3 - das Lebenshaus

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WissensWert
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2011
INFOBRIEF FÜR BETROFFENE MIT SELTENEN SOLIDEN TUMOREN: GIST, SARKOME, NIERENKREBS
10 wichtige Tipps für Patienten mit seltenen Krebsdiagnosen…
GIST, Sarkome, Nierenkrebs: In den vergangenen 9 Jahren
konnte Das Lebenshaus im Bereich der seltenen soliden
Krebsarten viele Erfahrungen sammeln. Diese möchten wir
gerne neudiagnostizierten Patienten, aber auch „Erfahrenen“
im Umgang mit den Erkrankungen weitergeben. Daher haben
wir folgenden Übersichtsartikel mit 10 wichtigen Tipps für
Patienten und ihre Begleiter (Angehörige) geschrieben:
Inhalt
n 10 wichtige Tipps für Patienten
1
n Best Practice Award
„Mehr Dialog bei Krebs” 2012 8
n Jetzt neu: Basisbroschüren 1. Seltene Diagnosen – wie GIST,
Sarkome oder Nierenkrebs – gehören
in „erfahren Hände“.
Seltene Tumorerkrankungen (engl. = Rare
Cancers) treten häufiger auf, als bisher angenommen: sie machen etwa 22% aller
Krebserkrankungen aus. Jedes Jahr erkranken somit etwa 100.000 Deutsche an seltenen Tumoren. Zusätzlich dazu, dass die
Betroffenen oft einer lebensbedrohenden
Erkrankung gegenüber stehen, haben diese
Patienten eine Vielzahl Hürden aufgrund
der Seltenheit ihrer Erkrankung zu überwinden. Auch in Deutschland ist der Zugang von Patienten mit seltenen Erkrankungen zu Informationen und zu entsprechender Behandlungsqualität noch immer
unzureichend. Wesentliche Defizite sind u.a.:
n Die seltenen Tumorerkrankungen
haben keine oder kaum Bekanntheit –
damit oft keine Öffentlichkeit, keine
Lobby und wenig finanzielle Förderung
vor allem im Bereich der Forschung.
n Seltene Krebserkrankungen stehen
nicht im Fokus der Arbeit nationaler
Organisationen, wie der Deutschen
Krebshilfe und der Deutschen Krebsgesellschaft.
n Patienten mit der Diagnose einer seltenen Tumorerkrankung irren oft lange
Zeit durch das Gesundheitssystem auf
der Suche nach Informationen, medizinischer Expertise in Diagnostik, Behandlungsqualität, Therapieoptionen
und klinischen Studien.
GIST und Nierenkrebs
n GIST-Forum 2011 9
10
n Adjuvante Imatinib-Therapie bei GIST – neuester Stand… 13
n Adjuvante Imatinib-Therapie bei GIST – praktisches Management
17
n „Patientenkoalition Schweiz“ gegründet
Es ist logisch, dass es bei den häufigeren
Krebserkrankungen wie z.B. Brustkrebs,
Darmkrebs oder Prostatakrebs weit mehr
Mediziner gibt, die hierin Expertise und
Erfahrung haben. Für diese häufigen Krebsdiagnosen gibt es bundesweit sogar bereits
zahlreiche zertifizierte Zentren. Anders bei
den Rare Cancers! Diese Gruppe beinhaltet
derzeit über 220 verschiedene Krebsdiagnosen – teilweise mit geringsten Neuerkrankungszahlen pro Jahr. Auch hier ist es wiederum logisch, dass dieses Spektrum von
Erkrankungen kein Mediziner alleine beherrschen kann. Nehmen wir als Beispiel
die Gruppe der Sarkome (inkl. GIST und
Desmoide). Hier rechnet man jährlich in
etwa mit 3.000 bis 4.000 Neuerkrankungen
– verteilt auf über 70 verschiedene Diagnosen. Die Transparenz der Versorgungssituation ist für Patienten und für Zuweiser nicht
gegeben:
n Es gibt leider in Deutschland keine
zertifizierten Sarkom-Zentren.
20
n Sarkom-Forum 2011 22
n ASCO – Ergebnisse 2011
25
n 6. Sarkomtour
33
n Nierenkrebs – Ticker
34
n Strahlen­therapie beim metastasierten Nierenzell­karzinom 34
n GOLD-Studie 38
n PROTECT-Studie 40
n Das Leben wieder in den Takt bekommen 42
n Improvisationstheater für Krebsbetroffene 43
n Experten persönlich
46
n Impressum
47
n Terminkalender Oktober/
November/Dezember
48
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WissensWert
n
Nicht überall wo Sarkom-Zentrum
„draufsteht“, ist auch Sarkom-Zentrum
„drin“.
n Es gibt etliche Sarkom-Experten, deren
Einrichtungen von außen nicht als Sarkom-Zentren identifizierbar sind.
Die Behandlung darf überall stattfinden und
findet leider überall statt. Nur weil ein Mediziner eine Erkrankung behandelt, heißt
das noch lange nicht, dass er das nötige
Wissen und die nötige Erfahrung mitbringt.
Das Lebenshaus hat in 9 Jahren Mediziner
erlebt, die sich mit zwei neuen Patienten
pro Jahr als „Experten“ bezeichnet haben –
jedoch Grundlegendes missachtet haben.
Andererseits gibt es Mediziner, die Patienten in der Basis sehr gut betreuen – jedoch auch wissen, wann ihre Grenzen erreicht sind und sie an erfahrene SarkomKollegen abgeben oder diese hinzuziehen
müssen.
Leider ist es häufig Realität: Patienten mit
Sarkomen, GIST oder Desmoiden werden
irgendwo behandelt – mit mangelhafter Behandlungsqualität und zum Teil mit dramatischen Einf lüssen auf die Prognosen der
Patienten. Dies beginnt übrigens nicht erst
bei einer medikamentösen Therapie oder
Bestrahlung, sondern bereits bei der Feststellung der richtigen Diagnose und einer
hochwertig durchgeführten chirurgischen
Behandlung.
Wichtig für Patienten mit seltenen Krebs­
diagnosen: Was zählt sind Expertise, Erfahrung, Engagement, Interdisziplinarität und
Studienperspektiven, die Ihnen Mediziner
oder ein Zentrum bei Ihrer seltenen Erkrankung bieten. Schlechte „Ratgeber“ zur
Ärztewahl sind z.B. Kriterien wie Nähe,
Sympathie, „den kenne ich seit Jahren“,
„der hat einem Bekannten mit Prostatakrebs
geholfen“ oder der Arzt wurde bei Krebs
ausgezeichnet.
Bei seltenen Krebserkrankungen finden sich
Experten nicht immer heimatnah. Daher
sollten Sie sich darauf einstellen, dass Sie
unter Umständen – für die qualifizierte Behandlung ihrer Erkrankung – Entfernungen
in Kauf nehmen müssen. Aber: Dafür sollte
Ihnen eigentlich kein Weg zu weit sein.
Denn schließlich geht es um Ihre Gesundheit bzw. um Ihr Leben.
2. Im Entscheidungsfall bringt Sie eine
„persönliche“ Zweitmeinung weiter.
So oder so…
Sie sind unsicher bezüglich Ihrer Diagnose,
eines weiteren Therapieschrittes oder einer
Studienteilnahme? Dann kann es sinnvoll
sein, eine zweite ärztliche Meinung einzuholen. Zudem ist ein unabhängiger Zweitbefund bei einem Experten ratsam, wenn
schwerwiegende Entscheidungen zu treffen
sind: Bezüglich einer Operation, einer anstehenden Behandlung oder einfach dann,
wenn Sie sich bei Ihrem behandelnden Arzt
nicht gut beraten fühlen. Durch die zweite
Meinung (engl. = Second Opinion) sollen
Fehldiagnosen aufgedeckt, Therapieoptionen abgeprüft oder andere/innovative Behandlungsmethoden aufgezeigt werden.
Das heißt: Die Zweitmeinung kann die
erste Diagnose oder eine vorgeschlagene
Behandlung bestätigen - Ihnen also Entscheidungssicherheit geben; oder die Zweitmeinung zeigt Ihnen neue Möglichkeiten
auf. Im Entscheidungsfall bringt Sie eine
„persönliche“ Zweitmeinung also in der
Regel weiter - so oder so…
Was viele Patienten nicht wissen: Eine
Zweitmeinung steht Ihnen rechtlich zu.
Und oft ist im Rahmen einer Diagnosestellung oder Therapieplanung auch genügend
Zeit dazu.
Eine Zweit- ggf. eine Drittmeinung kann
für Ihre Entscheidung extrem hilfreich sein
– eine „Siebt- oder Achtmeinung“ bringt
dagegen meist nichts. Im schlimmsten Falle
können Sie als Patient - aufgrund zu vieler
Meinungen verunsichert sein und sich nicht
mehr entscheiden. Es geht nicht darum,
möglichst viele Meinungen einzuholen,
sondern die richtigen Meinungen, nämlich
die von erfahrenen Medizinern.
3. Persönlicher Patientenordner:
Denn Sie wissen nie, ob Sie Ihre
„Historie“ nicht plötzlich benötigen…
Wichtig: Sammeln Sie alle Ihre Dokumente
– wie Pathologieberichte, Laborergebnisse,
OP-Berichte, Arztbriefe, sonstige Befunde
oder mediz. Bildgebung wie CT oder
MRT-Aufnahmen etc. und legen Sie sich
einen eignen Sammelordner dafür an. Diese
Unterlagen stehen Ihnen gesetzlich zu.
BEISPIEL
Ein GIST-Patient des Lebenshauses, ein ehemaliger Automechaniker (64) aus Süddeutschland
hat es einmal sehr bildlich beschrieben: „Jetzt weiß ich endlich
was ich habe: Einen Ferrari! Und
mit dem fahre ich nicht zum normalen Marken-Service um die
Ecke, sondern zur Ferrari-Spezialwerkstatt. Sicherlich wird beim
Marken-Service auch sehr gute
Arbeit gemacht. Doch die FerrariWerkstatt hat eben das Wissen
bzgl. dieser so speziellen Fahrzeuge und seit Jahren die Erfahrung damit: Mit all ihren Feinheiten, Besonderheiten oder
manchmal sogar Eigenheiten.
Also lieber doch bei einer seltenen Erkrankung die „Spezialwerkstatt“ aufsuchen!
WICHTIG
n
Jeder Patient hat ein Recht auf
eine Zweitmeinung. Allerdings
muss es sich beim zweiten Arzt
um einen kassenzugelassenen
Arzt handeln, also keinen Privatarzt; dann übernimmt die Kasse
die Kosten.
n Das Einholen einer Zweitmeinung
bedeutet nicht, dass der gesamte
diagnostische Prozess noch einmal
komplett von vorne beginnen
muss. Der Patient hat Anspruch
auf alle Unterlagen und Unter­
suchungsergebnisse des Erstbefundes – dies ist in den Patientenrechten festgeschrieben.
n Erfahrene und selbstbewusste
Mediziner haben in der Regel
Verständnis für Ihren Wunsch
nach einer Zweitmeinung und
fassen dies nicht als Kritik auf. Es
gibt allerdings auch Ärzte, die
sich hierdurch persönlich ange-
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n
Das heißt, die behandelnde Klinik/Praxis
muss Ihnen Kopien auf Nachfrage aushändigen, wenn Sie diese Unterlagen nicht
ohnehin bereits automatisch bereitstellt.
Es kann sein, dass Sie z.B. für mediz. Bildgebung einen kleinen Beitrag für den Datenträger (CD-ROM oder DVD) bezahlen
müssen, aber das sollte es Ihnen Wert sein.
Warum?
n Sind Sie bei verschiedenen Medizinern
in Behandlung, kann es sein, dass nicht
jeder alle Dokumente erhalten hat – also
auf dem gleichen Informationsstand ist.
n Wir im Lebenshaus haben es schon erlebt, dass Patientenakten in Kliniken
oder Praxen vorübergehend nicht mehr
auffindbar waren.
griffen fühlen, dies den Patienten deutlich spüren lassen oder
versuchen, dem Patienten die
Zweitmeinung massiv auszureden.
(Anmerkung: Spätestens hier
wird es Zeit, sich einen, mit Ihrer
Erkrankung erfahrenen Mediziner
zu suchen.)
n Man sollte eine Zweitmeinung
nicht online oder telefonisch einholen, sondern durch einen persönlichen Termin. Denn – neben
der „Sichtung“ der Befunde – ist
das Experten-Patienten-Gespräch
ein wesentlicher Teil der Entscheidungsbasis, um zu einer individuellen Empfehlung zu kommen. Gegebenenfalls gibt es
ganz spezielle Fragen des Experten oder es müssen noch Zusatzuntersuchungen durchgeführt
werden, die mehr Klarheit in die
Ausgangssituation bringen.
Eventuell benötigen Sie Ihre letzten Befunde zeitnah für eine Zweitmeinung,
eine Studienteilnahme, für Sozialanträge oder sonstige Behördengänge.
n Bei Ihnen steht eine AHB oder eine
REHA an? Auch dorthin sollten Sie
Ihren Patientenordner mitnehmen,
denn oft ist es nicht gewährleistet, dass
die REHA-Klinik Ihre Unterlagen
überhaupt erhalten hat. Haben Sie Ihren
persönlichen Ordner dabei, sind Sie auf
der sicheren Seite.
4. Therapie- und Nebenwirkungs­
management: Möglichst langer
Therapienutzen bei bestmöglicher
Lebensqualität…
Viele Patienten mit den Diagnosen GIST,
Sarkom oder Nierenkrebs erhalten eine medikamentöse (= systemische) Therapie als
Tablette, in Kapselform oder als klassische
Infusion. Hierbei ist besonders darauf zu
achten, dass sich der Therapienutzen und
die Lebensqualität die Waage halten. Wenn
hier unerwünschte Wirkungen (= Nebenwirkungen) auftreten, sollten Sie diese unbedingt mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen.
Besonders bei der Einnahme von oralen
Krebstherapien (= Tabletten, Kapseln) - in
Eigenregie zu Hause - ist dies essentiell, da
Ihr Arzt sonst von Ihren Nebenwirkungen
unter Umständen keine Kenntnis hat. Weiß
er nichts davon, kann er auch nicht dagegen
vorgehen! Also: Quälen Sie sich nicht unnötig über Wochen, sondern gehen sie
frühzeitig zu Ihrem Behandler und sprechen Sie mit ihm über die Beschwerden.
Generell ist beim Therapie- und Nebenwirkungsmanagement eine gute Therapie-Kooperation von großer Bedeutung. Das heißt:
Arzt und Patient sollten ihr Bestes geben,
um die Behandlung so erfolgreich wie
möglich zu gestalten. Sie als Patient sollten
Ihre Tabletten regelmäßig zu Hause einnehmen und über Fragen, Probleme und
Nebenwirkungen mit Ihrem Arzt sprechen.
Ihr behandelnder Arzt sollte Sie im Vorfeld
der Therapie ausreichend auf klären, Antworten auf Ihre Fragen haben, Sie gezielt
nach Nebenwirkungen fragen und Ihnen
Lösungen anbieten können.
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Das Lebenshaus
WICHTIG
Ihr Therapie- und Nebenwirkungsmanagement hat nichts
beim Hausarzt zu suchen! Dieser
kennt in der Regel kaum die Erkrankungen und die Therapien.
Meist hat er nur wenig Erfahrung
mit den Nebenwirkungen und
deren Gegenmaßnahmen. Bedenken Sie: Es gibt auch Nebenwirkungen, die Sie nicht unbedingt im Alltag merken, die sich
aber in veränderten Blut-, Leber-,
Nieren- oder andere Laborwerte
zeigen. Dies kann in der Regel
nur der mit der Erkrankung und
der Therapie erfahrene Arzt
einordnen.
Bei Problemen im Alltag die Therapie eigen­
mächtig zu pausieren oder sogar abzubrechen ist KEINE Lösung. Gerade bei den
oralen, medikamentösen und zielgerichteten Therapien (= Target-Therapien) ist eine
regelmäßige Einnahme, also eine gute
Compliance (= Therapietreue) sehr wichtig.
Die Therapietreue ist von wesentlicher Bedeutung, damit die bestmögliche Wirksamkeit einer Therapie erzielt werden kann.
Das heißt: Generell senkt die Nicht- oder
Mindereinnahme der Tabletten den Wirkspiegel des Medikamentes im Blut, so dass
die Wirksamkeit nur noch eingeschränkt
oder gar nicht mehr gegeben ist. Als Folge
können sich die Tumorzellen wieder vermehren.
Verschiedene Gründe wie Nebenwirkungen, Probleme mit der Therapie, fehlende Informationen, Vergesslichkeit oder
anderes können die Ursache für Unregelmäßigkeiten in der Medikamenteneinnahme sein. „Compliance-Schwierigkeiten“
kann jeder Patient haben. Denken Sie immer daran, dass Sie damit nicht alleine sind.
Sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt,
mit Ihrer Familie und/oder mit uns im Lebenshaus.
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WissensWert
Therapie? Welche Nebenwirkungen treten
auf – was kann man dagegen tun? Viele
Fragen, wie diese - auf die erfahrene Mediziner in der Regel auch Antworten geben
können.
5. Eine regelmäßige, langfristige und
richtige Verlaufskontrolle
ist vor allem Eines: In Ihrem Sinne!
Bildung – desto besser sind die Behandlungsperspektiven.
n
Dies haben wir schon öfter erlebt: Patien­
ten kontaktieren Das Lebenshaus nach
einem Rückfall (= Rezidiv) – meist in
Form einer metastasierten Erkrankung.
Und fast immer hören wir ähnliche Aussagen: Der damalige Operateur habe doch
den Tumor vollständig entfernt und den Patienten als „geheilt“ entlassen. Verlaufskontrolle/Nachsorge habe es nie gegeben –
bis zur erneuten (eher zufälligen) Diagnose
der Erkrankung – jetzt im fortgeschrittenen
Stadium.
Fortgeschrittene Erkrankung oder
unter Therapie:
Auch hier spielt natürlich die regelmäßige,
langfristige und richtige Verlaufskontrolle
ein große Rolle. In welchen Abständen
wird kontrolliert? Mit welchen Untersuchungsmethoden? Welche Laborwerte sind
wichtig zum Monitoring der Erkrankung/
der Therapie? Wie geht es dem Patienten
unter Therapie – wie ist das Ansprechen der
WICHTIG
n
Nach Entfernung eines
Primärtumors:
Viele Tumorerkrankungen haben ein statistisch bekanntes Rückfall- Risiko. Das bedeutet: Trotz erfolgreicher Entfernung des
Tumors im Gesunden, kann es zu Rückfällen – auch noch nach Jahren – kommen.
Die Rückfälle finden teilweise lokal statt (=
Lokal-Rezidiv), häufiger aber mit Metas­
tasen-Bildung in unterschiedlichen Regionen des Körpers. Hier ist eine regelmäßige, langfristige und richtige Verlaufskontrolle (= auch Monitoring oder Nachsorge) entscheidend für die weitere Entwicklung Ihrer Erkrankung. Je früher man
ein Wiederauftreten der Erkrankung feststellt, je geringer das Ausmaß der Metastasen-
„Wenn Du bei Krebs 5 Jahre
überschritten hast – dann hast
Du es geschafft!“ Dies ist ein Mythos und für viele Krebserkrankungen leider falsch. Krebs ist
nicht gleich Krebs und Patient ist
nicht gleich Patient. Bei etlichen
Krebsarten kann es auch noch
nach Jahren zu einem Rückfall
kommen. Es muss nicht so sein –
aber es kann! Wir haben Patienten erlebt, die auch nach weit
über 10 Jahren noch Rückfälle
bekommen haben.
Deshalb: Verlaufkontrolle ist
wichtig – auch noch über viele
Jahre!
Nicht selten gibt es für bestimmte Krebsdiagnosen keine Nachsorge-Empfehlungen oder
Ärzten sind diese einfach nicht bekannt.
Manchmal erleben wir auch, dass NachsorgeSchemata anders durchgeführt werden als
empfohlen: z.B. in viel längeren Intervallen
oder mit völlig anderen (unter Umständen
preiswerteren) Untersuchungsmethoden.
Wichtig: Machen Sie sich aktiv schlau - bei
Ihrem Arzt oder im Lebenshaus, wie die
Nachsorge professionell erfolgen soll. Verlassen Sie sich nicht darauf, dass Ihr Arzt
oder sein Praxis-/Klinikteam Sie schon anrufen wird, wenn die Verlaufskontrolle ansteht. Sie selbst müssen die Kontrolle über
Ihre Erkrankung aktiv in die Hand nehmen
und Ihre Interessen durchsetzen.
6. Klinische Studien können wichtig für
Einzelne sein. Doch Sie sind essentiell
für viele Patienten…
Alle heute verfügbaren medikamentösen
Therapien wurden in klinischen Studien getestet, um heute überhaupt zugelassen zu
sein. Solche klinischen Studien haben eindeutig zu Fortschritten bei den Therapien
geführt und damit die Prognosen für viele
Patienten verbessert.
Klinische Studien sind detailliert geplante
und gut kontrollierte wissenschaftliche Testprogramme - KEINE willkürlichen Experimente am Menschen. Sie werden in einem
Mehrphasen-Konzept und oft für verschiedene Stadien einer Erkrankung angeboten.
Dabei sollen sie im Wesentlichen helfen, die
Sicherheit, die optimale Dosierung, die
Wirksamkeit und die Nebenwirkungen einer neuen Therapie zu ermitteln. Klinische
Studien sind also essentielle Voraussetzungen, um den Wert neuer Behandlungsformen und deren Einf luss auf die Lebensqualität der Patienten festzustellen. Auch bei
GIST, den Sarkomen oder bei Nierenkrebs
kann die Teilnahme an Studien für den Einzelnen wichtig sein: Um ggf ls. den Zugang
zu alternativen oder sogar innovativsten
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Das Lebenshaus
WICHTIG
Bitte gehen Sie nicht davon aus,
dass alle Ärzte die Ihre Erkrankung behandeln - auch alle Studien kennen oder in diese involviert sind. In der Regel werden
diese Studien nur an ausgewählten Studien-Zentren durchgeführt. Daher verfolgen Sie bitte
über Das Lebenshaus e.V. welche
Studien - wo - angeboten
werden.
Behandlungsoptionen zu bekommen. Doch
Studien sind ebenfalls wichtig im Sinne von
„Einer für Alle“. Denn nur dadurch, dass
Einzelne an Studien teilnehmen, können
Fragestellungen für künftige Patienten ausreichend beantwortet werden.
7. Ihr „NEUES LEBEN“ mit der Diagnose
ist mehr als Medizin und erfordert eine
ganzheitliche Betrachtung…
Die „Diagnose Krebs“ ist für viele Menschen ein einschneidendes Erlebnis und
stellt das gesamte Leben nicht selten auf den
Kopf. Es ist wichtig, dass Sie versuchen, sich
ihrer Erkrankung AKTIV zu stellen und
ihre eigenen körperlichen, geistigen und
seelischen Kräfte optimal in den Behandlungsprozess einbringen. Denn neben der
Medizin gibt es viele Faktoren, die Sie und
Ihren Genesungsweg beeinf lussen. Diese
individuellen Gegebenheiten sind ebenso
wichtig wie medizinische Behandlung von
außen. Doch dazu gehören Hoffnung, Zuversicht und Mut, die neue Situation - mit
all ihren Ungewissheiten – anzunehmen
und zu meistern. Dabei muss jeder Patient
„seinen eigenen Weg“ finden. Manchmal
führt dieser über den Glauben, Hobbys wie
Sport oder Musik. Andere finden Unterstützung im Gespräch mit einem Psychoonkologen oder im Familien- und Freundeskreis.
8. Wir kennen etliche Patienten, denen
man vor vielen Jahren – wenige Monate
„vorausgesagt“ hat…
Das ist tatsächlich so! Geben Sie nichts auf
Prognosen oder so genannte „Überlebenskurven“. Selbst erfahrene Experten können
keine detaillierten Prognosen abgeben,
denn niemand kann die individuelle Entwicklung Ihrer Erkrankung voraussehen.
Denn: Alle Menschen und Erkrankungen
sind verschieden.
Veröffentlichte Überlebenskurven (engl. =
Survival Rates) sind lediglich Statistiken,
historische Werte vieler Patienten. Diese
Statistiken ergeben KEINE für SIE persönlich zutreffende Prognose. Überlebenskurven können keinesfalls eine Aussage über
Ihren persönlichen Krankheitsverlauf treffen; sie also auf sich zu beziehen, wäre völlig falsch. Wie eben bereits gelesen: Positiv
denken, kann helfen - ganz nach dem
Motto „Das Glas ist halb voll und nicht halb
leer! Versuchen Sie nach vorne zu blicken
und sich Ziele zu setzen nach dem einfachen Beispiel einer Nierenkrebs-Patientin:
„Rosen pf lanzen und sich vorzunehmen sie
im nächsten Jahr blühen zu sehen.“ Dies tut
sie inzwischen seit über 13 Jahren mit dieser
Erkrankung.
BEISPIEL
Aus dem Gespräch mit einem Patienten (55): „Natürlich war ich von
der Diagnose erst einmal geschockt. Krebs - warum ich? Was
habe ich falsch gemacht? Doch mit
der Zeit - mit der Hilfe erfahrener
Mediziner, meiner Familie und Patienten im Lebenshaus habe ich inzwischen gelernt gut damit zu leben. Ich habe begonnen, mein
Leben zu ändern. Ich mache heute
Dinge, die ich schon immer mal
machen wollte – Dinge die mir einfach gut tun. Wir setzen uns jedes
Jahr besondere Ziele auf die wir
hinfiebern: eine Reise hier, eine Familienfeier da oder eine Ausstel-
lung dort. Ich möchte sagen ich
lebe heute viel intensiver – ja bewusster als früher und habe sogar
neue Dinge für mich entdeckt - wie
Nordic Walking und Singen in
einem Chor. Auch nehme ich mir
heute viel mehr Zeit für Gespräche
– mit meiner Frau, meinen Kindern
oder mit guten Freunden. Auch
sehe ich inzwischen viele Dinge
nicht mehr so ernst – so proble­
matisch wie früher – sondern viel
leichter und lässiger. Ich würde
heute nach über 7 Jahren Erkrankung sagen: Ohne die Diagnose –
hätte ich all diese Veränderungen
sicher nicht erleben dürfen.“
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WissensWert
9. „Patientenkompetenz“ beschreibt im
Wesentlichen die aktive Rolle, die
ein Patient in seiner Erkrankung spielen
will…
Leider erleben wir es im Verein „Das Lebenshaus e.V.“ immer wieder, dass Patienten
ihre persönliche Verantwortung an der Klinik- oder Praxistür abgeben. Nach dem
Motto „der Doktor und sein Team werden
es schon richten“ – hinterfragen sie nichts.
Eines ist für Patienten wichtig zu wissen:
Sie sollten beim „Management ihrer Erkrankung“ eine Mitverantwortung übernehmen - zu ihrem eigenen Wohl. Wie in
jeder anderen Branche auch – gibt es auch
im Gesundheitswesen Unterschiede in der
Qualifikation, im „informiert sein“, im Engagement, in der Motivation und in der
Kunden- (hier Patienten-)orientierung.
Hinzu kommt ein immer größerer Zeitund Kostendruck auf das medizinische Personal in Kliniken und Praxen.
BEISPIEL
Die Patientin P. (62) war für mehrere Tage in einer Klinik (= stationär) in Behandlung. Abends erhielt sie Ihre tägliche
Tablettenration ans Bett gebracht. Doch die von Schwester
K. verabreichte Medikation zur
Tumortherapie - sah anders aus als die gewohnten Tabletten. Als
kompetente Patientin hinterfragte Frau P. die Medikation und
es kam im weiteren Verlauf zu einer heftigen Diskussion mit der
Nachtschwester. Das Ergebnis des
Streitgespräches war, dass Frau P.
sich standhaft weigerte die Tabletten einzunehmen und
Schwester K. Frau P. als „aufmüpfige Patientin“ bezeichnete. Am
folgenden Tag stellte sich heraus,
dass die Schwester den Namen
des Präparates falsch entziffert
hatte und Frau P. fast ein falsches
(…gefährdendes…) Medikament
gegeben hätte.
Der Begriff Patientenkompetenz steht für
eine Grundhaltung des Patienten, selbst aktiv zu werden, sich zu informieren und eigene Kräfte zur Bewältigung seiner Krankheit einzusetzen. Ein kompetenter Patient
versucht, durchaus zu hinterfragen, sich im
Bedarfsfall weitere Hilfestellungen von außen zu holen - sei es aus seinem sozialen
Umfeld oder dem Bereich professioneller
Hilfsangebote.
Unser Tipp: Informieren Sie sich über Ihre
Erkrankung und versuchen Sie ein Basiswissen aufzubauen, damit Sie in der Lage
sind, Entscheidungen bewusster zu treffen.
Der Arzt kann Optionen aufzeigen und
Therapievorschläge machen - entscheiden
müssen Sie jedoch selbst. Bei diesem so genannten „Shared Decision Making“ kommt
es nicht nur auf eine gute Kommunikation
zwischen Arzt und Patient, sondern auch
auf die „Kompetenz“ des Patienten an. Der
Trend im Gesundheitswesen wird künftig
weiter dahin gehen, den Patienten als
gleichwertigen Partner (Kunden) zu sehen.
Dies kann jedoch nur erfolgen, wenn sich
der Patient aktiv und kompetent mit seiner
Erkrankung auseinandersetzt und die eigene
Verantwortung für sich und sein Leben
wahrnimmt.
10. Solidargemeinschaften wie
IHR Lebenshaus leben auf Dauer nur
durch Nehmen und Geben…
Eines ist uns wichtig: Das Lebenshaus ist
nicht unser Lebenshaus – sondern IHR Lebenshaus. Von Patienten für Patienten entwickelt – um zu helfen. Es lebt davon, dass
Patienten Informationen und Unterstützung
erhalten – sich im Gegenzug aber auch einbringen. Entweder durch ihre eigene aktive
Mitarbeit und/oder durch die passive z.B.
finanzielle Unterstützung des gemeinnützigen Vereins.
„Geben“ an Das Lebenshaus kann sehr
unterschiedlich erfolgen:
z.B. AKTIV:
n Durch aktive Mitarbeit im Vorstand, als
Patientenkontakt in der Region oder als
Leiter einer regionalen Patientengruppe.
n Durch Ihre speziellen Fähigkeiten. Vielleicht beherrschen Sie beispielsweise gut
Englisch und können uns so helfen, medizinische Informationen aus dem Englischen ins Deutsche zu übersetzen?
Oder Sie haben andere Qualifikationen,
die Sie einbringen möchten.
n Sie schreiben gerne? Dann unterstützen
Sie unseren WissesWert doch durch Recherchen und das Schreiben von Artikeln, die für Ihre Mit-Patienten oder
Angehörige hilfreich sein können.
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Das Lebenshaus
BEISPIEL
n
n
Patient R. H. veranstaltete mit
seinen Fußball-Freunden eine
„Riesen-Party“ in einer Mehrzweckhalle. Fast der ganze Ort
feierte und spendete über
6.000,– Euro bei Live-Musik zum
Wohle des Lebenshauses.
n
Patient F. Z. und Ehefrau organisierten mehrere Benefiz Klassikkonzerte. Die Eintrittsspenden
kamen dem Lebenshaus-Verein
zu Gute.
n
n
Wie wir im Lebenshaus, betreiben unsere Kollegen der englischen Patientenorganisation
„Sarcoma UK“ regionale Patientengruppen. Wandern, Fischen,
Tanzen, Lesung, Konzert und
vieles mehr: Jede Gruppe veranstaltet jährlich ein regionales, öffentliches Event, um für die Organisation zu sammeln.
Patienten K. P. und F. Z. – begeisterte und talentierte Maler –
spendeten über mehrere Jahre
von jedem verkauften Bild 20
Prozent an Das Lebenshaus.
n
Patient U. S. ist Mitglied in einem
Lions-Club. Ein jährliches Sommerfest stand ganz im Zeichen
des Lebenshauses und über
4.000,– Euro kamen unserer Arbeit zu Gute.
n
Patientin H. M. lud Familie und
Freunde zu Ihrem 70. Geburtstag
ein und bat in der Einladung um
Spenden für Das Lebenshaus –
statt Geschenken. Es kamen tatsächlich 3.200,– Euro zusammen.
Oder Sie sorgen z.B. durch Verteilung
von Lebenshaus-Unterlagen bei regionalen Krebstagen oder in Praxen/Kliniken dafür, dass IHR Lebenshaus bekannter wird, damit weitere Patienten
den Zugang zu uns finden.
PASSIV z.B.:
n Durch eine finanzielle Unterstützung!
Hier sind die Möglichkeiten und Praxis-Beispiele zahlreich: Mitgliedsbeiträge, Firmen-Spenden, Privat-Spenden, Spenden zu besonderen Anlässen
wie Geburtstagen/Jubiläen – statt Geschenken, Kondolenzspenden oder
Nachlass-Spenden.
n Durch Benefiz-Aktionen. Sie haben ein
ganz besonderes Talent? Wie z.B. Malerei, ein Instrument spielen, Singen, Kochen, eine Sportart betreiben oder Partys organisieren? Dann nutzen Sie doch
dieses Talent anderen etwas zu bieten um so für Das Lebenshaus zu sammeln.
IHR Lebenshaus ist für jede Art
von Engagement und Unterstützung
dankbar!
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WissensWert
Best Practice Award
„Mehr Dialog bei Krebs” 2012
Die Firma Novartis Oncology macht sich auch 2012 wieder stark
für „Mehr Dialog bei Krebs”. Besonders der Dialog zwischen
Arzt und Patient soll weiter verbessert werden. Das Unternehmen
möchte helfen, die Selbstbestimmung der Patienten zu fördern
und den Arzt bei der Beratung des Patienten zu unterstützen.
Die Initiative „Mehr Dialog bei Krebs”
bringt Ärzte, Patienten-/Selbsthilfegruppen, Patienten und deren Angehörige zusammen, fördert die Kommunikation zwischen den Beteiligten und trägt damit auch
zu einer Verbesserung der Behandlung in
Onkologie und Hämatologie, zum Beispiel
in der Therapie-Compliance, bei. Der Best
Practice Award „Mehr Dialog bei Krebs”
wird mit freundlicher Unterstützung der
Deutschen Krebsgesellschaft e.V. ausgeschrieben. Ausgezeichnet werden beispielhafte Konzepte, Aktivitäten und Informationsangebote zum Thema „Mehr Dialog bei
Krebs”, die messbare Erfolge vorweisen
können. Die Ausschreibung des Best
Practice Award 2012 richtet sich an:
n Kliniker und niedergelassene Ärzte
aus den Fachbereichen Onkologie
und Hämatologie
n Onkologisch tätige Ärzte aus anderen
Fachbereichen
n Psychoonkologen
n Pf legepersonal
n Patientengruppen/Patienteninitiativen
Angenommen werden alle Bewerbungen
aus dem deutschsprachigen Raum, die das
Thema „Mehr Dialog bei Krebs” beispielhaft umsetzen sowie die Compliance von
Patienten mit Krebs fördern und sicherstellen. Gesucht werden Projekte sowohl bei
häufigen Tumorerkrankungen wie Brustkrebs als auch bei weniger häufigen Indikationen (z.B. Nierenzellkarzinom, Leukämie
oder Sarkome).
Im Rahmen der Award-Ausschreibung
werden innovative Ideen gesucht, die das
Motto „Mehr Dialog bei Krebs” vorbildlich
in der Praxis umsetzen. Denkbar sind abgeschlossene oder laufende Projekte, die den
Informationsaustausch zwischen Arzt und
Patient fördern und langfristig verbessern.
Die Art und der Umfang dieser Möglichkeiten können vielfältig sein. Beispiele dafür sind:
n Konzepte zur Förderung des
Arzt-Patienten-Dialogs
n Beratungs- und Betreuungsangebote
n Online-Angebote und Printmaterialien
nInformationsveranstaltungen
nFortbildungen
n Beispielhafte Kooperationen
n Förderung und Sicherstellung
der Compliance
Dr. Jan Schildmann, einer der
Preisträger des „Best Practice Award“
im Jahr 2009.
Alle Einsendungen werden von einer unabhängigen Jury aus Klinikern, Praktikern
und Patientenvertretern gesichtet und bewertet. Die Beurteilung der Konzepte erfolgt anhand der eingereichten Unterlagen.
Der Best Practice Award 2012 ist mit
insgesamt 8.000 Euro dotiert.
1. Preis 5.000 Euro
2. Preis 2.000 Euro
3. Preis 1.000 Euro
Einsendeschluss ist der 31. Dezember 2011.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Die Preisverleihung findet im Rahmen des
30. Deutschen Krebskongresses im Februar
2012 in Berlin statt.
Mehr Informationen zu Novartis Oncology
und dem Best Practice Award – inkl. ausführlicher Teilnahmebedingungen und
Anmeldeformular erhalten Sie unter
www.novartisoncology.de
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Das Lebenshaus
Jetzt neu: Basisbroschüren GIST
und Nierenkrebs ab sofort verfügbar
Wissen vermitteln, aufklären und informieren – dies hat sich
das Lebenshaus zur Aufgabe gemacht. Im Zuge dessen wurden
in den vergangenen Wochen die Erstinformationen für die
Indikationen GIST und Nierenkrebs grundlegend überarbeitet.
Die neuen Basisbroschüren sind wesentlich ausführlicher und
gehen detaillierter auf die jeweilige Situation der Patienten ein.
Nach einer Diagnose GIST oder Nierenkrebs befinden sich Patienten und deren
Angehörige in einer vollkommen neuen
Lebenssituation - häufig allein gelassen
mit ihren Fragen und anstehenden Entscheidungen bezüglich des Weiteren
medizinischen Vorgehens. Ganz klar: Die
Erkrankung bringt Veränderungen mit sich,
über die ein zuvor gesunder Mensch nie
nachdenken musste. Plötzlich kommen
Fragen auf wie: Welche Therapie ist die
Richtige, was können die Ärzte tun, wie
kann ich selbst aktiv werden und wie geht
es weiter? Fragen, die viele Patienten
verunsichern und ein Gefühl des „Ausge­
liefertseins“ hervorrufen. Bleibt doch
innerhalb des Arzt-Patienten-Gesprächs
meist viel zu wenig Zeit, um wirklich aufzuklären, Ängste zu nehmen und Wege
mit der Erkrankung aufzuzeigen.
Die neuen Broschüren sind mit 40 bzw.
48 Seiten wesentlich umfangreicher als die
ursprünglichen Basisf lyer und vermitteln
Informationen zu verschiedenen Krankheitsstadien – ob lokale oder metastasierte
Erkrankung. Therapie-Optionen wie
Operation, Bestrahlung oder medikamentöse Therapien werden auf aktuellem
Stand vermittelt. Die Heftchen im Din-Lang
Format bieten einen Kurzüberblick über
alle relevanten Bereiche der Erkrankung.
Ihr Auf bau basiert dabei auf den Erfahrungen, die Das Lebenshaus in zahlreichen
Erstinformationsgesprächen mit Patienten
gesammelt hat. Fragen, Ängste und Nöte,
die in den Tagen nach Diagnosestellung
auftauchen, werden aufgegriffen und beantwortet. Denn eines ist sicher: aufgeklärten
Patienten fällt es leichter mit der Krankheit
bewusster und sicherer umzugehen.
Gerade bei der Erstdiagnose ist daher eine
ausführliche Auf klärung zur Erkrankung
und den vorhandenen Behandlungsmethoden von elementarer Bedeutung.
Das Lebenshaus ist sich dieser Tatsache
bewusst und möchte die Patienten mit den
überarbeiteten Basisbroschüren bestmöglichst auf ihren weiteren Weg vorbereiten.
Die neuen Basisbroschüren werden an alle
neudiagnostizierten Patienten sowie Zentren
und Ärzte ausgeliefert, die beim Lebenshaus gemeldet sind. Sollte die Möglichkeit
bestehen, die Broschüre auch bei Ihrem
Arzt auszulegen, würden wir uns über eine
Kontaktvermittlung sehr freuen.
3 2011
WissensWert
Führende GIST-Experten beantworteten in lockerer Runde vielfältige Fragen rund um die Erkrankung.
GIST- und Sarkom-Foren 2011 vom
23. bis 25. Juni 2011 in Bad Nauheim
Etwa 130 Teilnehmer trafen sich am 23. und 24. Juni 2011 zum nationalen GIST-Forum für Patienten
und Begleiter im Hotel Dolce Bad Nauheim. Die GIST-Foren finden im Zweijahres-Turnus national
statt und in den Zwischenjahren mit eintägigen „kleinen“ Foren in den Regionen. Auch in diesem
Jahr hatten neudiagnostizierte Betroffene, Experten-Patienten und führende GIST-Mediziner den
Weg nach Bad Nauheim gefunden: Um Grundlegendes zu erfahren, Neues aus der Forschung zu
hören, Fragen an die Experten zu stellen und sich untereinander auszutauschen.
Nach der Begrüßung durch Das Lebenshaus
Vorstandsteam (Kai Pilgermann, Christel
Jäger-Freysoldt, Stefanie Seite, Marianne
Zöphel) und Vereinssprecher Markus
Wartenberg – begann das Forum mit dem
45-minütigen GIST-Video „Leben mit
GIST“. Dieser Film war 2010 von unseren
Schweizer Kollegen - der „GIST-Gruppe
Schweiz“ initiiert und im Frühjahr 2011
veröffentlicht worden: Um mehr Aufmerksamkeit auf die Erkrankung GIST zu lenken
und neuen Patienten einen Einstieg in das
Thema zu ermöglichen. Vor allem Helga
Meier-Schnorf war die treibende Kraft
hinter dem Projekt – einer gelungenen
Mischung aus Information und Emotion.
Der Film zeigt anhand von Patientengeschichten den Weg von der korrekten Diagnose zur Therapie sowie den Umgang mit
der Diagnose GIST. Beleuchtet wird auch
die inzwischen gute internationale Ver­
netzung von Patienten und Ärzten, die notwendige Zusammenarbeit verschiedener medizinischer Disziplinen und der Forschung.
Im Mittelpunkt all dieser Bemühungen
steht der Patient. Drei Schweizer GIST10
Patienten sprechen hier von ihrem Schicksal,
ihrem Leben, ihrer Krebsgeschichte und
lassen dem Zuschauer Raum für Hoffnung.
Helga Meier-Schnorf, Claudia und Martin
Wettstein von der Schweizer GIST-Gruppe
waren extra aus der Schweiz zu diesem GISTForum angereist und Markus Wartenberg
dankte ihnen im Namen des Lebenshauses
für dieses hervorragende Film-Projekt.
Um das im Film Gelernte zum Thema
GIST weiter zu vertiefen, fand im nächsten
Die Vertreter der GIST-Gruppe
Schweiz waren
extra zum GISTForum angereist
Programmpunkt eine Podiumsdiskussion
mit führenden deutschen GIST-Experten
statt. In einer lockeren „Talk-Runde“
stellte Markus Wartenberg Fragen an
n Herrn Priv.-Doz. Dr. Peter Reichardt,
Onkologe aus Bad Saarow,
n Frau Prof. Eva Wardelmann,
Pathologin aus Köln,
n Herrn Prof. Dr. Jochen Schütte,
Onkologe aus Düsseldorf und
n Herrn Prof. Matthias Schwarzbach,
Chirurg aus Frankfurt-Höchst.
2011
3
GIST
In etwa 45 Minuten wurden 15 Fragen
beantwortet – beispielsweise: Wie sind die
Erscheinungsformen dieser Tumoren und
was macht nun einen GIST biologisch zum
GIST? Welche wesentlichen Symptome
machen die GIST? Wie werden sie im Allgemeinen diagnostiziert? Welche Rolle
spielt der Radiologe bei GIST? In welchen
Phasen der Erkrankung spielt der Chirurg
bei GIST eine Rolle?
bei der Entscheidung für oder gegen eine
medikamentösen Therapien, die chirurmedika­mentöse Therapieoption. So ist z.B.
gischen Optionen, die regelmäßige Verheute bekannt, dass Patienten mit „Exon 11
laufskontrolle sowie das Vorgehen beim
Mutation“ sehr gut auf die medikamentöse
weiteren Fortschreiten der Erkrankung
Therapie mit Imatinib ansprechen, dass
(= Progression).
„Exon-9-Patienten“ von Anfang an mit der
höheren Imatinib-Dosis von 800mg/Tag
Die beiden Abschlussvorträge an diesem ersbehandelt werden sollten oder dass GIST
ten Tag kamen von PD Dr. Sebastian Bauer
mit der speziellen Primär-Mutation Exon
aus Essen und Vereinssprecher Markus War18 D842V nicht auf Imatinib ansprechen.
tenberg. Im ersten Vortrag gab Dr. Bauer
Inzwischen fordern die führenden GISTeinen Überblick über den derzeitigen Stand
Die Zelle zu identifizieren, aus welcher der
Experten und die GIST-Patientenorganisader weltweiten GIST-Forschung. In einer
Krebs entstand, ist eine Wissenschaft für
tionen weltweit, dass die Mutationsanalyse
Art interaktivem Lehrgespräch mit den Zusich. Die Ärzte, die diese Arbeit machen,
zu einem optimalen Therapiemanagement
hörern, gelang es ihm zentrale Fragen für die
nennt man Pathologen. Zu den Aufgaben
der GIST unbedingt dazu gehört.
GIST-Forschung zu formulieren und aufzudes Pathologen gehören sowohl die exakte
Besonders neu diagnostizierte Patienten
zeigen an welchen Medikamenten mit vermorphologische, also pathologische Diagnose­ sollten bereits bei Diagnosestellung ihre
schiedensten Wirkmechanismen man derzeit
stellung, als auch Beiträge zur Prognose­
Mutation erfahren oder zumindest wenige
weltweit arbeitet. Eine wichtige Botschaft
beurteilung. Eine korrekte Behandlung
Wochen nach der GIST-Diagnose ihr Erfür alle Betroffenen mit GIST ist: An kaum
hängt von der Krebsart ab – somit ist der
gebnis haben. Die Mutationsanalyse wird
einer anderen seltenen Krebserkrankung
Pathologe eine Art „Lotse der Diagnostik
von Pathologen – wie Frau Prof. Wardelwird so intensiv geforscht wie bei den GIST.
und davon abhängig die Therapie bei GIST“.
mann – am Tumorgewebe durchgeführt.
Dies kann von Frischgewebe – z.B. direkt
Der zweite Abschlussvortrag von Markus
Frau Prof. Eva Wardelmann, die führende
nach einer Gewebeentnahme (= Biopsie)
Wartenberg und Dr. Bauer beschäftigte sich
Pathologin zum Thema GIST in Deutschoder der Operation (= Resektion) oder von
mit der enormen Bedeutung des Therapiein Paraffin eingebettet (auch älteren) Tumor­ und Nebenwirkungsmanagements bei
land, erläuterte noch einmal die Biologie
der Tumoren und die Aufgaben des Pathoproben erfolgen. Wichtig sind Expertise
GIST. Hierbei ging es im Wesentlichen um
logen bei GIST.
und Erfahrung der jeweiligen Pathologen
die Themen Compliance (Therapietreue),
Diese sind im Wesentlichen bei neu diamit der Mutationsanalyse bei GIST!
Therapie-Kooperation, Faktoren eines
gnostizierten Patienten:
modernen Therapie- und Nebenwirkungsn Erstdiagnose (am Operationsresektat
Im nächsten Vortragsblock über 90 Minuten, managements sowie die Rolle des Arztes
oder Gewebe der Biopsie)
fand erstmals in der Geschichte der natiound die des Patienten. (Näheres finden Sie
nalen GIST-Foren eine Aufteilung des Audi­ hierzu in diesem WissensWert im Artikel
nEindeutige Diagnosestellung GIST
(mit Hilfe der immunhistochemischen
toriums in die maßgeblichen Erkrankungs„10 wichtige Tipps für Patienten mit seltenen
Marker CD117, CD34, DOG1)
phasen statt. Die eine Patientengruppe
Krebsdiagnosen…“ unter Punkt 4.)
„Lokal primäre Erkrankung (keine Metas­
n Differenzierung zu anderen Tumoren
Das gemeinsame Abend-Dinner für die
im GI-Trakt
tasen)“ wurde von Herrn PD Dr. Peter
GIST-Teilnehmer bildete den Abschluss des
n Differentialdiagnose c-KIT / CD117
Reichardt im Raum Sprudelhof betreut. In
ersten Tages und es wurde intensiv auch zum
negativer GIST
seinem Vortrag ging es im Wesentlichen
Erfahrungsaustausch untereinander genutzt.
n Risikoklassifizierung nach Miettinen
um die Rolle der Chirurgie, die Risikoklas(Auszählung von 50 High Power Fields)
sifizierung, das Thema Rückfall/Rezidiv,
Der zweite Tag des GIST-Forums, begann
wichtig für Patienten mit lokal-primären
die adjuvante Imatinib-Therapie sowie die
wieder mit der Aufteilung des Auditoriums
Tumor – ohne Metastasierung
regelmäßige Verlaufskontrolle. Er erläuterte
in zwei 90-minütige Workshops:
n Mutationsanaylse bzw. Exonauch noch einmal die wesentlichen Ergebn Das Patienten-Forum GIST –
Bestimmung der Primär-Mutation
nisse der auf dem ASCO 2011 präsentierten
zum Thema „Erfahrungen mit der
Besonders auf die Risikoklassifizierung
deutsch-skandinavischen Studie. (Artikel
Krankheitsbewältigung“ – moderiert
(siehe „Adjuvante Imatinib-Therapie“ in
„Adjuvante Imatinib-Therapie“ in diesem
von Karin Kastrati.
diesem WissensWert) und auf die Mutations­ WissensWert.)
n Das Angehörigen-Forum GIST –
analyse ging Frau Wardelmann detailliert
Die zweite Patientengruppe verblieb zur
zum Thema „Die besondere Rolle der
ein. Die Mutationsanalyse – manchmal
„Fortgeschrittenen, metastasierten ErkranBegleiter (Angehörigen) bei GIST
auch „Exon-Bestimmung“ genannt – stellt
kung“ unter der Leitung von Prof. Dr. Hans
geleitet von Brigitte Wartenberg.
den Ort der Mutation im Rezeptor-Protein
Jochen Schütte und Prof. Dr. Matthias
fest und wird immer wichtiger bei der
Schwarzbach im Raum Kursaal. Diese VorEinschätzung des Krankheitsverlaufes und
träge erläuterten die aktuell verfügbaren,
11
3 2011
WissensWert
allem Darmkrebs sowie der nach den
Wechseljahren auftretende Brust- und
Gebärmutterschleimhautkrebs. Aber auch
bereits an Krebs Erkrankte, können ihr
Wohlbefinden und Selbstvertrauen durch
spezielle Bewegungsprogramme, wie sie an
der Goethe-Universität in Frankfurt ent­
wickelt werden, steigern. Denn Bewegung
beeinf lusst nicht nur die unmittelbar tumor­
bedingten Symptome, sondern auch therapie­
bedingte Nebenwirkungen, insbesondere
die der Chemo- und Target-Therapien.
PD Dr. Sebastian Bauer und Anja Lungwitz bei ihren engagierten Vorträgen.
Nach einer Pause für die GIST-Teilnehmer,
kamen gegen 12:30 Uhr die Teilnehmer
des diesjährigen Sarkom-Forums hinzu, um
die erkrankungsübergreifenden Themen zu
verfolgen. Das Lebenshaus Vorstandsteam
und Vereinssprecher Markus Wartenberg
konnten knapp 70 Sarkom-Teilnehmer und
Referenten zu ihrem ersten Tag begrüßen.
Den ersten Vortrag „10 wichtige Tipps für
Patienten mit seltenen Krebsdiagnosen…“
hielt Markus Wartenberg. (Den damals 30minütigen Vortrag können Sie in diesem
WissensWert ausführlich als Leitartikel von
Karin Kastrati und Markus Wartenberg
nachlesen.) Der zweite Referent war PD
Dr. Hans Ulrich Schildhaus, Pathologe aus
Köln. Er half den Zuhörern in kurzweiliger
und faszinierender Art und Weise das Thema
Krebs in ca. 60 Min. besser zu verstehen.
Ein Patient direkt nach dem Vortrag:
„Jetzt habe ich endlich eine viel klarere Vorstellung,
warum und wie Krebs entsteht, was das mit dem
Erbgut zu tun hat, wie Metastasen entstehen und
dass der Tumor sich in seinem Umfeld mit Hilfe
der Angiogenese ernährt. Diese Basiswissen hilft
mir meine eigene Sarkom-Erkrankung viel besser
zu verstehen.“
In der folgenden Präsentation von Prof. Dr.
Karsten Münstedt ging es um die Rolle der
Komplementären Therapien (CAMT) in der
Onkologie. In keinem anderen europäischen
Land wird soviel Geld für komplementäre
Methoden ausgegeben wie in Deutschland.
Hier reichen die Wünsche der Patienten –
aber auch die Versprechen der vielen Anbieter von Linderung der Nebenwirkungen,
über Rezidive vermeiden, das Immunsys12
tem stärken, den Tumor bekämpfen bis hin
zu alternativen Therapien, welche die
schulmedizinischen Therapien angeblich
ersetzen können – gleichsam mit Wunderheilungen per Natur. Doch Vorsicht: Wundermittel gibt es hier (leider) nicht und
vieles ist noch nicht genau untersucht. Das
heißt, die Wirksamkeit der Substanzen ist in
den allermeisten Fällen nicht durch Studien
belegt. Manchmal können ganz natürliche
Stoffe, die sich eigentlich harmlos anhören
sogar einen negativen Effekt auf den
Behand­lungserfolg haben. Daher ist es
überaus wichtig, dass Patienten alle zusätzlichen Maßnahmen, die sie neben ihrer
Therapie ergreifen möchten mit ihrem behandelnden Arzt besprechen. Es geht nicht
um die gene­relle Ablehnung der Komplementärmedizin. Es geht vielmehr darum,
selektiv zu entscheiden – welches Angebot,
welche Therapie oder Methode - bei welcher
Tumorart sinnvoll – hilfreich sein könnte –
oder ggf. sogar schaden könnte. Die folgen­
den vier Fragen sollten Betroffene daher vor
Beginn einer „zusätzlichen“ Behandlung
immer stellen:
1. Was nützt sie/es?
2. Was sind die Nebenwirkungen?
3. Passt sie/es zu meiner Therapie?
4. Was kostet sie/es?
„Bewegung und Krebs“ war das nächste
Thema im Programm, präsentiert von Anja
Lungwitz, Dipl. Sportlehrerin von der Goethe-Universität in Frankfurt. Körperliche
Aktivität und Sport können das allgemeine
Risiko, an bestimmten Krebsformen zu
erkranken, vermindern. Dazu zählen vor
Den Nachmittag schlossen die offizielle
Verabschiedung der Teilnehmer des GISTForums sowie die Durchführung der ordent­
lichen Mitgliederversammlung des gemeinnützigen Vereins Das Lebenshaus e.V., zu
welcher im Vorfeld Mitglieder und Gäste
geladen worden war. In etwa 90 Minuten
berichteten Vorstand und Vereinssprecher
über die Entwicklung, Aktivitäten und
Leistungen der Organisation, über die internationalen Verbindungen des Lebenshauses
sowie die finanzielle Situation des Vereines.
Der Abend endete mit dem gemeinsamen
Dinner für die Sarkom-Teilnehmer. Auch
hier nutzte man die gemeinsame Zeit bereits
für den Erfahrungsaustausch und schaute
erwartungsvoll auf den Samstag – den
mediz.-wiss. Tag für die Sakom-Patienten.
Im Namen des Lebenshaus-Teams (Vorstand, Mitarbeiter, Patientenkontakte)
und aller Teilnehmer, bedanken wir uns
noch einmal ganz herzlich für die Zeit und das ehrenamtliche Engagement aller
Referenten. Weiterhin gilt der Dank des
Lebenshauses den forschenden Pharma­
firmen Novartis und Pfizer, welche die Veranstaltung durch ihre finanzielle Unterstützung möglich gemacht haben.
Hier möchten wir noch einmal darauf hinweisen, dass die Pharmaunternehmen
keinerlei Einfluss auf Ziele, Referenten­
auswahl, Programm und Inhalte der Veranstaltungen ausgeübt haben. (Die Kooperation des Vereins Das Lebenshaus e.V. mit Pharmafirmen erfolgt transparent nach jederzeit einsehbaren Richt­
linien für Finanzierungsvereinbarungen und dem FSA-Kodex.)
2011
3
GIST
Die adjuvante Imatinib-Therapie bei GIST –
neuester Stand…
Seit 2002 ist Imatinib (Glivec®) die zugelassene Standard Erstlinien-Therapie bei fortgeschrittenem,
metastasiertem und/oder inoperablem GIST. Doch in den letzten Jahren erhielten immer mehr
Patienten – nach erfolgreicher Operation und Tumorfreiheit – den Wirkstoff Imatinib vorsorglich.
Zunächst im Rahmen von klinischen Studien in USA und Europa – dann in der sogenannten RELAXStudie und nach der EMEA-Zulassung am 6. Mai 2009 auch per Rezept als zugelassene TherapieOption. Die adjuvante Imatinib-Therapie war bereits im Dezember 2008 in den USA und im Februar
2009 in der Schweiz zugelassen worden. GIST-Patienten mit mittlerem oder hohem Rückfallrisiko,
deren Tumor vollständig operativ entfernt wurde, stand dadurch erstmals eine wirksame nach­
operative medikamentöse Therapie zur Verfügung, um das Rezidivrisiko zu reduzieren. Die jüngsten
Daten, präsentiert beim ASCO-Kongress 2011 im Juni in Chicago, setzen nun den neuen Standard
bei der Behandlungsdauer: 36 Monate statt 12 Monate Behandlungsdauer bei Patienten mit
hohem Rückfall-Risiko.
Im Behandlungskonzept der GIST kommt
der chirurgischen Therapie – Operation
oder Resektion genannt – nach wie vor
eine zentrale Rolle zu. Die so genannte
„R0 Resektion“ (R-Null) ist bislang nach
allen Erkenntnissen noch immer das beste
prognostische Kriterium. Operable Tumoren
sollten daher immer chirurgisch entfernt
werden, wenn eine komplette Entfernung
auf Grund der Befunde möglich ist. Eine
alleinige Operation kann GIST jedoch oft
nicht heilen. Mindestens 50% aller Patienten haben erfahrungsgemäß auch nach
einer kompletten Resektion ein Rezidiv
(= Rückfall) oder bekommen Metastasen
(Fernabsiedlungen).
Was bedeutet Rezidiv bzw.
Rückfall?
Ein Rezidiv (von lat. recidere = „zu­rück­
fallen“) ist das Wiederauftreten („Rückfall“) einer Krankheit nach einer Behandlung z.B. Operation, die zeitweilig erfolgreich war. Ursache sind meist eine unvollständige Entfernung des Tumors oder nicht
nachweisbare Tumorabsiedlungen (Mikrometastasen), die nach einiger Zeit zu einem
erneuten Auftreten der Krankheit führen
können.
Bei GIST besteht leider bei einem Teil der
Patienten ein sehr hohes Risiko des Wieder­
auftretens der Tumoren – selbst bei Patienten,
bei denen der Tumor komplett entfernt
wurde und mikroskopisch tumorfreie Ränder zu sehen sind – also einer sogenannten
R0 Resektion. Und das auch, wenn durch
bildgebende Verfahren in anderen Organen
keine GIST-verdächtigen Bereiche aufgefallen sind. Wie bereits erwähnt: Etwa 50%
der Patienten erleben erfahrungsgemäß einen
solchen Rückfall bei GIST. Und nach allen
bisherigen Erfahrungen kommen solche
Rückfälle dann nicht nur an der ursprünglichen Stelle (= Lokal-Rezidiv) zurück,
sondern in metastasierter Form, also mit
Läsionen an mehreren Stellen. Wesentliches
Ziel einer adjuvanten Imatinib-Therapie ist
es also, das Rückfallrisiko nach Operation
zu verringern.
Rezidive treten in etwa 40% der Fälle in den
ersten zwei Jahren auf. Daher ist generell
eine engmaschige Langzeitüberwachung der
Patienten bei GIST unerlässlich – selbst nach
erfolgreichem Entfernen des Tumors.
KEINESFALLS dürfen GIST-Patienten
nach erfolgreicher Operation als „geheilt“
entlassen werden – sondern gehören in die
Obhut GIST-erfahrener Onkologen. Diese
klären dann im weiteren Verlauf ab, ob der
Patient gegebenenfalls eine adjuvante (vorsorgliche) Imatinib-Therapie erhalten sollte
oder nur eine engmaschige Überwachung.
INFO
Anfang 2009 hat die Patienten­
organisation Das Lebenshaus e.V.
eine Befragung unter ihren Patienten zum Status der Behand­
lung bei „Lokal begrenzter – operierter Primärerkrankung“
durchgeführt. (Teilgenommen
hatten 160 Patienten, was zu dieser Zeit etwa 50% der im Lebenshaus organisierten Betroffenen
mit diesem Erkrankungsstadium
entsprach.)
Die Auswertungen zeigten hierbei unter anderem: „Rezidiv“ bedeutet für die meisten Patienten
Rückfall – und zwar nicht in Form
einer lokal begrenzten Erkrankung
– sondern in Form einer metastasierten Erkrankung. Bei etwas
über 80% der Befragten kehrte
die Erkrankung mit durchschnittlich 5,5 Metastasen – überwiegend
in der Leber und/oder im Bauchraum zurück.
13
3 2011
WissensWert
Was heißt „adjuvante“
Imatinib-Therapie?
Wie kommen Patienten zu
ihrer Risikoklasse?
Als „adjuvante Therapie“ bezeichnet man
in der Medizin generell ergänzende oder
unterstützende Therapiemaßnahmen mittels
Adjuvans. Der Begriff „Adjuvans/adjuvant“
kommt aus dem Lateinischen = adjuvare
und bedeutet „helfen“. In der Onkologie
bezeichnet der Begriff bei Krebserkrankungen eine Therapie, die nach vollständiger operativer Entfernung aller erkennbaren
Tumoranteile angewandt wird, um mögliche, bisher aber noch nicht nachweisbare
Tumorabsiedlungen (Mikrometastasen) zu
bekämpfen und dadurch die langfristigen
Perspektiven des Patienten zu verbessern.
Ganz allgemein kommen im Rahmen der
adjuvanten Therapien z.B. Chemotherapie,
Hormontherapie, Strahlentherapie und neuerdings auch Target-Therapien zur Anwendung.
Die Risikoklasse sollte unbedingt in dem
Pathologiebericht stehen, mit welchem die
Diagnose GIST gestellt wurde. Entscheidend
bei der Risikobewertung waren bislang die
Größe des Primärtumors bei Diagnose und
die so genannte Mitoserate. Die Mitoserate
ist der Wert für die Zellteilungsrate und somit auch für die Geschwindigkeit (Aggressivität) des Tumorwachstums. Er wird vom
Pathologen mit HPF (High Power Fields)
angegeben – einer Einheit für die Messung
unter dem Mikroskop. Die Auszählung
sollte unbedingt für 50 HPF (Gesichtsfelder)
erfolgen. Es wäre falsch, nur 10 HPF auszuzählen und das Ergebnis mit fünf mal zu
nehmen.
Adjuvanz bei GIST bedeutet konkret: Die
Wirkung einer Therapie zusätzlich unterstützend. Hierbei handelt es sich um eine
Art „vorsorgliche Therapie“ – nach kompletter Tumorentfernung als Vorbeugung
(Prophylaxe) vor einem möglichen Rezidiv.
Eine adjuvante Behandlung mit Imatinib ist
am ehesten bei Patienten mit signifikanten
– also hohem oder mittlerem Risiko angezeigt, bei denen das Rückfallrisiko – trotz
erfolgreicher Operation – besonders hoch
ist. Die adjuvante Imatinib-Therapie zielt
darauf ab, möglicherweise vorhandene,
noch nicht sichtbare Metastasen zu behandeln und somit die Wahrscheinlichkeit
eines Rezidivs zu senken.
14
Als „ALTER Risikoindex“ gilt inzwischen die
„Risikoklassifizierung nach Dr. C. Fletcher“
(einer Vereinbarung zwischen europäischen
und amerikanischen Ärzten). Dort findet
man Risikogruppen von very low (sehr
niedrig) über low (niedrig) und intermediate
(mittel) bis high (hohem) Rückfallrisiko.
High Risk also Hoch-Risiko beginnt hier:
z.B. bei Tumorgröße größer 5cm und einer
Mitoserate größer 5/50HPFs.
WICHTIG
Bei GIST ist die interdisziplinäre
Zusammenarbeit zwischen GISTerfahrenen Pathologen, Radiologen, Chirurgen und Onkologen
unerlässlich. Dies gilt auch für das
operable Stadium der Erkrankung: Die Feststellung der Risikoklasse sowie der Primär-Mutation
bei GIST durch den Pathologen,
der Einsatz der modernen Bildgebung zur Diagnostik und Verlaufskontrolle, die fachgerechte
Beseitigung = Resektion des Tumors, die permanente Kontrolle
des Patienten sowie das qualifizierte Management einer möglichen adjuvanten Imatinib-
Therapie durch den Onkologen
müssen perfekt ineinander
greifen.
Die „AKTUELLE Risikoklassifizierung“
erfolgt nach der Tabelle der beiden Mediziner
Miettinen und Lasota (genannt „MiettinenTabelle“). Die beiden US-Pathologen hatten
2006 eine Untersuchung vorgestellt, die auf
realen Daten von nahezu 2.000 „GIST-Fällen“
basiert. Sie leiteten davon eine erweiterte
Risikoklassifizierung ab, die neben Tumorgröße und Mitoserate noch einen weiteren
wichtigen Faktor berücksichtigt: die Tumor­
lokalisation. Man weiß inzwischen, dass
sich z.B. GISTs des Dünndarms aggressiver
verhalten als GISTs des Magen. Wichtig
auch: Von den drei Parametern Tumorgröße, Tumorlokalisation und Mitoserate
hat besonders die Mitoserate die deutlich
höchste Gewichtung in Bezug auf eine
Rückfallprognose.
BEISPIEL
Beispiel 1:
Ein 10,5 cm großer GIST am Magen (ohne Metastasen) wird
optimal entfernt. Der Pathologe
ermittelt eine Mitose-/Zell­
teilungsrate von 8 Mitosen je 50/HPF (= High Power Fields =
Gesichtsfeldern unter dem Mikroskop.) Nach der MiettinenTabelle hat der Patient mit 86%
ein hohes Rückfall-Risiko.
Beispiel 2:
Ein 4,0 cm großer GIST am Dünndarm (ohne Metastasen) mit einer
Mitose-/Zellteilungsrate von 3 Mitosen je 50/HPF zeigt mit
4,3% ein niedriges Rückfall-Risiko.
2011
Rückfall-/Metastasenrisiko bei GIST nach Miettinen (2006):
Gruppe
Größe
Mitoserate
WICHTIG
Lokalisation
Magen
Dünndarm
Duodenum
Rektum
1
< 2 cm
< 5/50 HPFs
0%
0%
0%
0%
2
 2 – 5 cm
< 5/50 HPFs
SN
1,9%
N
4,3%
N
8,3%
N
8,5%
3A
 5 – 10 cm
< 5/50 HPFs
N
3,6%
M
24,0%
H
34,0%
H
57,0%
3B
 10 cm
< 5/50 HPFs
M
12,0%
H
52.0%
H
34,0%
H
57,0%
l
H
50.0%
u
H
54,0%
5
 2 – 5 cm
 5/50 HPFs
M
16,0%
H
73.0%
H
50,0%
H
52,0%
6A
 5 – 10 cm
 5/50 HPFs
H
55,0%
H
85.0%
H
86,0%
H
71,0%
6B
 10 cm
 5/50 HPFs
H
86,0%
H
90.0%
H
86,0%
H
71,0%
4
< 2 cm
 5/50 HPFs
3
GIST
lsehr geringe Fallzahl
ukeine Fälle l
ASCO 2011: Mehr Klarheit bei
der Behandlungsdauer
Vom ASCO 2011 erwarteten GIST-Betroffene und medizinische Experten mit Spannung neueste Daten zur Behandlungsdauer
mit Imatinib in der adjuvanten Therapie.
Hierbei handelte es sich um die Daten der
Skandinavisch-Deutschen Studie
(SSG XVIII/AIO) – einer Phase III Studie
zur adjuvanten Behandlung der GIST. Die
Studie verglich das RFS = Recurrence Free
Survival (das rückfallfreie Überleben) bei
Hochrisiko-Patienten die 36 Monate Imatinib
erhielten versus Patienten, die 12 Monate
Imatinib bekamen. Von Anfang 2004 bis
Herbst 2008 wurden 400 Patienten in diese
Studie eingeschlossen; die Patienten erhielten
Das Lebenshaus e.V. hat – durch
die Patientenbefragung im Jahr
2009 – ebenfalls festgestellt, dass
nur 1/3 der Patienten ihre Risikoklasse kennen. Wären Sie also
beispielweise derzeit tumorfrei
und würden ihre Risikoklasse
nicht kennen, sollten Sie dies drin­gend mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen und um
eine nachträgliche Klassifizierung
bitten. Denn nur so kann ermittelt werden, ob eine adjuvante
Imatinib-Therapie für Sie in Frage
kommt oder regelmäßige Kontrolle
ausreicht. Das Tumorgewebe – eingebettet im sogenannten Paraffinblock – wird mindestens
10 Jahre in der Pathologie archiviert, die auch die Diagnose GIST
gestellt hat. In der Regel dauert
eine erneute Klassifizierung nur
wenige Tage.
SN = Sehr niedrig
N = Niedrig
M = Mittel/Moderat
H = Hoch
Zahl= Rückfallrisiko in
Prozent
in beiden Studienarmen 400mg/Tag Imatinib. Die wesentlichen Ergebnisse: Die adjuvante Imatinib-Therapie über 36 Monate
gegeben, verbessert das rezidivfreie Überleben und das Gesamtüberleben von Patienten
mit hohem Rückfall-Risiko nach Operation
– verglichen mit der Patientengruppe, die in
der Studie Imatinib nur 12 Monate adjuvant
erhielten.
Danach war in der Studie das RFS =
Recurrence Free Survival (das rückfallfreie
Überleben) bei Hochrisiko-Patienten die
Imatinib 36 Monate erhalten hatten deutlich
besser, verglichen mit den Patienten in der
12 Monats-Gruppe. Das „5 Jahres RFS“
betrug hier 65,6% (36 Monate) zu 47,9%
(12 Monate).
Noch bedeutsamer waren die Ergebnisse
zum OS = Overall Survival (dem Gesamt­
überleben). Die Patienten der 36 MonatsGruppe hatten eine höhere 5-JahresÜberlebenswahrscheinlichkeit (92,0 %)
gegenüber der 12 Monats-Gruppe (81,7%).
Vereinfacht heißt dies: Das Risiko innerhalb von 5 Jahren nach Diagnose eines
operablen Hochrisiko GIST zu versterben,
wird durch die 36-monatige adjuvante
Imatinib-Therapie gegenüber einer
12-monatigen Therapie tatsächlich halbiert.
15
3 2011
WissensWert
Was heißt Imatinib „adjuvant“
im klinischen Alltag?
Da wir im Lebenshaus seit der Zulassung
im Mai 2009 und den neuen ASCO-Daten
im Juni 2011 erleben, dass noch viele
Unsicherheiten bei Patienten und Ärzten
im klinischen Alltag bestehen bzw. es auch
zu individuellen (manchmal noch immer
sehr eigenwilligen) Empfehlungen pro oder
contra der adjuvanten Imatinib-Therapie
kommt, haben wir mit Unterstützung
führender GIST-Experten nachfolgendes
Dokument entwickelt, WissensWert Seite 17
bis 19: Erfahrungen, Hinweise und Empfehlungen zum praktischen Management der
adjuvanten Imatinib-Therapie bei GIST
(Gastrointestinale Stromatumoren).
INFO
Noch einmal zur klaren Unterscheidung der beiden wesentlichen Erkrankungsphasen:
Lokal begrenzter, operabler Primärtumor:
Hierbei handelt es sich um den lokal begrenzten Ursprungstumor,
der noch keine Fern-Metastasen gebildet hat. In der Regel sind
diese Tumoren gut operabel und im Ganzen resezierbar. Der Patient hat nach OP keine sichtbaren/messbaren Tumor-Areale
mehr (R0 = tumorfrei). Je nach Rezidiv­risiko (Miettinen-Tabelle)
und vorliegender Primär-Mutation kann eine adjuvante (vorsorgliche) Imatinib-Therapie angezeigt sein, um das Rezidiv-/
Rückfallrisiko zu vermindern. Die ASCO-Ergebnisse aus dem Juni
2011 setzen den neuen Standard bzgl. Behandlungsdauer: 36 Monate Behandlung bei Patienten mit hohem Rückfallrisiko.
Fortgeschrittener – inoperabler/metastasierter GIST:
Hierbei liegen in der Regel – neben dem Ursprungstumor – bereits Fern-Metastasen im Bauchraum oder in anderen Organen
wie der Leber vor. Neben möglichen individuellen operativen
Eingriffen - ist die Erstlinien-Therapie mit 400mg/Tag Imatinib
hier unbedingt angezeigt (EMEA-Zulassung Imatinib in dieser
Anwendung seit 2002).
WICHTIG: Beim metastasierten GIST…
• …spielt die „Miettinen-Tabelle“ keine Rolle, da es sich ja bereits um eine fortgeschrittene Erkrankung handelt. Das heißt, Metastasen sind bereits nachgewiesen.
• …werden alle Patienten dauerhaft mit Imatinib als ErstlinienTherapie behandelt. Ausnahme: Patienten, die initial Imatinib
nicht vertragen (Imatinib-Unverträglichkeit). Hier ist die Behandlung mit Sunitinib angezeigt (EMEA-Zulassung Sunitinib seit 2006).
• …ist eine Mutationsanalyse (Exon-Bestimmung) der Primär-
Mutation unbedingt zu fordern, da die Art der Mutation therapierelevant ist. Patienten mit Exon 9 Mutation beispielsweise sollten von Beginn der Behandlung an eine höhere Imatinib-Dosis = 800mg/Tag erhalten.
• …liegt keine Begrenzung der Therapiedauer vor. Hier wird das
Medikament als Dauertherapie ein Leben lang eingenommen
oder bis zum nachgewiesenen weiteren Fortschreiten der Erkrankung (= Progress) und damit unter Umständen verord­
neten Wechsel der Therapie.
16
Lokal begrenzte, operable Erkrankung:
Einfacher Behandlungsablauf im Überblick
2011
3
GIST
Die adjuvante Imatinib-Therapie bei GIST –
praktisches Management
Mit den nachfolgenden Erfahrungen,
Hinweisen und Empfehlungen möchte
Das Lebenshaus e.V. für etwas mehr Klarheit beim praktischen Management der
adjuvanten Imatinib-Therapie und damit
für eine bessere Behandlungsqualität in
Deutschland beitragen.
Erfahrungen, Hinweise und
Empfehlungen zum praktischen Management der
adjuvanten Imatinib-Therapie
bei GIST (Gastrointestinale
Stromatumoren).
Wesentliche
Studien-Grundlagen:
Phase-III-Studie ACOSOG Z9001:
Die doppelblinde, randomisierte und
multizentrische Phase-III-Studie
wurde in den USA und Kanada unter
der Leitung der American College of
Surgeons Oncology Group (ACOSOG)
durchgeführt und vom National
Cancer Institute, USA, unterstützt.
Ergebnisse u. a.: Die postoperative Einnahme von Imatinib reduziert signifikant
die Rezidivrate bei primären GIST. Nach
einem Jahr Imatinib-Therapie blieben 98%
der Patienten rezidivfrei, unter Placebo
83%. (Damit wird das relative Rezidiv­
risiko um 89% gesenkt.)
Skandinavisch-Deutsche Studie
(SSG XVIII/AIO) Phase III Studie
zur adjuvanten (vorsorglichen
Behandlung) der GIST.
Ergebnisse u. a.: Die adjuvante ImatinibTherapie über 36 Monate gegeben, verbessert das rezidivfreie Überleben und das
Gesamtüberleben von Patienten mit hohem
Rückfall-Risiko nach Operation – verglichen
mit der Patientengruppe, die in der Studie
Imatinib nur 12 Monate adjuvant erhielten.
Danach war in der Studie das RFS =
Recurrence Free Survival (das rückfallfreie
Überleben) bei Hochrisiko-Patienten die
Imatinib 36 Monate erhalten hatten deutlich besser, verglichen mit den Patienten in
der 12 Monats-Gruppe. Das „5 Jahres RFS“
betrug hier 65,6% (36 Monate) zu 47,9%
(12 Monate). Overall Survival (Gesamt­
überleben): Die Patienten der 36 MonatsGruppe hatten eine höhere 5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit (92,0 %) gegen­
über der 12 Monats-Gruppe (81,7%).
Erfahrungen, Hinweise und
Empfehlungen:
1) Das durchschnittliche Rezidivrisiko
nach R0-Resektion beträgt bei GIST
etwa 50%. „Rezidiv“ bedeutet für die
meisten Patienten einen Rückfall in
Form einer metastasierten Erkrankung
mit mehreren Metastasen – überwiegend
in der Leber und/oder im Bauchfell/
Bauchraum.
2) Es ist zwingend erforderlich, dass
Pathologen neben der Diagnose GIST,
ebenfalls eine Risikoklassifizierung
nach Miettinen (2006) durchführen.
Letztere bedingt die Nennung der
Tumorlokalisation, die Messung der
Tumorgröße und die Ermittlung der
Mitose-/Zellteilungsrate (gemessen in
50 HPF – nicht in 10 HPF!!!).
Mutations-/ Exonanalysen der PrimärMutation haben einen prädiktiven und
prognostischen Wert und sind somit inzwischen bei der diagnostischen Aufarbeitung jedes GIST notwendig.
3) Weiterhin ist zu fordern, dass Chirurgen
Patienten über die Option der postoperativen Imtinib-Therapie auf klären und
Betroffene – nach erfolgreicher Resektion
– in die Obhut von Kollegen/Innen mit
Expertise in GIST und der medikamentösen Tumortherapie überweisen.
4) GIST- und Imatinib-erfahrene Mediziner
sollten ihre Patienten gründlich über die
Therapie und mögliche Nebenwirkungen
auf klären. Auch eine regelmäßige Kontrolle der Patienten – alle drei Monate –
mit Mitteln der modernen Bildgebung
(CT oder MRT) ist inzwischen bei erfahrenen Medizinern Standard.
5) Die adjuvante Behandlung mit Imatinib
ist am ehesten bei Patienten mit deutlichem (= signifikantem) – also hohem
oder mittlerem Risiko angezeigt, bei
welchen das Rückfallrisiko nach der
Miettinen-Tabelle – trotz erfolgreicher
Operation – besonders hoch ist. Basierend auf der bisherigen europäischen
Zulassung, raten die führenden GISTExperten in einer Art „Ampel-Modell“:
ROT Niedrigrisiko-Patienten:
Sollten nicht behandelt
werden!
GELB Mittelrisiko-Patienten:
Können behandelt werden!
(Genaue individuelle
Prü­fung notwendig!)
Mutationsstatus erforderlich!
GRÜN Hochrisiko-Patienten:
Sollten unbedingt behandelt
werden!
Mutationsstatus erforderlich!
Das heißt ganz klar: Patienten mit niedrigem (low) oder sehr niedrigen (very
low) Rezidivrisiko sollten lt. bisheriger EU-Zulassung und nach derzeitigem Kenntnisstand keine adjuvante
Behandlung erhalten.
6) Ein äußerst hohes Rückfallrisiko haben
Patienten,
n wenn es vor oder während der Operation zur Tumor-Ruptur gekommen ist
oder
17
3 2011
WissensWert
n
wenn keine R0-Resektion durchgeführt werden konnte.
Führende GIST-Patienten sprechen
im Zusammenhang mit der „TumorRuptur“ nicht mehr von einer notwendigen adjuvanten Therapie – sondern
von der unbedingten Behandlung mit
Imatinib als metastasierte Erkrankung.
Erste Daten einzelner GIST-Zentren
zeigen auch, dass Patienten, bei denen
die Tumoren in sehr ausgedehnten Operationen (sogenannten multivis­zeralen
Operationen) entfernt wurden, ein höheres Rückfallrisiko zu haben scheinen.
7) Low-Risk- oder Very-Low-Risk
bedeutet nicht, dass ein Rückfallrisiko
mit Sicherheit ausgeschlossen ist. Auch
in diesen Risikoklassen gibt es nach
Miettinen ein statistisches Rezidivrisiko
von bis zu 8,5%. Das heißt: Auch bei
diesen Patienten sollte eine regelmäßige
Nachsorge/Kontrolle mit Mitteln der
modernen Bildgebung (CT oder MRT)
durchgeführt werden.
8) Mutationsstatus (basierend im Wesentlichen auf den Ergebnissen der Studie
Z9001):
n Exon 11: Wie von den Erfahrungen mit
der Imatinib-Therapie bei den metastasierten/inoperablen Erkrankung zu erwarten war, haben Patienten mit Exon
11 Mutation den größten Nutzen von
einer adjuvanten Imatinib-Therapie.
n Exon 9: Daten aus der Therapie der
metas­tasierten/inoperablen Erkrankungen
mit Imatinib zeigen, dass Patienten mit
c-KIT-Mutation in Exon 9 initial eine
höhere Imatinib-Dosierung benötigen
(800mg/Tag). Hiervon profitieren die
Patienten mit einem deutlich längeren
progressionsfreien Überleben (Heinrich
et al. 2003 J Clin Oncol). Für die adjuvante Imatinib-Therapie der Exon 9 GIST
gibt es weltweit keine veröffent­lichten
Daten. Die in der bisherigen EUZulassung festgelegte Dosierung (für
alle Mutationen) beträgt 400mg/Tag
Imatinib. Derzeit ist daher eine adjuvante Imatinib-Therapie mit 800mg/
Tag kein Standard, sondern ist im Einzelfall durch GIST-erfahrene Mediziner
zu erwägen/zu diskutieren.
18
PDGFRA Exon 18: PDGFRA-mutierte
GIST mit der Mutation D842V in Exon
18 sind initial resistent gegen Imatinib.
Das heißt: Wenn eine solche Mutation
verlässlich vorliegt, sollte keine adjuvante Imatinib-Therapie durchgeführt
werden. Dies gilt jedoch nicht für alle
Exon 18 Mutationen: Eine Mutation
Y849C in Exon 18 spricht beispielsweise
auf Imatinib an (Corless, C. L. et al.
2005 J Clin Oncol; 23:5357­5364).
n Wild-Typ GIST (keine Mutation nachweisbar): Ist keine KIT- oder PDGFRMutation verlässlich nachweisbar, sollte
keine adjuvante Imatinib-Therapie erfolgen, da kein Nutzen für Patienten nachgewiesen werden konnte. Verlässlich bedeutet hier, dass wirklich auf alle Muta­
tionen durchgeprüft worden ist und nicht
nur häufige Mutationen ausgeschlossen
worden sind!
n Bei anderen seltenen Mutationen
empfehlen wir Rücksprache des behandelnden Arztes mit GIST-Referenz­
zentren (Pathologien in DE = Köln-Bonn,
AT = Wien, CH = Basel) oder sehr erfahrenen GIST-Experten in Deutschland,
Österreich oder der Schweiz.
n
9) Die bisherige EU-Zulassung sagt nichts
über den Zeitraum nach der Operation
aus, in dem mit einer adjuvanten ImatinibTherapie begonnen werden kann/sollte.
Das heißt: In der Regel empfehlen die
GIST-Experten einen zeitnahen Beginn
der Therapie nach erfolgreicher R0Resektion – doch auch High-Riskoder Intermediate-Risk-Patienten, die
mehrere Wochen oder Monate nach
einer Operation tumor-/metastasenfrei
sind, können eine adjuvante Therapie
noch beginnen.
10)Compliance/Adherence: Besonders
dem Therapie- und Nebenwirkungs­
management kommt bei der adjuvanten
Imatinib-Therapie ein hoher Stellenwert
zu: Denn nur wenn der Patient auch
Therapietreue bei dieser vorbeugenden
Therapie zeigt, bleibt die Chance gewahrt, entsprechend von der Therapie
zu profitieren und hoffentlich tumorfrei
zu bleiben. Keinesfalls sollte das Therapieund Nebenwirkungs­management auf
Hausärzte delegiert werden, denn diese
haben in der Regel keinerlei Erfahrung
mit der Erkrankung, der Therapie und
dem Nebenwirkungsmanagement!
11)Die aktuelle EU-Zulassung sagt derzeit
noch nichts über die Therapiedauer aus,
also wie lange eine adjuvante ImatinibTherapie durchgeführt werden soll. Es
wird dort lediglich Bezug auf die PhaseIII-Studie ACOSOG Z9001 genommen.
Doch die neuen signifikanten ASCODaten aus dem Juni 2011 – bzgl. des
rückfallfreien Überlebens und des Gesamtüberlebens der 36 Monatsgruppe –
führten sofort nach Bekanntwerden dazu,
dass Patienten mit hohem RückfallRisiko nun mindestens 36 Monate
behandelt werden. Eine Änderung der
bestehenden EU-Zulassung wird derzeit erwartet!
Eine 5-Jahres-Phase-II-Studie (CSTI571BUS282 / NCT00867113) hat in
den USA im Jahr 2009 begonnen –
doch Ergebnisse aus dieser Studie sind
realistisch frühestens in fünf Jahren zu
erwarten.
12)Unsere mehrjährigen Erfahrungen mit
Patienten, die eine adjuvante ImatinibTherapie erhalten sind sehr unterschiedlich: Es gibt Patienten, die froh sind,
ihre vorsorgliche Therapie nach dem
definierten Zeitraum beenden zu dürfen.
Es gibt andere Patienten, die voller
Ängste und Zweifel sind, ihre Therapie
gegebenenfalls nach 36 Monaten beenden
zu müssen. Solche „psychischen Belastungen/Ängste/Zweifel“ sind aus unserer Sicht sehr ernst zu nehmen und im
Arzt-Patienten-Dialog eingehend zu besprechen. Generell empfehlen wir, alle
Patienten sorgfältig aufzuklären und im
Arzt-Patienten-Dialog eine gemeinsame
tragfähige Risikoabwägung bzw. Entscheidung für oder gegen eine adjuvante Imatinib-Therapie zu treffen.
2011
3
GIST
Adjuvante Imatinib-Therapie im Überblick:
19
3 2011
WissensWert
Die „Patientenkoalition Schweiz“ ist gegründet –
Ein Meilenstein in der Geschichte der nationalen
Patientenmitsprache
Lange hatten Patientinnen und Patienten darauf gewartet, heute wurde die nationale
„Patientenkoalition Schweiz“ gegründet. Der neue Verein wird die Interessen von Krebsbetroffenen
und Angehörigen bündeln und koordiniert bei den Meinungsmachern und Entscheidungsträgern
im Gesundheitswesen einbringen. 2010 von der Krebsliga initiiert, markiert der heutige Gründungs­
anlass einen Meilenstein auf dem Weg zu mehr Patientenmitsprache.
Sozialversicherungsfragen, beruf liche
Wiedereingliederung, Vereinbarkeit von
Beruf und Pf lege: Man war sich im Berner
Kornhausforum einig, dass Menschen mit
schweren und chronischen gesundheitlichen
Beeinträchtigungen sowie ihre Angehörigen
eine gemeinsame Stimme brauchen. Eine
Stimme, die sich als starke Kraft in die
gesundheitspolitische Landschaft einbringt
und Entscheidungen dort partnerschaftlich
mitgestaltet, wo die Interessen gegenwärtig
und potentiell Betroffener tangiert sind.
„Solidarität darf in einer Zeit, in der viele
Umwälzungen stattfinden und die von
ständig steigenden Krankenkassenprämien
gekennzeichnet sind, nicht zu einer bloßen
Floskel verkommen“, unterstrich denn auch
Dr. Gilbert Bernard Zulian, Vizepräsident
der Krebsliga Schweiz in seiner Ansprache.
Rund 50 Vertreterinnen und Vertreter von
Patienten- und Selbsthilfevereinigungen,
aber auch Betroffene und Angehörige, die
nicht in einer Interessenorganisation einge20
bunden sind, nahmen an der Gründungsversammlung teil. Nach angeregter Diskussion wurden die Statuten verabschiedet, die
neuen Vorstandsmitglieder mit viel Applaus
bedacht. „Wir stehen nun an dem Punkt,
wo aus einer Vision Wirklichkeit wird und
wir etwas bewegen können“, freute sich
Max Lippuner, der erste Präsident der
„Patientenkoalition Schweiz“.
Mit der Gründung der „Patientenkoalition
Schweiz“ nimmt das Konzept der delegierten Mitbestimmung nun auch im Schweizer
Gesundheitswesen konkrete Gestalt an.
Fortan wird es Betroffenen mit schweren
und chronischen gesundheitlichen Beeinträchtigungen, ihren Angehörigen möglich
sein, Kräfte zu bündeln und Themen gegenüber Legislative, Exekutive, Bundesämtern
und Kommissionen wirkungsvoll Gehör zu
verschaffen. Ein großer Erfolg, hinter dem
ein langer Atem und viel Arbeit stecken.
Die Forderung nach mehr Mitbestimmung
in gesundheitspolitischen Fragen ist nicht
neu, allein sie verhallte über Jahre hinweg
nahezu ungehört. Am 29. Mai 2010 griff
die Krebsliga Schweiz das Thema erneut
auf und lud mit unterstützenden Partner­
organisationen zur Gründungsplattform in
den Berner Kursaal. 60 Erstunterzeichnende
bekundeten dort den Willen zur Bildung
einer nationalen Patientenkoalition und erteilten im November 2010 einer Pilotgruppe
den Auftrag, die Grundlagen für die Vereins­
gründung zu erarbeiten.
Die nächsten Schritte
Kompetent, unabhängig und vernetzt will
die „Patientenkoalition Schweiz“ Wirkung
in zentralen gesundheitspolitischen Anliegen
erzielen: Mehr Mitsprache für Patientinnen
und Patienten, verbesserte beruf liche Eingliederung von Menschen mit chronischen
Krankheiten, neue Modelle, um Erwerbs­
tätigkeit und Pf lege miteinander zu verein-
2011
baren, eine obligatorische KrankentagegeldVersicherung und die bestmögliche Qualität
in Diagnose, Behandlung, Betreuung und
Kommunikation. Und sie möchte sich bald
möglichst über den Kreis krebsbetroffener
Menschen hinaus auch den Anliegen anderer chronisch Kranker annehmen.
Gründungsversammlung
„PATIENTENKOALITION
SCHWEIZ“ vom
10. September 2011 in Bern
Weitere Informationen:
www.krebsliga.ch
www.krebsliga.ch/patientenkoalition
Unter der kundigen Leitung von Dr. Peter
R. Müller, Programmleiter Support +
Vernetzung der Krebsliga Schweiz, hat die
GIST Gruppe-Schweiz als Steuerungsgruppe versucht, die Vereinsstatuten und
die Vereinsgründung im Sinne und aus der
Sicht der Patienten, der Angehörigen von
Patienten sowie der Patientenvertreter vorzubereiten.
Die Vorstandsmitglieder der
„Patientenkoalition Schweiz“
Präsident:
Max Lippuner,
PK Patientenorganisation / Europa Uomo
Schweiz, Hägendorf
Vorstand:
Liz Isler,
Forum Lungenkrebs Schweiz, Basel
Michael Deppeler,
dialog gesundheit, Zollikofen
Walter Gisin-Müller,
Myelom Kontaktgruppe Schweiz (MkgS),
Tenniken
Vincent Griesser,
Association PROSCA / Europa Uomo
Schweiz, Châtel-St-Denis
Heidi Liechti,
Melanomgruppe, Zürich
Elsbeth Martinoni,
Europa Donna Svizzera, Minusio
Mitarbeit der GIST-Gruppe Schweiz
bei den Vorbereitungsarbeiten
Dass dabei nicht immer alle Mitglieder derselben Meinung waren ist sicher menschlich
und gleichzeitig aber der Sache dienlich, da
dadurch eine wertvolle und umfassende
Diskussion ausgelöst wurde. Besonders gelungen ist die Heterogenität, welche sowohl
in dieser Steuerungsgruppe als nun auch im
Vorstand der Patientenkoalition ihren Platz
fand. Jüngere und ältere Menschen, Leute
aus (fast) allen Landesteilen sowie eine
Durchmischung von Patientinnen und Patienten mit verschiedenen schweren und
chronischen Beschwerden haben dafür
gesorgt und werden auch weiterhin sicherstellen, dass die vielfältigen Interessen
kompetent und aus erster Hand erkannt
und vertreten werden.
3
GIST
Martin Wettstein, Präsident der GISTGruppe Schweiz, freut sich sehr auf seine
Mitgliedschaft in dieser neuen Patienten­
koalition und darf diese gerne auch anderen
Patientinnen und/oder Vertretern von
Patientenorganisationen weiterempfehlen.
Das Ziel ist, die Interessen einer möglichst
grossen Anzahl von Betroffenen zu wahren
und zu vertreten und deshalb gilt auch hier:
Zusammen haben wir mehr Gewicht, zusammen sind wir besser wahrnehmbar und
verfügen über mehr einschlägige Spezialkenntnisse in den eigenen Reihen, um
unsere Ziele auch zuverlässig und nachhaltig
erreichen zu können.
Die GIST-Gruppe Schweiz wünscht der
PKS, der Patientenkoalition Schweiz einen
guten Start mit viel Enthusiasmus, viel Verständnis bei den Adressaten ihrer Anliegen
und eine gute Mischung von Eigen- und
Kollektivinteressen bei der internen Arbeit.
Von Martin Wettstein, Präsident GISTGruppe Schweiz
Die Krebsliga Schweiz (Gründungsjahr
1910) engagiert sich als gemeinnützige
Organisation in der Krebsprävention, in der
Forschungsförderung und für die Unterstützung von Menschen mit Krebs und ihren
Angehörigen. Sie vereinigt als nationale
Dachorganisation mit Sitz in Bern 20
kantonale und regionale Ligen. Sie wird
vorwiegend durch Spenden finanziert und
ist ZEWO-zertifiziert.
21
2011
3
WissensWert
GIST- und Sarkom-Foren 2011 vom
23. bis 25. Juni 2011 in Bad Nauheim
Der medizinisch-wissenschaftliche Tag
des diesjährigen Sarkom-Forums fand in
Kooperation mit der GISG (German
Interdisciplinary Sarcoma Study Group)
und der Patientenorganisation SOS
Desmoide statt. Folgende Sarkom-Experten
waren der Einladung des Lebenshauses
gefolgt und referierten zu diesen Themen:
n PD Dr. Bernd Kasper, Mannheim
(Mitglied des mediz.-wiss. Beirates des
Lebenshauses)
Sarkome - Einleitung und Überblick
n Prof. Dr. Gunhild Mechtersheimer,
Heidelberg
Sarkome - Pathologie und
Molekulargenetik
n Prof. Dr. Matthias Schwarzbach,
Frankfurt
Sarkome – Qualitative Chirurgie von
Sarkomen am Körperstamm, im Retroperitoneum und an den Exktremitäten
(inkl. ILP = Isolierte Extremitäten­
perfusion)
n PD Dr. Lars Lindner, München
Sarkome - Klassische Chemotherapien
(inkl. Hyperthermie)
n PD Dr. Bernd Kasper, Mannheim
Sarkome - „nib, mab und imus“: Neue
systemische – zielgerichtete Therapien!
Was sind genau Targeted Therapies –
am Beispiel Imatinib/Sunitinib?
Targeted Therapies mit Sarkom-Potenzial wie z.B. Trabectedin, Pazopanib
oder Ridaforolimus…
22
Nachfolgend eine verständliche
Zusammenfassung von SarkomBasiswissen
Sarkome sind mit jährlich rund 4000 bis
5000 Neuerkrankungen in Deutschland
eine vergleichsweise seltene Tumorgruppe.
Die Tumoren werden leider oft erst spät
erkannt, da an die Möglichkeit eines
Weichgewebe- oder Knochensarkoms
zunächst oft nicht gedacht wird. Die frühzeitige Diagnose und interdisziplinäre Ko­
operation von erfahrenen Sarkom-Experten
jedoch - ist entscheidend für den Verlauf
und die (Über-)Lebensprognose des Patienten. Hinzu kommt, dass es sich bei den
Sarkomen nicht um ein Krankheitsbild
handelt. Es lassen sich inzwischen weit über
150 histologische Subtypen gut- und bös­
artiger Weichgewebetumoren klassifizieren,
wobei etwa 50 bis 60 maligne Subtypen
häufiger auftreten und als lebensbedrohend
einzuordnen sind.
Die Behandlungsqualität beginnt bereits bei
der Bestimmung durch erfahrene Pathologen
wie Frau Prof. Dr. Mechtersheimer, die mit
entsprechender Expertise und Erfahrung
eine eindeutige Diagnose stellen müssen.
Einige Weichgewebesarkome wie beispielsweise die GIST, Leiomyosarkome oder Lipo­
sarkome treten häufiger auf – doch bei der
Hälfte der Betroffenen finden sich zum Teil
extrem seltene Subtypen. Sarkome sind Tumoren, die keine Grenze kennen. Das heißt:
Sarkome können praktisch in allen Körper­
regionen auftreten. Entsprechend unterschiedlich sind die Symptome, mit denen sich
die verschiedenen Subtypen manifes­tieren.
Wichtigstes Ziel muss es sein, dass jeder
Patient die richtige Diagnose gestellt bekommt und eine für seine spezielle Tumorsituation am besten geeignete Therapieform
erhält. Das begründet die Forderung der
Patientenorganisationen und führender
Sarkom-Experten, Patienten mit solchen
Diagnose unbedingt in spezialisierten
Sarkom-Zentren zu behandeln. Derzeit gibt
es in Deutschland etwa ein Dutzend qualifizierte Sarkom-Zentren, was heißt, dass oft
eine „wohnortnahe“ Versorgung der Patienten
nicht zu gewährleisten ist.
Hauptsymptom der meisten Weichgewebe­
sarkome ist eine Raumforderung, also eine
Schwellung oder Wucherung, die oft keine
spezifischen Beschwerden verursacht. So erfolgt die Erstdiagnose oft erst bei Patienten
mit bereits lokal fortgeschrittenen Tumoren
oder bereits erfolgter Metastasierung. Dabei
steht die Metastasierung in die Lunge im
Vordergrund – seltener ist das Auftreten von
Metastasen in den Knochen.
Der Grad der Tumordifferenzierung ist
neben der Größe und der Lage sowie dem
Vorhandensein von Metastasen für die Behandlungsplanung von großer Bedeutung.
Zur Behandlung gehört je nach Stadium und
Subtyp die Operation, Bestrahlung sowie
Chemotherapie oder Target-Therapien (medikamentöse oder systemische Therapien).
2011
Chirurgie
Sollten Patienten die Diagnose „Sarkom“
gestellt bekommen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, während des Erkrankungsverlaufes chirurgisch behandelt zu werden.
Die Chirurgie spielt eine zentrale Rolle in
der Behandlung von nahezu allen Weich­
gewebesarkomen. Sie ist die älteste Form
der Therapie und sicherlich auch die Wirksamste: Denn die meisten Heilungen werden
noch immer durch die Chirurgie (Operation,
Resektion) erreicht oder durch die Kombination der Chirurgie mit Bestrahlung und/
oder medikamentöser Therapie. So ist die
sogenannte R0-Resektion (mikroskopisch
tumorfreie Ränder) noch immer das beste
prognostische Kriterium auch bei den
Weichteilsarkomen. Wenn im Laufe Ihrer
Erkrankung chirurgische Techniken eingesetzt werden – dann meist aus verschiedenen
Gründen. Jeder sehr unterschiedliche chirur­
gische Eingriff hat seine eigene Zielsetzung:
um z.B. den Primärtumor zu entfernen, um
andere Tumoren/Läsionen/ Metastasen zu
entfernen oder z.B. um Symptome/
Beschwerden zu vermeiden/zu lindern.
Strahlentherapie
Ziel der Strahlentherapie ist es, das Tumorgewebe lokal/regional zu zerstören. Die
Dosiseinheit in der Strahlentherapie heißt
Gray (gebräuchliche Abkürzung Gy). Die
für eine Tumorvernichtung notwendige
Dosis richtet sich nach der Strahlenempfindlichkeit des entsprechenden Tumors
und liegt meist zwischen 40 und 70 Gy.
Welche Gesamtdosis für den einzelnen
Patienten und seine Erkrankung angestrebt
wird, legt der behandelnde Radioonkologe
in der Regel vor dem Behandlungsbeginn
fest. Diese Gesamtdosis wird in „Einzelportionen“ aufgeteilt (Fraktionierung).
Bestrahlung alleine wird extrem selten zur
definitiven Behandlung von Weichgewebe­
sarkomen eingesetzt. In den Fällen, in welchen eine Operation nicht möglich ist –
Tumoren nicht oder eingeschränkt resektabel sind – kann Bestrahlung primär sinnvoll
sein. Grundsätzlich kann eine Bestrahlungstherapie bei Sarkomen, vor, während oder
nach der Operationen gegeben werden.
Für etliche Sarkome hat sich inzwischen als
Standard – um den Tumor unter Kontrolle
zu bringen – die Kombination aus Operation
und Bestrahlung etabliert. Die Bestrahlung
wird hier z.B. angedacht, um entweder
lokale/regionale Rezidive zu vermeiden,
die sich durch verbliebene, mikroskopisch
kleine Zellen entwickeln könnten oder zur
Zerstörung benachbarter Läsionen, die
operativ nicht entfernt werden konnten.
3
SARKOME
Zugelassene Zytostatika (Substanzen
in der Chemotherapie) zur Behandlung
von Weichteilsarkomen:
n Doxorubicin
n Ifosfamid
n Dacarbazin
n PEG-liposomales Doxorubicin
(Kaposi-Sarkome)
n Trabectedin (nach Doxorubicin/
Ifosfamid)
Chemotherapie
Der Ausdruck Chemotherapie bezeichnet die
medikamentöse (systemische = im ganzen
Körper wirkende) Therapie von Krebserkran­
kungen. Eine Chemotherapie kann –
abhängig vom Stadium der Erkrankung –
unter kurativen (heilenden), neoadjuvanten
(vorher unterstützenden), adjuvanten (unterstützenden) oder palliativen (lindernen)
Gesichtspunkten durchgeführt werden.
Die Medikamente der Chemotherapie
(Zytostatika) können auf verschiedene Art
verabreicht werden: in Tabletten- oder
Kapselform, per Spritze oder per Infusion.
Dies kann sowohl ambulant als auch stationär erfolgen. Zytostatische Medikamente
können einzeln (Monotherapie) oder miteinander kombiniert (Polychemotherapie
oder Kombinationstherapie) und in einer
bestimmten Abfolge verabreicht werden.
Die Festlegung der Dosierung erfolgt entweder nach Milligramm pro Tag (Tabletten,
Kapseln) oder durch Berechnung nach
Körperoberf läche (XY mg je 1m 2 Körper­
oberf läche).
PD Dr. Bernd Kasper aus Mannheim
referierte zum Thema „Neue systemische zielgerichtete Therapien bei Sarkomen“.
Substanzen mit Zulassung für andere
Indikationen aber dokumentierter Wirksamkeit bei Weichteilsarkomen:
n Docetaxel + Gemcitabin
n Gemcitabin
n Paclitaxel
n Trofosfamid
n Actinomycin D (bei Kindern)
n Aromataseinhibitoren
Target-Therapien oder
zielgerichtete Therapien
Die Gruppe der „Targeted Therapies“ sind
ein neuer Ansatz in der Behandlung von
Krebs. Dank neuer Erkenntnisse der Molekularbiologie und Biomedizin können in
der gezielten Krebstherapie bestimmte
Merkmale und Eigenschaften bösartiger
Zellen für die Entwicklung neuer, spezifischer Medikamente genutzt werden –
etwa monoklonale Antikörper gegen Oberf lächenproteine der Krebszellen oder zur
Hemmung der krebsbedingten Neubildung
von Blutgefäßen (Antiangiogenese).
Da diese Merkmale auf gesunden Zellen
meist kaum oder gar nicht vorkommen, ist
die gezielte Krebstherapie in der Regel
gleichsam schonend und wirksam. Das
Prinzip der gezielten Krebstherapie ist es,
besondere Merkmale und Eigenschaften
von Krebszellen zu identifizieren, welche
auf gesunden Körperzellen nicht vorkommen, um Medikamente zu entwickeln, die
gezielt Krebszellen bekämpfen und gesunde
Zellen verschonen. Dabei wird beispielsweise ausgenutzt, dass Krebszellen meist
Veränderungen in ihrer Erbsubstanz aufweisen (Mutationen), welche zu veränderten Proteinstrukturen auf den Krebszellen führen.
Wie Sie in diesem WissensWert im Bericht
vom ASCO 2011 lesen können, sind bei
bestimmten Sarkom-Subtypen die neueren,
23
2011
3
WissensWert
sogenannten Target-Therapien im Vormarsch. Je eindeutiger dabei die histologische
Diagnose feststeht, desto eher kann eine
solche zielgerichtete Therapie sinnvoll sein.
Hyperthermie
Überwärmung des ganzen Körpers oder
einzelner Körperareale. In der Krebstherapie
allgemein, erfolgt eine künstliche Temperaturenerhöhung auf Werte zwischen 40 und
44 Grad Celsius, je nach angewandter Methode. Das primäre Ziel ist nicht das direkte
Abtöten von Krebszellen durch die Überwärmung. Sondern: Tumorzellen sollen
sensibler für natürliche Abbauprozesse oder
auch Strahlen- oder Chemotherapie werden.
Extremitätenperfusion (ILP)
Sonderform der Chemotherapie, mit der
nur Extremitäten behandelt werden.
ILP steht für „Isolated Limb Perfusion“
(= Isolierte Extremitäten Durchströmung/
-f lutung). Bei der ILP wird der vom Tumor
befallene Arm oder das vom Tumor befallene
Bein unter Narkose vom Blutkreislauf zeitweise „abgekoppelt“ und mit sehr starken
zytostatischen Medikamenten (TNF-alpha
= Tumor-Nekrose Faktor alpha und Melpha­
lan = Chemotherapeutikum) durchspült. Da
bei dieser Behandlung nicht der gesamte
Körper behandelt wird und die Extremitäten
mehr chemo-therapeutische Medikamente
vertragen als andere Körperteile oder Organe,
kann hier mit größeren MedikamentenMengen oder stärkeren Medikamenten
gearbeitet werden als bei der „normalen“
Chemotherapie. Ein wichtiges Ziel der
Extremitätenperfusion kann es sein, eine
Amputation zu verhindern, indem nur der
betroffene Arm oder das betroffene Bein
eine sehr hoch dosierte Chemotherapie erhält, die dazu führen soll, dass der Tumor
sein Wachstum einstellt, kleiner wird oder
sogar ganz verschwindet. Oft folgt der ILP
eine Resektion/Operation nach.
Nach der Mittagspause, fanden
Kurzvorträge zu ausgewählten
Sarkom-Subtypen statt:
24
Prof. Dr. Matthias Schwarzbach bei seinem
Vortrag zur Chirurgie bei Sarkomen.
PD Dr. Hans Ulrich Schildhaus, Pathologe
aus Köln. Er half GIST- und SarkomPatienten das Thema „Krebs Allgemein“
besser zu verstehen.
Desmoide
Abdomens, der Haut, der Gefäße und des
Weichgewebes aufgrund unterschiedlicher
Kriterien unterteilt.
Kurzvortrag folgte von Dr. Marit Ahrens, Essen
Der Desmoid-Tumor ist ein strahlenresistenter
Tumor aus der Gruppe der Fibro­matosen, der
sich an den Umhüllungen von Muskeln (Muskelfaszien) bildet. Aufgrund seines Verhaltens,
der Neigung in das umliegende Gewebe infiltrierend einzuwachsen wird der DesmoidTumor klinisch zu den niedrigmalignen Sarkomen gezählt. Die allgemeine Inzidenz beträgt 1:4 Millionen. Am häufigsten betroffen
sind Frauen nach der Schwangerschaft (durch
einen Desmoid-Tumor im Bauchraum). Bei
Kindern und Jugendlichen sind eher Extremitäten, Kopf und Nackenbereich betroffen. Ein
Desmoid-Tumor kann sich spontan zurückbilden oder langsam fortschreiten. Dabei kann es
zu schmerzhaften Entzündungen, Beeinträchtigungen der Funktion benachbarter Organe
und Einschränkungen der Beweglichkeit von
Gliedmaßen kommen.
Kurzvortrag folgte von PD Dr. Bernd Kasper,
Mannheim
Leiomyosarkom
Leiomyosarkome sind bösartige (maligne)
Tumoren des Weichgewebes, die weniger
häufig vorkommen als die Leiomyosarkome
des Uterus oder des Gastrointestinaltraktes.
Sie machen 5-10% der Weichgewebesarkome
aus und sind bspw. seltener als das Liposarkom
und das undifferenzierte pleomorphe Sarkom.
Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
Generell werden uterine und nicht-uterine
Leiomyosarkome unterschieden. Nichtuterine Leiomyosarkome werden nochmal
in Leiomyosarkome des Retriperitoneums/
Liposarkom
Das Liposarkom ist ein seltener bösartiger
Tumor des Weichteilgewebes (Sarkom), der
feingewebliche Merkmale von Fettzellen
oder Fettzellvorstufen aufweist. Mit einem
Anteil von 16–18 % ist das Liposarkom eines
der häufigeren Weichteilsarkome.
Histologischer
Subtyp
Häufigkeit
Grad der
Differenzierung
Gut differenziertes
Liposarkom
40–45 %
niedriggradig
Myxoides/rundzel­
liges Liposarkom
30–35 %
mittelgradig/
hochgradig
Pleomorphes
Liposarkom
5%
hochgradig
Dedifferenziertes
Liposarkom
selten
hochgradig
Kurzvortrag folgte von PD Dr. Lars Lindner,
München
Insgesamt war das zweite Sarkom-Forum
wieder eine kompetente und sehr hilfreiche
Veranstaltung – mit Grundlagen, Neuem
aus der Forschung, Diskussionen mit erfahrenen Sarkom-Experten und einem regen
Austausch unter den Betroffenen. Unser
herzlicher Dank gilt auch hier dem ehrenamtlichen Engagement aller Referenten und
der Unterstützung der beiden forschenden
Pharmafirmen Novartis und Pfizer.
2011
3
SARKOME
Vom diesjährigen ASCO in Chicago:
Überblick über neue/potentielle
Behandlungsperspektiven bei Sarkomen
Vom 4. – 8. Juni 2011 fand in Chicago/USA der diesjährige ASCO-Kongress statt. Über 30.000
Mediziner, Patientenvertreter und Mitarbeiter der Pharmaindustrie aus aller Welt treffen sich
jährlich zu diesem bedeutenden wissenschaftlichen Krebskongress (ASCO steht für American
Society of Clinical Oncology). Der französische Sarkom-Experte Dr. Axel Le Cesne verfasste für
die europäische Dachorganisation aller Sarkom-, GIST- und Desmoidgruppen „Sarcoma Patients
EuroNet e.V. /Assoc.“ einen Kongressbericht in Englisch mit den wichtigsten Ergebnissen.
Dieser Bericht wurde im Lebenshaus von Susanne Gutermuth aus Darmstadt übersetzt und von
Markus Wartenberg bearbeitet. Liebe Susanne – im Namen aller Sarkom-Patienten im Lebenshaus:
Herzlichen Dank für Deine Zeit und Dein Engagement!
Im Bereich Sarkome hatte die ASCOKonferenz 2011 mit hervorragenden Ergebnissen aufzuwarten. Das Konzept der zielgerichteten Therapien, das mit den GIST
ganz am Anfang dieses Jahrtausends ins
Leben gerufen wurde, hat zweifellos für die
seltenen Tumoren neue Horizonte eröffnet.
Eine bessere biologische und zytogenetische
Charakterisierung von Sarkomen im Allgemeinen führt dazu, dass jeder histologische
Subtyp in den kommenden Jahren ein
potenzielles Ziel für die Entwicklung neuer
therapeutischer Ansätze ist. In jedem histologischen Subtyp sind die Signalwege
erforscht, so dass klinische Studien initiiert
werden können, die auf molekularen Anomalitäten basieren (diese sind primär und
ursächlich für einige, sekundär für andere
Subtypen). Das Jahr 2011 ist gekennzeichnet
durch das Ende der herkömmlichen Chemo­
therapien und durch die Entwicklung zielgerichteter Therapien – erkennbar durch die
Tatsache, dass bei dieser ASCO-Konferenz
keine Vorträge über die klassischen Chemotherapien gehalten wurden! Was gibt es also
beim ASCO 2011 Neues für den Bereich
Sarkome?
Gliederung:
A. Adjuvante Chemotherapie
B. C
hemotherapie/neoadjuvante
Strahlentherapie
C. C
hemotherapie bei fortgeschrittener
Erkrankung
D. Z
ielgerichtete Therapien
(Target-Therapien) und Zytostatika
E. N
eues zu histologischen
Sarkom-Subtypen
A. Adjuvante Chemotherapie
Ein sensibles Thema bleibt weiterhin die
adjuvante Chemotherapie, für die es keinen
internationalen Konsens gibt. Gründe sind
u. a. die Tatsache, dass sich die Indikation
von Land zu Land unterscheidet, das Knowhow, der Glaube der Versuchsleiter und
auch die Interpretation in der Literatur, die
oft widersprüchlich ist.
In diesem Jahr ist die Studie über „Uterine
Sarkome“ (Pautier et al, abstract no 10022)
zweifellos die interessanteste. Dafür gibt es
mindestens 3 Gründe:
1. Die Schwierigkeit, Patienten mit
solchen seltenen Krebsformen in Studien
einzuschließen (Chemotherapie plus
Strahlen­therapie gegenüber einer alleinigen
Strahlen­therapie). Problem: Die vor­zeitige
Beendigung der Studie mangels zunehmen­
der Zahl Studienteilnehmer (81 Patienten),
2. die Eigenwilligkeit, lediglich eine
spezielle Sarkom-Unterart, die mit einer
herkömmlichen Chemotherapie behandelt
wurde, in eine Studie einzuschließen,
3. die positiven Ergebnisse für das progressionsfreie Überleben (PFS) nach 3 Jahren
bei adjuvanter Chemotherapie (Steigerung
von 41% auf 55% bei dem Studienarm
Chemo­therapie plus Strahlentherapie). Das
Überleben nach 3 Jahren wurde ebenfalls
verbessert (von 69% auf 81%) – war aber
nicht signifikant. Bewegen wir uns vorwärts zu neuen therapeutischen Standards
für die Behandlung von „Uterinen HighGrade Sarkomen“?
SarcGyn-Studie
Progressionsfreies Überleben in beiden
Studien-Armen: Chemotherapie plus
Strahlentherapie (BLAU) gegenüber der
alleinigen Strahlentherapie (GRÜN)
25
2011
3
WissensWert
B. Chemotherapie/
neoadjuvante
Strahlentherapie
1. In spezialisierten Zentren werden lokal
fortgeschrittene „High-Grade Sarkome der
Gliedmaßen“ häufig mit einer systemischen
Induktions-Therapie behandelt. Ob dieses
Verfahren einen Einf luss auf das Überleben
hat, konnte bis jetzt noch nicht gezeigt werden, außerdem müssen Kriterien definiert
werden, nach denen Patienten, die von dieser
Behandlung profitieren könnten, ausgewählt
werden. Derzeit gibt es noch keine laufende
randomisierte Studie zur Beantwortung
dieser Frage.
2. Eine nicht-randomisierte Phase-II-Studie
zur Beurteilung einer kombinierten ChemoStrahlentherapie bei „Retroperitonealen
Sarkomen“ (Gronchi et al, abstract no 10020):
84 Patienten erhielten 3 Zyklen hoher
Dosen Ifosfamid mittels Dauerinfusion
(1g/m 2/Tag über eine Dauer von 14 Tagen)
bei gleichzeitiger Strahlentherapie ab dem
2. Zyklus (50,4 Gray in 28 Einzel-/Teildosen).
Nur 2/3 der Patienten konnten das vorher
festgelegte Programm beenden. Bei sieben
Patienten wurde ein objektives Ansprechen
beobachtet, bei einem Patienten eine Progression (Fortschreiten), bei den anderen eine
stabile Erkrankung. 79 Patienten wurden
operiert, bei 70 konnte eine komplette
makroskopische Resektion erreicht werden.
(Makroskopisch = mit dem Auge sichtbar).
Die lokoregionäre (lokoregionär = auf eine
bestimmte, eng begrenzte Stelle bzw. auf
ein unmittelbar zusammenhängendes System/
Organsystem beschränkt) progressionsfreie
3-Jahres-Überlebensrate beträgt 69%, während die 3-Jahres-Überlebensrate 80%
erreicht. Die Rolle der neo-adjuvanten
Strahlentherapie wird durch eine randomisierte Phase-III-Studie untersucht, die bald
durchgeführt werden soll. Dies ist die einzige
Möglichkeit, um zu zeigen, dass ein solcher
Ansatz für „Retroperitoneale Weichteil­
sarkome“ relevant sein kann.
3. Die endgültigen Ergebnisse der von der
EORTC (EORTC = European Organization for Research and Treatment in Cancer)
koordinierten Studie (Studie 62961), über
die 2007 (Issels et al, abstract no 10009)
26
berichtet wurde, liegen vor. In dieser Studie
wurden für lokal fortgeschrittene Weichteil­
tumoren zwei Behandlungen verglichen:
Zum einen eine EIA Induktions-Chemotherapie (Etoposid 250 mg/m 2 , Ifosfamid
6 g/m 2 und Adriamycin 60 mg/m 2 ), zum
anderen die gleiche Chemotherapie in
Kombination mit lokaler Hyperthermie.
Das gleiche Team berichtet jetzt, dass G2Sarkome von der Chemotherapie-Hyperthermie-Kombinationsbehandlung besser
profitieren als G3-Sarkome (Issels et al, abstract no 10021). Das gilt für lokoregionäre
Rezidive und die progressionsfreie Über­
lebenszeit (PFS) sowie für das Gesamtüberleben. Warum? Fortsetzung folgt…
4. Für die Italienische Sarkom-Gruppe
müssen die Auswirkungen der „adjuvanten“
Chemotherapie nicht mehr aufgezeigt werden,
seit sie die Ergebnisse ihrer randomisierten
Studie mit 107 Patienten vor einigen Jahren
veröffentlicht haben (Frustaci et al, JCO 2001,
19: 1238-1247). Dieses Vorgehen ist mittler­
weile transalpiner Standard. Die folgende
Studie, die von der italienischen SarkomGruppe koordiniert wird, vergleicht 5 Zyklen
Chemotherapie (3 Zyklen neo-adjuvant,
gefolgt von 2 Zyklen als adjuvante Behandlung) mit 3 Zyklen der gleichen Chemotherapie (Epiadriamycin 120 mg/m 2 , Ifosfamid
9 g/m 2 ) als neo-adjuvante Behandlung. Die
Ergebnisse wurden im letzten Jahr vorgestellt
(ASCO 2010, Gronchi et al, abstract no
10003): Die Prognose für die Patienten ist
für jedes analysierte Kriterium in den beiden
therapeutischen Studien-Armen ähnlich
(nicht signifikant unterschiedlich), die
Gesamtüberlebensrate liegt bei 69% in
einem Arm.
In diesem Jahr versuchte das gleiche Team,
eine Korrelation/einen Vergleich zwischen
den RECIST-Ansprechkriterien (= Response
Evaluation Criteria In Solid Tumors =
Bewertung nach Größenänderung) und den
CHOI Ansprechkriterien (Bewertung nach
Dichte-Änderung im CT) in Richtung der
Bedeutung für die Zukunft des Patienten zu
untersuchen (Stacchiotti et al, abstract no
10019): RECIST-Kriterien helfen nicht,
Untergruppen von Patienten mit genauen
Prognosen zu identifizieren (Patienten, die
ansprechen, schneiden genauso gut oder
schlecht ab wie solche, die nicht ansprechen).
Über 30.000 Teilnehmer verzeichnete das
ASCO Meeting in diesem Jahr.
Die CHOI-Kriterien dagegen erlauben die
Aussage, dass Patienten, die ansprechen,
eine verbesserte Überlebensrate zeigen im
Vergleich zu Patienten in einer stabilen oder
fortschreitenden Erkrankung. Diese Studie ist
jedoch retrospektiv, d. h. CT-Scans wurden
retrospektiv (= zurückblickend) mit den
CHOI-Kriterien analysiert. Zwei nicht
eindeutige Gruppen von Patienten wurden
verglichen. Warum die Daten der progressiven Patienten mit denen in einer stabilisierten Erkrankung zusammengefasst wurden,
ist eine unbeantwortete Frage. Dennoch
lieferte diese Studie eine weitere Bestätigung, dass lokalisierte „Leiomyosarkome“
weniger empfindlich für Chemotherapie
sind als die anderen Sarkom-Subtypen, wie
es in der metastasierten Situation beobachtet
wurde (Casali et al, abstract no 10089).
Die gleiche Aussage ergibt sich aus einer
anderen italienischen Serie mit nur 29
Patienten, die mit Anthrazyklinen und
Ifosfamid behandelt wurden (Comandone
et al, abstract no 10086).
5. Einer der interessantesten Beiträge befasste sich mit dem Test eines Anti-MDM2
(Substanz RG7112 – Nutline – von Roche)
bei „operablen - lokalisierten oder lokal
fortgeschrittenen gut differenzierten und
dedifferenzierten Liposarkomen“ welche
MDM2 überexprimieren oder verstärken.
(Coquard et al, abstract no 10007b). Dieser
Test war eine Phase-II-Pilotstudie, sozusagen der erste Test am Menschen für diesen
2011
der Zellproliferation (K167). Diese Studie,
die unstrittige Beweise einer klinischen
(PR) und biologischen Wirksamkeit enthält,
ist ausgesprochen innovativ und sollte sehr
genau verfolgt werden.
Sarkom-Subtypen. Bei nicht resezierbaren
(= operierbaren) Patienten wurden zwei bis
drei Zyklen einer 10 Tage-Behandlung
(1440 mg/m 2/Tag oral) pro Zyklus von 28
Tagen vor radikalen Operationen, bzw.
Biopsien geplant. Zusätzlich wurden an Tag
1 und Tag 8 des ersten Zyklus pharmako­
kinetische und pharmakodynamische Probe­
nahmen geplant. In 6 Monaten wurden 20
Patienten in die Studie eingeschlossen, 11
mit gut differenzierten und 9 mit dedifferen­
zierten Liposarkomen: 83% der Liposarkome
hatten eine MDM2-Verstärkung und selt­
samerweise hatten 2 Patienten eine p53Mutation (in der Regel zeigen Liposarkome
eine MDM2-Verstärkung). Die Toxizität
zeigt sich vor allem im Magen-Darm-Trakt
bei 2 Patienten, die an Grad 3-4 Erbrechen
litten, einem Vorfall von Fieber-Neutropenie
und 5 Fällen von Grad 3-4 Thrombozytopenie (dies korreliert mit der AUC). Ein
Patient erfuhr eine partielle Remission
(PR), 13 Patienten wurden stabilisiert (SD)
und bei 5 zeigte sich eine Progression (PD).
Zehn Patienten wurden operiert, einer starb
an postoperativen Blutungen (Ursache war
nicht das Medikament). Der Vergleich der
biologischen Parameter, die zwischen Tag
1 und Tag 8 getestet wurden, zeigt einen
deutlichen Anstieg von p53, p21 und
MDM2, der Apoptose (= Zelltod) von
Intra-Tumorzellen und der MIC (Makrophagen hemmende cytokine1) im Serum
während der Behandlung. Dieser Anstieg
geht einher mit einer signifikanten Abnahme
6. Um dieses Thema vollständig abzuschließen, gab es zwei Poster-Präsentationen,
die Erfahrungen eines Instituts mit der
Induktions-Chemotherapie (Tanaka et al,
abstract no 10078) und der Kombination
von Induktions-Chemotherapie und intra­
operativer Strahlentherapie (Schmitt et al,
abstract no 10076) darstellen. Beiden kommen zu folgenden Schlussfolgerungen:
n E in solcher Ansatz ist machbar,
n e s ist notwendig, klinische Studien
hierzu zu entwickeln,
n e s gab eine hohe Rate an
R0-Operationen und
n d ie 2-Jahres-Überlebensraten waren
sehr befriedigend ( jeweils 91,4%
bzw. 83%).
C. Chemotherapie bei
fortgeschrittener
Erkrankung
Aus einer Studie ergibt sich, dass auch in
der palliativen Behandlung eine Operation
die einzige kurative Behandlung für Weichteilsarkome ist. Es ist wichtig, beim Auftreten
von Lungenmetastasen oder bei der Nachbehandlung von Patienten, deren Primär­
tumor mehrere Jahre zuvor reseziert wurde,
nicht routinemäßig aufzugeben (Glogowski
et al, abstract no 10088).
Überraschenderweise (…vielleicht zum ersten Mal…) ist dies die einzige wissenschaftliche Arbeit, die in diesem Jahr ausschließlich
chirurgische Daten für Weichteiltumore
präsentiert. Diese Studie zeigt, dass 29% der
metastasierten Patienten, die operiert wurden
(294 Lungenresektionen, 159 Patienten, mehrere aufeinanderfolgende Thorakotomien für
einige von ihnen), nach 5 Jahren noch leben.
Diesen Patienten, oft mit weniger als 4 Metastasen, wurden alle Metastasen komplett
reseziert. Sie haben eine längere krankheitsfreie Zeit (länger als 1 Jahr) zwischen der
Diagnose und dem metastatischen Rückfall.
Das alles ist nicht wirklich innovativ, aber
diese Studie ist sehr wichtig für die Behandlung unserer Patienten. Dies alles gilt auch für
3
SARKOME
Weichteilsarkome an seltenen Lokationen.
Eine andere Studie weist ferner darauf hin,
dass die Qualität der ersten Resektion
das Ergebnis der Patienten prognostisch
bestimmt: Patienten mit einem primären
„Herz-Sarkom“, die von einer R0-Resektion profitiert haben, haben eine mediane
Überlebenszeit von 36 Monaten gegenüber
17 Monaten bei marginal oder unvollstän­
digen Resektionen (Isambert et al, abstract
no 10093). Hierbei ist zu beachten, dass die
mittlere Größe der Weichteilsarkome zum
Zeitpunkt der Diagnose 6 cm beträgt (das
größte fast 10 cm), dass sie bevorzugt im
Vorhof (74%) und manchmal multifokal
(10%) liegen und dass die 2 häufigsten histo­
logischen Subtypen Angiosarkome und
dedifferenzierte Sarkome waren.
D. Zielgerichtete Therapien
(Target-Therapien) und
Zytostatika
1. Pazopanib (GW786034 = Votrient®
von GSK – bereits zugelassen beim
mRCC)
VEGF, PDGF und KIT-Inhibitor, Pazopanib wurde an 142 Patienten mit einer Dosierung von 800mg/Tag in einer Phase-IIStudie getestet, über die auf der ASCO
2007 berichtet wurde (Sleijfer et al, abstract
no 10031). In Bezug auf die progressionsfreie Überlebenszeit (PFS) von 3 Monaten
haben sich sehr ermutigende Ergebnisse
gezeigt (außer bei Liposarkomen).
Dieses Jahr wurde über die randomisierte
PALETTE-Studie, die diese Therapie mit
einem Placebo (Randomisierung 2:1, ohne
Cross-Over) vergleicht, berichtet (Van Der
Graaf, abstract no LBA10002). Dieser Bericht
ist eines der Highlights des Jahres: 369 Patienten (aus 13 Ländern und 72 Zentren), die
mit Anthrazyklinen vorbehandelt wurden
(nicht mehr als 4 aufeinander folgende
Monotherapien oder 2 Polychemotherapien),
waren zwischen 2008 und 2010 in die Studie
eingeschlossen. Die Toxizitäten von Pazopanib
zeigt sich vor allem durch Müdigkeit (13%
mit Grad 3 – aber auch 5% mit Grad 3 im
Placebo-Arm), Durchfall (5% mit Grad 3) und
Hypertonie (7% mit Grad 3). Die objektive
Ansprechrate im Pazopanib Arm beträgt 6%
gegenüber 0% in der Placebo-Gruppe (67%
der SD im Vergleich zu 38%). Im Pazopanib27
2011
3
WissensWert
Arm erhöht sich die progressionsfreie Überlebenszeit (PFS) um 200%, von 7 auf 21
Wochen (p> 0,0001), während sich die Gesamtüberlebenszeit um einen Monat erhöht
(p = 0,17)! Diese Studie ist die erste globale
Studie für Weichteilsarkome, die eine AntiTumor-Wirksamkeit von anti-angiogenen
Faktoren (hier VEGFR) wissenschaftlich
belegt. Bewegen wir uns hier hin zu einer
Zulassung von Pazopanib für Weichteil­
tumore? Weitere Perspektiven: Diese Ergeb­
nisse könnten zu einer ersten adjuvanten
Studie für „High-Grade Weichteilsarkome“
führen (Pazopanib versus Placebo).
2. mTor Inhibitoren (Ridaforolimus,
Sirolimus, Temserolimus)
Analoga von Rapamycin, Inhibitoren des
mTOR-Signalwegs, die den intrazellulären
Signalweg der AKT/mTOR/S6kinase
blockieren, wurden in diesem Jahr für
Weichteilsarkome mit zwei Vorträgen
und zwei Plakat-Diskussionen vorgestellt:
n
28
Ridaforolimus (AP23573 von Ariad in
Kooperation mit MSD Merck): Nach
der Phase-II-Studie, über die im Jahr
2007 berichtet wurde (Chawla et al,
abstract no 10076), wurden die Ergebnisse der randomisierten, doppelblinden
Phase-III- Studie im Vergleich zu
Placebo erwartet: Dies war die erste
Studie, die eine gezielte Therapie von
nicht-progressiven Patienten unter konventioneller Chemotherapie beurteilt
(First- bis Thirdline-Chemotherapie)
(Chawla et al, abstract no 10005).
711 Patienten wurden einbezogen –
das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) ist signifikant um 3,1 Wochen (nach Aussage unabhängiger Gutachter), bzw. 7,7 Wochen (nach Aussage
der Untersuchenden) angestiegen, jedoch ohne signifikante Auswirkungen
auf das Überleben (2 Monate). In der
Regel sind Patienten, die mit Ridaforolimus behandelt wurden, nach abgeschlossener Chemotherapie stabil (-1,3%),
während unter der Placebo-Behandlung
langsam eine Progression eintritt
(+10,3%). Alle histologischen Subtypen
profitieren von Ridaforolimus. 61% der
in den therapeutischen Arm eingeschlossenen Patienten entwickelten eine
Mukositis (9% mit Grad 3), bedauerlicherweise sind auch sechs Todesfälle im
Zusammenhang mit Lungen-Probleme
im
Ridaforolimus Studienarm zu beklagen.
n
Die Kombination von Sirolimus und
Endoxan wurde auch bei metastasierenden Weichteilsarkomen beurteilt
(Schuetze et al, abstract no 10003): Endoxan scheint die Aktivität von
Sirolimus nicht zu fördern (1 Patient
mit PR von 47 auswertbaren Patienten).
n
Darüber hinaus gab es zwei klinische
Phase-I-Studien, die die Kombination
von Temserolimus und Irinotecan (Movva et al, abstract n° 10027) und die
Kombination von Temserolimus und liposomalen Anthrazyklinen beurteilen
(Loeb et al, abstract n° 10026). (Temserolimus = Torisel® von Wyeth/Pfizer –
bereits zugelassen beim mRCC).
3. Cediranib (AZD2171 = Recentin® von
AstraZeneca)
Cediranib ist ein potenter selektiver Antagonist des VEGF (anti-VEGF1, -2 und -3)
und des KIT. Es wurde mit 30 mg/Tag an
36 Patienten (davon 7 im letzten Jahr) getestet, bei denen ein „Alveoläres Weichteil­
sarkom“ (ASPS) diagnostiziert wurde.
Charakteristisch für ASPS ist eine spezifische Translokation (X-17) (ASPL-TFE3),
eine anfängliche und gut bekannte Chemoresistenz, eine sofortige oder spät metastasierte Situation und seine bereits bekannte
Empfindlichkeit gegenüber anti-VEGF
(ASCO 08, Stacchiotti et al, abstract no
10592, ASCO 09, Gardner et al, ASCO
2010, Palassini et al, abstract no 10014).
Bei nahezu allen Patienten wurde unter der
Behandlung ein Rückgang ihrer Zielläsion
beobachtet (progressive Erkrankung in
einigen seltenen Fällen), 40% von ihnen
erreichten eine radiologische Bedeutung
(RECIST PR), andere zeigten eine nicht
signifikante Abnahme mit einer klinischen
6 Monats-Verbesserung von 78% (Kummar
et al, abstract no 10001). Nahezu alle Patienten profitieren von einer metabolischen
Verbesserung während der Behandlung
(FDG-PET oder funktionelles MRT) >>>
Herunterregelung der Genexpressionen,
welche in die Vaskularisation eingebunden
waren wie: FLT1, KDR, ESM1 oder
Angiopoietin 2. Bewegen wir uns in dieser
Nische der Weichteilsarkome hin zu einer
Zulassung?
4. Brivanib (BMS-582664 von
BMS Bristol-Myers Squibb)
Als Hemmer von VEGFR1, -2, -3 und
FGF1, -2 und -3 wurde Brivanib bei 251
Patienten, die mehrfach vorbehandelt
waren, getestet (Dosis 800 mg/Tag).
Patienten, bei denen so eine Stabilisierung
der Erkrankung erzielt wurde, wurden
2011
dann randomisiert (insgesamt 76 Patienten)
– bei einem Teil wurde die Brivanib-Gabe
fortgesetzt, bei dem anderen Teil Placebo gegeben (mit der Möglichkeit des Cross-overs).
(Schwartz et al, abstract no 10000). Obwohl
die Ansprechrate nach 12 Wochen nur 2,8%
betrug (7 PR - darunter 3 Pat. mit Angiosarkomen), ist das progressionsfreie Über­
leben (PFS) der mit Brivanib behandelten
Patienten, die eine Sarkom Überexpression
in FGF2 zeigten, deutlich gestiegen: 2,4 Monate versus 1,4 Monate. FGF2 ist in jedem
Sarkom-Subtyp exprimiert. Wie bei jedem
Anti-VEGFR sind auch hier die häufigsten
Nebenwirkungen Bluthochdruck (15% mit
Grad 3-4) und Müdigkeit (10% mit Grad
3-4). Die Aussagen müssen noch bestätigt
werden.
5. Denosumab (Prolia® von Amgen)
Auf bauend auf die Höhepunkte der ASCO
2008 und 2009 bei Bindegewebe-Tumoren
gibt es eine laufende globale Phase-IIZulassungsstudie für rezidivierende oder
lokal fortgeschrittene Riesenzelltumore
(Giant Cell Tumors = GCTs), die einen
verstümmelnden chirurgischen Eingriff
erforderlich machen (Blay et al , abstract no
10034 und Cleeland et al, abstract no
10037). Vorläufige Ergebnisse sprechen für
sich:
nVon 73 Patienten mit einem nicht operablen GCT hatten 72 einen
klinischen Nutzen (einschließlich
2 CR und 42% mit PR).
nBei 23 operablen Patienten lag die
klinische Verbesserung bei 100%.
nI n der 25. Woche ging bei 84% und
70% der letzten zwei Gruppen der
Schmerz um 2 Punkte auf der SchmerzSkala zurück, die in dieser Studie
verwendet wurde.
Mehr als 350 Patienten sind derzeit in dieser
Studie eingeschlossen. Definitive Resultate
wird es wahrscheinlich im nächsten Jahr geben.
6. Anti-IGFR1
Obwohl sie wegen der Ergebnisse, die in
den vergangenen Jahren vorgestellt wurden,
weitgehend aufgegeben wurde, wurde über
eine abschließende Phase-II-Studie in PNET
Tumoren während dieses ASCO berichtet
(Schoffski et al, abstract no 10004): Gleiche
Ergebnisse mit Cixutumumab (ImClone,
CP13-0707) wie mit anderen IGF1Rs.
Nicht weniger als 111 Patienten (PNET,
Liposarkome, Synovialsarkome, Leiomyosarkome, Rhabdomyosarkome) mit einer
medianen progressionsfreien Überlebenszeit
(PFS) von weniger als 7 Monaten in jeder
Tumoren-Art (Liposarkome: 12 Monate)
wurden in diese Studie eingeschlossen. Ist die
natürliche Entwicklung von Liposarkomen
langsamer als die anderer Tumore oder hat
Cixutumumab eine besondere Wirkung in
Liposarkomen? Die Gabe von Temserolimus
(25 bis 37,5 mg) zusätzlich zu Cixutumumab
(6 mg/kg IV) scheint die Wirksamkeit nicht
zu verbessern, abgesehen von einem interes­
santen CR bei einem Patienten, der unter
einem anderen anti-IGF1R eine Progression
zeigte und einer PR bei 20 Patienten mit
PNET-Tumoren (17 Ewing-Sarkome und
3 kleine rundzellige desmoplastische Tumore)
(Naing et al, abstract no 10031).
7. Imatinib (STI571 = Glivec® von
Novartis – u. a. bereits zugelassen
bei CML und GIST)
Mehr als 13 Jahre, nachdem die ersten
Patienten mit Imatinib (erst bei CML –
dann bei GIST) behandelt wurden, beweist
dieses Medikament nun auch seine Wirksam­
keit in anderen seltenen Krebsarten! Nach
Dermatofibrosarcoma Protuberans, Aggressiver Fibromatose (Desmoide), Chordomen
und PVNS Pigmentierte Villonoduläre Syno­
vialitis werden jetzt zwei andere mögliche
Indikationen weiter untersucht:
nNeurofibrome (Robertson et al, abstract
no 10030): 36 Patienten mit Plexiformen
Neurofibromen (oft schmerzhaft und
behindernd) erhielten Imatinib in einer
Dosierung von 440mg/Tag bei jungen
Erwachsenen, bzw. 800mg/Tag bei Patienten über 19. Bei 62% der Patienten
wurde eine Abnahme von mindestens
5% der Läsionsgröße beobachtet! Die
Anwesenheit von zirkulierenden Zytokinen unter Imatinib gilt als ein Indikator für die schlechte Prognose.
n Kaposi-Sarkome, in denen KaposiZellen durch das Herpes-Virus 8 (HHV8)
infiziert wurden, äußern sich durch
KIT und PDGFR (Koon et al, abstract
no 10028). 30 Patienten hatten vor dem
Einsatz von Imatinib eine CD4 mediane
3
SARKOME
Rate 263. Die objektive Ansprechrate
beträgt 33% und ist damit ähnlich hoch
wie die mit Doxorubicin erreichte Ansprechrate. Im Gegensatz dazu konnte
Everolimus (Afinitor ® von Novartis) mit
10mg/Tag das HHV8 während der Behandlung reaktivieren (nur 1 PR bei 11
Patienten) (Porcher et al, abstract no
10067).
8. Sorafenib (Nexavar® von Bayer –
bereits zugelassen beim mRCC und bei
Leberkrebs)
Pantyrosyn-Kinase hemmt KIT, PDGFR,
VEGFR und Serin-/Threonin-Kinasen
(RAS/RAFMEK/ERK), Sorafenib wurde
in diesem Jahr nicht als Monotherapie getestet, sondern in Kombination mit Dacarbazin
(1000mg/m 2 ) in Leiomyosarkomen, in
MPNSTs (Maligne Periphere Nervenscheidentumoren) und in Synovialsarkomen
(D'Adamo et al, abstract no10025): Während
des Tests musste die Dosierung der Kombination schnell aufgrund hämatologischer
Toxizität (1 Todesfall) gesenkt werden, die
Ansprechrate beträgt 10% (RECIST). Bei
3 von 10 Synovialsarkomen und bei 6 von
17 Leiomyosarkomen wurde ein klinischer
Nutzen beobachtet, bei MPNST konnte kein
klinischer Nutzen erfasst werden. Eine mediane progressionsfreie Überlebenszeit (PFS)
von 77 Tagen und ein Gesamtüberleben von
13,2 Monaten sind nicht sehr revolutionär.
9. Trabectedin
(Yondelis® von PharmaMar)
Es gab in diesem Jahr keine Veröffentlichungen über Trabectedin, das in Europa
im September 2007 für metastasierende
Weichteilsarkome genehmigt wurde (nach
Versagen einer auf Anthrazyklinen und
Ifosfamid basierten Chemotherapie).
10. Anthrazykline und Alkylantien
ASCO 2011 verkündet das bevorstehende
Ende der herkömmlichen Chemotherapien.
Es gibt nur sehr wenige neue Veröffentlichungen über die „alten Medikamente“ aus
der Familie der Anthrazykline und Alkylantien. Erwähnenswert sind:
n Eine italienische Serie, die auf ein häufiges genutztes transalpines Design aufbaut: Ifosfamid in der Dosierung 1g/
m 2/Tag von Tag 1 bis Tag 14 aus29
2011
3
WissensWert
schließlich für Liposarkome zeigte, dass
diese Therapie wahrscheinlich wirksamer
für Gut oder Dedifferenzierte Lipo­
sarkome als für Myxoide Liposarkome
ist (Sanfilippo, abstract no 10023 ), obwohl jeder das Gegenteil erwartet hatte.
Zu beachten ist, dass die Neurotoxizität
dieses thera­peutischen Designs (vor
allem während des 1. Zyklus) hauptsächlich von der Kreatinin-Clearance
abhängt (Alam et al, abstract no 10087).
n Ein weiteres Update der Phase-II-Studie
über die Kombination von Doxorubicin
(75mg/m 2 D1) mit TH-302 (300 mg/m 2
Tag 1 und Tag 8), nitroimidazole prodrug
of the bromo-phosphoramide mustard
(Cranmer et al, abstract no 10024): Bei
den 62 in der Studie eingeschlossenen
nicht vorbehandelten Patienten ist die
limitierende Toxizität immer noch kutan
(5% der Patienten) und hämatologisch
(23% mit einer Neutropenie Grad 3-4).
Die objektive Ansprechrate beträgt 32%
(2% CR), die Rate der Tumorkontrolle
nach 6 Monaten 61% (56% in Phase I-II
des letzten Jahres), das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) 6,4 Monate
und das Gesamtüberleben 16,1 Monate.
Wird es dazu in Zukunft eine randomisierte Studie geben?
n Eine Phase-II-Studie zur Beurteilung
von (non pegylated liposomalem)
Doxorubicin (Sarcodoxoma, DX-GP)
bei spanischen Patienten mit einem
Alter über 65 Jahre (Lopez-Pousa et al,
abstract no 10072): bei einer verabreichten
Dosierung von 80 mg/m 2 alle 3 Wochen
bei 37 Patienten war die limitierende
Toxizität hauptsächlich hämatologisch
(16% febrile Neutropenie) und Asthenie
(10% Grad 3-4). Zu beachten ist, dass von
2 kardialen Toxizitäten (davon 1 töd­lich)
berichtet wurde. Die objektive Ansprech­
rate beträgt 30%, das mediane progressionsfreie Überleben (PFS) 3 Monate
und das Gesamtüberleben 14,4 Monate.
Eine Erweiterung der Studie wurde gemacht, um jüngere Patienten (45 Jahre
und älter) zu behandeln. Fortsetzung
folgt?
30
E. Neues zu histologischen
Sarkom-Subtypen
1. Angiosarkome/Epitheloides
Hämangioendotheliom HEE
Angiosarkome gehören zu den besonders
aggressiven Sarkom-Subtypen. In einer
retro­spektiven Serie der französischen
Sarkom-Gruppe (GSF-GETO) mit 149
Patienten hatten 62% G3-Tumore, bei 26%
davon gab es Knochenmetastasen (…die
selten bei anderen Weichteilsarkomen auftreten). Es wurde eine multimedikamentöse
Chemotherapie auf Basis von Anthrazyklinen
oder auf einer wöchentlichen Gabe von Taxol
(Taxane) verschrieben, die eine bessere
Prognose auf lange Sicht ermöglicht (für
PS <2). Kutane Angiosarkome (Kopf haut,
Haut) treten in der Regel bei älteren männlichen Patienten auf, sind aber weniger häufig mit synchronen Metastasen verbunden
(15%) als viszerale oder tiefe Angiosarkome
(60%). Allerdings ist ihre Prognose laut einer
Serie aus Singapur nicht besser, da – zusätzlich zum Alter der Patienten – nur 12% von
ihnen von einer R0-Resektion profitieren
konnten (Glogowski et al, abstract no 10091).
Obwohl histologisch weniger aggressiv,
zeigen 54% der Patienten mit einem Epitheloiden Hämangioendotheliom (HEE) zum
Zeitpunkt der Diagnose auch Zweitloka­
tionen (Cioffi et al, abstract no 10079). Egal
welche Protokolle durchgeführt werden,
objektive Reaktionen sind sehr selten (0%
in dieser Serie von 9 Instituten). Dennoch
ist eine Verlängerung der stabilen Erkrankung
recht häufig. Wenn das mediane progressions­
freie Überleben (PFS) nur 4,8 Monate beträgt
(ein wenig mehr bei Patienten, die jünger
als 45 waren), dann erreicht die mediane
Überlebenszeit 41 Monate (4 mal mehr als
bei Angiosarkomen). Einige Patienten aus
dieser Serie sind 49 Monate später (median)
noch am Leben, obwohl sie noch keine systemische Therapie erhalten haben. Da einige
der Entwicklungen dieser HEE manchmal
sehr träge sein können, wird ein initiales
enges Follow-Up ohne Behandlung vorgeschlagen, bevor der Einsatz von aggressiven
Therapien bei dokumentiertem Progress in
Betracht gezogen wird.
2. Gut differenzierte/dedifferenzierte
Liposarkome
Bei 166 Patienten, die solche Subtypen haben,
wurden die Auswirkungen von Chemo­
therapie ausgewertet (Toulmonde et al, abstract no 10071): Bei der Firstline-Therapie
kam es nur bei den Anthrazyklinen zu objektiven RECIST-Reaktionen (mehr als bei
einer Polychemotherapie aber ohne Auswirkungen auf das Überleben). In der ganzen
Serie beträgt die mediane Überlebenszeit
15,2 Monate, nur ≥ 2-Performance-Status
und Lymphopenie (<1000/mm3) korrelieren mit dem schlechten Gesamtüberleben.
Symptomatische palliative Behandlungen
müssen bei Patienten, die sich in einem verschlechternden Performance-Status befinden,
bevorzugt werden. Ein veränderter Performance-Status ist (zusammen mit G3) der
einzige ungünstige Parameter, der mit der
langfristigen Prognose von 1797 Patienten
korreliert (Kombination aus den Datenbanken von EORTC und GSF-GETO).
Diese Patienten waren in klinische FirstlineChemotherapie-Studien mit metastatischen
Sarkomen eingeschlossen (Penel et al, abstract no 10090).
3. Leiomyosarkome
Die Wirksamkeit der Kombination von
Doxorubicin (75mg/m2 D1) mit Dacarbazin (400 mg/m2 D1, D2, D3) als FirstlineTherapie bei metastasierenden Leiomyo­
sarkomen wurde bestätigt (Bitz et al, abstract
no 10094), die objektive Ansprechrate beträgt
57%, das mediane progressionsfreie Überleben
(PFS) 9 Monate. Ifosfamid war bei Leiomyo­
sarkomen unwirksam. Der Kombination ist
sicherlich als Firstline-Therapie der Vorzug
zu geben. Dacarbazin ist besonders effizient
bei diesem histologischen Sarkom-Subtyp
(unabhängig von der ursprünglichen Lokation). Temozolamide (75 mg/m 2/Tag 21
D/28) scheinen ebenfalls eine effizientes
therapeutisches Mittel mit einem geringen
Toxizitäts-Grad zu werden. (Marrari et al,
abstract no 10074).
Patienten, die E-Cadherin exprimieren,
profitieren von einer längeren Überlebenszeit als diejenigen, die dieses Protein nicht
exprimieren (Ravi et al, abstract no 10096).
Patienten mit Uterinen Leiomyosarkomen
haben eine bessere Prognose als die mit
Non Uterinen (Harunal Rachid et al,
abstract no 10095).
4. Fibromatose/Desmoid-Tumor
Zu diesem Tumor mit lokalisierter Malignität
wurde in diesem Jahr nicht viel berichtet.
Zu beachten ist eine Studie zur Beurteilung
von Toremifen (180 mg/Tag) bei 27 progressiven Patienten zum Zeitpunkt des Studien­
einschlusses (50%) oder mit einem stabilen
Tumorvolumen, die aber eine höhere Dosis
Analgetika benötigen (50%) (Fiore et al,
abstract no 10033 ). 22% objektives Ansprechen (RECIST), darunter ein Patient mit
Progression unter Tamoxifen, 70% der Patienten mit einer Stabilisierung und 79% mit
einer Verbesserung der Symptomatik. Bei
76% beträgt das progressionsfreie Überleben
(PFS) 6 Monate. Dies ist ein neuer Versuch,
der eine signifikante Aktivität von HormonTherapien bei diesen Tumoren zeigt.
2011
SARKOME
3
WissensWert
Hinweis: Toremifen ist ein Wirkstoff der
Gruppe der Oestrogen-Antagonisten zur
Behandlung von Brustkrebs nach der Meno­
pause. Zu den unerwünschten Wirkungen
gehören Hitzewallungen, Übelkeit, vermehrtes Schwitzen. Toremifen ist in Form
von Tabletten (Fareston®) im Handel
erhältlich – von Baxter Oncology.
Tamoxifen ist ein Wirkstoff aus der Gruppe
der selektiven Oestrogenrezeptor Modulatoren und hat je nach Gewebe eine oestrogenagonistische oder oestrogenantagonistische
Wirkungen. Tamoxifen wird zur Behandlung von Brustkrebs eingesetzt. Zu den
unerwünschten Wirkungen gehören Hitzewallungen, Kopfschmerzen, Benommenheit
und die Entwicklung eines Endometriumkarzinoms. Tamoxifen ist in Form von
Tabletten im Handel. Neben dem Original
sind auch Generika erhältlich.
5. Rhabdomyosarkome
bei Erwachsenen
n Von Rhabdomyosarkomen (RMS) bei
Erwachsenen (älter als 18 Jahre) sind
vorwiegend Männer betroffen (doppelt
so häufig wie Frauen), das Durchschnitts­
alter beträgt 37 Jahre, die mittlere Tumor­­
größe zum Zeitpunkt der Diagnose
8 cm (Bompas et al, abstract no10070).
44% der erwachsenen RMS sind pleomorph (Durchschnittsalter 51 Jahre,
Lokation meist in den Extremitäten),
35% sind alveolär (Durchschnitts­alter
26 Jahre) und 21% sind embryonal
(Durchschnittsalter 25 Jahre, eine Lokation in den Extremitäten ist sehr selten
bei der pädiatrischen Form der RMS).
In 92% der Fälle neigen pädiatrische
Formen dazu, mehr Chemotherapie zu
erhalten als erwachsene pleomorphe
RMS (58%). Pädiatrische Proto­kolle
werden bei 62% der alveolären/embryonalen RMS angewendet. Die 5-JahresÜberlebensrate bei lokalisierten RMS
beträgt 43%, 52% bei der embryonalen
Form, 20% bei der alveolären und 46%
bei der pleomorphen. Eine multivariate
Analyse (dabei werden mehrere Variablen gleich­zeitig untersucht) von lokalisierten Erwachsenen-RMS zeigt, dass
die alveoläre Form, fortgeschrittenes
Alter, männliches Geschlecht, schlechte
Qualität der ersten Resektion, das Feh-
len einer Strahlentherapie und die
Nicht-Nutzung eines pädiatrischen Protokolls einen schlechten Einf luss auf das
Überleben haben.
n Rhabdomyosarkome überexprimieren
Notch1 und Notch3 (Rota et al, abstract
no 10068) und IGF1R (Malempati et al,
abstract no 10069). Fortsetzung folgt…
n Das Rhabdomyosarkom scheint der
histo­logische Subtyp zu sein, bei dem
häufig anatomisch – pathologische Abweichungen beklagt werden - zwischen
den Patienten, die in nicht spezialisierten
Zentren diagnostiziert werden – gegenüber Referenzzentren (wie z.B. Boston)
(Raut et al, abstract no 10065). Eine
zweite pathologische Überprüfung der
Patienten, die mit einer anfänglichen
Weichteilsarkom-Diagnose zur gleichen
Institution verwiesen wurden, korrigierte
die Diagnose bei 11% der Patienten
(Lymphome, Melanome ...). Dies zeigt
die entscheidende Rolle einer systematischen Überprüfung - durch Referenzzentren - für alle neu diagnostizierten
Weichteilsarkome.
6. MPNST (Maligner Periphärer
Nervenscheiden-Tumor)
Ein US-Team verglich die Eigenschaften
von 57 Patienten, die einen MPNST entwickelt haben (zusammen mit NF1) mit 118
Patienten, die auch einen MPNST, aber
ohne NF1 entwickelt haben. NF1-bezogene
31
2011
3
WissensWert
MPNST-Patienten sind zum Zeitpunkt der
Diagnose jünger (39 gegenüber 47 Jahre),
der Tumor ist größer (9,8 cm gegenüber 6,5
cm). Mit einer gleichwertigen Behandlung
beider Gruppen (Qualität der Chirurgie,
Chemotherapie und adjuvante Strahlentherapie) ist das Überleben der NF1-bezogenen
MPNST-Patienten deutlich schlechter als bei
der anderen Gruppe (5-Jahres-Überlebens­
rate 45% versus 65%) ( Johnson et al, abstract
no 10066).
7. Osteosarkome im Unterkiefer
Diese Sarkome sind sehr selten
(1/10.000.000): GETTEC und GSF haben
zwischen 1994 und 2004 93 Fälle von
Osteo­sarkomen im Unterkiefer gesammelt.
Das Durchschnittsalter bei Diagnosestellung
beträgt 37 Jahre, die mittlere Tumorgröße
4,5 cm, es handelt sich um 1/3 der konventionellen Osteosarkome, 20% der chondroblastischen. (Thariat et al, abstract no 10036).
Bei 70% dieser Osteosarkom-Patienten wurde
eine Induktions-Chemotherapie durchgeführt,
mit einem guten histologischen Ansprechen
bei 30% der Patienten. Ein Rand von mindestens 0,5 mm konnte in 56% der Fälle
eingehalten werden, häufiger bei Patienten
mit gutem Ansprechen (p = 0,045). Bei
26% der Patienten wurde eine Strahlen­
therapie vorgeschlagen, meist bei Patienten
mit eingeschränkten Rändern - sie hatte
aber keine wirklichen Auswirkungen auf
die lokale Kontrolle der Erkrankung. Die
5-Jahres-Überlebensrate beträgt 65% und
war maßgeblich durch die Qualität der
Ränder beeinf lusst, die bei der ersten Operation eingehalten wurden. Es ist notwendig,
diese Osteosarkome – genauso wie die anderen - mit einer Induktions-Therapie und
einer optimalen Operation zu behandeln.
Die Rolle der postoperativen Chemotherapie und der Strahlentherapie muss noch
definiert werden.
32
INFO
Wichtige Messpunkte in klini­schen Studien sind z.B.:
n OS = Overall Survival =
Gesamt­überleben oder 5 Jahres
Überleben
Beispiel: Das 5 Jahres Überleben für das
definierte Stadium einer spez. Erkrankung behandelt mit Medikament XYZ
beträgt 80%. Das heißt: Von allen Patienten mit diesem definierten Stadium
der Erkrankung (…und dieser untersuchten Gruppe…) lebten nach 5 Jahren noch 80%.
n Median Survival =
Mittleres Überleben
Wert, der anzeigt wie lange Patienten
generell mit einer Erkrankung überleben oder nach einer bestimmten Behandlung. Es handelt sich um die Zeit
(Monate, Jahre) in der man erwartet,
dass die Hälfte der Patienten noch leben. Das heißt – die Chance nach dieser Zeit noch am Leben zu sein beträgt
50%.
Bespiel: Das mittlere Überleben von Patienten mit dem definierten Stadium
einer spez. Erkrankung – behandelt mit
Medikament AVC, gefolgt z.B. von lokaler Bestrahlung beträgt 10 Jahre. Das
bedeutet für einen Patienten dieser
Gruppe nach 10 Jahren mit 50% Wahrscheinlichkeit am Leben zu sein.
n PFS = Progression Free Survival
= progressionsfreies Überleben
n Zeit bis zum Rezidiv
= Wiederauftreten der Erkrankung
n Zeit bis zum Versagen eines
bestimmten Medikamentes
n Verträglichkeit und Sicherheit
der Therapie
jektivieren sollen. Die Regeln definieren exakt, wann eine Krebserkrankung
unter Therapie zurückgeht („anspricht“), unverändert (stabil) bleibt
oder fortschreitet (Progression). Computertomographie (CT) und Kernspintomographie (MRT) sind gegenwärtig
die besten verfügbaren und reproduzierbaren Methoden, um die ausgewählten Zielläsionen auszumessen.
nC
R – Komplette Remission
complete response/remission
nP
R – Partielle Remission
partial remission
nS
D – Stabile Erkrankung
stable disease nP
D – Progression
progressive disease
Ansprechen der Patienten auf die Therapie:
Response Evaluation Criteria In Solid
Tumors (RECIST), deutsch in etwa
„Kriterien für die Bewertung des Ansprechens der Behandlung bei soliden
Tumoren“, ist eine Sammlung von veröffentlichten Regeln, die die Bewertung der Behandlungserfolge (Outcome) von Krebserkrankungen in
medizinischen Forschungsstudien ob-
Weitere Begriffe:
CHOI-Kriterien
Onkologen sind seit Jahren gewohnt,
dass sich ein Therapie-Ansprechen in
einer „Größenreduktion“ des Tumors
ausdrückt. Bei den neuen Target-Therapien hat man hier in den letzten Jahren viel dazu gelernt. Ergänzend zu
den WHO- oder RECIST-Kriterien, nach
denen bisher das Ansprechen von Tumoren im CT nur aufgrund der Größenreduktion beurteilt wird, wurden
neue Kriterien zur radiologischen Beurteilung von GIST (Gastrointestinale
Stromatumoren) entwickelt. Diese beruhen auf der Messung der Tumordichte, da auch bei unveränderter Tumorgröße aber gleichzeitiger
Abnahme der Tumordichte von einem
Therapieansprechen ausgegangen
wird. Gemessen wird die Tumordichte
im CT in HU (Hounsfield-Units).
Monotherapie
nur ein Medikament wird verab­reicht
oder eine medizinische Prozedur wird durchgeführt
Kombinationstherapie
zwei/mehrereMedikamente/Prozeduren
werden kombiniert
2011
SARKOME
3
WissensWert
6. Sarkomtour – Das Lebenshaus e.V. war dabei
Die Sarkomtour trotzt im sechsten Jahr dem Wetter
und stellt einen neuen Teilnehmerrekord auf.
Trotz des widrigen Wetters - angesagt waren Starkregen und Sturm - fanden sich
über 60 Personen zur 6. Sarkomtour am
27.08.2011 in Essen am Seaside Beach (Baldeneysee) ein. Darunter waren Patienten,
Angehörige und Ärzte mit Familie/Kindern
und Freunden.
Zu Beginn gab es direkt den befürchteten
Starkregen, diese Zwangspause wurde aber
mit Kaffee und Kuchen gut überbrückt.
Alle waren sich einig, dass die Tour danach
trotzdem starten sollte. So machten sich gegen 14.45 Uhr die Radler auf den Weg zur
Seeumrundung und zur mit Spannung erwarteten Bergetappe. Zurück am Seaside
Beach blieb nur ein kleines Grillteam, welches den Grill vorheizen sollte.
Etwa nach der Hälfte der Strecke war es
wieder Zeit für die Bergetappe hinauf zum
„Hohen Kreuz". Sämtliche Teilnehmer erreichten die Ankunft am Berg - dazu herzlichen Glückwunsch an alle. Der Sieger der
letzten Jahre Mathias Hoiczyk gewann auch
in diesem Jahr souverän. Den Pokal für diesen Sieg darf er nun - nach dem dritten Sieg
in Folge - behalten. Die Sieger in den weiteren Kategorien wurden später mit Medaillen geehrt.
Nach der rasanten Abfahrt zurück zum Baldeneysee ging es auf das zweite Teilstück
zurück Richtung Seaside Beach, wo „das
Grill-Team“ bereits auf die hungrigen Radler wartete. Pünktlich zur Ankunft am
Grillplatz begann es wieder zu regnen, was
aber durch die Überdachung kein Problem
darstellte. Das Grillteam aus Dresden (Karin Arndt, Viola Schuhmacher, Beate Kaczmarek und Kathi Schurig) hatte alles bestens vorbereitet und so konnten die Radler
sich sofort stärken.
Neuer Teilnehmerrekord bei der 6. Sarkomtour rund um den Baldeneysee.
In lockerer Atmosphäre und bei guter Verpf legung gab es viele interessante Gespräche
unter allen Teilnehmern. Die Teilnahmegebühr bzw. einige Spenden wurden von Dr.
Sebastian Bauer dem Verein Das Lebenshaus
e.V. überreicht.
Alle Teilnehmer waren sich am Ende einig,
dass dieses Event im nächsten Jahr wiederholt werden muss, damit die Idee "Sarkome
kennen keine Grenzen!" weiter in die Öffentlichkeit getragen wird.
An dieser Stelle möchten wir uns als Verein
ganz herzlich bei den Organisatoren - vor
allem bei Dr. Sebastian Bauer - bedanken.
Ohne seinen Einsatz und das konstante
werben, wäre diese Tour nicht möglich.
Unser Dank geht auch an das Grillteam und
alle weiteren Unterstützer (z.B. durch Kuchen backen).
Ein spezieller Dank und viele Grüße gehen
an Bruce Shriver, Lee Ann Lamb und Marina Symcox aus den USA (...um nur Wenige zu nennen, die wir kennen...) - für ihr
Engagement in den verschiedenen SarkomInitiativen.
Das Lebenshaus e.V. - Sarkome
Kai Pilgermann
Das „Dresdner Grillteam“ sorgte für die Verpflegung der Radler.
33
2011
3
WissensWert
+ TICKER + TICKER +
Patientengruppe Rheinland
In unserem letzten Wissenswert
haben wir mitgeteilt, dass eine
neue Nierenkrebs-Patientengruppe
für den Bereich Köln-Bonn-Düsseldorf
geplant ist.
Die Gruppe hat ihr erstes Treffen am
n Dienstag, 8. November 2011
n 18:00 Uhr
n Treffpunkt:
Trägerverein ambulanter Hilfsdienste
Ludwig-Erhard-Allee 18
40227 Düsseldorf
Das nächste Treffen findet am
20. Dezember 2011 zum gleichen
Zeitpunkt statt.
Alle Nierenkrebs Patienten, deren
Begleiter (Angehörige) und Interessierte sind herzlich willkommen.
Eine Anmeldung ist grundsätzlich
nicht nötig – aus organisatorischen
Gründen jedoch hilfreich.
Sie können unsere Gruppenleiterin –
Frau Kollenbroich – erreichen:
n Telefon: +49 (2133) 929 709
n Email:
nier.pat.rheinland@lebenshausgruppen.
org
Sie möchten auch eine Patientengruppe in Ihrer Region gründen?
Wir wissen, dass dies ein großer
Schritt ist. Kontaktieren Sie uns: Das
Lebenshaus-Team wird Sie mit allen
Kräften unterstützen.
n Telefon: 0700 5885 0700
n Email:
[email protected]
Möglichkeit der Strahlentherapie beim
metastasierten Nierenzellkarzinom
Am diesjährigen Nierenkrebs-Forum im April wurden unter
anderem auch Vorträge über neue Behandlungsmethoden
gehalten. Privatdozent Dr. Alexander Muacevic vom Cyberknife
Zentrum München und Privatdozent Dr. Ralf Wilkowski vom
Strahlentherapiezentrum Bad Trissl in Oberaudorf referierten
über die Einsatzmöglichkeiten von Radio-/Strahlentherapie bei
der Metastasenbehandlung des Nierenzellkarzinoms.
Bei Metastasen (griechisch meta = weg und
stáse = die Stelle, der Ort – also etwa die
Übersiedlung an einen anderen Ort) handelt es sich um Tochterabsiedlungen des
Primärtumors in entfernte Körperregionen.
Dabei verbreiten sich Krebszellen des ursprünglichen Tumors über das Blut (hämogene Metastasen) oder die Lymphe (lymphogene Metastasen) im Körper, setzen sich
an bestimmten Stellen fest und bilden dort
weitere Geschwülste.
In etwa 50% aller Fälle liegt bei Diagnose
des Nierenzellkarzinoms schon eine Metastasierung vor. Jedoch können Metastasen
durchaus oft erst nach sehr langer Zeit
(20 Jahre sind nicht selten) nach der Erst­
diagnose und Therapie des Tumors auftreten. Metastasen des Nierenzellkarzinoms
können am häufigsten in folgenden
Organen vorkommen:
Lunge
73%
Knochen
32%
Lymphknoten
26%
Leber
21%
Andere Niere
11%
Zentrales Nervensystem (ZNS)
Gehirn
3%
Herz
3%
Grundsätzlich hat der Tumor jedoch die
Fähigkeit, überall im Körper Metastasen zu
bilden – einige dem Lebenshaus bekannte
Beispiele: Schilddrüse, Kopf haut, Augenmuskel, Sehnerv, Samenleiter, Musculus
psoas major (Lenden-Muskulatur).
34
WICHTIG
Metastasen, die sich in Folge
eines Nierenzellkarzinoms, z.B. in
Lunge oder Leber gebildet haben, sind nicht gleichzusetzen
mit Lungen- bzw. Leberkrebs. Es
handelt sich um Metastasen des
Nierenzellkarzinoms.
Bei der Behandlung von Metastasen kommen normalerweise zwei verschiedene Ansätze zur Anwendung: lokale (zumeist chirurgische Entfernung der Metastasen) oder
medikamentöse Therapie.
Welche Therapie wann zum Einsatz
kommt, hängt ab von:
n Lage und Ausmaß der Metastasierung
n patientenspezifische Faktoren
● Alter,
● Vor- und Begleiterkrankungen,
● Nierenfunktion,
● die persönlichen Lebensumstände/wünsche,
● patienteneigene Präferenz der
Behandlung.
2011
Strahlen-/Radiotherapie
Um ein Rückfallrisiko zu verringern wird
bei vielen anderen Krebsarten eine Bestrahlung (Radiotherapie) routinemäßig durchgeführt. Bei einer Strahlentherapie gibt es
zwei unterschiedliche Zielsetzungen:
Die kurative Bestrahlung und die palliative
Bestrahlung.
Die kurative Bestrahlung kann zu einer
Heilung führen und wird
n anstatt einer Operation eingesetzt (wie
z.B. bei Haut- und Prostatakrebs) oder
n nach einer Operation (postoperativ)
vorsorglich (adjuvant) eingesetzt (wie
z.B. nach organerhaltender Operation
bei Brustkrebs und die Nachbestrahlung
bei Darmkrebs)
Eine palliative Radiotherapie bedeutet, dass
eine Heilung der Tumorerkrankung durch
Bestrahlung nicht möglich ist. Sie kann aber
zur Linderung tumorbedingter Symptome
eingesetzt werden. So können durch eine
Strahlentherapie viele Symptome wie z.B.
Tumorschmerzen, Lähmungen, Schluckbeschwerden, Atemnot etc. durch eine Strahlentherapie positiv beeinf lusst werden.
INFO
Die Einheit für eine Strahlendosis
lautet Gray (Abkürzung Gy) und
ist nach dem Physiker Louis Harold Gray benannt. Jeder Tumor
hat eine andere Strahlenempfindlichkeit (sie liegt meist zwischen 40 und 70 Gy) auf die die
erforderliche Strahlendosis angepasst wird. Der Radioonkologe
legt die Gesamtdosis abgestimmt
auf den Patienten und seine Erkrankung fest. Die Gesamtdosis
wird dann in Einzelportionen – so
genannte Fraktionen – aufgeteilt.
Bei den meisten Krebserkrankungen liegt diese Einzeldosis
zwischen 1,8 und 2,5 Gy.
Die vorsorgliche (adjuvante) Radiotherapie
ist beim Nierenzellkarzinom nicht etabliert,
da die Höhe der Strahlendosis, die normalerweise bei anderen Krebserkrankungen
genügt, beim Nierenzellkarzinom nicht
ausreichend wirksam ist. Auch in einer metastasierten Situation kommt eine palliative
Bestrahlung routinemäßig eher nicht zum
Einsatz. Jedoch gibt es bei der Behandlung
von bereits vorhandenen Metastasen mit
Radiotherapie neue Entwicklungen, die im
Folgenden dargestellt werden.
Radiochirurgie/Stereo­taktische
Bestrahlung
Auf Grundlage der Erkenntnis, dass man
mit Strahlen Krebszellen zerstören kann
wurden Radiochirurgie-Systeme entwickelt. Der Unterschied zwischen Radiochirurgie-Systemen und den konventionellen (Standard-) Strahlentherapie-Geräten
liegt in der noch präziseren Verabreichungsweise der Bestrahlung. Durch die hohe Genauigkeit der Radiochirurgische-Systeme
kann eine sehr hohe Strahlendosis in einer
deutlich geringeren Anzahl (1 – 5) von
Behandlungen zielgerichtet auf den Tumor
bzw. die -metastase appliziert werden.
Zuerst wurde diese neue Technik nur bei
Gehirntumoren bzw. Metastasen angewandt. Dazu wurde ein starrer Rahmen angefertigt und am Kopf des Patienten befestigt. Dieser Rahmen diente als dreidimensionales Koordinatensystem für das Zielgebiet
der Bestrahlung und immobilisierte den
Patienten. In der fixierten Position wurde
dann eine CT aufgenommen. Durch das
Koordinatensystem des Rahmens konnte
somit die genaue Position des Tumors bestimmt und ein Behandlungsplan aufgestellt
werden. Ein Strahl aus hochenergetischen
Lichtteilchen (Photonenstrahl) von wenigen
Millimeter Durchmesser bestrahlte dann
das Zielvolumen.
Aufgrund der Fixierung und der Notwendigkeit des Koordinatensystems war diese
Art der Radiochirurgie nur für sich nicht
bewegende Ziele sinnvoll (also Ziele, die
z.B. nicht durch die Atmung bewegt werden).
3
NIERENKREBS
Im Laufe der Zeit gab es immer mehr
Neuerungen: die Präzision wurde erhöht
und die Rahmen durch individuell ange­
fertigte Masken ersetzt. Mit den heutigen
Geräten kann die Bestrahlung von bewegten
Zielen in bestimmten Atemzuständen oder
beim Luftanhalten erfolgen.
Eine Weiterentwicklung der klassischen
Radiochirurgie-Systeme ist die robotergestützte Radiochirurgie. Hinsichtlich der
vorhandenen Studienlage für das Nierenzellkarzinom wird an dieser Stelle näher auf
das Cyberknife eingegangen.
Die Cyberknife-Technologie unterscheidet
sich im Wesentlichen durch drei Innovationen: der Präzisionsrobotik, dem Bildortungssystem und der Atmungskompensation.
Das Bestrahlungsgerät ist an einem Präzisions-Roboterarm befestigt, der sich f lexibel
um den Patienten bewegen kann. Dadurch
können nicht nur alle Körperregionen für
eine Behandlung erreicht werden, sondern
auch aus bis zu 1.200 verschiedenen Richtungen hohe Strahlendosen präzise an die
Metastase abgegeben werden. Ein computergesteuertes Bildortungssystem kann dabei die Metastase während der gesamten
Behandlung orten und kleinere Bewegungen des Patienten in Echtzeit ausgleichen. Zusätzlich erfasst eine 3D-Kamera die
äußere Atembewegung und gleicht diese
mit der Metastasenposition ab.
Cyberknife Behandlungsraum Foto: © 2007 - 2011 Accuray Incorporated
35
2011
3
WissensWert
Die Photonen bestrahlen die Metastase aus
bis zu 1.200 verschiedenen Richtungen –
wie in einem Kreuzfeuer. Jeder einzelne
Photonenstrahl ist dabei sehr schwach und
schädigt damit das umliegende Gewebe
nicht. Im Brennpunkt jedoch führen diese
Strahlen zu einer Schädigung des Erbguts
der Krebszellen. Das von den Photonen bestrahlte – tödlich getroffene – Tumormaterial wird dann vom Körper innerhalb ca.
sechs Monaten nach der Behandlung abgebaut und entsorgt. Daher ist es erforderlich
den Verlauf durch eine regelmäßige Nachkontrolle zu verfolgen.
Rippenmetastase im Kreuzfeuer der
Strahlen. Foto: Europäisches Cyberknife Centrum MünchenGroßhadern
Wirbelsäulenmetastase vor und nach Cyberknife Behandlung – Auf dem linken Bild zeigt
sich eine Wirbelsäulenmetastase eines Nierenzell­karzinoms vor der einmaligen Cyberknife-Behandlung. Auf dem rechten Bild zeigt sich der Status sechs Monate nach der
Cyberknife-Behandlung. Der Tumor ist nicht mehr nachweisbar und der behandelte
bereich ist wieder verknöchert. Foto: Europäisches Cyberknife Centrum München-Großhadern
Vorteile für den Patienten:
n im Normalfall einzeitige,
d.h. einmalige Therapie (im Höchstfall
zwei – fünf Sitzungen),
n in der Regel ambulant,
n hohe Präzisionsbestrahlung (~ 0,5 mm),
umliegendes Gewebe wird geschont,
n schmerzfrei,
n prinzipiell in jeder Körperregion
anwendbar,
n ohne Anästhesie,
n ohne die Risiken und Komplikationen
einer herkömmlichen Chirurgie.
Aufgrund seiner besonderen Charakteristika kann das Cyberknife auch zur Behandlung von Metastasen eingesetzt werden, die
sich in der Nähe zu lebenswichtigen Orga­
nen befinden und nicht – oder nur mit hohem Risiko – durch einen normalen chirurgischen Eingriff entfernt werden können.
In einzelnen Fällen – etwa bei Metastasen
im Weichgewebe – muss vor einer Bestrahlung (minimal-invasiv) ein Goldmarker implantiert werden, damit sich die Strahlen an
diesem Marker ausrichten können.
Die Entscheidung für eine Cyberknife-Behandlung sollte im Bestfall immer interdisziplinär getroffen werden, ist jedoch besonders geeignet wenn:
n Tumoren/Metastasen klein sind
(max. 3 cm),
n Tumoren/Metastasen gut abgegrenzt
sind,
n max. 3 Metastasen vorliegen,
n Tumoren/Metastasen sich während der
Behandlung (z.B. durch Atmung)
bewegen.
36
PD Dr. med. Alexander Muacevic, Präsident der internationalen Cyberknife
Society, vom Europäischen Cyberknife
Zentrum München
INFO
Als wirkungsvolle therapeutische
Methode bei Nierenkrebs-Patien­
ten mit Gehirnmetastasen hat
sich die stereotaktische Bestrahlung gut etabliert. Derzeitige Erkenntnisse belegen, dass auch
Wirbelsäulenmetastasen mit dieser Methode effizient behandelt
werden können.
Bis vor Kurzem war noch nicht
dokumentiert, welche Nebenwirkungen eine stereotaktische Bestrahlung bei Nierenkrebs-Patienten haben könnte, die eine
systemische Therapie einnehmen.
Eine im Dezember 2010 veröffentlichte und auf dem ASCO
2011 vorgestellte Studie belegt
jedoch, dass die Kombination von
stereotaktischer Bestrahlung bei
gleichzeitiger systemischer Therapie bei Wirbelsäulen- und Hirnmetastasen sicher und wirkungsvoll ist, ohne den Patienten dabei
zusätzlichen Nebenwirkungen
auszusetzen. Es ist eine sinnvolle
Behandlungsmethode in einem
onkologischen Gesamtkonzept.
Weitere Studien sind geplant, um
die Wirksamkeit von stereotaktischer Bestrahlung auch für andere Metastasen des Nierenzellkarzinoms zu belegen.
2011
3
NIERENKREBS
Radiotherapie in Verbindung
mit medikamentöser Therapie
Wie eingangs beschrieben gilt die Radiotherapie des metastasierten Nierenzellkarzinoms aus onkologischer Sicht als unwirksam, da die üblichen Strahlendosen, die typischerweise für andere Krebserkrankungen
genügen, beim Nierenzellkarzinom keine
ausreichende Wirkung zeigen. Einige Berichte beschreiben bei Patienten in gutem
Allgemeinzustand bei Verwendung von
höheren Dosen einen Erfolg im Sinne einer
Palliation, d.h. es kann keine Heilung erzielt, aber tumorbedingte Symptome zurückgedrängt und die Lebensqualität der
Patienten grundlegend verbessert werden.
Das immer bessere Verständnis über die
Krebsentstehung und die Funktionsmechanismen der Nierenkrebszelle führte zu weiteren Untersuchungen. Dabei wurde eine
Kombination von Radiotherapie und Immunchemotherapie, auf der Basis von Interleukin-2 und Interferon, zur Behandlung
von Knochenmetastasen und Lokalrezidiven des Nierenzellkarzinoms eingesetzt.
Diese Untersuchungen bildeten die Grundlagen für die Hypothese, dass auch durch
die neuen systemischen Therapien die
Nierenkrebszellen eventuell sensibler gegen­
über einer Bestrahlung reagieren könnten.
Partielle Remission bei einem Patienten mit Sammelrohrkarzinom (Ductus Bellini),
zunächst fortschreitend unter systemischer Therapie. (A) CT-Abdomen vor der Bestrahlungsbehandlung; (B) Planung der Bestrahlungstherapie; (C) Ergebnis 8 Wochen nach
Beginn der Sunitinib- und synchronen Bestrahlungstherapie.
Die Patienten erhielten weiterhin Medikamente und jeden zweiten Tag eine Hochdosis-Radiotherapie. Die Einzelstrahlendosis
war dabei mit 5 Gy bis zu einer kumulativen Dosis von 40 Gy vorgesehen.
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass
die Kombination von Hochdosis-Radiotherapie und gleichzeitiger systemischer Behandlung bei Patienten mit fortgeschrittenem metastasierten Nierenzellkarzinom
wirksam zu sein scheint. Dabei führte die
Kombination von Bestrahlung und systemischer Therapie, im Vergleich zur alleinigen Medikation, zu keiner Zunahme der
Nebenwirkungen. Herkömmliche Bestrahlugsverfahren konnten diesen Effekt
nicht erzeugen.
TIPP
Die Kombination aus HochdosisRadiotherapie und medikamen­
töser Behandlung ist Bestandteil
eines onkologischen Gesamtkonzeptes. Sollten Sie Fragen zu dieser Therapie haben, wenden
Sie sich bitte an das Lebenshaus.
Eine im Februar 2010 veröffentlichten Studie evaluierte der Wirksamkeit der Kombination von Radiotherapie und systemischer
Behandlung beim metastasierten Nierenzellkarzinom.
Dabei wurden Patienten behandelt, denen
die systemische Behandlung alleine keinen
Erfolg mehr zeigte, d.h. die trotz maximaler Dosis ihrer medikamentösen Therapie
eine schnell fortschreitende, umfangreiche
Tumorausdehnung und keine Option mehr
auf einen Therapiewechsel hatten.
PD Dr. med. Ralf Wilkowski vom Strahlentherapiezentrum Bad Trissl in Oberaudorf
37
2011
3
WissensWert
Die GOLD Studie – Therapie bei metastasiertem
Nierenzellkarzinom in der Drittlinie
Eine randomisierte, unverblindete Studie der Phase III zum Vergleich von
Sicherheit und Wirksamkeit eines neuen Wirkstoffes TKI258 (Dovitinib)
gegen Sorafenib (Nexavar ® ) in der Drittlinie: nach Versagen einer VEGF
zielgerichteten Therapie und eines mTOR-Inhibitors.
In den letzten Jahren konnten mit der Zulassung neuer wirksamer Substanzen bereits
wichtige Erfolge in der Behandlung des
Nierenzellkarzinoms erzielt werden. Ein
wesentliches Maß für den Therapieerfolg ist
die Zeit, in der die Tumorerkrankung nicht
voranschreitet, die so genannte progressionsfreie Zeit – diese Zeit zu verlängern ist
ein wichtiges Ziel jeder Krebstherapie. Um
dies zu erreichen, werden die vorhandenen
Therapien aufeinanderfolgend eingesetzt
(Erst-, Zweit- und Drittlinie) und bilden
somit eine Sequenz. Das bedeutet, dass ein
Medikament genommen wird, bis es zu
einem erneuten Wachstum oder Neuauftreten von Metastasen (Progress) kommt.
In den bisher durchgeführten klinischen
Studien wurden fast ausschließlich Medikamente in der Erst- bzw. Zweitlinientherapie
genauer betrachtet. Bezüglich der Drittlinie
gibt es beim Nierenzellkarzinom bislang
noch keine Daten.
In dieser Studie wird ein neuer Wirkstoff in
der Drittlinie getestet: TKI258 (Dovitinib).
Bereits im Wissenswert 03/2010 stellten wir
Dovitinib in unserem Artikel „Neues aus
Wissenschaft und Forschung“ vor. Der
Wirkstoff Dovitinib gehört zu der Gruppe
der Tyrosinkinase-Inhibitoren und weist
ein etwas anderes Profil auf als die bisher
beim Nierenzellkarzinom verwendeten
Vertreter dieser Therapie-Gruppe. Auf dem
ASCO 2010 wurden die Daten einer Phase
I/II-Studie vorgestellt, bei der bei stark vorbehandelten Patienten mit metastasiertem
Nierenzellkarzinom ein klinischer Benefit
gezeigt werden konnte.
38
Phasen der klinischen Prüfung
➜
➜
➜
Phase I
Phase II
Phase III
Phase IV
Verträglichkeit
Aufnahme
Dosis / Verteilung
Ausscheidung
Toxizität
Wirkung
Dosierung
Darreichungsform
Nebenwirkungen
Wechselwirkungen
z.T. wie Phase II
Absicherung
von Wirksamkeit,
Sicherheit und
Unbedenklichkeit
Langzeitanwendung
Seltene Neben­
wirkungen
neue Anwendungen
Langzeitanwendung
Seltene Neben­
wirkungen
neue Anwendungen
10 - 100
gesunde freiwillige
Probanden
oder Patienten
100 - 500
Patienten in
ausgewählten
Kliniken
100 - 500
Patienten in
Kliniken und
ausgewählten
Arztpraxen
Breite Anwendung
bei Patienten in
Kliniken und
ausgewählten
Arztpraxen
Erste Anwendung
beim Menschen
Anwendung beim
Patienten mit einer
bestimmten
Erkrankung
Die GOLD Studie (Global Oncologic Learnings for Dovitinib) ist eine Studie der
Phase III und bindet Patienten ein, die bereits je ein Medikament der verschiedenen
Wirkstoffmechanismen eingenommen haben, das bedeutet:
n ein Medikament einer VEGF-zielgerichtete Therpaie (Bevacizumab (Avastin®), Pazopanib (Vortrient ®), Sunitinib
(Sutent®) sowie die schon in anderen
Studien getesteten Substanzen: Axitinib
und Tivozanib)
n und ein Medikament der mTOR-Inhibition (Everolimus (Afinitor ®), Temsirolimus (Torisel®) sowie die in anderen
Studien getestete Substanz Rifaforolimus.
Die Patienten werden zufällig (randomisiert) in zwei verschiedene Studienarme
aufgeteilt: Dabei erhalten Patienten entweder den bereits zur Behandlung des fortgeschrittenen oder metastasierten Nierenzell-
Breitere Prüfung
beim Menschen
➜ Zulassung
Überwachung
nach erfolgter
Zulassung
karzinoms zugelassene Wirkstoff Sorafenib
oder den neuen Wirkstoff Dovitinib.
Ziele der Studie sind u. a. die Untersuchung, ob sich in den beiden Therapiegruppen das progressionsfreie Zeitintervall unterscheidet, sowie die Untersuchung krankheitsbezogener Symptome und der Lebensqualität der Patienten unter Therapie.
Die Studie findet an 19 bundesweit verteilten Zentren seit Juni 2011 statt.
Wir haben für Sie die Angaben der Studie
zusammengefasst, dieser kurze Überblick
erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ob Sie als Betroffene(r) für diese
Studie infrage kommen, sollten Sie zunächst
mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen.
Letztendlich kann nur der Prüfarzt eines
Studienzentrums nach einer eingehenden
Untersuchung feststellen, ob Sie als Patient
an dieser Studie teilnehmen können.
2011
GOLD
Randomisierte, unverblindete Studie der Phase III zum Vergleich von
Sicherheit und Wirksamkeit von TKI258 (Dovitinib) gegen Sorafenib
in der Drittlinie: nach Versagen einer VEGF zielgerichteten Therapie
und eines mTOR-Inhibitors.
Status:
Studie ist aktiv/offen (Beginn: Juni 2011, voraussichtliches
Rekrutierungsende: Mai 2012)
Patienten:
weltweit: 550, Deutschland: ca. 40
Protokoll-ID:
CTKI258A2302
ClinicalTrials.gov: NCT01223027
EUDRACT 2009-015459-25
AUO: AN 31/11
Studienarme:
Behandlung, randomisiert, unverblindet
2 Studienarme:
• Dovitinib
• Sorafenib
Dosierung:
Dovitinib: 500 mg oral einmal täglich zyklisch über 5 Tage
danach 2 Tage Pause
Sorafenib: 400 mg oral zweimal täglich
Einschlußkriterien:
(nur Auszug)
•Patienten >
_ 18 Jahre mit einem metastasierten Nierenzellkarzinom
mit histologisch oder zytologisch bestätigtem klarzelligen Karzinom
oder klarzelliger Komponente
• Patienten müssen vorher eine VEGF-zielgerichtete Therapie (mit
z.B. Axitinib, Bevacizumab, Pazopanib, Sunitinib oder Tivozanib)
und eine Therapie mit einem mTOR-Inhibitor (Everolimus,
Rifaforolimus, Temsirolimus) in der metastasierten Therapiesituation
erhalten haben.
• Fortschreiten der Erkrankung (Progress) während oder innerhalb
von 6 Monaten nach Absetzen der Vortherapie
• Patienten mit mind. einer messbaren Metastase
Ausschlußkriterien: • Vorherige Therapie mit Sorafenib oder Dovitinib oder andere
(nur Auszug)
FGFR-TKI wie Brivanib
• Hirnmetastasen (durch bildgebende Diagnostik – CT, MRT – bestätigt)
• Operation 4 Wochen vor Studieneintritt oder bei Fortbestehen von
Nebenwirkungen
• Strahlentherapie innerhalb der letzten 4 Wochen vor Start der
Studientherapie oder Fortbestehen von Nebenwirkungen
(Strahlentherapie von Knochenmetastasen >2 Wochen vor
Studienbeginn möglich)
Studienleiter:
Prof. Dr. med. Jürgen Gschwend
Urologische Klinik und Poliklinik, Klinikum rechts der Isar der
TU München
Durchführung:
19 Zentren bundesweit
Website:
http://clinicalsite.org/dgu/de/trial/1457
Für weitere Informationen steht Ihnen
auch Frau Heidrun Rexer von der
AUO Geschäftsstelle zur Verfügung:
Telefon: 039827 / 79 677
Fax:
039827 / 79 678
Mobil: 0173 / 907 67 15
Beteiligte Studienzentren in
Deutschland:
Aschaffenburg
Praxis
Dr. M. Welslau
Berlin
Universitätsklinikum Charité
PD Dr. S. Weikert
Chemnitz
Praxis
Dr. U. Kube
3
NIERENKREBS
Dresden
Universitätsklinikum
Prof. Dr. M. Wirth
Greifswald
Universitätsklinikum
Dr. U. Zimmermann
Hamburg
Universitätsklinikum
Dr. C. Eichelberg
Hannover
Medizinische Hochschule
Dr. V. Grünwald
Heidelberg
NCT Heidelberg
Dr. C. Grüllich
Homburg/Saar
Universitätsklinikum Saarland
Prof. Dr. M. Stöckle
Jena
Universitätsklinikum
Prof. Dr. M.-O. Grimm
Leipzig
Universitätsklinikum
Dr. A. Dietel
Marburg
Universitätsklinikum
PD Dr. P. Olbert
München
Universitätsklinikum rechts der Isar
Prof. Dr. J. Gschwend
Münster
Universitätsklinikum
Dr. E. Herrmann
Nürnberg
Universitätsklinikum
Prof. Dr. M. Wilhelm
Recklinghausen
Praxis
Dr. F. Overkamp
Ulm
Universitätsklinikum
Prof. Dr. A. J. Schrader
Weiden
Klinikum Weiden
Prof. Dr. T. Klotz
Westerstede
Praxis
Dr. J. Janssen
39
2011
3
WissensWert
Die PROTECT Studie – Adjuvante Therapie bei lokalisiertem
oder lokal fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom
Eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie der Phase III
zur Untersuchung der Wirksamkeit und Sicherheit von Pazopanib (Votrient® )
als vorsorgliche (adjuvante) Therapie bei Patienten mit lokalisiertem oder
lokal fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom nach operativer Entfernung des
Primärtumors.
INFO
Studiendesign
Die Phase III soll die Wirksamkeit
eines Medikamentes gegenüber
der bisherigen Standardtherapie
belegen. An einer größeren
Gruppe von Patienten wird untersucht, welchen therapeutischen Nutzen ein neues Arzneimittel bietet. Wenn für das
untersuchte Krankheitsbild schon
eine bewährte Therapieform
existiert, wird der neue Wirkstoff
im Vergleich dazu getestet und
bewertet. Da es für das Nierenzellkarzinom jedoch noch keine
etablierte adjuvante Therapie
gibt, darf hier gegen Placebo getestet werden.
Des Weiteren können Studien unterschiedlich aufgebaut sein,
man spricht vom so genannten
Studiendesign. Die meisten Studien sind randomisiert, das heißt,
dass die Patienten per Zufall in
verschiedene Gruppen (Vergleichsarme) aufgeteilt werden –
meist wissen weder der Arzt
noch der Patient, ob ein Placebo
oder der Wirkstoff eingenommen wird (doppelblind). Der Vorteil dabei ist, dass die Beteiligten
bei der Auswertung der Ergebnisse nicht voreingenommen sein
können, was ggf. zu einer Verfälschung der Ergebnisse führen
kann.
40
Als adjuvante Therapie wird die Behandlung nach einer vollständigen operativen
Entfernung des Primärtumors bezeichnet.
Sie soll ein Wiederauftreten der Erkrankung verhindern oder verzögern. Bei anderen Krebserkrankungen (wie z.B. GIST) ist
dies Standard. Beim Nierenzellkarzinom
gibt es hierzu nur wenige Erkenntnisse,
denn derzeit werden Patienten, die nach der
Operation tumorfrei und ohne Metastasen
sind nicht weiter behandelt, sondern in regelmäßigen Nachsorgeuntersuchungen beobachtet. Die adjuvante Behandlung ist bei
dieser Erkrankung daher noch Gegenstand
von Studien.
Die in dieser Studie untersuchte Substanz
(Pazopanib) zählt zu den TyrosinkinaseHemmern und ist für die Behandlung des
fortgeschrittenen oder metastasierten Nierenzellkarzinoms zugelassen – die Möglichkeit der adjuvanten also vorbeugenden Anwendung soll in dieser Studie geprüft werden.
Das Hauptziel (Primärziel) der Studie ist es,
zu untersuchen, ob eine adjuvante Behandlung mit dem Wirkstoff Pazopanib im Vergleich zu Placebo Vorteile für die Patienten
bringt. Das bedeutet, dass untersucht wird,
ob Pazopanib ein Wiederauftreten der Erkrankung verhindern oder verzögern kann.
Da der Wirkstoff noch nicht für eine adjuvante Behandlung zugelassen ist, wird auch
die Wirksamkeit und Verträglichkeit überprüft.
An dieser Studie können Patienten mit
einem nicht metastasierten Nierenzellkarzinom (M0) mit überwiegend klarzelliger
Histologie teilnehmen. Zudem sollte der
Primärtumor mittels Nierenteilentfernung
oder kompletter Nierenentfernung (partielle
oder radikale Nephrektomie) entfernt worden sein.
Außerdem muss eine von den folgenden
Kombinationen lt. dem pTNM Staging und
dem Differenzierungsgrad nach Fuhrmann
vorliegen:
npT2a oder pT2b, N0, G3 oder G4
n pT3a, pT3b oder pT3c, N0, G beliebig
n pT4, N0, G beliebig
n pT beliebig, N1, G beliebig
Wir haben für Sie die Angaben der Studie
zusammengefasst, dieser kurze Überblick
erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ob Sie als Betroffene(r) für diese
Studie infrage kommen, sollten Sie zunächst
mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen.
Letztendlich kann nur der Prüfarzt eines
Studienzentrums nach einer eingehenden
Untersuchung feststellen, ob Sie Patient an
dieser Studie teilnehmen können.
Für weitere Informationen steht Ihnen auch
Frau Heidrun Rexer von der
AUO Geschäftsstelle zur Verfügung:
Telefon: 039827 / 79 677
Fax: 039827 / 79 678
Mobil: 0173 / 907 67 15
2011
PROTECT
Randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie der Phase III zur
Untersuchung der Wirksamkeit und Verträglichkeit von Pazopanib als
adjuvante Therapie bei Patienten mit lokalisiertem oder lokal fortgeschrit­
tenem Nierenzellkarzinom nach einer Nephrektomie
Status:
Studie ist aktiv/offen
(weltweiter Beginn: November 2010)
Patienten:
weltweit: 1500
Protokoll-ID:
AUO: AN 30/10
ClinicalTrials.gov: NCT01235962
VEG113387
EUDRACT 2010-020965-26
Studienarme:
Behandlung, randomisiert, doppelblind,
2 Studienarme:
• Pazopanib
• Placebo
Dosierung:
Pazopanib: 800 mg oral über ein Jahr
Placebo: Tabletten ohne Wirkstoff, die der Dosis von 800 mg von
Pazopanib nachempfunden ist – oral über ein Jahr
Die Dosierung kann bei starken Nebenwirkungen unterbrochen,
reduziert oder abgesetzt werden.
Einschlußkriterien:
(nur Auszug)
•Patienten mit einem lokalem oder lokal fortgeschrittenen
Nierenzellkarzinom bestätigter vorwiegend klarzelliger Histologie
• Alter zwischen 18 und 100 Jahren
• keine Metastasen (durch bildgebende Diagnostik bestätigt)
•Patienten mit vorangegangener Nierentumorresektion oder
Nephrektomie
•Lt. postoperativer TNM Klassifikation und Differenzierungsgrad
nach Fuhrmann – folgende Kombinationen:
pT2a oder pT2b, N0, G3 oder G4
pT3a, pT3b oder pT3c, N0, G beliebig
pT4, N0, G beliebig
pT beliebig, N1, G beliebig
Ausschlußkriterien: • Frühere andere bösartige Krebserkrankung
(nur Auszug)
• Klinisch relevante gastrointestinale Anomalien (z.B. Morbus Crohn)
• vorherige medikamentöse Behandlung des Nierenzellkarzinoms
• schlecht kontrollierter Bluthochdruck
• schwerwiegende Herzerkrankungen
Studienleiter:
Prof. Dr. med. Christian Doehn
Durchführung:
37 Zentren bundesweit
Website:
http://clinicalsite.org/dgu/de/trial/1279
Beteiligte Studienzentren in
Deutschland:
Aachen Universitätsklinikum
Prof. Dr. med. A. Heidenreich
Bergisch Gladbach Marien-Krankenhaus
Dr. med. S. Machtens
Berlin Vivantes Klinikum Am Urban
Prof. Dr. med. J. Roigas
Berlin Universitätsklinikum Charité
PD Dr. med. S. Weikert
Bonn Universitätsklinikum
Dr. med. S. Hauser
Braunschweig Klinikum Braunschweig
Prof. Dr. med. P. Hammerer
Bremen Klinikum Bremen PD Dr. med. S. W. Melchior
Chemnitz Zeisigwaldkliniken Bethanien
Prof. Dr. med. D. Fahlenkamp
Dessau Diakonissenkrankenhaus Prof. med. U. Rebmann
Duisburg Praxis
Dr. med. E. Hellmis
Erlangen
Universitätsklinikum im
Waldkrankenhaus St. Marien
PD Dr. med. P. Goebell
Essen Universitätsklinikum
Dr. med. T. Gauler
3
NIERENKREBS
Frankfurt Universitätsklinikum
Prof. Dr. med. L. Bergmann
Fürth Praxis
Dr. med. H. Wagner
Goslar Praxis
Dr. med. H. W. Tessen
Halle (Saale) Universitätsklinikum
Prof. Dr. P. Fornara
Hamburg Universitätsklinikum
Dr. med. R. Heuer
Hannover Medizinische Hochschule
Prof. Dr. med. M. Kuczyk
Homburg/Saar Universitätsklinikum
Prof. Dr. med. S. Siemer
Jena Universitätsklinikum
Prof. Dr. med. M.-O. Grimm
Kirchheim Praxis
Dr. med. R. Rudolph
Leipzig St. Elisabeth-Krankenhaus
Dr. med. D. Nietzsch
Lübeck Universitätsklinikum
Dr. med. M. Sommerauer
Lutherstadt Eisleben Praxis Dr. med. R. Eckert
Mainz Universitätsklinikum
PD Dr. med. C. Hampel
MarburgUniversitätsklinikum
PD Dr. med. A. Hegele
Mönchengladbach Kliniken Maria Hilf
Prof. Dr. med. H. Sperling
München
Universitätsklinikum Rechts der Isar
Prof. Dr. med. J. Geschwend
Münster Universitätsklinikum
PD Dr. med. E. Herrmann
Neuss Lukaskrankenhaus
Prof. Dr. med. T. Otto
Offenbach Klinikum Offenbach GmbH
Prof. Dr. med. M. Lein
Regensburg Universitätsklinikum
im Caritas-Krankenhaus St. Josef
PD Dr. med. S. Denzinger
Sigmaringen Kreiskrankenhaus Sigmaringen
Dr. med. Z. Varga
Stuttgart Katharinenhospital Stuttgart
Dr. med. J. Schleicher
Tübingen Universitätsklinikum
Prof. Dr. med. A. Stenzl
Ulm Universitätsklinikum
Prof. Dr. med. A. J. Schrader
Velbert Praxis
Dr. med. A. Nusch
Weiden Klinikum Weiden
Prof. Dr. med. T. Klotz
41
2011
3
WissensWert
Das Leben wieder in den Takt bekommen
„Amadie amadieo
amadieee amadie
sinamanao e amadieo
sinamanao e amadie”
schallt es mir entgegen, als ich zum ersten
Mal einen Probenraum im Zentrum meiner
Heimatstadt betrete. Dem mehrstimmigen
Gesang schließen sich unmittelbar Trommel-Rhythmen an – laut, ungewohnt,
dynamisch, mitreißend.
Mir fallen sofort die fröhlichen Menschen
auf, die sitzend an Djemben und stehend an
verschiedenen großen Bass-Trommeln begeistert spielen und sich dabei im Rhythmus
bewegen. Fast automatisch nehme ich den
Takt auf und versuche, mit den Händen mit
zu trommeln. Aber so schnell geht es dann
doch nicht, aller Anfang ist ja bekanntlich
schwer.
Auf der Suche nach etwas ganz Neuem und
ganz Anderem, das ich nach dem massiven
Einschnitt in meinem Leben beginnen will,
habe ich afrikanisches Trommeln für mich
entdeckt. Der Einschnitt ist die Diagnose
„Liposarkom im rechten Oberschenkel“
Anfang 2007, gefolgt von OP und Strahlentherapie, ein Rezidiv im Herbst 2008, Chemotherapie im anschließenden Winter und
erneute OP im April 2009. Auf diesem Weg
war ich mehrfach in einem tiefen Tal und
habe Federn gelassen, vor allem bei der letzten OP. Ich habe Muskeln und Nerven eingebüßt und kann nicht mehr ohne technische
Hilfsmittel laufen, denn zur Stütze meines
rechten Beins trage ich eine Orthese aber: der Tumor ist raus, beide Beine sind
dran und ICH LEBE!!!
Meine ersten Trommel-Versuche waren ernüchternd – es ist schwieriger als es aussieht! Beim Versuch, den Rhythmus zu halten, die richtige Hand zu benutzen und den
richtigen Schlag auf das Ziegenfell der
Djembe zu setzen habe ich schnell gemerkt,
dass es mir an Konzentration hapert. Das
habe ich schon geahnt, aber hier so richtig
vor Augen geführt bekommen. Nach ein
42
paar Minuten war Schluss, das war in den
ersten Wochen ziemlich frustrierend. Doch
der Ehrgeiz hat mich gepackt – die Begeisterung war so groß, dass ich täglich geübt
und dann auch schnell Fortschritte registriert habe. Meine Hände gehorchen mir,
ich erkenne die Rhythmen der verschiedenen Trommeln und kann das Zusammenspiel der Melodie genießen. Mittlerweile
bin ich über ein Jahr dabei, immer noch mit
großer Begeisterung. Ich traue mich sogar,
vor Publikum aufzutreten – etwas, das ich
mir am Anfang gar nicht vorstellen konnte.
Irgendwo habe ich mal gelesen, durch
Trommeln kann man sein Leben wieder in
den Takt bekommen. Das kann ich bestätigen (auch wenn nicht mehr alles intakt ist)!
Ich möchte gerne allen Patienten Mut machen, den Bruch im Leben zu akzeptieren
und als Chance oder Anlass zu begreifen,
etwas Neues zu beginnen. Etwas, auf das
man sonst nicht gekommen wäre, zu dem
nie Zeit gewesen wäre oder das als Traum
schon lange darauf wartet, realisiert zu werden. Es kann etwas anderes als das Trommeln sein (nicht jeder hat so tolerante
Nachbarn wie wir J ), es gibt viele Möglichkeiten!
Von Susanne Gutermuth
Die Autorin:
Name: Susanne Gutermuth
Alter: 46 Jahre
Beruf: Consultant
Hobbys: Afrikanisches Trommeln,
Handarbeiten
Erkrankung: Myxoides Liposarkom G2
Diagnose und OP (R1-Resektion)
1/2007
Bestrahlung 2/2007 bis 4/2007
Diagnose Rezidiv retroperitoneal
9/2008
Chemotherapie mit Yondelis
(als First-Line-Therapie in einer
Studie) 9/2008 bis 3/2009
OP (R0-Resektion) 4/2009
2011
3
ERKRANKUNG & LEBEN
Improvisationstheater für Krebsbetroffene
Die Tumoristen! sind da
In Berlin gibt es ein Theaterensemble ganz
besonderer Art: Die Akteure sind Krebserfahrene und spielen Improvisationstheater.
Dabei kombinieren sie die Impro-Form des
Engländers Keith Johnstone mit dem Playbacktheater des Amerikaners Jonathan Fox
- zwei verschiedene Formate, die in kombinierter Form so noch nicht auf der Bühne
zu sehen waren. Entstanden ist dieses Impro-Ensemble im September 2010 aus
einem Improvisations- Workshop für
Krebsbetroffene, der vom Onkologischen
Patientenseminar der Charité ausgeschrieben (http://ops.charite.de) und vom Autor
durchgeführt wurde. Seitdem probt die
Gruppe wöchentlich im BühnenRausch,
einem Szene-Theater im Stadtteil Prenzlauer Berg.
Die gemeinsame Freude am Improvisieren
und die Erfahrungen bei der Krankheitsbewältigung haben die Spieler zu einer einzigartigen Gruppe zusammenwachsen lassen.
Das Ensemble zeigt von den Zuschauern initiierte Szenen voller Lebensfreude und
Ausgelassenheit, Sehnsucht und Verzweiflung, Witz und Tiefe. Die Bühne wird zum
Inbegriff des Lebens, das bunt und unvorhersehbar ist, so wie das Improvisieren
selbst. Die Bühnenhandlung entsteht aus
dem Moment, unvorbereitet, ungeprobt,
nur von der Kreativität des Augenblicks beseelt und von den Impulsen und Geschichten der Zuschauern getragen. Das Publikum fiebert mit, vor allem wenn das
Spielgeschehen hakt, wenn das Scheitern
sichtbar wird und dann doch zu einer ungeahnten neuen Aktion führt, die auch die
Schauspieler selbst in Atem hält. Das ist typisch fürs Improvisieren: Spaß und Ernst,
Versagen und Gelingen liegen dicht beieinander. Und das Lachen! Das Lachen, das
ständig im Raum schwebt und ansteckt.
Ziele und Aktivitäten
Die Tumoristen möchten mit ihrem Improvisationstheater einen Beitrag zur Krankheitsbewältigung leisten, die Selbstheilungskräfte von Krebsbetroffenen aktivieren und
der Tabuisierung des Themas Krebs in der
Gesellschaft entgegenwirken. Dazu werden
unterschiedliche Veranstaltungen angeboten:
n Spielplatz Theater: Das Ensemble stellt
in regelmäßigen Abständen für interessierte Krebsbetroffene und ihre Angehörigen sowie Fachleute aus dem Gesundheits- und Selbsthilfebereich eine
offene Bühne zum Mitspielen bereit.
Diese kostenlose gesundheitsfördernde
Veranstaltung steht unter dem Motto:
Selbstbewusstsein und Krankheitsbewältigung durch gemeinsames Theaterspiel. Jeder kann kommen und mitspielen (oder auch nur zuschauen). Neben
dem gemeinsamen Spiel bietet der Spielplatz Theater Einblick in die Theater­
arbeit und ermöglicht den Austausch
untereinander.
n Theatervorstellungen: Für das interessierte Publikum finden regelmäßig Auftritte in öffentlichen Spielstätten statt.
Sie werden zum Teil zu thematischen
Schwerpunkten durchgeführt.
n
Improvisationsworkshops: Für Interessenten, die Lust auf Improvisationstheater haben, werden in größeren Abständen einführende Trainingsworkshops
organisiert. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Auch Schüchterne erlernen
mit Freude die Improvisation!
n Während der Bühnenshow erhält das
Publikum Informationen über die Methoden des Impro- und des Playbacktheaters und zu deren heilsamer
Wirkung für Krebsbetroffene.
Nach den Veranstaltungen besteht die
Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch
mit den Tumoristen.
Improvisationstheater
beflügelt Lebensgeister
In der Regel erschüttert eine Krebsdiagnose
auf traumatische Weise die Identität der Betroffenen und löst gravierende existentielle
Probleme aus. Der Rückzug aus der Öffentlichkeit ist vorprogrammiert, zumal Krebs
noch immer ein gesellschaftliches Tabu darstellt. In dieser Situation fördert das Improvisationsspiel die Lebensgeister der betroffenen Akteure: Es verlangt den Mut, sich zu
zeigen, und entwickelt die Sicherheit, eigene Ressourcen wahrzunehmen und sich
ihrer wieder zuversichtlich bedienen zu
43
2011
3
WissensWert
Was macht die Tumoristen aus?
Interview mit TumoristIn Birgit, 45 Jahre
WissensWert: Wann hast Du von Deiner
Krebsdiagnose erfahren?
können. Das Vertrauen in den eigenen Körper und die eigenen psychischen Kräfte
werden gestärkt, dem Verlust an Vitalität
kann entgegengewirkt werden und die
Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
kommt in großen Schritten voran. Auf der
Bühne wird die eigene Lebensfreude wieder
entdeckt, die nun auch mit hinaus genommen werden kann auf die vielfältigen Bühnen des Lebens.
Aber nicht nur bei den Spielern erwachen
die Lebensgeister. Angesichts der Spielfreude und Lebensbejahung der Akteure,
können auch die krebsbetroffenen Zuschauer ihre eigene Kraft und Lebendigkeit
spüren, den Hunger auf Leben und die Lust,
für sich selbst gut sorgen zu wollen. Dies
wird dadurch unterstützt, dass die Zuschauer mit ihren eigenen Erfahrungen und
Geschichten in das Bühnengeschehen einbezogen werden: Aufgrund der Widerspiegelungen von der Bühne gewinnen sie neue
Sichtweisen und Handlungsimpulse für ihre
aktuelle Lebensgestaltung und den eigenen
Umgang mit Krankheit und Krisen. Nicht
zuletzt erkennen die Zuschauer durch die
Gruppenleistung der Schauspieler die Bedeutung, die eine wertschätzende Gruppe
für den eigenen Gesundungsprozess und ein
sinnerfülltes Leben besitzt.
www.tumoristen.de
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TumoristIn Birgit: Im Januar 2010 habe ich
die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs erhalten. Es sollte dann auch gleich operiert
werden. Allerdings haben die Ärzte die OP
abbrechen müssen, weil sich der Tumor als
inoperabel herausstellte. Danach folgte eine
klassische Chemo-Therapie verbunden mit
Hyperthermie. Außerdem habe ich weitere
alternative Methoden, wie z.B. Fieber­
therapie, ausprobiert. Sport war ein zusätzlicher Baustein. Im Vordergrund stand hierbei die Stärkung und Stabilisierung meines
Immunsystems, das aufgrund des Tumors,
der OP und der Chemo-Therapie total zusammengebrochen war. Dies wirkte sich
sehr positiv auf den Krankheitsverlauf aus.
Der Tumor bildete sich zurück - was, wie
mein Arzt mir sagte, eher selten sei. Daher
wurde mir eine zweite Operation vorgeschlagen. Ich habe mehrere Wochen und
viele zusätzliche Beratungen gebraucht, um
diese schwierige Entscheidung zu fällen,
denn die Chancen standen 50:50. Diese OP
war dann im März 2011. Der Tumor war
wirklich kleiner geworden und konnte entfernt werden. Metastasen waren zum Glück
auch nicht mehr vorhanden. Selbst die
Chirurgen waren erstaunt über diesen extrem positiven Verlauf.
WW: Was hatte diese Diagnose für einen
Einfluss auf Dich und Dein Leben? Auf
Deine Familie und Deine Freunde?
TumoristIn Birgit: Ich habe zu dem Zeitpunkt als ich krank wurde mit meinem
Partner in Madagaskar gelebt, weil wir dort
gearbeitet haben. Als klar wurde, dass ich
etwas an der Bauchspeicheldrüse habe, bin
ich zur Kontrolle nach Deutschland gef logen. Damals wusste ich noch nicht, dass ich
nicht mehr nach Madagaskar zurückkommen würde. Das heißt, durch die Erkrankung hat sich mein ganzes Leben verändert.
Mein Freund musste alles in Madagaskar
auf lösen, das Haus, das Auto und Motorrad
verkaufen. In der Zeit, in der ich im Krankenhaus lag und mit den Therapien begann,
ist er zwischen Madagaskar und Berlin gependelt: 4 Wochen dort, 4 Wochen hier.
Danach haben wir beschlossen, unseren Lebensmittelpunkt nach Berlin zu verlegen.
Meine Familie und auch meine Freunde haben mich in der ganzen Zeit sehr unterstützt. Neben den ganzen Therapien, die
ich gemacht habe, war eine der wichtigsten
Säulen in meinem Leben, mein „Heilkreis“.
Ich nenne es „Heilkreis“ – das habe ich mal
in einem Vortrag gehört, dazu gehören alle
Menschen, neben den Ärzten, Therapeuten,
Familie, Freunde usw., einfach alle, die einen unterstützen und mit positiven Gefühlen für einen da sind. Sei es mit Kleinigkeiten oder großen Dingen, mit Zeit, Zuneigungen oder anderem – das ist egal.
Menschen, die einfach versuchen einen in
dieser schweren Zeit zu unterstützen.
Heute ist mir bewusst, dass die Veränderungen, die der Krebs mit sich brachte,
nicht nur zum negativen waren – so komisch sich das auch anhört. Klar, es ist die
schlimmste Zeit meines Lebens. Ich bin
mitten aus dem Leben gerissen worden, mit
meinen 45 Jahren. Eigentlich auf dem Höhepunkt meines Lebens, beruf lich, finanziell und in der Liebe. Aber die Erkrankung
hatte auch positives, weil ich bemerkt habe,
was ich für tolle Menschen um mich habe.
Menschen, die mich wirklich getragen haben durch diese schwere Zeit. Menschen,
ohne die der Krankheitsverlauf sicherlich
nicht so positiv verlaufen wäre.
WW: Wie bist Du zu den Tumoristen
gekommen?
TumoristIn Birgit: Das war Zufall. Ich habe
eine Freundin im Krankenhaus besucht. Sie
hatte gerade eine Operation wegen Eierstockkrebs hinter sich. Wir sind zusammen
2011
auf den Flur gegangen, da habe ich einen
Aushang gesehen mit der Ankündigung
„Krebskranke gesucht für Theatergruppe“ für Improvisationstheater. Improvisationstheater hatte ich hier in Berlin schon gesehen und fand es sehr gut. Da habe ich gleich
gedacht: „Wie schön!“ Endlich etwas Positives, Kreatives, etwas, bei dem nicht nur
die Krankheit im Vordergrund steht. Bei
den Tumoristen kann man sich über etwas
anderes definieren, als lediglich die Erkrankung – klar, sie ist immer da, weil die anderen hier auch von Krebs betroffen sind, aber
es ist eine positive Herangehensweise, es ist
etwas, was zunächst Spaß und Freude bereitet. Das entspricht ganz meinem Naturell
und so habe ich mich gleich dazu entschlossen bei den Tumoristen vorbei zu gehen.
Ich hatte schon Angst, dass sich zu viele
Leute angemeldet haben. Ganz im Gegenteil waren dann aber zu Beginn nur vier
oder fünf andere da und Wolfgang, der Leiter der Tumoristen, meinte die Gruppe
könne noch mehr Leute gebrauchen, ich
könnte ruhig noch etwas Werbung machen.
Das war im September 2010.
WW: Wie war Dein erstes Mal bei den
Tumoristen, auf der Bühne? Warst Du
unsicher, war es komisch oder peinlich für
Dich?
TumoristIn Birgit: Nein, das war es eigentlich gar nicht. Ich fühle mich normalerweise eher unsicher, wenn ich Reden halten
oder mich vor Publikum präsentieren muss.
Aber wir haben ja erstmal nur für uns gespielt und es war mir von Anfang an klar, es
ist total egal was man da oben macht. Man
kann es nicht steuern – und das ist gut so.
Es ist halt alles improvisiert. Es gibt kein
richtig oder falsch und das habe ich von
Anfang an genossen. Keinem Druck zu unterliegen. Ich war einfach froh, dass ich dabei so viel rauslassen kann. Ich hatte so einen Druck in mir, den ich endlich rauslassen konnte. Das Theaterspielen war ein
ganz anderer, neuer Ansatz: Hier ging es
über die Bauchebene, der Bauch wurde angesprochen, die Emotionen. Man ist sonst ja
doch eher rational. Das hat einfach gut getan.
3
ERKRANKUNG & LEBEN
WW: Kurz vor Deiner letzten OP hast Du
gesagt, Du wünscht Dir sehr, sofort wieder
auf die Bühne zu gehen. Waren die Tumoristen ein Halt, der Dich motiviert hat weiter zu machen?
TumoristIn Birgit: Auf jeden Fall Ich hatte
mich ja vor der Operation erstmal für ein
paar Monate von der Gruppe verabschiedet.
Aber man braucht einfach Dinge im Leben,
an denen man sich festhalten kann. Das sind
jetzt nicht nur die Tumoristen. Aber es geht
darum nach vorne zu schauen, in die Zukunft zu planen, Ziele zu haben. Mein
Wunsch war es einfach wieder hierher zurück zu kommen. Die anderen Tumoristen
haben mich in der Zeit besucht, E-Mails
geschrieben und mit mir telefoniert. So
habe ich gesehen, wie sich die Gruppe weiterentwickelt hat. Da wollte ich einfach
wieder auf die Bühne und wollte teilhaben.
Etwa sechs Wochen nach der Operation war
ich dann hier im Publikum. Ich hatte viel
abgenommen und war noch schwach nach
der großen Operation, aber hier dabei zu
sein, das hat mir einen richtigen Kick gegeben. Das hat so viel Spaß gemacht. Ich hätte
auch nicht gedacht, dass ich so schnell wieder mitmachen und auf der Bühne stehen
kann. Aber es ging. Die Tumoristen sind
für mich ein Baustein, um nach vorne zu
denken. Es geht darum, gemeinsam Theater
zu spielen, zu Improvisieren wie im Leben,
zu lachen und sich in der Gruppe wohl zu
fühlen. Hier geht es um den Zusammenhalt, die Gruppe und nicht immer nur
Krebs, Krebs, Krebs. Es läuft nicht alles nur
über den Kopf, nicht nur problematisieren.
Es ist einfach mal was anderes und es tut gut.
Wir danken den Tumoristen für einen vergnüglichen Abend und im Besonderen der
TumoristIn Birgit für das offene Gespräch.
45
2011
3
WissensWert
LH medizinisch-wissenschaftlicher Beirat
– Experten persönlich
Prof. Dr. Henrik Michaely
Wie sind Sie zum Lebenshaus
gekommen?
Vermittlung über Prof. Häcker aus der
Urologie.
Warum ist Ihnen die Arbeit im
Lebenshaus wichtig?
Damit wir Ärzte die Sorgen und Bedürfnisse unserer Patienten besser verstehen und
individuell auf sie eingehen können.
Verraten Sie uns Ihre Hobbies?
Golf, Basketball, Lesen
Haben Sie einen Buch-Tipp für uns?
Für ruhigere Stunden – „Der Alchemist“
von Paulo Coelho und „Zero“ von
Charles Seife zum Nachdenken und als gute
Unterhaltung Tom Clancy Bücher.
Gibt es einen Lieblingsfilm?
Da gibt es zahlreiche. Beispielhaft seien hier
„Pulp Fiction“, „Die Üblichen Verdächtigen“
und „Das Fenster zum Hof “ genannt.
Lebensmotto/Wünsche:
Immer optimistisch sein, nie aufgeben und
das „Nike-Theorem“: just do it.
Berufsmotto:
Deckt sich mit meinem Lebensmotto
Kontakt:
Prof. Dr. Henrik Michaely
Universitätsklinikum Mannheim
Institut für klinische Radiologie
und Nuklearmedizin
Theodor-Kutzer-Ufer 1-3
68167 Mannheim
Auf einen Blick :
Professor Doktor Michaely ist seit April
2011 Mitglied im Vorstand des medizinischwissenschaftlichen Beirats des Bereiches
Nierenkrebs im Lebenshaus.
Weitere Mitglieder sind:
PD Dr. med. Thomas Gauler (Vorstand),
Essen - Onkologe
Dr. med. Viktor Grünwald (Vorstand),
Hannover – Onkologe
PD Dr. med. Carsten Ohlmann (Vorstand),
Homburg - Urologe
PD Dr. med. Michael Staehler (Vorstand),
München – Urologe
PD Dr. med. Thomas Steiner (Vorstand),
Erfurt – Urologe
PD Dr. med. Bernhard Brehmer (Beirat),
Aachen - Urologe
Dr. med. Sabine Brookman-May (Beirat)
Regensburg – Urologin
Prof. Dr. med. Jan Roigas (Beirat),
Berlin – Urologe
Dr. med. Sabine Siegert (Beirat),
München - Pathologin
Prof. Dr. med. Stephan Störkel (Beirat),
Wuppertal – Pathologe
Diese Experten werden wir Ihnen nach
und nach in den kommenden Ausgaben
des WissensWert vorstellen.
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Name: Prof. Dr. Henrik Michaely
Wohnort: Mannheim
Alter/Geburtstag: 35, 14.01.1976
Beruf: Oberarzt Radiologie
Derzeitige Position: Oberarzt MRT,
Leiter des Geschäftsfelds Abdominelle
und Vaskuläre Bildgebung
Schwerpunkte: MR-Bildgebung der
Nieren und der Gefäße
2011
3
Das Lebenshaus
Impressum
Founding-Menber of
„Unabhängig, fachkundig und engagiert!“
Die Organisation Für Patienten Mit Seltenen Soliden Tumoren:
Das Lebenshaus e.V.
n Betroffene informieren
n Interessen vertreten
n Behandlung optimieren
n Forschung unterstützen
n Hoffnung geben
Das Lebenshaus e.V. Seltene Solide Tumoren:
GIST • Sarkome • Nierenkrebs
International
Kidney Cancer
Coalition
Hotline 0700-4884-0700
[email protected]
www.daslebenshaus.org
„Das Lebenshaus e.V.“ ist die Organisation
für Patienten mit bestimmten seltenen
soliden Tumoren wie GIST, Sarkome und
Nierenkrebs, Angehörige und medizinische
Fachkräfte. Die wesentlichen Aufgaben­
bereiche des Lebenshauses sind:
n Betroffene informieren
n Interessen vertreten
n Behandlung optimieren
n Forschung unterstützen
n Hoffnung geben
Der Verein arbeitet professionell mit medizinischen Fachkräften, der forschenden
Pharmaindustrie und anderen Patienten­
organisationen weltweit zusammen, um das
Bestmögliche für die Betroffenen und ihre
Familien in den jeweiligen Indikationen zu
erreichen. Das Lebenshaus ist eine gemeinnütziger Non-Profit Verein, ohne Einf lussnahme Dritter. Er finanziert sich durch
Fördermitgliedschaften, Privatspenden,
Firmenspenden, Sponsoring, Benefiz­
aktivitäten sowie Mitarbeit in
EU-geförderten Projekten.
Status: Gemeinnütziger Verein, gegründet
am 24. Juni 2003 (14 Gründungsmitglieder),
eingetragen unter VR 1152 im Vereins­
register des Amtsgerichts Friedberg/Hessen.
Vereinsorgane: Betroffenen-Vorstand,
Mitgliederversammlung, Vereinssprecher,
angestellte Mitarbeiter sowie zwei mediz.wiss. Beiräte führender Experten in den
jeweiligen Indikationen.
Spenden-/Bankkonto: Commerzbank
Bad Nauheim - BLZ 513 800 40 Konto: 01 30 52 07 00
Bitte geben Sie bei Spenden Ihre komplette
Adresse auf dem Überweisungsträger an,
damit wir Ihnen eine Spendenbescheinigung für Ihre Steuerunterlagen zusenden
können. Vielen Dank!
Vereinsadresse:
Das Lebenshaus e.V. Patientenorganisation
Usa-Strasse 1, D-61231 Bad Nauheim
GIST/Sarkome: Tel.: + 49 (0) 700 4884 0700
Nierenkrebs: Tel.: + 49 (0) 700 5885 0700
Telefax: + 49 (0) 6032-9492-885
Website: www.daslebenshaus.org
Zentrale Email: [email protected]
Dieser Infobrief „WissensWert“ ist ein
kostenloses Informationsangebot des gemeinnützigen Vereins Das Lebenshaus e.V.
(V.i.S.d.P. Markus Wartenberg,
Berit Eberhardt, Karin Kastrati)
Ausgabe 3 = Oktober 2011 –
Auf lage 3.500 Ex. Der Bezugspreis ist im
Mitgliedsbeitrag enthalten.
Disclaimer / Haftungsausschluss
ACHTUNG! Wir sind Patienten,
Angehörige, Redakteure und freiwillige
Mitarbeiter – keine Ärzte! Die Informationen dieses Infobriefes dürfen auf keinen
Fall als Ersatz für professionelle Beratung
oder Behandlung durch ausgebildete und
anerkannte Ärzte angesehen werden.
Der Inhalt kann und darf nicht verwendet
werden, um eigenständig Diagnosen zu
stellen oder Behandlungen zu beginnen.
Wir haben versucht, diesen Infobrief mit
größtmöglicher Sorgfalt zu erstellen – dennoch sind Irrtümer und Änderungen
möglich. Das ist menschlich! Hierfür übernehmen Herausgeber, Vorstand, Vereinssprecher, Redakteure, Beiräte, FremdAutoren und Gestalter keine Haftung.
Sollten Sie Irrtümer und Änderungen
finden, bitte machen Sie die Redaktion
unmittelbar darauf aufmerksam:
[email protected]
Vielen Dank!
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2011
3
WissensWert
Das Lebenshaus
Die wichtigsten Termine im Überblick
Das Lebenshaus e.V. Terminkalender: Oktober, November und Dezember 2011
OKTOBER 2011
Datum
Ort
Veranstaltung
26.10.
München
Reg. NIER-Gruppe München
27.10.
Heilbronn
Reg. NIER-Gruppe Heilbronn-Franken
30.10.
Eisenhüttenstadt
Reg. GIST-Gruppe Eberswalde
02.11.
Bochum
Reg. GIST-Gruppe Rhein-Ruhr
08.11.
Köln
Reg. GIST-Gruppe Köln-Bonn
08.11.
Düsseldorf
Reg. NIER-Gruppe Rheinland
14.11.
Berlin
Reg. NIER-Gruppe Berlin
17.11.
Hannover
Reg. GIST-Gruppe Hannover, Weihnachtsessen
24.11.
Heilbronn
Reg. NIER-Gruppe Heilbronn-Franken
30.11.
München
Reg. NIER-Gruppe München
30.11.
Lübeck
Reg. GIST-Gruppe Lübeck
03.12.
Bad Homburg
Reg. GIST-Gruppe Rhein-Main, Weihnachtsessen
05.12.
München
Reg. GIST-Gruppe München, Weihnachtsfeier
07.12.
Bochum
Reg. GIST-Gruppe Rhein-Ruhr, Weihnachtsfeier
08.12.
Berlin
Reg. GIST-Gruppe Berlin, Weihnachtsessen
12.12.
Berlin
Reg. NIER-Gruppe Berlin
20.12.
Düsseldorf
Reg. NIER-Gruppe Rheinland
28.12.
München
Reg. NIER-Gruppe München
29.12.
Heilbronn
Reg. NIER-Gruppe Heilbronn-Franken
NOVEMBER 2011
DEZEMBER 2011
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48
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Bad Nauheim
BLZ: 513 800 40
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