Physikalisch-technisches Messpraktikum: O1 Versuch O1: Spektrale Untersuchung von Licht Aufgaben: 1. Ermitteln Sie unter Nutzung der bekannten Wellenlängen der Spektrallinien von Licht einer Quecksilberdampflampe die Gitterkonstante des Ihnen vorliegenden Beugungsgitters. 2. Identifizieren Sie die Ihnen ausgehändigte unbekannte Lichtquelle unter Verwendung der im Versuch 1 ermittelten Gitterkonstanten des Beugungsgitters. 3. Die Beugungsbilder des Lichtes eines He-Ne-Lasers, die durch Einfach-, Mehrfachspalte und Gitter bzw. von Hindernissen (Kante, Draht) erzeugt werden, sind unter Verwendung eines Linienschreibers aufzunehmen, mit den erwarteten Bildern zu vergleichen und hinsichtlich der charakteristischen Kenngrößen der Hindernisse (z.B. Spaltbreite, Spaltabstand der Mehrfachspalte bzw. Gitterkonstanten) auszuwerten. Grundlagen: • • • • • Das HUYGEN-FRESNELsche Prinzip der Wellenausbreitung; Kohärenz als Bedingung für Interferenzerscheinungen FRAUNHOFERsche und FRESNELsche Beugung Beschreibung der Beugungs- und Interferenzerscheinungen am Spalt, Doppelspalt, am Gitter und einem Hindernis Entstehung von Intensitätsmaxima und –minima, Entstehung des Linienspektrums durch Anregung von Gasatomen, Emission und Absorption grundlegende Funktionsweise eines He-Ne-Lasers und eines Spektrometers Die FRAUNHOFERsche Beugung an Ein- und Mehrfachspalten erzeugt auf einem Bildschirm in der Entfernung e folgende normierte Intensitätsverteilung: I ( x) = mit δ = π 1 sin 2 δ sin 2 (N η ) N2 δ 2 sin 2 η g sin α . Dabei ist d - die Spaltbreite, g - die Gitterkonstante (Spaltabd sin α und η =π λ λ stand), N – die Spaltanzahl, λ - die Wellenlänge des monochromatischen Lichtes und der Winkel α - der Winkel des abgebeugten Lichtes. Um die Intensitätskurven betragsmäßig vergleichbar zu machen, wurde der Vorfaktor 1 2 eingeführt. Der Winkel α wird durch den Abstand x des vom N Intensitätszentrum abgebeugten Lichtes und den Abstand e des Schirms vom Beugungsobjekt x . Für die Abbildung 1 wurden folgende e Werte verwendet: λ = 623.8 nm, e = 200 mm, d = 0.02 mm, g = 0.05 mm . (Spalt, Mehrfachspalt oder Gitter) bestimmt: tan α = -1- Physikalisch-technisches Messpraktikum: O1 Intensitätsverteilung bei der Beugung am Spalt Intensitätsverteilung bei der Beugung am Doppelspalt Intensität (a.u.) 0.80 0.40 0.00 -10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10 -10 -8 Abstand vom Zentrum der Intensität (mm) -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10 Abstand vom Zentrum der Intensität (mm) Intensitätsverteilung bei der Beugung am Dreifachspalt Intensitätsverteilung bei der Beugung am Vierfachspalt Intensität (a.u.) 0.80 0.40 0.00 -10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10 -10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10 Abstand vom Zentrum der Intensität (mm) Abstand vom Zentrum der Intensität (mm) Intensitätsverteilung bei der Beugung am Zehnfachspalt Intensitätsverteilung bei der Beugung am idealen Gitter (100 Spalte) Intensität (a.u.) 0.80 0.40 0.00 -10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10 -10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 10 Abstand vom Zentrum der Intensität (mm) Abstand vom Zentrum der Intensität (mm) Abb. 1: Intensitätsverteilung bei der Beugung an N Spalten (N = 1, 2, 3, 4, 10, 100) bei der FRAUNHOFERschen Beobachtungsart. Die dünn eingezeichneten Linien entsprechen der Intensitätsverteilung des einfachen Spaltes. Literatur: Geschke, Physikalisches Praktikum: Optik und Atomphysik 2.0 Allgemeine Grundlagen zur Interferenz, Kohärenz und Beugung 2.2 Beugung an Spalt und Doppelspalt 2.3 Beugung am Gitter 6.4 Rydberg-Konstante und Plancksches Wirkungsquantum Stroppe, Physik: 41 Wellenoptik (Abschnitt 1, 3, 4, 6, 7) 44.1-3 Atombau und Spektren -2- Physikalisch-technisches Messpraktikum: O1 Walcher, Praktikum der Physik: 4.7 Beugung Grimsehl, Lehrbuch der Physik – Band 3: 3.1.1. Kohärenz 3.2. Beugung (3.2.1. – 3.2.4.) 6.2. Atomhülle und Spektrum (6.2.1. und 6.2.5.) Testfragen: 1. Wodurch unterscheiden sich FRAUNHOFER- und FRESNELsche Beugung? 2. Leiten Sie die Formeln zur Berechnung der Position der Maxima bei der Beugung am Gitter bzw. der Position der Minima bei der Beugung am Spalt unter Verwendung entsprechender Skizzen her! 3. Was verstehen Sie unter Absorption und Emission von Licht (Bohrsches Atommodell)? 4. Nennen Sie die wichtigsten Eigenschaften von Laser-Licht! Hinweise zur experimentellen Durchführung: Zu 1: Bauen Sie auf der optischen Bank mit Lichtquelle (Hg-Dampflampe), Kondensor (f = 50 mm), Spalt und Linse (f = 100 mm) und Schirm bei sorgfältiger Justierung eine Anordnung zur Erzeugung einer scharfen Abbildung des Beleuchtungsspaltes auf den Schirm auf. (s. auch Skizze am Arbeitsplatz) Abb. 2: Versuchsanordnung zur Erzeugung eines Beugungsbildes des Gitters (L – Lichtquelle, K – Kondensor, Bsp – Beleuchtungsspalt, Li – Linse, G – Gitter, S – Schirm, e – Abstand zwischen Gitter und Schirm, an – Abstand der n-ten Beugungsordnung von der 0-ten) bei Verwendung von Licht einer Wellenlänge. Bringen Sie dann in den Strahlengang zwischen Linse und Schirm das auszumessende Beugungsgitter, welches ihnen vom Assistenten ausgehändigt wird. Reduzieren Sie das einfallende Fremdlicht so weit wie möglich. Optimieren Sie die Breite des Beleuchtungsspaltes, um einerseits ein ausreichend helles Bild der Spektrallinien zu erhalten und damit auch schwächere Spektrallinien zu identifizieren (breiterer Beleuchtungsspalt) und andererseits ein höheres Auflösungsvermögen mit einer präzisen Lage der einzelnen Linien zu bekommen (schmaler Beleuchtungsspalt). Markieren Sie die Lage der Spektrallinien (pos. und negat. Ordnung, d.h. + und 1.Beugungsordnung) auf einem weißen Blatt Papier, das an den Schirm befestigt wird. Versehen Sie das Blatt Papier vorher mit einem waagerechten Strich, um die Spektrallinien in einheitlicher Höhenlage einzeichnen zu können. Korrigieren Sie dabei die Position der Linse für jede Spektrallinie so, dass diese möglichst scharf abgebildet wird. Versuchen Sie dabei, die beiden benach- -3- Physikalisch-technisches Messpraktikum: O1 barten starken gelben Linien (λ1 = 579.07 nm, λ2 = 576.96 nm) aufzulösen, d.h. auf dem Schirm voneinander zu unterscheiden. Notieren Sie sich zu jeder Spektrallinie die Farbe und die subjektiv empfundene Intensität der Spektrallinien (vgl. Sie mit den Angaben in der Tabelle im Anhang!). Messen Sie den Abstand e zwischen Gitter und Schirm mittels der Skala an der optischen Bank. Zu 2: Ersetzen Sie die Quecksilber-Spektrallampe durch die vom Betreuer ausgegebene Spektrallampe unbekannter Gasfüllung. Positionieren Sie die Spektrallampe und den Kondensor so, dass ein Maximum an Lichtintensität auf den Spalt fällt! Markieren Sie die Lage der Spektrallinien auf einem Blatt Papier analog zu erstens. Notieren Sie auch hier neben der Farbe der registrierten Spektrallinien die subjektiven Intensitäten. Richten Sie für die Spektral-Lampe den Abstand e so ein, dass die äußeren Linien der ersten Beugungsordnung möglichst weit außen auf dem Schirm abgebildet werden. Zu 3: Machen Sie sich mit der Gebrauchsanweisung für den He-Ne-Laser und der Bedienungsanleitung für den xy-Schreiber vertraut. Unter Beachtung der Sicherheitsbestimmungen für den Umgang mit Laserstrahlung ist das Beugungsspektrum von 2 verschiedenen Beugungsobjekten durch Licht des He-Ne-Lasers mit der Wellenlänge λ = 0.6328 µm auf einem Schirm zu erzeugen (Nicht in den Laser schauen!). Die Funktion des Schirmes übernimmt ein xy-Schreiber, wobei der Laser so justiert wird, dass das Beugungsbild auf das Fotoelement fällt, das auf dem Schreibschlitten des Schreibers montiert und mit dem Eingang für die y-Auslenkung verbunden ist. Korrigieren Sie gegebenenfalls die Höhe und Ausrichtung des Schreibers oder der optischen Bank, auf der der Laser montiert ist. Stellen Sie für jedes Beugungsobjekt die y-Empfindlichkeit des Linienschreibers so ein, dass sich das erste und die höheren Beugungsmaxima messbar gegenüber dem Untergrund abheben. Dabei kann das ungebeugten Licht (Maximum 0-ter Ordnung) den Vollausschlages des Schreibers durchaus geringfügig überschreiten. (Machen Sie eventuell zwei Aufnahmen für ein Beugungsobjekt mit unterschiedlicher y-Empfindlichkeit!) Tasten Sie zunächst das Beugungsspektrum zur Kontrolle ohne Absenkung der Schreibvorrichtung und mit höherer Schreibgeschwindigkeit ab. Bei erfolgreich durchgeführtem Probelauf wird dann das Spektrum mit geringerer Schreibgeschwindigkeit aufgezeichnet. Es ist darauf zu achten, dass auf das Fotoelement möglichst wenig Fremdlicht einfällt. Verwenden Sie sowohl beim Testlauf als auch bei der Aufnahme des Beugungsbildes die zweite Leistungsstufe des Lasers, indem Sie den Auslöser am Laser für die Zeit der Aufnahme gedrückt halten bzw. feststellen. Wählen Sie für die Aufnahmen von den folgenden Beugungsobjekten 2 verschiedene aus: einfacher Spalt, Doppelspalt, Gitter Haar Messen Sie den Abstand e zwischen Beugungsobjekt und Fotoelement (5-mal messen!). -4- Physikalisch-technisches Messpraktikum: O1 Hinweise zur Auswertung der Messergebnisse: Zu 1: Für die jeweilige Wellenlänge λ einer Spektrallinie ergibt sich der Abstand des ersten Beugungsmaximums a1 von der 0.ten Ordnung aus folgenden Formeln: a1 = tan α1 , λ = g ⋅ sin α1 , e sodass sich die Gitterkonstante mit g= λ a sin arctan 1 e berechnen lässt. Die Wellenlängen der Spektrallinien einiger Spektral-Lampen sind der beiliegenden Tabelle zu entnehmen. Ordnen Sie die registrierten Spektrallinien denen in der Tabelle zu. Verwenden Sie zur Berechnung der Gitterkonstanten möglichst alle Spektrallinien, die Sie richtig zuordnen konnten und bilden Sie für die Berechnung des wahrscheinlichsten Wertes für die Gitterkonstante den Mittelwert aus den Gitterkonstanten aller registrierten Spektrallinien. Berechnen Sie die statistische Messunsicherheit der Gitterkonstante im 95%-igen Vertrauensniveau. Geben Sie die Gitterkonstante unter Berücksichtigung der Messunsicherheiten an! Zu 2: Berechnen Sie die Wellenlängen der beobachteten Spektrallinien unter Verwendung der in erstens berechneten Gitterkonstanten. Versuchen Sie, durch Vergleich mit den im Anhang aufgeführten Tabellenwerten der Spektrallinien die Atomart der Gasfüllung zu identifizieren. Stellen Sie dabei die Messwerte für a1, die daraus berechneten Wellenlängen, die zugeordneten Tabellenwerte der Wellenlängen im Anhang sowie die Differenz zwischen den berechneten Wellenlängen und den Tabellenwerten in Form einer Tabelle gegenüber. Diskutieren Sie die Ursachen für eventuelle Abweichungen zwischen den tabellarischen und berechneten Wellenlängen. Zu 3: Berechnen Sie den Mittelwert des Abstandes e (Beugungsobjekt – Fotoelement). Ermitteln Sie aus den aufgezeichneten Beugungsbildern die das jeweilige Beugungsbild charakterisierenden Abstände der Beugungsordnungen. Es wird empfohlen, zur Ermittlung der jeweils benötigten Beugungsordnung, den Abstand zwischen der entsprechenden positiven und negativen Ordnung zu ermitteln und durch zwei zu teilen, um den Abstand zur 0. Ordnung zu ermitteln. Für die einzelnen Beugungsobjekte wird folgendes Vorgehen empfohlen: 1. Einfachspalt: Gesuchte Größe: Spaltbreite Der Abstand aν des ν-ten (ν ν = 1,2,3,…) Minimums vom Zentrum maximaler Intensität wird bei kleinem Beugungswinkel durch folgende Formel bestimmt: ν⋅ wobei mit λ λ d = sin αν ≈ aν e ⇒ d≈ ν ⋅λ ⋅e aν = 0.6328 µm die Wellenlänge des He-Ne Lasers gegeben ist, e der von Ihnen zu be- stimmende Abstand vom Spalt zur Bildebene, d die Spaltbreite und αν der entsprechende Beugungswinkel zur nullten Beugungsordnung darstellen. Messen Sie am besten den Abstand zwischen dem + und - ν-ten Beugungsminimum und halbieren diesen für die Ermittlung von aν. Gehen Sie nur soweit in der Auswertung, wie ein Minimum noch klar erkennbar und auswertbar ist! 2. Doppelspalt: Gesuchte Größe: Spaltabstand Zur Ermittlung des Spaltabstandes g vom Mehrfachspalt nutzen Sie die Lage des Minimums einer höheren Ordnung des Beugungsbildes, sofern diese präzise genug zu ermitteln ist (s. Ab- -5- Physikalisch-technisches Messpraktikum: O1 bildung 1b). Der Abstand des ν -ten (ν = 1,2,... ) Minimums vom Zentrum der nullten Beu- gungsordnung wird durch (2ν − 1) λ = 2 g sin αν ≈ 2g aν e ⇒ g≈ ( 2ν − 1) λ ⋅ e 2 aν bestimmt. Seien Sie dabei sehr sorgfältig beim Durchzählen der Minima! Gehen Sie wie bei erstens vor (halbe Differenz zwischen + und -). 3. Gitter: Gesuchte Größe: Gitterkonstante Mit der Erhöhung der Anzahl der Spalte werden die Maxima zunehmend schmaler. Somit bietet sich zur Bestimmung der Gitterkonstanten die Lage des ν -ten ausgeprägten Maximums an (s. Abbildung 1c-f): ν ⋅ λ = g sin αν ≈ g 4. aν e ⇒ g= ν λ ⋅e aν Hindernis (Haar): Gesuchte Größe: Breite des Hindernisses d Das Beugungsbild eines Hindernisses (Haar) ist im wesentlichen identisch zu dem eines Spaltes gleicher Breite d (Babinetsche Theorem). Infolgedessen kann zur Berechnung der Haardicke die Formel von erstens verwendet werden. Welche Ursachen könnten zu Abweichungen der gemessenen von den erwarteten Beugungsbildern führen? Versuchszubehör: - Optische Bank Vorschaltdrossel Spektrallampen He-Ne-Laser Kondensorlinse Abbildungslinse Spaltblende Beugungs-Spalte und Mehrfachspalte, Hindernis Beugungsgitter Projektionsschirm xy-Schreiber mit Fotoelement -6- Physikalisch-technisches Messpraktikum: O1 Anhang: Element 1H 2He 3Li 11Na 19K 30Zn 48Cd 80Hg Spektrallinien einiger Elemente (Ein- und Zweielektronenatome) λ/nm 656.28 486.13 434.05 410.17 667.82 587.56 501.57 447.15 388.86 670.78 610.36 460.29 615.42 589.00 769.90 766.49 404.41 636.24 518.20 481.05 472.22 468.01 462.98 643.85 508.58 479.99 467.82 441.46 361.29 579.07 576.96 546.07 491.60 435.84 404.66 365.48 / 504.77 / 616.08 / 589.59 / 404.72 / 407.78 / 366.33 Farbe Rot Blaugrün Violett Violett Rot Gelb Grün Blau Violett Rot Gelbrot Blau Gelbrot Gelb Dunkelrot Dunkelrot Violett Rot Grün Blaugrün Blau Blau Blau Rot Grün Blaugrün Blau Blau (Ultra-)Violett Gelb Gelb Grün Blaugrün Blau Violett (Ultra-)Violett Helligkeit stark mittel schwach schwach stark sehr stark mittel mittel mittel stark mittel schwach schwach stark stark stark mittel stark mittel stark stark stark schwach stark stark stark stark mittel schwach sehr stark sehr stark stark schwach stark mittel mittel Sind mehrere Spektrallinien auf einer Zeile aufgeführt, sind diese mit unseren experimentellen Mitteln nicht als einzelne Spektrallinien erkennbar, d.h. auflösbar. Nordhausen, d. 01.03.11 -7-