Ehrenmord

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Ehrenmord
MEOS
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Eine Abhandlung von Kurt Beutler
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Die Ursprünge von MEOS liegen in der Gastarbeiterproblematik
der 60er Jahre. Damals kümmerte sich unsere Organisation um die
Saisonniers aus Italien. In der Zwischenzeit haben sich die Herausforderungen im Bereich Immigration markant verändert. Wir
haben es heute mit Menschen aus vielen Kulturen und Sprachen zu
tun und wir arbeiten auch in ganz unterschiedlichen Arbeitszweigen wie z.B. im Asylbereich oder dem Angebot von fremdsprachiger Literatur in über 100 Sprachen.
Vorwort zum Artikel aus «mein Nächster» 4/2013
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Bildlegende: Artike
MEOS
Seite 3
3
l aus Blick am Abend
Urs Staedeli
urs.staedeli@me
os.ch
Ehrenmord
Eine Abhandlung von Kurt Beutler
Es geht um
unzählige Menschenleben!
Ehrenmorde sind viel häufiger als angenommen.
Die UNO gibt 5’000 pro Jahr an, ohne Dunkelziffer.
Andere Schätzungen gehen jedoch bis 100’000.1
Doch was muss man alles dazu zählen? Meist werden nur Morde an Frauen gezählt. Doch es gibt
auch Morde an deren Partnern oder an Homosexuellen, die aus dem Ehrenmotiv geschehen,
genauso wie die Blutrache oder die Tötung von
Ex-Muslimen. Nicht zu vergessen sind ebenfalls
diejenigen, die sterben müssen, weil sie selber
nicht bereit sind, einen Ehrenmord auszuführen.
Wir dürfen uns deshalb nicht mit Halbwahrheiten
zufriedengeben. Es lohnt sich, dieser Sache auf
den Grund zu gehen. Denn es geht um unzählige
Menschenleben.
Die wahren
Gründe für Ehrenmorde
Wer die Gründe nur beim Täter sucht, der tritt zu
kurz. Es ist prinzipiell nicht nur ein einziger speziell
bösartiger Mensch, der den Ehrenmord begeht.
Im Normalfall handelt er vielmehr im Einklang mit
(s)einer ganzen Familie, also einem System. Auffällig ist dabei, dass die Beteiligten den Ehrenmord
selten bereuen. Sie werden ja oftmals sogar noch
als Helden gefeiert. Wer andererseits die Gründe ausschließlich im Druck der Gemeinschaft auf
den Mörder oder auf die Familie sieht, der tritt
ebenfalls zu kurz. Denn der Ehrenmord hat sich
sogar auch gegen alle Erwartungen in der dritten
Generation der Einwanderer im Westen etabliert,
obwohl er ja in unserer Kultur verpönt ist.
1
siehe dazu unter www.ehrenmord.de/faq/wieviele
Auffällig ist, dass Ehrenmörder ihre Tat nicht
bereuen. Der Grund dafür ist, dass diese als Pflicht
empfunden wird, als ein Opfer, das ein Einzelner
oder eine Familie bringen muss. Der Ausführende
versteht ihn als eine religiöse Notwendigkeit, der
man nicht entfliehen kann. Deshalb sind die Täter
hundertprozentig überzeugt, richtig gehandelt zu
haben.
Nicht mit Ehrenmorden zu verwechseln sind Eifersuchtsdramen. Eifersuchtsmorde gibt es in jeder
Gesellschaft. Sie werden aus Verzweiflung, in
Überforderung oder auch im Affekt begangen.
Weder verlangt die Gesellschaft dies vom Mörder
noch drängt ihn die Familie dazu. Ein solcher Täter
beruft sich auch nicht auf eine höhere Notwendigkeit. Es handelt sich dabei vielmehr um ein von
der jeweiligen Kultur unabhängiges Problem zwischen zwei Menschen.
Wo gibt es Ehrenmorde?
Der Ehrenmord ist als ein Phänomen innerhalb
patriarchalischer Gesellschaften beka-nnt. Früher war er in weiten Teilen Europas ebenfalls zu
finden, heute jedoch wird er – beispielsweise in
Form der Blutrache – bestenfalls noch innerhalb
einiger weniger Mafia-ähnlicher Strukturen praktiziert. Grundsätzlich jedoch ist er überwunden
worden. Ganz anders sieht es leider in islamischen
und vom Islam beeinflussten Völkern aus. Gemäß
einer Studie waren 91 % der Ehrenmorde von Muslimen verübt worden.2 Was sind die Gründe dafür?
MEOS
Seite 4
2www.meforum.org/2646/worldwide-trends-in-honor-
killings
Verbietet
der Koran Ehrenmorde?
Wer annimmt, dass der Koran das Töten prinzipiell verbietet, der irrt sich. Was verboten wird, ist
‚nur‘ das grundlose Töten.1 Doch der Ehrenmörder
ist ja davon überzeugt, aus gutem Grund zu töten.
Zudem finden sich im Koran bedenkliche Aussagen wie «Verführung ist schlimmer als Töten»2.
Töten gilt also nicht als das Schlimmste. Der Koran
befiehlt sogar die Blutrache,3 die ja auch eine Art
von Ehrenmord ist: «Ihr Gläubigen, euch ist die
Wiedervergeltung vorgeschrieben, eine Freie für
eine Freie, einen Freien für einen Freien, einen
Sklaven für einen Sklaven…» Es wird zwar dort die
Möglichkeit erwähnt, die Sache mit Lösegeld zu
erledigen, befohlen aber wird dies nicht, sondern
die Wiedervergeltung. Nicht der Koran, wohl aber
andere einflussreiche islamische Bücher befehlen eine weitere Form des Ehrenmordes: «Wer den
Glauben wechselt, soll getötet werden».4
Nicht die Schuld,
sondern die Schande wird bestraft
Das Problem liegt aber nicht nur in den heiligen Büchern. Genauso verhängnisvoll ist, dass es
sich bei der islamischen Kultur um eine extreme
Ehre-/Schande-Kultur handelt. Diese Kultur lehrt
den Menschen von klein auf, dass Schuld weniger schlimm sei als Schande. Letztere zu vermeiden, dies sei das A und O des Lebens. Denn wer
Schande auf sich häuft, der ist verloren. Er hat in
seinem Leben keine Chance mehr auf Erfolg. Seine Familie auch nicht. Daher ist seine Ermordung
nichts Schlimmes, sondern eine Folge dessen, was
bereits schon geschehen ist. Dabei ist es zweitrangig, ob die Person, welche es zu töten gilt, schuldig ist oder nicht (bei der Blutrache wird beispielsweise nicht der Schuldige, sondern jemand aus
seiner Familie getötet). Der Mörder sieht nichts als
die Schande, die es auszuwischen gilt. Das A und O
der Ehre-/Schande-Kultur ist Respekt gegen oben
und Verachtung gegen unten. Je weiter oben
MEOS
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1
Sure 5,32, 17,33 und 6,151
2
Sure 2,216
3
Sure 2,178
4www.nbc-pfalz.de/pdf/religionen/ersen_abfall-vom-
islam.pdf
jemand ist, desto mehr gilt es, dessen Ehre um
jeden Preis zu wahren. Deswegen ist es beispielsweise für viele Muslime ganz normal, Fantasiegeschichten zu erzählen, wenn es um die Ehre ihrer
Eltern, des Vaterlandes oder der Religion geht.
Sie denken gar nicht, dass Aussenstehende diese
als Lügen empfinden könnten. Die Obersten auf
der Ehrenleiter sind Gott und Mohammed, deren
Ehre um jeden Preis verteidigt werden muss, notfalls auch durch Mord.5 In Pakistan beispielsweise
befiehlt das Gesetz sogar die Todesstrafe für die
Beleidigung des Korans.
Die Macht des Ehrendenkens
Der Motor des islamischen Glaubens ist in erster Linie das Bestreben des Einzelnen, ehrenwerter vor Allah zu werden. Dazu gehört das Ausmerzen alles Schändlichen aus dem eigenen Leben,
demjenigen der engeren und ferneren Verwandtschaft und aus der Gesellschaft oder gar aus der
ganzen Welt. Man ist dauernd damit beschäftigt,
nach schändlichen Dingen Ausschau zu halten, sie
zu verhindern oder wenigstens zu verstecken. Was
man nicht ausmerzen kann, scheut man wie die
Pest. Man empfindet deshalb den Ehrenmord als
ein Muss, eine Pflicht, eine gute Tat und ein Opfer
für Gott. Sogar dann, wenn der Täter selber nicht
sonderlich religiös ist, ist es doch letztlich der allumfassende religiöse Ehrenkodex seiner eingeimpften Kultur, der ihn zu dieser Tat führt. Sich
als Einzelner der islamischen Kultur zu widersetzen, ist fast undenkbar, äusserst schwierig, kräfteraubend, mit lebenslangen Dauerverlusten und
endlosen Konflikten verbunden, denn die Konflikte der islamischen Gesellschaft lösen sich nie. Wer
einmal einen Schandfleck in seinem Leben hat,
wird ihn für immer haben, ausser er vergiesst ehrloses Blut. Weigert er sich jedoch, so wird er möglicherweise sogar selber dafür eines Tages mit seinem eigenen Leben bezahlen müssen.
Aus Liebe töten?
5
vgl. dazu die Ehrenmorde anlässlich der dänischen Mohammed-Karikaturen!
Der einzelne Täter glaubt, mit der Ermordung
etwas Gutes getan zu haben. Nicht zuletzt deshalb, weil er durch die Tötung der «ehrlosen» Person diese davor bewahrt, noch mehr und vielleicht
noch schlimmere unehrenhafte Taten zu tun, für
welche sie dann eines Tages im göttlichen Gericht
geradestehen müsste. So kann man mit Verblüffung hören, dass ein Vater behauptet, er habe seine Tochter aus Liebe getötet.
Unlösbar
Jedes Volk kennt Kriege und Konflikte. Doch verschiedene Probleme des Nahen Ostens sind in
neuester Zeit geradezu sprichwörtlich dafür
geworden, dass sie unlösbar sind. Jeder Lösungsversuch versagt. Der Grund ist der, dass es um
mehr als Stärke oder Gerechtigkeit geht, nämlich um Ehre. Die Verlierer akzeptieren den Verlust
ihrer Ehre nicht. Sie kämpfen auf jede erdenkliche
Art und Weise weiter, und schädigen den Ruf des
Gegners, bis auch dieser zu Fall kommt. Deshalb
müssten eigentlich viele der Toten der arabischen
Kriege auch als Ehrenmorde gezählt werden.
Kaafer ist kein harmloses Wort
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Es ist für Nichtmuslime verboten, die heiligen
Bezirke Mekkas zu betreten. Übertreter werden
nicht bestraft, sondern getötet. Sie haben nämlich die Ehre des Ortes beschmutzt. Auch dies ist
also letztlich ein Ehrenmord. Nichtmuslime werden prinzipiell als sogenannte Kaafer eingestuft.
Das Wort Kaafer wird oft mit «ungläubig» übersetzt. Es ist aber ein emotional geprägtes Wort,
mit dem man Verachtung ausdrückt. «Gotteslästerer» trifft die Bedeutung schon besser. Der häufige Gebrauch eines derartigen Wortes bedeutet
in einer vom Ehre-/Schande-Denken geprägten
Kultur, dass jeder Nichtmuslim prinzipiell verachtungswürdig und schändlich ist. Und da es ja
gilt, Schande auszumerzen, ist die Hemmschwelle zum Mord an Nichtmuslimen viel kleiner als
zum Mord an Muslimen. Heutzutage kriegen dies
vor unseren Augen vor allem die religiösen Minderheiten im Nahen Osten zu spüren, die teilweise Völkermorde durchmachen. Dies gilt nicht nur
für Christen, sondern auch für Jesidis, Ahmediyyas, Sabäer, Aleviten, Bahai und andere. Es würde auch für Juden gelten, wenn sie sich nicht wehren könnten.
Selbstmorde sind im Islam verboten
Das stimmt. Aber trotzdem floriert die Idee des
Selbstmordattentates. Die Gründe dafür sind
klar. Erstens versteht der Attentäter seine Tat gar
nicht als Selbstmord, sondern als Schritt ins Paradies. Und der Islam verspricht demjenigen den
Himmel, der auf dem sogenannten Pfad Gottes
stirbt. Teilweise werden im Krieg gefallene Muslime sogar auf einem separaten Abteil des Friedhofs beerdigt (so geschehen z. B. in Sidon). Zweitens gewinnt der Attentäter Ruhm, denn er hat
ja nicht nur «Gotteslästerer» und damit Schande beseitigt, sondern er hat dies auf spektakuläre Art und Weise gemacht. Damit hat er für seine
Leute und die Sache Allahs weltweite Aufmerksamkeit respektive in seinem Denken Ruhm und
Ehre erlangt. Dadurch ist er ein derart ehrbarer
Held, dass er sogar vierzig seiner Verwandten ins
Paradies mitnehmen kann. Sein Bild erhält einen
Ehrenplatz im Haus der Familie. Es prangt, alles
andere überragend, im Wohnzimmer. Man trauert
nicht über ihn, sondern spricht täglich von seiner
Ruh-mestat. Er wird nämlich keineswegs als hinterlistiger Selbstmordattentäter oder gar als Mörder unschuldiger Menschen gesehen, sondern auf
die oberste Stufe der Märtyrer für das Vaterland
und Gott platziert!
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