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Logik (Prof. Dr. Wagner – FB AI)
LERNZIELE:
Über die Kenntnis und das Verständnis der gegebenen Definitionen hinaus verfolgt dieser
Teil der Lehrveranstaltung die folgenden Lernziele:
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Bei gegebenen sprachlichen Formulierungen Aussagen von anderen Sätzen
unterscheiden können.
Syntaktisch korrekte aussagenlogische Formeln identifizieren und bilden können.
Die Fachbegriffe Syntax, Semantik, Junktor, Konjunktion, Disjunktion und Negation
sowie Implikation und Äquivalenz verstehen und einsetzen können.
Den prinzipiellen Aufbau einer induktiven Definition kennen.
Sich die Bedeutung einer unbekannten induktiven Definition selbst erarbeiten können.
Benennen können, ob ein Junktor in Prefix-, Infix- oder Postfix-Notation verwendet
wird.
Wahrheitstafeln aufstellen und benutzen können.
Die Bedeutung der Formelklassen Tautologie, Kontradiktion und erfüllbar kennen
sowie für eine gegebene Formel die Zuordnung zu diesen Klassen mit Hilfe von
Wahrheitstafeln nachweisen können.
Die Gesetze der Aussagenlogik kennen.
Formeln mit Hilfe der Gesetze der Aussagenlogik in äquivalente Formeln umformen
können.
Eine zusammengesetzte, umgangssprachliche Aussage durch eine Formel adäquat
ausdrücken, d.h. formalisieren können.
Beurteilen können, ob eine Formel in konjunktiver bzw. disjunktiver Normalform
vorliegt.
Eine Formel in ihre kanonische konjunktive bzw. disjunktive Normalform überführen
können.
Def. (Aussage(nvariable))
Unter einer Aussage versteht man einen Satz, der nach allgemein gültigem Verständnis entweder
den Wahrheitswert "wahr" oder den Wahrheitswert "falsch" haben kann. Aussagen werden durch
Aussagenvariablen (Kleinbuchstaben a, b, c,...) abgekürzt.
Def. (Belegung)
Eine Belegung B ordnet jeder Aussagenvariablen x1, x2, ..., xn einen Wahrheitswert (w oder f)
zu, d.h. B(xi) = w oder B(xi) = f.
Def. (Primitive aussagenlogische Formel)
Syntaktisch korrekte primitive aussagenlogische Formeln sind wie folgt induktiv definiert:
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Jede Aussagenvariable x ist eine primitive aussagenlogische Formel. Man bezeichnet
solche Formeln auch als atomar.
w und f als Abkürzung der Wahrheitswerte sind primitive aussagenlogische Formeln.
Sie sind ebenfalls atomar.
Sind a und b bereits primitive aussagenlogische Formeln, dann sind auch (a ∧ b) sowie
(a ∨ b) primitive aussagenlogische Formeln.
Ist a bereits eine primitive aussagenlogische Formel, dann ist auch ¬a eine primitive
aussagenlogische Formel.
Man bezeichnet ∧, ∨ und ¬ als die Junktoren,d.h. Verknüpfungssymbole der Aussagenlogik.
Dabei heißt ∧ Konjunktion, ∨ Disjunktion und ¬ Negation.
Def. (Wahrheitswert einer Formel)
Der Wahrheitswert WB einer aussagenlogischen Formel F(x1, x2, ..., xn) ist wie folgt
rekursiv definiert:
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WB(xi) = B(xi)
WB(w) = w; WB(f) = f
WB(G ∧ H) = w, falls WB(G) = w und WB(H) = w; f sonst.
WB(G ∨ H) = w, falls WB(G) = w oder WB(H) = w; f sonst.
WB(¬G) = w, falls WB(G) = f; f sonst.
Dabei bezeichnen G(x1, x2, ..., xn) und H(x1, x2, ..., xn) aussagenlogische Formeln, für die wir
kurz G und H schreiben.
Def. (Formelklassen)
Eine Formel F(x1, x2, ..., xn) heißt
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Tautologie, falls sie für jede Belegung B für x1, x2, ..., xn den Wahrheitswert wahr hat,
d.h. WB(F) = w für alle Belegungen B;
Kontradiktion, falls sie für keine Belegung B für x1, x2, ..., xn den Wahrheitswert
wahr hat, d.h. WB(F) = f für alle Belegungen B;
erfüllbar, falls es eine Belegung B für x1, x2, ..., xn gibt, für die sie den
Wahrheitswert wahr hat, d.h. WB(F) = w für irgendeine Belegung B.
Def. (Erweiterte aussagenlogische Formel und ihre Semantik)
Erweiterte aussagenlogische Formeln sind wie folgt induktiv definiert:
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Jede primimitve aussagenlogische Formel ist eine erweiterte aussagenlogische Formel.
Sind a und b bereits erweiterte aussagenlogische Formeln, so sind auch (a → b), (a ↔
b), (a ∧ b), (a ∨ b) und ¬a erweiterte aussagenlogische Formeln.
Soll nicht explizit zwischen primitiven und erweiterten aussagenlogischen Formeln
unterschieden werden, so sprechen wir in Zukunft nur noch von aussagenlogischen Formeln
oder sogar nur noch von Formeln.
Man bezeichnet den Junktor → als Subjunktion und den Junktor ↔ als Bijunktion.
Die Junktoren haben eine unterschiedlich starke Bindung:
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Die Negation bindet stärker als
die Konjunktion und Disjunktion binden stärker als
die Subjunktion und die Bijunktion.
Der Wahrheitswert WB einer erweiterten aussagenlogischen Formel F(x1, x2, ..., xn) ist als
Erweiterung der rekursiven Definition des Wahrheitswertes einer primitiven
aussagenlogischen Formel definiert. Für die Subjunktion und Bijunktion gelten die folgenden
Regeln:
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WB(G → H) = f, falls WB(G) = w und WB(H) = f; w sonst.
WB(G ↔ H) = w, falls WB(G) = WB(H); f sonst.
Def. (Äquivalenz logischer Formeln)
Zwei aussagenlogische Formeln F(x1, x2, ..., xn) und G(x1, x2, ..., xn) sind äquivalent, wenn sie für jede
Belegung B der Variablen x1, x2, ..., xn den gleichen Wahrheitswert liefern, d.h. WB(F) = WB(G) für alle
Belegungen B.
Theorem (Substitutionstheorem)
Wenn eine Formel G äquivalent ist zu einer Formel H und wenn F' das Ergebnis der Ersetzung von G
in F durch H ist, dann ist auch F äquivalent zu F'.
Theorem (Äquivalenzumformung)
Wenn zwei Formeln G und H äquivalent sind, dann können sie auch durch (wiederholte) Ersetzung
einer (Unter-)Formel durch eine gemäß den Gesetzen der Aussagenlogik äquivalente Formel
ineinander überführt werden.
Theorem (Gesetze der Aussagenlogik)
Die folgenden Gesetze der Aussagenlogik lassen sich mit Hilfe von Wahrheitstafeln
beweisen:
Name
Tautologie
Tertium non datur
(a ∨ ¬a) ↔ w
Gesetz des Widerspruchs
(a ∧ ¬a) ↔ f
Neutralität von w bzw. f
(a ∧ w) ↔ a
(a ∨ f) ↔ a
Übergewicht von w bzw. f
(a ∧ f) ↔ f
(a ∨ w) ↔ w
Idempotenzgesetze
(a ∧ a) ↔ a
(a ∨ a) ↔ a
Kommutativgesetze
(a ∧ b) ↔ (b ∧ a)
(a ∨ b) ↔ (b ∨ a)
Assoziativgesetze
((a ∧ b) ∧ c) ↔ (a ∧ (b ∧ c))
((a ∨ b) ∨ c) ↔ (a ∨ (b ∨ c))
Absorbtionsgesetze
(a ∧ (a ∨ b)) ↔ a
(a ∨ (a ∧ b)) ↔ a
Distributivgesetze
(a ∧ (b ∨ c)) ↔ ((a ∧ b) ∨ (a ∧ c))
(a ∨ (b ∧ c)) ↔ ((a ∨ b) ∧ (a ∨ c))
Doppelte Negation
¬(¬a) ↔ a
DeMorgansche Regeln
¬(a ∧ b) ↔ (¬a ∨ ¬b)
¬(a ∨ b) ↔ (¬ a ∧ ¬b)
Elimination Implikation
(a → b) ↔ (¬ a ∨ b)
Elimination Äquivalenz
(a ↔ b) ↔ ((a → b) ∧ (b → a))
(a ↔ b) ↔ ((a ∧ b) ∨ (¬a ∧ ¬b))
Kontraposition
(a → b) ↔ (¬b → ¬a)
Def. (Literal)
Seien a1, a2, ..., an paarweise verschiedene Aussagenvariablen. Dann bildet sowohl jede
Aussagenvariable ai als auch deren Negation ¬ai einen Literal. Beide Literale gelten dabei als
voneinander verschieden.
Def. (Konjunktions-/Diskjunktionsterme)
Seien x1, x2, ..., xn paarweise verschiedene Literale für n ≥ 1. Dann heißt der Ausdruck
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x1 ∧ x2 ∧ ... ∧ xn n-stelliger Konjunktionsterm und
x1 ∨ x2 ∨ ... ∨ xn n-stelliger Disjunktionsterm.
Def. (Konjunktive und disjunktive Normalform)
Seien K1, K2, ..., Km paarweise verschiedene Konjunktionsterme und D1, D2, ..., Dm paarweise
verschiedene Disjunktionsterme für m ≥ 1. Dann heißt
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K1 ∨ K2 ∨ ... ∨ Km disjunktive Normalform und
D1 ∧ D2 ∧ ... ∧ Dm konjunktive Normalform.
Bemerkung: Konjunktive und disjunktive Normalformen sind primitive, aussagenlogische
Formeln.
Satz (Überschneidung zwischen Normalformen)
Jeder Konjunktionsterm sowie jeder Disjunktionsterm bildet bereits sowohl eine konjunktive
als auch eine disjunktive Normalform.
Beweis:
Sei x1 ∧ x2 ∧ ... ∧ xn n-stelliger Konjunktionsterm. Dann bildet er gemäß Definition eine
disjunktive Normalform mit nur einem Konjunktionsterm. Außerdem bildet jedes xi als
Literal einen einstelligen Disjunktionsterm. Somit liegt x1 ∧ x2 ∧ ... ∧ xn nach der Definition
ebenfalls in konjunktiver Normalform mit n Disjunktionstermen vor.
Satz(Existenz mehrerer Normalformen)
Die konjunktive bzw. disjunktive Normalform einer primitiven aussagenlogischen Formel ist
im Allgemeinen nicht eindeutig.
Beweis:
Betrachte die Formel F über drei Variablen mit F(a, b, c) = (a ∧ b) ∨ (¬a ∧ b ∧ c). Dann liegt
F bereits in disjunktiver Normalform vor.
Die zu F äquivalente Formel G(a, b, c) = (a ∧ b ∧ c) ∨ (a ∧ b ∧ ¬c) ∨ (¬a ∧ b ∧ c) ist aber
auch eine disjunktive Normalform.
Def. (Kanonische konjunktive und disjunktive Normalform)
Seien K1, K2, ..., Km paarweise verschiedene Konjunktionsterme und D1, D2, ..., Dm paarweise
verschiedene Disjunktionsterme. Dann heißt
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DN = K1 ∨ K2 ∨ ... ∨ Km oder
KN = D1 ∧ D2 ∧ ... ∧ Dm
kanonisch, kurz kDN oder kKN, wenn jeder Konjunktionsterm bzw. jeder Disjunktionsterm
alle Variablen, über denen die Formel definiert ist, genau einmal enthält.
Satz (Existenz kanonischer Normalformen)
Zu jeder aussagenlogische Formel, die keine Tautologie ist, existiert eine äquivalente
aussagenlogische Formel in kanonischer konjunktiver Normalform.
Zu jeder aussagenlogischen Formel, die keine Kontradiktion ist, existiert eine äquivalente
aussagenlogische Formel in kanonischer konjunktiver Normalform.
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