Das Universum heute - I. Physikalisches Institut B RWTH Aachen

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Das Universum heute
Inhalt der Vorlesung
• Kosmologische
Konstante und
Beschleunigung
• Die Dichte der
Materie
• Die Dichte der
Strahlung
• Die seltsame
Rezeptur
9 Kosmologische Konstante und Beschleunigung
Die untere Abb. ist die Differenzzu einem Modell mit
q0 = 0, also ∆(m − M ) = 1.086 log ΩV − Ω2M z + ....
Aus den Daten der Rotverschiebung wurde
km
H0 = 72 ± 7 s Mpc
und q0 = −0.66 ± 0.10 bestimmt. Mit
der Definition der kritischen Dichte
3H02
ρC =
κ
(70)
werden alle Dichten in dimensionlose Dichteparameter
Ω = ρ/ρC umgerechnet. Klassisch beschreibt ρC den
Grenzfall W = 0 also eine gerade noch gebundene
Galaxie. Numerisch gilt ρC = 9.74 · 10−27 kg/m3 .
Wir setzen an, daß im Universum heute ρR
vernachlässigbar ist. Dann führen die FLG zu
folgenden Beziehungen zwischen den kosmologischen
Parametern:
kc2
1 + 2 2 = ΩM + ΩV
H0 R0
(71)
ΩM
− ΩV .
q0 =
2
(72)
und
Ein negativer Wert von q0 bedeutet also immer ρV 6= 0.
Die Messungen der Fluktuationen der CMB ergeben
ΩT = 1.02 ± 0.02 also ein flaches Universum k = 0 und
mit ΩM = 0.25 (s.u.) folgt ΩV = 0.75 und mit (72)
q0 = 0.63 in Übereinstimmung mit der Messung.
Eine Analyse, die den Verlauf der Rotverschiebung mit
z untersucht ergibt den erlaubten Bereich der
Parameter.
Beachten Sie die
Linien q0 = 0 und
k = 0. Ein Satz von
Parametern neuer
CMB Daten
(WMAP) lautet:
h0 = 0.71 ± 0.03,
q0 = −0.66 ± 0.1,
ΩM = 0.27 ± 0.04,
ΩV = 0.73 ± 0.04.
10 Die Dichte der Materie
Direkte Massenbestimmungen nutzen das Newtonsche
Gesetz
rv 2
M =
,
G
(73)
wobei r der Abstand des Sterns mit der
Geschwindigkeit v zum galaktischen Zentrum ist.
Messung von v über Rotverschiebung. Beispiel: Sonne
in Milchstraße: r = 8.5 kpc, v = 220 km/s,
M = 2 · 1011 M mit M = 2 · 1030 kg. Studium vieler
heller Galaxien gibt eine Strahlungsleistung
(Luminosität)
LG = 2 · 1010 L
(74)
und ein Verhältnis
M
Mvis
=3
,
LG
L
(75)
worin Mvis die im sichtbaren Teil einer Galaxie
enthaltene Materie aller Arten ist. Auf Skalen 100
Mpc kann man die hellen Galaxien zählen und findet
eine Anzahldichte nG = 5 · 10−3 /Mpc3 , also
ρvis
Mvis
= nG LG
LG
(76)
mit dem numerischen Ergebnis ρvis = 3 · 108 M /Mpc3
oder
Ωvis = 0.002 ΩM
(77)
Wir werden später sehen, daß die Anzahldichte der
Baryonen aus der Elementhäufigkeit berechnet werden
kann. Das Ergebnis ist
ΩB = 0.039 ± 0.008 .
(78)
Das ist zwar 20 mal mehr als Ωvis , aber ΩB ΩM . Die
Dichte der Materie im Kosmos kann nicht durch
bekannte Teilchen erklärt werden!!
Unabhängige Hinweise
auf ΩM 6= ΩB sind sehr
wichtig!
Rotationskurven
In (73) ist M die in einer
Kugel vom Radius r
eingeschlossene Masse. Bei
Galaxien, deren Masse im
Zentrum konzentriert ist,
sollte also weiter außen
v ∼ 1/r gelten. Im
Gegensatz dazu sind aber
die Geschwindigkeiten der
äußeren Sterne konstant
(Beispiel NGC3189)!
Im Halo muß es also Dunkle Materie geben mit einer
Dichte ρD ∼ 1/r 2 und M ∼ r.
Die Masse einer Galaxie ist eine schlecht definierte
Observable. Die Milchstraße wird relativ gut durch
C0
ρ= 2
a + r2
(mit C0 = 4.6 · 109 M /kpc und a = 2.8 kpc)
beschrieben.
(79)
Falls v = const bis 50 kpc gilt, erhalten wir
MG /LG > 30M /L und
Ωgal > 0.02 .
(80)
Daraus ΩM = 0.1..0.3 ??
Gravitationslinsen
Newtonsche Ablenkung
yv 2
cot(α/2) =
MG
(81)
Für kleine Winkel daher
2M G
α=
(82)
.
2
yv
In der SR wird gezeigt, daß mit F ⊥ v diese Formel
auch für Photonen (v = c) gilt. Die AR ergibt einen
Faktor 2,
4M G
α=
.
2
yc
(83)
Die Bestätigung 1919
(α = 1.7500 ) brachte
Einstein Weltruhm
Genauere Betrachtung: Punktförmige Masse im
Zentrum des KS. Mit Θ = β + αg/D, α = 4GM/yc2 ,
D = g + b und Θ = y/b folgt
r
β
β2
+ Θ2E
Θ1,2 = ±
(84)
2
4
mit dem Einstein-Winkel
r
ΘE =
4GM g
c2 Db
(85)
Die zwei Lösungen gehören zu (virtuellen) Bildern
oberhalb und unterhalb des KS. Für β = 0 Entartung
zum Einstein-Ring mit Winkel-Durchmesser (85). Die
Linse arbeitet als Zerstreuungslinse und holt die Bilder
näher. Verstärkung für ausgedehnte Objekte
V = dΩB /dΩG ≈ ΘdΘ/βdβ mit dem Maximalwert
(x = β/ΘE )
x2
2
1 1+
V = q
x 1+
x2
,
(86)
4
falls die beiden Bilder nicht getrennt werden können.
V → ∞ für x → 0.
Microlensing: Kleine dunkle Objekte, die vor Sternen
vorbeiwandern, verstärken kurzfristig deren Licht.
Mit Hilfe automatisierter Beobachtung von Millionen
Sternen (Magellansche Wolke) wurden die sog.
MACHOS in der Milchstraße entdeckt. Zahl und
Größe (≈ 0.1..0.5M ) reichen nicht aus, um ΩM = 0.3
zu erklären.
Große Galaxienhaufen dienen als Linsen für
dahinterliegende Galaxien.
Der gelbe Haufen in
der Mitte kann wegen
ρ 6= const mehrere
Bilder einer blauen
Galaxie im Hintergrund
erzeugen. Sie erscheinen bei 4,8,9,10 Uhr
und evtl. in der Mitte.
Die Analyse zeigt, daß
die nötige Materiedichte mit ΩM ≈ 0.3
verträglich ist.
Hauptaufgabe der Elementarteilchenphysik:
Identifikation der dunklen Materie (WIMP?).
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