Molekulare Werkzeuge zur Identifikation von Fucoidanasen T. Hahn1, L. Kilian2, K. Muffler1,S. Lang2, R. Ulber1 1 Technische Universität Kaiserslautern, Lehrgebiet Bioverfahrenstechnik, Gottlieb-Daimler-Straße 44, 67663 Kaiserslautern 2 Technische Universität Braunschweig, Institut für Biotechnologie, Spielmannstraße 7, 38106 Braunschweig 1. Einleitung Wirkstoffe aus natürlichen Ressourcen, wie Pflanzen oder Pilzen, erfreuen sich derzeit größter Beliebtheit, wie nicht nur der Boom des “Functional Food” beweist. Diese natürlichen bioaktiven Stoffe sind jedoch auch im Interesse der heutigen Forschung, da ihre meist komplexe Struktur eine chemische “de novo”-Synthese erschwert und diese Substanzen oft ein geringes Toxizitätspotential aufweisen. Eines dieser Stoffe ist das Fucoidan, ein aus Braunalgen (z.B. Fucus vesiculosus, s. Abbildung 1) isoliertes sulfatiertes Polysaccharid. Es ist ein α-1,4 und α-1,3- verknüpftes Biopolymer, dessen Hauptmonomer Fucose an den Positionen 2 und 4 Sulfatester besitzt. Das gestiegene Interesse an diesem nachweislich antiviralem und antibakteriellem Naturstoff zeigt sich durch den sprunghaften Anstieg der Anzahl an Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Zeitschriften der letzten Jahre[1]. Abbildung 1: Die Alge Fucus vesiculosus[2] Fucoidane besitzen eine vielfältige biologische Aktivität, welche in engem Zusammenhang mit Sulfatgehalt, Monosaccharidzusammensetzung und Molekulargewicht steht. Zum Erreichen des für die biologische Aktivität notwendigen Molekulargewichts bietet sich die Säurehydrolyse wie auch der enzymatische Abbau mittels fucoidanabbauenden Enzymen, den Fucosidasen und Fucoidanasen an. Ein hoher Sulfatgehalt resultiert wiederum in einer erhöhten Bioaktivität. Die durch den Sulfatgehalt stark anionische Ladung führt zu einer verbesserten Bindung des Polysaccharids an Zellen und inhibiert so die Anbindung von Bakterien und Viren[3]. . 3. Ganzzelltransformation 2. Säurehydrolyse zur Fragmentierung OH O S O O OH 60°C, pH 2 O R S O O R O O O S H 2O O SO 42 - HO S OH O B a 2+ B aSO 4 Abbildung 2: Spaltung der Sulfatesterbindungen bei pH 2 und 60 °C; Nachweis der Sulfatbindungen durch BaSO4-Präziptiation Säurehydrolysen zur Verringerung des Molkekulargewichts von Polysacchariden erfordern drastische Bedingungen (Spaltung 6-Desoxyzucker: 1 M TFA; 100°C; 1h). Die Spaltung der Sulfatester des Fucus vesiculosus Fucoidans wird bereits bei pH 2 und 60°C erreicht, der Nachweis erfolgte mit BaSO4-Fällung (vgl. Abb. 2). Säurehydrolyse resultiert damit auch in einer Verringerung der Bioaktivität, da die anionische Komponente des Zur Fragmentierung wurde die Hydrolyse durch Fucosidasen aus Bakterien untersucht. Die in der Literatur beschriebenen zum Fucoidanabbau befähigten Bakterien wurden unter imprimierenden Bedingungen kultiviert. Der Abbau erfolgte mit aktiven Bakterien und dem Überstand des Lysats. Die Resultate, für Pseudoalteromonas atlantica dargestellt (vgl. Abb. 3), lassen auf inaktive Gene oder schwach exprimierte Proteine schließen. Abbildung 3: Größemausschlusschromatigramme des Abbaus einer 2,5 ml Fucoidanlösungmit 0,5 ml des Zelllysats zu verschiedenen Zeiten 4. Expression von rekombinanten Fucosidasen in Escherichia coli Abbildung 4: SEM Bild von Pseudoalteromonas atlantica t6c[5] Abbildung 5: Fucosidasegene von M. fucanivorans und P. atlantica T6c aus der Datenbank NCBI dargestellt mit dem Programm pdraw32 Die Hydrolyse der Fucoidane durch Säurehydrolyse und Ganzzelltransformation zeigte nicht zufriedenstellende Ergebnisse. Eine alternative Möglichkeit besteht darin, Fucosidasegenen mit bekannten Sequenzen in E.coli rekombinant zu exprimieren. Ebenso sollten die Bakterien aus denen die Gene kloniert werden, in der Literatur für ihre Fähigkeit, Fucoidan abzubauen beschrieben sein. Die Aktivität der Fucosidasen Fucoidane abzubauen variiert stark mit der Zusammensetzung der sulfatierten Polysaccharide, da die Fucoidane eine hohe Diversität besitzen. Zu diesem Zweck wurde das Bakterium Pseudoalteromonas atlantica T6c ausgewählt, da dessen Genom vollständig sequenziert wurde und eine Veröffentlichung auf den Abbau von Fucoidan aus Fucus vesiculosus durch das Bakterium hinweist[4]. Zusätzlich zu Pseudoalteromonas atlantica T6c werden Fucosidasen in E. coli exprimiert, die sich in der Länge der Nucleotidsequenz deutlich unterscheiden mit der Intention Endo- und Exofucosidasen zu erhalten (vgl. Abbildung 5) Ein Großteil der marinen Bakterien, die in der Lage sind, Fucoidane zu 6. Conclusion hydrolysieren, werden in unmittelbarer Nähe zum Substrat, sprich im Habitat der Braunalgen zu finden sein. Daher werden Proben von der Oberfläche der Algen genommen, die Vielzahl an Bakterien wird im Labor kultiviert und charakterisiert. Zur Identifikation der Fucoidanaseaktivität eignet sich die Kultivierung unter imprimierenden Bedinungen wie gezeigt nicht. Ein Aminosäuresequenzvergleich durch das Programm Blastx mit einem der beiden Fucosidasegene des Bakteriums Pseudoalteromonas atlantica T6c zeigt eine hohe Homologie mit bereits bekannten Sequenzen anderer Fucosidasegene (siehe Tabelle 1). Die molekularbiologische Identifikation der Gene über konservierte Domänen und degenerierte Primer ist damit der herkömmlichen Vorgehensweise vorzuziehen. B akterium Gramella forsetii K T0803 Treffer 430 -110 Rhodopirellula baltica S H 1 403 3·10 P seudoalteromonas atlantica T6c 391 1·10 Thermobaculum terrenum A TC C B A A -798 386 3·10 Thermoanaerobacterium thermosaccharolyticum D S M 571 375 8·10 D ictyoglomus turgidum D S M 6724 370 7·10 D ictyoglomus thermophilum H-6-12 369 1·10 C aldivirga maquilingensis IC -167 366 1·10 [C andidatus K oribacter versatilis E llin345 365 9·10 B acteroides cellulosilyticus D S M 14838] 358 1·10 Tabelle 1: Die ersten zehn Treffer des Aminosäureequenzvergleichs von Pseudoalteromonas atlantica T6c mit Blastx (Datenbank NCBI) [1] A.Holtkamp, S. Kelly, R. Ulber, S. Lang, Fucoidans and Fucoidanases - focus on techniques for molecular structure elucidation and modification of marine polysaccharides. Applied Microbiology and Biotechnology, 2009. 82: p. 1-11 http://www.fimr.fi/en/galleria/galleriakuvat/en_GB/underwater_gulf_of_finland/_print/?mode=text Li, B., Fucoidan: Structure and Bioactivity. Molecules, 2008. 13: p. 1671-1695 Yaphe, W., Enzymic hydrolysis of fucoidin by Pseudomonas atlantica and Pseudomonas carrageenovora. Nature, 1959. 183: p. 761-762 [5] http://genome.jgi-psf.org/pseat/pseat.home.html [2] [3] [4] Dieses Projekt wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft unter dem Förderkennzeichen UL 170/3-3 unterstützt http://www.mv.uni-kl.de/biovt E -W ert -118 3 ·10 Fachbereich Maschinenbau und Verfahrenstechnik -106 -105 -102 -100 -99 -98 -97 -95