Beratung - MedMedia

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Beratung
Beratungsleitfaden Atopische Dermatitis
I.
Erfassung der Situation
1. Wie werden die Beschwerden beschrieben?
■ Hautentzündungen
an den Beugeseiten der Arme und
Beine, an Hals und Gesicht; Kinder → eher nässende
Ekzeme; Erwachsene → eher trockene Ekzeme
■ Quälender
Juckreiz
Verlauf, immer wiederkehrend
■ Chronischer
Medizinische Klassifizierung der Phasen:
Akut
Subakut
offen nässend,
leicht gerötet,
gerötet, entzün- Juckreiz
det, infiziert,
Juckreiz
Subchronisch
Chronisch
Erscheinungsfrei
rau, trocken,
schuppig, rissig,
aufgesprungen,
Juckreiz
verdickt, schuppig, „baumrindenartige“ Verdickungen, eingerissene Ohrläppchen, Juckreiz
keine Symptome
Jedes Stadium braucht eine individuelle Behandlung!
2. An welchen Körperstellen befinden sich die Hautveränderungen, und wie
äußern sich diese? Weitere Merkmale der Erkrankung?
■ Typische
Stellen → Ellbogen, Kniekehlen, Nacken, Hals
und Gesicht (Prädilektionsstellen)
■ Weißer Dermographismus → Haut reagiert beim Kratzen nicht mit roten, sondern mit weißen Striemen
■ Trockene, schuppende Haut
■ Vermehrte Furchung der Handflächen und Fußsohlen
■ Doppelte
Lidfalte unter dem Auge (Infraorbitalfalte)
Ränder um die Augenhöhlen
■ Juckreiz nach Schwitzen
■ Stress und Umweltfaktoren verschlechtern den
Zustand
■ Häufige Bindehautentzündung
■ Dunkle
Wichtig → Differenzierung zu anderen entzündlichen Hauterkrankungen z.B.
■ Allergische Kontaktekzeme
■ Seborrhoische Ekzeme
■ Toxische Kontaktekzeme
■ Skabies bei Kindern
■ Pyodermien
■ Andere entzündliche Hautkrankheiten wie z.B. Psoriasis
3. In welchem Alter hat die Neurodermitis begonnen? Sind andere Familienangehörige betroffen?
4. Welche Arzneimittel werden derzeit eingenommen? Sind Sie in ärztlicher Behandlung?
II. Atopische Dermatitis
Eine chronische, juckende, oberflächliche Entzündung der Haut; vererbt wird die Disposition, nicht aber die Krankheit selbst;
trifft häufig zum ersten Mal im Kindes- oder Säuglingsalter auf.
Formen der Neurodermitis
Es gibt drei Formen der Erkrankung → unterscheidbar durch das Lebensalter, in dem sie auftreten, und durch die Körperstellen, an denen sich die Symptome der Hautveränderungen zeigen; in jeder Phase können Schübe erfolgen, die durch Umwelteinflüsse oder Stress auslösbar sind.
1. Phase – Milchschorf (Geburt bis zum 2. Lebensjahr)
Die Haut ist gerötet und schuppt sich; betroffen sind vor allem die Kopfhaut und die Wangen; die erkrankten Stellen können
dunkelrot verfärbt sein und nässen; später trocken die nässenden Stellen ab, und es bildet sich Schorf, der wie „getrocknete“
Milch aussieht; mit zunehmendem Alter können auch andere Körperteile betroffen sein.
2. Phase – Neurodermitis im Kindes- und Jugendlichenalter (3.–18. Lebensjahr)
Typische Erscheinungsbilder der Neurodermitis; betroffen sind vor allen die Ellenbogen und die Kniekehlen → Beugeekzeme;
durch das häufige Kratzen verdickt und vergröbert sich die Haut an den betroffenen Stellen; Juckreiz sehr belastend; Ausbreitung auf Gesicht, Hals, Hand- und Fußgelenke möglich; Komplikationen durch Infektion der aufgekratzten Stellen durch
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„Kunde klagt über gerötete und rissige Haut“
Redaktion: Mag. pharm. Eva Owesny
In Zusammenarbeit mit Univ.-Prof. Dr. med. Peter Wolf
FA für Dermatologie und Venerologie, LKH Universitätsklinikum Graz
Bakterien (z.B. Staphylokokken) oder Viren (Herpes); „baumrindenartige“ Vergröberungen der trockenen und verdickten Haut
→ Flechtenbildung (Lichenifikation)
3. Phase – Neurodermitis im Erwachsenenalter
Häufig verschwindet die Erkrankung in der Kindheit von selbst; in seltenen Fällen besteht jedoch eine lebenslange Belastung;
die Erkrankung kann aber auch im Erwachsenenalter erstmalig ausbrechen → betroffen sind meist Hände, Ohren, Hals und
Gesicht.
III. Selbstmedikation JA/NEIN
NEIN
JA
Eine Selbstmedikation ist nur in Absprache mit dem behan- ■ Hautveränderungen bei Kindern, die auf eine Neurodermitis
delnden Arzt zu empfehlen, da die Erkrankung von einer Vielhinweisen
zahl von Faktoren ausgelöst wird; es gibt kein einheitliches
Therapieschema; Behandlung richtet sich nach Stadium, in
dem sich die Krankheit gerade befindet.
IVa Empfehlungen – allgemein
■ Ermittlung der Provokationsfaktoren (Allergietests)
■ Erkennen und Vermeiden der auslösenden Faktoren
■ Kratzende und zu warme Kleidung z.B. Wolle meiden
■ Längerer Aufenthalt am Meer oder im Hochgebirge (aller-
genarme Zonen)
■ Wegen der hohen Belastung durch Haare und Schuppen
→ keine Haustiere
■ Stress und psychische Belastungen meiden
■ Entspannungstechniken erlernen
■ Individuelle Hautpflege → Pflege als fester Bestandteil im
Tagesablauf
■ Kurzes lauwarmes Duschen – jeden Kontakt mit Wasser
auf ein Minimum reduzieren
■ Körperpflege → rückfettende Duschöle oder Badezusätze
verwenden evtl. mit juckreizstillenden Zusätzen.
■ Spezialprodukte zur Hautreinigung und -pflege
■ Bei Salbentiegeln → Entnahme der Creme mit einem Spatel oder Esslöffel; Vermeidung von Keimen
■ Auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung achten; Allergene vermeiden
IVb Therapie
Die Therapie setzt sich aus zwei Komponenten zusammen:
■ Basistherapie zur Verbesserung der gestörten Barrierefunktion der Haut
■ Behandlung der Hautentzündungen
Die Basistherapie besteht aus einer regelmäßigen Pflege der Haut. Die Pflegepräparate werden großzügig aufgetragen,
um die Haut mit Feuchtigkeit zu versorgen und einzufetten.
■ Harnstoff, Allantoin, Glycerin, Panthenol, Zink, Polidocanol, Vitamine, Nachtkerzenöl u.a.
Die medikamentöse Behandlung richtet sich nach dem Verlauf und den betroffenen Körperstellen.
Topisch:
■ Antibiotika – mit Vorsicht
■ Glukokortikoide – unterdrücken die überschießende Im■ Desinfizierende und antiseptische Substanzen – Chlorheximunreaktion und dämmen die Entzündung ein
din, Gerbstoffe u.a. bei Infektionen der Haut
■ Calcineurin-Inhibitoren – Immunmodulatoren Tacrolimus
und Pimecrolimus
Systemisch:
■ Antihistaminika gegen Juckreiz
■ Glukokortikoide
Physikalisch:
■ UV-Strahlung der Sonne
■ UV-Phototherapie (311nm UVB oder UVA-1)
■ Photochemotherapie (PUVA)
■ Antibiotika – bei schweren bakteriellen Infekionen
■ Photopherese-Therapie
■ Klimatherapie
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