Zusammenstellung 30.1.2017

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Diese Ausgabe der AGRAR-HINWEISE enthält zwei Schwerpunkte:
1. Die Auseinandersetzung mit den DLG-Thesen „Landwirtschaft 2030“
2. Artikel über
- das Verspeisen von „unliebsamen Tieren“ als Protest einer „Foodguerilla“ gegen
das Wegwerfen von Lebensmitteln
- bizarre „Ekelessen“ im RTL-Dschungelcamp und
- Speise-Vorlieben hier und anderswo.
Mit freundlichen Grüßen
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)
Landesverband Niedersachsen/Bremen e.V. – Pressesprecher:
Eckehard Niemann, Varendorfer Str. 24, 29553 Bienenbüttel
0151-11201634 – [email protected]
Pressemitteilung - 29.1.2017:
DLG-Thesen zur „Landwirtschaft 2030“:
Agrarindustrialisierung in neuer Verpackung
AbL kritisiert bauern- und gesellschaftsschädliche Strategie der
„Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft“
Enttäuscht von den kürzlich vorgestellten DLG-Thesen zur „Landwirtschaft 2030“
äußert sich der Landesverband Niedersachsen/Bremen der Arbeitsgemeinschaft
bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Leider handele es sich dabei weitgehend lediglich
um die „altbekannte DLG-Agrarindustrialisierungs- Strategie“ in neuer Verpackung.
Erfreulich daran sei allenfalls, so AbL-Vertreter Eckehard Niemann, dass die DLG
nunmehr auf den massiven gesellschaftlichen Druck reagiere und einige der
gravierenden Fehlentwicklungen vor allem in der agrarindustriellen Landwirtschaft
eingestehe. Die DLG-Thesen zur zukünftigen Agrarstrategie könnten aber mitnichten
verdecken, dass die DLG weiter systematisch auf Agrarindustrialisierung setze – mit
einer perspektivlosen und schädlichen Überschussproduktion, zu Lasten von
Erzeugerpreisen und bäuerlichen Existenzen, hier und weltweit. „Eine DLGLandwirtschaft 2030“, so Niemann, „wäre eine Konzern-Landwirtschaft ohne Bauern
und ohne Einfluss der Gesellschaft.“ Absehbar sei aber, dass auch dieses
„aufgehübschte“ DLG-Agrarindustrie-Konzept an der starken gesellschaftlichen
Bewegung für eine artgerechtere Tierhaltung und eine umweltverträgliche
Landwirtschaft in weltweit bäuerlichen Strukturen scheitern werde.
Leider, so die AbL, seien einige Politiker erst einmal auf die neuen schönklingenden
DLG-Worte hereingefallen: Wenn die DLG in ihrer These „Nährstoffüberschüsse ,
Klimawandel und Tierwohl in den Griff bekommen“ viele Missstände einräumen
müsse, so sei das ja keineswegs besonders fortschrittlich, sondern lediglich das
nachholende Eingestehen von Selbstverständlichkeiten, die gesellschaftlich und
politisch längst eingefordert oder angegangen würden. Es sei ein Erfolg der
bisherigen Kritik an der DLG, dass diese nun auch auf die Forderungen nach
Flächenbindung der Tierhaltung, Mindestansprüchen an Fruchtfolgen, Beachtung
ackerbaulicher Prinzipien oder besseren Tierhaltungssystemen eingehen müsse.
Durch „Innovationen“, so die DLG, könne man die Produktionssysteme nachhaltig
machen – hier greife die DLG verbal durchaus auch richtige Verbesserungsschritte
auf - z.B. ackerbauliche und mechanische Pflanzenschutz-Maßnahmen.
Bezeichnenderweise fielen der DLG aber als Problem-Lösungsmöglichkeiten in
vielen Fällen nur Scheinlösungen ein – wie Gülle-Ferntransporte, zügigere
Zulassungs-Verfahren für eine „ausreichende Zahl von der Pflanzenschutzmitteln“
oder Verlagerung von Artenschutz auf Randbereiche außerhalb von „Hochertragsund Gunstregionen“. Die Agro-Gentechnik, bei deren Durchsetzung die DLG und
deren Präsident Bartmer bislang die (erfolglose) Speerspitze gewesen seien und
wohl auch blieben, wird laut AbL in den DLG-Thesen unter dem Begriff „Innovation“
versteckt.
Bauernhöfe und deren Vielfalts- und Nachhaltigkeits-Vorteile durch Unabhängigkeit
und Generationendenken spielen laut AbL im agrarindustrie-geprägten DLG-Konzept
keinerlei Rolle. Statt eines staatlichen Umbauförderprogramms, z.B. für
Milchviehbetriebe mit Anbindehaltung, fordere die DLG eine Ausstiegsförderung. Für
bzw. gegen die Agrar- und Tierfabriken dagegen fordere die DLG weder ein solches
„Ausstiegs- oder Stilllegungsprogramm“ noch unterstütze sie die anstehende
Baurechts-Novelle gegen diese agrarindustriellen Groß-Tierhaltungsanlagen. Von
einem Schutz bäuerlicher Strukturen und Betriebe gegen das Vordringen von
Finanzinvestoren und Agrarindustriellen auf den Bodenmärkten ganz zu schweigen.
Unter der These „Internationalen Agrarhandel mit Zielen der Entwicklungspolitik in
Einklang bringen“, so die AbL-Kritik, singe die DLG weiter das neoliberale Lied vom
Nutzen „offener Handelswege“ („für Importeure und Exporteure“). Es sei zynisch,
wenn die DLG immer noch behaupte, Agrarexporte aus Industrieländern in
Entwicklungs- und Schwellenländer“ sollten angeblich „Produktionsdefizite
ausgleichen“ und lokale Wasser-Ressourcen schonen. Die leeren DLGBehauptungen von einer angeblichen „Verantwortung“ des „agrarischen
Gunststandortes Europa für die internationale Ernährungssicherung“ verschwiegen
demnach bewusst, dass diese Dumping-Agrarexporte mit hiesigen NiedrigErzeugerpreisen auf Weltmarktniveau einhergehen sollten, und dass mittels
erpresserischer Handelsabkommen die Existenzen von Bauern in den
Empfängerländern und deren Ernährungssouveränität vernichtet würden.
Auch an den Konzernen in Agrarchemie, Gentechnik, Ernährungsindustrie oder
Agrarhandel gibt es laut AbL keine DLG-Kritik – stattdessen würden die wachsenden
bäuerlicher Abhängigkeiten und die Erzeugerpreis-Drückereien mit dem Begriff der
„Wertschöpfungsketten“ bemäntelt. Schlacht- und Molkereikonzerne mit fragwürdigen
Geschäftspraktiken oder Leiharbeits-Ausbeutung würden von der DLG sogar
undifferenziert in die „Hidden Champions“ eingereiht, die abseits der urbanen
Zentren „Arbeitsplätze und Wohlstand sichern“ würden.
Im Hinblick auf die fatale Rolle der DLG bei den Agrarindustrie-Skandalen und Fehlentwicklungen der letzten Jahrzehnte fehle jegliche DLG-Selbstkritik, konstatiert
die AbL weiter. Stattdessen werde die erfolgreiche gesellschaftliche Bewegung für
eine Agrarwende von der DLG diffamiert: Nicht-Landwirte seien der Landwirtschaft
nicht nur entfremdet, sie würden die „Komplexität der Zusammenhänge“ mangels
„Vertrauen in Experten“ und „Vorbehalten gegen Neuerungen“ nicht verstehen.
Infolgedessen, so die DLG, fänden „ausgewiesene Experten“ (was immer das auch
sei) nicht ausreichend Gehör bei den Verantwortlichen aus Politik und Administration.
Infolgedessen würden „Entscheidungen über Genehmigungen und Zulassungen für
Forschungs- und Entwicklungsprozesse und Innovationen“ (Gentechnik?) zu
restriktiv gehandhabt. Die DLG fordere deshalb, dass Nutzen- und
Risikobewertungen solcher „Innovationen“ künftig auf „unabhängige und dafür
ausgebildete Experten“ zu stützen seien – und nicht auf Mehrheitsmeinungen, die
der Komplexität der Sache und ihrer hohen Bedeutung“ nicht angemessen seien…
Die AbL zeigt sich zuversichtlich, dass die gesellschaftliche Bewegung „Bauernhöfe
statt Agrarfabriken“ auch über diese alt-neuen DLG-Thesen hinweggehen und eine
wirklich nachhaltige und faire „Landwirtschaft 2030“ durchsetzen werde.-6400 Zeichen
Die DLG-Thesen:
http://www.dlg.org/landwirtschaft2030.html
10 Thesen
Landwirtschaft 2030
1. Wissen, Können und Wollen in Übereinstimmung bringen.
Der Landwirt braucht eine fundierte und umfassende Ausbildung und muss sich als
ehrbarer Unternehmer von seinem Berufsethos leiten lassen.
Die fundamentalen Anforderungen an die Landwirtschaft bestehen darin, Produktivität mit
Ressourcenschutz und Ansprüchen der Nutztiere in Einklang zu bringen. Dazu braucht der
Landwirt die Bereitschaft , diese Anforderungen mit entsprechendem Know-how auf dem
Betrieb umzusetzen. Wissen, Können und Wollen. Seit langem zeigt sich, dass die Qualität
der Berufsausbildung stetig ansteigt. Neben die klassische Berufsausbildung als Landwirt tritt
ein immer größerer Anteil an höherwertigen Berufsabschlüssen wie Techniker, Meister,
Ingenieur, Bachelor oder Master of Science. Wichtig hierbei ist der ausreichende Praxisbezug.
Auch die Anzahl von abgeschlossenen Promotionen im Studiengang Landwirtschaft hat sich
seit Beginn des Jahrtausends gut entwickelt.
Die landwirtschaftlichen Prozesse sind hochkomplex. Durch den technischen Fortschritt, der
mit großer Geschwindigkeit wächst, werden die Arbeitsvorgänge in der Landwirtschaft immer
wissens- und kapitalintensiver. Daher muss das sehr gute Aus- und Fortbildungsniveau der
Landwirte weiter ausgebaut werden. Um Landwirtschaft in Feld und Stall verantwortlich
ausüben zu können, sollte eine angemessene Ausbildung zwingend vorgeschrieben sein. Um
die Kenntnisse von Betriebsleitern und Mitarbeitern auf dem neuesten Stand zu halten, sollten
regelmäßige Fortbildungen nachgewiesen werden.
So können die landwirtschaftlichen Prozesse kontinuierlich verbessert, Innovationen auf den
Betrieben gut umgesetzt und der Gesellschaft angemessen vermittelt werden. Auch
umweltorientierte und tierethische Aspekte gehören stärker in alle Ausbildungsgänge
integriert. So sind die Voraussetzungen des Wissens und Könnens gegeben.
Wie sieht es mit dem Wollen aus? Aus der Verbindung von Produktivität, Umweltschutz und
tiergerechter Nutztierhaltung im fruchtbaren Austausch mit der Gesellschaft bildet sich das
tragfähige Selbstverständnis des ehrbaren landwirtschaftlichen Unternehmers. Das
Berufsethos, das mehr ist, als das ausschließliche Verfolgen des ökonomischen Prinzips. Es
umfasst das Bewusstsein, dass neben der Produktion die bewirtschafteten und gestalteten
Kulturlandschaften und die gehaltenen Nutztiere eine eigene Berechtigung haben. Neben ihrer
produktionsbasierten Zweckbestimmtheit haben Kulturlandschaften einen Anspruch an
Regeneration und Nutztiere einen Anspruch an Tiergerechtheit.
2. Nährstoffüberschüsse, Artenrückgang, Klimawandel und Tierwohl in den Griff
bekommen.
Dafür sind Innovationen notwendig. So werden die Produktionssysteme nachhaltig.
Die wissens- und innovationsbasierte Landwirtschaft hat zu beachtlichen
Produktivitätsschüben geführt. An einigen Punkten überschreitet der Modernisierungspfad
allerdings die Grenzen der Nachhaltigkeit und er gefährdet die Resilienz der Systeme.
Einige Entwicklungen in der Landwirtschaft werden in der gesellschaftlichen Debatte
besonders kritisch hinterfragt: Einerseits die zu hohen Nährstoffüberschüsse in den
(sogenannten) Hotspots der Tierhaltung, andererseits der Rückgang der Artenvielfalt in
intensiv genutzten Agrarlandschaften.
Landwirtschaft muss hier mehr unternehmen als bisher. Tierhaltung und Fläche sind innerhalb
des Betriebes oder vertraglich zu koppeln. Resistenzen gegen Pflanzenschutzmittel nehmen
infolge zu stark zugespitzter acker- und pflanzenbaulicher Verfahren zu. Daher müssen
Mindestansprüche an Fruchtfolgen formuliert und eingehalten werden.
In der Nutztierhaltung sind erhebliche Fortschritte erreicht worden. So hat sich z.B. die
Lebens- tagleistung bei Milchkühen deutlich gesteigert und der Antibiotikaeinsatz in der
Nutztierhaltung ist signi kant zurückgegangen. Gleichzeitig geben z.B. die Befunde bei
Schlachtkörpern mit Tierwohlbezug immer wieder Anlass zu Kritik an der Nutztierhaltung im
Allgemeinen.
Dennoch: Die Landwirtschaft ist in hohem Maße lernfähig und in der Lage, ihre
Produktionsprozesse zu verbessern. So zeigen die starken Rückgänge der Belastung des
Grundwassers mit Pflanzenschutzmitteln und die ebenso starken Rückgänge der
Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln in der vergangenen Dekade erhebliche
Fortschritte bei Umwelt- und Verbraucherschutz. Dies ist besonders beachtlich, weil in den
gleichen Zeiträumen die Produktivität stark angestiegen ist.
In den letzten Jahrzehnten hat die deutsche Landwirtschaft ihre Produktivität erheblich
gesteigert. Eine verbesserte Aus- und Weiterbildung, Beratungsanstrengungen, technische
sowie biologische Innovationen, Monitoring und ordnungsrechtliche Rahmensetzung haben
sehr gut zusammengewirkt. Mit ähnlichen Maßnahmenkombinationen und großem
Engagement kann Landwirtschaft die gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen
bewältigen.
3. Innovationen ermöglichen.
Innovationsbereitschaft, Erfindergeist, Forschungsfreiheit und angemessenes
Risikomanagement sind wesentliche gesellschaftliche Voraussetzungen für eine
nachhaltige Landwirtschaft.
Innovationen sind Voraussetzung für technischen, biologischen und gesellschaftlichen
Fortschritt und damit Schlüssel für gesellschaftliche Entwicklung. Bewährte Konzepte allein
sind nicht ausreichend, denn neue Herausforderungen brauchen auch neue Antworten. Das
gilt insbesondere dann, wenn teilweise konkurrierende Zielsysteme wie Produktivität,
Umweltschutz und Tierschutz in Einklang gebracht werden müssen. In Deutschland ist auch
im Agrarbereich eine verbreitete Skepsis in Bezug auf Innovationen zu beobachten. So
scheinen in maßgeblichen Teilen der Gesellschaft Vorbehalte gegen Neuerungen zu
überwiegen und ausgewiesene Experten nicht ausreichend Gehör bei den Verantwortlichen
aus Politik und Administration zu finden.
Die Ursachen dafür sind vielfältig: Komplexität der Zusammenhänge, mangelnde
Nachvollziehbarkeit landwirtschaftlicher Erzeugungsprozesse und mangelndes Vertrauen in
Experten liefern Erklärungsansätze. In der Reaktion darauf werden Entscheidungen über
Genehmigungen und Zulassungen für Forschungs- und Entwicklungsprozesse und
Innovationen vergleichsweise restriktiv gehandhabt. Das hat ein Abwandern von
Kompetenzträgern und eine Verlagerung von Forschungs- und Entwicklungskapazitäten
führender forschender Unternehmen nach Übersee zur Folge.
Politik und Administration sollten sich bei der Genehmigung und Zulassung von Forschung,
Entwicklung und Innovation auf die Nutzen- und Risikobewertung unabhängiger und dafür
ausgebildeter Experten stützen. Entscheidung auf Basis von Meinungsumfragen oder
vermuteter Mehrheitsmeinung sind der Komplexität der Sache, ihrer hohen Bedeutung und
einer arbeitsteilig organisierten Gesellschaft nicht angemessen. Bewertungen und
Entscheidungen sollten von Interessierten und der Gesellschaft insgesamt verstanden werden
können. Daher sollten ihnen nachvollziehbare und transparente Bewertungskriterien zugrunde
liegen und kommuniziert werden.
4. Tierhaltung zukunftsfähig machen
Wirtschaftlichkeit und Tiergerechtheit sind in der Nutztierhaltung gleichermaßen
wichtig. Zielkonflikte können durch präzise Tierbeobachtung, sorgfältige Tierbetreuung, gute Genetik und innovative Tierhaltungssysteme minimiert werden.
In der Tierhaltung werden bislang bewährte Haltungsverfahren, die dem Stand der Technik
entsprechen, von Teilen der Gesellschaft und der Wissenschaft kritisch hinterfragt.
Ansatzpunkte für Kritik sind große Bestände, hohe Belegdichte, nicht artgerechte Haltung und
Fütterung, nicht-kurative Eingriffe am Tier, Antibiotikaverwendung, Fütterung mit
Importfuttermitteln sowie Emissionen.
Ziel muss es sein, Leistung und Tierwohl auszubalancieren. Die Zuchtziele müssen auf diese
Balance ausgerichtet sein und die Haltungsbedingungen müssen sicherstellen, dass
wesentliche Bedingungen der Tiergerechtheit erfüllt sind: Freiheit von Hunger und Durst,
Freiheit von haltungsbedingten Beschwerden, Freiheit von Schmerz, Verletzungen und
Krankheiten, Freiheit von Angst und Stress, Freiheit zum Ausleben normaler
Verhaltensweisen. Dabei muss eine Unterscheidung zwischen objektiven und messbaren
Beeinträchtigungen der Nutztiere und Projektionen menschlicher Empfindungen getroffen
werden.
Die Defizite im Produktionsprozess müssen benannt und abgestellt werden. Dazu notwendig
sind eindeutige und handhabbare Indikatoren und Kriterien, eine Priorisierung der
Fehlerquelle sowie ein konsequentes Sanktionssystem. Tierhalter sollten stetig an einer
Verbesserung der Haltungsbedingungen arbeiten und auch in diesem Bereich innovativ
handeln. Dazu gehören die Umsetzung neue Verfahren zur Vermeidung nicht-kurativer
Eingriffe und die Investition in innovative, tiergerechte Haltungssysteme, die seitens der
Genehmigungsbehörden nicht verhindert werden sollten. Eine nachgewiesene Befähigung
zum Halten von Tieren und regelmäßige Fortbildungen sollten zum Standard werden. Sie
helfen dem Tierhalter, Defizite selbst zu erkennen und frühzeitig abzustellen. Tierwohl ist
eine Bewusstseinsfrage und offenbart sich im Handeln und in der Sprache: Nutztiere sind
Lebewesen und werden nicht produziert, sondern gehalten.
Wer höhere und mit zusätzlichen Kosten verbundene Tierwohlstandards durchsetzen möchte,
wird in offenen Märkten vergleichbare Rahmenbedingungen anstreben müssen. Sonst wandert
die Tierhaltung an den Ort der kostensparenden niedrigeren Standards. Die Auslobung von
„Secondary Standards“ durch den Einzelhandel ist nur zielführend bei entsprechenden
angehobenen Preisniveaus. Der Wissenschaftliche Beirat beim BMEL schlägt vor, für mit
zusätzlichen Tierwohlaspekten hergestellte Produkte öffentliche Gelder zu verwenden. So
könne die Lücke zwischen der Zahlungsbereitschaft der Kunden und dadurch verursachten
Kosten gedeckt werden. Ob dies auf Dauer tragfähig ist, sollte kritisch hinterfragt werden. Es
ist ein Gebot der Ehrlichkeit, darauf hinzuweisen, dass Zielkonflikte zwischen Tierschutz,
Umweltschutz, Tiergesundheit und Ökonomie nicht vollständig aufgelöst werden können.
Dies muss im gesellschaftlichen Diskurs geklärt werden.
5. Pflanzenbau mit Umwelt- und Naturschutz in Einklang bringen.
Artenrückgang, Nährstoffüberschüsse und Resistenzen lassen sich
vermindern. Sensibilisierung der Akteure, innovative Technik, leistungsfähige Sorten,
präzise Düngemittel, wirksame und umweltverträgliche Pflanzenschutzmittel helfen
dabei.
Die moderne, wissens- und innovationsgetriebene Produktionstechnik führte in den letzten
Jahrzehnten zu beachtlichen Produktivitätsschüben. Mit Nebenwirkungen: Klimawandel,
Artenverlust, Gewässereutrophierung. Kritisiert wird eine Zuspitzung der
Produktionsverfahren durch Ausräumung der Kulturlandschaften, eine Vereinfachung der
Fruchtfolge und eine übermäßige Verwendung von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln.
Klassische ackerbauliche Prinzipien in der Fruchtfolgegestaltung, der Bodenbearbeitung
sowie der Aussaattechnik und den Aussaatzeiten müssen wieder stärker in die gute
landwirtschaftliche Praxis Eingang finden. Das marktfähige Kulturartenspektrum sollte
erweitert werden, so dass klassische Fruchtfolgesysteme einem
ganzheitlicheren ackerbaulichen Anspruch genügen. Hier geht es um die Verbesserung der
Wirtschaftlichkeit von „neuen“ und Nischenkulturen (Soja, Durum, Dinkel, Emmer,
Leguminosen …) durch Züchtung, um die Erschließung neuer Märkte und um den verstärkten
Anbau von Sommerungen. Beim Pflanzenschutz sollten präventive ackerbauliche Verfahren
und die Nutzung technischer Innovationen (GPS, Sensoren, Robotik) für den mechanischen
Pflanzenschutz verstärkt werden. Auch der Einsatz resistenter und toleranter Sorten, ein
(regelmäßiger) Wirkstoffwechsel sowie die Nutzung neuer und selektiverer Wirkstoffe sollten
zukünftig einen größere Rolle spielen. Dabei ist seitens der Industrie und der
Zulassungsbehörden sicherzustellen, dass für alle Kulturarten eine ausreichende Anzahl
an Pflanzenschutzmitteln die amtlichen Prüfungen zügig durchlaufen können. Bei der
Düngung und beim Nährstoffmanagement stehen die Umsetzung von Nährstoffkonzepten zur
Verminderung starker regionaler Konzentrationen von Wirtschaftsdüngern und die Erhöhung
der Transportwürdigkeit von Wirtschaftsdüngern im Vordergrund.
Auch der Erhöhung der wirtschaftlichen Nutzbarkeit von Nährstoffen in Siedlungsabfällen
wie Klärschlämmen kommt eine hohe Bedeutung zu; ebenso wie der Kombination von
neuen Anbaumethoden und Düngerapplikationstechniken (Strip-Till und Unterfußdüngung).
Zur Erhöhung der Biodiversität sollten Landwirte auch in intensiven ackerbaulichen Regionen
eine höhere Sensibilität für den ökologischen Wert von Ruderal- und Saumstrukturen (Raine,
Hecken, Ackerrandstreifen, Gehölze, Verbuschungsflächen …) entwickeln und diese
Habitate, den ökologischen Zielsetzungen folgend, pflegen und vernetzen. Auf der Fläche
sollten die ertragsschwachen aber ökologisch wertvollen Teilflächen mit Hilfe des Precision
Farming identifiziert und entsprechend schonend bewirtschaftet werden. In die Abwägung
einbezogen werden sollte, dass es sich bei den ackerbaulichen Standorten Mitteleuropas und
Deutschlands oftmals um hochproduktive Gunststandorte handelt. Der Verzicht auf Erträge an
Gunststandorten würde wahrscheinlich zu einer Intensivierung an anderen Standorten führen,
wodurch dort höhere Umweltkosten entstehen könnten.
6. Die revolutionären Potenziale der Digitalisierung konstruktiv nutzen.
Der Strukturwandel gewinnt auch durch Digitalisierung weiter an Dynamik. Strukturen und
Beziehungen in der Wertschöpfungskette Lebensmittel ändern sich fundamental.
Digitalisierung sollte für nachhaltige Produktivitätssteigerung genutzt werden.
Die Digitalisierung ist ein Megatrend, auch in der Agrarbranche. Rechnergeschwindigkeiten
und Datenspeicherkapazitäten steigen exponentiell, entsprechend fallen die Kosten pro
Rechenoperation und Speicherplatz. Das wirkt sich stark kostensenkend auf alle logistischen
und mit Informationsverarbeitung verknüpften Vorgänge aus, von denen es in der
Landwirtschaft zahlreiche gibt. Digitale Produkte, Programme und Applikationen können fast
zu Nullkosten multipliziert und vertrieben werden; hierdurch werden Grundlagen für
geschäftliche Revolutionen gelegt. So wird Digitalisierung ein ständiger Begleiter der
Landwirtschaft und aller weiterer Glieder der Wertschöpfungskette Lebensmittel.
Digitalisierung wird zu einem tiefgreifenden Wandel der Branchenstrukturen führen.
Die Anzahl der Unternehmen/Organisationen, ihre Größe und Kräfteverhältnisse, ihre
Kommunikation, ihre Zusammenarbeit und Geschäftsbeziehungen innerhalb und zwischen
den Wertschöpfungsketten, all das wird sich in Zukunft stärker und schneller ändern als in
den zurückliegenden Jahrzehnten.
Treiber der Entwicklung werden die Digitalisierungsplattformen sein. Die bestehenden
Ansätze haben Überschneidungen in den Kernfunktionalitäten, z. B. bei Farmoder Herdenmanagementsystemen. Die Plattformen stehen in scharfem Wettbewerb um die
Schlüsselpositionen in der Branche und sind deswegen oftmals von einem oder wenigen
starken Unternehmen dominiert. Die dadurch entstehenden, sogenannten proprietären
Ansätze, die eine einfache Datenübertragung von Plattform zu Plattform verhindern, stehen
den Interessen der Landwirte entgegen. Für Landwirte sind eine Verfügbarkeit von
firmenübergreifenden Anwendungen sowie ein verlustfreier Wechsel von einer Plattform zu
einer anderen aus Gründen der Investitionsflexibilität von großer Bedeutung. Langfristig
werden sich wenige dominante Plattformen herausbilden, die von sehr vielen Landwirten
genutzt werden und die die entscheidenden Akteure in der Wertschöpfungskette integrieren.
Der Handel wird Datenplattformen nutzen, um passgenau auf den Verbraucher ausgerichtete
Produktionsketten mit definierten und transparenten Prozessen darzustellen. Für Landwirte
entwickeln sich neue Chancen und Risiken. Die Landwirtschaft wird effizienter, verursacht
weniger Umweltschäden und ist besser in der Lage, Tiergerechtheit umzusetzen. Auch
neue Geschäftsmodelle werden sich entwickeln. Besondere Herausforderungen bestehen bei
Fragen der Datensicherheit und der Datenhoheit, d. h. wem gehört was und wer zieht welchen
Nutzen.
7. „Faszination Landwirtschaft“ erklären.
Landwirte sollten sich der Auseinandersetzung mit der Gesellschaft stellen. Diese
Auseinandersetzung sollten von jedem Beteiligten fair und respektvoll geführt werden.
Dazu gehören Zuhören, realistische Selbsteinschätzung, sachliches Argumentieren und
mutige Handlungsbereitschaft.
Landwirtschaft und Gesellschaft haben sich entfremdet. Persönliche Beziehungen und
Kontaktmöglichkeiten zwischen Landwirt und Nicht-Landwirt werden im Zuge der
Urbanisierung und des Strukturwandels weniger und schwächer. Gleichzeitig lässt das
Interesse an der Landwirtschaft nach, da Lebensmittel aus dem Einzelhandel kommen und
deren Mangel aus eigener Anschauung unbekannt ist. Das führt zu Wissensdefiziten über die
landwirtschaftliche Produktion. Die in der Landwirtschaft eingesetzten Techniken und
Verfahren ändern sich schnell und werden aufgrund mangelnder Bindung von Teilen der
Gesellschaft skeptisch bis negativ bewertet: zu groß, zu technisch, zu umweltschädlich, zu
stressend für Nutztiere, zu einseitig produktionsbetont. Innovationen werden eher als
Bedrohung denn als Treiber für gesamtgesellschaftlichen Fortschritt wahrgenommen.
Die Landwirte haben diesen Argumenten bisher wenig entgegengesetzt. Zu stark mit sich
selbst beschäftigt, im sich rasch wandelnden und herausfordernden Umfeld, entwickelten sie
einen zu engen Blickwinkel auf den eigenen Betrieb unter dem Druck der Märkte und der
Rahmenbedingungen. Bürokratische Vorgaben, umfassende Dokumentationspflichten und
ein immer komplexeres Fachrecht werden als lästig empfunden. Es ist leicht, dabei Fehler zu
machen, die in Gegenkampagnen genutzt werden können. Vom Stall und Acker auf den
Teller, das ist bei den vielen Verarbeitungs- und Handelsschritten aus dem Bewusstsein
gerückt. Vertrauen zurückgewinnen ist die Devise. Landwirte sollten ihre Produktionssysteme
nicht bis an die Grenzen des Machbaren ausreizen, insbesondere dann, wenn es aus
gesellschaftlicher Sicht zweifelhaft erscheint. Landwirte sollten für ihre Maßnahmen im
strategischen Eigeninteresse einen Akzeptanzcheck durchführen. Landwirte sollten sich selbst
Compliance-Regeln geben und einen Compliance-Kodex für die nachhaltige Bewirtschaftung
der Flächen sowie für eine tiergerechte Nutztierhaltung aufstellen, leben und veröffentlichen.
Landwirte sollten sich konsequenter fortbilden, Fachinformationen aufgreifen und „Best
Practice“-Beispiele umsetzen. Landwirtschaftliche Produktion und Lebensmittelherstellung
müssen der Gesellschaft besser erklärt und anschaulich gemacht werden. Dabei können
eindeutig beschriebene und transparent verliehene Label helfen. Sie schaffen Differenzierung
im Markt und machen dem Kunden spezifische Angebote.
Landwirte kommen als Persönlichkeiten „authentisch rüber“. Sie könnten Menschen für
Landwirtschaftsthemen begeistern und sind glaubwürdige Botschafter der Faszination
Landwirtschaft. Das ist ein bislang zehntausendfach brachliegendes Potenzial. Eine
produktive Gesprächskultur sollte mit allen gesellschaftlichen Gruppen (NGOs, Kirchen …)
gepflegt werden. So kann das Ideal einer gesellschaftlich breit getragenen Zukunftsstrategie
Landwirtschaft Realität werden.
8. EU-Agrarpolitik weiterentwickeln.
Mit öffentlichen Geldern sollten nachhaltige Produktionsweisen unterstützt
werden. Durch Indikatoren sollten die so erbrachten Leistungen und die Wirksamkeit
der Politikprogramme quantifiziert und transparent dokumentiert werden.
Das EU-Budget wird mittelfristig eher schrumpfen. Geringeren Einnahmen, z.?B. infolge des
Brexit, stehen größere Aufgaben (z.?B. für Bildung, Infrastruktur, Integration von
Flüchtlingen, Außen- und Sicherheitspolitik) entgegen. Das wird auch das Agrarbudget
betreffen. Daher sollten sich die aktiv wirtschaftenden Betriebe auf eine schrittweise Kürzung
der Flächenprämie einstellen.
Wahrscheinlich wird es keinen Vertrauensschutz für eine dauerhaft fortgeführte Agrarpolitik
bisheriger Prägung geben, wohl aber sollte es einen Vertrauensschutz gegen einen abrupten
Wandel geben.
Ein EU-Agrarbudget ist nur bei klarer, langfristiger politischer Zielsetzung für den Sektor
legitimierbar. Dabei sind u.a. folgende Kriterien zu beachten:

Subventionen sollten an die Erbringung öffentlicher Güter gekoppelt werden. Als
Leistungsnachweis könnten auf betrieblicher Ebene Nachhaltigkeitsindikatoren
herangezogen werden.

Mit der Ausschreibung von Naturschutzleistungen könnten marktwirtschaftliche
Elemente eingeführt werden und zu einer größeren Mittel-Ergebnis-Effizienz
beitragen. Dabei sollten Landwirte aus standortangepassten Maßnahmenbündeln
diejenigen auswählen können, die größtmöglichen Nutzen bei gegebenen Kosten
erwarten lassen.

In strukturschwachen Regionen könnten Flächenprämien für die Revitalisierung des
ländlichen Raums genutzt werden (z.B. Digitalisierung, Infrastruktur, Bildung).

Höhere Investitionen in die angewandte und grundlegende Agrarforschung,
Entwicklung und Bildung würden zu einer Stärkung des Sektors und zu einer höheren
Wettbewerbsfähigkeit beitragen.
Auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft können Investitionen aber auch
Ausstiegsoptionen kofinanziert werden, die sonst erst viel später umgesetzt werden
könnten. Beispielsweise könnte für Milchviehbetriebe mit Anbindehaltung, die als nicht
tiergerecht einzustufen ist, eine Ausstiegsprämie gewährt werden.
9. Internationalen Agrarhandel mit Zielen der Entwicklungspolitik in Einklang bringen.
Handel braucht verbindliche Standards zu Nachhaltigkeit, Good Governance und
Korruptionsbekämpfung, um Produktionsdefizite ausgleichen und Wohlstand für alle
Partner schaffen zu können.
Internationaler Agrarhandel leistet einen unverzichtbaren Beitrag zur globalen
Ernährungssicherung, er bringt Nutzen für Importeure und Exporteure. Offene Handelswege
gleichen räumliche, zeitliche, quantitative und qualitative Spannungen zwischen Produktion
und Verbrauch aus.
Agrarexporte aus Industrieländern in Entwicklungs- und Schwellenländer gleichen
Produktionsdefizite aus, wie etwa beim Grundnahrungsmittel Getreide. Eine international
stark wachsende Nachfrage nach Milch, Fleisch und veredelten Produkten kann ebenfalls nur
durch internationalen Handel bedient werden. Beispielsweise haben im Nahen Osten viele
Länder ein strukturelles Getreidedefizit und sind deshalb dauerhaft auf Getreideimporte
angewiesen. Komparative Kostenvorteile, aber auch mit Agrarprodukten importiertes
„virtuelles Wasser“ schonen lokale Ressourcen. Die Risiken der Versorgungssicherheit in
Entwicklungs- und Schwellenländern steigen durch den Klimawandel und die damit
verbundenen Ernteausfälle. Die Verantwortung des agrarischen Gunststandortes Europa für
die internationale Ernährungssicherung wird weiter zunehmen.
Agrarimporte aus Entwicklungsländern in Industrieländer bringen in den
Entwicklungsländern Exporterlöse, die für den weiteren Aufbau von Infrastruktur und Knowhow der (Land-)Wirtschaft genutzt werden kann. Die politischen, wirtschaftlichen und
naturräumlichen Strukturen in Entwicklungs- und Schwellenländern sind jedoch oftmals sehr
sensibel und zerbrechlich. Internationaler Handel darf nicht zu Lasten der nachhaltigen
Nutzung natürlicher Ressourcen gehen. Good Governance (Menschenrechte,
Rechtssicherheit, Korruptionsfreiheit) sollte über verbindliche UN-Standards eingefordert
werden.
Landwirtschaft ist über Bezug- und Absatzmärkte sowie Know-how-Transfer international
arbeitsteilig organisiert. Die internationale Zusammenarbeit zwischen Staaten und
Unternehmen nimmt den landwirtschaftlichen Sektor nach Jahrzehnten der Vernachlässigung
seit einigen Jahren wieder stärker in den Fokus. Dabei gibt es wichtige Felder entwicklungspolitischer Zusammenarbeit: zum Beispiel die Förderung von Kleinbauern und „Emerging
Farmers“, um eine höhere Produktivität, einen besseren Zugang zu Märkten, Bildung,
Technologie und Organisationsentwicklung zu schaffen. Standortangepasste
Produktionssysteme sind dabei wichtiger als die Befeuerung von Gegensätzen zwischen
ökologischer und konventioneller, technologieorientierter Landwirtschaft. Es sollte das für
den Standort jeweils beste Instrumentarium im Hinblick auf maximale Ökoeffizienz gewählt
werden.
10. Die Wertschöpfungskette Lebensmittel und den ländlichen Raum stärken.
Die Agrar- und Ernährungsbranche ist ein starkes Segment der Gesamtwirtschaft.
Ohne eine wettbewerbsfähige Landwirtschaft, die in einen vitalen ländlichen Raum
eingebunden ist und die eine lokal produzierte Rohstoffbasis sicherstellt, wandert die
Ernährungswirtschaft aus Deutschland ab.
Ohne eine wettbewerbsfähige Landwirtschaft verlieren wir mittelfristig die
Lebensmittelwirtschaft in Deutschland. Betriebsmittelindustrie, Landtechnik, Landwirtschaft,
Lebensmittelwirtschaft und Handel bilden die Wertschöpfungskette Lebensmittel. Sie
erwirtschaften in Deutschland zusammen eine Bruttowertschöpfung von rund 170 Mrd. EUR
(ca. 6,25 % der gesamten Bruttowertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche) und setzen auf
Qualität, Innovation und Technologie. An der Ladentheke steht die Branche im engen
Austausch mit der Gesellschaft.
Die wirtschaftliche Bedeutung der Wertschöpfungskette Lebensmittel ist damit herausragend.
In der EU ist die Land- und Lebensmittelwirtschaft der mit Abstand größte Wirtschaftszweig.
Betrachtet man die gesamte Branche mit den assoziierten Geschäften, liegt die Branche in
Deutschland mindestens auf dem dritten Platz.
Ein großer Anteil der Unternehmen der Wertschöpfungskette ist abseits der urbanen Zentren
im ländlichen Raum angesiedelt. Sie zählen dort zu den „Hidden Champions“, die
Arbeitsplätze und Wohlstand sichern. Ihre langfristige Prosperität ist auch darauf angewiesen,
dass der ländliche Raum vital und hinsichtlich Infrastruktur, Bildungsangeboten sowie
Daseinsvorsorge ausreichend ausgestattet ist.
Die Lebensmittelwirtschaft in Deutschland ist auf eine regionale Versorgung mit
landwirtschaftlichen Rohstoffen angewiesen. Viele Rohstoffe eignen sich nicht für Transporte
über weite Strecken, daher muss insbesondere verderbliche Rohware möglichst lokal
verarbeitet werden. Damit ist die industrielle Lebensmittelproduktion an die Verfügbarkeit
geeigneter Rohwaren gebunden. Würde die Landwirtschaft in Deutschland und Europa in
ihrer Substanz gefährdet, müssten diese Rohwaren über weite Wege importiert werden. Damit
würde die Lebensmittelindustrie mittelfristig an die Standorte mit Rohwaren vor Ort
abwandern.
Download

Folder Thesen Lawi 2030.zip
Foodguerilla: „Kochen unliebsamer und schädlicher Tiere“
Unter dem Motto „Keuken van het ongewenst Dier“ („Kochen unliebsamer
Tiere“) arbeiten in einem niederländischen Netzwerk Künstler, Jäger, Metzger,
Köche, eine Räucherei, ein Suppenhersteller und ein Bioladen.
Dieses Netzwerk, über das der STERN in seiner Ausgabe vom 25.1.2017 berichtet,
ist Teil einer „Foodguerilla“ gegen die Wegwerfgesellschaft, in der jedes Jahr
weltweit so viele Lebensmittel weggeworfen werden, dass man davon 2 Milliarden
Menschen sattmachen könnte.
In diesem Zusammenhang wird in Breda zu einem „Plaagdieren-Diner“
(„Schadtier-Diner“) eingeladen: „Wir finden es skandalös, dass Arten wie
Bisamratten, Nutria, Krähen oder Tauben als minderwertig betrachtet und als
wertlose Kadaver vernichtet werden“ – so der Aktionskünstler Rob Hagenouw.
Das fein präsentierte Menü laut STERN: In Merlot geschmortes BisamrattenRagout und Granatapfelsamen. Dann Krähenbrust auf einem Heidelbeerbett an
Maronenmus. Als Hauptgang Bratwurst von „Schiphol“-Gänsen (in großer Zahl auf
dem Flughafen Schiphol erlegt zum Schutz der Flugzeuge) mit Spitzkohl und
Kartoffelpüree. Als Dessert ein Brombeer-Parfait, dazu Sirup vom Japanischen
Staudenknöterich (einem stark wuchernden Unkraut, ursprünglich aus Asien).
Beim Essen loben selbst skeptische Gäste das Bisamfleisch als „würzig mit einem
Hauch von Wild“ und die Krähenbrust als vergleichbar mit einem „guten Rinderfilet,
angenehm pfeffrig, mit einem Hauch von Eisen- und Lebergeschmack“. Die
Gespräche kreisen aber auch darum, wie sehr Essverhalten kulturell geprägt ist:
„Während die Römer noch gern Schmetterlingsraupen verspeisten, sind Insekten in
Europa heute ein Tabu. Das gleiche gilt für Krähen, bis ins 19. Jahrhundert hinein
noch ein weit verbreitetes Armenessen.“ In Belgien boten bis vor 10 Jahren
Traditionsgaststätten noch Bisamratten als „Wasserkaninchen“ an.
Ekelgefühle gegenüber ungewohnten Nahrungsmitteln, so der STERN, sind nicht
angeboren, sondern erlernt. Das gelte z.B. für das für uns eher abschreckende
schwedische Nationalgericht Surströmming, infernalisch stinkende vergorene
Heringe. Ähnlich: glibbrige Glasaale im Baskenland oder der mit Innereien und
Nierenfett gefüllte schottische „Haggis“-Schafmagen.
Unter dem Namen „My little Pony-Burger“ verkauft die Food-Guerilla auch das
Fleisch von ausrangierten Rennpferden, das überraschenderweise bei Kindern und
Jugendlichen guten Anklang findet: Der Burger erzählt nämlich die Geschichte von
Rennpferden, die für ihre Besitzer nur kurzzeitig wirtschaftlich interessant sind und
nach Verletzungen getötet werden.
Ganz anders der Umgang im RTL-„Dschungelcamp“ mit
Fleisch, wie SPIEGEL Online am 29.1.2017 berichtet:
… „Klaglos und nahezu herkulisch hatte er („Dschungelkönig“ Marc Terenzi) bis
dahin vielfältige Fronprüfungen absolviert, auch im Finale nagte er an Kuhzitzen,
kippte tapfer ein Gebräu aus fermentierten Eiern …und knabberte Kamelhirn, pervers
serviert im Schädel seines ehemaligen Besitzers…. Die Krokodilvagina ließ er, wie
schon in einer ähnlichen Prüfung Tage zuvor, liegen: "Das will ich nicht essen. Ist
okay, wenn ich dann nicht Dschungelkönig werde." …
Unter dem Titel „Enjoy your meal“ berichteten neun FAZKorrespondenten am 11.12.2016 über Gerichte, die
manchen als ekelhaft gelten:
Stephan Löwenstein, Österreichische Innereien: Früher ein Arme-Leute-Essen,
heute gut bezahlte Spezialitäten: „Sie haben so vielversprechende Namen wie
Vanillerostbraten, Kalbsbeuschel oder Weiße Nierndl. Manchmal steht aber auch roh
und deutlich da, was es ist: beim Hirn mit Ei zum Beispiel. … Unter dem Begriff
Beuschel verbirgt sich die Lunge eines Kalbs. Sie wird gekocht, damit ihr Fleisch fest
und wieder weich wird, dann müssen die Luftröhre und ihre Verästelungen möglichst
weitgehend herausgeschnitten werden. Herz und Zunge, die später zusammen mit
der Lunge zu einer Art Streifengulasch verarbeitet werden, müssen ebenfalls lange
kochen. … Und dann sind da noch die Weißen Nierndl. Das ist ein schöner
Euphemismus für Stierhoden. … Wobei die Hoden selbst, die Textur etwa wie
gepellte Weißwurst, nach nicht besonders viel Eigenem schmecken (wie auch die
Weißwurst).
David Klaubert, Gegrilltes Meerschweinchen in Peru: „Noch heute, sagte unsere
Reisebegleiterin, würden die Tiere zu besonderen Anlässen geschlachtet. Familien in
den Andendörfern hielten sie auf dem Küchenboden und fütterten sie mit
Gemüseresten. …wurde uns wie ein Spanferkel in Miniatur serviert. Statt eines
Apfels im Maul trug es eine Paprika auf dem Kopf, ein Ritterhelm mit Grünzeug als
Federschweif. Auch das, sagte unsere Reisebegleiterin, sei eine jahrhundertealte
Tradition. Sie solle verhindern, dass böse Geister durch die Ohren in den Kopf des
toten Tieres gelangten. … Die Haut war braun gebrutzelt. Als ich draufbiss, knackte
sie wie ein Brathähnchen. Auch das bisschen Fleisch schmeckte so.“ …
Petra Kolonko, Esels-Penis bei einem Bankett in China: … „Esel-Penis“, rief der
Gastgeber triumphierend. „Eine Spezialität unserer Stadt. Probieren Sie! Das ist gut
für... Sie wissen schon, was ich meine.“ … nur einige der Gäste wagten es, die
Delikatesse mit den Stäbchen zum Mund zu führen. Sie schmeckte vor allem nach
brauner Soße und hatte eine zähe Konsistenz.
… Besonders außerhalb der großen Metropolen, in den Provinzen, wo man
ausländische Geschmacksgewohnheiten und Ess-Tabus nicht kennt, wird dem
erstaunten westlichen Besucher gerne Besonderes aus der lokalen Küche geboten.
Da wäre die klare Brühe, in der riesige Stücke einer Schlange schwimmen. Auch die
glibberige Seegurke hat schon manchen Westler zum Würgen gebracht. Etwas
schwierig für westliche Empfindlichkeiten sind die gebratenen oder im Ganzen
gedämpften Hühnerkrallen. Und die handtellergroßen Schildkröten in der Suppe
erinnern stark an das geliebte Haustier, das man als Kind hatte. Geradezu gefährlich
ist der Genuss frittierter Skorpione, auch wenn der Koch versichert, dass sie
gebraten nicht mehr giftig seien. …wurden mir beim Besuch in einem Dorf in Hälften
geschnittene eingelegte Enteneier vorgesetzt. Ein Biss ins Ei – und der Geschmack
drehte mir den Magen um. Das Eiweiß schmeckte so scharf nach Urin, dass nur ein
großer Schluck original chinesischer Schnaps das Schlimmste verhindern konnte.
Christoph Hein, Vegemite in Australien: Die erste Sekunde ist die schlimmste,
dann lässt der Schmerz nach. Diese salzige, klebrige, braune Masse auf dem Brot
muss man mögen, und dafür muss man wohl damit aufgewachsen sein. Vegemite,
der australische Brotaufstrich, ist seit fast 100 Jahren eine Ikone. … Vegemite ist ein
Hefeextrakt. … Für die dunkelbraune Pampe spricht, dass die Herstellung
Ressourcen schont, weil es sich um ein Abfallprodukt der Brauereien handelt.
Gesegnet hat uns damit 1923 der Chemiker Cyril Percy Callister. Er erhielt von
seinem Chef den Auftrag, einen Brotaufstrich zu kreieren, der dem britischen
Marmite entspricht. Dessen Lieferungen nach down under gerieten mit Ende des
Ersten Weltkriegs ins Stocken. In die Hefereste von Brauereien rührte Callister unter
anderem Salz, Sellerie und Zwiebelextrakt. Schon damals war es nicht das ideale
Frühstück für deutsche Weinbauern oder Goldsucher in Australien – aber es war
gesund. Vegemite enthält weder tierische Produkte noch Fett oder Zucker. …
Thomas Scheen, Rohe Schafsinnereien im Sudan: … eines Morgens bei
Sonnenaufgang der Dorfvorsteher auf uns zukam und mir eine Schale reichte. Darin
die Innereien, in allen Farben schillernd und in Blut gebadet. Diese Leckereien
gebühren dem Gastgeber, wurde mir erklärt, und das sei nun einmal ich, weil ich das
dumme Schaf bezahlt habe. … Ich habe das Zeug tatsächlich geschluckt. Habe mit
einer Hand den Glibber aus der dreckstarrenden Schale gefischt und in den Mund
gestopft, während die Anderen die Flasche mit dem letzten Tropfen Whiskey
bereithielten. Es war wirklich nur noch ein kleiner Schluck, er konnte den Geschmack
einfach nicht übertönen. Seither weiß ich, dass rohe Schafsinnereien nach Gummi
und Schweiß schmecken.
Claudia Bröll, Mopane Würmer: Mopane-Würmer, in Butter gedünstet und
gebraten, serviert mit Tomatensauce. … Genau genommen handelt es sich nicht um
Würmer, sondern um Raupen. … Ihren gängigen Namen verdanken sie den in
Zimbabwe verbreiteten Mopane-Bäumen, an deren Blättern sie sich satt fressen. In
Südafrika findet man sie an Marula-Bäumen. Kenner sähen sofort, woher die Raupen
stammen, sagt Rufus. Die aus Zimbabwe seien dunkler als die aus Südafrika.
Der ärmeren Bevölkerung dienen Mopane-Würmer auch als Eiweißquelle. Im
Frühjahr pflücken Sammler die haarigen Tierchen schon seit Urzeiten von den
Bäumen. Sie werden über heißer Kohle geröstet, um sie zu trocknen und zu
enthaaren. Dabei flutschen die Innereien als schleimige Masse heraus. Übrig bleibt
die Hülle, die man in Säcken auf Märkten kaufen kann. Ein Kilo (etwa 600 Würmer)
kostet umgerechnet 20 Euro. … Die Würmer sind erstaunlich fest, wie
Trockenfleisch. Eigengeschmack haben sie nicht, der Witz liegt in der Sauce. Beim
zweiten und dritten Bissen denkt man schon nicht mehr an Raupen. Und nach dem
fünften ist man satt. …
Christian Gelnitz, Baumwanzen: Fast jeder Reiseführer über Kanton zitiert den
launigen Spruch, dass die Südchinesen alles essen, was Beine hat - außer Tischen.
In der Provinz Guangdong mit der Hauptstadt Guangzhou (Kanton) gibt es Märkte,
die Hunde, Katzen, Nager, manchmal auch Affen feilbieten. Skorpione und Maden
sowieso. Besonders beliebt ist Katzeneintopf, während Hunde eher in Chinas Norden
auf den Tisch kommen. Selbst gehobene Restaurants servieren Gerichte, in denen
Garnelen lebend flambiert, gekocht oder gebraten wurden. Weil sie sich dabei so
winden, nennt man das „Trunkene Krabben“ oder „Shrimp-Sauna“. In Hongkong
schwören reiche Kantonesen und Touristen auf Schwalbennester- und
Haifischflossensuppe. Häufiger ist in China der Verzehr von Schildkröten, die sogar
in Supermärkten zu kaufen sind. Und zwar am Fischstand gleich neben den Netzen
mit zappelnden Fröschen, denen manche Köche lebendig die Beine ausreißen. Auf
einem Markt in der Stadtprovinz Chongqing spießen Händler die Köpfe zuckender
Aale auf einen Nagel und schaben dann die Innereien heraus.
Der Westen rümpft über solche Bräuche gern die Nase. Dabei herrscht genau dort,
tief im Westen, ein ähnlich abenteuerlicher Geschmack. In Lateinamerika kommen
nicht nur Gürteltier und Meerschweinchen auf den Teller, sondern auch Krokodil und
Schlange. In Mexiko sind rohe Schildkröteneier ein beliebter und angeblich
potenzfördernder Snack, verfeinert mit Limone, Salz und Chilipulver. … „Chapulines“
kennt und schätzt fast jeder Mexikaner, gebratene Heuschrecken aus dem südlichen
Bundesstaat Oaxaca. In Mexiko-Stadt gelten Puppen und Larven von Ameisen als
Spezialität. Diese „Escamoles“ schmeckten schon den Azteken, die ihnen den
Namen gaben: Ameiseneintopf. Konsistenz und Geschmack erinnern an ein buttriges
Risotto, köstlich dazu sind „Tacos de Criadillas“, Maisfladen mit Stierhoden. Wer
Glück hat, wird zu einem echten Barbacoa eingeladen, einem karibischen
Garverfahren, von dem das Wort „Barbecue“ stammt. Dabei wird ein ganzes Schaf in
Agavenblätter eingewickelt und in einem Erdloch über schwelender Holzkohle
eingegraben. Der Ehrengast erhält auch hier die Testikel.
Die Inselbewohner vor der Küste der Halbinsel Yucatan bieten ihren Besuchern bei
Festessen die Augen der gebratenen Fische an. Es empfiehlt sich, diese im Ganzen
zu schlucken, da sie beim Draufbeißen verwirrend knacken. Das gilt auch für das
Leibgericht der Bewohner der alten Silberstadt Taxco im mexikanischen Bundesstaat
Guerrero. Von November an strömen sie auf den Huixteco-Hügel und sammeln
Jumiles, eine essbare Art der Baumwanzen. Die etwa ein Zentimeter langen Insekten
sind lebend am frischesten, wenngleich sie dann an Zunge und Gaumen ein
pelziges, betäubendes Gefühl zurücklassen. Die stark jodhaltigen Krabbler können
übel riechen, schmecken bitter und im besten Fall ein wenig nach Zimt. …
Patrick Welter, Walfleisch in Japan: …probierten wir Wal in allen möglichen
Varianten: in der Suppe und frittiert als Tempura, roh als Sashimi und gebraten als
Steak. Alles war vorzüglich zubereitet und von freundlichem Personal fein serviert.
Aber geschmeckt hat es trotzdem nicht recht, weil der Wal ausgesprochen fett
angerichtet war. Das entspricht dem japanischen Geschmack, dem fettes Fleisch
vielfach als Delikatesse gilt, während das im Westen bevorzugte magere Fleisch
üblicherweise billiger zu haben ist. Das gilt für Rind, Thunfisch und andere Fische.
Und auch den Wal. …
Jochen Buchsteiner , Waran-Suppe in Indonesien: … in der Hauptstadt Jakarta
finden, genauer im King Cobra House. Dort werden Spezialitäten angeboten, die den
meisten im Land den Magen umdrehen würden: Waran-Suppe, Kobra, Python und,
zur Begleitung, Schlangenblut. Auch Indonesien ist umwelt- und naturbewusster
geworden, und die Riesenechse von der Insel Komodo steht heute unter
Artenschutz. Man verpasst übrigens nicht viel, sollte die Waran-Suppe von der
Speisekarte genommen worden sein. Das Fleisch war fasrig und hinterließ keinen
bleibenden Eindruck.
Auch die Kobra schmeckte enttäuschend, mit einem Stich ins Trockene, ja Lederne,
was an der Zubereitung gelegen haben mag. Allerdings erlebte auch Laksmi
Pamuntjak, die neben Romanen und Gedichten den mehr als 600 Seiten starken
„Jakarta Good Food Guide“ verfasst hat, die Kobra als „mager und schuppig“. Ganz
anders die Python, die als Delikatesse bezeichnet werden darf. Kurz angebraten liegt
das aus der langen Mitte herausgeschnittene Stück wie ein Steak auf dem Teller.
Das Fleisch erinnert in Struktur und Geschmack an Fasan.
http://www.faz.net/aktuell/stil/essen-trinken/essen-aus-aller-welt-innereien-eselspenis-wuermer-14566931.html
Nachsatz:
Ich verkneife mir den naheliegenden Hinweis auf manche deutsche
Speisevorlieben, die bei näherem Nachdenken über die Haltungsbedingungen
z.B. von Geflügel aus Agrarfabriken sicher auch getrübt wären…
Hier noch einige Links zur freundlichen Relativierung unserer
Essgewohnheiten:
Was Amerikaner über deutsches Essen sagen - Freiburg fudder.de
fudder.de/was-amerikaner-ueber-deutsches-essen-sagen--120135448.html
29.09.2014 - Bratwurst, Lakritze und Malzbier haben eines gemeinsam: Sie sind
typisch Deutsch, in den USA gibt es diese Lebensmittel kaum. Was passiert ...
http://fudder.de/was-amerikaner-ueber-deutsches-essen-sagen--120135448.html
Europäer blicken auf Deutschland:
Wer typisch deutsch sein wolle, müsse auch deutsche Gerichte essen, so
Fletcher. Er warnt allerdings auch davor, wie unkreativ die deutsche Küche
sei. Wurst schmecke eher langweilig und ohne Fleisch gehe auf deutschen
Tellern nichts. "Hier Vegetarier zu sein, ist wahrscheinlich genauso lustig, wie
im Zoo nichts sehen zu können", schreibt er. Besonders verwirrend sei für
Ausländer die Spargel-Saison, in der das ganze Land völlig durchdrehe und
sich nahezu ausschließlich von Spargel ernähre. Daran müsse sich ein
zukünftiger Musterdeutscher gewöhnen - und natürlich mitmachen.
http://www.wiwo.de/politik/deutschland/europaeer-blicken-auf-deutschland-einleitfaden-typisch-deutsch-zu-werden/8210276.html
Marhaba - Ankommen in Deutschland: Deutsches Essen ...
- N-tv.de
www.n-tv.de › Marhaba
06.11.2015 - Arabisch mit deutschen Untertiteln: Marhaba, Teil 7: Essen und
... Marhaba - Ankommen in Deutschland Deutsches Essen, deutsches Bier.
http://www.n-tv.de/marhaba/Deutsches-Essen-deutsches-Bier-article16299156.html
25 typische deutsche Gerichte - eine kulinarische Reise durch ...
https://www.traum-ferienwohnungen.de/.../25-typische-deutsche-gerichte-kulinarische...
27.10.2014 - Was sind eigentlich typische deutsche Gerichte? Kommen Sie mit ...
Wikipedia: Grünkohl
In Süddeutschland, Österreich und der Schweiz ist Grünkohl eher unbekannt. In
Baden-Württemberg galt er lange Zeit als Hasenfutter …
Grünkohl - Geliebtes Scheusal
"Gibt es Ihnen nicht zu denken", fragt Wolfram Siebeck, "dass außer den
Norddeutschen kein Volk Grünkohl mag?"
http://www.stern.de/genuss/essen/gruenkohl-geliebtes-scheusal-3516144.html
Kölner Stadt-Anzeiger – Nadine Vogelsberg:
Vorurteile gegenüber Deutschen
Immer nur Brot, Bier und Wurst
Franzosen essen Schnecken, Italiener Pizza, beide mögen Wein, Russen
bevorzugen Wodka, Österreicher lieben ihren Apfelstrudel, die US-Amerikaner
dagegen Hamburger. Die Liste mit den deutschen Vorurteilen gegenüber
ausländischen Essgewohnheiten lässt sich noch fortsetzen. Doch was sagt man
eigentlich über uns?
… Von Norwegen bis Australien sind wir für Bier und Würste bekannt. Ganze
Pilgerscharen ziehen aus aller Welt nach München.
In Italien ist man übrigens der Ansicht, dass wir die Würste nicht nur essen – sondern
uns auch an Weihnachten gegenseitig damit bewerfen. Auch andere Dinge lassen
die Italiener den Kopf über uns schütteln. Zum einen wegen unseres massiven
Brotkonsums, vor allem aber auch wegen unseres Umgangs mit italienischen
Klassikern. So berichtete eine Italienerin mit sichtlichem Abscheu von solchen
Gräueltaten wie der Zubereitung von Pasta mit Tomatensoße. Denn die
Tomatensoße bestand aus nichts als einem Pulver und Wasser! Skandalös! Und
dann auch noch die Soße als Klecks obendrauf, statt sie zu verrühren! Das war zu
viel für sie. Davon abgesehen scheinen die Italiener jedoch ganz glücklich damit zu
sein, dass ihre Klassiker wie Pizza und Eis bei uns so gut ankommen.
In Norwegen wiederum kennt man uns für Marzipan, während man in Indien befindet,
unser Essen sei nicht gut genug gewürzt und bestehe zu einem Gutteil aus Kartoffeln
und Sauerkraut. Dies ist überhaupt ein Bild, das sich zu halten scheint.
Immer wieder hörte ich von allen Seiten die Begriffe „Brot“, „Bier“ und „Wurst“. Brot
löst dabei immer wieder Kopfschütteln aus: Wie kann man davon nur so viel essen?
Und wie kann man überhaupt so viele kalte Mahlzeiten zu sich nehmen?
Daneben gilt deutsches Essen allgemein auch als wenig gesund, vor allem die
Chinesen rümpfen die Nase über so viel Sahne und Butter – das kann ja nicht gut
sein! Die Australier schließen sich da an. In ihrer Vorstellung liegt deutsches Essen
reichlich schwer im Magen, gut geeignet für einen kalten Wintertag, aber etwas
frisches wie Salat kennen wir, so denken die Australier, eher nicht. (…)
http://www.ksta.de/region/euskirchen-eifel/vorurteile-gegenueber-deutschen-immernur-brot--bier-und-wurst-1917890
Lieblingsessen in der Betriebsgastronomie aus 2014
Eschborn/Frankfurt, 21.11.2014 – Was essen die Deutschen am liebsten? Die
Compass Group, das führende Catering-Unternehmen in Deutschland mit über
70 Millionen servierten Essen pro Jahr, hat die Nachfrage seiner Gäste
ausgewertet: Nach wie vor ungeschlagen auf Platz 1 der Top 10-Liste steht das
Schnitzel mit Pommes frites. Doch welche Gerichte haben es außerdem in die
Hitliste geschafft?
Die Top 10 der Lieblingsgerichte:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
Schnitzel mit Beilagen (Classic-Edition)
Currywurst mit Pommes Frites (Curry-Edition)
Pasta-Gerichte, Spagetti Bolognese oder Napoli
Frikadelle bzw. Burger (Classic Edition-Gericht)
Thüringer oder Nürnberger Würstchen mit Kartoffelbrei (Classic-Edition)
Caesar Salad mit Hähnchenbrust (dean&david-Gericht)
Frisch zubereitete Pizza in allen Variationen
Risoni-Nudeln mit Hackfleisch, Gemüse und Schalotten (Vitalien-Gericht)
Eintöpfe, wie Linsen- oder Erbseneintopf
Gegrillter oder gebratener Fisch
http://www.compass-group.de/aktuelles/news-detail/article/die-top-10-gerichte-derdeutschen/
http://www.sueddeutsche.de/stil/fast-food-gerichte-wo-es-die-beste-currywurst-derrepublik-gibt-1.3351667
Ernährungsreport 2017:
(…) Bessere Standards in der Tierhaltung und mehr Transparenz
Gefragt nach ihren Erwartungen an die Landwirtschaft nennen die Befragten auf
Platz 1 eine artgerechte Tierhaltung - noch vor der Qualität der Produkte, der
Entlohnung der Mitarbeiter und umweltschonenden Produktionsmaßnahmen. 87
Prozent möchten bessere Standards in der Tierhaltung, 82 Prozent wünschen sich
mehr Transparenz über die Bedingungen, unter denen die Nutztiere gehalten
werden. (…)
https://www.bmel.de/DE/Ernaehrung/_Texte/Ernaehrungsreport2017.html
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