HPK-NEWSLETTER 1-2012 AUS Der FOrScHUNG Bald kein Metall mehr im Herzen? essener Kardiologen haben kürzlich den ersten abbaubaren Stent aus Polymilchsäure eingesetzt. es ist der erste Stent dieser Art weltweit, der außerhalb der obligatorischen klinischen Studien eingesetzt wurde. Die Herzspezialisten hoffen, dass das zu stützende Gefäß auch ohne den herkömmlichen einsatz eines MetallStents die Fähigkeit zurückerlangt, sich anzuspannen und für einen regelhaften Blutfluss zu sorgen. Die neuen Gefäßstützen sollen außerdem Vorteile bei späteren MrT-Untersuchungen des Herzens bringen. Wir erweitern unser Ärzteteam Dr. Arthur Filusch ist Facharzt für innere Medizin mit den Schwerpunkten Kardiologie und Pneumologie. er absolvierte seine Facharztausbildung in der Thoraxklinik (chefarzt Prof. F. Herth) und der Medizinischen Klinik iii, Abteilung für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie (chefarzt Prof. H.A. Katus) des Universitätsklinikums Heidelberg, wo er als Oberarzt und Leiter des pneumologischen Den Grundstein dieser Methode legten niederländische Kollegen: Sie konnten an insgesamt 56 Patienten zeigen, dass die neuartigen Stents nach 12 Monaten zwar langsam, aber dennoch deutlich abgebaut wurden. Ob und in welchem Zeitraum sie komplett verschwinden, wird sich in Zukunft zeigen. Unklar bleibt auch, ob der metallfreie Stent tatsächlich den Selbstreparaturmechanismus des Gefäßes in Gang setzt. Trotzdem könnte kein Metall mehr im Herzen zu haben, manchen Patienten psychologische Vorteile bringen. Schwerpunktes, des Schlaflabors, sowie der kardiologischen intensivstation tätig war. Dr. Filusch ist ein national und international renomierter experte auf dem Gebiet der Pulmonalen Hypertonie (Lungenhochdruck), zu dem er mehrere Arbeiten veröffentlichte. er war langjähriger Leiter der Spezialambulanz für Pulmonale Hypertonie und wirkte bei einer Vielzahl von Studien zur entwicklung neuer diagnostischer Verfahren und Therapien für Lungenhochdruck mit. HeART MeeTS SCIENCE Liebe Patientinnen und Patienten, liebe Kolleginnen und Kollegen, herzlich Willkommen zu unserem 1. HPK-Newsletter im neuen Jahr! Diesmal widmen wir uns dem Thema „Herzkatheter“. entwickelt wurde der Herzkatheter von dem jungen Assistenzarzt Werner Forßmann, der sich ende der 1920er Jahre in einem Selbstversuch den ersten Katheter von einer Armvene aus bis in den rechten Vorhof schob und dies mit einem röntgenbild dokumentierte. im Jahre 1956 bekam der deutsche Pionier, zusammen mit zwei amerikanischen Kollegen, den Nobelpreis für Medizin „für ihre entdeckung zur Herzkatheterisierung und zu den pathologischen Veränderungen im Kreislaufsystem“. VOrScHAU PrAXiS-THeMA in der nächsten Ausgabe des HPK-Newsletters erfahren Sie mehr über das Thema „Die Heidelberger Praxisklinik für Kardiologie ist Studienzentrum“. Wir freuen uns, wenn ihnen der 1. HPK-Newsletter in 2012 gefallen hat, freuen uns auf ihr Feedback und wünschen ihnen einen guten Start in das neue Jahr 2012! Das Herzkatheter-Labor der HPK ihr Dr. med M. Natour und Team Uferstraße Heuss-B HPK – Heidelberger Praxisklinik für Kardiologie Schneidmühlstr. 21 | 69115 Heidelberg Tel.: 06221–434 14-0 | Fax: 06221–434 14-29 www.hpk-kardiologie.de | [email protected] n Fußgä traße P raße A er St heim Berg H Impressum Herausgeber: Dr. med. M. Natour, HPK, Heidelberg Text und Lektorat: Dr. rer. nat. S. Vogel, Heidelberg Gestaltung: markenfaktur, Heidelberg Druck: DrUcKHeLDeN.De, Mellrichstadt –4– HPK-Newsletter 1-2012 e gerzon H ße traße Voßs nstra Sofie ühlstr. P Necka P arcks A n B37 rstade rücke B37 Schneidm 8 – 12 Uhr und 14 – 18 Uhr 8 – 12 Uhr und 14 – 18 Uhr 8 – 13 Uhr nachmittags geschlossen 8 – 12 Uhr und 14 – 18 Uhr 8 – 12 Uhr und 14 – 16 Uhr aße nstr rma Schu Bism Sprechzeiten Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Uferstraße rTheodo Kontakt platz auer Aden P nlage -A rsten Kurfü ein Schwerpunkt der Heidelberger Praxisklinik ist die Versorgung von Patienten mit einem Herzkatheter. Die HPK ist eigens hierfür mit einem eigenen Herzkatheter-Labor mit HerzkatheterMessplatz und einem Abb. 1: Essentiell für einen Eingriff am Operationssaal ausHerzen: eine vertrauensvolle Arzt-Patientgestattet. in diesen Beziehung (Quelle: HPK) modernen räumlichkeiten führen wir Untersuchungen und Behandlungen durch, bei denen das Herz oder die Herzkranzgefäße über einen Herzkatheter dargestellt werden. Rohrbacher Str. © 2012, Heidelberger Praxisklinik für Kardiologie Die Herzkatheter-Untersuchung ist eine minimalinvasive medizinische Technik und eine spezielle Form der röntgen-Untersuchung, die unter lokaler Betäubung durchgeführt wird. Wir unterscheiden zwischen rein diagnostischen Herzkatheter-Untersuchungen und solchen bei denen gezielte Therapiemaßnahmen (interventionen) durchgeführt werden. • Bei der rein diagnostischen Herzkatheter-Untersuchung, wie z.B. der Koronarangiographie, werden die im röntgenbild unsichtbaren Herzkranzgefäße durch eine Kontrastmittelinjektion sichtbar gemacht. So können krankhafte Veränderungen leicht dargestellt werden. Der feine Katheter wird hierbei zur gezielten Kontrastmittelgabe verwendet. • Zeigt die Koronarangiographie hochgradig verengte, oder gar verschlossene Blutgefäße so können diese durch einen interventionellen Herzkatheter geweitet oder geöffnet werden. Hier wird über den Katheter ein kleiner Ballon im Herzkranzgefäß plaziert, der die engstelle aufdehnt. Anschließend wird das Gefäß durch eine Stent-implantation (Gefäßstütze) stabilisiert. Von einem erfahrenen Kardiologen durchgeführt gehören Herzkatheter-Untersuchungen zu einer sicheren diagnostischen und therapeutischen Methode einer kardiologischen Praxis. –1– Überblick Herzkatheter-Techniken in Diagnostik und Therapie Der Herzkatheter ist eine minimalinvasive Untersuchung des Herzens, bei der ein Katheter über eine geeignete Vene oder Arterie der Leiste oder des Handgelenks eingeschleust und zum Herzen vorgeschoben wird. Dort angekommen, kann dann die eigentliche Untersuchung bzw. Behandlung durchgeführt werden Indikationen Zu den Erkrankungen und Symptomen, die eine Herzkatheter-Diagnostik und/oder eine nachfolgende kathetergestützte Behandlung erfordern gehören unter anderem: • Herzinsuffizienz • Verdacht auf akutes Koronarsyndrom, einen Herzinfarkt oder einen Angina-Pectoris-Anfall • Länger anhaltende Beschwerden auf der Brust bei Bewegung (stabile Angina Pectoris) oder in Ruhe (instabile Angina Pectoris) • Herzklappenerkrankungen mit Symptomen (z.B. Kurzatmigkeit) • Deutlich abnormale Ergebnisse der Stresstests • Wiederkehrende Schmerzen in der Brust mit unbekannter Ursache • Angeborene und erworbene Herzfehler Vor dem Eingriff werden in der Regel einige Voruntersuchungen gemacht: Ruhe- und Belastungs-EKG, Blutbild mit Bestimmung von Gerinnungswerten sowie den Nieren- und Schilddrüsenwerten, Röntgenuntersuchung des Herzens, sowie eine Echokardiographie. Aortenbogen Herz Aorta Leistenschlagader Katheter –2– HPK-Newsletter 1-2012 Linksherzkatheter (arterieller Katheter, Koronarangiographie) Der Linksherzkatheter kommt nicht ohne Kontrastmittel und Röntgenkontrolle aus und wird zu folgenden Untersuchungen eingesetzt: Stent-Implantation Ist eine Aufweitung über eine Ballon-Dilatation nicht ausreichend, können sogenannte Stents in einer sogenannten Stent-Angioplastie eingesetzt werden, um Blutgefäße nach einer Aufdehnung offen zu halten und zu stützen. Stents wie sie üblicherweise in Gefäßen eingesetzt werden, bestehen aus einem feinen aber formstabilen röhrenförmigen Gittergerüst aus Metall, Kunstfaser oder Carbon und werden zunächst zusammengefaltet auf einem Ballon-Katheter in das Gefäß vorgeschoben um dann an der gewünschten Stelle des Gefäßes entfaltet zu werden. Blutgefäß (z.B. Koronaraterie) Plaque Stent Ballonkatheter • Verengungen der Herzkranzgefäße (Koronarangiographie) • Druck- und Sauerstoffmessung in der Aorta und in der linken Herzkammer • Darstellung der linken Herzkammer zur Untersuchung der Leistung • Verengungen und Undichtigkeiten von Herzklappen Letztlich gibt es keine technische Alternative zum Linksherzkatheter bezüglich der Antwort auf die Frage, ob ein operativer Eingriff nötig und auch möglich ist. Abb. 3: Applikation eines Stents über eine Ballon-Angioplastie Interventionelle kathetergestützte Behandlungstechniken Abb. 2: Einführung eines Katheters über die Leiste bis ins Herz (Quelle: Herz-Zentrum Bad Krozingen) Katheterisierung Als Zugang wird zunächst eine flexible Schleuse in das gewählte Blutgefäß (meist Leiste) plaziert. Diese dichtet das Gefäß ab und dient als Führungsschiene über die der Katheter ins Gefäß gleiten kann und bei Bedarf während der Untersuchung gewechselt werden kann. Der Katheter wird zum Herzen über einen Führungsdraht vorgeschoben, da die Spitze des Drahtes aus einem weichem Material besteht, ist das Risiko die Blutgefäße dabei zu beschädigen sehr gering. Hat der Katheter sein Bestimmungsziel erreicht, wird der Führungsdraht Stück für Stück herausgezogen und der Katheter nimmt an seiner Spitze seine funktionale, gebogene Form an. Die Lage wird stets durch eine Röntgenkontrolle (Durchleuchtung) bestätigt. Durch das Drehen des Katheters gelingt • Herzklappenfehler (V.a. Undichtigkeiten/Engstellen der Mitralklappe und Aortenklappe) • Angeborene und erworbene Herzfehler z.B. Defekte in der Scheidewand der Herzvorkammern und Herzkammern • Bestimmung der Herzkraft (Schlagvolumen) z.B. bei Abklärung der Notwendigkeit einer Herztransplantation • Bestimmung des Blutdruckes in den Lungengefäßen zur Diagnose eines Lungenhochdrucks (Pulmonale Hypertonie) es dem Kardiologen, den Katheter in eine gewünschte Richtung zu Positionieren um so die entsprechenden Gefäße zu sondieren. Am Ziel angelangt, beginnt die eigentliche Untersuchung. Nach abgeschlossener Untersuchung werden Führungsdraht und Katheter entfernt und die Einstichstelle mit einem Druckverband geschlossen. Diagnostische Katheter-Untersuchungen Rechtsherzkatheter (venöser Katheter) Der Rechtsherzkatheter umfasst vor allem Druck- und Sauerstoffsättigungsmessungen, die in der Regel ohne Kontrastmittel und Röntgenkontrolle durchgeführt werden. Ziel ist es, folgende Erkrankungen zu erkennen: Unmittelbar an eine Herzkatheter-Untersuchung angeschlossen werden können folgende Eingriffe: Ballon-Dilatation (Perkutane Transluminale Coronarangioplastie) Ein Verfahren zur Wiedereröffnung bzw. Erweiterung von verschlossenen oder verengten Blutgefäßen. Der Ballon-Katheter wird m eist über die Leistenarterie in die Stenose (Engstelle des Blutgefäßes) gelenkt und mit einem Druck von ca. 8–12 bar aufgedehnt, wodurch ein ungestörter Blutfluss wieder hergestellt wird. Führt man diese Technik an einem verengten Herzkranzgefäß durch, spricht man von einer Perkutanen Transluminalen Coronarangioplastie (PTCA). Als Weiterentwicklung des herkömmlichen Ballon-Katheters gibt es in der Zwischenzeit Ballon-Katheter, die mit Medikamenten beschichtet sind und diese während der Aufdehnung auf die verengte Stelle auftragen, um so eine Überwucherung der erweiterten Stelle zu verhindern. Als weitere kathetergestützte Techniken wären noch die Atherektomie und die Ablation zu nennen. Bei der Atherektomie wird Plaquematerial aus dem Gefäß entfernt, bei der Ablation (Verödung von Gewebe) werden bestimmte Erregungsbahnen inaktiviert. Außerdem besteht bei einer Reihe von Erkrankungen wie z.B. bei angeborenen Herzfehlern (z.B. Vorkammerscheidewanddefekt, Kammerscheidewanddefekt) die Möglichkeit diese durch kathetergestützte Techniken zu verschließen. Die neuste medizinische Entwicklung bietet sogar die Möglichkeit eine Herzklappe über einen Herzkatheter einzusetzen, was eine aufwendige und riskante Operation erspart. Ein Herzkatheter bietet vielfältige diagnostische und therapeutische Optionen, die durch keine vergleichbare Untersuchung ersetzt werden können. Durch die ständigen Neuentwicklungen ist es denkbar, dass kathetergestützte Techniken zukünftig zum größten Teil aufwendige herzchirurgische Eingriffe ersetzen können. –3–