Drehbewegungen 9 Diese Bowlingkugeln rollen auf der Bahn und der Rückführung, ohne zu gleiten. '•W·le musste .. . Kuge Iruc " keine führung aussehen, in der die Rollbewegung der Kugeln gestoppt wird? (Siehe Beispiel 9.13.) 9.1 Kinematik der Drehbewegung: Winkelgeschwindigkeit und Winkelbeschleunigung 9.2 Die kinetische Energie der Drehbewegung 9.3 Berechnung von Trägheitsmomenten 9.4 Das zweite Newton/sehe Axiom für Drehbewegungen: Der Drehimpuls 9.5 Anwendungen des zweiten Newton/sehen Axioms 9.6 Rollende Körper In den Kapiteln 4 und 5 haben wir die Newton'schen Gesetze untersucht, in den Kapiteln 6 und 7 ging es um die Energieerhaltung, und in Kapitel 8 haben wir uns mit der Impulserhaltung beschäftigt. In allen diesen Kapiteln haben wir eine Reihe von Werkzeugen (d.h. Gesetze und Sätze) entwickelt, die sich beim Untersuchen neuer Situationen und beim Lösen neuer Probleme als nützlich erwiesen haben. Wir werden diese Werkzeuge auch jetzt anwenden, wo wir uns mit Drehbewegungen (Rotationen) befassen, und werden ganz ähnliche Gesetze für die Drehbewegung entwickeln. Hierbei kommt uns zugute, dass es eine recht umfassende Analogie der Gesetze von Translation und Rotation gibt. 48 I > > > 9 DREHBEWEGUNGEN Drehbewegungen sind allgegenwärtig. Die Erde rotiert um ihre Achse. Räder, Zahnräder, Propeller, Motoren, Antriebswellen in Autos und an Maschinen, die CD im CD-Player, eine Eiskunstläuferin bei einer Pirouette - überall finden wir Drehbewegungen. \ \ \ \ \ \ \ \ \ ~ In diesem Kapitel werden wir einfache Drehbewegungen untersuchen. Zunächst behandeln wir die Rotation um eine im Raum feststehende Achse, wie man sie z. B. bei einem Kreisel oder einem KarusseU findet, und die Rotation um eine Achse, die sich im Raum verschiebt, ohne ihre Richtung zu ändern, wie z. B. bei einem rollenden BaU. Allgemeinere und kompliziertere Drehbewegungen werden Gegenstand von Kapitel 10 sein. \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ 9.1 Eine Scheibe rotiert um eine senkrecht zu ihr stehende feste Ach e durch ihren Mittelpunkt 9.1 Kinematik der Drehbewegung: Winkelgeschwindigkeit und Winkelbeschleunigung Jeder Punkt in einem Körper, der um eine feste Achse gleichförmig rotiert, bewegt sich auf einer Kreisbahn, deren Mittelpunkt auf der Drehachse liegt und deren Radius durch die Entfernung des Punkts von der Drehachse gegeben ist. Eine Linie, die man von der Achse zu einem beliebigen Punkt zieht, überstreicht in gleichen Zeiten stets gleiche Winkel. Betrachten wir eine Kreisscheibe, die sich um eine senkrecht zu ihr stehende feste Achse durch ihren Mittelpunkt dreht (Abbildung 9.1). rj bezeichnet den Abstand vom Mittelpunkt der Scheibe zu ihrem i-ten Massenpunkt P j (Abbildung 9.2) und ()j ist der gegen den Uhrzeigersinn gemessene Winkel zwischen einer im Raum festgelegten Bezugsgerade und einer Linie vom Drehpunkt zum i-ten Massenpunkt. Wenn sich die Scheibe um den Winkel d() dreht, bewegt sich dieser Massenpunkt auf einem Kreisbogen der Länge ds, so dass gilt: dsj = rj d(). \ (9.1) \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ 9.2 Eine cheibe rotiert um eine Achse durch ihren Mittelpunkt. Ein Punkt P, legt in der Zeit dt die Strecke ds, zurück, die von seinem Abstand r, von der Drehachse abhängt. Der Drehwinkel ist für alle Punkte aur der Scheibe gleich. Dabei wird der Winkel d() im Bogenmaß in der Hilfseinheit Radiant (Einheitenzeichen rad) angegeben. Die Entfernungen dsj und rj hängen vom jeweils betrachteten Punkt ab, aber ihr Verhältnis, der so genannte Drehwinkel, ist für alle Massenpunkte der Kreisscheibe gleich. Bei einer kompletten Umdrehung gilt für die Bogenlänge ßs j=2nrj; der Drehwinkel !).() beträgt dann 2nr· !).()=--' =2n rad =360° = 1 U. rj (Das U steht hier für Umdrehung.) Die Geschwindigkeit d() / dt , mit der sich der Winkel ändert, ist für alle Punktrnassen der Scheibe gleich. Man nennt sie die Winkelgeschwindigkeit der Scheibe und bezeichnet sie mit dem kleinen griechischen Buchstaben w (omega): (9.2) DEFINITION DER WINKElGESCHWINDIGKEIT Im allgemeinen Fall, insbesondere wenn die Drehachse nicht im Raum fixiert ist, muss man die Winkelgeschwindigkeit als eine vektorielle Größe behandeln; wir werden in Kapitel 10 darauf 9 .1 KINEMATIK DER DREHBEWEG UNG : WINKELGESCHWINDIGKEIT UND WINKELBESCHLEUNIGUNG <<< I eingehen. Bei Drehungen um eine raumfeste Achse - und ausschließlich diesen Fall betrachten wir in diesem Kapitel - hat die Winkelgeschwindigkeit nur zwei mögliche Richtungen, die von der Drehrichtung abhängen. Bei einer Drehung gegen den Uhrzeigersinn nimmt e zu, W ist also positiv; bei einer Drehung im Uhrzeigersinn nimmt e ab, W ist also negativ. (Dies ist analog zu der linearen Bewegung in einer Dimension, wo man die Geschwindigkeit nicht als Vektor betrachten muss; sie kann sowohl negative als auch positive Werte annehmen.) Die Dimension der Winkelgeschwindigkeit ist die einer reziproken Zeit (T- J ). Die Einheit der Winkelgeschwindigkeit w ist S- I; wenn mit den Hilfseinheiten Radiant oder Umdrehung gearbeitet wird , ist die Einheit Radiant pro Sekunde (rad· s - I) bzw. Umdrehungen pro Sekunde, U ·S - I (manchmal auch Umdrehungen pro Minute, U/min). Zur Umrechnung benutzt man den Zusammenhang: ÜBUNG: Eine CD rotiert mit 3000 U· min - J . Wie hoch ist die Winkelgeschwindigkeit in Radiant pro Sekunde? (Lösung: 314 rad·s - I ). Die zeitliche Änderung der Winkelgeschwindigkeit wird Winkelbeschleunigung a genannt: In dieser Langzeitbelichtung zeigen die Sternspuren die scheinbare Drehung des Himmels um den Polarstern, die wir von der rotierenden Erde aus sehen. (9.3) DEFINITION DER WINKELBESCHLEUNIGUNG Auch die Winkelbeschleunigung ist im allgemeinen Fall eine Vektorgröße (vgl. Kapitel 10). Im vorliegenden Kapitel betrachten wir aber immer nur die Komponente der Winkelbeschleunigung: Sie ist positiv, wenn die Winkelgeschwindigkeit w zunimmt, und negativ, wenn w abnimmt. Die Einheit der Winkelbeschleunigung ist Radiant pro Sekunde pro Sekunde (rad . S-2). Die Größen Drehwinkel e, Drehgeschwindigkeit w und Winkelbeschleunigung a entsprechen den bei der eindimensionalen Bewegung verwendeten Größen lineare Verschiebung Llx, Lineargeschwindigkeit v und Linearbeschleunigung a. Da die Größen der linearen Bewegung und der Drehbewegung ganz ähnlich definiert sind, lässt sich vieles aus Kapitel 2 auf die Bewegung sich drehender starrer Körper übertragen. So können wir z. B. bei konstanter Winkelbeschleunigung a die Gleichung 9.3 über die Zeit t integrieren und erhalten w=wo+at. (9.4) Dabei ist die Integrationskonstante Wo die anfängliche Winkelgeschwindigkeit. Diese Gleichung ist das Analogon zur Gleichung v = Vo + at der linearen Bewegung (vgl. Gleichung 2.12). Bei erneuter Integration ergibt sich (9.5) Dies entspricht der Gleichung x = Xo + Va t + t a ~ der linearen Bewegung, wenn man x durch e,v durch wund a durch a ersetzt (vgl. Gleichung 2.16). Entsprechend ergibt sich, wenn man die Zeit t aus den Gleichungen 9.4 und 9.5 ersetzt, eine Gleichung, die Drehwinkel, Winkelgeschwindigkeit und Winkelbeschleunigung miteinander verknüpft: (9.6) Dies entspricht der Gleichung v 2 = v~ + 2a (x - x a) der linearen Bewegung (vgl. Gleichung 2.17). Insgesamt stellt man fest , dass die für die Drehbewegung mit konstanter Winkelbeschleunigung geltenden Gleichungen dieselbe Form haben wie die Gleichungen für die lineare Bewegung mit konstanter Beschleunigung. Eine Anwendung illustriert Beispiel 9.1. 2- 50 I »> 9 DREHBEWEGUNGEN BEISPIEL 9.1: Ein CD-Player Eine CD, die in das Abspielgerät eingelegt wird, wird in 5,5 sauf 500 U· min - 1 beschleunigt. a) Berechnen Sie die Winkelbeschleunigung unter der Annahme, dass sie konstant ist. b) Wie viele Umdrehungen vollführt die CD in diesen 5,5 s? c) Welche Strecke hat ein Punkt auf dem Rand (6 cm vom Mittelpunkt entfernt) in den 5,5 s zurückgelegt, in der die CD beschleunigt wird? Problembeschreibung: Teil a entspricht der Aufgabe, bei einer linearen Bewegung die Beschleunigung zu berechnen, wenn Zeit und E ndgeschwindigkeit gegeben sind. Um a in rad ' S - 2 anzugeben, muss man die Winkelgeschwindigkeit W in rad · s 1 umrechnen. Teil b entspricht der Aufgabe, bei einer linearen Bewegung die zurückgelegte Entfernung zu berechnen, wenn Zeit und E ndgeschwindigkeit gegeben sind. Lösung: Tellaufgabe a 1. Die Winkelbeschleunigung hängt mit der Anfangs- und E ndwi nkelgeschwindigkeit zusammen: W = Wo 2. Auflö e n nach a ergibt: a =- +a t = 0+a t W t = 500 U . min- 1 2nrad 1 min .---- .---5,5 s 1U 60 s 2 = 19,52 rad . s- 1 Tellaufgabe b 1. Der Drehwinkel hängt mit der Zeit gemäß Gleichung 9.5 zusammen: () - 00 = Wo t + ~ a f = 0 +!. (9,52 rad· S- 2) . (5,5 S)2 = 144 rad 2. Rechnen Sie das in Radi ant angege bene Bogenmaß in Umdrehungen um: Tellaufgabe c Die zurückgelegte E ntfernung fls ist r-mal der Dre hwinkel: o- 00 = 144 rad · 2 ~ ~d = 122 ,9 U I fls = r!::.O = (6 cm)· (144 rad) = 18,64 ml 'Plauslbllltätsprüfung: Die mittl ere Winkelgeschwindigkeit in Umdrehungen pro Minute ist 250 U . min - I . In 5,5 s vollführt • die CD (250 U/60 s) · (5,5 s) = 22,9 Umdrehungen. Kommentar: E ine CD wird von einem Lase rstrahl von innen nach außen abgetastet (also in umgekehrter Richtung wie eine Schallplatte). Der minimale Radius beträgt 2,4 cm, de r Radius der CD ist 6 cm. Während sich der Laser nach außen bewegt, nimm t die U mdrehungsgeschwindigkeit der CD von 500 U ·min - I auf 200 U' min - I ab, damit die lineare (d.h. tangentiale) Geschwindigkeit der CD an dem Punkt, wo der Laser die CD trifft, konstant bleibt. ÜBUNG: a) Rechnen sie 500 U . min- 1 in rad· S - 1 um. b) Überprüfen Sie das Ergebnis von Teil b in Beispiel 9.1 mit Hilfe der Beziehung w 2 = w~ + 2 a( 0 - ( 0 ), (Lösung: a) 500 U . min- 1 = 52,4 rad· S- I.) Die lineare Geschwindigkeit v( eines Massenpunkts der Scheibe ist tangential zur Kreisbahn des Punkts gerichtet und hat den Betrag dsJ dt. Mit Hilfe der Gleichungen 9.1 und 9.2 können wir die "Tangentialgeschwindigkeit" des i-ten Massenpunkts gemäß 9.2 DIE KINETISCHE ENERGIE DER DREHBEWEGUNG «< I Der Krebspulsar ist einer der am schnellsten rotierenden Neutronensterne, die wir kennen. Er scheint periodisch aufzuleuchten wie ein Leuchtturm, er blinkt allerdings weit schneller: etwa 30-mal pro Sekunde. Seine Drehgeschwindigkeit verlangsamt sich jedoch, wie man aus der ständig wachsenden Zeitspanne zwischen den Lichtpulsen entnehmen kann. Die Blinkperiode nimmt pro Jahr um 10 - 5 ' zu. Die so verloren gehende Rotationsenergie - sie entspricht der Energieabgabe von 100000 Sonnen - wird von den im magnetischen Feld des Pulsars beschleunigten Elektronen in Form von Liebt emittiert. mit der Winkelgeschwindigkeit der Scheibe verknüpfen, so dass gilt: (9.7) In ähnlicher Weise ergibt sich die die tangentiale Beschleunigung eines Massenpunkts der Scheibe gemäß dV'i dw al ,1. = -dt-' = r·I dt ' ÜBUNG: Berechnen Sie die tangentiale Geschwindigkeit so dass für die tangentiale Beschleunigung insgesamt gilt: al = ra. (9.8) Jeder Massenpunkt auf der Scheibe erfährt gleichfalls eine radiale Beschleunigung, die so genannte Zentripetalbeschleunigung azp , die sich auch durch die NormaJbeschleunigung an = -azp ausdrücken lässt. Die Normalbeschleunigung ist immer nach innen zur Drehachse hin gerichtet. Sie hat die Komponente (siehe Gleichung 3.26) V~.i (ri W)2 =--' rj rj an ,i== - also 2 a n ,l. = r·w I ÜBUNG: Ein Punkt auf dem Rand einer CD ist 6,0 cm von der Drehachse entfernt. Berechnen Sie die Tangentialgeschwindigkeit v" die Tangentialbeschleunigung GI und die Normalbeschleunigung an dieses Punkts, wenn die CD mit konstanter Winkelgeschwindigkeit von 300 U . min- ' rotiert. (Lösung: VI = 188 crn/s,a l = O,a o = 5,92 .103 crn/s2 .) eines Punkts auf der CD in Beispiel 9.1 für a) r= 2,4 cm und eine Rotationsgeschwindigkeit von 500 U· min - 1 und für b) r=6,0 cm und eine Rotationsgeschwindigkeit von 200 U· min - 1. (Lösung: a) 126 crn/s, b) 126 crn/s.) 9.2 Die kinetische Energie der Drehbewegung Die kinetische Energie eines starren Körpers, der um eine feste Achse rotiert , ist die Summe der kinetischen Energie aller Massenpunkte, die zusammen den Körper bilden. Die kinetische Energie des i-ten Massenpunkts mit der Masse m i i t !52 I »> 9 DREH BEWEGUNGEN Durch Summation über alle Massenpunkte und mit ergibt sich E kin = L (4 mi Vi vn =~L(mir;w2) =K2:=m;r;)w 2 I = 'i W . I In der älteren Literatur findet man für das Trägheitsmoment auch die Bezeichnung Drehmasse, da das Trägheitsmoment bei der Drehbewegung etwa die Rolle spielt wie die träge Masse bei der linearen Bewegung (vgl. dazu Abschnitt 9.3). Die kinetische Energie berechnet sich nach der Formel Die eingeklammerte Summe in dem Term auf der rechten Seite nennt man das Trägheitsmoment I des Körpers bezüglich der Drehachse: (9.10) DEFINITION DES TRÄGHEITSMOMENTS (9.11) KINETISCHE ENERGIE EINES ROTIERENDEN KÖRPERS Beispiel 9.2 demonstriert den Zusammenhang zwischen dem Konzept des Trägheitsmoments und der Betrachtung der Einzelrnassen für die kinetische Gesamtenergie eines Viertei1chensystems. BEISPIEL 9.2: Ein rotierendes Teilchensystem Ein Körper besteht aus vier punktförmigen Teilchen, jedes von der Masse 111; //lcu die durch starre masselose Stäbe zu einem Rechteck mit den Kantenlängen 2a und 2b verbunden sind (Abbildung 9.3). Das System rotiert mit der Winkelgeschwindigkeit W um eine Achse, die wie gezeigt durch den Mittelpunkt in der Ebene der Figur verläuft. a) Berechnen Sie mit Hilfe der Gleichungen 9.10 und 9.11 die kinetische Energie dieses Systems. b) Überprüfen Sie das Ergebnis, indem Sie die kinetische Energie für jeden einzelnen der vier Massenpunkte berechnen und dann summieren. --r-2b _ t~I~3 ,, , :.......--- 2a ------: 9.3 ,, Problembeschreibung: Da der Körper aus vier punktförmigen Massen besteht, können wir mit Gleichung 9.10 das Trägheitsmoment I berechnen und dann in Gleichung 9.11 einsetzen. In Gleichung 9.10 bezeichnet die radiale Entfernung der Ma se mi von der Drehachse. 'I Lösung: Tellaufgabe a 1. Wenden Sie die Definition des Trägheitsmoments aus Gleichung 9.10 an: 2. Die Ma sen m, und die Entfernungen 'I sind gegeben: 3. Durch Ein etzen erhält man das Trägheitsmoment: 4. Mit Gleichung 9. 11 berechnet man daraus die kinetische Energie: Tellaufgabe b 1. Um di e kineti ehe Energie des i-ten Massenpunkts zu berechnen, benötigen wir seine Geschwindigkeit: 2. Die Mas enpunkte bewegen sich alle auf Kreisbahnen vom Radius a. Ihre Ge chwindigkeit ist damit: 3. Setzen Sie dies in das Ergebnis von Schritt 1 ein: VI = ' lW = aw (i = 1, ... , 4) 9.3 BERECHNUNG VON TRÄGHEITSMOMENTEN «< I 2~ 4. Jeder der Massenpunkte hat dieselbe kinetische Energie. Durch Summation über alle Massenpunkte erhalten Sie die kinetische Gesamtenergie: 5. Vergleichen Sie mit dem Ergebnis von Teilaufgabe a: Die zwei Rechnungen ergeben dasselbe Resultat. Kommentar: Beachten Sie, dass das Trägheitsmoment I unabhängig von der Länge bist. b hat keinen Einfluss auf die Entfernung der Massenpunkte von der Rotationsachse. 9.4 ÜBUNG: Berechnen Sie für dasselbe System von Massenpunkten das Trägheitsmoment bezüglich einer Achse, die parallel zu der ursprünglichen Drehachse durch zwei der Massenpunkte verläuft (Abbildung 9.4). (Lösung: 1= 8mo a2 . ) 9.3 Berechnung von Träg heitsmomenten Das Trägheitsmoment bezüglich einer Achse ist ein Maß für den Widerstand, den ein Körper einer Änderung seiner Drehbewegung um eben diese Achse entgegensetzt. Es beschreibt damit für eine- Rotationsbewegung eine Eigenschaft von Körpern , die für eine Translationsbewegung durch die träge Masse eines Körpers beschrieben wird. (Wir erinnern uns: Die träge Masse gibt den Widerstand gegen eine Änderung des linearen Bewegungszustands an; vgl. Abschnitt 4.2.) Das Trägheitsmoment bezüglich einer Achse hängt von der Massenverteilung des Körpers bezüglich der Drehachse ab. Je weiter ein Massenelement von der Drehachse entfernt ist, umso größer ist sein Beitrag zum Trägheitsmoment bezüglich dieser Achse. Anders als die Masse, die eine innere Eigenschaft des Körpers - und zwar nur des Körpers - ist, hängt das Trägheitsmoment auch von der Lage der Drehachse ab. Systeme aus einzelnen Teilchen Für Teilchensysteme aus wenigen diskreten Teilchen können wir das Trägheitsmoment bezüglich einer gegebenen Achse direkt aus der Definitionsgleichung 9.10 berechnen. Körper mit kontinuierlicher Massenverteilung Im allgemeineren Fall eines Körpers mit kontinuierlicher Massenverteilung betrachten wir den Körper als aus infinitesimalen Massenelementen zusammengesetzt. Die Summe 2:: mi'-; aus Gleichung 9.10 geht dann in ein Integral über: 1= J ?dm. (9.12) r bezeichnet hier den radialen Abstand des Massenelements dm von der Drehachse. Mit Gleichung 9.12 lässt sich das Trägheitsmoment des Stabs in Beispiel 9.3 und weiterer Körper mit verschiedenen anderen Formen berechnen . Die Kunst ist stets, eine passende Formel für die Massenverteilung zu finden und sie zu integrieren. Eine Übersicht über verschiedene einfache Körperformen bietet Tabelle 9.1. 54 I > > > 9 DREHBEWEGUNGEN BEISPIEL 9.3: Trägheitsmoment eines homogenen Stabs Berechnen Sie das Trägheitsmoment eines homogenen Stabs der Länge f und der Masse m bezüglich einer Achse, die senkrecht zum Stab durch eines der Enden verläuft. Der Stab soll eine vernachlässigbare Dicke haben. Problembeschreibung: Der Stab liegt auf der x-Achse, ein Ende befinde t sich im Ursprung. Um das Trägheitsmome nt J bezüglich der y-Achse zu berechnen, betrachte n wir e in Massenelement dm im Abstand x von der Achse (Abbildung 9.5). Da di e Gesamtmasse m e ntlang der Länge f homoge n verteilt ist, ist die Masse pro Einheitslänge (die lineare Massendichte) gegeben durch A. = m jf. y' • Q .•".'- - - - - - - e - - - - - - - - - - + 1 • dm=m dx • • t f. :. - - - x - - -..... ... 1 ~ dx t-x 9.5 Lösung: f 1. Das Trägheitsmoment ist gegeben durch das Integral: J -- Ja r x 2 dm 2. Um da [ntegral zu berechnen, brauchen wir einen Zusammenhang von dm und dx. Drücken Sie dm mit Hilfe der Massendichte A. und von dx aus: dm = A. dx = m f dx 3. Setzen Sie ei n und be rechnen Sie das Integral. Wählen Sie die Integralgrenzen so, dass das Masse neleme nt dm entlang der Massenverteilung in Richtung von zunehmendem x ver choben wird: Kommentar: Das Trägheitsmoment bezüglich der z-Achse ist ebenfalls 1m f2; das Trägheitsmoment bezüglich der x-Achse ist null, da wir angenommen hatte n, dass der Stab eine vernachl ässigbare Dicke hat, die gesamte Masse also auf der x-Achse konzentriert ist. y Trägheitsmoment eines Rings· Wir betrachten einen Ring mit der Masse m und dem R adi us rR. Die Drehachse steht senkrecht zur Ebene des Rings und geht durch den Mittelpunkt des Rings (Abbildung 9.6). Die Gesamtmasse ist im Abstand r = rR von der Drehachse konzentriert. Das Trägheitsmoment ist dann Trägheitsmoment einer Scheibe· Wir betrachten ei ne homogene Scheibe mit dem R adius rR, die sich um ei ne zur 9.6 Ein Ring rotiert um eine feste Achse, di e senkrech t zu seiner Ebene le ht und durch seinen Mittelpunkt verläuft. Da sich seine gesamte Masse im Abstand 'R von der Dre hachse befindet, beträgt ein Trägheitsmoment m~. Scheibenebene senkrechte Achse durch ihren Mittelpunkt dreht. Für die Scheibe kann man erwarten, dass das Trägheitsmoment kleiner ist als bei einem gleich großen Ring, für den 9.3 BERECHNUNG VON TRÄGHEITSMOMENTEN Tabelle 9.1 « I Trägheitsmomente homogender Körper bezüglich verschiedener Drehachsen Zylinder mit dünnem Mantel Drehach,se = Körperachse Zylindermantel Drehachse ..L Körperachse durch ~ittelptmkt Dünne KugelschaJe Drehachse durch Mittelpunkt Dünner Stab Drehachse ..L Körperachse durch Mittelpunkt e 1 = mr 2 Massiver Zylinder Drehachse = Körperachse Hohlzylinder Drehach,se = Körperachse I Massiver Zylinder Drehachse ..L Körperachse durch ,Mit = -&. mC 2 Massive Kugel Drehachse durch Mittelptmkt Dünner Stab Drehachse ..L Körperachse durch ein Ende Massiver Quader Drehachse ..L Oberfläche durch Mittelptmkt Hohlzylinder Drehachse ..L Körperachse durch Mittelptmkt I = r1 ~m (r~ +r~) +-&. Eine Scheibe ist ein Zylinder mit vernachlässigbarer Länge me2 e. Mit e= 0 gelten die angegebenen Formeln für Zylinder auch für Scheiben. wir 1 = m ~ errechnet hatten; Grund dafür ist, dass bei der Scheibe die Masse gleichmäßig zwischen r = 0 und r = r R verteilt ist- anders als beim Ring, wo alle Masse bei r = rR konzentriert war. In Abbildung 9.7 ist jedes Massenelement ein Ring vom Radius r und der Dicke dr. Das Trägheitsmoment eines jeden einzelnen Massenelements ist ?dm. Da die Scheibe homogen ist, ist die Massenbelegung 0 (Masse pro Einheitsfläche) konstant. Die Fläche eines Massenelements errechnet man gemäß dA = 2.7rrdr. Demnach ist die Mas e eines Ma senelement Damit ergibt sich für das Trägheit moment y 9.7 Zur Berechnung des Träghe itsmome nt einer Scheibe mit dem R adius rR. di e sich um eine senkrecht zu ihre r Ebene stehende Achse dreht. Als Masse nelement mit der Masse dm betrachte n wir einen Ring mit dem Radius r. 2 56 I > > > 9 DREHBEWEGUNGEN Der Steiner'sche Satz I ~ I I dm Die Berechnung des Trägheitsmoments lässt sich in vielen Fällen durch einen Satz vereinfachen, der das Trägheitsmoment bezüglich einer Achse durch den Massenmittelpunkt mit dem Trägheitsmoment bezüglich einer beliebigen anderen, zur ersten parallelen Achse verknüpft (Abbildung 9.9). Dieser Satz heißt im Deutschen nach dem Schweizer Mathematiker Jakob Steiner (1796-1863) der Steiner'sche Satz, in der englischsprachigen Literatur findet man ihn unter der Bezeichnung Parallel-Axis Theorem. Wenn ein Körper der Masse m das Trägheitsmoment I s bezüglich einer Achse durch den Massenmittelpunkt hat, dann ist das Trägheitsmoment I bezüglich einer parallelen Achse im Abstand h von der ersten Achse gegeben durch I I I = I s +mh2 • Im (9.13) STEINER'SCHER SATZ I I I I Beispiel 9.2 und die zugehörige Übung haben bereits einen speziellen Fall dieses Satzes mit h = a, m = 4mo und I s = 4 mo a2 vorgestellt. Ein Beweis des Steiner'schen Satzes und die Beispiele 9.4 bis 9.7 schließen diesen Kapitelabschnitt ab. 9.8 Einen Zylinder, der um seine Achse rotiert, kann man als Stapel von mehreren Scheiben mit den Massen dm betrachten. Da jede dieser Scheiben das Trägheitsmoment i dm rft hat, ist das Trägheitsmoment de Zylinder 4m rft· h '5 Beweis des Stelner'schen Satzes· Um den Steiner'schen Satz zu beweisen, betrachten wir einen Körper, der sich um eine Achse A dreht (Abbildung 9.11). Wir wählen den Massenmittelpunkt als Ursprung und legen die z-Achse parallel zu A. Dann ist I das Trägheitsmoment bezüglich der Achse A und I s das Trägheitsmoment bezüglich der z-Achse. Das Massenelement m; befindet sich an der Stelle (x;,y;,z;), der Schnittpunkt der Drehachse mit der x-y-Ebene hat die Koordinaten (XA,YA,O). Die Abstände vom Massenelement m; zur Achse A bzw. zur z-Achse werden mit 'A ,; bzw. ' z,; bezeichnet, h ist der Abstand zwischen den beiden Achsen. Es folgt: 'A,i ist die Entfernung von (XA,YA,O) zu (x;,y;,O), ' z,; ist die Entfernung von (0,0,0) zu (x;,y; 0) , und h ist die Entfernung von (0,0,0) zu (XA,YA,O). Mit diesen Bezeichnungen ergeben sich die Beziehungen ?:A,;_ (X;-XA )2 + (Y;-YA )2,.z 2 2 un d h2 -XA+YA· _ 2 2 , z,;=X;+Y; Damit gilt für das Trägheitsmoment bezüglich einer Achse durch den Massenmittelpunkt: 9.9 Zum Steiner' chen Satz: Ein Körper rotiert um eine Achse, die parallel zu einer Achse durch den Mas enmittelpunkt S verläuft und von ihr einen Abstand h hat. sowie I = Trägheitsmoment eines homogenen Zylinders· Wir betrachten einen Zylinder mit dem Radius 'R, der sich um seine Körperachse dreht. Wir können den Zylinder als ein System von übereinander angeordneten Scheiben betrachten, von denen jede die Masse dm und das Trägheitsmoment i dm ~ hat (Abbildung 9.8). Das Trägheitsmoment des gesamten Zylinder ergibt ich dann als Dabei ist m die Gesamtmasse des Zylinders. L:m;~ ,; = L:m;(x; -XA)2 + (y; - YA)2) = L:m;(x~ + l) + L:m;(~ - L:m;2x;xA - + y~). L:m;2Y;YA 9 .3 BERECHNUNG VON TRÄGHEITSMOMENTEN «< BEISPIEL 9.4 Trägheitsmoment eines Stabs bezüglich einer Achse durch den Massenmittelpunkt Berechnen Sie das Trägheitsmoment eines gleichförmigen Stabs bezüglich der Achse yff die durch den Massenmittelpunkt verläuft (Abbildung 9.10) y y' l ~ e I r----- - ---. l.. _ _ 2 I x s 9.10 ZUR ÜBUNG Problembeschreibung: Aus Beispiel 9.3 kennen wir das Trägheitsmoment 1 = ~ m e des Stabs bezüglich einer Achse, die 2 durch ein Ende des Stabs verläuft. Mit Hilfe des Steiner'schen Satzes ist nun das Trägheitsmoment bezüglich einer Achse durch den Massenpunkt zu berechnen. In diesem Fall ist h = i e. Lösung: Decken Sie zunächst die rechte Spalte ab und versuchen Sie jeweils. die Ergebnisse selbst zu ermitteln. Schritte Ergebnisse 1. Wenden Sie den Steiner'schen Satz an, um das Trägheitsmoment 1 bezüglich eines Stabendes mit Hilfe von I s auszudrücken. 1 = I s + 111 h~ 2. Setzen Sie 1 = ~ m e2 (das Trägheitsmoment bezüglich eines Stabendes) ein und lösen Sie nach I s auf. I s = I - mir, = '\1 m (-' - 111 (f)2: ~ = I ~m e l Kommentar: Das Trägheitsmoment eines Körpers ist am geringsten, wenn er um eine Achse durch seinen Massenmittel- punkt rotiert, wie hier im Beispiel gesehen. Vergleichen Sie das Ergebnis mit dem von Beispiel 9.3, wo der Stab um eine Achse durch ein Ende rotiert. ÜBUNG: Vergleichen Sie die Trägheitsmomente eines Körpers bezüglich zweier paralleler Achsen. Zeigen Sie mit de m Stei- ner'schen Satz, dass das kleinere Trägheitsmoment das bezüglich der Achse ist, die näher am Massenmittelpunkt liegt. Durch Ausklammern der gemeinsamen Faktoren in diesen Summen erhalten wir + l) - 2xA Lmixi +(Lmi)(~ + y~). 1 = Lmi (i; 2YA LmiYi z A t--- - + - - y Der erste Term ist das Trägheitsmoment Is bezüglich einer Achse durch den Massenmittelpunkt. Der zweite und der dritte Term lassen sich mit der Beziehung Lmixi = mxs und LmiYi = mys vereinfachen. Weil aber gilt: Xs = Ys = 0 sind auch der zweite und der dritte Term null. Der vierte Term ist m h 2 • Damit ergibt sich 9.11 Zum Beweis des Steiner'schen Satzes. 1 = I s +m h2, und das ist gen au der Steiner'sche Satz. I 2. 58 I »> 9 DREHBEWEGUNGEN BEISPIEL 9.5: Auto mit Schwungrad Sie fahren ein Experimentalfahrzeug, das speziell für den Stop-and-go-Verkehr entwickelt wurde. Während in einem normalen Auto bei jedem Bremsen die kinetische Energie als Wärme dissipiert wird, wandelt der Bremsmechanismus dieses Experimentalfahrzeugs die kinetische Energie der Linearbewegung in die Rotationsenergie eines schweren Schwungrads um. Beim Fahren speist das Schwungrad seine kinetische Energie in den Antriebsstrang, wo es wieder in Bewegungsenergie zunickverwandelt wird. Das Schwungrad ist 100 kg schwer und besteht aus einem Hohlzylinder (Innendurchmesser TI = 25 cm, Außendurchmesser r~ - 40 cm). Die maximale Drehzahl ist 30 000 U· min 1. In einer trüben, dunklen Nacht, noch 25 km von zuhause entfernt, geht Ihnen der Sprit aus. Das Schwungrad dreht sich mit Maximaldrehzahl. Hat es genug Energie gespeichert, um Sie und Ihre zunehmend nervöse Großmutter nach Hause zu bringen? (Wenn Sie auf der Landstraße mit 70 km/h fahren, werden durch Luftwiderstand und Reibung 10 kW dissipiert.) IM KONTEXT Problem beschreibung: Die kinetische Energie berechnet man direkt aus der Formel E kin = U (j} . Lösung: 1. Di e kineti che Energie der Rotation ist: 2. Berechne n Sie das Trägheitsmoment des Hohlzylinders: 3. Geben ie di e Winkelge chwindigkeit w in rad· s - I an: w = 30000 U/min = 3140 rad 4. etzen ie die e Werte e in, um di e kineti che Energie zu berechnen: E kin 5. Bei einer Ge chwindigkeit von 70 km/h werden 10 kW di ipiert. m die Energie zu berechnen , die während der trecke von 25 km di ipiert wird , brauchen wir die Zeit, in der die e trecke zurückgelegt wird: tu = v ßt, 6. Es wird während 1285 s die Leistung 10 kW dissipiert; di e dissipierte Gesamtenergie ist dann : 12,85 MJ ~13 MJ 7. Reicht die Energie für die Heimfahrt? 54,8 MJ sind gespeichert, 13 MJ werden dissipiert · S-l = ~ l w2 = 54,8 MJ also ßt 25 = 70 h = 1285 s Ja , die gespeicherte Energie ist mehr als ausreichend. Komment ar: In einem Liter Treibstoff sind etwa 35 MJ Energie enthalten. Bei einem Gesamtwirkungsgrad von 10% im Stadtverkehr werden effektiv also nur 3,5 MJ für die Fortbewegung eingesetzt. Die Energiedissipation in dem obigen Beispiel ent pricht dann einem Treibstoffverbrauch von gut 15 U100 km . 9.3 BERECHNUNG VON TRÄGHEITSMOMENTEN «< BEISPIEL 9.6: Einseitig aufgehängter Stab Ein gleichförmiger dünner Stab der Länge f und der Masse 111 ist an einem Ende drehbar aufgehängt, wie in Abbildung 9.12 gezeigt. Er wird horizontal gehalten und dann losgelassen. Nehmen Sie an, die Lagerung ist reibungsfrei. Berechnen Sie a) die Winkelgeschwindigkeit des Stabs, wenn er die vertikale Lage erreicht, und b) die Kraft, die dann auf die Lagerung ausgeübt wird. c) Welche Anfangswinkelgeschwindigkeit muss der Stab haben, damit er in vertikaler Lage nach oben schwingt? Problembeschreibung: a) Während der Stab nach unten schwingt, nimmt seine potenzielle Energie ab, und die kinetische Energie nimmt zu. Da die Lagerung reibungsfrei ist, bleibt die mechanische Energie erhalten. b) Um die Kraft auf die Lagerung zu berechnen, wenden wir das zweite Newton'sche Axiom für ein System an. c) Wie in Teil a wenden wir den Erhaltungssatz für die mechanische Energie an. ~------- e --------- +Y •• o I-- --------------------'':' ________ ! _________ _ / + YS,E - - ~ Ekin.E + EpOl,E = E kin •A I [ + mg YS,E = 'I2 [ W 2A + mg YS ,A Lösung: S Teilaufgabe a 1. Zeichnen Sie ein Diagramm mit der Anfangs- und End- stellung des Stabs (Abbildung 9.12). Fügen Sie eine vertikale Koordinatenachse ein; die positive y-Achse soU nach oben zeigen und der Koordinatenursprung im Drehpunkt liegen. 2. Wenden Sie die Erhaltungssätze für die mechanische Anfangs- und Endenergie (Ekin und EpoJ an: 9 .12 '2 3. Lösen Sie nach WE 2 WE + Epol,A auf: 4. Entnehmen Sie der Tabelle 9.1 das Trägheitsmoment [ und setzen Sie in das Ergebnis von Schritt 3 ein: +Y 'r ,~ o ", e/ 2 1 Teilaufgabe b 1. Zeichnen Sie das Kräftediagramm für den Stab, wenn er beim Herunterschwingen durch die vertikale Lage geht (Abbildung 9.13). 2. Wenden Sie das zweite Newton'sche Axiom für Systeme auf den Stab an. Wenn sich der Stab durch den tiefsten Punkt bewegt, erfährt der Massenmittelpunkt eine Beschleunigung an in zentripetaler (also nach oben weisender) Richtung. Mit Fexl bezeichnen wir die äußeren Kräfte auf den Stab, die auf die Lagerung ausgeübte Kraft ist FL : 9 .13 I + I 2~ 260 I > > > 9 DREH BEWEGUNGEN 3. Stellen Sie einen Zusammenhang zwischen der Beschleunigung des Massenmittelpunkts und der Winkelgeschwindigkeit her, indem Sie die Formel an = rw~ anwenden. Setzen Sie das Ergebnis aus Teilaufgabe a für WE ein und lösen Sie nach an auf: an 4. Setzen Sie das Ergebnis aus Schritt 2 der Teilaufgabe b ein und berechnen Sie die Kraft FL auf die Lagerung: FL Tellaufgabe c 1. Die Anfangswinkelgeschwindigkeit WA hängt folgendermaßen mit der kinetischen Anfangsenergie zusammen: = rw~ e 3g 3 an = 2,'7 = '2 g 3 = mg + man = mg + m '2g = I ~ mgl Ekin,A = ~ I w~ +Y YS,E 2. Zeichnen Sie ein Kräftediagramm des Stabs mit seiner Anfangs- und Endlage (Abbildung 9.14). Fügen Sie eine vertikale Koordinatenachse ein; die positive y-Achse soll nach oben zeigen und der Koordinatenursprung im Drehpunkt liegen. 3. Wenden Sie den Energieerhaltungssatz mit Ekin,E = 0 und Epol.A = 0 an, um ei nen Zusammenhang zwischen der kineti chen Anfangs- und Endenergie herzustellen: --t<- S -------------------- • +0 -' r-------------------- ~I--·--e-9.14 + E POI,E = Ekin,A + E pot,A '2I I w2E + mgYs,E = '2I I w2A + mgYs,A E kin,E o+ mg . -2e = ~ I w~ +0 4. Lösen Sie nach der anfänglichen Winkelgeschwindigkeit auf: Kommentar: Es ist kein Zufall, dass die Lösungen für die Teilaufgaben a und c identisch sind. Die Abnahme der potenziellen Energie in Teil a ist genauso groß wie die Zunahme der potenziellen Energie in Teil b. Daher sind auch die Zunahme der kineti chen Energie in Teil a und die Abnahme der kinetischen Energie in Teil c gleich. 9 .3 BERECHNUNG VON TRÄGHEITS MOMENTEN «< BEISPIEL 9.7: Die Seilwinde Über einem tiefen Brunnen befindet sich eine Seilwinde, mit der man einen Eimer herablassen und wieder hochziehen kann. Ihre Trommel hat die Masse I11 Trul11mcl und den Radius r; sie hat die Form eines Hohlzylinders, d. h., die gesamte Masse scheint in einem Abstand,. von der Drehachse konzentriert. Um die Trommel ist ein Seil gewunden, an dem ein Eimer mit der Masse II/ [,mcr hängt. Das Seil hat die Masse fIIS<1i und die Länge C. Gerade als Sie den Eimer ganz nach oben gezogen haben, rutschen Sie ab, und der Eimer fällt wieder in die Tiefe. Dabei wickelt sich das Seil bis zum Schluss von der Trommel ab. Wie schnell bewegt sich der Eimer nach einer Strecke d, wenn d kleiner ist als die Seillänge I? ZUR ÜBUNG Problembeschreibung: Während der Eimer nach unten fällt , bleibt die mechanische Energie erhalten. Die anfängliche potenzielle Energie soll null sein . Wenn der Eimer die Strecke d gefallen ist, dann ist der Massenmittelpunkt des hängenden Seils um die Strecke d/2 gefallen. Da der hängende Teil des Seils sich mit der Geschwindigkeit v bewegt und das Seil sich weder dehnt noch schlaff wird, muss sich das gesamte Seil mit der Geschwindigkeit v bewegen. Der Betrag von v lässt sich mit Hilfe der Energieerhaltung berechnen. Lösung: Decken Sie zunächst die rechte Spalte ab und versuchen Sie jeweils, die Ergebnisse selbst zu ermitteln. Schritte 1. Zeichnen Sie das System aus Winde, Seil und Eimer in seinem Anfangs- und in seinem Endzustand (Abbildung 9.15). Fügen Sie eine y-Achse ein, der Ursprung liegt im Mittelpunkt der Winde. Ergebnisse Vorher +y +y o Nachher !Seil 0 1 d/ 2 d s. I - mSeiJ 'v 9.15 2. Wenden Sie den Energieerhaltungssatz an. Die potenzielle Energie E pot soll null sein , wenn sich der Wassereimer in seinem höchsten Punkt befindet. 3. Berechnen Sie die gesamte potenzielle Energie, wenn der Wassereimer die Höhe d gefallen ist. Mit m ~eil bezeichnen wir die Masse des von der Winde abgewickelten, herunterhängenden Teils des Seils. 4. Berechnen Sie die kinetische Gesamtenergie, wenn der Eimer mit der Geschwindigkeit v fälJt. Das gesamte Seil und die gesamte Masse der Trommel bewegen sich mit derselben Geschwindigkeit v wie der Eimer. . (- 2"d) + 0 = IIl bm<r g . ( - d ) + 111 S<,I g. -- !2 Jll E..lIllcr "~ + !:! Jl1 St.'11 · 1,2 + ! /Il 1 mmm,-:1 1'" ~ I 261 62 I »> 9 DREHBEWEGUNGEN 5. Setzen Sie das in den Energieerhaltungssatz (Schritt 2) ein und lösen Sie nach v auf: so dass v= (nZEimcr 6. Nehmen Sie an, das Seil ist gleichförmig; drücken Sie dann m ' eil mit Hilfe von mSeih d und e aus: mS Cil + /71S e il + nZTrommcl) mSeil °T=-e- =? 7. Setzen Sie das Ergebnis aus Schritt 6 in das aus Schritt 5 ei n: Kommentar: Weil sich die gesamte Masse der Seiltrommel mit derselben Geschwindigkeit v bewegt, lässt sich ihre kinetische Energie als ~mTrommel v 2 ausdrücken. Die kinetische Energie ist aber auch ~ [Trommel vi mit [Trommel = mTrommel rund 2 cu = vlr. Setzt man dies ein, so ergibt sich die kinetische Energie zu Ekin.Trommel = UTrommel cu = ~ mTrommel r(v 2 Ir) = ~mTrommeIV2. 9.16 Eine Scheibe wird durch zwei tangential angreifende Kräfte in Drehung versetzt. ~ \ \ TangentiaJ- ---\ richtung \~{~ F , \ ( \ \ Ft A 9.18 Ein Teilchen mit der Mas e mit durch eine n masseJosen Stab in sei ner Bewegung auf eine Kreisbahn mit dem Radius,. be chränkt. Wirkt eine Kraft F auf das Tei lchen. so kann man für di e Tangentialkomponente der Kraft da zweite ewton'sche Axiom anwenden. 9.17 Zwei radial angreifende Kräfte versetzen die Scheibe nicht in Drehung. 9.4 Das zweite Newton/sehe Axiom für Drehbewegungen: Der Drehimpuls Um einen Kreisel zum Rotieren zu bringen, muss man ihn "andrehen". Abbildung 9.16 zeigt, wie eine Scheibe durch zwei Kräfte F 1 und F 2 in Drehung versetzt wird, die am Rand der Scheibe in tangentialer Richtung angreifen. Die Richtung der Kräfte ist wesentlich: Würden die beiden Kräfte in radialer Richtung wirken (Abbildung 9.17), würde sich die Scheibe nicht drehen. Abbildung 9.18 zeigt ein Teilchen der Masse m, das an einem masselosen starren Stab der Länge r angebracht ist. Betrachten wir eine Achse am anderen Ende des Stabs, um die der Stab rotieren kann. Dann muss sich das Teilchen auf einer Kreisbahn vom Radius r bewegen. Wenn eine einzige Kraft Fin der gezeigten Weise auf das Teilchen wirkt, dann können wir das zweite Newton'sche Axiom auf das Teilchen anwenden. Für die tangentiale Komponente ergibt sich: 9.4 DAS ZWEITE NEWTON'seHE AXIOM FÜR DREH BEWEGUNGEN: DER DREHIMPULS «< I 21 Wir wollen eine Gleichung ableiten, in der die Drehgrößen mitenthalten sind. Ersetzen wir a, durch ra (Gle ichung 9.8) mit Winkelbeschleunigung a und multiplizieren beide Seiten mit r, ergibt sich rF,=mra . (9.14) Das Produkt r F, heißt das mit der Kraft F, verbundene Drehmoment M*: (9.15) DREHMOMENT Setzt man die Definition des Drehmoments in Gleichung 9.14 ein, erhält man (9.16) Einen starren Körper, der um eine feste Achse rotiert, kann man sich als eine Ansammlung von einzelnen Teilchen denken, von denen sich jedes auf einer Kreisbahn bewegt. Alle Teilchen haben dieselbe Winkelgeschwindigkeit Q) und dieselbe Winkelbeschleunigung a. Mit Gleichung 9.16 gilt für das i-te dieser Teilchen M i =mir7 a . Dabei ist Mi das Drehmoment, das mit der Gesamtkraft auf das i-te Teilchen verbunden ist. Summiert man beide Seiten dieser Gleichung über alle Teilchen, ergibt sich Drehmomentschlüssel erlauben beim Eindrehen von Rohrverbindungen die vorgegebene Kraft exakt einzuhalten. (9. 17) In Kapitel 8 haben wir gesehen, dass die resultierende Kraft auf ein Teilchensystem gleich der Summe der resultierenden äußeren Kräfte ist, die auf das System wirken, weil die inneren Kräfte (also die Kräfte, die die Teilchen des Systems aufeinander ausüben) sich paarweise neutralisieren. Die Behandlung von internen Drehmomenten , die die Teilchen des Systems aufeinander ausüben , führt zu einem ganz ähnlichen Ergebnis: Das resultierende Drehmoment auf ein System ist gleich der Summe der resultierenden äußeren Drehmomente, die auf das System wirken. Wir werden diesen Ansatz in Kapitel 10 weiter vertiefen. Hier soll es genügen, Gleichung 9.17 umzuformen: M ex, = LMeXl,i + .. - = l a. 9.19 Die Kraft F erzeugt ein Drehmoment Ftr bezüglich der Dreh- ZWEITES NEWTON 'SC HES AxiOM fÜR DREH BEWEGUNGEN Das ist für die Drehbewegung das Analogon für das zweite ton'sche Axiom der Linearbewegung: FeX! = m a. ach e. ew- Berechnung von Drehmomenten * Das Drehmoment ist wie die Winkelgeschwindigkeit ein Vektor. Solange das Drehmoment, wie in diesem Kapitel, nur eine Komponente besitzt, gilt M = r Ft = Ft r. Im allgemeinen Fall ist aber die Reihenfolge von rund F t von großer Bedeutung; siehe Kapitel 10. (Anm. des Hrsg.) Eine Kraft F wirkt auf ei ne Scheibe, die in ihrem Mittelpunkt drehbar gelagert ist (Abbi ldung 9.19). Die Drehach e A (in de r Abbildung nicht sichtbar) verlä uft durch 0 und tcht senkrecht zur Zeichenebene. Die Kraft lässt sich zerlegen in ei ne radiale und e ine tangentiale Komponente. Die po itive tangential e Richtung ist im Angriff punkt der Kraft ei ngezeichnet: r i t der radiale Abstand zwi chen die em Punkt und der Drehach e. Fluide* 3 Der 1936 fertig gestellte Hoover Dam in einer Schlucht des Colorada-River an der Grenze zwischen Nevada und Arizona ist an seiner Basis 200 m breit, an der Krone dagegen nur knapp 14 m . ? Staudämme werden stets so gebaut, dass sie am Fuß dicker sind als an der Krone. Warum? (Siehe Beispiel 1 3.2.) 13.1 Dichte 1 3.2 Druck in einem Fluid 1 3.3 Auftrieb und archimedisches Prinzip 13.4 Bewegte Fluide Unter der Bezeichnung "Fluid" fasst man Gase und Flüssigkeiten zusammen. Flüssigkeiten fließen unter dem Einfluss der Schwerkraft, bis sie die tiefstmögliche Position in ihrem Behältnis eingenommen haben. Gase dagegen dehnen sich aus, bis sie ihr Behältnis vollständig ausgefüllt haben. Fluide kommen in unserer Umwelt, aber auch in unserem Körper vor. Um ihr Verhalten erklären zu können, muss man eine Menge über uns selbst und unsere Wechselwirkungen mit der Umwelt verstehen. ~2 I >>> 13 FLUIDE Tabelle 13.1 Die Dichte ausgewählter Substanzen in kg/m 3 * 105 104 103 kg/m 3 Osmium, 22,5 . 103 Gold, 19,3 . 103 Quecksilber, 13,6 . 103 Blei, 11,3 . 103 t=:::l-- - - - Kupfer, 8,93 ·103 r--ö-_ - - - Eisen, 7,96 . 103 ~-- Erde (durchschnittlich), 5,52 . 103 Zement, 2,7-3,0 ·103 Aluminium, 2,70 ·103 r---F:::::::"'- - Glas (gewölmlich), 2,4-2,8 ·103 1--- - Knochen, 1,7-2,0 . 103 Ziegelstein, 1,4-2,2 ·103 Meerwasser, 1,025 .103 Wasser, 1,00 .103 Eis, 0,92 ·103 Alkohol (Ethanol), 0,806 .103 Benzin, 0,68 ·103 Holz (Eiche), 0,6-0,9 ·103 ~ Wir beginnen dieses Kapitel mit einer Untersuchung von ruhenden Fluiden und untersuchen danach stationäre Strömungen; dabei widmen wir uns besonders den laminaren Strömungen. In einem Gas ist die mittlere Entfernung zwischen zwei Molekülen verglichen mit der Größe eines Moleküls recht groß. Die Moleküle üben kaum einen EinOuss aufeinander aus, außer während der kurzen Zeitspanne ihrer Stöße. In einer Flüssigkeit oder einem Feststoff sind die Moleküle dagegen dicht beieinander und üben Kräfte aufeinander aus, deren Stärke in der Größenordnung der molekularen Bindungskräfte ist. Moleküle in einer Flüssigkeit bilden kurzreichweitige Bindungen aus, die permanent gebrochen und neu formiert werden; Ursache dafür ist die von der Temperatur abhängige kinetische Energie der Moleküle. Diese Bindungen halten die Flüssigkeit zusammen; wären sie nicht vorhanden, würde die Flüssigkeit sofort verdunsten, und die Moleküle würden sich als Dampf verflüchtigen. Die Stärke der Bindungen in einer Flüssigkeit hängt von der Art der Moleküle ab, aus denen die Flüssigkeit besteht. Beispielsweise sind die Bindungen zwischen Heliummolekülen nur sehr schwach; daher lässt sich Helium bei normalem Druck erst bei einer Temperatur von 4,2 K oder darunter verflüssigen. 1()2 13.1 Dichte Eine wichtige Eigenschaft jeder Substanz ist das Verhältnis von ihrer Masse zu ihrem Volumen, das man die Dichte nennt: 10 Masse · h D lC t e = - - - Volumen 1 f---- - - 1----1-- - - Luft , 1,293 Als Formelzeichen verwendet man meist den griechischen Buchstaben p (rho): (13.1) Dampf, 0,6 (100 °C) DEFINITION DER DICHTE 1-- - - 0,1 -1-.......1._ __ _ Helium, 0,1786 Wasserstoff,0,08994 • fest • flüssig • gasförmig * Die Werte beziehen sich, wenn nicht anders angegeben, auf Normalbedingungen mit T=O °C und P= 1,01 bar. Weil das Gramm ursprünglich als die Masse von einem Kubikzentimeter Wasser definiert war, ist die Dichte von Wasser in den so genannten cgs-Einheiten (das Einheitensystem, das auf den Basiseinheiten Zentimeter, Gramm und Sekunde aufbaut) genau 1 g/cm3. Im heute üblichen Internationalen Einheitensystem (SI) ergibt sich für die Dichte von Wasser Pw = ~. 3 cm 1 kg . (100 cm)3 = 103 k 1m 3 . 103 g 1m g (13.2) Bei Präzisionsmessungen der Dichte muss man auch die Temperatur angeben, da die Dichte der meisten Materialien - auch von Wasser - sich mit der Temperatur ändert. Gleichung 13.2 gibt den Maximalwert für die Dichte von Wasser an; er bezieht sich auf eine Temperatur von 4 oe. In Tabelle 13.1 ist die Dichte für eine Reihe verschiedener Materialien aufgeführt. Beachten Sie die logarithmische Einteilung der Achse. Eine verbreitete Volumeneinheit für Fluide ist der Liter mit dem Einheitenzeichen 1oder L; wegen der Verwechslungsgefahr mit der Zahl 1 zieht man heute das L vor. Es gilt: 13.2 DRUCK IN EINEM FLUID < < < I 3~ BEISPIEL 13.1: Berechnung der Dichte Ein 200-ml-Messbecher ist mit Wasser von 4 C gefüllt. Wenn er auf 80 C erhitzt wird, laufen 6 9 Wasser über. Welche Dichte hat Wasser von 80 C? (Nehmen Sie an, dass die Ausdehung des Bechers selbst vernachlässigbar ist.) Problembeschreibung: Die Dichte von Wasser bei 80 °C beträgtp~ = mi/V; dabei gibt V = 200 ml =200 cm3 das Volumen des Bechers und m ' die Masse der in dem Becher verbleibenden Wassermenge an. Man bestimmt m ' , indem man zunächst die Masse des Wassers berechnet, di e anfangs in dem Becher war. Lösung : 1. Berechnen Sie die Ausgangsrnasse m des Wassers in dem Becher bei 4 °C; verwenden Sie die Dichte Pw = 1,00 glcrn 3 : m = Pw V = (1,00 g/cm 3 ) 2. Berechnen Sie die Masse m ' des in dem Becher verbleibenden Wassers, nachdem 6 g Wasser übergelaufen sind: m ' = m - 6 g = 200 g - 6 g = 194 g 3. Setzen Sie den erhaltenen Wert von m ' ein, um die Dichte von Wasser bei 80 °C zu berechnen: . (200 cm 3 ) = 200 g ' I Pw = -m = 194 g 3 = 10,97 V 200 cm g/c~ 31 ÜBUNG: Ein massiver Metallwürfel mit der Kantenlänge 8 cm hat eine Masse von 4,08 kg. a) Welche Dichte hat der Würfel? b) Der Würfel ist aus einem einzigen chemischen Element gefertigt. Schlage n Sie in Tabelle 13.1 nach, um zu sagen, aus welchem Element der Würfel besteht. (Lösung: a) 7,97 kg/l , b) Eisen.) ÜBUNG : Ein Goldbarren misst 5 cm . 10 cm . 20 Cill. Welche Masse hat er? (Lösung: 19,3 kg.) In dieser Einheit beträgt die Dichte von Wasser bei 4 °C gerade 1,00 kgIL =l,OO glmL. Ist die Dichte eines Körpers kleiner als die von Wasser, schwimmt er auf dem Wasser; ist sie größer, dann versinkt er im Wasser. Das Verhältnis der Dichte einer Substanz zu der von Wasser nennt man die Dichtezahl oder spezifische Dichte. Beispielsweise hat Aluminium eine spezifische Dichte von 2,7, d. h. , ein bestimmtes Volumen von Aluminium hat die 2,7fache Masse des gleichen Volumens Wasser. Die spezifische Dichte von Materialien, die in Wasser versinken, reicht von 1 bis etwa 22,5, der Dichte von Osmium. Osmium ist das Element mit der höchsten Dichte. (Manchmal spricht man ungenau auch von Osmium als dem "schwersten" Element.) Die meisten Feststoffe und Flüssigkeiten dehne n sich bei Erhitzung nur wenig aus und ziehen sich auch nur wenig zusammen, wenn man sie einem erhöhten Druck aussetzt. Da die Volume nänderungen relativ gering sind, kann man die Dichte von Festkörpern und Flüssigkeiten als näherungsweise unabhängig von Temperatur und Druck ansehen. Beispiel 13.1 verdeutlicht die geringen Dichteunterschiede für Wasser. Die Dichte eines Gases dagegen hängt sehr stark von Temperatur und Druck ab; gibt man die Dichte an, so muss ma n auch diese Variablen angeben. Üblicherweise sind die Standardbedingungen für die Messung von physikalischen Eigenschaften der Luftdruck auf Meereshöhe und eine Temperatur von O°e. Die Dichte der in Tabelle 13.1 aufgeführten Substanzen bezieht sich auf diese Bedingungen . Beachten Sie, dass die Dichte der Flüssigkeiten und Feststoffe erheblich höher sind als die Dichte von Gasen (aus diesem Grund wird in der Tabelle ei ne logarithmische Teilung verwendet). Beispielsweise ist die Dichte von Wasser etwa 800-mal größer als die von Luft unter Standardbedingungen. In der Technik arbeitet man häufig mit dem Begriff Wichte. Diese Größe ist definiert als der Quotie nt aus der Gewicht kraft eines Körpe rs und seinem Volumen. Die Wichte ist daher gleich dem Produkt aus der Dichte P und der Erdbeschleunigung g: Fa mg pg = -V = -Y' De r für diese Größe früher gebräuchbche Name" pezifisches Gewicht" soll nicht me hr verwendet werden. Die Wichte von Wasser beträgt 13.2 Druck in einem Fluid Wenn ein Körper in ein Fluid (z. B. Wasser) eintaucht, übt da Fluid eine Normalkraft F n auf die Körperoberfläche A au , die in jedem Punkt senkrecht zur Oberfläche gerichtet i t, d. h. F n und A haben gleiche Richtung. Diese Kraft, bezogen auf die Einheitsfläche, nennt man den Druck P des Fluids. Da der Druck in Normalenrichtung der Fläche wirkt, betrachten wir im Folgenden die Normalenkomponenten, so dass gilt: (13.3) DEFINITION DES DRUCKS 94 I »> 13 FLUIDE Tabelle 13.2 Näherungswerte für den Kompressionsmodul K von verschiedenen Materialien Die SI-Einheit des Drucks ist Newton pro Quadratmeter (N/m 2 ); für diese abgeleitete Einheit benutzt man den Namen Pascal (abgekürzt Pa): (13.4) Als spezieller Name für das 105 fach e e in es Pascals ist die Bezeichnung Bar (Ei nheitenzeichen bar) zulässig; in der Meteorologie verwendet man meist die kleinere Einheit Millibar (mbar). Es gi lt somit 650BDiamant, 620 600 1 bar = 103 mbar = 100 kPa. 200 (13.5) Wolfram, 200 Damit ist 1 mbar = 1 hPa (Hektopascal, 100 Pa). GN/m 2 f---+-- Stahl, 160 150 f---+-- Kupfer, 140 Eine ältere, gesetzlich nicht mehr zul ässige Druckeinheit ist die Atmosphäre (Einheitenzeichen atm) , die den normalen Luftdruck (Normaldruck) auf Meereshöhe angibt. Es gilt die Umrechnung: 100 f---+-- Eisen, 100 1 atm = 101325 Pa. f---+-- Aluminium, 70 50 f---+-- Messing, 61 (13.6) Durch den wirkenden Druck in einem Fluid wird der Körper komprimiert. Das Verhältnis von Druckzunahme I:!..P zur relativen Volumenabnahme (I:!..V/V) wird KompressionsmoduJ K genannt: f---+-- Quecksilber, 27 ~ Blei, 7,7 o - - ' Wasser, 2,0 (13.7) DEFINITION DES KOMPRESSIONSMODULS A Das Minuszeichen in Gleichung 13.7 hat den Zweck, den Zahlenwert des Kompressionsmoduls positiv zu machen , da das Volumen von jedem Stoff abnimmt, wenn man ihn einem steigenden äußeren Druck aussetzt. Je schwieriger es ist, ein Material zu komprimieren , umso kleiner ist die relative Volumenabnahme -I:!.. V IV für eine gegebene Drucksteigerung I:!..P und umso größer ist der Kompressionsmodul. Als Kompressibilität bezeichnet man den Kehrwert des Kompressionsmoduls Ge leichter zu komprimieren ein Material ist, umso größer ist ist die Kompressibilität); man verwendet das Formelzeichen K (kappa). Alle Materialien - seien es Gase, Flüssigkeiten oder Feststoffe - haben einen Kompressionsmodu!. Da Flüssigkeiten und Feststoffe sich nur schwer komprimieren lassen, weisen sie relativ hohe K-Werte auf, die nur wenig von der Temperatur und vom Druck abhängen. Gase sind dagegen leicht komprimierbar; der Wert ihres Kompressionsmoduls hängt stark von Tem peratur und Druck ab. Tabelle 13.2 führt die K-Werte für verschiedene Feststoffe und Flüssigkeiten auf. 13.1 In einer Wassersäule mit der Höhe /}.h und der Querschnittsfläche A muss de r Druck P am Boden größer sein als der Druck Po am oberen E nde, um die Gewichtskraft des darüber laste nde n Wassers auszugleichen. Wie jeder Sporttaucher weiß, nimmt der Wasserdruck mit steigender Tiefe zu. In ähnlicher Weise nimmt der Atmosphärendruck mit wachsender Höhe ab. Bei e iner Flüssigkeit wie Wasser, dessen Dichte näherungsweise konstant bleibt, nimmt der Druck linear mit der Tiefe zu. Dies lässt sich herl eiten, indem man eine Wassersäule mit der Querschnittsfläche A betrachtet (Abbildung 13.1). Auf dem Boden lastet die Gewichtskraft der Wassersäule mit der Höhe I:!..h; daher muss am Boden der Druck größer sein als am oberen Ende der Wassersäule. Die Wassersäule übt die Gewichtskraft FG = mg = (pV)g = pA I:!..hg 13.2 DRUCK IN EINEM FLUID «< BEISPIEL 13.2: Die Kraft auf einen Staudamm Ein rechteckiger Staudamm ist 30 m breit; der Wasserspiegel im Stausee misst 25 m . Berechnen Sie die horizontale Gesamtkraft auf den Damm. Problembeschreibung: Da der Druck sich mit der Wassertiefe ändert, kann man nicht einfach den Druck mit der Fläche des Staudamms multiplizieren, um die von den Wasserrnassen ausgeübte Kraft zu berechnen. Betrachten Sie stattdessen die Kraft auf einen = 30 m breiten Streifen mit der Höhe dh und der Fläche dA = edh , der sich in der Höhe h unterhalb der Wasseroberfläche befindet (Abbildung 13.2) und integrieren Sie von h = 0 bis h = h o= 25 m. Der Wasserdruck in der Tiefe h beträgt Pa. + P g h . Der atmosphärische Druck fällt aus der Rechnung heraus, weil er auf beide Seiten des Staudamms wirkt. e Lösung: 1. Drücken Sie die Kraft dF auf einen Streifen der Breite mit der Höhe dh mit Hilfe des Nettodrucks phg aus: e 2. Integrieren Sie von h = 0 bis h = ho: 13.2 dF = P dA = P g h e dh F = 1 "=""dF = "=0 3. Setzen Sie die gegebenen Werte ein und geben Sie ein numerisches Ergebnis an: 1"" 2 P g h edh = P g (h- 0 j".= -] p g eh~ 2 () 2 F = ~ pg e h~ = ~ (1000 kglm 3 ) . (981 N /kg) . (30 m) . (25 mf = 1 9,20 .107 Komment ar: Staudämme sind typischerweise am Fuß dicker als an der Krone, weil der Wasserdruck auf den Damm mit der Tiefe des gestauten Wassers wächst. Da der Druck auf den Damm proportional zur Wassertiere ist, gilt für den mittleren Druck (P) = Pa. + P g ho/ 2 (das ist der Druck bei der halben Höhe des Staudamms). aus. Wenn der Druck oben als Po und am Boden als P bezeichnet wird, entsteht durch den Druck unterschied eine nach oben gerichtete resuJtierende Kraft PA - PoA. Setzen wir diese Kraft mit der Gewichtskraft der Wassersäule gleich , so ergibt sich PA - Po A = pA fJ.h g oder P = Po + p g tl.h (p konsta nt) . (13.8) ÜBUNG: Wie tief muss man in einem See tauchen, damit der Druck 2 atm beträgt? (An der Oberfläche soll der Druck 1 atm betragen.) (Lösung: Mit Po= 1 atm = 101 kPa , P = 2 atm, p = 1000 kgl m 3 und g = 9,81 mJs2 erhält man fJ.h = fJ.P I p g = 10,3 m. In einer Tiefe von 10,3 m ist der Druck doppelt so hoch wie an der Oberfläche.) In Bei piel 13.2 wird die Beziehung zwi ehen Kraft und Druck für infinitesimale Kräfte dF betrachtet, die integriert die G esamtkraft ergeben. I 39 '6 I »> 13 FLUIDE (a) (b) Die Aussage, dass der Druck in einer Flüssigkeit linear mit der Tiefe zunimmt, ist unabhängig von der Form des Behältnisses der Flüssigkeit. Außerdem ist der Druck an allen Punkten in derselben Tiefe gleich. Man erkennt dies, wenn man den Druck in Punkt 1 von Abbildung 13.3 a mit dem Druck von Punkt 2 vergleicht, der sich in einer Unterwasserhöhle befindet. Vergleichen Sie zunächst den Druck in Punkt 1 und Punkt 3, einem Punkt direkt unterhalb von Punkt 1 in derselben Tiefe wie Punkt 2 (Abbildung 13.3 b). Betrachten Sie nun die vertikalen Kräfte auf eine senkrechte Wassersäule der Höhe !:1h und der Querschnittsfläche A, die die Punkte 1 und 3 verbindet. Die nach oben gerichtete Kraft P3 A gleicht die abwärts gerichteten Kräfte P j A und mg aus; dabei ist m = pA!:1h die Masse des Wassers in der Säule (A!:1h ist das Volumen der Säule). Dann ist P 3A = PIA + pA !:1h g. Teilt man dies durch A , so ergibt sich (c) 13.3 In einer Flüssigkeit ist der Druck in allen Punkten in derselben Tiefe gleich. Betrachten Sie nun die Kräfte auf die horizontale Wassersäule, ebenfalls mit der Querschnittsfläche A, die die Punkte 2 und 3 verbindet (Abbildung 13.3 c). Es gibt zwei Kräfte, die Komponenten entlang der Wassersäule aufweisen, nämlich P3 A und P2 A. Da sich diese Kräfte ausgleichen, müssen die Drücke gleich sein: P 3 =P2 . Dann gilt Wenn man den Druck in einem Wassergefäß erhöht, indem man mit einem Kolben auf die Oberfläche drückt, dann nimmt der Druck in der gesamten Flüssigkeit gleichmäßig zu. Dies ist die Aussage des Pascal'schen Prinzips (wie auch die Druckeinheit benannt nach dem französischen Mathematiker, Philosophen und Naturforscher Blaise Pascal, 1623 - 1662): Die Druckänderung einer in einem Behältnis eingeschlossenen Flüssigkeit teilt sich unverändert jedem Punkt innerhalb der Flüssigkeit und den Wänden des Behältnisses mit. PASCAl'SCHES PRINZIP 13.2 DRUCK IN EINEM FLUID < < < I BEISPIEL 13.3: Hydraulische Hebebühne Der große Kolben in einer hydraulischen Hebebühne hat einen Radius von 20 cm. Welche Kraft muss auf den kleinen Kolben mit dem Radius 2 cm wirken, damit ein Wagen von 1500 kg gehoben wird? Problembeschreibung: Der Druck P, multipliziert mit der Fläche A 2 des großen Kolbens, muss die Gewichtskraft m g des Wagens ausgleichen. Die Kraft F i auf den kleinen Kolben berechnet man aus diese m Druck mal der Fläche A I des kle inen Kolbens. Lösung: 1. Die Kraft F I auf den kleinen Kolben ist der Druck P, multipliziert mit der Fläche AI: FI = PA I also 2. Der Druck, multipliziert mit der Fläche A 2 , ergibt die Gewichtskraft des Wagens: 3. Setzen Sie dieses Ergebnis für P in Schritt 1 ein und berechnen Sie F i : F i = PA I mg AI TC ?' = - AI = mg - = mg - 1 A2 A2 TC~ = (1500 kg) . (9,81 N/kg) . Das Pascal'sche Prinzip wird beispielsweise in hydraulischen Anlagen wie in Abbildung 13.4 oder in Beispiel 13.3 ausgenutzt. Al Kleiner Kolbe n (2 cm)2 = 1147 20 cm NI Großer Kolben Abbildung 13.5 zeigt eine Anordnung von mehreren unterschiedlich geformten, oben offenen Röhren, die miteinander verbunden sind. Man spricht hier von kommunizierenden Röhren. Auf den ersten Blick könnte man annehmen , dass der Druck am Boden von Röhre 3 am größten und am Boden von Röhre 2 am kleinsten wäre. Denkt man diese Annahme aber zu Ende, dann müsste das Wasser in Röhre 2 höher stehen als in den anderen Röhren. Das ist offensichtlich nicht der Fall, der Wasserspiegel in allen kommunizierenden Röhren ist gleich hoch; diesen Effekt nennt man das hydrostatische Paradoxon. , Der Druck hängt nur von der Wasserhöhe ab, nicht von der Form • des Gefäßes. Daher ist der Druck, wie sich experimentell leicht überprüfen lässt, in jedem Teil des Gefäßes in derselben Tiefe derselbe. 1 2 3 13.4 Hydraulischer Lift. Wirkt eine kleine Kraft F I auf de n kl einen Kolben, so erze ugt sie eine Druckänderung FI/AI> di e auf den großen Kolben übertrage n wird . Da di e Druckände rung bei dem kle inen und bei dem großen Kolben gleich ist, hänge n die Krä fte übe r die Beziehung F2/A 2 = FI/A I zusamme n. Weil die Fläche des großen Ko lbens vie l größer ist als di e Fläche des kleinen Kolbens, ist di e Kra ft auf den großen Kolben F2 = (A 2/A I )FI viel größer als F I 4 5 13.5 Kommunizierende Röhren. Der Wasserspiegel ist in alle n Teilen der Anordnung gleich hoch, un ab hängig von der unterschied lichen Form der Röhren. Die Gewichtskraft von dem schattierte n Teil des Wassers wird durch die Gefäßwä nde ausgeglichen. Natürlich enthalten die verschiedenen Röhre n des Gefäßes in Abbildung 13.5 unterschiedlich viel Wasser, und somit ist auch ihre Gewichtskraft unterschiedlich (beispielsweise wi egt das Wasser in Röhre 4 mehr als in Röhre 2). Aber der Teil des Wassers, der sich nicht direkt über dem Grund von Röhre 4 befindet, wird von dem horizontalen Gefäßrand "getragen". In gleicher 39 98 I »> 13 FLUIDE p 13.6 OfSenes Manometer zur Messung des unbekannten Drucks P. Die Differe nz P - P al ist gleich p g h. Man kann die Erscheinung, dass die Druckdifferenz der Tiefe in einer Flüssigkeit proportional ist, zum Messen von unbekannten Drücken ausnützen. Abbildung 13.6 zeigt ein einfaches Druckmessgerät, das offene Manometer, wegen seiner Form auch URohr-Manometer genannt. Das Messrohr ist oben offen, dort herrscht der Atmosphärendruck Pa•. Das andere Ende des Rohrs ist geschlossen, an ihm herrscht der zu messende Druck P Die Differenz zwischen "absolutem" Druck P und dem atmosphärischen Druck P a. nennt man atmosphärische Druckdifferenz oder Überdruck Pe (der Index e kommt vom lateinischen excedere für "überschreiten"). D er Überdruck hängt mit dem Gewicht der überstehenden Flüssigkeitssäule gemäß Pe = P - Pa. = P g h zusammen; dabei ist p die Dichte der im Rohr stehenden Flüssigkei t. Den Überdruck misst man beispielsweise an einem Autoreifen: Ist der Reifen völlig platt, so ist der Überdruck null , aber der absolute Druck im Reifen ist der Atmosphärendruck. Für Pe< Pa. soll man laut DIN übrigens nicht von einem Unterdruck sprechen, sondern von einem negativen Überdruck. Den absoluten Druck P erhält man aus dem Überdruck, indem man den Atmosphärendruck hinzuaddiert: p =o (13.9) In der älteren Literatur und im Sprachgebrauch findet man manchmal noch die besondere Einheit "atü" zur Messung eines Überdrucks. Diese Bezeichnung soll nicht mehr verwendet werden. 13.7 Geschlossenes Quecksilberbarometer nach Torricelli. Weise wiegt beispielsweise das Wasser oberhalb der Bodenöffnung von Röhre 5 weniger als das Wasser oberhalb einer gleich großen Bodenöffnung von Röhre 1. Aber der horizontale Gefäßrand von Röhre 5 übt eine nach unten gerichtete Kraft auf das Wasser aus, die das geringere Gewicht genau ausgleicht. Abbildung 13.7 zeigt ein einfaches Quecksilberbarometer zur Messung des atmosphärischen Drucks. (Ein Barometer ist eine spezielle Bauform eines Manometers zur Messung des Luftdrucks.) Das Messprinzip wurde von dem italienischen Naturforscher Evangelista Torricelli (1608-1647) angegeben: Das obere Ende der Röhre ist versiegelt und evakuiert, so dass dort (bis auf kleine Korrekturen) der Druck null herrscht. Das untere Ende der Röhre taucht in ein Quecksilberbad, das dem Atmosphären druck ausgesetzt ist. Der Atmosphärendruck ergibt sich dann als Pa. = P g h , wobeip die Dichte des Quecksilbers angibt. ÜBUNG : Bei oce beträgt die Dichte von Quecksilber 13,595'103 kg/m 3• Wie hoch steht dann die Quecksilbersäule in einem Barometer bei einem Atmosphärendruck von 1 atm=101325 Pa? (Lösung: h = P/p g = 0,760 m = 760 mm.) In früheren Zeiten hat man den Druck häufig in Millimeter Quecksilbersäule (mm Hg) angegeben und diese Einheit zu Ehren von Torricelli als Torr (Einheitenzeichen Torr) bezeichnet. Diese Einheit ist heute gesetzlich nicht mehr zulässig, die einzige Ausnahme gilt bei der Messung des Drucks von Körperflüssigkeiten (z. B. bei Blutdruckmessungen, vgl. Beispiel 13.4). Eine andere, ebenfalls nicht mehr zulässige Druckeinheit ist Meter Wassersäule (m Ws). Im angelsächsischen Raum verbreitet sind noch die Einheiten inches ofmercury (Zoll Quecksilbersäule, Einheitenzeichen in Hg) und pound per square inch (Pound pro Quadratzoll, Einheitenzeichen psi oder Ib/in 2 ). Die verschiedenen Druckeinheiten hängen folgendermaßen miteinander zusammen: 1 atm = 760 mm Hg = 760 Torr = 29,9 in Hg = 10 m Ws = 14,7 Ib/in 2 = 101,325 kPa = 1013,25 mbar (13.10) 13.3 AUFTRIEB UND ARCHIMEDISCHES PRINZIP <. <. I BEISPIEL 13.4: Blutdruck in der Schlagader Der mittlere Blutdruck in einer Schlagader des Menschen beträgt rund 100 mm Hg. Rechnen Sie diesen Wert in Pascal um . Lösung: Benutzen Sie de n Umrechnungsfaktor, den Sie aus Gleichung 13.10 erhalten können: 101,325 kPa 760 mm Hg p = 100 mm Hg = 113,3 kPal· ÜBUNG: Rechnen Sie einen Druck von 45 kPa in b) 0,444 atm.) a) mm Hg und In einem Gas ist der Zusammenhang zwischen Druck und Höhe (oder Tiefe) komplizierter als bei einer Flüssigkeit, da die D ichte eines Gases nicht konstant bleibt, sondern näherungsweise proportional zum Druck ist. In zunehmender Höhe über der Meereshöhe (beispielsweise auf einem Berg oder in einem Flugzeug) nimmt der Luftdruck ab, ähnlich wie auch der Druck abnimmt, wenn man vom Boden eines Wasserbehälters nach oben steigt. Allerdings nimmt hier der Druck nicht linear mit der Höhenzunahme, sondern für einen bestimmten Höhenunterschied immer nur um einen konstanten Bruchteil ab (Abbildung 13.8). Einen solchen Zusammenhang nennt man einen exponentiellen Abfall (vgl. Aufgabe 32). In einer Höhe von 5,5 km ist der Luftdruck nur halb so hoch wie auf Meereshöhe. Nimmt die Höhe noch einmal um 5,5 km auf 11 km zu (die typische Flughöhe für Verkehrsflugze uge) , so sinkt der Luftdruck noch einmal um die Hälfte auf ein Vi ertel des Drucks auf Meereshöhe, usw. In den großen Höhen , in denen Verkehrsflugzeuge fliegen , muss der Druck in der Kabine eines Flugzeugs daher ausgeglichen werden. Auch die Luftdichte nimmt mit der Höhe ab, denn sie ist näherungsweise proportional zum Luftdruck . Folglich nimmt auch der Sauerstoffgehalt der Luft mit wachsender Höhe ab. In gewissen Grenzen kann sich der Körper an das verringerte Sauerstoffangebot anpassen ("akklimatisieren"), indem er vermehrt rote Blutkörperchen bildet, die de n Sauerstoff im Blut aufnehmen und transportieren. Dies erfordert jedoch eine gewisse Zeit. Als die Olympischen Spiele 1968 in Mexiko-Stadt abgehalten wurden (die Stadt liegt über 2200 Meter hoch) , mussten di e Athleten wochenlang vorher anreisen, um sich zu akklimatisieren. Die exponenti elle Abnahme des Luftdrucks mit der Höhe beeinflusst auch das Bergste igen: Bei Höhen bis etwa 4500 m, wie man sie in den Alpen findet, lässt sich der Sauerstoffmangel durch Akklimatisieren ausgleichen; in größeren Höhen - etwa im Himalaya - ist Bergsteigen dagegen in der Regel nur mit Sauerstoffgerät möglich. b) Atmo phären um. (Lösung: a) 338 mm Hg, JJ In e inem Reifendruckmesser wird der Me stab gegen di e Kraft e ine r Feder so weit herausgedrückt, bis die Federkraft plus di e Kraft aufgru nd des äußere n Luftdrucks die Kraft aufgrund des Reife ndrucks gena u ausg le icht. An e ine r Skala auf dem Mes stab lässt sich dann der Reifendruck ab lese n. P, atm 1 1 2 13.3 Auftrieb und archimedisches Prinzip Wenn ein schwe re r Körper a n einer Feder aufgehängt und in Wasser eingetaucht wird (Abbildung 13.9a), dann zeigt die Skala an der Federwaage eine geringere Gewichtskraft an, als wenn der Körper in Luft gewogen würde. Ursache dafür ist eine nach oben gerichtete Kraft, die von dem Wasser auf den Körper ausgeübt wird und die ei nen Teil der Gewichtskraft kompensiert. Dieses Phänome n heißt Auftrieb. D er Auftrieb ist noch bes er sichtbar, wenn man bei pielsweise einen Korken in Wa - 1 4 - - - - -1- _ _ _ _ , 1 1 1 OL-------~------------------ 5,5 ]] Ir, km 13.8 Abnahme des Luftdruck mit de r Höhe übe r de r rd obe rfl äche (genauer: übe r Mee re höh e). immt die Höhe um 5,5 km zu . so nimmt der Luftdruck um di e H älfte ab. 39 [)O I »> 13 FLUIDE m (b) (c) ser eintaucht. Wenn er vollständig eingetaucht ist, dann erfährt der Korken aufgrund des Wasserdrucks eine aufwärts gerichtete Kraft, die sogar größer ist als seine Gewichtskraft, so dass er nach oben beschleunigt wird. Diese Kraft, die jedes Fluid auf einen ganz oder teilweise eingetauchten Körper ausübt, wird als Auftriebskraft FA bezeichnet. Sie hängt nicht von der Form oder der Zusammensetzung des Körpers ab, sondern nur von der Dichte des Fluids. Ihr Betrag ist gleich der Gewichtskraft der durch den Körper verdrängten Fluidmenge. Ein Körper, der ganz oder teilweise in ein Fluid eintaucht, erfährt eine Auftriebskraft, deren Betrag gleich der Gewichtskraft der durch den Körper verdrängten F luidmenge ist. ARCHIMEDISCHES PRINZIP Dieses Ergebnis ist als archimedisches Prinzip bekannt. (a) 13.9 a) Beim Wiegen eines Körpers, der in in eine Flüssigkeit eingetaucht ist, zeigt die Federwaage eine geringere Gewichtskraft als beim Wiegen in Luft. b) Kräftediagramm: Auf den Körper wirken die Gewichtskraft Fa, die Federkraft FF sowie die Kräfte F I und F 2 , die von der Flüssigkeit auf den Körper ausgeübt werden. c) Die Auftriebskraft FA = F 2 + F I ist die resultierende Kraft, die von der Flüssigkeit auf den Körper ausgeübt wird. Sie ist stets nach oben gerichtet, da der Druck an der Unterseite des Körpers größer ist als an seiner Oberseite. Das archimedische Prinzip lässt sich aus den Newton'schen Axiomen ableiten (Archimedes selbst benutzte natürlich eine andere Herleitung, dazu später). Dazu betrachten wir die Kräfte, die in einem Teil der Flüssigkeit wirken; im statischen Gleichgewicht muss die resultierende Kraft null sein. Abbildung 13.9 b zeigt die senkrechten Kräfte auf einen Körper, der beim Wiegen in eine Flüssigkeit eintaucht. Dies sind die nach unten gerichtete Gewichtskraft Fa, die nach oben weisende Kraft FF der Federwaage, eine nach unten gerichtete Kraft F] aufgrund des Flüssigkeitsdrucks auf die Oberseite des Körpers und die nach oben weisende Kraft F 2 aufgrund des Flüssigkeitsdrucks auf die Unterseite des Körpers. Da die Skala der Federwaage eine geringere Gewichtskraft anzeigt als beim Wiegen desselben Körpers in Luft, muss die Kraft F 2 einen größeren Betrag haben als die Kraft F I . Die Differenz der beiden Kraftbeträge ergibt den Betrag der Auftriebskraft FA =F2 + F] (Abbildung 13.9c). Ursache der Auftriebskraft ist, dass der Flüssigkeitsdruck an der Unterseite des Körpers größer ist als der Druck an der Oberseite. Bei der in Abbildung 13.10 gezeigten Anordnung ist die Federwaage fortgelassen und der eingetauchte Körper durch ein gleich großes Volumen Flüssigkeit (angedeutet durch die gestrichelten Linien) ersetzt worden. Die Auftriebskraft FA =F2 + F I auf dieses Flüssigkeitsvolumen ist dieselbe wie zuvor auf den Körper, da die umgebende Flüssigkeit dieselbe ist. Da sich das Flüssigkeitsvolumen im Gleichgewicht befindet, muss die resultierende Kraft null sein. Damit ist die nach oben weisende Auftriebskraft betragsmäßig gleich der nach unten gerichteten Gewichtskraft des Flüssigkeitsvolumens: 13.10 Die gleiche Anordnung wie in Abbildung 13.9, allerdings ist hier der Körper ersetzt durch eine Flüssigkeitsmenge vom gleichen Volumen wie der Körper. Die Kräfte Flund F 2 aufgrund des Flüssigkeitsdrucks sind dieselben wie in Abbildung 13.9. Die Größe der Auftriebskraft ist daher gleich der Gewichtskraft FG,F der verdrängten Flüssigkeit. IFAI = IFa,FI· (13.11) Beachten Sie, dass dieses Ergebnis nicht von der Form des eingetauchten Körpers abhängt. Wenn wir nämlich irgendeine unregelmäßig geformte Menge Flüssigkeit nehmen, dann muss es eine Auftriebskraft geben, die von der umgebenden Flüssigkeit auf dieses unregelmäßig geformte Volumen ausgeübt wird; der Betrag dieser Auftriebskraft muss gleich der Gewichtskraft dieses Volumens sein. Damit haben wir das archimedische Prinzip hergeleitet. Dem großen Naturforscher und Philosoph Archimedes (287 212 v. ehr.) war aufgetragen worden zu bestimmen, ob die für König Hieran II. von Syrakus angefertigte Krone wirklich aus 13 .3 AUFTRIEB UND ARCHIMEDISCHES PRINZIP «< (a) I (b) a) Die Krone und der Goldklumpen haben gleiches Gewicht. b) Die Krone verdrängt mehr Wasser als der Goldklumpen. reinem Gold bestand oder ob dazu auch billigere Materialien wie z. B. Silber verwendet worden waren; dabei sollte die Krone aber nicht zerstört werden. Für Archimedes stellte sich damit das Problem zu bestimmen, ob die Dichte der unregelmäßig geformten Krone dieselbe war wie die Dichte von Gold. Nach der Überlieferung kam Archimedes die Erleuchtung beim Baden, als der Zuber überlief, nachdem er hineingestiegen war. Nackt wie er war lief er durch die Straßen von Syrakus, laut "Heureka" ("Ich hab's gefunden") rufend. Dieser Gedankenblitz ging den Newton'schen Axiomen, mit denen wir das archimedische Prinzip hergeleitet haben, um rund 1900 Jahre voraus. Was Archimedes gefunden hatte, war eine einfache und gen aue Möglichkeit, die Dichte der Krone mit Hilfe einer Balkenwaage mit der Dichte von Gold zu vergleichen. Er stellte die Waage in ein Wasserbecken und legte die Krone auf die eine Schale, einen Klumpen reinen Golds gleicher Masse auf die andere Waagschale. Damit war die Waage im Gleichgewicht. Als er das Becken aber mit Wasser füllte, neigte sich die Waage, und die Schale mit der Krone stieg nach oben. Die Auftriebskraft auf die Krone war also größer als die auf den Goldklumpen, weil die Krone ein größeres Wasservolumen verdrängte als der Goldklumpen. Damit war klar, dass die Dichte der Krone geringer war als die Dichte des Goldklumpens, das Material war also mit einem weniger dichten Metall "verlängert" worden. Der betrügerische Goldschmied soll daraufhin hingerichtet worden sein. Um den historischen Bezügen Genüge zu tun, verwenden wir in diesem Absatz ausnahmsweise den Begriff "Gewicht" , den man sich eigentlich immer durch "Gewichtskraft" ersetzt denken muss. Das relative Gewicht eines Körpers ist sein Gewicht, dividiert durch das Gewicht eines gleich großen Wasservolumens. Nach dem archimedischen Prinzip ist das Gewicht dieses Wasservolumens gleich der Auftriebskraft, die der eingetauchte Körper erfährt. Damit ist das relative Gewicht gleich dem Gewicht des Körpers, geteilt durch die Auftriebskraft, die der Körper in Wasser erfährt: G . h · re I atlves eWlC t = Gewicht . . Auftnebskraft IU Wasser IFol IFAI Fo F o .w · Heißluftballons fahren bei einem Festival durch den nächtlichen Himmel. Fo Fo.w pV g Pw V g P Pw -- = --- = - Die Beispiele 13.5 und 13.6 illustrie ren den Zusamme nhang zwischen Auftriebskraft und Dichte. Das scheinbare Gewicht F~ e ines in ein Fluid eingetauchten Körpers ergibt sich damit als di e Diffe re nz zwi chen dem Gewicht IF o I und de r Auftriebskraft IFAI: (13.13) D araus lassen sich für Fo> O folgende Fälle ableiten: (13.12) Das relative Gewicht eines Körpers ist eine reine Zahl ohne Einheit, es ist identisch mit der spezifischen Dichte des Körpers. Denn laut Definition gilt Ist F~ > 0, so sinkt der Kö rpe r in de m F luid. Ist F~ = O. so schwebt de r Körper in dem Fluid . 1st F~ < 0, so schwimmt der Körper in dem Fluid. 4( )2 I »> 13 FLUIDE BEISPIEL 13.5: Ist es wirklich Gold? Ihre Freundin hat auf einer Auslandreise bei einem Straßenhändler einen teuren goldenen Ring gekauft und zweifelt jetzt, ob er wirklich aus Gold besteht. Mit Ihren physikalischen Kenntnissen können Sie ihr aber helfen. Sie wiegen den Ring und finden ein Gewicht von 0,158 N. Nun hängen Sie den Ring an einem Fädchen an der Waage fest und wiegen ihn erneut, während er in ein Wasserglas hineintaucht. Bei dieser Wägung finden Sie ein Gewicht von 0,150 N . Besteht der Ring aus reinem Gold? IM KONTEXT Problembeschreibung: Wenn der Ring aus reinem Gold besteht, hat er ein relatives Gewicht (d. h, eine spezifische Dichte) von 19,3 (vgL dazu Tabelle 13.1), Mit Gleichung 13,12 können Sie das relative Gewicht des Rings bestimmen, Lösung: 1. Gleichung 13.12 verknüpft das relative Gewicht des Rings mit dem Verhältnis seiner Gewichtskraft IF G I zur Auf- relatives Gewicht = II~GII = :G A G,W triebskraft IFA I, die er beim Eintauchen in das Wasser erfährt: 2, FG,w ist gleich der Gewichtskraft minus dem scheinbaren Gewicht F~ beim Eintauchen ins Wasser: 3, Fassen Sie Schritt 1 und 2 zusammen und lösen Sie nach dem relativen Gewicht auf: 'h t = ~ FG = , G eW1C re I atIves l'G ,W D FG r G - I FG 0,158 N _ 7 0,158 N - 0,150 N - 19, 4, Vergleichen Sie das relative Gewicht des Rings mit dem relativen Gewicht von Gold (nach Tabelle 13.1 beträgt dieser Wert 19,3): 19 ,7~1 9 ,3 Der gefundene Wert für das relative Gewicht des Rings stimmt mit einer Genauigkeit von 2% mit dem tabellierten Wert für das relative Gewicht von Gold überein, daraus I schließen Sie: Der Ring besteht aus reinem Gold, I Kommentar: In der Formel für das relative Gewicht steht die (sehr kleine) Differenz zweier Messwerte im Nenner eines Bruchs, Diese Differenz ist um mehrere Größenordnungen kleiner als die Messwerte selbst. Damit ist das Ergebnis höchst empfindlich gegenüber Messfehlern, Wenn Sie das scheinbare Gewicht des Rings statt mit 0,150 N mit 0,149 N gemessen haben (das ist eine Abweichung von nur 0,7%), dann erhalten Sie für das relative Gewicht des Rings einen Wert von 17,5 und daraus lässt sich kaum schließen, dass der Ring aus reinem Gold besteht ÜBUNG: Ein Block aus einem unbekannten Material hat ein Gewicht von 3 N und ein scheinbares Gewicht von 1,89 N, wenn er in Wasser eintaucht Woraus besteht der Block? (Lösung: Mit der in Schritt 3 angegebenen Formel ergibt sich ein relatives Gewicht von 2,7, dem relativen Gewicht von Aluminium. Der Block besteht also aus Aluminium,) Kommentar: Bei dieser Übung haben wir implizit angenommen, dass der Block massiv und homogen ist und dass er aus einem elementaren Material besteht Ein relatives Gewicht von 2,7 könnte man auch mit einem Hohlblock aus einem Material höherer Dichte, einer Konstruktion von mehreren Materialien verschiedener Dichte oder einer speziellen Verbindung realisieren. ÜBUNG: Ein Aluminiumblock hat in Luft ein scheinbares Gewicht von 3 N, Welches Gewicht hat der Block? (Lösung: 3 F~ = FG - FG,L mit F G,L = PL V g und FG = PAI V g, Aus Tabelle 13.1 erhält man PL =1,293 kg/m 3 und PAI = 2,7 .103 kg/m , Damit haben wir drei Gleichungen und drei Unbekannte (nämlich FG, FG.L und V), Man erhält FG =3,0014 N, also ein en Wert, der nur 0,048% größer ist als das scheinbare Gewicht in Luft Die Auftriebskräfte auf Flüssigkeiten und feste Körper in Luft sind also im Normalfall zu vernachlässigen.) ÜBUNG: Ein Stück Blei (relatives Gewicht laut Tabelle 13,1: 11,3) wiegt in Luft 80 N. Wie viel wiegt es, wenn es vollständig in Wasser eintaucht? (Lösung: 72,9 N,) Für schwimmende Körper lässt sich mithilfe der Beziehung zwischen relativem Gewicht und Dichte anhand des archimedischen Prinzips die Eintauchtiefe bestimmen , wie die Beispiele 13,7 und 13,8 zeigen. 13.3 AUFTRIEB UND ARCHIMEDISCHES PRINZIP «< BEISPIEL 13.6: Messung des Körperfetts Der prozentuale Anteil an Fett im Körpergewebe lässt sich schätzen, indem man die Dichte des Körpers bestimmt. Fett ist weniger dicht als Muskeln oder Knochen. Die Dichte von Fett (ca. 0,9.10 3 kg/m 3 ) ist geringer als die Dichte des sonstigen Körpergewebes (alles außer dem Fett), die etwa 1,1 .10 3 kg/m 3 beträgt. Bei der Dichtebestimmung misst man das scheinbare Gewicht des Körpers, während er vollständig in Wasser eingetaucht ist; dabei muss man komplett ausatmen, so dass die Lunge keine Luft mehr enthält (in der Praxis wird das Volumen der noch in der Lunge verbliebenen Luft geschätzt und die Rechnung entsprechend korrigiert). Nehmen Sie an, dass Ihr scheinbares Gewicht beim Eintauchen in Wasser 5 % Ihres Gewichts beträgt. Welchen prozentualen Anteil an Körperfett können Sie damit berechnen? Problembeschreibung: Das Gesamtvolumen der Person setzt sich zusammen aus dem Volumen des Fettgewebes plus dem Volumen des sonstigen Körpergewebes, die Gesamtmasse ist die Summe aus der Masse des Fettgewebes plus der Masse des sonstigen Körpergewebes. Volumen und Dichte hängen über m = P V zusammen. Der Fettanteil fFell ist gleich der Masse des Fetts, geteilt durch die Gesamtmasse, und der Anteil des sonstigen Körpergewebes ist gleich dessen Masse, geteilt durch die Gesamtmasse. Die Summe der bei den Anteile muss 1 ergeben. Lösung: 1. Mit den Gleichungen 13.12 und 13.13 lässt sich das rela- FG tive Gewicht Ihres Körpers (also das Verhältnis aus Körperdichte zur Dichte von Wasser) bestimmen: V = V Fell 3. Weil die Dichte als Quotient aus Masse und Volumen definiert ist, ergibt sich das Volumen als Quotient von Masse und Dichte. Setzen Sie die entsprechenden Verhältnisse von Masse zu Dichte in das Ergebnis aus Schritt 2 ein: m mFett m sonSl =--+-- 4. Das Verhältnis mFett/m ist der Fettanteil freII ' und entsprechend ergibt m sons/m den Anteil Isonsl des sonstigen Körpergewebes. Setzen Sie die daraus erhaltenen Ausdrücke für mFell und m sonst in das Ergebnis von Schritt 3 ein: -=--+-- P PFeil m P fFell frett 0,05 FG = 1,05 + V sonsl 2. Ihr Gesamtkörpervolumen ist gleich dem Volumen des Fetts plus dem Volumen des sonstigen Körpergewebes: 5. Der Fettanteil plus der Anteil an sonstigem Gewebe muss 1 ergeben: FG - P sonsl m f sonsl m PFeil P sonsl + fson'l = 1 1 frell 1 - fFell -=--+_....:....:..:= 6. Teilen Sie beide Seiten des Ergebnisses von Schritt 4 durch die Gesamtmasse m ges und setzen Sie 1- fFeu für Isonst ein: P 7. Lösen Sie das Ergebnis aus Schritt 6 nach fFell auf: E _ JFell - 1 - (P,onsJp) 1 - (PsonSl / PFeil ) 8. Setzen Sie das Ergebnis für P aus Schritt 1 in das Ergebnis von Schritt 7 ein und lösen Sie nach fFell auf: E _ JFell - 1 - (PsonsJl ,05Pw ) _ 1 - (1,1 / 1,05 ) _ 02 , I 1 - (Pson,JPrett) 1 - (1.1 / 0,9) 9. Wandeln Sie die Zahl in eine Prozentangabe um: 100% . 0,21 PFeil P,on'l =121 % 1 Kommentar: Die Körperfettmessung bei elektronischen Personenwaagen funktioniert nach einem anderen, aber weniger genauen Verfahren . Dabei nutzt man aus, dass sich die elektrisch e Leitfähigkeit von wasserhaitigern Gewebe, Fett und Knochen unterscheidet. Unter Berücksichtigung verschiedener Modellannahmen lässt sich dann aus dem über die Fußsohlen gemessenen Körperwiderstand der Fettanteil berechnen. ÜBUNG: Das scheinbare Körpergewicht einer Person beträgt beim Eintauchen in das Wasserbecke n null. Wie hoch ist dann ihr Körperfettanteil? (Lösung: 45 % .) I 4C )4 1 »> 13 FLUIDE BEISPIEL 13.7: Das Floß auf dem Fluss Ein Floß der Fläche A, der Dicke h und der Masse InF= 600 kg treibt in ruhigem Wasser; dabei taucht es 7 cm in das Wasser ein (Abbildung 13.11). Wenn der Flößer das Floß betritt, taucht das Floß 8,4 cm ein. Welche Masse 111\1 hat der Flößer? 13.11 Problembeschreibung: Mit A bezeichnen wir die Fläche des Floßes. Das Gewicht der verdrängten Flüssigkeit ist dann Pw A d l g für das Floß allein und Pw A d z g für das System Floß - Flößer; dabei ist Pw die Dichte des Wassers, d l und d z bezeichnen die Eintauchtiefen von 7 cm bzw. 8,4 cm. Wenn wir in beiden Fällen das Gewicht der verdrängten Flüssigkeit gleich dem Gewicht des jeweiligen Systems setzen, lassen sich A und Pw eliminieren, und wir können nach mM auflösen. Lösung: 1. Setzen Sie die Auftriebskraft mit der Eintauchtiefe d l = 7 cm gleich der Gewichtskraft des Floßes und die Auftriebskraft mit dz = 8,4 cm gleich der Gewichtskraft des Systems Floß - Flößer: 2. Teilen Sie die zweite durch die erste djeser Gleichungen, um die unbekannten Variablen A und Pw zu elimjnieren: 3. Lö en Sie nach mM auf: mM = (ddz -l)m F = ( 8,4 cm -1) . (600 kg) = 1120 kgl 7,0 cm l BEISPIEL 13.8: Der Kork im Wasser Kork hat eine Dichte von 200 kg/m 3 • Berechnen Sie den Bruchteil des Korkenvolumens, der in das Wasser eintaucht, wenn der Korken auf dem Wasser schwimmt. Problembeschreibung: V ist das Volumen des Korkens, Vu ist der Teil des Volumens, der bei einem auf dem Wasser schwimmenden Korken untertaucht. Das Gewicht des Korkens ist PK V g, die Auftriebskraft durch das Wasser ist Fa.w= Pw Vug· Lösung: 1. Da ich der Korken im Gleichgewicht befindet, ist die Fa = Fa.w Auftriebskraft gleich der Gewichtskraft: 2. Lösen Sie nach ViV auf: PK Vg = PwVug 3 PK _ 200 kglm V - Pw - 1000 kg/m 3 Vu _ = ID LlJ Kom ment ar: Wie man sieht, taucht nur ein Fünftel des Korkens in das Wasser ein. Dieser Anteil ist unabhängig von der Form des Korkens. 13.4 BEWEGTE FLUIDE < < < I Wenn wir in den Beispielrechnungen Pw durch die Dichte PF eines beliebige n Fluids a ustauschen, können wir den eintauchenden Teil eines Körpers bestimmen, der in einem beliebigen Fluid treibt. Nach Gleichung 13.9 ist der eintauchende Bruchteil eines Körpers gle ich dem Verhältnis aus der Dichte des Körpers und der Dichte des Fluids: (13.14) Die Dichte von Eis beträgt 920 kglm 3 , die von Meerwasser 1025 kg/m 3 . Damit taucht von einem Eisberg ein Bruchteil von 3 920 kg/m = 0 898 1025 kg/m3 ' (13.16) in das Meerwasser ein. Das macht Eisberge für Schiffe so gefährlich, denn wenn nur etwa 10% eines Eisbergs über der Wasseroberfläche sichtbar sind, gibt dieser kleine Teil kaum den richtigen Eindruck von der Größe des unter Wasser verborgenen Teils. Insbesondere lässt sich kaum abschätzen, bis wohin sich der nicht sichtbare Teil des Eisbergs erstreckt. Wirbel bei turbulenter Strömung von heiße r Luft übe r e ine m Spiritusbrenner an de r Spitze eines roti erenden Ve ntilatorflüge ls (obe n im Bild). 1 3.4 Bewegte Fluide Die Strömung eines Fluids kann sehr kompliziert sein. Betrachten wir z. B. den aufsteigenden Rauch von einer Zigarette. Zunächst steigt der Rauch in einer gleichmäßigen Strömung nach oben, sehr bald aber setzen Turbulenzen ein, und der Rauch beginnt zu verwirbeln. Turbulente Strömung ist sehr schwierig zu beschreiben, selbst wenn man sich auf rein qualitative Abschätzungen beschränkt. Wir werden daher hier nur die nichtturbulente, stationäre Strömung eines "idealen" Fluids betrachten. "Stationär" bedeutet in diesem Zusammenhang, dass sich die Strömungsverhältnisse nicht mit der Zeit ändern. Ein solches Fluid soll bei seiner Strömung keine mechanische Energie "verbrauchen" (dissipieren); es hat dann keine innere Reibung, es ist also sozusagen reibungsfrei. Man sagt dann , das Fluid sei nichtviskos. Wir nehmen weiter an , dass das Fluid inkompressibel ist, was auf die meisten Flüssigkeiten in sehr guter Näherung zutrifft. In einem inkompressiblen Fluid ist die Dichte im gesamten Volumen gleich. Abbildung 13.12 zeigt eine flüssigkeitsgefüllte Röhre, deren Querschnitt sich langsam verengt. Die Flüssigkeit fließt von links nach rechts, und der schattierte Teil links zeigt das Flüssig- Windka nalunte rsuchun g an e ine m Auto. Die an di e Ka rosse ri e a ngekl e bte n Fädch e n und di e Ra uchschwade n in de r Luft zeige n die Strö mung de r Luft um die Ka rosseri e. 2' 1 l' 13.12 Eine inkompressible Flüssigkeit fließt durch eine R öhre mit vari able m Que rschnitt. Die dunkel eingezeichnete n Volumina si nd gleich . 4( )6 I »> 13 FLUIDE keitsvolume n ~v, das in der Z eit ~I die Fläche A I senkrecht durchfließt. Wenn die Flüssigke it auf di eser Fläche die Geschwindigkeit V I hat und der Que rschnitt de r Röhre an dieser Stelle die Größe A I besitzt, dann ist das Volum e n, das in der Zeit M durch die Fläche fließt, gegebe n durch Da wir das Fluid als inkompressibel ange nommen haben, muss dasselbe Volumen während derselben Zeit ~l auch jede andere Querschnittsfläche in der Röhre durchfließen . Das Volumen , das die Querschnittsfläche A 2 senkrecht durchfließt, ist rechts schattiert dargestellt. Wenn die Geschwindigkeit des Fluids an dieser Stelle V 2 beträgt und die Röhre dort die Querschnittsgröße A 2 hat, dann berechnet sich das Volumen gemäß ~ V = A 2 V2 ~t. Beide Volumina müssen gleich sein, daher ergibt sich (13.15) Geflecht von Adern. Die Größe A V heißt Volumenstrom Iy. Der Volumenstrom hat die Dimension eines Volumens pro Zeit. Bei der Strömung eines inkompressiblen Fluids ist der Volumenstrom durch jede Querschnittsfläche des Fluids gleich: I v = A v = konstant. (13.16) KONTINUITÄTSGLE ICHUNG Gleichung 13.16 heißt Kontinuitätsgleichung für inkompressible Fluide. Die Kontinuitätsgleichung taucht in ähnlicher Form auch in der Elektrodynamik auf (siehe Abschnitt 25.5). ÜBUNG: Das Blut fließt in einer Schlagader mit einem Radius von 1 cm mit einer Geschwindigkeit von 30 cm/s. Wie groß ist der Volumenstrom? (Lösung: Aus Gleichung 13.16 erhalten wir Iv=vA = 9,42 .10 - 5 m 3/s. Es ist üblich, die Pumpleistung des Herzens in Litern pro Minute anzugeben. Mit 1 m 3 = 1000 I und 1 min = 60 s ergibt sich 1v= 5,65 l/min. Innerhalb einer Minute wird also etwa das gesamte Blutvolumen des Körpers umgewälzt.) ÜBUNG: Das Blut fließt von einer großen Arterie mit dem Radius 0,3 cm, in der die Strömungsgeschwindigkeit 10 cmJs beträgt, in einen Bereich, in der der Radius aufgrund von Ablagerungen durch Arteriosklerose auf 0,2 cm verengt ist. Wie schnell fließt das Blut im Bereich der Verengung? (Lösung: Wenn wir die Anfangs- und Endgeschwindigkeit mÜ VI bzw. v 2 und die Querschnittsflächen der Blutgefäße mit Al und A 2 bezeichnen, liefert Gleichung 13.16 V2 AJ = -A 2 V2 = n(0,3 cm)2 n(0,2 cm) 2 (10 cm/s) = 22,5 cmJs. Eine Abnahme des Radius um ein Drittel erhöht also die Fließgeschwindigkeit auf mehr als das Doppelte.) Die Bernoulli-Gleichung Wenn ein Fluid in einer Röhre in eine Verengung hineinfließt, gewinnt es Geschwindigkeit, weil der Druck von hinten , der die Fluidmenge nach vorn treibt, größer ist als der der Bewegung entgegenstehende Druck von vorn. Die Bernoulli-Gleichung verknüpft Druck, Höhe und Flie ßge- 13.4 BEWEGTE FLUIDE '< I (a) 2' 1 l' (b) ] , 13.13 Ein Fluid fließt in einer Röhre, bei der sich nicht nur der Que rschnitt , ondcrn auch die Höhe über dem E rdboden ändert. a) Eine bestimmte Fluidme nge befindet sich zwi ehen den Flächen l und 2. b) In der Zeit I fli eßt das Volumen weiter, 0 das es sich jetzt zwi ehen den Flächen l ' und 2' befinde t. schwindigkeit eines inkompressiblen Fluids in stationärer Strömung. Die Gleichung folgt aus den Newton'schen Axiomen und lässt sich einfach mit Hilfe des Zusammenhangs zwischen Gesamte nergie und kinetischer Energie, angewandt auf eine bestimmte F luidmenge, herleiten. Wir betrachten ein Fluid, das in einer Röhre fli e ßt, die nicht nur e inen veränderlichen Querschnitt hat, ondern bei der auch die Höhe über dem Erdboden variie rt (Abbildung 13.13). Wir wenden den Zusammenhang zwischen Gesamte ne rgie und kinetische r Energie auf die Fluidmenge an, die ich anfangs zwischen den Flächen 1 und 2 befindet (Abbildung 13.13 a) . Wä hre nd der Zeit I:!.t bewegt sich die Fluidmenge e ntlang de r Röhre zwi ehen den P unkten l ' und 2' (Abbildung 13.13 b). Wir bezeichn e n mit I:!. V das Fluidvolumen, das wä hrend der Z e it I:!.t die Fläche AI durchströmt. I n derselben Zeit durchströmt wegen de r Konti nuitätsgleichung dasselbe Volumen auch die Fläche A ~. We iter beze ichnen wir mit I:!.m = p I:!. V die Masse de Fluidvolumen I:!.v. Dann kann man das Fließen der Flü sigkeit 0 de uten, al ob eine Masse I:!.m, die sich anfangs mit der Ge chwindigkeit VI auf de r Höhe h l bewegte, nun auf die H ö he h 2 "angehoben" wurde und ich dort mit de r G e chwindigkeit v~ bewegt. Di e potenzielle Energie des Fluidvolum e ns ä ndert sich demnach um und die kinetische Energie ä nde rt ich um I:!.Ek,n = ~ (I:!.m ) vi -1 (I:!.m )vi =~ p V (v~ - v~). 40 8 I »> '3 FLUIDE 1 l' 13.14 Energetische Betrachtung des Fluids, das durch eine Röhre fließt, bei der sich nicht nur der Querschnitt, sondern auch die Höhe über dem Erdboden ändert. Die entgegengesetzten Kräfte F I =PIA I und F2 =P2 A 2 verrichten Arbeit an der Flüssigkeit. Das Resultat ist, dass ein bestimmtes Volumen des Fluids, hier schattiert eingezeichnet, von der Höhe h , auf die Höhe h2 angehoben wird und dabei seine Geschwindigkeit von VI in V 2 ändert. Das Fluid hinter dem betrachteten Volumen (in Abbildung 13.14 links von dem schattierten Bereich) übt eine Kraft F I = PI A I auf das Volumen aus, wobei PI der Druck des Fluids an der Fläche 1 ist. Diese Kraft verrichtet die Arbeit Nach dem Zusammenhang von Gesamtarbeit und mechanischer Energie gilt W = !1Epol + !1Ekin und damit in diesem Fall Zur gleichen Zeit übt das Fluid vor dem betrachteten Volumen (in der Abbildung zur Rechten des schattierten Bereichs) eine Kraft F2 = P2 A 2 aus, die der Fließrichtung entgegenwirkt (also das betrachtete Volumen nach links drücken will). Diese Kraft verrichtet die negative Arbeit Die Gesamtarbeit, die von den beiden äußeren Kräften verrichtet wird, ist (P! - P2 )!1 V = p!1 V g(h2 - h t ) +tp!1 V (v~ - vi)· Teilen wir beide Seiten durch !1 V, so erhalten wir Nun sammeln wir alle Größen mit dem Index 1 auf der einen und die mit dem Index 2 auf der anderen Seite; dann ergibt sich (13.17a) Dieses Ergebnis lässt sich auch in folgender Form angeben: P + P g h + t P v 2 = konst. (13.1 7b) BERNOUlLl - G lEICHUNG Die Gleichung besagt, dass diese Kombination der Größen für jeden Punkt entlang der Röhre denselben Wert hat. Der in den Gleichungen 13.17a und 13.17b ausgedrückte Zusammenhang heißt BernoulJi-Gleichung und gilt für die stationäre Strömung eines nichtkompressiblen, nichtviskosen Fluids. Die Gleichung lässt sich bis zu einem gewissen Grad auch auf kompressible Fluide wie Gase anwenden; für viskose Flüssigkeiten muss man die Gleichung jedoch modifizieren (wir kommen darauf im Abschnitt über viskose Strömungen noch zurück). Die Bernoulli-GJeichung wurde von dem Schweizer Mathematiker und Physiker Daniel Bernoulli (1700-1782) aufgestellt und hat zahlreiche Folgerungen, von denen wir im Folgenden einige besprechen werden - beginnend mit dem leckenden Wassertank in Beispiel 13.9. 13.4 BEWEGTE FLUIDE «< I BEISPIEL 13.9: Der leckende Wassertank Ein großer, oben offener Wassertank hat an einer Seite ein kleines Loch in einer Höhe h unterhalb der Wasseroberfläche. Mit welcher Geschwindigkeit strömt das Wasser aus dem Loch heraus? Problembeschreibung: Wir wenden die Bernoulli- Gleichung auf die Querschnittsflächen des Tanks in der Höhe a und b in Abbildung 13.15 an. Da der Durchmesser des Lochs viel kleiner ist als der Durchmesser des Tanks, können wir die Geschwindigkeit an der Wasseroberfläche (also in Höhe a) vernachlässigen. -,' T a t öh b ha hb 13.15 Lösung: 1. Die Bernoulli-Gleichung mit Va =0 ergibt: 2. Die Flächen in den Höhen a und b sind gegen die Atmosphäre hin offen, daher ist entlang bei der Flächen der Druck gleich dem Luftdruck Pa,: Pa = Pa, und damit 3. Lösen Sie das Ergebnis aus Schritt 2 nach der Geschwindigkeit Vb des ausfließenden Wassers auf: V~ und p g h a = P g h b + ~ P v~ = 2g (ha - h b ) = 2g /lh und damit Kommentar: Diese Formel wurde durch Anwendung der Fallgesetze auf die ausströmende Flüssigkeit bereits 1640 von Torricelli hergeleitet - und wird auch Torricelli'sche Ausflussformel genannt. ÜBUNG: Das aus dem Tank ausfließende Wasser wird sofort vertikal nach oben geleitet. Wie hoch spritzt es dann? (Lösun g: Das Wasser spritzt bis in die Höhe h, also bis zur seiben Höhe wie die Wasseroberfläche im Tank.) Kommentar: Einen Springbrunnen, der von einem höher gelegenen Reservoir gespeist wird , nennt man einen artesischen Brunnen. Der Name leitet sich von der französischen Region Artois ab, wo durch besondere geologische Gegebenheiten eine solche natürliche Springquelle gefunden wurde. Eine besondere Anwendung der Bernoulli-Gleichung gilt für Fluide in Ruhe. D ann ist nämlich VI = V2= O, und man erhält Dabei gibt /lh den Höhenunterschied zwischen den beiden betrachteten Punkten an. Dieser Zusammenhang ist uns schon als Gleichung 13.8 begegnet. In Beispiel 13.9 tritt das Wasser aus dem Loch mit der Austrittsgeschwindigkeit aus, die es beim freien Fall aus der Höhe h hätte. Diese Erkenntnis wird als Gesetz von Torricelli bezeichnet. Die Austrittsgeschwindigkeit ist unabhängig davon, ob das Wasser an der Seite oder am Boden austritt, wenn nur der Wasserspiegel zuvor die gleiche Höhe h hatte. 13.16 Verengun g in einer Röhre, in der sich ein Fluid bewegt. Der Druck ist in der Vere ngung ge ringer als im weiten Teil der R öhre, abe r das Fluid bewegt sich dort schneller. 4C o I »> '3 FLUIDE -V2 In Abbildung 13.16 fließt Wasser durch eine horizontale Röhre mit einer Verengung. Da beide Teile der Röhre sich a uf derselben Höhe befinden, gilt h l =h 2 in Gleichung 13.17 a. Dann nimmt die Bernoulli-Gleichung die Form p 13.17 Die Stromlinien in einem Fluid geben die Richtung der Strömung an, ihr Abstand die Strömungsgeschwindigkeit. + ~ P v2 = (13.18) konstant an. Wenn das Fluid durch die Verengung fließt, ist die Querschnittsfläche A kleiner, daher muss die Geschwindigkeit v zunehmen, damit der Volumenstrom Iv konstant bleibt. Wenn aber die Geschwindigkeit zunimmt, dann muss - entgegen der Intuition - der Druck abnehmen , damit auch P + ~ P v 2 konstant bleibt. Aus diesem Grund ist der Druck in der Engstelle geringer. Wenn die Strömungsgeschwindigkeit eines Fluids zunimmt, geht der Druck zurück. VENTURI-EFFEKT Dieses Ergebnis wird oft als Venturi-Effekt bezeichnet. Dieser durch Gleichung 13.18 beschriebene Effekt lässt sich in zahlreichen Situationen anwenden, bei denen - wie in Beispiel 13.10 keine Höhenunterschiede berücksichtigt werden müssen. Die Luftströmung über dem Spoiler des Formel-I-Rennwagens erzeugt einen größeren Druck über dem Spoiler; damit erhöht sich das effektive Gewicht des Fahrzeugs und damit die Bodenhaftung bei hohen Geschwindigkeiten. Ein Flugzeugflügel ist gerade so entworfen, dass der größere Druck durch die Luftströmung unter dem Flügel entsteht, so dass das Flugzeug dadurch getragen wird. Bei der in Abbildung 13.17 gezeigten Röhre deuten die eingezeichneten Linien eine Strömung an. Man nennt sie daher Stromlinien. Ihre Richtung gibt die Richtung der Strömung an, ihr Abstand symbolisiert die Strömungsgeschwindigkeit. Je enger die Stromlinien beisammen liegen, umso schneller strömt das Fluid; je weiter die Linien auseinander liegen, umso geringer ist die Strömungsgeschwindigkeit. Da bei einer horizontalen Strömung der Druck zurückgeht, wenn die Geschwindigkeit steigt, gibt also die Abnahme des Stromlinienabstands eine Druckabnahme an . Mit dem Venturi-Effekt lässt sich auch das Abheben eines Flugzeugs oder die Krümmung der Bahn von einem Baseball qualitativ verstehen. Die Tragfläche eines Flugzeugs ist so geformt, dass die Luft über der Oberseite der Tragfläche sich schneller bewegt als die Luft unterhalb der Tragfläche. Dadurch ist der Luftdruck auf der Oberseite geringer als auf der Unterseite, und es entsteht eine nach oben gerichtete Kraft, die die Tragfläche und damit das Flugzeug trägt. Abbildung 13.19a zeigt die Aufsicht auf einen sich bewegenden Baseball mit Drall. Während der Ball sich dreht, führt er die um ihn herumströmende Luft mit sich. Abbildung 13.19b zeigt dieselbe Situation, diesmal jedoch im Bezugssystem des Balls betrachtet. In diesem Bezugssystem führt der Ball zwar keine Translationsbewegung aus, aber er rotiert. Diese Drehung des Balls verursacht eine zusätzliche Bewegung der Luft. Deren Geschwindigkeit addiert sich auf der linken Seite des Balls zur Geschwindigkeit der vorbeiströmenden Luft hinzu , auf der rechten Seite subtrahiert sie sich. Daher ist die Luftgeschwindigkeit auf der Linken des Balls höher als auf der Rechten , wodurch der Druck auf der Linken geringer ist als auf der Rechten. Daher beschreibt der Ball eine Linkskurve. Auch der Zerstäuber in Abbildung 13.20 nutzt den Venturi-Effekt aus. 13.4 BEWEGTE FLUIDE .... « BEISPIEL 13.10: Titel Venturi-Rohr Ein Venturi-Rohr, benannt nach dem italienischen Physiker Giovanni Battista Venturi (1746 - 1822), dient zur Messung der Durchflussgeschwind igkeit von Fluiden. Den prinzipiellen Aufbau zeigt Abbildung 13.18. Ein Fluid mit der Dichte Pr fließt durch ein Rohr mit dem Querschnitt A I, das eine Verengung mit dem Querschnitt A 2 hat. Die beiden Teile des Rohrs sind durch ein U-Rohr-Manometer verbunden, das teilweise mit einer Flüssigkeit der Dichte Pl gefüllt ist. Da die Strömungsgeschwindigkeit im engen Teil des Rohrs höher ist, ist der Druck dort geringer als in den anderne Teilen des Rohrs. Die Druckdifferenz erzeugt eine Höhendifferenz t:J.h in den beiden Schenkeln des U-Rohr-Manometers, die man 13.18 messen kann. Drücken Sie die Strömungsgeschwindigkeit des Fluids mit Hilfe der gemessenen Höhendifferenz t:J.h und den bekannten Größen PF :Pt und [ = A I/A z aus. ZUR ÜBUNG Problembeschreibung: Die Drücke PI und P2 in den beiden Abschnitten des Rohrs hängen mit den Strömungsgeschwindigkeiten VI und V2 über die Bernoulli-Gleichung zusammen. Die Druckdifferenz in den beiden Abschnitten und die Höhendifferenz t:J.h hängen gemäß PI - P2 = P g t:J.h zusammen. Damit lässt sich V2 nach der Kontinuitätsgleichung mit Hilfe von VI und den bei den Querschnittsflächen A I und A 2 ausdrücken. Lösung: Decken sie zunächst die rechte Spalte ab und versuchen Sie jeweils, die Ergebnisse selbst zu ermitteln. Schritte Ergebnisse 1. Die beiden Abschnitte des Rohrs befinden sich auf gleicher Höhe. DamÜ können Sie die Bernoulli-Gleichung anwenden. PI 2. Schreiben Sie Kontinuitätsgleichung für die beiden Abschnitte nieder. Lösen sie nach V2 auf. j-! PI" ,,2 und damit AI - A~ 3. Setzen Sie Ihr Ergebnis für V 2 in die Gleichung von Schritt 1 ein. DamÜ erhalten Sie eine Gleichung für die Druckdifferenz P I -P2• Pz -r ~ PI [UI / '1 P I - p , . ~ PI ( ,,~ - I '~) 1PI (J' - 1) "i 4. Schreiben Sie die Druckdifferenz PI - P 2 mit Hilfe der Höhendifferenz t:J.h der Flüssigkeit in dem U-Rohr-Manometer. Di e Druckdifferenz ist gleich dem Druckabfall in einer Flüssigkeitssäule der Höhe t:J.h und dem Druckabfall in den Fluid mit gleicher Höhendifferenz. 5. Setzen Sie die beiden Ausdrücke für P I - P 2 gleich und lösen Sie nach VI auf. ~ PIU': . 1) " ~ = (Pt - P lI ~ L\h und dam it ÜBUNG: Berechnen Sie die Durchflussgeschwindigkeit Vi> wenn gilt: t:J.h = 3 cm. [ = 4, das F luid ist Luft (PF = 1,29 kg/ m' ), und die Flüssigkeit im U-Rohr-Manometer i t Wasser (Pu = 103 kg/ m J ). (Lösung: V I = 5,51 ml s). Kommentar: Luft ist kein inkompressi bles Fluid, darum ka nn man di e Be rnoulli-Gleich ung und die Kontinuitätsgleichung stre ng genommen nicht anwenden. Die R echnung in di eser Übung weist also - ander als die Rechnung in Beispiel 13.9 - eine gewisse Ungenauigkeit auf. I 41 12 I »> 13 FLUIDE In der Mitte des 19. Jahrhundert hat de r deutsche Physiker Gustav Magnus (1802 -1870) den Venturi-Effekt an rotierenden Körpern untersucht, we wege n die er Effekt im deutschen Sprachraum auch als Magnus-Effekt bezeichnet wird. Magnus betrachtete die Bewegung von Geschossen, die aus glatten Rohren abgeschossen wurden. Heute wird die Abweichung der Geschosse von ihrer gewöhnlichen Flugbahn dadurch unterdrückt Uedoch nicht ganz beseitigt), dass man gezogene Läufe verwendet. Sie geben dem Ge choss einen Drall in Längsricbtung, parallel zur Bewegung des Geschosses. In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts hat man auch versucht, den Magnus-Effekt zum Antrieb von Schiffen auszunutzen. Statt mit Masten waren die Versuchsschiffe mit senkrecht stehenden, hohen Zylindern ausgestattet, die je nach Windrichtung durch Maschinenkraft in Rechts- oder Linksdrehung versetzt wurden. Diese "Rotorschiffe" haben sich jedoch nicht durchsetzen können. (a) v (b) v hoch, P niedrig v v niedrig, Phoch Obwohl die Bernoulli-Gleichung sehr nützlich für die qualitative Beschreibung vieler Eigenschaften von Fluidströmungen ist, stimmen diese Beschreibungen oft nur sehr ungenau mit den Messergebnissen aus Experimenten überein. Dies liegt daran, dass die Voraussetzungen für die Anwendbarkeit der Bernoulli-Gleichung streng genommen nicht gegeben sind: Gase wie Luft sind eben nicht inkompressibel, und Flüssigkeiten wie Wasser weisen immer eine - wenn möglicherweise auch sehr kleine - Viskosität auf, so dass Energie dissipiert wird und die mechanische Energie nicht erhalten bleibt. Zudem ist es oft schwierig, eine stationäre Strömung ohne Turbulenzen aufrecht zu erhalten; Turbulenzen aber können das Ergebnis in hohem Maße beeinflussen. Der Übergang von stationärer zu turbulenter Strömung ist daher ein Ansatzpunkt der modernen nichtlinearen Physik. Nach der Bernoulli-Gleichung ist der Druck eines Fluids, das stationär durch eine lange, gerade, ebene Röhre mit konstantem Querschnitt fließt, entlang der Röhre konstant. In der Praxis beobachtet man jedoch einen Druckabfall entlang der Strömungsrichtung. Man kann daraus schließen, dass eine Druckdifferenz nötig ist, um ein Fluid durch eine horizontale Röhre zu bewegen. Dank dieser Druckdifferenz lassen sich zwei bremsende Kräfte überwinden: die Widerstandskraft, die die Wandung der Röhre auf die Fluidschicbt unmittelbar an der Wandung ausübt, und die Widerstandskraft, die von den mit leicht unterschiedlicher Geschwindigkeit strömenden Schichten des Fluids aufeinander ausgeübt werden. Diese Widerstandskräfte sind letztlich Reibungskräfte der Fluidteilchen aneinander und verursachen die Zähigkeit oder Viskosität des Fluids. Als Folge der Viskosität ist die Geschwindigkeit des Fluids über den Querschnitt der Röhre nicht konstant: Sie ist in der Mitte der Röhre am größten und am kleinsten - im Extremfall nahezu null- dort, wo das Fluid mit der Wandung der Röhre in Kontakt ist (Abbildung 13.21). Wir bezeichnen mit PI den Druck an Fläche 1 und mit P2 den Druck an Fläche 2, die sich die Strecke i stromabwärts von Fläche 1 befindet. Der Druckabfalll1P = P I - P 2 zwischen den beiden Flächen ist proportional zum Volumenstrom: Viskose Strömungen* 13.19 a) Aufsicht auf einen sich im Gegenuhrzeigersinn drehenden Baseball. Dieser Fall tritt auf, wenn der Werfer rechtshändig ist. b) Im Bezugssystem des Balls ruht der Ball, dreht sich jedoch, und die Luft bewegt sich an ihm vorbei. Wegen seiner rauen Oberfläche führt der sich drehende Ball die Luft mit sich herum. Dadurch wird die Geschwindigkeit der vorbeiströmenden Luft auf der linken Seite höher und auf der rechten Seite niedriger. Der Druck nimmt damit auf der linken Seite ab und auf der rechten Seite zu. Daher beschreibt der Ball eine Linkskurve. (13.19) Dabei bezeichnet Iv = v A den Volumenstrom und die Konstante R den Strömungswiderstand, der von der Länge i der Röhre, ihrem Radius r und der Viskosität des Fluids abhängt. Gleichung 13.19 wird in Beispiel 13.11 für den Blutkreislauf angewendet. 13.4 BEWEGTE FLUIDE <<< I BEISPIEL 13.11: Strömungswiderstand des Bluts Wenn das Blut von der Aorta aus durch die Hauptschlagader, die kleineren Arterien, die Kapillargefäße und die Venen zum rechten Vorhof zurückfließt, dann fällt der Blutdruck von 100 Torr auf null ab. Der Volumenstrom beträgt 0,8 Us. Wie groß ist dann der Gesamtsträmungswiderstand des Kreislaufsystems? Problembeschreibung: Der Strömungswiderstand hängt über Gleichung 13.19 mit dem Druckabfall und dem Volumenstrom zusamme n. Mit Hilfe von Gleichung 13.10 lässt sich zwischen den Druckeinheiten Torr und Pascal umrechnen. Lösung: Schreiben Sie den Strömungswiderstand mit Hille des Druckabfalls und des Volumenstroms, und geben Sie alle Terme in SI-EInheiten an: R = t1P Iv 100 torr 0,8 fis 101 kPa 760 torr 1f 10 cm 3 3 = 116,6 kPa . s/m31 Kommentar: Wir hätten das Ergebnis mit dem Zusammenhang 1 Pa = 1 N/m 2 auch in der Form R = 16,6 kN . s/m 5 angeben können. Um die Viskosität eines Fluids zu definieren , betrachten wir ein Fluid zwischen zwei parallelen Platte n im Absta nd z, die jeweils die Fläche A aufweisen (Abbildung 13.22). Die obere Platte wird durch eine horizontal wirkende Kraft F mit konstanter Geschwindigkeit v gezogen, die untere Platte dagegen bleibt in Ruhe. Für die Bewegung der oberen Platte ist eine Kraft nötig, weil zwischen der Platte und der angrenzenden Fluidschicht Reibungskräfte wirken , die der Bewegung entgegengesetzt sind. Man kann den Vorgang also als eine Scherung auffassen. Die Geschwindigkeit des Fluids zwischen den Platten hängt vom Abstand zur bewegten Platte ab: In der Nähe der oberen Platte beträgt die Geschwindigkeit annähernd v, nah e der unteren Platte dagegen fast null. In einem solchen Fall spricht man von einer laminaren Strömung (vom lateinischen lamina für "Blatt"), weil man die Gesamtbewegung des Fluids in die Bewegung einzelner Fluidschichten zerlegt. Es zeigt sich, dass die Kraft F direkt proportional zu v und A und umgekehrt proportional zum Plattenabstand z ist. Die Proportionalitätskonstante ist die Viskosität 'YJ oder Zähigkeit: vA F='YJ-. z Die SI-Einheit der Viskosität hat keinen eigenen (13.20) 13.20 Wenn der Gummibalg an dem Zer täuber gedrückt wird , wird Luft durch die Verengung des horizontale n Röhrche ns gepresst; dadurch sinkt dort der Druck bis unterhalb des gewöhnlichen Luftdruck. Durch die Druckdifferenz wird die Flüssigke it im lnne re n des Zerstäubers in die Verengung gedrück t, gerät in den Luftstrom und wird in feine Tröpfchen zerstä ubt. E in ä hnli cher Effekt tritt im Vergaser eines Verbrennungsmotor auf. 1 2 amen, sie ist N . s/m 2 = Pa· s. In der älteren Literatur findet man noch die cgs- Einheit Poise mit dem Einheitenzeichen P (nach dem französischen Arzt und Physiologen Jean-Louis Mari e Poise uille, 1799 -1869). Die Einheiten sind verknüpft durch di e Bezie hung 1 Pa · s = 10 P. v (13.21 ) Tabelle 13.3 führt die Viskosität mehrerer Fluide bei verschiedener Temperatur a uf. Typischerweise steigt die Viskosität einer Flüssigkeit, wenn die Temperatur abnimmt. Au diesem Grund musste man im Winter früher ei n weniger viskoses Motoröl verwenden, um auch bei großer Kälte eine ausreichende Schmierung des Motors zu geWährleisten. Heute werden den Motorölen Additive zugesetzt, d. h. spezielle Polymere, deren Viskosität mit sinkender Temperatur abnimmt. Auf diese Wei e bleibt die Viskosität eines modernen Motoröls über einen weiten Temperaturbereich konstant. 13.21 We nn e in visko e Fluid durch e ine Rö hre Oieß t. ist di e Strömung geschwindigke it in der Mille de r R öhre am grö ßte n. An de r Wandung de r Rö hre ist di e Strö mung geschwindigke it nahezu null. 4' 14 I »> 13 FLUIDE A Kombiniert man die Gleichungen 13.19 und 13.22, so erhält man den Druckabfall über eine Röhre der Länge emit dem Radius r: F v (13.23) GESETZ VON HAGEN - POISEUILLE 13.22 Zwischen zwei paralJelen Platten mit gleicher Fläche A befindet sich ein viskoses Fluid. Wenn die obere Platte mit der Geschwindigkeit v relativ zur unteren bewegt wird, übt jede der Fluidschichten eine Reibungskraft auf die jeweils benachbarte Schicht aus. Die Kraft, die benötigt wird, um die obere Platte zu bewegen, ist direkt proportional zu v und A und umgekehrt proportional zum Plattenabstand z. Tabelle 13.3 Fluide Fluid Wasser Blut Motoröl (SAE lOW) Glycerin Luft Viskosität verschiedener t in oe 1/ in JBPa·s 0 20 60 37 30 0 20 60 20 1,8 1,00 0,65 4,0 200 10000 1410 81 0,018 Das Gesetz von Hagen-Poiseuille Für den Strömungswiderstand R einer stationären, laminaren Strömung durch eine Röhre der Länge e mit dem Radius r (Gleichung 13.19) lässt sich zeigen , dass (13.22) Gleichung 13.23 ist im deutschen Sprachraum als das Gesetz von Hagen-Poiseuille bekannt; e wurde von dem deutschen Wasserbauingenieur Gotthilf H. L. Hagen (1797 -1884) aufgestellt, als er Poiseuilles Arbeiten weiterentwickelte. Im englischen Sprachraum wird es als Poiseuille's Law bezeichnet. Beachten Sie die l/r4 -Abhängigkeit des Druckabfalls: Wenn der Radius der Röhre halbiert wird, dann nimmt der Druckabfall für einen gegebenen Volumenstrom um den Faktor 16 zu . Mit anderen Worten: Man benötigt den 16fachen Druck, um ein Fluid mit dem gleichen Volumenstrom durch die Röhre zu pumpen. Dies ist der Grund, warum bei Verengungen der Blutgefäße der Blutdruck extrem ansteigen kann - mit allen bekannten schädlichen Folgen für Organe, Herz- und Kreislaufsystem. Für Wasser, das durch einen langen Schlauch fließt, ist der Druckabfall fest, nämlich gleich der Differenz zwischen dem Wasserdruck an der Quelle und dem Luftdruck an der anderen Seite. Der Volumenfluss ist dann proportional zu vierten Potenz des Radius. Deshalb nimmt bei einer Halbierung des Radius der Volumenstrom um den Faktor 16 ab. Das Gesetz von Hagen-Poiseuille gilt nur für die laminare (d. h. nichtturbulente) Strömung eines Fluids mit konstanter Viskosität. In einigen Fluiden ändert sich jedoch die Viskosität mit der Strömungsgeschwindigkeit. Zu diesen Fluiden gehört auch Blut, ein komplexes Gemisch aus festen Bestandteilen mit verschiedenen Formen, die im flüssigen Blutplasma suspendiert sind. Die roten Blutkörperchen beispielsweise sind scheibenförmig; bei niedriger Strömungsgeschwindigkeit nehmen sie im Blut eine zufällige Orientierung ein, bei höheren Geschwindigkeiten dagegen orientieren sie sich, um das Fließen zu erleichtern. Daher nimmt die Viskosität von Blut ab, wenn die Strömungsgeschwindigkeit steigt, und daher ist das Gesetz von Hagen-Poiseuille streng genommen auf den Blutfluss nicht anwendbar. Das Gesetz bietet jedoch eine gute Näherungsbeschreibung, mit dem sich die Gesetzmäßigkeiten des Blutflusses qualitativ sehr gut verstehen lassen. In Kapitel 25 über den elektrischen Strom I durch einen metallischen Leiter werden wir das Ohm 'sche Gesetz t1.cjJ = IR kennen lernen; es gibt den Zusammenhang zwischen der Potenzialdifferenz llcp und dem elektrischen Widerstand R eines Drahts an. Wie sich zeigen wird, ist das Ohm 'sche Gesetz ein Analogon zum Gesetz von Hagen-Poiseuille llP = IvR. Turbulenz und Reynolds-Zahl Wenn die Strömungsgeschwindigkeit eines Fluids einen bestimmten Grenzwert überschreitet, geht die laminare in eine turbulente Strömung über. Die kritische Geschwindigkeit, über der die Strömung durch eine Röhre turbulent wird, hängt von der Dichte und der Viskosität des Fluids sowie vom Radius der Röhre ab. Die wichtigste Kennzahl zur Charakterisierung von F luidströmungen ist die Reynolds-Zahl Re (nach dem britischen Physiker und Ingenieur Osborne Reynolds, 1842-1912). Sie ist definiert durch Re =2 rpv. 17 (13.24) l3 ZUSAMMENFASSUNG «< I BEISPIEL 13.12: Blutfluss in der Aorta Berechnen Sie die Reynolds-Zahl für Blut, das mit einer Geschwindigkeit von 30 cm/s durch eine Aorta mit dem Radius 1,0 cm fließt. Nehmen Sie an, dass Blut eine Viskosität von 4 mPa· s und eine Dichte von 1060 kg/m 3 hat. Problembeschreibung: Da Re eine dimensionslose Zahl ist, können wir mit einem beliebigen Satz E inheiten rechnen, solange er nur in sich konsistent ist. Lösung: Schreiben Sie in Gleichung 13.24 für die Reynolds-Zahl jede der verwendeten Größen in SI-Einheiten. Re =2 rp v 17 _ 2· (0,01 m) . (1060 kg/m 3 ) . (0,3 m/s) 4 . 10- 3 Pa · s = 1 1590 1 Kommentar: Da die Reynolds-Zahl deutlich unter 2000 liegt, wird diese Strömung eher laminar sein als turbul ent. Dabei ist v die mittlere Strömungsgescbwindigkeit des Fluids. Experimente baben gezeigt, dass die Strömung durch ein Rohr bis zu einer Reynolds-Zabl von etwa 2000 meist laminar ist, bei Werten über Re > 3000 wird die Strömung meist turbulent. Im Zwischen bereich ist die Strömung instabil und kann von einem Typ zum anderen übergehen. Die genaue Ausbildung der Strömung hängt von den Anfangsbedingungen und von technischen Details (z. B. Oberflächenrauheit der Röhre) ab. Daher ist der kritische Wert der Reynolds-Zahl nicht allgemein zu berechnen, sondern muss für jedes Strömungsproblem experimentell bestimmt werden. In Beispiel 13.12 wird abschließend die Reynolds-Zahl von Blut berechnet. Falschfarbenbild der Turbulenz von Blut, das in das Herz hin ein- un d wieder herausfli eß t. Der systolische Ausstoß des Bluts aus der linken H e rzka mme r in di e Aorta ist rot, die diastolische Fü llung der rechten H e rzka mme r ist blau abgebi ldet. Die Au[nahme e ntstand mit einem bildgebenden Magne tresona nzverfa hre n (NM R ). Zusammenfassung 1. Fluid ist die zusammenfassende Bezeichnung für Flüssigkeiten und Gase. 2. Dichte, relative Dichte und Druck sind abgeleitete Größen, di e bei der Statik und D yna mik von Fluiden eine große Roll e spielen. 3. Das Pascal'sche Prinzip und das archimedische Prinzip lassen sich aus den Newton'schen Axiomen herleiten. 4. Die Bernoulli-Gleichung lässt sieb aus der Erhaltung de r mechanischen Gesamtenergie herlei ten . 5. * Der Venturi- und der Magnus-Effekt sind Spezialfälle de r Bernoulli -G leichung. 6.* Das Gesetz von Hagen-Poise uille beschreibt den Druckabfall e iner Strömung durch ei ne Röhre a ufgrund der Viskosität des Fluids; mit der Reynolds-Zahl kann man vorhersagen, ob e ine Strömung lamin ar oder turbulent ist. Thema 1. Dichte Wichtige Gleichungen und Anmerkungen Die Dichte einer Substanz ist de r Quotient ihrer Masse und ihres Volumens: m p = V· (13.1) Di e Dichte der meisten Feststoffe und Flüssigkeiten ist annähernd unabhängig von Temperatur und Druck, wohingegen die Dichte von Gasen sehr stark von die en Größen abhängt. Die Wichte ist gleich der Dichte mal der Erdbesch le unigung g. Die Wichte von Wa er beträgt 9,81 NIL. 2. Relative Dichte Die spezifische Dichte e iner Substanz ist das Verhältnis ihrer Dichte zu der Dichte von Wa er. Ei n Körper sinkt (oder schwimmt) in einem Fluid , wenn eine Dichte größer (oder kleiner) als die Dichte des Fluids ist. 41 1161 »> 13 FLUIDE Der Druck eines Fluids ist die auf die Fläche bezogene Kraft, die von dem Fluid ausgeübt wird: 3. Druck F P- A' (13.3) Die SI-Einheit des Drucks ist das Pascal mit Einheiten 1 Pa 1 N/m2 . = (13.4) Weitere noch gebräuchliche Druckeinheiten sind das Bar, die Atmosphäre und das Torr: 1 atm 1 bar Überdruck = 103 mbar = (13.10) (13.5) 100 kPa . Der Überdruck Pe ist die Druckdifferenz zwischen dem gemessenen Druck P und dem Atmosphärendruck P at : = Pe + P at · P In einer Flüssigkeit = 760 mmHg = 760 torr = 101,325 kPa , (13.9) In einer Flüssigkeit nimmt der Druck linear mit der Tiefe zu: = Po + P g /).h P (13.8) (p konstant). In einem Gas In einem Gas nimmt der Druck exponentiell mit der Höhe ab. Kompressionsmodul Der (negative) Quotient von Druck und relativer Volumenänderung eines Körpers heißt Kompressionsmodul K: /)'P (13.7) K =- /).V jV· 4. Pascal'sches Prinzip Der Druck, der auf eine Flüssigkeit in einem geschlossenen Behälter wirkt, pflanzt sich unverändert an jeden Ort der Flüssigkeit und die Wände des Behälters fort. 5. Archimedisches Prinzip Ein Körper, der ganz oder teilweise in ein Fluid eintaucht, erfährt eine Auftriebskraft; sie ist der Gewichtskraft des von ihm verdrängten Fluids gleich. 6. Strömende Flüssigkeiten * Volumenstrom Als Volumenstrom bezeichnet man das pro Zeiteinheit durch eine Fläche vom Querschnitt A fließende Volumen eines Fluids. Iv = Av. Kontinuitätsgleichung Für die stationäre Strömung eines inkompressiblen Fluids ist der Volumenstrom an jedem Punkt des Fluids konstant: Iv Bernoulli-G leichung = Av = konst. (13 .16) Für die stationäre Strömung eines imkompressiblen, nichtviskosen Fluids ohne Turbulenz bleibt die mechanische Energie erhalten: P + P g h + ~ pV2 = konstant. (13.17b) Venturi-Effekt Wenn die Strömungsgeschwindigkeit in einem Fluid steigt, fällt der Druck. Strömungswiderstand Bei der Strömung eines viskosen Fluids durch eine Röhre ist der Druckabfall proportional zum Volumenstrom. Die Proportionalitätskonstante ist der Strömungswiderstand R : /)'P Viskosität = Iv R. (13.19) Die Viskosität beschreibt den Widerstand eines Fluids gegen eine Schubspannung F/A: vA F=T/-. z (13.20) 13 AUFGABEN < < < I Gesetz von Hagen-Poiseuille Das Gesetz von Hagen-Poiseuille verknüpft de n Strömungswiderstand R eines in ein er Röhre fließenden viskosen , inkompressiblen Fluids mit dem auftretenden Druckabfall I!!.P; der Strömungswiderstand selbst ist umgekehrt proportional zur vierten Potenz des Radius r der Röhre: (13.23) Laminare und turbulente Strömung, Reynolds-Zahl Eine Strömung ist in der Regel laminar, wenn die Reynolds-Zahl kleiner als etwa 2000 ist; bei einem Wert von über 3000 ist sie in der Regel turbulent. Die Reynolds-ZahJ Re für die Strömung durch ein Rohr ist gegeben durch Re=2rpv. (13.24 ) YJ Aufgaben Gelegentlich enthalten die Aufgaben mehr Angaben , als für die Lösung erforderlich sind. Bei einigen anderen dagegen werden Daten aus dem AJlgemeinwissen, aus anderen Quellen oder sinnvolle Schätzungen benötigt. • Einfache Aufgaben mit nur einem Rechenschritt. • • Mittelschwere Aufgaben, können die Kombination verschiedener Konzepte erfordern. • •• Anspruchsvolle Aufgaben. Bei allen Aufgaben ist die Erdbeschleunigung g = 9,81 mJs2• Falls nichts anderes angegeben ist, sind Reibung und Luftwiderstand zu vernachlässigen. Verständnisaufgaben 13.1 •• Ein Stein von der Masse m mit der dreifachen Dichte von Wasser hängt an einem Faden. Sie halten das Ende des Fadens in der Hand und senken den Stein in einen Wasserbehälter, der fast bis zum Rand mit Wasser gefüllt ist. Der Wasserbehälter steht auf einer Waage. Als der Stein kurz über dem Boden des Wasserbehälters ist, reißt der Faden. In dem Zeitraum, bis der Stein auf dem Boden des Behälters liegt, nimmt die Anzeige der Waage um a) 2 mg, b) mg, c) ~ mg, d) ~ mg, e) null zu. 13.2 •• Ein Stein wird in einen Swimming-Pool mit gleichmäßig warmem Wasser geworfen. Welche der folgenden Aussagen ist richtig? a) Die Auftriebskraft auf den Stein ist null, während er sinkt. b) Die Auftriebskraft auf den Stein nimmt zu, während er sinkt. c) Die Auftriebskraft auf den Stein nimmt ab, während er sinkt. d) Die Auftriebskraft auf den Stein ist konstant, während er sinkt. e) Die Auftriebskraft auf den Stein ist zunächst nicht null, während er sinkt; wenn er seine Endgeschwindigkeit erreicht, wird die Auftriebskraft null. 13.3 •• In einem Warenhaus schwebt ein Wasserball , getragen von dem Luftstrom aus einem Staubsauger. Muss der Luftstrom unter oder über dem Ball blasen, um den Ball zu tragen? Begründen Sie Ihre Antwort. 13.4 • Abbildung 13.23 zeigt einen kartesischen Taucher. Er besteht aus einem kleinen, unten offenen Röhrchen , das oben geschlossen ist und eine Luftblase enthält. Das Röhrchen befindet sich in einer teilweise mit Wasser gefüllten Kunststoffflasche. N ormaJerweise schwebt der Taucher in der Flasche; wenn man die Flasche kräftig drückt, sinkt er. Erklären Sie, warum. Luftblase Luftblase Kartesischer --+----1 Taucher Wasser ""'---t--- 13.23 Zu Aufgabe 13.4. 13.5 •• In Beispiel 13.10 wird ein Fluid beschl eunigt, wenn es die Verengung in einer Röhre passiert. Be nennen Sie die Kräfte, die diese Beschle unigung bewirken. 13.6 •• Sie sitzen in eine m Boot, das auf eine m sehr kleinen See treibt. Sie nehme n den Anker aus dem Boot und werfe n ihn ins Wasser. Wi e reagiert de r Wasserspiegel des Sees? 13.7 •• Abbildung 13.24 ze igt chemati sch den Tunnelbau eines Prärie hunds. Die Geometri e der zwe i Löcher und ihre Lage sorge n dafür, da s ein Wind , der übe r Loch 2 bl äst, stets eine kleinere Geschwindigkeit hat als de r Wind übe r Loch 1. Erkl ären Sie mit de m Bemoulli -Prinzip, wi e de r Tunnel belüftet wird , und zeichnen Sie ein, in welche Richtung die Lu ft durch den Tunnel strömt. 41/ 18 I >>> 13 FLUIDE 13.24 Zu Aufgabe 13.7. Dichte 13.8 • Berechnen Sie die Masse der Luft Raum von 4 m . 5 m . 4 m. 10 einem Druck 13.9 • Über der Oberfläche eines Sees herrscht ein Luftdruck von Pa, = 101 kPa. a) In welcher Tiefe ist der Wasserdruck doppelt so hoch wie der Luftdruck? b) Über einem Quecksilbergefäß herrscht der Druck Pa,. In welcher Tiefe ist der Druck 2 Pa,? 13.10 • • Wenn eine Frau in hochhackigen Schuhen läuft, lastet ihr gesamtes Gewicht für einen kurzen Moment auf dem Absatz von einem ihrer Schuhe. Ihre Masse beträgt 56 kg, die Absatzfläche ist 1 cm 2 • Welchen Druck übt sie damit auf den Boden aus? 13.11 • • Im 17. Jahrhundert führte Blaise Pascal das folgende, in Abbildung 13.25 gezeigte Experiment durch: Ein wassergefülltes Weinfass wurde an eine lange Röhre angeschlossen. Dann schüttete man Wasser in die Röhre, bis das Fass geborsten war. a) Der Deckel hatte einen Radius von 20 cm, die Wassersäule in der Röhre war 12 m hoch. Berechnen Sie die Kraft auf den Deckel. b) Der Innenradius der Röhre betrug 3 mm. Welche Masse an Wasser hat dann den Druck verursacht, der das Fass zum Bersten brachte? 13.26 Zu Aufgabe 13.12. Auftrieb 13.13. Ein Block aus unbekanntem Material wiegt in Luft 5 N und 4,55 N, wenn er in Wasser eingetaucht ist. a) Welche Dichte hat das Material? b) Nehmen Sie an, dass der Block massiv und homogen ist; aus welchem Material besteht er? 13.14 • • Ein homogener, massiver Körper schwimmt auf Wasser, 80 % seines Volumens befinden sich unterhalb der Wasseroberfläche. Wenn derselbe Körper auf einer anderen Flüssigkeit schwimmt, befinden sich 72 % seines Volumens unterhalb der Oberfläche. Berechnen Sie die Dichte des Körpers und das relative Gewicht der Flüssigkeit. 13.15 • • Ein Becher von der Masse 1 kg en thäl t 2 kg Wasser; der Becher steht auf einer Waage. Ein Aluminiumblock von 2 kg (Dichte von Aluminium: 2,7.103 kg/m 3 ) hängt an einer Federwaage und taucht in das Wasser hinein (Abbildung 13.27). Welche Werte zeigen die beiden Waagen an? 13.25 Zu Aufgabe 13.11. Aluminium 13.12 •• Viele Leute glauben, dass sie unter Wasser atmen können, wenn sie das Ende eines flexiblen Schnorchelschlauchs aus dem Wasser herausragen lassen (Abbi ldung 13.26). Sie ziehen im Allgemeinen nicht in Betracht, dass der Wasserdruck der Ausdehnung des Brustkorbs beim Einatmen entgegenwirkt. Nehmen Sie an, dass Sie gerade noch atmen können, wenn sie auf dem Boden liegen und auf ihrem Brustkorb eine Last von 400 N ruht. Wie weit dürfte sich dann Ihr Brustkorb unterhalb der Wasseroberfläche befinden, damit Sie dann noch atmen können? Ihr Brustkorb soU eine Fläche von 0,09 m 2 haben. 13.27 Zu Aufgabe 13.15. 13 AUFGABEN «< 1 3.16 ••• Das Aräometer (Senkwaage) aus Abbildung 13.28 dient zur Messung des relativen Gewichts von Flüssigkeiten. (Mit solchen Geräten wird z.B. traditionell das Mostgewicht von Traubenmost gemessen.) Die Kugel enthält Bleischrot, und das relative Gewicht lässt sich - wenn das Aräometer erst einmal kalibriert ist - direkt an dem Flüssigkeitsniveau an der Skala ablesen. Das Volumen der Kugel ist 20 mL, die senkrechte Skala ist 15 cm lang und hat einen Durchmesser von 5 mm, und die Masse des Glaskörpers beträgt 6 g. a) Welche Masse an Bleischrot muss in die Kugel eingefüllt werden, damit das niedrigste messbare relative Gewicht einer Flüssigkeit 0,9 ist? b) Welches relative Gewicht darf die zu messende Flüssigkeit maximal haben? I weil es so viele davon gibt. Nehmen Sie an, dass alles Blut aus der Aorta in die Kapillaren fließt und dass es sich dort mit einer Geschwindigkeit von 1,0 mm/s bewegt. Berechnen Sie den Gesamtquerschnitt der Kapillaren. 13.20 •• Ein Springbrunnen soll eine Fontäne von 12 m Höhe erzeugen. Die Düse am Boden der Brunnenschale bat einen Durchmesser von 1 cm. Die Pumpe befindet sich 3 m unterhalb der Brunnenschale. Das Rohr zur Düse hat einen Durchmesser von 2 cm. Berechnen Sie den notwendigen Pumpdruck. Nehmen Sie eine laminare, nichtviskose Strömung an. 13.21 •• Ein Staurohr, nach dem Erfinder auch PitotRohr genannt (Abbildung 13.29), dient zur Messung der Strömungsgeschwindigkeit eines Gases. Die innere Röhre stebt senkrecht zum strömenden Fluid, der Ring mit den Löchern um die äußere Röhre dagegen wird parallel umströmt. Zeigen Sie, dass für die Strömungsgeschwindigkeit gilt: v 2 =2gh (P - Pa)/Pü> wenn P die Dichte der Flüssigkeit im Manometer und Pa die Dichte des Gases ist. 13.28 Zu den Aufgaben 13.16 und 13.33. 13.17 • • Ein großer heliumgefüllter Wetterballon ist kugelförmig, hat einen Durchmesser von 5 m und eine Gesamtmasse von 15 kg (Ballon plus Helium plus Messausrüstung). a) Welche Anfangsbeschleunigung erfährt der Ballon, wenn man ihn aus Meereshöhe starten lässt? b) Die Reibungskraft auf den Ballon ist FR =!n,:z P v2 mit dem Ballonradius r, der Luftdichte P und der Steiggeschwindigkeit v des Ballons. Berecbnen Sie die Endgeschwindigkeit des Ballons. c) Wie lange dauert es ungefähr, bis der Ballon eine Höhe von 10 km erreicht hat? Kontinuitäts- und Bernoulli-Gleichung 13.18 • • Aus dem kreisrunden Spundloch läuft Wasser mit einem Volumenstrom von 10,5 cm 3/s aus einem Fass nach unten. a) Der Durchmesser des Lochs beträgt 1,2 cm; welche Geschwindigkeit hat das Wasser? b) Mit durchfallener Höhe wird der Wasserstrahl immer dünner. Berechnen Sie den neuen Durchmesser des Wasserstrahis an einem Punkt 7,5 cm unterhalb des Lochs. Nehmen Sie an, dass der Strahl noch immer einen kreisförmigen Querschnitt hat , und vernachlässigen Sie alle Reibungskräfte auf das Wasser. c) Turbulente Strömungen werden in diesem Fall mit einer Reynolds-Zahl von über 2300 charakterisiert. Wie weit fällt das Wasser, bis der Strahl turbulent wird? Deckt sich dieser Wert mit den Alltagserfahrungen? 1 3.1 9 •• Durch eine Aorta mit 9 mm Radius fließt Blut mit einer Geschwindigkeit von 30 cm/s. a) Berechnen Sie den Volumenstrom in Litern pro Minute. b) Obwohl der Querschnitt eines kapillaren Blutgefäßes wesentlich kleiner ist als der der Aorta, ist der Gesamtquerschnitt der Kapillaren größer, 13.29 Zu Aufgabe 13.21. Strömung viskoser Flüssigkeiten 13.22 • • Blut braucht etwa 1,0 s, um durch eine 1 mrn lange Kapillare des menschlichen Gefäßsystems zu fließen . Der Durchmesser der Kapillare ist 7 IJm, der Druckabfall beträgt 2,60 kPa. Nehmen Sie eine laminare Strömung an und berechnen Sie die Viskosität von Blut. 13.2 3 •• • Das Stokes'sche Reibungsgesetz (nach dem britischen Physiker und Mathematiker Sir Gabriel Stokes, 1819 1903) gibt die Reibungskraft auf eine Kugel in einer laminaren Fluidströmung an; es gilt nur für sehr niedrige Reynolds-Zahlen. Nach diesem Gesetz beträgt die Reibungskraft FR = 6 n 17 r v; dabei ist 17 die Viskosität de Fluids und r der Radius der Kugel. Benutzen Sie das Gesetz, um die Aufstiegsgeschwindigkeit einer Kohlendioxidblase von 1 mm Durchmesser in einem Glas Limonade (Dichte 1,1.103 kg/m3) zu berechnen. Wie lange sollte der Aufstieg dann in einem "typischen" Limonadenglas dauern ? Verträgt sich dieser Wert mit Ihren Alltagserfahrungen? 41 o I »> 13 FLUIDE Allgemeine Aufgaben 13.24 •• Ziemlich verallgemeinert betrachtet nimmt die Masse einer Person mit der dritten Potenz ihrer Körpergröße zu, also gemäß m = C P h3 , wobei m die Masse, h die Körpergröße, P die Dichte des Körpers und C einen von Person zu Person unterschiedlichen "Rundlichkeitskoeffizienten" angibt. Nehmen Sie "typische" Werte für Körpergröße und Gewicht an und schätzen Sie C für Frauen und Männer. Rechnen Sie 13.29 • • Zwei miteinander verbundene Behälter enthalten eine Flüssigkeit der Dichte Po (Abbildung 13.31). Die Querschnittsflächen der Behälter sind A und 3A. Berechnen Sie, wie sich der Flüssigkeitsspiegel in den Behältern ändert, wenn man einen Körper der Masse m und der Dichte p = 0,8 Po in einen der beiden Behälter legt. A mitp=1000 kglm 3• 13.25. Meerwasser hat einen Kompressionsmodul von K = 2 3.109 N/m 2 . Berechnen Sie die Dichte von Meerwasser in ei~er Tiefe, in der der Druck 800 bar beträgt. Die Dichte von Meerwasser an der Oberfläche beträgt 1025 kglm 3 . 13.26 •• Ein mit Wasser gefüllter Becher steht auf der linken Schale einer Balkenwaage; die Waage befindet sich im Gleichgewicht. Ein an einem Fädchen hängender Würfel mit 4 cm Kantenlänge wird so tief in das Wasser getaucht, dass er komplett untertaucht, aber den Boden des Bechers nicht berührt. Vm die Waage wieder ins Gleichgewicht zu bringen, muss man auf die rechte Waageschale ein Massestück m auflegen. Wie groß ist m? 13.27 •• Rohöl hat bei Normaltemperatur eine Viskosität von etwa 0,8 Pa · s. Zwischen einem Ölfeld und dem Tanker-Terminal soll eine 50 km lange Pipeline gebaut werden. Sie soll am Terminal Öl mit einer Rate von 500 fis anliefern; die Strömung in der Pipeline soll laminar sein, um den Druck, mit dem das Öl durch die Pipeline gepresst wird, zu minimieren. Nehmen Sie an, dass Rohöl eine Dichte von 700 kg/m 3 hat, und schätzen Sie, weichen Durchmesser die Pipeline haben sollte. 13.28 • • Mit einem Saugapparat (Schema in Abbildung 13.30) lässt sich auf einfachste Weise ein Teilvakuum in dem Behälter erzeugen, der mit dem senkrechten Rohr bei B verbunden ist. Solche Saugapparate werden beispielsweise mit einem Gartenschlauch verbunden und können dann Seifenlauge oder flüssigen Kunstdünger aus einem Behälter fördern; auch die Wasserstrahlpumpen im chemischen Labor funktionieren nach diesem Prinzip. Der Durchmesser bei A soll 2 cm betragen; bei C wo das Wasser gegen den Atmosphärendruck abläuft, beträ~t er 1 cm. Der Durchfluss beträgt 0,5 f is, der Überdruck bei A ist 0,189 bar. Mit welchem Durchmesser der Verengung erzeugt man einen Druck von 0,1 atm in dem Behälter? Nehmen Sie eine nichtviskose, laminare Strömung an . A v "~___B __-J"~----C-- 13.31 Zu Aufgabe 13.29. 13.30 •• Ein V-Rohr enthält eine Flüssigkeit mit einer unbekannten relativen Dichte. Man füllt ein Öl mit der Dichte 800 kg/m 3 in einen Schenkel des V-Rohrs, bis die Ö.~säule dort 12 cm hoch steht. Die Grenzfläche zwischen dem 01 und der Luft steht 5 cm höher als der Flüssigkeitsspiegel im anderen Schenkel des V-Rohrs. Berechnen Sie die relative Dichte der Flüssigkeit. 13.31 • • Ein Heliumballon kann eine Last von 750 N tragen. Die Hülle des Ballons hat eine Masse von 1,5 kg. a) Welches Volumen hat der Ballon? b) Nehmen Sie an, der Ballon hätte das doppelte Volumen wie das in Teilaufgabe a berechnete. Welche Anfangsbeschleunigung würde der Ballon dann erfahren, wenn er eine Last von 900 N trägt? 13.32 • • Im Zusammenhang mit der Diskussion um den Zusammenhang zwischen Luftdruck und Höhe über Meereshöhe hatten wir hergeleitet, dass die relative Abnahme des Lu~­ drucks proportional zur Höhenzunahme ist. Dies lässt .sic~ rn einer Differenzialgleichung der Form dPIP= - C/dh mit erner Konstanten Causdrücken. a) Zeigen Sie, dass diese Differenzialgleichung durch P(h)=Poe- Ch gelöst wird. (Dies~ Fonn.el nennt man die barometrische Höhenformel) . b) Zeigen Sie, dass sich für I:!.h « ho(ho = l / C) der Druckverlauf durch P (h .+ I:!.mh) ~ P(h) . (1 - I:!.h/h o) annähern lässt. c) Der Druck rn einer Höhe von h = 5,5 km beträgt nur die Hälfte des Drucks auf Meereshöhe. Berechnen Sie damit die Konstante C. 13. 33 • •• Wenn man das Aräometer (Senk waage) aus Aufgabe 16 (Abbildung 13.28) in eine Flüssigkeit bringt, deren relatives Gewicht größer als ein bestimmter Minimalwert ist, dann schwebt es in der Flüssigkeit, und ein Teil der senkrechten Glasröhre ragt als Skala aus der Flüssigkeit heraus. Ein solche Aräometer soll eine Kugel von 2,4 cm Durchmesser haben, die senkrechte Glasröhre ist 20 cm lang und hat einen Durchmesser von 7 5 mm. Die Masse des Aräometers, bevor Bleischrot hineingewird beträgt 7,28 g. a) Welche Masse an Blei muss in die Kugel gefüllt werden, damit das Aräometer in einer Flüssigkeit mit dem relativen Gewicht von 0,78 gerade schwebt? b) Dasselbe Aräometer wird jetzt in Wasser gesteckt. Wie weit ragt die senkrechte Röhre über den Wasserspiegel hinaus? c) Nun steckt man das Aräometer in eine Flüssigkeit mit unbekanntem relativen Gewicht. Die senkrechte Röhre ragt 12,2 cm über den Flüssigkeitsspiegel hinaus. Bestimmen Sie die relative Dichte der Flüssigkeit. funt 13.30 Zu Aufgabe 13.28.