W.J. Kolff
W.J. Kolff emigierte 1950 in die USA, zunächst nach Cleveland. Seine
rotating drum kidney wurde in Boston im Peter-Brigham-Hospital in Form
einer Edelstahl-Version technisch weiterentwickelt und kam im Korea-Krieg
(1951- 1953) bei schwer-verwundeten und wie sich erst 1978 herausstellte,
mit dem Hantaan-Virus infizierten amerikanischen Soldaten mit
Nierenversagen erfolgreich zum Einsatz.
In Cleveland gelang ihm 1955 die Entwicklung des ersten Spulen-Dialysators
für den Einmal-Gebrauch, die sog. Twin-Coil-Kidney, die kommerziell von
der Firma Travenol produziert und weltweit vertrieben wurde.
Zusammen mit der Recirculating-Single-Pass RSP Tank-Niere von Travenol
fand diese Künstliche Niere weltweite Verbreitung.
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Travenol RSP: 1967
This fully integrated dialysis delivery system was developed by Travenol Laboratories for use by
hospitals and for home dialysis. The initial cost of the system was $1,400, and over 3,500 of these
devices were produced and used all over the world.
The machine required that the bath be mixed each time. The reservoir contained 120 liters of water
and concentrate. Many centers used ordinary tap water. The treatment time was six hours and the
patient was treated from one to three times a week depending on the condition of the patient.
This type of machine utilized the coil type dialyzer and it was later modified to use the hollow fiber
dialyzer. The "Travenol RSP" is the term used to describe this hemodialysis system. It means single
pass recirculating hemodialysis machine.
Ab 1967 lebte und arbeitete W.J. Kolff (genannt PIM) in Salt Lake City/Utah
als „Head of the Division of Artificial Organs” Department of Surgery, University of Utah.
Mit einem Team von 30 bis 40 Mitarbeitern arbeitete er dort an der
Entwicklung der verschiedensten Künstlichen Organe, wobei sein
Hauptinteresse bis an sein Lebensende dem Kunstherzen (Artificial Heart)
galt.
Kolff, der von meinen eigenen wissenschaftlichen Arbeiten und
Verbesserungen der Künstlichen Niere in Frankfurt/Main erfahren hatte,
berief mich und meine Familie kurzerhand an die University von Salt Lake
City/Utah, USA. So hatte ich persönlich von 1970 bis 1972 Gelegenheit bei
Prof. Kolff in Salt Lake City zu arbeiten, der es mir auch ermöglichte, meine
bereits in Frankfurt/Main begonnene Arbeit an der „Single-Needle-Technik“
erfolgreich zu beenden.
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Prof. Dr. K. F. Kopp 1971 in der Div. Artif. Organs, Salt Lake City/Utah, USA
Mithilfe dieser Methode war es möglich, Patienten mit nur einer einzigen
Kanüle, d.h. mit nur einer Punktion der sog. Cimino-Fistel an eine DialyseApparatur anzuschließen. In USA ermöglichte dies wegen der großen
Entfernungen die Heim-Dialyse, welche die Patienten mithilfe der Angehörigen
zuhause durchführen konnten.
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In
den
darauffolgenden
Jahren
bestand
weiterhin
enger
freundschaftlicher
und
wissenschaftlicher Kontakt mit Familie
Kolff in Salt Lake City und meiner
Familie
und
zwischen
der
Nephrologischen Abteilung im Klinikum
rechts der Isar in München.
Willem J. Kolff („Pim Kolff) 1979 in Ebersberg mit meinen Kindern Jan und Nina im Garten
Nach meiner Rückkehr nach München 1972 richtete ich dort die nach der
Flugzeugkatastrophe in Riem 1958 mit der Fußballmannschaft von
Manchester United immer noch fehlende aber dringend benötigte DialyseStation und eine Nephrologische Abteilung im Klinikum r. d. Isar an der
Technischen Universität München ein.
Bis zu meiner Emeritierung im Jahr 2000 konnte ich dort die Geschichte der
Künstlichen Niere und die Entwicklung immer neuer Generationen von
Dialysemaschinen seitens der internationalen Industrie durch die Erprobung
an der Klinik mitgestalten und verfolgen.
Eine der wichtigsten Neuerungen war die Einführung des Kapillar-Dialysators.
Das Blut des Patienten wird durch ein Bündel von Hohlfasern geführt, das
von außen im Gegenstrom von der Dialyseflüssigkeit umströmt wird.
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Modernste Technologien werden nunmehr in den Dialysemaschinen dazu
verwendet, die Dialyseflüssigkeit in verschiedenster Konzentration in
Abhängigkeit von den Bedürfnissen des Patienten herzustellen und genau zu
steuern. Der Blutfluß zwischen Patient und Maschine wird genau überwacht,
vor allem auch, daß es zu keinen Blutverlusten in dem sogenannten
extrakorporalen Kreislauf kommt.
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Der organisatorische, administrative und finanzielle Aufwand zur
Durchführung von Dialysebehandlungen in der Klinik oder zuhause führte
1969 zur Gründung des Kuratoriums für Heimdialyse (KfH), welches
seither weltweit Dialyseeinrichtungen betreibt.
Die hohe Komplexität der während einer Dialysebehandlung stattfindenden
Abläufe und die dafür erforderliche genaue Kenntnis und die Fixierung auf die
apparativen Gegebenheiten der zu bedienenden Dialyse-Maschinen führte
allerdings auch dazu, daß das Wissen über die sich im Organismus der
Patienten abspielenden Krankheitsabläufe bei der zuständigen Ärzteschaft im
Bereich Nephrologie deutlich nachließ.
Zeitgleich mit der rasanten medizintechnischen Weiterentwicklung der
Dialysegeräte wurden auf internationalen Fach-Kongressen und in der
Fachliteratur unentwegt neue Erkenntnisse publiziert. Die in den Kliniken und
nephrologischen Fachpraxen mit den Patienten-Problemen beschäftigten
Kollegen waren mit der Vielzahl dieser Mitteilungen überfordert, die daher
nicht wahrgenommen oder ignoriert wurden. Dies gilt auch für das nun
folgende:
Aufgrund einer durch einen schicksalhaften Zufall gemachten,
medizinischen Entdeckung sind nämlich 80 bis 90 % aller
Dialysebehandlungen überflüssig.
Dialysepflichtig
gewordene
AKUTE
(ANV)
oder
CHRONISCHE
NIERENINSUFFIZIENZEN (CNV) können durch eine relativ einfache,
konservative, so früh wie möglich begonnene, Therapie erfolgreich behandelt
werden.
Ergebnis:
Bei ANV ist eine „restitutio ad integrum d.h. die Wiederherstellung einer
normalen Nierenfunktion in den meisten Fällen möglich.
Bei Chronischer Niereninsuffizienz (CNV), ist eine signifikante Besserung der
Nierenfunktion je nach der Art und dem Grad der Nierenschädigung möglich.
Dialyse-Behandlungen wurden hierdurch überflüssig.
Historie:
1976 wurde ich konsiliarisch in die Urologische Klinik im Klinikum rechts der
Isar gerufen. Ein älterer Patient hatte nach einer schweren, mehrstündigen,
aber
chirurgisch
erfolgreichen
Nierenstein-Operation
ein
Akutes
Nierenversagen, d.h. seine Nieren schieden nur noch tropfenweise Urin aus.
Die urologischen Kollegen hatten alles was lehrbuchmäßig empfohlen wurde
schon angewandt und entsprechende Infusionen und wassertreibende
Medikamente (Diuretika), allerdings erfolglos, verabreicht.
Laut meiner konsiliarischen Stellungnahme erschien die Durchführung einer
oder mehrerer Akut-Dialysen als unabwendbar. Ich mußte dabei auch auf die
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prognostisch leider wahrscheinliche, hohe Mortalität von 50 bis 80 %
hinweisen, was bei meinen urologischen Kollegen wegen der bekannten
Prominenz des Patienten blankes Entsetzen hervorrief.
Bei der genauen klinischen Untersuchung des Patienten waren mir allerdings
einige internistisch-nephrologische Symptome wie tiefe Atmung und ein
mittels pH-Messung saurer Urin aufgefallen, die auf eine AZIDOSE, d.h.
Übersäuerung des Organismus hindeuteten.
Durch mehrfache Blutuntersuchungen anhand eines speziellen Laborgerätes,
das nur in meinem nephrologischen Spezial-Labor vorhanden war, konnte ich
den Befund einer Azidose quantitativ bestätigen und zumindest noch eine
symptomatische anti-azidotische, intravenöse Infusions-Therapie mit dem
Antidot; 8,4 % Natrium-Bikarbonat, beginnen.
Dabei passierte es, daß die doppelte bis dreifache Menge der laut Lehrbuch
indizierten NaHCO3- Menge in den Patienten einlief, weil versehentlich die
Rollklemme an der Infusionsleitung offen geblieben war.
Weitere Messungen ergaben dann auch einen weit über dem Normal-Spiegel
von Natriumbikarbonat liegenden Wert im Blut des Patienten. Laut Lehrbuch
bestand dadurch eine erhebliche Gefährdung des Patienten, dem es zu
meiner Erleichterung aber klinisch sehr gut ging.
Gleichzeitig konnte ich feststellen, daß der pH-Wert des immer noch
tropfenweise erscheinenden Urins im Katheter jetzt eindeutig alkalisch war,
d.h. bei pH 8.0. Also mußte von dem zuviel infundierten Natrium-Bikarbonat
doch etwas durch die „versagten“ Nieren hindurch in den Urin gelangt sein.
Folgerung: Um den lehrbuchmäßig zu hohen Blutspiegel zu senken, mußte
ich ein Medikament (LASIX) verabreichen, um das Bikarbonat vermehrt zur
Ausscheidung zu bringen.
Jetzt geschah das unerwartete Wunder: innerhalb weniger Minuten begann
der Patient mit einer Urin-Ausscheidung, die bis zum nächsten Morgen mehr
als 20 Liter erreichte.
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Damit wurde die befürchtete Dialysebehandlung überflüssig und der Patient
überwand innerhalb der folgenden Tage sein Nierenversagen und konnte
wieder normal alles ausscheiden.
Die physiologischen Grundlagen und Gesetze der renalen BikarbonatAusscheidung bei Mensch und Hund waren bereits 1949 von dem
amerikanischen Physiologen Robert F. Pitts beschrieben worden und waren
in jedem Lehrbuch der Nierenphysiologie zu finden. Für die klinische Medizin
und Therapie waren sie jedoch bislang nirgendwo angewandt worden.
Dieses auf den Gesetzen von R. F. Pitts beruhende Vorgehen wandte ich
anschließend seit 1976 routinemäßig bei allen im Klinikum rechts der Isar
vorkommenden Nierenversagen an. Bis zum Jahr 2000 wurden diese
Erfahrungen in rund 20 deutsch- und englisch-sprachigen Publikationen von
mehr als 300 erfolgreich ohne Dialyse therapierten Fällen mit AKUTEM
Nierenversagen publiziert und in zahlreichen Symposien und Meetings
vorgetragen. In der Apotheke des Klinikums rechts der Isar wurden jährlich
mehrere tausend Liter einer speziellen sterilen Infusions-Lösung, „Die
Kopp’sche Lösung“ hergestellt, mit der nach Wieder-ingangkommen der
Nierenfunktion die anfangs recht hohen 24-Stunden Urinmengen quantitativ
und qualitativ einfach substituiert werden konnten.
Dieses beim AKUTEN NIERENVERSAGEN (ANV) angewandte TherapiePrinzip wurde seit 1976 auch beim Chronischen Nierenversagen (CNV)
sehr erfolgreich angewandt, mit wenigen Ausnahmen für bestimmte
Nierenerkrankungen. Hierdurch wurde bei zahlreichen Patienten eine
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Chronische Dialysebehandlung vermieden. Literatur bei www.kf-kopp.de
In der BRD gibt es derzeit etwa 70.000 Chronische
Dialysepatienten (laut Deutscher Gesellschaft für Nephrologie DGfN)
(Dialysepflichtige Patienten mit AKUTEM NIERENVERSAGEN (ANV) sind in dieser Statistik
nicht enthalten)
Jeder Chronische Dialyse-Patient benötigt etwa 160 Dialyse-Behandlungen pro Jahr.
Die Kosten pro Patient pro Jahr: circa € 50.000,Für 70.000 Patienten mit CHRONISCHEM NIEREN VERSAGEN (CNV) ergeben sich
somit Kosten von € 3.500.000.000.- pro Jahr !
= € 3.5 Milliarden Euro für CNV- Dialysen pro Jahr in der BRDeutschland
Hiervon hätten etwa 80 % maximal 90 % eingespart werden können !
weil diese Dialysen vermeidbar sind !!!!
Zwei klinisch wichtige elektronische Geräte sollten hergestellt werden.
Gerät 1: Ein elektronisches, programmierbares Urin-pH-Meter für die (Selbst)Behandlung von ambulanten Patienten.
Gerät 2 , ein elektronisches Urimeter für die automatisierte Behandlung von
stationären Patienten im Krankenhaus.
Für die stationäre Behandlung wird die sogenannte Kopp'sche Lösung,
die in der Apotheke des Klinikums rechts der Isar, München hergestellt wurde,
benötigt. Siehe www.kf-kopp.de : Publikationen
Patienten, die schlucken können, benötigen ein leicht einzunehmendes NatriumBikarbonat-Präparat (Bonbon), (Dosis laut Gerät 1)
Verfügbare Präparate sind entweder zu teuer oder die Einnahme ist zu schwierig,
d.h. die sog. Compliance d.h. die erforderliche Einnahme ist nicht gewährleistet.
Diabetes mellitus
Mittlerweile beträgt der Anteil der Diabetiker unter den chronischen DialysePatienten etwa 50 %. Die diabetische Grundkrankheit schädigt aufgrund der
damit verbundenen Gefäßveränderungen (diabetische Vaskulopathie) in
Kombination mit Hochdruck neben vielen anderen Organen auch die Nieren
so schwer, daß es zum dialysepflichtigen Chronischen Nieren-Versagen
(CNV) kommt. Ein typisches Begleit-Symptom ist eine metabolische Azidose
aufgrund der Pathophysiologie der Niereninsuffizienz und des Metabolismus
bei diabetischem Insulin-Mangel im Organismus.
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Durch konsequenten Ausgleich und Substitution der renalen und
diabetischen Azidose durch orale oder intravenöse Verabreichung von
NaHCO3 ergab sich eine Optimierung der diabetischen Stoffwechselsituation.
Eine verbesserte Durchblutung minderdurchbluteter Regionen, z.B. der
peripheren Gliedmaßen und der Augen kommt aufgrund einer arteriellen
Vasodilatation im gesamten Organismus, dem sog. Thurau-Effekt, zustande.
Erforderlich hierfür ist die tägliche Zufuhr einer ausreichenden Dosis von
Natrium-Bikarbonat, so viel, daß eine gewisse Menge davon wieder mit dem
Urin ausgeschieden wird. Der gemessene Urin-pH zeigt dann einen Wert von
pH 7,5 bis 8.0. Es kommt zu einer klinischen Verbesserung des sog.
„metabolischen Syndroms“ in Form von Hypoglykämien, bzw. zu einer
Verringerung des Insulin-Bedarfs. Es konnte auch gezeigt werden, daß die
Nierenschäden ausblieben, bzw. nicht weiter zunahmen, wodurch auch bei
Diabetikern die Dialyse-Pflichtigkeit verhindert wurde.
Auffällig bei dieser Patientengruppe war allerdings ein Mangel an
Compliance. Erteilte Therapieanweisungen wurden immer wieder schnell
vergessen, und die Bikarbonat-Therapie trotz subjektiver Besserungen häufig
vernachlässigt. Mikrovaskuläre Blutgefäßveränderungen des Gehirns mit der
Folge cerebraler Schäden könnten hierfür verantwortlich sein.
An dieser Stelle sei auch erwähnt, daß bei den diabetologischen
Fachkollegen, die wie in einem Elfenbeinturm verharren, die BikarbonatTherapie trotz sehr zahlreicher persönlicher Hinweise, keine Beachtung, bzw.
Anwendung findet.
Zusammenfassend
Als Therapie für das Akute Nierenversagen (ANV) und für das Chronische
Nierenversagen (CNV) wird gegenwärtig weltweit immer nur ein apparatives
Dialyse-Verfahren erwogen und angewandt. Die Bikarbonat-Methode wird
ignoriert.
Das Argument, die Bikarbonat-Methode sei unbekannt und unbewiesen, wird
durch die Zahl wissenschaftlich fundierter, klinischer und experimenteller,
internationaler Publikationen widerlegt, die leider auch ignoriert werden.
.
Die Natrium-Bikarbonat-Methode beruht auf der klinischen Kombination von:
a) einer nach R.F. Pitts physiologischen Konditionierung der Nephrone durch
ein maximales Angebot von NaHCO3 und
b) der pharmakologischen Blockade der Nephrone durch ein SchleifenDiuretikum.
Hierdurch wird die physiologisch maximal mögliche Diurese, die sogenannte
Bikarbonat-Alkali-Polyurie (BAP) in Gang gesetzt. Diese bewirkt eine
ausreichende Elimination von Flüssigkeit und von harnpflichtigen
Substanzen.
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Die Bikarbonat-Methode kann beim Akuten Nierenversagen eine völlige
Wiederherstellung der Nierenfunktion bewirken, beim Chronischen
Nierenversagen eine ausreichende Besserung der Ausscheidungsfunktion
der Nieren. Nur wenn die Nieren-Grundkrankheit unheilbar ist oder
Folgeschäden verbleiben, die nicht mit der Bikarbonat-Therapie therapierbar
sind, bleibt die Dialyse oder eine Nierentransplantation als einzige
therapeutische Möglichkeit.
.
Bei der Dialysebehandlung des Akuten Nierenversagens (ANV) muß mit
einer Mortalität von mindestens 50 % gerechnet werden. Bei Chronischer
Dialyse werden dem Patienten wöchentlich drei Behandlungen zwischen 4
und 6 Stunden für den Rest seines Lebens aufgezwungen.
Der Unterschied in der Lebensqualität der Patienten ist bei den
unterschiedlichen Therapien daher sehr schwerwiegend.
Einschränkend gegenüber der erfolgreichen Anwendung der BikarbonatMethode ist nach fast vierzig-jähriger (40 Jahre) Erfahrung allenfalls
folgendes festzustellen. Eine gewisse Zahl von Patienten folgt der
Bikarbonat-Therapie auf die Dauer nicht gewissenhaft, vor allem dann nicht,
wenn eine kompetente ärztliche Betreuung fehlt.
In der Geschichte der Künstlichen Niere könnte eine historische Wende
eintreten, wenn Patienten vor dem Beginn einer Dialyse-Behandlung unter
Hinweis auf die hier und im Internet bei www.kf-kopp.de gegebenen
Informationen, darauf bestehen würden, daß ein konservativer TherapieVersuch mit der Natrium-Bikarbonat-Methode unternommen wird, durch
welche die Dialyse in den meisten Fällen vermieden würde.
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