Übungen zur Vorlesung SS 2016 Vertiefungsmodul für Lehramt I - Relativitätstheorie, Astrophysik, Kosmologie Blatt 6 apl. Prof. Dr. Johannes Roth Aufgabe 1 Ausgabedatum: 9.5.2013 (Freiwillig) Untere Massengrenze Weißer Zwerge 4 Punkte Die in der Vorlesung hergeleitete Masse-Dichte-Relation für Weiße Zwerge M (ρ) = Me c2 Gmp 3/2 √ ρ ρc scheint zu implizieren, dass die Dichte bei immer kleineren Massen gegen Null geht. Dieses unphysikalische Resultat ist darauf zurückzuführen, dass wir die elektromagnetische Wechselwirkung zwischen Elektronen und Ionen vernachlässigt haben. In der Tat tendiert mit fallendem Druck die Dichte zu dem Wert gewöhnlicher atomarer Materie. Deren Stabilität ist durch den atomaren Aufbau, d.h. durch die elektromagnetische Wechselwirkung bestimmt, und nicht durch den Fermidruck. Die atomare Dichte können wir über die typische Dimension von Atomen abschätzen. Die ist gegeben durch den Bohrradius rB = ~/(αme c), so dass ρa ≈ mH 3 rB die Dichte gewöhnlicher atomarer Materie charakterisiert. hierbei ist mH die Masse eines Wasserstoffatoms, me die Elektronenmasse, und α = e2 /(4π0 ~c) = 1/137 die sommerfeldsche Feinstrukturkonstante. Zeigen Sie, dass die mittlere Dichte eines Objektes, das durch entartete Elektronen stabilisiert ist, vergleichbar wird mit der atomaren Dichte ρa , wenn die Masse des Objektes vergleichbar wird mit MP = α3/2 MC ≈ 0.001M wobei MC die Chandrasekhar-Grenzmasse ist. Die Masse MP entspricht der Grenze zwischen Weißen Zwergen und Objekten aus gewöhnlicher Materie, wie etwa Monde und Planeten. Übersteigt die Masse eines Objektes aus atomarer Materie diese Grenze, bricht schließlich die atomare Struktur zusammen, und auch diese Objekt wird kollabieren bis der Fermidruck der Elektronen es wieder stabilisiert. Ganz in der Nähe dieser Grenze liegt z.B. Jupiter mit einer Masse von 0.00095 M . Aufgabe 2 (Votier) Gravitationskollaps 10 Punkte Die Kerne massereicher Sterne kollabieren am Ende ihrer Entwicklung unter der Gravitation, falls sie keinen ausreichenden Gegendruck mehr aufbauen können. Um die Zeitskala eines solchen Kollapses zu bestimmen, betrachten wir hier ein einfaches, klassisches Modell: Wir gehen aus von einer homogenen Kugel der Masse M , die anfänglich den Radius R0 hat und ohne Gegendruck unter der Wirkung der newtonschen Gravitationsanziehung kollabiert. Betrachten Sie ein kleines Massenelement m auf der Kugeloberfläche. Zu Beginn des Kollapses ist 1 dieses Massenelement im Abstand r = R0 vom Zentrum. Leiten Sie aus dem Energiesatz die Bewegungsgleichung des Massenelements m her. Integrieren Sie dann diese Bewegungsgleichung, um die freie-Fall-Zeit Tf zu erhalten, nach der m bei r = 0 angekommen ist. Drücken Sie das Ergebnis durch die anfängliche Dichteρ0 der Massenverteilung aus. Wie groß ist Tf für einen Körper von Sonnendichte ρ0 ≈ 103 kg/m3 ? Was erhalten Sie für einen kollabierenden stellaren Eisenkern mit ρ0 = 1012 kg/m3 ? Aufgabe 3 (Schriftlich) Der Pulsar als Unipolarmaschine 9 Punkte ~ = B) ~ mit Radius R Eine homogen magnetisierte Kugel (M rotiere mit Periode P um die Symmetrieachse der Magnetisierung (paralleler Rotator). ~ r) im Inneren der a) Berechnen Sie das elektrische Feld E(~ Kugel. b) Berechnen Sie die elektrische Spannung V zwischen dem Pol A und einem Schleifkontakt B am Äquator. (Ergebnis: V = ω2 R2 B) c) Welche Spannung ergibt sich für P = 0, 5 s, R = 10 cm, B = 1 kG? Was erhält man für P = 0, 5 s, R = 10 km, B = 5 · 1012 G? Aufgabe 4 (Votier) Millisekundenpulsare 4 Punkte Für einen extrem kurzperiodischen Pulsar werden eine Periode von P = 1, 557806 ms und eine Periodenänderung von Ṗ = 1, 0508 · 10−19 s/s gemessen. a) Suchen Sie auf dem Klavier denjenigen Ton, dessen Frequenz der des Pulsars am nächsten liegt. Der Kammerton a0 hat 440 Hz. b) Nach welcher Zeit ,,singt” bei gleichbleibendem Ṗ der Pulsar um einen halben Ton tiefer? (Anmerkung: 1 Oktave = ˆ 12 Halbtonschritte = ˆ Frequenzverdopplung) Aufgabe 5 (Votier) Überlichtgeschwindigkeiten 6 Punkte Ausgehend von einer ruhenden Lichtquelle (Quasar), entfernen sich zwei andere Lichtquellen (Jets mit leuchtenden Knoten) mit entgegengesetzter Geschwindigkeit v. Ein weit entfernter Beobachter, dessen Sichtlinie den Winkel ϑ gegenüber der Bewegungsrichtung einschließt, sieht, dass sich die beiden Objekte mit gewissen Winkelgeschwindigkeiten von der ruhenden Quelle entfernen. a) Auf welche (scheinbaren) Geschwindigkeiten schließt er dann bei bekannter Entfernung der Objekte? b) Wann treten dabei Überlichtgeschwindigkeiten auf? c) Für welchen Winkel ϑ wird diese Geschwindigkeit maximal? 2