Panaschierstimmen - Daniel Steiner

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Oberaargau
Mittwoch, 28. September 2016
Nur interne Stimmen reichen nicht
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BZ
Wahl Splitter
SVP
bank-Regionenleiter Jürg Meyer
gewählt. Und bei der SP wäre wegen des noch ausstehenden StapiWahlresultats ausgerechnet Reto
Müllers Frau Priska Grütter die
Wackelkandidatin (und nicht
Gerhard Käser) – sie will im Fall
von Müllers Wahl bekanntlich
aber ohnehin auf ihr Stadtratsmandat verzichten.
LANGENTHAL Wer am Sonntag in seiner Partei am stärksten punkten konnte, tat dies in
der Regel auch übers eigene
Lager hinaus. Das zeigt ein
Blick auf die Panaschierstimmen bei den Stadtratswahlen.
Es sind in der Regel primär die
Vertreter der kleinen Parteien,
die im Verhältnis zum eigenen
Gesamtresultat jeweils am meisten Stimmen auch von Stammwählern anderer Parteien erhalten: Ganz einfach, weil ihnen
grundsätzlich mehr mögliche
Wähler anderer Parteien gegenüberstehen. Dass es auch bei den
Stadtratswahlen vom vergangenen Sonntag wieder die Kandidaten der kleinen Parteien waren,
die vergleichsweise am meisten
sogenannter Panaschierstimmen
verzeichnen konnten, liegt daher
auf der Hand. Und ob der GLPStadtrat und Arzt Christoph Stäger als unangefochtener Spitzenreiter dieser «Panaschierbilanz»
auch tatsächlich der beliebteste
Politiker überhaupt der Stadt ist,
sei deshalb dahingestellt.
Interessant ist der Blick auf die
Panaschierstimmenbilanz
so
oder so – aus erwähnten Gründen
jedoch vor allem innerhalb eines
jeweiligen politischen Lagers.
Howald vor Bissegger
Dabei wird deutlich, dass die
stärksten Vertreter der eigenen
Partei nicht zwingend auch bei
den Panaschierstimmen am besten abschneiden. Während etwa
bei der SVP Stadtrat Patrick
Freudiger klar das beste Gesamt-
Arzt Christoph
Stäger hat erneut
zahlreiche Wähler
über die eigene
Partei hinaus
abholen können. zvg
resultat aller Kandidierenden erzielt hat, hat sein Parlamentskollege Stefan Grossenbacher bei
der «Beliebtheit» die Nase vorn.
Mit dem zweitbesten Quotienten
aller SVP-Vertreter hat allerdings
auch Hardliner Freudiger über
die Parteigrenzen hinaus tüchtig
punkten können.
Bei den Jungliberalen wiederum hat Curlingweltmeisterin
Carole Howald im Vergleich zur
Gesamtstimmenzahl am meisten
Panaschierstimmen von allen
Kandidierenden erhalten – allerdings nur knapp vor dem letztlich wiedergewählten Parteipräsidenten Lukas Bissegger. Bei den
JLL mit nur einem Sitz hätte eine
Wahl nach «Beliebtheit» dem-
nach tatsächlich Auswirkungen
auf die Besetzung des Mandats
gehabt. Und nicht nur bei ihnen
wäre die (nach wie vor nicht endgültige) personelle Zusammensetzung anders ausgefallen, als
sie dies tatsächlich ist.
Leichte Abweichungen zum
tatsächlichen Wahlausgang hätte
bei einer Ausmarchung nach «Beliebtheit» etwa auch die FDP verzeichnet, wo anstelle von Stadträtin Beatrice Lüthi und Parteipräsident Diego Clavadetscher die
nun abgewählte Franziska
Zaugg-Streuli und Alt-Pfarrer
Werner Sommer ins Parlament
einziehen würden. Bei der SVP
wäre anstelle von Schreiner Janosch Fankhauser Bernerland-
Essenziell bei den Kleinen
Die meisten der Gewählten – bei
GLP, EVP und Grünen sogar alle –
haben im Vergleich zu ihren nicht
gewählten Parteikollegen indes
auch ausserhalb des eigenen
Wählerkreises besser abgeschnitten und wären demnach
ebenso allein nach Panaschierstimmen gewählt worden. Verstärkt gilt dies wiederum für die
Vertreter der kleinen Parteien,
zumal bei ihnen die Stimmen allein aus der eigenen Stammwählerschaft ohnehin nicht zum Sitz
reichen würden. So hat etwa bei
der mit der EVP verbundenen
GLP Christoph Stäger 67 von 100
Stimmen ausserhalb des eigenen
Lagers geholt, während es bei
Stadtratspräsident
Bernhard
Marti als «beliebtestem» Vertreter der nun 14-köpfigen SP-/GLFraktion «nur» 24 Stimmen von
100 waren.
Gering sind die Abweichungen
zwischen «Beliebtheit» und
Wahlresultat übrigens auch in
umgekehrter Richtung: Wer
ausserhalb der eigenen Liste am
wenigsten Stimmen generieren
konnte, hat letzten Endes auch
einen der hintersten Plätze seiner Partei belegt. Kathrin Holzer
Freudiger schneidet
am besten ab
TOP TEN
Die Beliebtesten 2016
Anzahl Panaschierstimmen
pro 100 Stimmen
1. Christoph Stäger, GLP *
67
2. Renate Niklaus, GLP
49
3. Carole Howald, JLL
45
4. Daniel Steiner, EVP *
44
5. Lukas Bissegger, JLL *
42
6. Rahel Lanz, EVP*
40
7. Daniel Rüegger, EVP **
39
8. Simone Richner, JLL
36
9. Bruno Habegger, GLP
31
Anita Steiner-Thaler,
10.
31
EVP*
* wieder in den Stadtrat gewählt
** neu in den Stadtrat gewählt (bisher
Gemeinderat)
PARTEIENVERGLEICH
Die Beliebtesten pro Liste
SP Bernhard Marti (1.)
Stefan Grossenbacher
SVP
(5.)
FDP Michael Witschi (1.)
JLL Carole Howald (3.) *
EVP Daniel Steiner (1.)
GL Matthias Wüthrich (1.)
GLP Christoph Stäger (1.)
Anzahl Panaschierstimmen
pro 100 Stimmen
24
28
31
45
44
30
67
* nicht in den Stadtrat gewählt
(x): Tatsächlicher Platz auf der jeweiligen Liste
BERÜCKSICHTIGTE STIMMEN
Als Panaschierstimmen berücksichtigt wurden bei obigen Berechnungen sämtliche Stimmen,
die ein Kandidat oder eine Kandidatin nicht von seiner eige­
nen oder einer mit dieser ver­
bundenen Liste erhalten hat. khl
Vier Wochen kommt der Bus zum Zug
Schon bei den Stadtratswahlen
2012 hatte Patrick Freudiger die
meisten Stimmen aller Kandidaten geholt. Dieses Kunststück gelang dem SVP-Stadtrat bei den
Wahlen vom Wochenende erneut: Total gingen 1570 Stimmen
auf sein Konto. Auf dem zweiten
Platz landete der amtierende
Stadtratspräsident Bernhard
Marti (SP) mit 1546 Stimmen.
Das drittbeste Ergebnis erzielte
SP-Gemeinderat Pierre Masson
mit 1457 Stimmen. Parteiintern
überflügelte Patrick Freudiger
gar die beiden neu gewählten
SVP-Gemeinderäte Helena Morgenthaler (1431 Stimmen) und
Roberto Di Nino (1384). paj
SVP
Um Haaresbreite
Lediglich drei Stimmen Unterschied liegen zwischen Janosch
Fankhauser (958 Stimmen) und
Patrick Fluri (955). Des einen
Freud ist des andern Leid: Im Falle der beiden SVP-Kandidaten
hat die geringe Differenz über
den Einzug ins Parlament entschieden. Stadtrat nennen darf
sich künftig Janosch Fankhauser,
Inhaber einer Schreinerei und
Baubiologe. paj
FDP
Erfolgreiche Neue
Aus dem Stand hat Stefanie Barben-Kohler (FDP) die Wahl in
den Stadtrat geschafft. Erfolgreich war die Kultur- und Eventmanagerin auch bei den Gemeinderatswahlen. Von sieben FDPFrauen erzielte sie das beste Resultat, verpasste den Sprung in
den Gemeinderat aber klar. paj
GLP
Sie konnte nur
bedingt mobilisieren
Seit Samstag fahren zwischen Wiedlisbach und Flumenthal keine Züge mehr. In Attiswil wird unter Hochdruck an der neuen Kreuzungsstelle gearbeitet.
ATTISWIL Eine Baustelle zieht sich zurzeit quer durch das ganze
Dorf. Die ASM verlegt ein zweites Gleis. Einen Monat lang
müssen die Bahnkunden deshalb auf die Strasse ausweichen.
In Attiswil wird momentan nicht
nur ausserordentlich viel neuer
Wohnraum gebaut. Auch der öffentliche Verkehr sorgt für eine
Grossbaustelle. 11,5 Millionen
Franken werden hier und im benachbarten Flumenthal verbaut.
Dutzende von Arbeitern sind dabei, teilweise im Zweischichtbetrieb Gleise, Perrons, Brücken,
Strassenübergänge und Fahrleitungsmasten zu erstellen. Offenbar läuft die logistische Meisterleistung nach Plan, der leitende
Ingenieur und die Bauleiterin
sind jedenfalls ferienhalber nicht
erreichbar.
Der einmonatige Streckenunterbruch wurde absichtlich in
die Ferienzeit gelegt, damit weniger Schüler betroffen sind. Denn
die Anschlüsse in Solothurn,
Oensingen und Langenthal können mit dem seit Samstag laufenden Bahnersatzbetrieb nicht
gewährleistet werden. Erschwerend kommt hinzu, dass die Solothurner und Berner Schulen
beidseits der grenzübergreifenden Baustelle nicht zur gleichen
Zeit Schulferien haben.
Mehr Zeit einplanen
Die ASM rät allen Passagieren, bis
zum 23. Oktober mehr Reisezeit
einzuplanen als üblich. Das gilt
insbesondere auch für das Umsteigen auf Schnellzüge zu den
Flughäfen. Während eines Monats verkehren die ASM-Züge
von Oensingen bis Wiedlisbach
fahrplanmässig. Von dort bis zum
Hauptbahnhof Solothurn fahren
Busse. Ab Flumenthal bis Solo-
thurn verkehren parallel dazu
auch Züge, allerdings nur bis 21
Uhr. Die Haltestelle in Flumenthal wurde provisorisch an den
westlichen Ortseingang verlegt.
Keine Velos und Rollstühle
Velos und Rollstühle können zwischen Wiedlisbach und Solothurn im Moment nicht befördert werden. Reisende mit Handicap müssen sich deshalb am
Vortag telefonisch im Reisezentrum Niederbipp melden.
Die Dächer von Attiswil werden in diesen Tagen vom Ausleger
eines mächtigen Pneukrans
überragt. Er steht an der Bachstrasse, wo der Dorfbach durch
zwei grosse Röhren fliesst und
eine neue Brücke für die Bahn
entsteht. Vor dem Bahnhof erfolgen gerade die Tiefbauarbeiten
und die Entwässerung der noch
zu verlegenden Gleise. Die Perrons werden um 36 Zentimeter
erhöht, so verlangen es die Vorgaben des Gleichstellungsgesetzes
für Behinderte. Die Masten für
die neuen Fahrleitungen stehen
bereits. Die zum Kreuzen benötigten zusätzlichen Schienen
werden in den nächsten Wochen
Richtung Wiedlisbach bis über
den Ortsrand hinaus verlegt. Zu
diesem Zweck wurden vor einiger
Zeit sogar ein Grundstück enteignet und ein Wohnhaus abgerissen
(wir berichteten).
Die Bauleitung bemüht sich,
auf alles Erdenkliche Rücksicht
zu nehmen. So wurden beispielsweise die Kabel der Swisscom erst
mit Blick auf die Fernsehzuschauer nach der Fussball-EM,
aber vor den Olympischen Spielen neu verlegt.
Bahnhöfe werden saniert
Während der Strassenverkehr in
Attiswil von den Bauarbeiten nur
am Rande betroffen ist, gibt es in
Robert Grogg
Flumenthal zeitweise fast gar
kein Durchkommen. Dort verlaufen Gleis und Baselstrasse parallel. Die gesamte Ortsdurchfahrt
ist hier eine einzige grosse Baustelle. Trotz Verkehrsdienst muss
mit längeren Wartezeiten gerechnet werden.
Ohne Ziegel und komplett ausgehöhlt zeigt sich das Bahnhofsgebäude Flumenthal. Auch in
Wiedlisbach wird der für den
Bahnbetrieb nicht mehr benötigte und im Bauinventar als «erhaltenswert» eingestufte «gefällige»
Heimatstilbau von 1918 im Moment baulich saniert. Wie er zukünftig genutzt wird, ist nicht bekannt. Bei der ASM war gestern
niemand erreichbar.
Seit Monaten ausgiebig gebaut
wird auch an der ASM-Strecke in
Feldbrunnen. Nach jahrelangem
Hin und Her wird dort eine ganze
Reihe von ungesicherten Bahnübergängen aufgehoben.
rgw
In Langenthal ist der Spielraum
zwischen dem linken und dem
bürgerlichen Lager zugegebenermassen eng. Umso mehr reklamierte die Grünliberale Partei im
Vorfeld der Wahlen für sich die
Position der «echten Mitte». Die
Statements der GLP verfingen
beim Stimmvolk aber offenbar zu
wenig. Der Wähleranteil schmolz
gegenüber den Wahlen 2012 um
0,25 auf 3,64 Prozent. Das reichte
gerade mal für die Verteidigung
des Stadtratmandats von Arzt
Christoph Stäger. Die GLP trat
mit nur vier Kandidaten zu den
Stadtratswahlen an. Während
Bendicht Zürcher und der frühere Parteipräsident Bruno Habegger schon bei den Wahlen 2012
kandidiert hatten, war SpitexMitarbeiterin und LFG-Mitglied
Renate Niklaus heuer das erste
Mal am Start. Umso mehr erstaunt daher, dass die Kandidatin
deutlich mehr Stimmen holte als
die beiden Männer und damit
parteiintern auf dem zweiten
Platz landete. paj
DIE HINTEREN PLÄTZE
Wenn sich der Name
nachteilig auswirkt
Schneiden Kandidierende mit
Namen, die auf einen Migrationshintergrund schliessen lassen,
bei Wahlen weniger gut ab? Diesen Eindruck erhält, wer die Ergebnisse der Stadtratswahlen
studiert. Bei SP, SVP und JLL haben entsprechende Kandidaten
auffallend wenig Stimmen erhalten. Fraglich ist, ob Wählende in
diesem Zusammenhang grundsätzlich Vorurteile hegen – oder
ob es daran liegt, dass die Kandidierenden schlichtweg zu wenig
bekannt sind. paj
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