Unkonventionelle Aktoren_SS_2012

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SS 2012
Unkonventionelle - Aktoren
Aktorik SS Jede
2012Weitergabe dieser Folien über dieUnkonventionelle
Aktoren
Vorlesung hinaus ist
ohne Zustimmung des Autors nicht gestattet.
1
Stellkraft-Stellzeit wichtiger
Aktoren
Diagramm Stellkraft-Stellzeit (geregelter Betrieb) für wichtige Aktoren
Stellkraft [N]
1
3
4
2
10000
1000
100
55
10
77
1
1. Piezo-Aktor
2. Elektromotoren
3. hydraulische Stellzylinder
4. pneumatische Stellzylinder
5. Unterdruck-Aktor
6. Schrittmotor
7. Elektromagnet
6
1
10
100
1000
Stellzeit (geregelt) [ms]
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Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
2
1
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Leistungsdichten einiger
Aktoren
Formgedächtnisantriebe
Antriebe mit elektrorheologischer
Flüssigkeit
Zum Vergleich ist
die durchschnittliche
Leistungsdichte eines
Menschen angegeben
Hydraulische
Antriebe
Gleichstromantriebe
Gasturbinen
(Schiff, Flugzeug)
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Unkonventionelle Aktoren
3
Unkonventionelle Aktoren
Alternative Aktorprinzipien
Als „Unkonventionelle Aktoren“ werden Aktoren bezeichnet, die im Gegensatz zu den
klassischen Aktoren im Maschinenbau, mit alternativen Aktorprinzipien arbeiten.
Zu diesen alternativen Aktorprinzipien zählen:
Festkörperumwandlung (⇒ Festkörperaktoren)
z. B. Elektrostriktion, Piezoeffekt, Magnetostriktion
oder Formgedächtniseffekt
Umwandlung von Fluiden
z. B. elektrorheologischer-, magnetorheologischeroder thermopneumatischer Effekt
Piezo-Aktoren
Druckkopf von Tintenstrahldruckern
Beispiele
Umwandlung von Gasen
z. B. chemische Reaktionen oder thermische
Ausdehnung
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Unkonventionelle Aktoren
Formgedächtnis-Aktoren
Verbrühschutzventil
Elektrorheologische Flüssigkeits-Aktoren
Hometrainer
4
2
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Forschungs- & Entwicklungsaufgaben
Aufgabenstellungen in der Entwicklung von unkonventionellen (neuen) Aktoren:
Materialforschung
Modellbildung und Simulation
Aktorentwurf
Herstellungsverfahren
Ansteuerung und Charakterisierung
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5
Materialeigenschaften
Die Größe eines physikalischen Effektes wird entscheidend
beeinflusst durch:
die Dielektrizitätskonstante
die Permeabilität
die Korngröße
die Versetzungsdichte
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3
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Physikalische Effekte und
zugehörige Materialien
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Unkonventionelle Aktoren
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Unkonventionelle (Neue) Aktoren
1
Physikalische Grundlagen
2
Piezo-Aktoren
3
Magnetotriktive Aktoren
4
Formgedächtnis-Aktoren
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Unkonventionelle Aktoren
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4
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Physikalische Effekte
Im wesentlichen wird zwischen sechs physikalischen
Effekte unterschieden:
(1) Elektrostatischer Effekt
(2) Elektrodynamischer Effekt
(3) Elektromagnetischer Effekt
(4) Elektrostriktiver Effekt
(5) Magnetostriktiver Effekt
(6) Thermostriktiver Effekt
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Physikalische Effekte
Die ersten drei (1-3) physikalischen Effekte erzeugen primär eine direkte
Kraft auf einen zusätzlichen bzw. anderen Körper, der sich im Umfeld bzw.
Feld befindet.
Die weiteren drei (4-6) physikalischen Effekte erzeugen nicht primär eine
Kraft auf einen Körper, sondern mechanische Spannungen innerhalb
eines Körpers die sich in Längenänderungen oder Volumensveränderungen auswirken. Wird eine solche Änderungen verhindert, so kann man
daraus Kräfte ableiten.
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Unkonventionelle Aktoren
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Elektrostatischer Effekt
Körper mit gleicher elektrischer Ladung stoßen sich gegenseitig ab und ziehen sich an bei ungleicher Ladung.
Für eine punktförmige Ladungen Q gilt:
Die Kraft ist proportional zum Produkt der Ladungsmengen dividiert durch das Quadrat des Abstands. Der
Proportionalitätsfaktor enthält die absolute und die
relative Dielektrizitätskonstanten ε (Permittivität).
Dieser Effekt wurde 1785 von den französischen Physiker Charles Augustin
Coulomb entdeckt.
r
F=
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Q1 ⋅ Q 2
4 ⋅ π ⋅ ε 0 ⋅ εr ⋅ r 2
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Elektromagnetischer Effekt
Formal ist dieser Effekt „Coulomb 2“ dem Effekt „Coulomb 1“
sehr ähnlich. Die Kraft ist proportional dem Produkt der Polstärke
f dividiert durch das Quadrat des Abstands. Der Proportionalitätskoeffizient enthält die absolute und die relative Permeabilitätskonstanten. Der Effekt Coulomb 2 ist leichter umzusetzen als
Coulomb 1. Erst bei sehr kleinen Dimensionen gewinnt der Effekt
Coulomb 1 an Bedeutung und er gilt ausschließlich für
Punktladungen.
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r
F=
Φ1 ⋅ Φ 2
4 ⋅ π ⋅ µ 0 ⋅ µr ⋅ r 2
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Elektrodynamischer Effekt
Auf den stromdurchflossenen Leiter im Magnetfeld
wirkt eine Kraft F, die sich durch eine einfache Vektorgleichung beschreiben lässt. Die Länge des stromdurchflossenen Leiters geht mit in die Gleichung ein. Er
kann auch mehrfach in Form einer Spule durch das
Magnetfeld geführt werden. Dieser Effekt wurde nach
den Entdeckern benannt: Gesetz von Biot-Savart.
Werden auf geladene, bewegte Teilchen Kräfte durch
ein Magnetfeld ausgeübt, spricht man von der Lorenzkraft.
r
r r
F = I ⋅ l ×B
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Elektrostriktiver Effekt
In bestimmten Kristallen, wie Quarz, Tomalin, Seignettesalz und auch Eis, gibt es Asymmetrien im Kristallgitter.
Eine von außen aufgebrachte mechanische Kraft führt
zu einer Potenzialänderung und ein äußeres angelegtes
elektrische Feld führt zu Verspannungen im Material.
Entdeckt wurde dieser Effekt von den Geschwistern Curie um 1880.
In Keramik aus Blei-Zirkonat-Titan (PZT), kann dieser Effekt genutzt
werden, wenn die Piezokeramik polarisiert und damit die Asymmetrien
in ähnliche Richtungen ausrichtet werden.
Die praktischen Längenänderungen liegen im Bereich von max. 1-2 ‰.
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Thermostriktiver &
Magnetostriktiver Effekt
Thermostriktiver Effekt
Magnetostriktiver Effekt
Es handelt sich bei diesem Effekt einfach um die
Ausdehnung von festen Körper, Flüssigkeiten
und Gasen bei Temperaturänderungen. Besonders ausgeprägt ist der Effekt beim Phasenwechsel von flüssig nach gasförmig. Bereits
Heron von Alexandria hat den Effekt etwa 100
v. Chr. zum Öffnen von Tempeltüren benutzt.
Wenn die Erwärmung elektrisch erfolgt wird
daraus ein elektromechanischer Wandler.
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Bestimmte Legierungen, vor allem EisenNickel-Legierungen verspannen sich im
Magnetfeld und ändern ihre Abmessungen. Der Effekt wurde zuerst von
Joule 1847 beschreiben. Er ist ebenfalls
umkehr-bar. Die Größenordnung der
erreichbaren Längenänderung ist ähnlich
gering wie bei den Piezomaterialien.
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Unkonventionelle (Neue)
Aktoren
1
Physikalische Grundlagen
2
Piezo-Aktoren
3
Magnetotriktive Aktoren
4
Formgedächtnis-Aktoren
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Piezo - Effekt
Einführung (1)
Piezo elektrische Materialien besitzen die Eigenschaft,
elektrische Energie in mechanische Energie sowie
mechanische in elektrische Energie zu transformieren!
Der Begriff „Piezo“ leitet sich aus dem griechischen
Wort „piezein“ , was „drücken“ bedeutet, ab.
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Piezo - Effekt
Einführung (2)
Piezo – Effekt
Direkter Piezo – Effekt
Reziproker Piezo – Effekt
Mechanische Verformung
eines Kristalls
Anlegung einer elektrischen
Spannung
Entstehung von OberflächenLadung
Expansion/Kontraktion eines
Kristalls
Sensorprinzip
Aktorprinzip
Entdeckt 1880 von den
Curie Brüdern Jaques & Pierre
Entdeckt 1881 von den Physikern
Pierre Curie & Gabriel Lippmann
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Einsatzgebiete für die Piezoeffekte
Beispiele für den Piezoeffekt im Alltag:
Zigaretten- oder Grillanzünder
Hierbei erzeugt der Druck auf eine Piezokeramik eine
elektrische Ladung, die sich in einem Funken entlädt.
Elektronischer Wecker
Durch anlegen einer Wechselspannung an ein Piezoelement
wird ein Schalldruck erzeugt, der selbst den tiefsten Schläfer
weckt.
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Ladungsverschiebung
Ionenkristall mit
Symmetriezentrum
Ionenkristall ohne
Symmetriezentrum
Bei den Piezo-Materialien handelt es sich um
Dielektrikas, also um elektrische Nichtleiter
(Isolatoren).
Der Kristall ist anisotrop (Stoff mit Eigenschaften, die Richtungsabhängig sind). Dies
bedeutet, der Kristall weist keine Symmetriezentren auf.
Trifft Punkt 2 zu, so trägt der Kristall eine
polare Achse.
Ladungsverschiebung beim direkten Piezo-Effekt
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Direkte Piezo-Effekt
Beispiel: Quarz (SiO2)
Bei Quarz (SiO2) ist der Effekt relativ gering; bei Blei-Zirkanat-Titanat (PZT)
ist der Effekt wesentlich größer!
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Richtungsabhängigkeit
Inverser: Piezo-Effekt
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Longitudinaler Piezo-Effekt
Polare Achse
Silizium
Sauerstoff
F
Elektrische Ladung
∆l
l
Elektrisches
Feld E
F
Polarisationsachse
+
n Scheiben
Kraft
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Unkonventionelle Aktoren
Reziproker Piezo-Effekt
Ein Dipol ist eine Anordnung aus zwei dem Betrag nach gleichen Ladungen
mit verschiedenen Vorzeichen, die in einem bestimmten Abstand (im Allg.
geringem) voneinander angeordnet sind.
l
Elektrischer Dipol
-Q -
+ +Q
-
+
p=Q•l
Einen elektrischen Dipol kann man sich als „Magnet-Nadel“ mit einer positiven
Ladung am einen und einer negativen Ladung am anderen Ende vorstellen.
Beschrieben wird der Dipol durch das Dipolmoment p, einen Vektor, der vom
negativen Ende zum positiven Ende zeigt.
Das Moment ist definiert als das Produkt aus der Ladung Q und dem gegenseitigen Abstand l
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Elektrischer Dipol im
elektrischen Feld
r r r
M = p×E
Bei Einbringen des Dipols in ein elektrisches Feld der Stärke E, wird er sich gemäß dem Feldlinienverlauf ausrichten. Dabei erfährt das positive Ende eine
Kraft F1 in Feldrichtung, das negative Ende eine Kraft F2 entgegengesetzt dazu.
Dieses Kräftepaar bewirkt ein Drehmoment M.
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Elektrischer Dipol in einer
PZT-Domäne (PZT = Blei-Zirkonat-Titanat)
a)
b)
c)
a) Unpolarisierte ferroelektrische Keramik, b) während und c) nach der Polarisation
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Ausdehnungseffekte
∆Z
E
3
3
E
P
P
1
1
∆X
Längseffekt,
Quereffekt,
beschrieben durch d33
beschrieben durch d31
E
Schereffekt,
3
P
beschrieben durch d15
2
1
∆γ
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Longitudinal und transversale
Auslenkung beim reziproken Piezo-Effekt
L0 + ∆L
Polarisation
P
D0 + ∆D
D0
transversale Auslenkung
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Temperaturabhängigkeit des
Piezo-Effektes
Der Piezo-Effekt ist stark Temperaturabhängig
∆l/ ∆l0
HV PZT
ca. +0,2%/K
LV PZT
ca. –0,13%/K
Bei höheren Temperaturen lassen sich
höhere Ausdehnungen erreichen als bei
tiefen Temperaturen.
Bei höheren Temperaturen lassen sich
z. B. bei Titan- bzw. Zirkonium-Atomen
viel leichter zum Umkippen bewegen
als bei niedrigen Temperaturen, wenn
der Kristall buchstäblich „einfriert“.
C°
Der Piezo-Effekt ist noch bis zum absoluten Nullpunkt zu beobachten, jedoch fällt er nahe
0 K auf Werte von 20 bis 30% des Raumtemperaturwertes zurück.
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Hysteresekurve einer
Piezokeramik
P,D[C/cm
[C/cm2]
-Ec
Ec
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E[kV/mm]
[kV/mm]
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Schmetterlingskurve
∆lμm
[kV/mm]
Spannung (Feldstärke) E[kV/mm]
Elektromagnetische Schmetterlingskurve einer aktorisch
eingesetzten Piezokeramik
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Charakteristische Merkmale der
Schmetterlingskurve
Näherungsweise Linearität bei kleiner elektrischer Feldstärken
(Arbeitsbereich)
Sättigung im Bereich hoher Feldstärken
mechanische Hysterese
Umpolarisation: Mit der Abnahme des äußeren elektrischen Feldes
nimmt die Längenänderung ab, bis eine minimale Längenänderung
erreicht wird. Bei weiterer Abnahme des Feldes wird wieder eine starke
Zunahme der Längenänderung beobachtet. Dieser Effekt wird durch
Umkehrung der Polarisationsrichtung verursacht. Ein schnelles Durchlaufen des Umpolarisationspunktes kann zur Zerstörung des Kristallgitters führen.
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Typischer Verlauf eines
Aktor-Systeme
Schematischer Verlauf der Weg-Spannungs-Kennlinie eines Stapelaktors
Bei hochgenauen Positionierungsaufgaben ist die mechanische Hysterese von
großem Nachteil. Eine hysteresefreie Ansteuerung wird ermöglicht, wenn es gelingt,
anstelle der elektrischen Feldstärke, die Polarisation im Material direkt vorzugeben.
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Kompensation der
Hysterese
Prinzip der Kompensation der Piezowandler-Hysterese durch ein
inverses Modell
Inverses
Modell
Verstärker
Reales
Modell
Rechner
Energiesteller
Piezowandler
Kompensiertes
Ausgangssignal
Das Stellsignal wird erst über ein inverses System geleitet, das z. B. durch einen
Signalprozessor realisiert werden kann. Das inverse System generiert ein Ausgangssignal u‘(t) das als Eingangssignal des hysteresebehafteten Aktors verwendet
wird.
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Curie - Temperatur Tc
Nach P. Curie benannte kritische Temperatur, bei der ein magnetisch geordneter
ferromagnetischer Körper in den ungeordneten, paramagnetischen Zustand übergeht.
Beim Überschreiten dieser Temperatur verlieren Piezo-Keramiken ihre piezo- elektrischen
Eigenschaften.
Des weiteren ändert sich bei dieser Temperatur das Kristallgitter in ein nicht polares
Gitter. Deshalb sind oberhalb der Curie-Temperatur alle Materialeigen-schaften, die mit
der Polarisation verbunden sind, nicht mehr vorhanden. Das bedeutet, dass ein
ferromagnetisches Material seine ferroelektrischen Eigen-schaften einbüßt, da keine
permanenten Dipole mehr existieren die ausgerichtet werden können.
Die Curie-Temperatur von Quarz liegt bei Tc = 570°C. Die höchste bekannte Curie-Temperatur besitzt Kobalt mit 1121°C.
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Piezo-Modul dij
Der Piezo-Modul stellt die Beziehung zwischen einem angelegten elektrischen Feld E
und der damit hervorgerufenen Längenänderung ∆l/l0 her. Der Piezo-Modul ist damit die
wichtigste Kenngröße des Piezoelektrikums. Die Einheit wird mit [m/V] oder mit [pm/V]
angegeben. (z.B. Quarz = dij = 2 .... / pm/V).
∆l = dij ⋅ E ⋅ l 0
dij: Piezo-Modul [m/V]
E : angelegtes elektrische
Feld [V/m]
l0 : Ausgangslänge [m]
Der Index i des Piezo-Moduls gibt die Richtung des elektrischen Feldes und der Index
j die Richtung der Ausdehnung (Deformation), mit der der Kristall reagiert, an.
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Indizes i,j des Piezo-Moduls
(Z)
3
6
5
4
∆l = dij ⋅ E ⋅ l 0
P
2 (Y)
1
(X)
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Der Index i des Piezo-Moduls gibt die Richtung
des elektrischen Feldes und der Index j die
Richtung der Ausdehnung (Deformation), mit
der der Kristall reagiert, an.
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Piezo - Konstanten
Dielektrizitätskonstante ε
Elastizitätskonstante s=1/Y
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Piezoelektrische Ladungskonstante d
Piezoelektrische Spannungskonst. g
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Zahlenbeispiel Piezo-Modul
An eine longitudinalen PZT-Keramik (d33 = 500pm/V) mit der Ausgangslänge
l0 = 10 mm werde in Z-Richtung eine Gleichspannung von U = 10.000 V angelegt.
Frage: Welche Ausdehnung ∆l zeigt der Kristall?
Lösung:
U
∆l = d33 ∗ E ∗ l0 mit E =
l0
U
∆l = d33 ∗ ∗ l0
l0
∆l = d33 ∗ U
m
∆l = 500 ∗ 10 −12 ∗ 10000 V
V
∆l = 5 ∗ 10 −6 m = 5µm
U = 10 kV
P
l0 = 10 mm
Z
X
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Kopplungsmodul kij,
Sättigungsfaktor Smax
Kopplungsmodul kij
Der Kopplungsmodul ist ein Maß für den Wirkungsgrad, mit dem die aufgebrachte
elektrische Energie in mechanische Energie umgesetzt werden kann.
Auch der Kopplungsmodul trägt die Richtungsindizes i, j, besitzt jedoch keine Einheit.
Der Kopplungsfaktor (Wirkungsgrad) für Quarz liegt beispielsweise bei k33 = 0,09 und
für PZT bei k33 = 0,7.
Sättigungsdehnung Smax
Verhältnis der maximalen Längenänderung ∆lmax zur Ausgangslänge l0.
Sie liegt allgemein im Promillebereich und trägt die Einheit [µm/m].
Sättigungsfaktor für PZT-Keramik liegt bei: Smax= 150 µm/m.
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Permittivitätszahl εij
Da es sich bei Piezo-Keramiken um Isolatoren handelt, wirken sie wie elektrische
Kapazitäten. Sie werden deshalb durch die relative elektrische Permittivität εij
charakterisiert. Die Permittivitätszahl oder auch Dielektrizitätszahl beschreibt die
Fähigkeit eines Materials zur Speicherung elektrischer Ladung. Sie ist als das Verhältnis der Permittivität des jeweiligen Materials bezogen auf die Permittivität vom
Vakuum definiert:
ε = ε 0 ⋅ εr ⇒ εr =
ε
ε0
mit ε0 = 8,854 • 10-12 As/Vm
Wird die Piezokeramik als das Dielektrikum eines Plattenkondensators betrachtet, der
durch die beiden Kontaktierungen gebildet wird, so ist die Kapazität der Anordnung um
den Faktor εr größer als für die gleiche Anordnung im Vakuum. In gleicher Weise sinkt
die Spannung innerhalb der Piezokeramik.
Es gilt:
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C = εr ⋅ C 0
bzw.
U=
1
εr
⋅U 0
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41
Thermische Ausdehnungskoeffizient α,
Thermische Ausdehnungskoeffizient α
Die thermische Stabilität von Piezo- Keramiken ist gegenüber
Materialen wie z.B. Stahl, Aluminium etc. sehr hoch. Sie wird durch
den Ausdehnungskoeffizienten beschrieben, der die relative
Längenänderung ∆l/l pro Kelvin spezifiziert. Er trägt die Einheit
[µm/(mK)] dies entspricht [Mikrometer/(Meter · Kelvin)], und hat für
PZT-Keramiken Werte im Bereich von α = 2...9 µm/(mK).
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Steifigkeit kT
Steifigkeit kT
In der ersten Näherung ist ein Piezo-Aktor ein Feder-Masse-System. Die Steifigkeit oder
Federkonstante des Piezo-Aktors hängt vom Elastizitätsmodul der Keramik, dem
Querschnitt und der Länge des aktiven Materials ab. Erschwerend kommt die Abhängigkeit von weiteren nichtlinearen Parameter hinzu. Piezokeramiken erzeugen elektrische Ladungen, wenn sie belastet werden. Können die Ladungen nicht abfließen,
rufen sie eine coulomb‘sche Gegenkraft zur mechanischen Belastung hervor. Eine
Piezokeramik mit offenen Elektroden ist deshalb deutlich steifer als eine mit kurzgeschlossenen Elektroden.
Bei Piezo-Aktoren, also einem Verbund aus verschiedenen aktiven und passiven
Materialien, ist die Situation noch komplizierter.
Die Aktorsteifigkeit ist ein wichtiger Parameter zum Berechnen von der Resonanzfrequenz, Krafterzeugung und Systemverhalten.
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Resonanzfrequenz f0
Die Resonanzfrequenz f0 idealer Feder-Masse-Systeme ist eine Funktion von Steifigkeit und effektiver Masse. Für die Resonanzfrequenz eines idealen Feder-MasseSystems gilt:
1
kT
f0=
⋅
2π meff
f0 : Resonanzfrequenz des unbelasteten Aktors [Hz]
kT : Aktorsteifigkeit [N/m]
meff : effektive Masse (ca. 1/3 der Masse der Piezokeramik
plus evtl. Endstücke) [kg]
In Positionierungsanwendungen werden Piezo-Aktoren deutlich unterhalb der Resonanzfrequenz betrieben, da aufgrund von Unlinearitäten die mit der obigen Gleichung
berechnete theoretische Resonanzfrequenz nicht unbedingt mit der tatsächlichen
übereinstimmt.
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Resonanzfrequenz f0
Die Resonanzfrequenz, die in den technischen Daten angegeben ist, bezieht sich
immer auf den unbelasteten, an einer Seite befestigten Aktor. Wenn eine Zusatzmasse auf den Aktor wirkt, so reduziert sich f0 entsprechend der Gleichung:
f '0 = f 0⋅
meff
meff + M
M : Zusatzmasse [kg]
Die Gleichungen zeigen, dass zur Verdopplung der Resonanzfrequenz entweder
die Steifigkeit um den Faktor 4 erhöht oder die Masse auf ¼ des ursprünglichen
Wertes reduziert werden muss.
Kräfte durch Vorspannfedern haben keinen entscheidenden Einfluss auf die Resonanzfrequenz.
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Blockierkraft (maximale
Stellkraft)
Die Blockierkraft ist definiert als die maximale Kraft, die ein Aktor erzeugen
kann, wenn er in einem unnachgiebigen, unendlichen steifen Aufbau eingespannt ist.
Sie ist das Produkt aus Steifigkeit und maximaler Stellweg.
Es gilt:
F max ≈ kT ⋅ ∆l
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Herstellprozess von
Piezokeramiken
Rohmaterialien in entsprechenden quantitativen Mischungsverhältnissen zu
einer homogenen Masse zusammen führen;
Mixtur auf ca. 75% der Sintertemperatur erhitzen, anschließend erneut mahlen;
Zur Verbesserung der Verarbeitungseigenschaften, Granulation mit Binder;
Pulver in gewünschte Form pressen;
Die „grüne“ Keramik zum Ausbrennen des Binders auf c. a. 750°C erhitzen und
anschließend bei Ofentemperatur um 1300°C zu einer Keramik sintern;
Keramikblöcke anschließend schneiden, schleifen, läppen und polieren, damit
die gewünschte Form und Genauigkeit erreicht wird;
Anschließend durch Sputtern oder Siebdruck Elektroden aufbringen;
Als letzten Schritt im Herstellungsprozess erfolgt die Polarisation. Sie erfolgt
durch das Anlegen eines starken elektrischen Gleichfeldes (mehrere kV/mm,
allg.: E > 3kV/mm).
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Wichtige Regeln und Maßnahmen
Piezo- Keramiken vertragen sehr hohe Druckbelastungen. Druckbelastungen können
bis zu 250 M Pa (= 250 x 106 N/m2) betragen. Dieser Wert darf in der Praxis nicht
erreicht werden, da es bereits bei 20 bis 30% der mechanischen Belastung zur
Depolarisierung kommen kann.
Die Zugbelastung von Piezo- Aktoren ist auf 5 - 10% der Druckbelastung begrenzt. Aus
diesem Grund sollten Piezo- Translatoren mit Federn vorgespannt werden, um der
hohen Zugbelastung entgegenzuwirken.
Piezo- Keramiken sind spröde und reagieren von daher sehr empfindlich auf
Scherkräfte.
Der Alterungsprozess von Piezomaterialen ist relativ gering. Das Altern drückt sich
durch eine allmähliche Reduktion der remanenten Polarisation (De-Polarisation) aus.
Dieser Prozess muss beim direkten Piezo- Effekt (Sensoren) berücksichtigt werden.
Bei aktorischer Anwendung (indirekter Piezo- Effekt) trifft dies kaum zu.
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Herstellungstechnologien
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Dynamischer Betrieb
Piezo- Aktoren zeichnen sich durch ein sehr schnelles Ansprechverhalten aus.
Positionsänderungen mit Beschleunigungen von mehreren 1000 g sind durchführbar.
Dieses Verhalten ist bei dynamischen Anwendungen wie z.B. bei Ventilsteuerungen,
Ultraschallerzeugung und aktiven Schwingungsdämpfungen wünschenswert.
Ein Piezo- Aktor erreicht seine nominale Auslenkung etwa in 1/3 der Periode seiner
Resonanzfrequenz f0:
T min ≈
1
3⋅ f 0
So erreicht beispielsweise ein Piezo- Aktor mit der Resonanzfrequenz f0 = 1000Hz
eine nominale Auslenkung in cirka 0,3 ms.
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
50
25
Prof. A. Büngers
SS 2012
Stapel-Aktoren
Typische maximale Feldstärken zum Betrieb von Piezoaktoren liegen bei 2 kV/mm.
Um die erforderlichen elektrische Spannung zu reduzieren, werden im allgemeinen
dicke Schichten vermieden. Statt dessen werden Vielschichtsysteme aus elektrisch
parallel und mechanisch in Reihe geschaltete Piezoschichten verwendet. So reduziert sich beispielsweise bei einer Scheibendicke von 50 µm der maximale Spannungsbedarf auf 100 V.
Durch die Ausnutzung des Längseffekt in Piezostapeln lassen sich Linearaktoren mit
hoher Genauigkeit und niedrigem Spannungsbedarf realisieren.
Aktorik SS 2012
Unkonventionelle Aktoren
51
Bauarten
Lieferbeispiele aus PZT-Keramik
∆l ~ n
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
52
26
Prof. A. Büngers
SS 2012
Stapel-Aktoren
1
2
3
4
1
1)
2)
3)
4)
Keramikplättchen (Dicke ca 80 µm)
Bedruckte Keramikplättchen mit Elektrode
Gestapelte Keramikplättchen
Gesinterter Vielschicht-Piezoaktor mit Außenmetallisierung
Aktorik SS 2012
Unkonventionelle Aktoren
1)
2)
3)
2
3
Stapelaktor offen gelegt
Im vergossenen Zustand
Als fertig geschweißte
Piezo Aktuator Unit (PAU)
53
Zahlenbeispiel
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
54
27
Prof. A. Büngers
SS 2012
Biege-Aktoren
Bimorphe
Konstruktion
Scheibenbauform
PZT
Stahl
+ Umax
+ Umax
½ Umax+ ½ Umax
½ Umax+ ½ Umax
Parallel-Bimorph
Aktorik SS 2012
Seriell-Bimorph
Unkonventionelle Aktoren
55
Tropfenerzeugung mit
Biegewandler
Spannungsversorgung
Piezo-Biegewandler
Tropfen
Düsenplatte
Düse
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
56
28
Prof. A. Büngers
SS 2012
Tropfenerzeugung mit
Biegewandler
Aufricht-Phase Ausstoß-Phase Ruhephase
Gehäuse
Flüssigkeitsquelle
Piezo-Bimorph
Ausgussbereich
Tropfen
Flüssigkeit
U
U
U
U
Aktorik SS 2012
t
Unkonventionelle Aktoren
57
Tuben
-Y
+X
Linearer Tubus
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
+Y
-X
Rotatorischer Tubus
Unkonventionelle Aktoren
58
29
Prof. A. Büngers
SS 2012
Einsatzgebiete von Aktoren (1)
Optik, Photonik, Messtechnik
Bildstabilisierung
Massenspeicher
Schreib-/Lesekopt-Testsysteme
Mikroelektronik
Nano-Metrologie
Scanning-Mikroskopie
Spin-Stands
Wafer- und Maskenpositionierung
Rastertunnelmikroskopie
Disk-Testsysteme
Critical-Dimension-Messung
Auto-Fokus-Systeme
Aktive Vibrationsdämpfung
Mikrolithographie
Interferometrie
Inspektionssysteme
Faseroptische Positionierung
Aktive Vibrationsdämpfung
und Schalter
Adaptive und aktive Optik
Laser-Tuning
Spiegel-Scanner
Anregung von Vibrationen
Aktorik SS 2012
Unkonventionelle Aktoren
59
Einsatzgebiete von Aktoren (2)
Präzisionsme chanik und M aschine nbau
M e dizin, Biologie
Aktive Vibrationsdämpfung
Ultraschall
Strukturelle Verform ung
Scanning-Mikroskopie
Unrunddrehen, -bohren, -schleifen
Patch-Clamp-Systeme
W erkzeugfeineinstellung
Gentechnik
Verschleißkom pensation
Mikrom anipulation
Nadelventil-Steuerung
Zellpenetration
Mikropumpen
Mikrodosiergeräte
Linearantriebe
Schockwellenerzeugung
Schlitzdüsensteuerung in Extrusionsm aschinen Audiophysiologische Anregung
Mikrogravursysteme
Schockwellenerzeugung
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
60
30
Prof. A. Büngers
SS 2012
Vorteile von Piezo-Aktoren
Sub-Nanometer-Auflösung
Piezoelektrische Aktoren können extrem feine Bewegungen ausführen.Bereits die geringste Änderung der Betriebsspannung wird in eine Positionsänderung umgewandelt.
Reibungs- und spielfrei
Ein Piezo-Aktor besitzt keine mechanisch arbeitenden Elemente wie Zahnräder, Wellen, o.ä.
Seine Bewegung basiert auf kristallinen Festkörpereffekten und ist daher verschleißfrei. Da er
auch keinerlei Reibung oder Spielen unterliegt, beobachtet man nicht den unangenehmen StickSlip-Effekt, wie er bei pneumatischen Systemen vorkommt.
Schnelle Ansprechzeit
Piezo-Aktoren reagieren im Sub-ms-Bereich auf Änderungen der Betriebsspannung. Sie erreichen
Beschleunigungen von mehr als 1000 g.
Große Stellkräfte
Piezo-Aktoren können Kräfte von mehreren 10.000 N erzeugen und das mit Sub-Nanometer-Auflösung.
Aktorik SS 2012
Unkonventionelle Aktoren
61
Vorteile von Piezo-Aktoren
Vakuum- und reinraumtauglich
Da Piezo-Aktoren wegen ihrer Funktion auf kristalliner Basis reibungsfrei und deshalb ohne Abrieb
arbeiten und auch keine Schmierung benötigen, sind sie ideal für Hochvakuum-Anwendungen.
Betrieb auch bei kryogenen Temperaturen
Der piezoelektrische Effekt funktioniert, jedoch mit eingeschränktem Wirkungsgrad, bis nahe 0
Kelvin.
Geringer Energieverbrauch
Piezo-Aktoren verhalten sich in erster Näherung wie kapazitive Lasten (Widerstand R>10MΩ). Sie
benötigen im statischen Betrieb fast keine Energie und erzeugen deshalb auch keine Wärme. Bei
dynamischen Anwendungen nimmt der Energieverbrauch linear mit der Frequenz zu.
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
62
31
Prof. A. Büngers
SS 2012
Nachteile von Piezo-Aktoren
Relativ teuer
Wegen des aufwendigen Herstellungsverfahrens von Piezokeramiken stellen Piezo-Aktoren eine
kostspielige Aktorvariante da.
Hohe Spannungen nötig
Für den Betrieb von Piezo-Aktoren sind Spannungen von bis zu 1000 V und mehr erforderlich.
Hochspannungen sind in der Praxis immer eine Gefahrenquelle, besonders in explosionsgefährdeten Bereichen. Für derartige Anwendungen sind Piezo-Aktoren deshalb völlig ungeeignet.
Kleine Stellwege
Was auf der einen Seite ein Vorteil ist, kann auf der anderen Seite genauso gut ein Nachteil sein.
Zwar lassen sich mittels Hebel- oder hydraulischen Kolbensystemen die Stellwege von PiezoAktoren vergrößern, strebt man jedoch große Positionsänderungen an, so ist es sinnvoll, sich eine
günstigere Alternative zu suchen.
Aktorik SS 2012
Unkonventionelle Aktoren
63
Nachteile von Piezo-Aktoren
Sehr spröde
Keramik hat die unangenehme Eigenschaft, dass sie sehr spröde ist. Sie kann zwar sehr hohe
Druckkräfte aufnehmen, ist aber äußerst empfindlich gegen Zug-und Scherkräfte.
Temperaturabhängigkeit und Hysterese
Piezo-Keramiken zeigen ausgeprägte Temperaturabhängigkeit und Hystereseeffekte. Sie müssen
deshalb stets innerhalb eines Regelkreises betrieben werden.
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
64
32
Prof. A. Büngers
SS 2012
Weltweit kleinster Linearmotor
Dem amerikanischen Unternehmen New Scale Technologies ist es gelungen, den
weltweit kleinsten Linearmotor mit einer Länge von 6 mm, Höhe und Breite nur
noch 1,55 mm zu entwickeln. Der Motor wird betrieben mit einer Batteriespannung von 2,8 V.
Der Motor besteht aus einer Gewindespindel, die durch ein Gewindegehäuse geführt ist. Wird dieses durch Piezo-Resonatoren in Torsionsschwingungen versetzt,
beginnt die Spindel sich zu drehen. Durch diese einfache wie robuste Bauweise
können Vorschubgeschwindigkeiten von bis zu 10 mm/s mit einer maximalen
Auflösung von 0,5 µm erreicht werden. Die Arbeitsfrequenz der Piezo-Resonatoren liegt im Ultraschallbereich bei 150 kHz.
Bisherige piezobasierte Linearmotoren benötigten eine Betriebsspannung von ca. 30 V. Der neue Piezo-Resonator von der Firma
EPCOS dagegen kann mit 2,8 V betrieben werden. Dank der kleinen
Abmessungen eignet er sich für Applikationen in batteriebetriebenen
mobilen Geräten. Denkbar wäre z. B. eine mögliche Anwendung für
ein optisches Zoom plus Autofokus für Kamerasysteme in Mobiltelefonen.
Aktorik SS 2012
Unkonventionelle Aktoren
65
Piezo - Ventil
Piezo-Aktor als Biegewandler in einem 3/2 Wegeventils
AUS
EIN
3
3
2
1
2
Nano-Positionierung
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
1
66
33
Prof. A. Büngers
SS 2012
Piezo – Ventil
Anschlussstecker
Ansteuerelektronik
Anschlussstecker
Ansteuerelektronik
Piezoventil
Piezoventil
3
3
2
2
1
1
AUS geschalteter Zustand
Aktorik SS 2012
EIN geschalteter Zustand
Unkonventionelle Aktoren
67
Scherwandler
Treiber Chip
Abdeckung
Abdeckung
elektr. Feld
Elektrode
Channeled
base
Basisplatte mit Kanälen
Düsenplatte
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
68
34
Prof. A. Büngers
SS 2012
Piezomotoren und -aktoren
http://www.elliptec.de/
Aktorik SS 2012
Unkonventionelle Aktoren
69
Piezo-Motor
1)
2)
3)
4)
5)
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
Anschlussdrähte
Piezokeramik
Feder
Resonator = Stator
Angetriebenes
Element = Rotor
70
35
Prof. A. Büngers
SS 2012
Piezo-Motor (Animation)
Piezokeramik
Aktorik SS 2012
Unkonventionelle Aktoren
71
Bewegungsarten
lineare Bewegung
rotatorische
Bewegung
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
72
36
Prof. A. Büngers
SS 2012
Technische Daten
Aktorik SS 2012
Unkonventionelle Aktoren
73
Anwendungsbeispiele für
Linearbewegung
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
74
37
Prof. A. Büngers
SS 2012
Rotatorische Bewegung
Aktorik SS 2012
Unkonventionelle Aktoren
75
Anwendungsbeispiele
Direktantrieb mit mehreren Elliptec
(4) Motoren
Reproduzierbarkeit der
Positionierung: 750 nm
Heben und Senken
des Pantographen
Hochdynamische Positionierung einer
Kontaktiernadel
Verfahrweg:
500 µm
Positioniergenauigkeit:
25 µm
Zeit Verfahren u. Positionieren: 4 ms
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
76
38
Prof. A. Büngers
SS 2012
Anwendungsbeispiele
Zweidimensionaler Scanner
Verfahrweg:
Zeit Verfahren u.
Positionieren:
Aktorik SS 2012
05, mm auf +/- 35 µm
5 ms
Unkonventionelle Aktoren
77
Linearmotor: Inchworm-Prinzip
Ulrike Wallrabe, Microactuators Group
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
78
39
Prof. A. Büngers
SS 2012
Piezo: Inchmotor
LCA: left clamping actuators
LPV: longitudinal piezoelectric vibrator
Aktorik SS 2012
RCA: right clamping actuators
Unkonventionelle Aktoren
79
Antrieb: Piezo-Inchmotor
Zeit
Die Höhe und Dauer der Spannungsrampe
bestimmt die Gesamtschrittweite und die
Auflösung
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
80
40
Prof. A. Büngers
SS 2012
Piezo LEGS TM Piezomotor
Aktorik SS 2012
Unkonventionelle Aktoren
81
Wanderwellenmotor
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
82
41
Prof. A. Büngers
SS 2012
Wanderwellenmotor
Bewegungsphasen des Rotors
mit Haftungsschicht (braun) auf
den Wellenbergen des Schwingstators (gelb), die elliptische Bewegung der Statoroberflächenpunkte erzeugt Vortriebskräfte
entgegengesetzt zur Ausbreitungsrichtung der Wanderwelle.
Aktorik SS 2012
Unkonventionelle Aktoren
83
Wanderwellenmotor
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
84
42
Prof. A. Büngers
SS 2012
Wanderwellenmotor für
Kameraobjektive
Objektiv von Canon
Aktorik SS 2012
Unkonventionelle Aktoren
85
Unkonventionelle (Neue)
Aktoren
1
Physikalische Grundlagen
2
Piezo-Aktoren
3
Magnetotriktive Aktoren
4
Formgedächtnis-Aktoren
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
86
43
Prof. A. Büngers
SS 2012
Magnetostriktive Aktoren
Physikalischer Effekt:
Wird ein ferromagnetischer Kristall magnetisiert, so tritt mit wachsender Feldstärke eine
Formänderung des Kristalls auf. Magnetostriktive Wandler nutzen den seit 1842 bekannten Joule-Effekt. Er basiert darauf, dass die so genannten Weissschen Bezirke* sich in
die Magnetisierungsrichtung drehen und ihre Grenzen verschieben. Dadurch erfolgt eine
Formänderung des ferromagnetischen Körpers, wobei das Volumen konstant bleibt.
(Volumeninvariante Längenänderung)
*)
Ferromagnete enthalten spontan ausgerichtete Bereiche gleicher Magnetisierungsrichtung
(Weisssche Bezirke).
Seit der Entwicklung hochmagnetostriktiver Materialien (insbesondere Terfenol-D) besteht
wachsendes Interesse in Bezug auf die Aktoranwendung.
Terfenol-D; ist der Name der Verbindung Tb0,3 Dy0,7 Fe2. Die beiden ersten Silben stehen für Terbium
und für Ferrum, die dritte erinnert an den Ort der Werkstoffentwicklung: Noval Ordnance Laboratory.
Das D sagt aus, dass zur Minimierung der Anisotropieenergie das Element Dysprosium benutzt wird.
Aktorik SS 2012
Unkonventionelle Aktoren
87
Magnetostriktive Aktoren
Typische Verläufe der Magnetostriktions-Kennlinie ε (H)
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
88
44
Prof. A. Büngers
SS 2012
Charakteristische Merkmale der
Magnetostriktions-Kennlinie
näherungsweise Linearität im Bereich kleiner magnetischer Feldstärken (Arbeitsbereich)
Sättigung im Bereich hoher Feldstärken
mechanische Hysterese, Verlust bei Ummagnetisierung
starker Einfluss mechanischer Spannungen, insbesondere deutliche Hubzunahme bei mechanischer Druckvorspannung
positive Magnetostriktion unabhängig von der Feldrichtung
Aktorik SS 2012
Unkonventionelle Aktoren
89
Vergleich Magnetostriktion/
Piezoelektrizität
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
90
45
Prof. A. Büngers
SS 2012
Vergleich mit piezoelektrischen
PZT-Materialien
Wesentliche Unterschiede zu den PTZ-piezoelektrischen Materialien
• Höhere Curie-Temperatur TC von Terfenal-D
• Höhere Energiedichte von Terfenol-D (U/V = δ • ε < 30kJ/m3)
• Geringere mechanische Hysterese
• Keine bewegten Elektroden
• Magnetisierungsstrom auch im statischen Betrieb
(Ohmsche Verluste)
Aktorik SS 2012
Unkonventionelle Aktoren
91
Magnetostriktive Aktoren
Zahlenbeispiel (2)
Beispiel
Längenänderung eines Terfenol-D-Stabes der Länge l = 10 mm bei angelegter
magnetischer Feldstärke von 100 kA/m
Lösung:
ε 3 = d 33 ⋅ H 3
ε 3 = 15 ⋅10 −9 ⋅105 m / A ⋅ A / m
ε 3 = 0,15%
∆l = ε 3 ⋅ l = 15µm
l
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
92
46
Prof. A. Büngers
SS 2012
Magnetostriktive Linearmotoren
Magnetostriktive Linearmotoren nutzen den Längseffekt in den Stäben. Sie
Bestehen im allgemeinen aus drei Komponenten:
Magnetostriktives Element (Stab)
Einrichtung zur mechanischen Druckvorspannung
Magnetisches Teilsystem
Schema eines magnetostriktiven Linearmotors
Aktorik SS 2012
Unkonventionelle Aktoren
93
Magnetostriktive Aktoren
Zahlenbeispiel Linearmotor
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
94
47
Prof. A. Büngers
SS 2012
Magnetostriktiver Wandler
Kennlinie S(H)
(mechanische Dehnung in Abhängigkeit
zur magnetischen Feldstärke)
Aufbau eines magnetostriktiven
Wandlers
Aktorik SS 2012
Unkonventionelle Aktoren
95
Magnetostriktive
Biegeaktoren
Magnetostriktive Biegeaktoren lassen sich z.B. auf der Basis dünner Schichten
realisieren. Prinzipiell kann es sich hier um einen Schichtverbund z.B. einer
magnetostriktiven Schicht auf einem dünnen Siliziumträger handeln oder um
kompliziertere Schichtsysteme mit mehreren.
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
96
48
Prof. A. Büngers
SS 2012
Einspritzventil mit
magnetostriktivem Stab
Aktorik SS 2012
Unkonventionelle Aktoren
97
Vor- und Nachteile von
magnetostriktiven Aktoren
Vorteile
Nachteile
• hoher elektromechanischer Wirkungsgrad
• hohe Kräfte
• hohe Wegauflösung
• kurze Reaktionszeiten
• hohe Eigenfrequenzen
• Gute Reproduzierbarkeit
• Hohe Energiedichte
• Kein Stapelaufbau notwendig
• Einsatz über große Temperaturbereiche
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
• hohe Ströme
• Ohmsche Verluste auch im
statischen Betrieb
• kurze Stellwege
• Kennwerte sind temperatur- und
druckabhängig
• Kennlinie - Hysterese
• geringe Variantenvielfalt
• Teuer und wenig verfügbar
• spröde, schwierig zu bearbeiten
Unkonventionelle Aktoren
98
49
Prof. A. Büngers
SS 2012
Unkonventionelle (Neue)
Aktoren
1
Physikalische Grundlagen
2
Piezo-Aktoren
3
Magnetotriktive Aktoren
4
Formgedächtnis-Aktoren
Aktorik SS 2012
Unkonventionelle Aktoren
99
Formgedächtnis-Effekt
Einführung (1)
Als Formgedächtniseffekt wird die Fähigkeit eines Materials bezeichnet,
sich auch nach einer starken plastischen Deformation durch Erwärmung
oder Rücknahme der Belastung an seine ursprüngliche Gestalt zu „erinnern“.
Erwärmen
Eine verbogene Büroklammer
aus einer Formgedächtnislegierung „erinnert“ sich bei
Erwärmung an ihre ursprüngliche Form.
Verformen
Formgedächtnislegierungen FLG (Shape Memory Alloys [SMA]) sind sehr
leistungsfähige Aktorwerkstoffe. Im Vergleich mit piezoelektrischen Werkstoffen oder pneumatischen Einrichtungen, ist der Quotient aus Arbeit
und arbeitendem Werkstoffvolumen deutlich höher.
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
100
50
Prof. A. Büngers
SS 2012
Formgedächtnis-Effekt
Einführung (2)
Last-Dehnungs-Verhalten bei
verschiedenen Temperaturen
Der Formgedächtniseffekt wird bei verschiedenen metallischen Legierungen (z. B. NiTi, CuAlNi, CuZnAL) beobachtet, aber auch bei Polymeren
(z. B. PTFE) und Keramiken (z. B. ZrO2).
Aktorik SS 2012
Unkonventionelle Aktoren
101
Formgedächtnis-Effekt
Einführung (3)
Der Formgedächtnis-Effekt wurde erstmals 1951 an der Gold-CadmiumLegierung beobachtet (Read)
11 Jahre später (1962) wurde der FG-Effekt an einer NiTi-Legierung
weitergehend untersucht und veröffentlicht (W. J. Buehler)
Der FG-Effekt wird seit dem, also seit mehr als 40 Jahren erfolgreich in
den verschiedensten Anwendungen eingesetzt:
Öffnen und schließen von Kontakten (Leistungselektronik)
Mini-Greifer für den Roboter-Einsatz
In der Medizintechnik für gezielt verformbare Katheder, Endoskope
Als Stellglieder, z.B. Federn
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
102
51
Prof. A. Büngers
SS 2012
Formgedächtnis-Effekt
Legierungen (1)
1932 entdeckt:
Cu-Cd
In-Ti
Cu-Zn
Heute existieren ca. 20 verschiedene Formgedächtnislegierungen
Härte und Festigkeit einiger Legierungen sind vergleichbar mit
den Werten für hochwertige Stähle
Technologisch sehr interessant und relevant: NITINOL
Nitinol
NiTi (Nickel-Titan; Nitinol)
CuZn (Kupfer-Zink)
CuZnAl (Kupfer-Zink-Aluminium)
FeNiAl (Eisen-Zink-Aluminium)
CuZnNi (Kupfer-Zink-Nickel)
Formgedächtnis-Polymere
Aktorik SS 2012
Ni-Ti-Legierung mit ca. 50 at-% Ni (besonders starker
Effekt)
Ausgezeichnete Korrosionseigenschaften
Gute Ermüdungsfestigkeit
technisch sehr interessant
Durch geeignete Vorbehandlung kann man erreichen
das sich die Legierung an zwei verschiedene Formen
bei 2 unterschiedlichen Temperaturen erinnern kann
Zwei-Weg-Gedächtnis-Effekt
Unkonventionelle Aktoren
103
Formgedächtnis-Effekt
Nitinol (2)
Die besten Ergebnisse für Anwendungen in punkto
hoher Anzahl von thermischen Zyklen,
guter Umsetzung von Joule‘scher Erwärmung in Arbeit,
guter Langzeitstabilität,
geringer Deformationswiderstand des Martensitgitters
und
hoher Festigkeit des Austenitgitters
erfüllen die FGL auf NiTi-Basis. Dies ist auch der Grund warum
diese Legierungen ausschließlich industriell eingesetzt werden.
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
104
52
Prof. A. Büngers
SS 2012
Eigenschaften von FGL
Nitinol im Vergleich
Eigenschaften von FGL aus NiTi, CuAlNi und CuZnAl
Aktorik SS 2012
Unkonventionelle Aktoren
105
Formgedächtnis-Effekt
Verformungsanteile
Konventionelle Materialien haben einen elastischen εe, einen plastischen εp,
und einen thermischen εT Anteil der Gesamtdehnung εkonv.
εkonv = εe + εp + εT
Die Gesamtdehnung bei Formgedächtnismaterialien εkonv setzt sich zusätzlich
aus den spannungs- und temperaturabhängigen pseudoelastischen
Dehnungen εPE sowie den Einweg- ε1W und Zweiwegdehnungen ε2W
zusammen.
εFGL = εe + εp + εT + ε 1W + ε 2W + εPE
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
106
53
Prof. A. Büngers
SS 2012
Formgedächtnis-Effekt
Einführung (5)
Phasenumwandlung zwischen
Hochtemperaturphase (Austenit)
und Niedertemperaturphase
(Martensit).
Durch Erwärmen wird eine Verformung des Materials rückgängig
gemacht.
Aktorik SS 2012
Unkonventionelle Aktoren
107
Formgedächtnis-Aktoren
(1) Einweg-Effekt
Eine scheinbar plastische Verformung bildet sich beim Erwärmen wieder vollständig
zurück und verbleibt bei Rückgang der Temperaturen in diesem Zustand. Die
maximale Dehnung ε1W kann mehrere Prozent (ca. 8%) betragen.
(2) Zweiweg-Effekt
Bei Zweiwegeffekt „erinnert“ sich die FGL bei hoher Temperatur nicht nur an die
austenitische Form, sondern bei der Rücktransformation in den Martensit an eine
trainierte Deformation bei tiefer Temperatur.
(3) Pseudoelastizität
Bei mechanischer Belastung dehnt sich das Material sehr stark bis zu mehreren
Prozent aus und bei Wegnahme der Belastung kehrt das Material wieder in seine
Ausgangsform zurück.
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
108
54
Prof. A. Büngers
SS 2012
Einwegeffekt
Plastisches Beispiel
Einweg-Effekt
Eine scheinbar plastische Verformung bildet sich beim Erwärmen wieder vollständig zurück und verbleibt auch bei Rückgang der Temperaturen in diesem
Zustand.
Aktorik SS 2012
Unkonventionelle Aktoren
109
Formgedächtnis-Effekt
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
110
55
Prof. A. Büngers
SS 2012
Zweiwegeffekt
Aktorik SS 2012
Unkonventionelle Aktoren
111
Zweiwegeffekt
Zweiwegeffekt kann antrainiert werden:
.. durch Shape Memory Effect Training (SME-Training)
.. durch Stress Induced Martensite Training (SIMTraining)
.. durch die Zusammenfassung der Verfahren SME &
SIM
.. Aufgrund von Ausscheidungen
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
112
56
Prof. A. Büngers
SS 2012
Pseudoelastizität
Pseudoelastizität
Belastung
„gummiartiges“ Verhalten
elastische Verformung
Austenit
Martensit
beruht auf der Bildung von spannungsinduziertem Martensit
nach Entlasstung Umwandlung in Austenit,
wenn T > As
Aktorik SS 2012
Entlastung
Unkonventionelle Aktoren
113
Anwendungen der FGL (1)
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
114
57
Prof. A. Büngers
SS 2012
Anwendungen der FGL (2)
Aktorik SS 2012
Unkonventionelle Aktoren
115
Anwendungen der FGL (3)
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
116
58
Prof. A. Büngers
SS 2012
Anwendungen der FGL (4)
Aktorik SS 2012
Unkonventionelle Aktoren
117
Anwendungen der FGL (5)
Aktorik SS 2012
Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
118
59
Prof. A. Büngers
SS 2012
Anwendungen der FGL (6)
Aktorik SS 2012
Unkonventionelle Aktoren
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Vor- und Nachteile
Ausführungsbeispiele für Bauteile aus MemoryLegierungen (Werksbild Krupp, Essen)
Vorteile
Nachteile
Nahezu sprungartige Formänderung in
einem Intervall von 10...30 K
Stabilität des Memory-Effektes stark
abhängig von der Legierungsqualität
Hohe Energiedichte (Arbeitsver-mögen
pro Volumen)
Begrenzter thermischer Einsatzbereich
(-150 bis +150°C)
Unterschiedliche Formänderungsarten
(Längung, Kürzung, Biegung, Torsion)
Hoher Preis
Effekt kann auf bestimmte Elementbereiche beschränkt werden
Einsatz erfordert intensive Beratung
durch die Hersteller
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Aktorik: Unkonventionelle Aktoren
Unkonventionelle Aktoren
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Prof. A. Büngers
SS 2012
Formgedächtnis-Effekt
Anwendungsbeispiel
http://www.linuxfocus.org/Deutsch/May2001/article205.shtml
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Unkonventionelle Aktoren
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Unkonventionelle - Aktoren
Vielen Dank für Ihre
Aufmerksamkeit
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