Die Zeitschrift der Loro Parque Fundación

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Nr. 82 September 2006
Wir schützen Arten und ihre Lebensräume
Die Zeitschrift der
Nr. 82 - September 2006
Loro Parque Fundación
Die Zeitschrift der Loro Parque Fundación
Nº. 82 - September 2006
Cyanopsitta ist gedruckt auf umweltfreundlichem, holzfreiem, beschichtetem Recycling-Papier: Symbol Freelife Satin©, FEDRIGONI©
Index
Vorwort des Gründers..................................2
Wolfgang Kiessling: “Ehrenbürger
von Puerto de la Cruz” ...............................3
Die Fortpflanzung der Chapmans
Zwergamazone und des
Hochlandsittichs..........................................4
Rückblick auf fünf Kongresse.....................5
Programm des VI Papageienkongresses ...11
Fortpflanzung der Rotschwanzamazone....12
Loro Parque Hotline...................................14
Verleihung des “Premio Gorila 2005”
durch den LORO PARQUE.......................16
Laufende Projekte......................................17
Hibiskusblüte als Ergänzungsfutter............19
Haltung und Zucht des
Riedels Edelpapageis.................................20
Redaktionsbüro
Loro Parque S.A.
38400 Puerto de la Cruz
Teneriffa, Kanarische Inseln, Spanien
Tel.: + 34 922 37 40 81 Fax: + 34 922 37
31 10
E-Mail: [email protected] oder
[email protected]
Beraterin der Redaktion
Rosemary Low
Redaktion
Dr. Javier Almunia, Inge Feier, Wolfgang
Kiessling,
Pedro
Sancho,
Matthias
Reinschmidt, Birgit Veenker, Prof. David
Waugh
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www.loroparque-fundacion.org
www.loroparque.com
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unterstüzten. Sie erhalten dann unsere
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Zuchtstation und die Zufriedenheit, die
Natur unterstützt zu haben. Die jährlichen
Mitgliedsbeiträge sind:
Erwachsene......................................100,00 €
Kinder................................................50,00 €
Vorwort des Gründers
Wenn Sie diese besondere Ausgabe der Cyanopsitta lesen, ist der VI
Internationale Papageienkongress bereits in vollem Gang. Deshalb möchte
ich alle herzlich begrüßen, die zu uns nach Puerto de la Cruz gekommen sind,
um den Kongress zu genießen und Informationen über unser Lieblingsthema
auszutauschen: die Papageien. Gleichzeitig sende ich Grüße an alle unsere
Freunde und Bekannte, die dieses Mal nicht dabei sein können bzw. konnten
und danke Ihnen für Ihre Freundschaft und anhaltende Unterstützung der
Artenschutzaktivitäten der Loro Parque Fundación.
Wir haben es weit gebracht und seit dem ersten Kongress vor 20 Jahren
viele außergewöhnliche Dinge erreicht. Tatsächlich könnten wir darüber
ein Buch schreiben! Lesen Sie in dieser Ausgabe einen sehr schönen Artikel
von Rosemary Low über die Höhepunkte jedes einzelnen Kongresses und
die zunehmenden Fortschritte, die wir mit jedem Kongress über die Jahre
gemacht haben. Dieser anhaltende Fortschritt wäre nicht ohne das Interesse
und die kontinuierliche Hilfe unserer Förderer möglich gewesen. Es hat sich
so viel seit dem Kongress im Jahr 1986 geändert. Die ernstzunehmenden
Umweltbedrohungen, denen die Papageien in der Natur ausgesetzt sind,
begannen damals erst sichtbar zu werden und der Loro Parque spendete einen
beträchtlichen Betrag für den Schutz der bedrohten Amazonenarten auf der
Insel Dominica. Heute, zum VI Kongress, stellen wir 50 mal höhere Summen
zum Schutz der Papageien zur Verfügung und obwohl sie immer noch vielen
Bedrohungen ausgesetzt sind, wissen wir sehr viel mehr über ihre Situation
und erzielen weiterhin Erfolge, um ihr Aussterben zu verhindern.
Weitere Artikel in dieser Ausgabe informieren Sie über die Projekte, die
die Loro Parque Fundación in verschiedenen Teilen der Welt unterstützt.
Wichtige Fakten über die Fortpflanzung der wildlebenden Chapmans
Zwergamazonen, Hochlandsittiche und Rotschwanzamazonen helfen
nicht nur bei zukünftigen Artenschutzmaßnahmen für diese Arten in ihrem
natürlichen Lebensraum, sondern stellen uns Informationen zur Verfügung,
die ihre Zucht in Menschenobhut verbessern, falls ein “Sicherheitsnetz”
für die Bestände notwendig werden sollte. Gleichzeitig werden wichtige
Fortschritte bei unseren Haltungs- und Zuchtmethoden für viele Arten in
unserer eigenen Zuchtstation erzielt, wie beispielsweise der Artikel über den
Riedels Edelpapagei verdeutlicht. Diese und andere Methoden werden auf
unserem VI Kongress vorgestellt und stärken nicht zuletzt das Ansehen der
internationalen Papageienkongresse als führende Veranstaltung ihrer Art.
Selbstverständlich ist der Loro Parque nicht nur für seine Papageienkongresse
bekannt, sondern auch für seine erstklassigen Attraktionen. Sie werden
beim Lesen dieser Ausgabe bemerken, dass wir viele bekannte Besucher
empfangen sowie verschiedene Auszeichnungen für unsere Arbeit erhalten.
Die Kombination aller genannten Aspekte zeichnet unsere Organisation aus,
die heute noch dynamischer als beim ersten Kongress vor 20 Jahren ist – und
mit der andauernden Hilfe unserer Freunde und Sponsoren werden wir uns
auch in Zukunft kontinuierlich verbessern.
Bitte schicken Sie uns Ihren Mitgliedschaftsantrag per Post, Fax oder E-Mail,
oder rufen Sie uns einfach an.
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Wolfgang Kiessling
Präsident, Loro Parque Fundación
Nr. 82 - September 2006
Wir schützen Arten und ihre Lebensräume
Wolfgang Kiessling wird
Ehrenbürger der Stadt
Puerto de la Cruz
Eine besondere Ehre wird am 03. September 2006 dem
Inhaber und Generaldirektor des LORO PARQUE,
Wolfgang Kiessling, erwiesen. Auf Initiative der
Bürger der Stadt Puerto de la Cruz und im Besonderen
der Anwohner des Stadtteils Punta Brava wird er zum
Ehrenbürger, dem s. g. „Adoptivsohn“, der Stadt
ernannt und diese Auszeichnung aus den Händen des
Bürgermeisters von Puerto de la Cruz, Marcos Brito
Gutiérrez, und dem Präsidenten des Festkomitees von
Punta Brava, Eduardo Díaz Mederos, empfangen.
Mit dieser Ehrung möchten die Anwohner ihre tiefe
Verbundenheit und Dankbarkeit gegenüber Wolfgang
Kiessling äußern, der mit dem international bekannten
LORO PARQUE nicht nur eine große Attraktion
für die Gäste der Insel Teneriffa geschaffen,
sondern zugleich zur Anhebung der Lebensqualität
in Puerto de la Cruz und im Viertel Punta Brava
beigetragen hat. Hunderte von Arbeitsplätzen, die
sich in Zukunft noch vermehren werden, wurden
im Laufe der 34 Jahre im Park direkt geschaffen,
viele gastronomische und touristische Unternehmen
konnten sich in unmittelbarer Umgebung des LORO
PARQUE erfolgreich etablieren und selbst der Name
Punta Brava wurde über die Grenzen der Insel hinaus
getragen und bekannt.
Auch Pater Antonio María Hernández y Hernández,
Pfarrer der Gemeinde Santa Rita, wird mit dieser
Ehrung versehen, was der seit über 30 Jahren
bestehenden tiefen Freundschaft und Zusammenarbeit
der beiden Persönlichkeiten eine besondere Bedeutung
verleiht. Es ist mehr als symbolträchtig, dass zwei
Männer, die seit mehr als der Hälfte ihres Lebens in
und für Punta Brava in Puerto de la Cruz leben und
auf verschiedensten Wegen dessen Geschichte prägen
und die unzählige Ereignisse miteinander verbindet,
auch gemeinsam zu Ehrenbürgern der Stadt gemacht
werden.
Wolfgang Kiessling (links) nimmt die Glückwünsche von Marcos Brito (rechts),
Bürgermeister von Puerto de La Cruz dankend entgegen..
Nr. 82 - September 2006
Die Zeitschrift der Loro Parque Fundación
Eine “Kostprobe” für den VI Internationalen Papageienkongress
AUFZEICHNUNGEN ÜBER DIE FORTPFLANZUNG
DER CHAPMANS ZWERGAMAZONE UND DES
HOCHLANDSITTICHS
Um alle auf einen erstklassigen Kongress einzustimmen, haben
wir uns entschieden, in dieser Ausgabe sehr interessante und
neueste Informationen von unserem Feldteam der “Fundación
ProAves” zu veröffentlichen, die für das Projekt zum Schutz der
bedrohten Papageien in den Zentralkordilleren Kolumbiens arbeiten. ProAves möchte diese Informationen hier vorstellen, da
sie bedeutend für Vogelzüchter und andere Menschen sind, die mit
Papageien arbeiten, sowie für Biologen, die im Feld arbeiten.
Hier werden erstmals Informationen vorgestellt über die
Zuwachsraten der Küken von zwei der drei am meisten
gefährdeten Arten - die vom Aussterben bedrohte Chapmans
Zwergamazone (Hapalopsittaca fuertesi) und der gefährdete
Hochlandsittich (Leptosittaca branickii). Weitere Informationen
über ihre Aufzucht sind ebenfalls neu.
bis fünf Tage. Die Brutphase erfolgt über einen Zeitraum von ca.
vier Wochen (26 bis 31 Tage). Die Aufzuchtphase umfasst den
Schlupf des ersten Kükens bis zum Ausfliegen der Jungvögel.
In jedem Nest wurden die Maße aufgezeichnet, die als
Hauptindikator für die körperliche Entwicklung der Küken
dienen: die Flügellänge und das Gewicht. Diese Maße wurden
von jedem aktiven Nest einmal pro Woche dokumentiert.
Die Maße für das Gewicht und die Flügel verlaufen bis zur
siebten Entwicklungswoche proportional. Ab diesem Zeitpunkt
stabilisieren sich die Küken und sie werden weniger häufig
von den Eltern gefüttert (geringere Anzahl von Besuchen), was
zu einer angemessenen Kondition für die ersten Flugversuche
führt.
200
150
Anzahl
Hapalopsittaca fuertesi
Die Brutzeit der Chapmans Zwergamazone beginnt im Januar
mit der Verpaarung und Erkundung der Nistkästen. Die Aufzucht
dauert bis April. Sechs Nestphasen wurden ermittelt sowie der
Zeitaufwand der Paare pro Phase. Die Ermittlungen stützen
sich auf Beobachtungen von 14 Nestern (13 künstliche und 1
natürliches Nest).
Flügel (mm)
100
Gewicht (g)
50
0
Die Verpaarung wurde nur sporadisch beobachtet und die
Erkundung sowie Auswahl der Nester, was zwischen fünf bis
sieben Tagen andauert, erfolgen gleichzeitig. Die Phase, das Nest
vor Rivalen zu schützen und die Eiablage dauert insgesamt vier
11
2
3
3
10
4 42
5 49
6 537
31
Tag
Wachstumsentwicklung der Chapmans Zwergamazone (H.
fuertesi)
Die verschiedenen Entwicklungsphasen in der Natur der Chapmans Zwergamazone (H. fuertesi)
Nr. 82 - September 2006
Wir schützen Arten und ihre Lebensräume
Die Verhaltensweisen während der verschiedenen Brutphasen
wurde ausgewertet:
Nestpflege: Nach der Nestauswahl bleibt ein Vogel im Nest und
der Partner kommt 4 bis 5 Mal täglich zu Besuch, um Futter zu
bringen. Jeder Besuch dauert ca. 20 bis 30 Minuten und beginnt
zwischen 7.00 – 7.30 Uhr und endet um 17.30 – 18.00 Uhr. In
dieser Phase gibt es noch keine Eier und das Paar schläft im Nest,
um es in dieser Vorbereitungszeit gegen mögliche Konkurrenten
zu schützen.
Eiablage: In dieser Phase schläft das Weibchen im Nest und
verlässt es nur, um vom Männchen während seiner Besuche
nach dem gleichen Schema, wie zuvor beschrieben, gefüttert zu
werden. Jedoch dauert die Fütterung in dieser Phase nur noch 5
bis 10 Minuten pro Besuch.
Bebrüten und Ausschlüpfen der Eier: Dieser Zeitraum umfasst das
Bebrüten der ersten Eier bis zum Ausschlüpfen der Küken. Nach
dem Schlupf benötigen die teilweise flaumigen und nackigen
Küken die Wärme ihrer Eltern. Die Besuche werden tagsüber mit
der gleichen Zeitdauer fortgesetzt, jedoch füttert das Männchen
nicht die Küken, was ausschließlich die Aufgabe des Weibchens
darstellt.
Aufzucht: Diese Phase beginnt, wenn die Jungvögel genügend
Flaum besitzen, um alleine im Nest zu bleiben. Die Mutter
verlässt das Nest tagsüber, um zusammen mit dem Männchen auf
Futtersuche zu gehen. Die Besuche erfolgen weiterhin vier oder
fünf Mal täglich, jedoch steigt die Zeitspanne pro Besuch wieder
an (15 – 25 min). Die Besuchsdauer ist jetzt länger, da die Küken
wachsen und somit eine höhere Futtermenge und mehr Zeit für
die Betreuung benötigen. Es wird angenommen, dass die Eltern
sich das Füttern teilen.
Die Bruterfolge in jeder Phase wurden während der Brutsaison
2006 geschätzt und bewertet. Das durchschnittliche Gelege
beträgt in dieser Brutsaison drei Eier. Der Anteil der 45 Eier, die
als lebensfähig bewertet wurden (Schlupfrate) beträgt 86,6 % und
94,9 % der Jungtiere flogen aus dem Nest aus.
Leptosittaca branickii
Die Brut- und Aufzuchtphasen des Hochlandsittichs wurden dieses Jahr von Januar bis Ende April dokumentiert im Gegensatz
zum vorherigen Jahr, als die Aufzeichnungen über die Brutsaison
ab Dezember erfolgten. Nester wurden
erst während der Bebrütungszeit
gefunden und somit konnten ab diesem
Zeitpunkt drei Phasen auf Grundlage
von acht künstlichen Nestern ermittelt
werden.
Der Zeitaufwand der beobachteten Paare
beim Ausbrüten betrug zwischen drei bis
sechs Tage. Die Aufzuchtphase dauert
länger und umfasst das Ausschlüpfen
der ersten Küken bis zum Ausfliegen der
Jungvögel.
Nr. 82 - September 2006
150
Anzahl
Verpaarung und Nestauswahl: Normalerweise kundschaftet
das Paar natürliche Höhlen in trockenen Baumstümpfen und
künstliche Nistkästen aus, die größte Sicherheit bieten.
200
Flügel (mm)
100
Gewicht (g)
50
0
11
2
3
3
10
4 42
5 49
6 537
31
Tag
Wachstumsentwicklung des Hochlandsittichs
Wie bei den Küken der H.fuertesi stellten die einzigen Maßangaben die Flügellänge und das Gewicht dar. Diese zwei
Größen verlaufen proportional und ab der siebten Woche der
Aufzeichnungen kann eine Gewichtsabnahme festgestellt werden, bevor die Jungvögel das Nest verlassen.
Es folgt eine Beschreibung der Verhaltensweisen innerhalb der
verschieden Phasen:
Bebrüten und Ausschlüpfen der Eier: Das Weibchen verweilt und
schläft im Nest und verlässt es nur zeitweise, um vom Männchen
während seiner Besuche gefüttert zu werden. Die Besuche finden
drei bis vier Mal täglich statt und beginnen morgens zwischen
8.40 Uhr - 9.20 Uhr und enden um 17.15 Uhr - 18.00 Uhr. Jeder
Besuch dauert 20 bis 30 Minuten und somit ist dieses Verhaltensschema identisch mit dem der Chapmans Zwergamazone.
Aufzucht: Wenn alle befruchteten Eier ausgeschlüpft sind und
die Küken über ausreichend Flaum verfügen, um alleine im
Nest zu bleiben, verlässt die Mutter das Nest, um zusammen mit
dem Männchen auf Futtersuche zu gehen. Die Besuche erfolgen
drei bis vier Mal täglich und die Zeitspanne pro Besuch steigt
schrittweise an (25 – 40 min). Die Besuchsdauer ist jetzt länger,
da die Küken wachsen und somit eine höhere Futtermenge und
mehr Zeit für die Betreuung benötigen. Es wird angenommen,
dass die Eltern sich das Füttern teilen.
Beim Hochlandsittich beträgt das durchschnittliche Gelege drei
Eier. Der Anteil der 23 Eier, die als lebensfähig bewertet wurden
(Schlupfrate) beträgt 78,2 % und 77,8 % der Jungtiere flogen aus
dem Nest aus.
Eier und Küken des wild lebenden Hochlandsittichs
Die Zeitschrift der Loro Parque Fundación
Rückblick auf fünf Kongresse
von Rosemary Low
1986
in Europa ein großer Kongress über Zucht und Haltung stattfand.
Ich entsinne mich an zwei bahnbrechende Vorträge. Einer wurde
vom holländischen Tierarzt Dr. T. F. Kaal zum Thema “Praktische
Erfahrungen mit der Zerstäubung durch Ultraschall” gehalten. Die
meisten Teilnehmer hatten zuvor noch nie etwas über den Gebrauch
von Zerstäubern zur Heilung von Vogelkrankheiten in den Lungen
und Lungenbläschen gehört. Die erste wissenschaftliche Forschung
hierzu war auch gerade erst 1984 erschienen. Dr. Kaal erklärte: “Die
modernen Ultraschall-Zerstäuber geben eine schnellere und bessere
Feuchtigkeitsdichte ab, um in die kleinen Bronchien der Lungen zu
gelangen.” Es entsteht ein stetiger und gleichmäßiger Tropfen von
0,1 – 0,5 Mikron Durchmesser, der in die kleinsten Bronchien und
Lungenalveolen eindringen kann. Zu dieser Zeit waren Zerstäuber
jedoch ziemlich groß und teuer. Heute kann jeder, der seinen Papagei
auf diese Weise behandeln muss, ein Gerät für ca. 140 Euro kaufen
und seinen Vogel zuhause behandeln.
Wenn ich auf diese erste Veranstaltung zurückblicke, kann ich kaum
glauben, dass bereits 20 Jahre vergangen sind. Es herrschte geschäftige
Aufregung, als sich die Teilnehmer für den, wie ich meine, ersten
internationalen Kongress über Papageien anmeldeten. Wenn ich mich
richtig erinnere, fand die Veranstaltung im Maritim Hotel in der Nähe
des Loro Parque statt und einige Präsentationen fanden gleichzeitig
(einige mehrfach) in verschiedenen Räumen statt. Damals waren die
Kongresse der AFA in den USA auf ihrem Höhepunkt und auch wenn
dort mehr Themen über Papageien als bei jeder anderen Veranstaltung
geboten wurden, war es hier das erste Mal, dass sich Menschen aus
vielen Ländern sich versammelten, um ausschließlich Referate zu
ihrem Lieblingsthema zu hören. Es war ebenfalls das erste Mal, dass
Der andere Vortrag, der mich faszinierte, war “Geschlechtsbestimmung von Vögeln durch die Chromosomenanalyse” von Marc Valentine, Labor für genetische Geschlechtsbestimmung von Vögeln, aus
den USA. Dieses neue Verfahren verwendete Zellen, die in Gewebekulturen von Federpulpa wachsen. Es wurde dabei eine blutige Feder
empfohlen, deren Durchmesser mindestens der Schwanzfeder einer
Amazone entspricht. Die ist riesig! Oder es konnten bei einem Sonnensittich zwei Schwanzfedern verwendet werden. Wenn ich auf diese
Verfahren zurückblicke, wird mir klar, wie glücklich wir uns heute
schätzen können und welche Fortschritte wir erzielt haben!
Nr. 82 - September 2006
Wir schützen Arten und ihre Lebensräume
Ich war ebenso von der Feststellung von Mark Valentine beeindruckt,
dass intersexuelle Vögel nicht unüblich sind. Sie sind äußerlich
normal im Erscheinungsbild, aber aufgrund ihres genetischen Fehlers
funktional weder als männlich noch als weiblich einzuordnen. Das
erklärte, warum bestimmte Vögel niemals brüten. In der Tat konnten
solche Vögel nur durch eine Chromosomenanalyse identifiziert
werden, die einen großen Vorteil gegenüber der operativen
Geschlechtsbestimmung darstellt.
Untersuchungen auf andere Arten konzentrierten und kaum etwas
über ihren Zustand bekannt war (in vielen Fällen stark gefährdet,
aber dies war noch nicht bekannt). Paul Butler hob hervor, dass
Thomas Arndt aus Deutschland sprach sehr ausführlich über Brotogeris-Sittiche und eine Tatsache, die mich noch heute fasziniert. Der kleine Goldflügelsittich (Brotogeris chrysopterus) frisst Wasserschnecken
im Fluß Aripuana, wenn der Wasserstand niedrig ausfällt! Der Organisator für Deutschland war der renommierte Papageienlieberhaber Josef Schumacher. Ebenfalls anwesend bei diesem und weiteren
Kongressen war John Stoodley, Pionus-Experte und guter Freund des
Loro Parque, der uns half, unsere Pionus-Sammlung aufzubauen. Dort
wurde ihm zu Ehren eine Gedenktafel angebracht.
Bei dieser Veranstaltung gab es keine gebundene Kongressdokumentation. Stattdessen standen die Teilnehmer Schlange, um Kopien der
Vorträge zu erhalten, an denen sie interessiert waren. ����������������
Ich habe die Dokumente noch heute!
1990, 13. – 16. September
23 Referenten, 19 Männer und vier Frauen, repräsentierten
Deutschland (sieben), England und die USA (jeweils fünf), Holland
(zwei), Kanada, Dänemark und Spanien (jeweils einer). Ihre Vorträge
konnten in folgende Kategorien eingeteilt werden: Papageienhaltung
und Zucht (sechs), Artenschutz (fünf), Krankheiten und Diagnose
(sechs), Handel und Gesetzgebung (drei) und Wissenschaft (einer).
Damals stand der Schutz der endemischen Amazonen in der Karibik
im Mittelpunkt. Der Grund hierfür war, dass sich nur sehr wenige
die Hauptbedrohung für die Arten auf den Kleinen Antillen, wie
beispielsweise die Königsamazone, die Abholzung ist. Dies ist noch
heute so und wenn tatsächlich eine Straße von Westen nach Osten quer
über die Insel gebaut würde, hätte es katastrophale Auswirkungen auf
den Lebensraum der Papageien. Paul Butler hielt seinen Vortrag mit
soviel Energie und Charisma, dass er noch lange Zeit in der Erinnerung
aller Teilnehmer bleiben wird.
Eine interessante Entwicklung war der Einsatz von Milchsäurebakterien zum Schutz vor Enterobakterien, die von Frau Professor
Helga Gerlach, einer der wertvollsten Beraterinnen des Loro Parque,
dargestellt wurde. Milchsäurebakterienkulturen, die von Papageien
gewonnen wurden, können dauerhaft bei vielen Vögeln etabliert
werden und sind somit eine wertvolle Hilfe für die langfristige
Gesundheit.
Im Nachhinein wissen wir, dass die Aussagen einiger Referenten
nicht korrekt oder vielleicht zu optimistisch waren. Hans-Georg Horn,
dessen Vortrag über Zucht und Genetik hauptsächlich theoretisch war,
meinte, dass aufgrund der Zuchterfolge keine Papageien mehr aus der
freien Wildbahn entnommen werden müssten. Cristoph Imbodens
Vortrag fragte: “Wie nützlich ist die Zucht in Menschenobhut für
den Artenschutz?“ Er meinte damals, “wenn Halter anfangen,
Papageien im ausreichenden Maß zu züchten, um die Nachfrage nach
eingefangenen Vögeln aus der Natur einzudämmen, dann werden sie
dem Artenschutz einen Dienst erweisen.”
Kongressteilnehmer beim Ausflug im Nationalpark El Teide
Nr. 82 - September 2006
Die Zeitschrift der Loro Parque Fundación
Kees Schouten von der Universität Amsterdam untersuchte den Handel mit wild lebenden Vögeln und Tieren und unterbreitete der Europäischen Kommission den Vorschlag, den Import aus bestimmten
Ländern zu verbieten. Er meinte, “Vogelhalter und Züchter werden
beweisen, dass sie nicht nur in der Lage sind, geläufige Arten in grosser Anzahl zu züchten, was den Handel mit natürlichen Beständen
verringert, sondern auch, dass sie bereit sind, keine illegalen Vögel
mehr zu kaufen.”
Keiner erkannte, dass die Zucht mit Papageien in Menschenobhut und
der Handel mit wild eingefangenen Papageien zwei getrennte Themen
sind. Züchter haben seit 1990 oder bereits davor genug Exemplare der
meisten Arten hervorgebracht, um der Nachfrage nach Papageien aus
der Natur entgegenzuwirken. Papageien aus der freien Wildbahn werden jedoch ausschließlich gehandelt, um Gewinn zu machen, egal wie
viele der gleichen Art in Menschenobhut gezüchtet werden. Und da
aus der Natur eingefangene Vögel billiger sind, wird es immer ignorante Käufer geben.
Kees Schouten präsentierte die Ausfuhrkontingente, wie beispielsweise für die Blaustirnamazone in Argentinien (23.000 1990) und lebende
Exporte von 1984 bis 1988. In diesem Zeitraum exportierte Argentinien auf legale Weise 194.343 Blaustirnamazonen. Die meisten Teilnehmer hatten keine Ahnung von dem Ausmaß des legalen Handels der
südamerikanischen Länder. Vielleicht stellten einige Papageienhalter
zum ersten Mal die Handelsethik in Frage. Die EG hatte bereits viele
Importverbote für Papageien erlassen und alle Arten – insgesamt 118
(einige davon in der Zucht unbekannt) waren im Vortrag von Schouten
aufgelistet. Viele dieser Verbote hielten nicht dauerhaft an. So waren
beispielsweise die Importe der Graupapageien aus den Ländern nicht
erlaubt, wo diese Art verbreitet ist. �����������������������������
Was passierte mit diesen Verboten?
1994, 17. – 20. September �
Der geräumige Konferenzraum des Hotels Semiramis in Puerto de
la Cruz war von 8.00 Uhr morgens bis 14.00 Uhr nachmittags an
den drei Kongresstagen vollständig gefüllt. Es war eine wahrhaftig
internationale Veranstaltung mit Teilnehmern aus 36 Ländern.
Die 22 Referenten (14 Männder und acht Frauen) kamen aus neun
Ländern. Die Themen zu Haltung und Zucht sowie Artenschutz waren
gut ausgewogen. Dr. Robert Peters aus Deutschland sprach über
Keas und Gloria Allen aus den USA über den Hyazinthara. Andere
Referenten wiederum konzentrierten sich auf allgemeine Aspekte,
wie eine gemischte Papageiensammlung. Gail
Worth, ebenfalls aus den USA, hielt einen
hervorragenden Vortrag über Krankheiten in
der Baby-Station von Psittaciden und über
Vorsichtsmaßnahmen, um einen Ausbruch zu
verhindern oder einzugrenzen. Ihre
����������������
jahrelange
Erfahrung führten zu einem sehr wertvollen
Beitrag.
gemeinsam mit Roland Wirth aus Deutschland entstanden war, zeigte
zahlreiche, alarmierende Statistiken bezüglich des Schutzes global
gefährdeter Papageien.
Fesselnde Vorträge wurde von Referenten gehalten, die sich
aktiv für den Papageienschutz einsetzen. Dr. Ann Brice, eine
amerikanische Tierärztin, beschrieb ihre Arbeit in Guatemala mit
der Gelbnackenamazone. Sie konnte die Mithilfe der einheimischen
Bevölkerung gewinnen, um diese und andere Papageienarten zu
schützen. Ehemalige Wilderer wurden bezahlt, um die Papageien zu
schützen, deren Nester sie zuvor ausgeraubt hatten. Diese Strategie
ist heutzutage in den Tropen weit verbreitet. Für jeden flüggen Vogel
erhielten diese Menschen den Marktwert plus 10 %.
Charles Munn hatte ein ähnliches Thema – in Peru. Er beschrieb, wie
die einheimische Bevölkerung in den Ökotourismus eingebunden
wurde und anfing, sich leidenschaftlich für den Schutz der Aras
einzusetzen, denen sie heutzutage ihren Lebensunterhalt verdankt. Er
zeigte einen Teil eines wunderschönen Films über die Aras in Manu.
Kann es einen schöneren Anblick in der gesamten Natur geben als den
synchronen Flug eines großen Arapaares?
Ein Höhepunkt während dieses Kongresses war der Vortrag von
Don Merton über den vom Aussterben bedrohten Kakapo in
Neuseeland. Nur 48 Exemplare waren damals bekannt. Heute beträgt
die Bestandszahl mehr als 80 Vögel. Das Publikum erfuhr, wie die
Geschichte des Kakapo im Jahr 1977 fast endete. Dann spendete eine
Versicherungsgesellschaft 5.000 US-Dollar für den Schutz dieser Art.
Zu dem Zeitpunkt nahm man an, dass die Art aussterben würde, da
nur Männchen in der Natur bekannt waren. Die Finanzierung der
Großbritannien war unter den Referenten
gut repräsentiert. Ich hatte die Ehre, die
Eröffnungsrede und den ersten Vortrag am ersten
Kongresstag zu halten. Mein Thema waren
die zahlreichen Bedrohungen für Papageien
in der Natur. Der renommierte Tierarzt Peter
Scott sprang kurzfristig ein, um über die
Ernährung zu sprechen. Dieses Thema erhielt
überraschenderweise nur wenig Beachtung bei
den anderen Referenten. Dr. Martin Kelsey
von BirdLife International, dessen Vortrag
Nr. 82 - September 2006
Wir schützen Arten und ihre Lebensräume
Versicherungsgesellschaft ermöglichte Wildlife Serve die Erforschung
der Insel Stewart Island. Dort wurde eine unbekannte Population
gefunden, die auch Weibchen umfasste. Sie wurde auf eine Insel ohne
natürliche Feinde umgesiedelt und der Artenschutz für den Kakapo
konnte beginnen!
Beim Gala-Abendessen am letzten Abend hielt Dr. J. Steinbacher, ein
angesehener, achtzigjähriger Ornithologe, der viele Jahre Herausgeber der Zeitschrift Gefiederte Welt sowie Vizepräsident der Loro Parque Fundación war, die Schlussrede. Leider verstarb Dr. Steinbacher
im letzten Jahr, aber seine Gegenwart bei diesen Kongressen wird vielen Menschen in positiver Erinnerung bleiben.
die Territorien überschneiden. Der frühe Tod von James Murphy
ungefähr vier Jahre später berührte viele Menschen.
Einer der wichtigsten Beiträge beschrieb die neuesten Ergebnisse
im Bereich der Krankheiten. Branson Ritchie von der Universität
in Georgia, USA, sprach über die weltweit bekannte neurogene
Drüsenmagendilatation (PDD). Zu diesem Zeitpunkt stellte diese
Krankheit ein ernsthaftes Problem für viele Papageienzüchter weltweit
dar. Er erklärte, dass Nachkommen oder Geschwister von Vögeln, bei
denen mikroskopisch PDD diagnostiziert wurde, ein höheres Risiko
haben, ebenfalls diese Krankheit zu bekommen. Jedoch sollten sie
nicht aussortiert werden, da die Krankheit möglicherweise nicht
ausbricht. Allerdings sollten solche Vögel
isoliert werden. Seit damals ist noch kein
Impfstoff gefunden worden, aber ein
Vogeltierarzt aus Großbritannien glaubt,
dass die Häufigkeit gesunken ist
Dr. Susan Clubb, ebenfalls aus den USA
und seit langem führend in der pädiatrischen Medizin bei Psittaciden, präsentierte 41 klinische Anzeichen, die auf
eine schlechte Gesundheit von Papageienküken hinweisen. Diese Informationen
waren äußerst wertvoll für relativ unerfahrene Züchter, die ihre Küken per Hand
aufziehen.
Bei dieser Konferenz konnten wir bei einer Auktion 40.000 US-Dollar
für Artenschutzprojekte erzielen. Die höchsten Summen erzielten vier
Zeichnungen von englischen Künstlern. So brachte der Spix-Ara von
Eric Peake 23.000 US-Dollar für die LPF.
1998, 17. – 20. September
Der Kongress wurde erstmals im Kongresszentrum, Parque Taoro,
abgehalten. 750 Menschen nahmen teil – wieder aus 36 Ländern. Aus
Deutschland kamen die meisten Teilnehmer, gefolgt von Großbritannien (ca. 100). 20 Referenten aus 12 Ländern hielten Vorträge unter
dem Überthema “Papageienschutz bis ins 21. Jahrhundert: Hervorragende Leistungen in Menschenobhut und in Freilandprojekten”.
Immer mehr zoologische Einrichtungen
(einschließlich des Loro Parque) begannen die Bedeutung einer verbesserten
Umgebung für Papageien zu erkennen.
Catherine King vom Zoo Rotterdam in
den Niederlanden berichtete über einen weiblichen Brillenkakadu (Cacatua
ophthalmica). Das Weibchen verbrachte
85% der Tageszeit in seinem Nistkasten. Wenn sie herauskam, zeigte
sie eine Vorliebe für den oberen Teil des Geheges, das ohne Stangen
ausgestattet war. Die Sitzstangen wurden umgebaut und interessantes
Futter, wie Kiefernzapfen mit Erdnussbutter, Mais und Orangenstücke wurden im oberen Bereich der Voliere angebracht. Äste, geknotete
Seile, Kartons und andere Dinge wurden regelmäßig zur Verfügung
gestellt. Der Kakadu verbrachte weniger Zeit damit, sich zu putzen
und beschäftigte sich mehr mit den Gegenständen. Nach und nach erhöhte sich die Zeit außerhalb des Nistkastens von 15 % auf fast 60 %.
Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, eine Aktivität oder Anregung für
intelligente Vögel, wie die Kakadus, bereitzustellen. Heute wird dieses
Thema besser verstanden, was beweist, dass in den letzten acht Jahren
Zu den Referaten zählten die „Zucht des Rabenkakadus“, gehalten
von Neville Connors, Australien, und die „Handaufzucht von
Palmkakadus“, gehalten von Hans Geil, Deutschland. Diese beiden
Vorträge wurden aufgrund der fundierten Erfahrungen der Sprecher
sehr geschätzt. Aus den USA kam der inzwischen verstorbene James
Murphy, ein Amazonen-Spezialist, der über die Verhaltensweisen
dieser Vögel sprach. Hinsichtlich der Zucht bemerkte er, dass
das “Geflügelzuchtmodell” mit den langen Reihen kleiner Käfige
nicht akezptabel sei und diese hoch intelligenten Vögel bessere
Lebensbedingungen verdient hätten. Jedes Paar verteidige “ein
reales, jedoch unsichtbares Territorium um seinen Nistplatz.” Bei
Einrichtungen in geschlossenen Räumen wird dieses Territorium
verletzt, wenn ein anderes Zuchtpaar so nah platziert wird, dass sich
Nr. 82 - September 2006
Die Zeitschrift der Loro Parque Fundación
einige Verbesserungen in diesem Bereich vorgenommen wurden.
Der eindrucksvollste Redner war Paul Butler. Seine Mischung aus Witz, Begeisterung und Dynamik
zieht sein Publikum immer wieder in den Bann.
Er berichtete, wie er seine sehr erfolgreichen Artenschutzprogramme auf der Insel St. Lucia für die
endemische Amazone dort, und den Inseln St. Vincent und Dominica ausweitete sowie seine innovative Arbeit in mehreren karibischen Ländern und im
Pazifik wiederholte. Butler entwickelte das Konzept,
dass Artenschutz Spaß bedeuten kann. Er und sein
Team besuchten Schulen und waren dabei als seltene
Papageien (oder andere Arten) kostümiert; sie verteilten Plaketten, Poster und fanden unzählige Wege,
um den nationalen Stolz auf die wichtigsten Arten zu
wecken. Seine Ideen wurden seitdem in der ganzen
Welt übernommen.
2002, 18. – 21. September
19 Sprecher aus zehn Ländern hielten Vorträge zum Thema “Schutz
der Papageien und ihrer Lebensräume”, wobei 10 Präsentationen ein
Thema aus der Vogelzucht behandelten. Ein gemeinsamer Vortrag
des ehemaligen Tierarztes des Loro Parque, Marcellus Bürkle, und
der wissenschaftlichen Beraterin, Dr. Helga Gerlach, beschrieb die
regelmäßige tiermedizinische Kontrolle der Papageiensammlung im
Loro Parque. Ein weiteres ehemaliges Mitglied der tiermedizinischen
Abteilung, Lorenzo Crosta, hielt gemeinsam mit Susan Clubb einen
Vortrag über geringe Bruterfolge bei Papageien. Die Vogelzüchter
lernten viel von diesem wertvollen Beitrag. Die Präsentation von
Matthias Reinschmidt (Kurator) behandelte die tägliche Handhabung
einer Papageiensammlung und war ebenfalls sehr interessant. Wie z.B.
füttert man ungefähr 3.500 Papageien aus 340 Arten und Unterarten? All
����
dies wurde erklärt.
Der unvergesslichste Vortrag für viele Teilnehmer war der von Norbert
Hebel aus Deutschland. Er zeigte einen Videofilm über Hyazintharas
im Nest. Das Weibchen half beim Schlüpfen des Kükens und entfernte
vorsichtig, wenn es notwendig wurde, die Eischale. Das Schlupfgewicht
variiert zwischen 18 g und 24 g. Seit 1990 versuchte er, diese Art zu
züchten und erzielte den ersten Bruterfolg im Jahr 1995. Seine Pärchen
nutzen Baumstämme mit einem Durchmesser von ca. 50 cm und einer
Länge von ca. 90 cm. Der Eingang kann mit einer Schiebetür geschlossen werden. Wenn Aras brüten, wird der Bereich auf 22 °C bis 24 °C
erwärmt und die Luftfreuchtigkeit auf 39 % – 42 % reduziert, wenn notwendig mit einem Entfeuchter.
Der bekannte Koordinator des Hyazintharaprojekts, Neiva Guedes, hielt
einen extrem interessanten Vortrag. Das Projekt begann 1990 in der Region Pantanal in Brasilien, wo die Futter- und Brutgewohnheiten dieser Aras untersucht wurden. Die Nester liegen durchschnittlich in 8 m
Höhe, wobei dies von 2,4 m bis 16 m schwankt. Die Nistbäume sind im
Durchschnitt 15 m hoch und der Eingang zwischen 18 cm bis zu 1 m.
Das Gelege besteht in der Regel aus zwei Eiern, manchmal ist es nur
eins oder gelegentlich drei auf einmal. Räuber, die Eier entnehmen, sind
Riesentukane, Häher und Karakaras. Das Schlupfgewicht schwankt zwischen 18 g und 27 g. Das Höchstgewicht ist ungefähr am 77. Tag erreicht
und das maximale Gewichte beträgt 1.520 g bis 1.700 g. Der Raub
an Küken ist geläufig. Das Jungtier hat eine spezfische Lautäußerung,
um mit seinen Eltern zu kommunizieren und antwortet nicht auf andere
Pärchen aus der Umgebung. Das Durchschnittsalter beim Verlassen des
Nestes beträgt 107 Tage. Die Jungtiere werden weitere sechs Monate
von den Eltern gefüttert und bleiben ca. 18 Monate bei ihnen.
Suszana Padua erklärte, wie die Rotschwanzamazone (Amazona brasiliensis) aus Brasilien bei der Umweltpädagogik eingesetzt werden
kann. Diese Art zeigt alle Merkmale eines Artenschutzsymbols: hübsch,
selten und einzigartig in der Region. In den vorherigen vier Jahren hat
das IPE (Institut für ökologische Forschung) ein Umwelterziehungsprogramm durchgeführt (seit 1999 von der LPF finanziert). Das Ziel war,
die einheimischen Gemeinden darin zu bestärken, sich am Artenschutz
auf aktive und kontinuierliche Weise zu beteiligen. Der Superagui Nationalpark mit menschenleeren Stränden und unberührten Atlantikwäldern
(die anderswo fast völlständig zerstört wurden) ist bei Touristen beliebt
und viele Einheimischen haben ihr Zuhause an Fremde verkauft, denen
es an Umweltwissen fehlt. Theaterstücke sind zu einer wirksamen pädagogischen Aktivität für junge Menschen geworden. Sie stellen Papageien und die einheimischen Lebensräume dar, die Schutz benötigen. In
Workshops werden Papageienmarionetten gefertigt und an europäische
Zoos verkauft.
Bei jeder Konferenz wird über die neuesten Entwicklungen im
Artenschutz, der Tiermedizin und Vogelzucht berichtet. Diese
Veranstaltung als Treffpunkt für alle Papageienliebhaber aus der ganzen
Welt ist zweifellos ein erstklassiges Ereignis, das jedes Mal freudig
erwartet wird.
10
Nr. 82 - September 2006
Wir schützen Arten und ihre Lebensräume
Nr. 82 - September 2006
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Die Zeitschrift der Loro Parque Fundación
Fortpflanzungsergebnisse der wild lebenden
Rotschwanzamazone (Amazona brasiliensis)
von David Waugh
Das Projekt der Rotschwanzamazone von der SVPS hat umfassende Artenschutzziele und führt seit 2003 Aktivitäten
durch, die das Wissen über die Fortpflanzungsbiologie der
Art und die damit verbundenen Verhaltensmuster im Territorium dieser Art vertiefen sollen. In der letzten Brutsaison
(2005/2006) beobachtete das Feldteam der SVPS, das von
Elenise Sipinski geleitet wird, Nester der Rotschwanzamazone in fünf verschiedenen Nistgebieten auf fünf flachen Inseln
der Region Guaraqueçaba, Paraná. Die Beobachtungen begannen vor der Brutsaison im August und wurden wöchentlich ab der Eiablage im Oktober bis zum Ausfliegen der Vögel im April durchgeführt. Das Team zeichnete die Gelege,
Anzahl der Eier und Nestlinge, ihre Biometrie, Geschlecht,
Sterberate und die Ursache für Brutmisserfolg auf.
Obwohl jährliche Schwankungen auftreten, sind die
wichtigsten Zeiten in den Phasen der Brutsaison wie folgt:
Das Gelege erfolgt in der zweite Woche im November, das
Schlüpfen Mitte Dezember und die Jungtiere fliegen in der
letzten Märzwoche aus. Während der Brutsaison 2005/2006
wurden 81 natürliche Höhlen, die von der A. brasiliensis
üblicherweise aufgesucht werden, und die im vorherigen
Jahr als Nester dienten, überprüft und anschließend 79 Nester
beobachtet. Es wurden Brutaktivitäten in 45 (57 %) der
beobachteten Nester aufgezeichnet, von denen 14 (31 %) von
45 Bruterfolge erzielten. ������������������������������������
Die Durchschnittsanzahl der flüggen
Vögel pro erfolgreiches Nest betrug 1,93.
Tabelle 1 zeigt Vergleichszahlen der letzten beiden Brutsaisons in natürlichen und künstlichen Nisthöhlen (Holznistkästen). Auf Grundlage der viel versprechenden Ergebnisse
mit künstlichen Nistkästen in der Brutsaison 2004/05 wurden
mehr Holznistkästen für die Brutsaison 2005/06 zur Verfügung gestellt. Der Anteil der erfolgreichen Nester in künstlichen Nistkästen und flüggen Jungtieren pro Nest zeigt positive Werte im Vergleich zu den natürlichen Höhlen.
Die Rotschwanzamazone (Amazona brasiliensis) ist in Brasilien heimisch, wo sie in einem kleinen Küstenstreifen im
Süden des Bundesstaates São Paulo sowie an der Küste des
Bundesstaates Paraná und an der nördlichen Küste von Santa
Catarina vorkommt. Der Gesamtbestand der Rotschwanzamazone wird gegenwärtig auf ca. 6.600 Vögel geschätzt,
fast das Doppelte wir vor einem Jahrzehnt. Diese Art wird
noch immer aufgrund der Fragmentierung ihres Lebensrau- Anmerkung: fy/n = Durchschnittsanzahl der flüggen
mes und der Wilderei als stark gefährdet eingestuft, jedoch Jungvögel pro erfolgreiches Nest.
haben die langfristig angelegten Artenschutzmaßnahmen, die
von der Loro Parque Fundación
Tabelle 1.
unterstützt wurden, zum Anstieg
des Bestandes beigetragen. Un2004/05
2004/05
2005/06
2005/06
gefähr 70 % der Population lebt
natürlich
künstlich
natürlich
künstlich
in Paraná, wo die LPF die For%
Bruterfolg
AnAn%
An%
An%
schungsorganisation für wild
zahl
zahl
zahl
zahl
lebende Tiere und Umweltpä- beobachtete Nester
96
15
79
60
dagogik (SPVS - Sociedade de
aktive Nester
40
42 %
9
60 %
45
57 %
23
38 %
Pesquisa em Vida Selvagem e
18
45 %
3
33 %
14
31 %
12
52 %
Educação Ambiental) unterstützt, erfolgreiche Nester
um ihre Nistplätze zu beobachten flügge Jungvögel
22 1,22 fy/n
5
1,67 fy/n 27 1,92 fy/n 22 1,83 fy/n
und zu schützen.
12
Nr. 82 - September 2006
Wir schützen Arten und ihre Lebensräume
steht seine Abholzung in den Wäldern mit dem Mangel an natürlichen Nistkästen in Zusammenhang und aller Wahrscheinlichkeit
nach mit dem damit verbundenen Erfolg in den Nistkästen. In der
Vergangenheit wurde das Holz des Guanandi nur von der einheiTabelle 3 – Häufigkeit der Baumarten, in denen die 96 Nester der
Rotschwanzamazone genutzt wurden.
Die Ursachen für Brutmisserfolg in natürlichen und künstlichen
Nisthöhlen 2005/06 werden in Tabelle 2 gezeigt. Gemäß dem
Anteil in % zeigen die natürlichen Nester eher Verluste durch den
natürlichen Raub von Eiern und Küken, wobei die künstlichen
Nistkästen eine höhere Aufgabe der Eier und Tod der Küken aus
anderen Gründen verzeichneten.
Tabelle 2
Ursache
natürlich Raub der Eier
natürlicher Raub der Küken
aufgegebene Eier
Tod der Nestlinge
Nestraub
2005/06 künstlich
Nr
%
1
6
20
11
0
2,6
15,8
52,6
29,0
0,0
Familie
Art
Clusiaceae
Theaceae
Lauraceae
Euphorbiaceae
Rubiaceae
Mimosoideae
Verbenaceae
Anacardiaceae
Moraceae
Calophyllum brasiliense
Laplacea semisserrata
Ocotea sp
Alchornea triplinervea
Posoqueria latifolia
Enterolobium sp
Avicennia schaueriana
Tapirira guianensis
Ficus sp
Geläufiger Name Anzahl
Guanandi
36
Jacarepirana
28
Guadaripo-Baum 17
Tapiá
5
Baga-demacaco
4
Timbuva
2
Siriúva
2
Copiuva
1
Würgerfeigen
1
mischen Bevölkerung verwendet, jedoch ist sein Gebrauch durch
den Handel mit Kanus und Brettern mit anderen Küstengemeinden in Paraná angestiegen. Die Gemeinde entnimmt keine Papageien mehr aus den Nestern, da sie bereits gelernt hat, dass es sich
um eine wichtige Art handelt. Jedoch ist es immer noch schwierig
für die Menschen, zu verstehen, dass sie zum Schutz der Art keine
Bäume in den Wäldern abholzen dürfen, und die zuständigen Be-
2005/06 natürlich
Nr
%
20
10
16
9
1
35,7
17,9
28,6
16,0
1,8
Die Nisthöhlen der Rotschwanzamazone wurde in neun verschiedenen Baumarten (Tabelle 3) gefunden, aber der am häufigsten aufgesuchte Baum ist der Guanandi, auch Santa Maria (Calophyllum
brasiliense) genannt. Dieser Baum wird von der einheimischen
Bevölkerung u. a. für den Boot- und Hausbau verwendet. Offenbar
hörden verfügen nicht über genug Personal und die Infrastruktur,
um solche Tätigkeiten zu kontrollieren und zu bestrafen. Es ist
ein Ziel des Projektes, diese Auswirkung zu verringern. Eine erste
Aktivität ist die Untersuchung der Dichte der Guanandi-Bäume,
um den Bestand auf den bebrüteten Inseln abzuschätzen. Mit diesen Daten wird es möglich sein, geeignete Maßnahmen für diese
Baumart zu untersuchen, was ein Hauptfaktor für das Überleben
der A. brasiliensis sein wird. Zusätzlich wird eine Untersuchung
gemeinsam mit den einheimischen Gemeinden durchgeführt, um
die Notwendigkeit der Guanandi- und anderer Bäume insbesondere für den Haus- und Kanubau zu bestimmen.
Der bessere Umgang mit den wichtigen Waldbäumen wird
eindeutig mittel- und langfristige Ergebnisse erzielen, aber es gibt
auch Maßnahmen, um dem Bestand der Rotschwanzamazone
kurzfristig zu helfen. Aufgrund des hohen Prozentsatzes bei der
Wiederverwendung von Nisthöhlen, ist es die Mühe wert, so
viele wie möglich zu reparieren, die durch die Auswirkungen der
Witterung gelitten haben. Das SPVS-Team führt diese Aktivität
durch und bringt zusätzlich bei nicht reparierbaren Schäden weitere
Nistkästen an den Bäumen an. Zusätzlich zu den Holznistkästen
wird in der kommenden Brutsaison ein neues Nistkastenmodell
aus PVC installiert, um den Verlust an Eiern und Küken weiter
zu reduzieren.
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Die Zeitschrift der Loro Parque Fundación
Loro Parque Hotline
Venezolanischer Generalkonsul führt seine Gäste in den
LORO PARQUE
Am Donnerstag, den 6. Juli, besuchte der Generalkonsul Venezuelas, Jesús
Sevillano, gemeinsam mit der bekannten venezolanischen Gruppe “Sextetto
de Cuerdas Carlos Oviedo” den LORO PARQUE. Gemeinsam genossen
sie die spektakulären Shows und die Schönheit des Parkes. Besonders
beeindruckt waren sie von der weltgrössten Papageiensammlung, die
Papageien enthält, die in ihrem Heimatland leider schon ausgestorben oder
davon bedroht sind, und von den enormen Aktivitäten der LORO PARQUE
FUNDACIÓN zum Schutz und der Nachzucht dieser Tiere.
Anne Igartiburu mit ihrer Familie im LORO PARQUE
Anne Igatiburu, Fotomodell und zur Zeit berühmt geworden als Moderatorin
der landesweit erfolgreichen Sendung “Mira quien baila”, verbringt gerade
mit ihrer Familie ihren Urlaub auf Teneriffa. Am Samstag stand der Besuch
des LORO PARQUE auf dem Programm, der nicht nur die Kinder sondern
auch sie selbst beindruckte. Der Höhepunkt war zweifellos die Begegnung
mit den Orcas, deren Show Anne und ihre Familie begeisterte. Aber auch
Delfin, Seelöwe und Co gewannen im Sturm ihre Herzen und für die Kinder
war Kinderlandia das Paradies, aus dem sie gar nicht mehr weg wollten.
Sportlicher Besuch im LORO PARQUE
Tiago Splitter Beims, Basketballspieler bei Tau Vitoria in der ACB Liga
und Spieler im brasilianischen Nationalteam, ist zur Zeit im Rahmen
des 2. Internationalen Basketball Camps, organisiert vom Kanarischen
Basketballclub und dem OAD La Laguna, zu Gast auf Teneriffa. Am
vergangenen Mittwoch, nutzte er die Gelegenheit, den LORO PARQUE
kennenzulernen und selbst aus dem Rampenlicht zu treten, um Orca, Delfin
& Co zu geniessen. Er war begeistert vom Park und seinen Fans, die ihn
auch hier erkannten, gab er spontan noch Autogramme mit auf den Weg.
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Nr. 82 - September 2006
Wir schützen Arten und ihre Lebensräume
Timple-Spieler Jose Antonio Ramos besucht den LORO
PARQUE
Am vergangenen Sonntag besuchte der berühmte kanarische Timplist Jose Antonio Ramos, den man zu den weltbesten Künstlern
in seinem Fach zählt, gemeinsam mit seiner Familie den LORO
PARQUE. Er zeigte sich höchst beeindruckt von der Show der Orcas
und im Besonderen von Skyla, dem jüngsten Mitglieds der OrcaFamilie, das ihr musikalisches Talent unter Beweis stellte und alle
Gäste verzauberte.
Im Delfinarium wurde ihm Joan vorgestellt, ein Delfinjunges, das vor
einem Jahr im LORO PARQUE geboren wurde und schon jetzt eine
für sein Alter überraschende Intelligenz und Lernfähigkeit zeigt.
Junge Basketball-Spielerinnen im LORO PARQUE
„Eine Verschnaufpause muss sein“, sagte sich die spanische
Basketball-Nationalmannschaft der Damen (Junioren) und wahlte
dafür den LORO PARQUE.
Vor ihrem Spiel gegen Polen im Internationalen Turnier „Isla de
Tenerife“ verbrachten die Sportlerinnen einige entspannende
Stunden im Park. Sie kühlten sich im Pinguinarium ab, ließen sich
von den Delfinen und Seelöwen verzaubern und holten sich Ansporn
und Motivation für ihr nächstes Match bei der atemberaubenden
und kraftvollen Show der Orcas.
Prinzessin Begum Gabriele Inaara Aga Khan zu
Besuch im LORO PARQUE
Tausende von Gästen schließen täglich den LORO PARQUE und
seine Tiere in ihre Herzen. Das liegt zum einen an der architektonischen Schönheit des Parks und seiner Anlagen und zum anderen
an den tollen Tiershows mit z.B. Delfinen und Orcas, der sichtbaren perfekten Pflege und Sauberkeit aller Ausstellungen und dem
liebevollen Umgang aller Mitarbeiter mit den Tieren, denen man
ansieht, dass sie sich in ihrem Zuhause wohlfühlen.
Am Donnerstag, den 20. Juli, empfing der LORO PARQUE
nun einen besonderen Gast. Begum Gabriele Inaara Aga Khan,
die weithin für ihre Engagement für den Tierschutz bekannt ist,
kam für drei Tage, die sie und ihre Begleiter im Hotel Botánico
verbrachten, nach Teneriffa, um ein neues Tierheim zu eröffnen.
Auftakt ihrer kurzen Reise war der Besuch des LORO PARQUE
mit einem ausgiebigen Rundgang, in dessem Mittelpunkt die Tiere standen. Die Gäste, unter denen auch hochgestellte Mitarbeiter
verschiedener SOS Projekte und der „Aktion Mensch und Tier“
waren, zeigten sich tief beeindruckt von der hochprofessionellen
Pflege und Versorgung und der herzlichen Beziehung jedes einzelnen Pflegers zu den Tieren sowie der Großräumigkeit der Gehege.
Sie betonten, dass sie sich wünschten, ein jeder, der mit Tieren
Kontakt hat, möge ein bisschen von dieser im LORO PARQUE
selbstverständlichen Philosophie im Umgang mit Tieren haben,
damit schlechte Behandlung bzw. Misshandlung im Keim erstickt
werden können.
Nr. 82 - September 2006
15
Die Zeitschrift der Loro Parque Fundación
Verleihung des “Premio Gorila 2005” durch den LORO PARQUE
Dieser Veranstalter, der im Laufe vieler Saisons
eine hervorragende Zusammenarbeit sowohl auf
wirtschaftlicher als auch auf persönlicher Ebene zum
LORO PARQUE zeigte, hat diese im vergangenen
Jahr nun mit einem wahren Rekord gekrönt.
Bei seiner Ansprache hob Wolfgang Kiessling,
Generaldirektor des LORO PARQUE, die Einzig-
In Anwesenheit zahlreicher Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Medien hat LORO PARQUE zum dritten
Mal öffentlich die Früchte einer hervorragenden kommerziellen Zusammenarbeit anerkannt und einen Reiseveranstalter, der sich durch seinen herausragenden
Einsatz verdient gemacht hat, gewürdigt.
Auf einem Festakt, der am 26. Juni im Hotel Botánico
stattfand, überreichte Adán Martín Menis, Präsident
der Kanarischen Inselregierung den “Premio Gorila
LORO PARQUE 2005” an den Präsidenten der
Firmengruppe Globalia, Juan José Hidalgo, der den
Reiseveranstalter Travelplan vertrat.
artigkeit der Beziehung zwischen LORO PARQUE und
TRAVELPLAN über die verschiedensten Epochen des
gemeinsamen Wirkens hinweg hervor. “Genau wie bei
den Gorillas ist sie Ausdruck von Freundschaft, Stärke
und Treue”.
Der
Preisträger,
Herr
Hidalgo, nahm die Auszeichnung höchst bewegt
entgegen
und
betonte,
dass diese eine aufrichtige
Anerkennung der beharrlichen Bemühungen um
den Tourismus und dessen
private sowie staatliche
Institutionen auf Teneriffa
darstellt.
Adán Martín hob die Bedeutung dieses Preises hervor, der einen Anreiz für die
externe Vermarktung Teneriffas als Reiseziel schafft.
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Nr. 82 - September 2006
Wir schützen Arten und ihre Lebensräume
Aktuelle Projekte
Artenschutz und nachhaltiger Umgang mit
Papageien in Kamerun
In Kamerun leben mit acht Papageienarten die meisten
unterschiedlichen Arten in einem einzelnen Land in
Mittelafrika. Obwohl noch wenig über ihre Ökologie und
Verhaltensweisen außerhalb von Menschenobhut bekannt ist,
werden dort Zehntausende der Vögel für die einheimischen
Nutzung und den Export gefangen. Bedauerlicherweise gibt
es keinen nachvollziehbaren Beleg für die Auffassung, dass
die CITES-Ausfuhrkontingente für Kamerun nachhaltig
sind. Die Papageien leiden in Kamerun auch aufgrund weit
reichender Abholzung an Lebensraumverlust. Daher ist es
das Ziel dieses Projektes, eine Papageienschutzstrategie
für Kamerun zu entwickeln, die sich auf die Einschätzung
der gegenwärtigen Bestände, des Handelsvolumens und
der Lebensraumbedürfnisse stützt. Dies wird die nationale
Politik über wild lebende Tiere beeinflussen, technische
lebende Tiere, des britischen Botschafters und des Direktors
des französischen Kulturzentrums. Der Minister hat die
Bedeutung dieses Projektes durch die Bewilligung einer
Betriebsgenehmigung bestätigt.
Vor Ort wurden Informationen mit Hilfe von Fragebögen,
Interviews und persönlichen Beobachtungen gesammelt.
Lebende Papageien werden auf unterschiedliche Weise gefangen, wie beispielsweise Kleber, Harz, Fallen, Netze und
Tabak. Der Graupapagei (Psittacus erithacus) wird vor allem
in der südwestlichen Provinz Kameruns intensiv genutzt und
die rote Schwanzfeder auf der Mütze einer bestimmten Person
steht symbolhaft für Besitzrechte und die soziale Hierarchie
in den Dörfern. Der Einfluss der Touristen und Handel mit
dem benachbarten Nigeria sind Hauptfaktoren für den Anstieg des Papageienhandels im südwestlichen Kamerun. Eine
Datenbank mit Preisen von afrikanischen Papageienarten in
Kamerun und im Ausland wurde erstellt. Diese Datenbank
wird für Preishinweise verwendet und um festzustellen, wie
Kameruner am besten maximale, nachhaltige Vorteile beim
Schutz ihrer Papageienarten erhalten können.
Artenschutz des Lear’s Aras
Der Lear’s Ara (Anodorhynchus leari) ist mit weniger als 500
Exemplare in der Natur eine der am stärksten bedrohten Arten weltweit. Dieser Ara ist heimisch im Bundesstaat Bahia
in Brasilien, wo er im halbtrockenen Lebensraum Caatinga
lebt. Die Kenntnisse über seine Biologie, wie Lebensraumbedürfnisse, Flugbewegungen, Futtersuche und Fortpflanzungsbiologie, müssen verbessert werden. Dies ist für den
Kapazitäten im Land aufbauen und nachhaltiges Management
für Papageien und andere wild lebende Tiere und Pflanzen in
Kamerun fördern.
Dr. Simon Tamungang, Projektleiter an der Universität
Dschang, berichtet über die Aktivitäten in der ersten Hälfte
2006, die eine dauerhafte Basis für die Durchführung
des Projektes bilden. Ein erfolgreicher Workshop wurde
abgehalten, um nach Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit
der Regierung in Kamerun und anderen Interessengruppen
in Papageienschutz und Handel zu suchen. Es wurde über
die Bedeutung des Papageienschutzes, die Konsequenzen
der untragbaren Ausbeutung und das Wohlergehen der
Papageien in Menschenobhut diskutiert. Die 33 Teilnehmer
aus verschiedenen Berufen legten die Maßnahmen für
das Projekt fest, um den Papageienhandel zu beobachten
und abzuschätzen. Ein fachübergreifendes Team aus
Wissenschaftlern wurde zur Durchführung des Projektes
gebildet. Der Workshop hatte die Unterstützung des
Ministers und Generalsekretärs für Forstwirtschaft und wild
Nr. 82 - September 2006
Photo: © Mark Stafford, Parrots International
wirksamen Schutz dieser Art unerlässlich. Das Einfangen des
Lear’s-Ara für den illegalen Handel und die Abnahme seines
wichtigsten Nahrungsmittels, der Licuri-Palme (Syagrus coronata), stellen die Hauptbedrohungen für diese Art dar. Die
Loro Parque Fundación unterstützt die brasilianische Organisation Fundação Proaves, um diese beiden Bedrohungen
17
Die Zeitschrift der Loro Parque Fundación
anzugehen. Dieses Projekt wird ebenfalls in Zusammenarbeit
mit der Vogelschutzbehörde der brasilianischen Regierung
CEMAVE, Teil der Umweltbehörde IBAMA, durchgefüht.
Projektmanager Simone Tenorio informierte uns, dass zurzeit
Aufklärungsmaterialien für Umweltpädagogikmaßnahmen in
Gemeinden in der Nähe der Aras erstellt werden. Ein Buch
wurde speziell für Kinder entworfen, das vor der Verteilung
noch Korrektur gelesen wird. Ab Juli zeigt das Projekt
den Bewohnern, die normalerweise nur selten über die
Möglichkeit verfügen, sich Filme anzuschauen, regelmäßig
Filme über wild lebende Tiere. Weiterhin kartographiert und
beobachtet das Projektteam die Futtergebiete der Aras. Ein
angestellter Biologe führt diese Arbeit durch und überprüft
die versuchsweise Anpflanzung der Licuri-Palme.
Urkunden wurden an Kinder und Jugendliche von den Schulen der Stadt Piñas verteilt, die die Teilnahme an Umweltpädagogikmaßnahmen des Projektes bescheinigen. Es wurden Zusammentreffen mit Vertretern des Bildungs- und Kulturministeriums, des Umweltministeriums sowie Direktoren
und Schullehrern durchgeführt, um die Aktivitäten für das
nächste Schuljahr zu planen. César und Mery hielten auch einen Einführungsvortrag für Studenten der Loja State Universität über die Bedeutung des Buenaventura Reservats, seiner
Biodiversität und des El-Oro-Sittichs.
Ökologie und Artenschutz der Sittiche in
Neukaledonien
Artenschutz des El-Oro-Sittichs
Der El-Oro-Sittich (Pyrrhura orcesi) ist im Südwesten Ecuadors heimisch, wo er geographisch sehr eingeschränkt lebt
und durch die Abholzung gefährdet ist. Dieses Projekt, das
seit 2001 durchgeführt wird, sammelt mehr Informationen
über die Ökologie des P. orcesi und legt ebenfalls einen
Schwerpunkt auf die Schaffung eines Umweltbewusstseins
in der Gemeinde, um den Schutz dieses Sittichs und des Waldes langfristig zu sichern. Das Hauptgebiet des Projektes ist
das Buenaventure Reservat, das sich im Besitz der Fundación
Jocotoco befindet.
Mery Juíña und César Garzón von der Fundación Jocotoco
berichten, dass sie dieses Jahr 20 bis 30 Sittiche innerhalb des
Buenaventura-Reservats gefunden haben und 60-70 weitere
Exemplare in den benachbarten Wäldern. Sie spürten ebenfalls sechs aktive Nester der Sittiche auf, von denen drei vom
Blutbürzelarassari (Aulacorhynchus haematopygus) beraubt
worden sind. Im April und Mai fanden sie vier Sittichgruppen
mit sieben Jungvögeln. Im Februar brachte das Team 10 Nistkästen im Reservat an, die jedoch noch nicht belegt wurden
(zum Auskundschaften, Schlafen, Ausruhen etc.), was vermutlich in der nächsten Brutsaison erfolgen wird. Die Wiederaufforstung wurde fortgesetzt sowie die Treffen mit einer
einheimischen Oberschule, um eine Projektzusammenarbeit
zu planen.
18
Die Projektleiter Jörn Theuerkauf und Sophie Rouys untersuchen die Ökologie des Hornsittichs (Eunymphicus cornutus) und des Neukaledonien-Ziegensittichs (Cyanoramphus
saisetti), die in Neukaledonien heimisch sind. Die Forschung
soll die Bedrohungen dieser Arten aufdecken und notwendige
Maßnahmen für ihren Schutz in der Natur entwickeln. Beide
Arten brüten in abgelegenen Gebieten und ihre Nester sind
schwierig aufzuspüren. Somit ist es unwahrscheinlich, dass
die Wilderei das Hauptproblem darstellt, sondern eher Lebensraumverlust und eingeführte Arten, wie z.B. Ratten.
In ihrem letzten Bericht erklärten Jörn und Sophie, dass sie
66 Pflanzenarten als Bestandteil der Ernährung der Sittiche
ermittelt haben (bis zu 39 für den Neukaledonien-Ziegensittich und für 34 für den Hornsittich) und dass es nur ein paar
Überschneidungen bei den Pflanzenarten gibt, die beide Arten fressen. Sie führten auch eine genetische Untersuchung
durch, um die Treue der Sittiche zu ihren Nistplätzen und
Partnern festzustellen. Nachdem sich leichte, am Schwanz
befestigte Funksender zum Verfolgen der Jungtiere als nicht
geeignet herausgestellt hatten (der erste Vogel riss seinen
Sender ab), wurden die Sender auf dem Rücken der Vögel
montiert und akzeptiert und funktionieren gut. Die Projektleiter verfolgten über Funk drei flügge Vögel, um ihr Überleben festzustellen und entdeckten auf diese Weise den Raub
durch eine Wildkatze. Es scheint, dass die Fortpflanzung der
Sittiche in der Brutsaison 2005/2006 geringer oder verspätet
ausfällt, was vermutlich auf klimatische Ursachen und Nahrung zurückzuführen ist.
Nr. 82 - September 2006
Wir schützen Arten und ihre Lebensräume
Hibiskusblüten als Ergänzungsfutter
von Matthias Reinschmidt
In der Familie der Papageien gibt es eine Unterfamilie, die dafür
bekannt ist, sich in der Natur zu einem Großteil von Pollen und
Nektar frischer Blüten zu ernähren – die Loris. In Menschenobhut
erhalten diese Tiere meist ein Ersatzfutter, das aus einem Brei sowie verschiedenen Obstsorten besteht. Der ausgewogene Futterbrei für Loris sollte, neben allen lebensnotwendigen Bestandteilen,
auch Pollen enthalten, die heutzutage frisch oder in getrocknetem
Zustand leicht erworben werden können. Fast jeder Züchter von
Loris hat ein eigenes Spezialrezept für den Loribrei. Zwar bildet
oft eines der zahlreichen im Handel angebotenen Fertigprodukte
die Grundlage für den Brei, dennoch wird gerne noch das eine
oder andere Vitamin- oder Mineralpulver oder sonstige Zusätze
hinzugegeben. Dagegen ist auch gar nichts zu sagen, solange die
Ernährung ausgewogen ist. Wenn man einen gesunden, langlebigen Loribestand mit regelmäßigen Nachzuchten hat, ist man mit
seiner Futtermischung sicherlich auf dem richtigen Weg.
Um den einen oder anderen Lorihalter und –züchter vielleicht noch
auf eine neue Idee zu bringen, möchte ich Ihnen hier vorstellen,
wie im Loro Parque der Speisezettel der Loris durch frische Blüten
ergänzt wird.
Regelmäßig erhalten alle Loris im Loro Parque frische Hibiskusblüten
(Hibiscus rosa-sinesis), ein bekanntes Malvengewächs (Malvaceae).
Die Hibiskussträucher wurden zwischen den Volieren als Sichtschutz
gepflanzt und tragen auf Teneriffa ganzjährig frische Blüten. Es gibt
viele Zuchtformen in verschiedenen Farben. Die Blüten werden einfach mit dem Fingernagel vorsichtig abgeknipst und dann gleich gefüttert. Jedes Paar erhält eine Blüte. Hibiskusblüten bieten in vielerlei
Hinsicht eine gute Abwechslung in der Ernährung. Zum einen beinhalten sie frischen, süßen Nektar im Blütenkelch, der von den Loris
durch Anknabbern erarbeitet werden muss. Zum anderen bietet die
Blüte frischen Pollen sowie Beschäftigung, da sie oft auch als Spiel-
schen Ländern Südostasiens stammende Hibiskus in Mitteleuropa nur
in den Sommermonaten üppig im Garten oder auf der Terrasse und im
Winter muss die meist als Kübelpflanze gepflegte Art im Keller überwintern. Aber man kann die Tiere zumindest in den Sommermonaten
mit dieser abwechslungsreichen Zusatzkost versorgen.
Allerdings sind die Loris nicht die einzigen Papageienarten, die gerne
am süßen Nektar der Hibiskusblüten lecken. Auch die Fledermauspapageien (Loriculus) sowie die Schmalschnabelsittiche (Brotogeris)
und Schwalbensittiche (Lathamus discolor) erhalten regelmäßig im
Loro Parque die Blüten und stürzen sich regelrecht darauf, um diese
zu genießen. Sicherlich wird auch die eine oder andere weitere Papageienart mit den Hibiskusblüten ihre Freude und Beschäftigung haben. Der Papageienhalter sollte einfach einmal ausprobieren, ob seine
Papageien Interesse daran finden. Schaden kann die Hibiskusblüte
jedenfalls nicht.
Im Gartenfachhandel werden regelmäßig Hibiskusbüsche
oder auch Hochstämmchen der Pflanze angeboten. Beide
sind gleichermaßen geeignet. Sie sollten jedoch sichergehen,
dass diese Pflanzen nicht mit Insektiziden gespritzt oder mit
Kunstdünger behandelt sind. Pflegen Sie die Pflanzen erst
einige Wochen im eigenen Garten, bevor Sie die ersten Blüten verfüttern.
Als weitere Pflanzen werden den Loris im Loro Parque die
Blüten des Schönfaden (Callistemon citrinus) - ein Strauch,
der aus Australien stammt und zu den Myrtengewächsen
(Myrtaceae) gehört - gefüttert sowie die Blüten des Löwenzahn (Taraxacum officinale), eine in der Vogelhaltung gut
bekannte Futterpflanze. Allerdings sind beide Pflanzen Saisonblüher und nicht ganzjährig verfügbar.
objekt benutzt wird und so lange bearbeitet wird, bis sie ganz zerfetzt
ist. Ein Loripaar hat somit oftmals bis zu 30 Minuten Beschäftigung
mit einer einzigen frischen Blüte.
Es wäre interessant, wenn dieser Artikel weitere Papageienhalter anregen würde, über ihre Erfahrung von Blütenfütterung zu berichten, denn dies ist ein riesiges, bisher in der Papageienhaltung noch wenig erschlossenes Feld der Papageienernährung.
Sicherlich wächst der ursprünglich aus den tropischen und subtopi-
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Die Zeitschrift der Loro Parque Fundación
Haltung und Zucht des Riedels Edelpapageis in der
Loro Parque Fundación
von Matthias Reinschmidt
Die Edelpapageien (Eclectus roratus) sind eine sehr
vielgestaltige Papageienart, denn man unterscheidet nicht
weniger als zehn verschiedene Unterarten. Eine der am
seltensten gehaltenen ist der Riedels Edelpapagei (Eclectus
roratus riedeli), der ursprünglich nur auf den TanimbarInseln Indonesiens vorkommt. Mit 33 cm Körperlänge sind
die Riedels Edelpapageien die kleinsten Vertreter ihrer Art
und im Vergleich zu anderen bekannteren Vertetern der
Edelpapageien ist der Größenunterschied deutlich. Die
Weibchen sind komplett rot mit gelben Unterschwanzdecken
und einem bis zu 35 mm breiten gelben Band an den
Schwanzfedern, welches auch bei den Männchen zu sehen
ist. Hier ist es aber nur bis 25 mm breit. Ansonsten sind die
Männchen grün und haben wie die Weibchen dunkelblaue
Fundación auf Teneriffa gekommen im Tausch gegen andere Papageien. Da zunächst nur Jungtiere in die Loro
Parque Fundación kamen, war anfangs nicht an eine Zucht
zu denken. Außerdem war das Geschlechterverhältnis
äußerst ungünstig, denn von den ingesamt acht Tieren,
waren nur zwei Männchen, die sechs Weibchen gegenüber
standen. Zu allem Überfluss starb im Jahr 2003 auch noch
das ältere der beiden Männchen, so dass nun nur noch ein
einziges junges Männchen vorhanden war.
Handschwingen.
Derzeit wird der Riedels Edelpapagei nur in zwei
zoologischen Gärten in Europa gehalten. Dem Vogelpark
Walsrode war es vor einigen Jahren gelungen, diese
Unterart zu importieren. Nachzuchten davon waren in den
Jahren 2001 und 2003 in die Kollektion der Loro Parque
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Aus der Literatur weiss man, dass man Edelpapageien in
der Natur dabei beobachten kann, wie sich oft mehrere
Männchen um ein Weibchen bemühen. Dies konnten wir in
keinster Weise simulieren. Wir dachten uns, dass wir aber die
umgekehrte Situation arrangieren könnten. So wählten wir
zur Jahreswende 2003/2004 ein Gehege mit der Größe 10
m x 10 m und einer Höhe von 4 m aus, um eine Gruppe von
drei Weibchen und einem Männchen darin unterzubringen.
Die Voliere ist ausgestattet mit zahlreichen Naturästen,
Schaukeln und einem dicken Hanfseil. Von allen Seiten ist
die Voliere so mit Pflanzen umgeben, dass diese regelmäßig
durch das Gitter in die Voliere hinein-, aber auch außen
hochwachsen und so eine sehr natürliche grüne Umgebung
für die Tiere bilden. Lediglich die Stellen, an denen die
Fütterungsbalkone und die Eingangstüre liegen, sind von
einer Bepflanzung frei geblieben. An die Voliere schließen
an allen vier Seiten insgesamt acht Drahtkäfige an, die im
oberen Teil der Voliere angebracht sind und einen Querschnitt
von 1 m x 1 m haben und etwa einen Meter aus der Voliere
herausreichen. In diesen Drahtkäfigen, die nochmals mit
zwei Sitzsstangen versehen sind, sind auch die Nistkästen
angebracht. Mit dieser Konstruktion haben Zuchtpaare die
Möglichkeit, sich aus der großen Gemeinschaftsvoliere
zurückzuziehen, und sich in einem angehängten Käfig eine
Nisthöhle auszusuchen. Wird ein Nistkasten ausgesucht,
kann ein Paar den Bereich um diesen, sprich den Drahtkäfig,
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Wir schützen Arten und ihre Lebensräume
in dem die Höhle hängt, als Revier gut verteidigen und
es kommt mit dieser Methode bei den meisten in dieser
Form gehaltenen Papageien nicht zu Aggressionen in der
Großvoliere mit anderen Volierenbewohnern.
Neben den Riedels Edelpapageien, wurden noch 1,2 Scharlachkopfpapageien (Pionopsitta pileata) sowie 1,1 Buru-
Spatelschwanzpapageien (Prioniturus mada) zur gleichen
Zeit in der Voliere gehalten. Niemals während der ganzen
Phase der Gemeinschaftshaltung kam es zu Aggressionen
zwischen den einzelnen Papageienarten.
In der großen Flugvoliere hatte das Männchen der Riedels
Edelpapageien nun die Möglichkei, sich frei seine bevorzugte Partnerin auszusuchen. Bald hatte sich das Männchen
fest mit einem Weibchen verpaart, während die anderen beiden wenig Beachtung fanden. Im Frühjahr 2004 wurde einer
der zahlreichen Nistkästen bezogen und die ersten beiden
Eier bald darauf gelegt, die sich aber als unbefruchtet herausstellten. Wenige Wochen später gab es ein Nachgelege
des Paares, das ebenfalls unbefruchtet war. Zur gleichen
Zeit waren auch die beiden unverpaarten Weibchen zur Brut
geschritten und bebrüteten ebenfalls jeweils zwei unbefruchtete Eier. Auch während das Weibchen, mit dem das
Männchen fest verpaart war, brütete und er alleine in der
Voliere saß, gab es keine näheren Kontakte zu den beiden
anderen Weibchen die als „Single“ ihr Leben fristeten. Das
Männchen ist seinem Weibchen vorbildlich treu geblieben.
überführt, wo sie bei einer Temperatur zwischen 37,1 und
37,4 °C ausgebrütet wurden. Eine genaue Brutdauer konnte
nicht festgelegt werden, da die Eier bei einer Kontrolle erst
entdeckt worden waren, als beide schon gelegt waren. Das
Schlupfgewicht der beiden Küken betrug 12,9 g und 9,7 g.
Nach dem Schlupf kamen beiden Küken in die Baby-Station
des Loro Parque, wo sie von Hand aufgezogen wurden. Bis
zu diesem Zeitpunkt war eine Handaufzucht dieser Spezies
in anderen Institutionen noch nicht gelungen. So war dies
eine echte Herausforderung für uns, die wir annahmen. Beide Küken wurden unter den gleichen Haltungsbedingungen
aufgezogen, wie sie auch für andere Küken herrschen. Im
Vergleich zu anderen Edelpapageien entwickelten sich die
jungen Riedels Edelpapageien nur sehr langsam. Das erste
Küken, das mit 12,9 g am 4. April 2006 geschlüpft war,
wuchs zwar langsam aber stetig, das zweite Jungtier, das
am 7. April mit nur 9,7 g geschlüpft war, hatte eine noch
langsamere Entwicklung an den Tag gelegt und starb am 44.
Lebenstag. Das erste Jungtier wurde ohne Probleme flügge
und erwies sich als Weibchen. Damit war diese Brutsaison
beendet.
Im Herbst 2005 wurden die Scharlachkopfpapageien und
die Buru-Spatelschanzpapageien umgesetzt, da sie in dieser
Gemeinschaftsvoliere in keinster Weise Brutaktivitäten
gezeigt hatten. Die Riedels Edelpapageien blieben in der
bekannten Konstellation: ein adultes Männchen und drei
adulte Weibchen, zusätzlich wurde das im Frühjahr erbrütete
und nun mittlerweile etwa sechs Monate junge Männchen
in die Gruppe mit den etwas „reiferen“ Damen integriert.
Es soll sich, sobald es geschlechtsreif wird, mit einem
der vorhandenen „freien“ Weibchen verpaaren. Zunächst
saß das junge Männchen oft alleine, ohne den direkten
Danach gab es eine größere Brutpause in den Sommer- und
Herbstmonaten und erst im November 2004 schritt das Paar
wieder zu einem Gelege. Diesmal waren die beiden Eier
befruchtet. Um kein Risiko bei dieser Erstzucht für den
Loro Parque einzugehen, wurden die Eier einem erfahrenen
Zuchtpaar Neuguinea-Edelpapageien (Eclectus roratus
polychlorus) unterlegt. Hier schlüpften nun problemlos die
beiden Jungtiere Mitte Dezember und wurden nach etwa
drei Wochen mit 9,5 mm großen BNA-Ringen beringt. Die
Ersatzeltern versorgten die Jungtiere bestens und zogen
diese ohne Probleme groß. Die beiden Jungtiere erwiesen
sich als Männchen und Weibchen.
Im März 2005 kam es zu einem Nachgelege von zwei Eiern,
das sich ebenfalls als befruchtet herausstellte. Beide Eier
wurden nach etwa zehn Tagen Brutzeit in den Inkubator
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Kontakt zu den Artgenossen zu suchen. Inzwischen - nach
etwa einem halben Jahr (März 2006) - sucht es schon den
direkten Kontakt zu Artgenossen und ist wesentlich agiler
geworden. Zusätzlich zu den Edelpapageien wurde noch ein
bisher nicht züchtendes Paar Mittlere Gelbhaubenkakadus
(Cacatua sulphurea abbotti) in die Voliere gesetzt. Das
Zusammenleben mit den Edelpapageien funktioniert
bestens, da es von gegenseitiger Ignoranz geprägt ist. Die
Tiere gehen sich weitgehend aus dem Weg, ohne dass es
dabei zu Aggressionen kommt.
gut, kam dann aber ab dem achten Lebenstag in eine
Stagnationsphase, in der er nur wenig oder überhaupt nicht
zunahm. Ab dem 16. Lebenstag hatte er diese überwunden
und wächst seither kontinuierlich. Als die ersten roten
Federchen durchstießen, war klar, dass es sich wiederum
um ein Weibchen handeln würde. Dieses dritte von Hand
aufgezogene Jungtier erreichte zwar nie die Körpermasse des
im Jahr zuvor erfolgreich handaufgezogenen Jungtieres - es
blieb auch etwa 50 g unter dessen Höchstgewicht -, dennoch
wurde es ohne Probleme flügge und wird heute zusammen
mit seinem Geschwister aus dem Vorjahr gehalten.
Anfang Dezember 2005 wurde wieder vermehrt Balzverhalten bei den Riedels Edelpapageien beobachtet. Dabei steht
sich das Paar gegenüber und fächert abwechselnd oder gemeinsam die Schwungfedern der Flügel auf, was dann die
beindruckende Färbung der Unterseite der Flügelfedern erkennen lässt. Dabei werden auch schreiende und kreischende Laute ausgestoßen, die dem ganzen Spektakel einen Aufsehen erregenden akustischen Rahmen geben.
In der Babystation werden unsere Küken mit dem
Handaufzuchtfutter Nutri-Bird der Firma VerseleLaga gefüttert. Die Riedels Edelpapageien erhalten die
Futtersorte A 21. In dieses Futter wird zusätzlich noch 25 %
geriebene Macadamianuss hinzugegeben, um den Fettanteil
zu erhöhen, damit den relativ langsam wachsenden Küken
mehr Energie zugeführt wird.
Mitte Dezember 2005 begann unser Zuchtpaar Riedels
Edelpapageien wieder mit der Eiablage. Zwei Eier wurden
gelegt, von denen sich allerdings nur eines als befruchtet
herausstellte. Die Eier wurden in den Inkubator überführt,
um dem Weibchen die Gelegenheit zu geben, ein Nachgelege
zu produzieren. Am 11. Januar 2006 schlüpfte als erstes
Küken des neuen Jahres im Loro Parque der kleine Riedels
Edelpapagei im Inkubator. Er wog 11,8 g und wird seither
liebevoll in der Baby-Station des Loro Parque aufgezogen.
In den ersten sieben Tagen entwickelte sich das Jungtier
Nachdem wir seit Anfang letzten Jahres vier junge Riedels
Edelpapageien von Hand oder bei Ersatzeltern großgezogen
hatten, ließen wir dem Zuchtpaar in diesem Jahr das zweite
Gelege zur eigenen Bebrütung. Das Weibchen legte wiederum zwei Eier, aus denen aber nur ein Küken schlüpfte. Inzwischen konnte es beringt werden und ist etwa 30 Tage alt.
Die ersten grünen Federn zeugen davon, dass es sich um ein
Männchen handelt. Dies ist für uns und unsere zukünftigen
Zuchtanstrengungen sehr wichtig, da wir einen erheblichen
Weibchenüberschuss haben.
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Wir schützen Arten und ihre Lebensräume
Förderer und Sponsoren
der Loro Parque Fundación
Mitglieder fließen zu 100% in
unsere Papageien- und Artenschutzprojekte.
Loro Parque ist der Hauptsponsor der
Stiftung. Alle Spenden und Beiträge
unserer Sponsoren und Mitglieder
Über 30.000€
Über 5.000€
Bis 5.000€
Reynold’s Polymer, Haribo, Vogelfreunde Achern, Cash and Carry, Emerencio e Hijos, Georg
Fischer, Moeller Electric, Cita, Hagen Avicultural Research Institute, Pakara, Rohersa, Kanarien- u.
Exotenzuchtverein Forchheim 1963, Cavas Catalanas, Celgan, Dialte, Procalor, Frutas Cruz Santa,
Fontasol, Aguas del Valle de la Orotava, Cumba S.L., Ferretería San Isidro, Alimentación y Distribuciones
Sálamo, S.L., BANIF, Müller Bauservice, Solveig Mittelhauser-Brown, Elfriede y Siegfried Heck,
Friedrich Binder, Papageienfreunde Nord e.V., Vogelfreunde Osnabrück e.V., York Area Parrot Society etc.
Ein herzliches Dankeschön an alle
Förderer und Sponsoren!
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