Übungsblatt 3 zur Vorlesung Astroteilchenphysik im SS11 Besprechung in der Übung am 26.05.11 Hörsaal Herrmann-Herder-Str. 6 (Praktikumsgebäude) Prof. Dr. H. Fischer, T. Guthörl ([email protected]) Aufgabe 1: Rotverschiebung a) Gib die Denition für die Rotverschiebung z an! b) Wie sieht der allgemeine Zusammenhang zwischen Geschwindigkeit der sich ein Objekt von uns entfernt, und der Rotverschiebung z v = βc, mit aus? Hinweis: Drücke die Wellenlänge des Photons durch seine Energie aus und transformiere dann die Energie in ein Inertialsystem, das sich mit β bewegt. c) Betrachte die beiden folgenden Fälle i) β1 ii) γ1 und zeige, dass sich das Ergebnis von a) mit i) zu z = v/c und mit ii) zu z = 2γ vereinfachen läÿt. d) Bei z ≈ 1100, d.h. etwa 300 000 Jahre nach dem Urknall rekombinierten Protonen und Elektronen zu Wasserstoatomen (Rekombinationsphase). Das Universum wurde etwa zum selben Zeitpunkt transparent für Photonen. Betrachte nun die Mikrowellenhintergrundstrahlung: i) Was geschieht zum Zeitpunkt der Rekombination mit der Hintergrundstrahlung? Wie ist sie verteilt? ii) Die heutige charakteristische Temperatur der Mikrowellenhintergrundstrahlung beträgt 2,7 K. Wie war ihre Temperatur zum Zeitpunkt der Entkopplung? iii) Berechne die mittlere Energie, der diese Temperatur entspricht und vergleiche sie mit der Energie, die nötig ist um Wassersto zu ionisieren. Wie läÿt sich der Unterschied erklären? Aufgabe 2: Zustandsgleichung und Skalenfaktor Die Friedmann Gleichungen sind gegeben durch 2 ȧ k 8πG + 2 = ρtot a a 3 2 ȧ k 2ä + + 2 = −8πGptot a a a d d ρtot a3 = −ptot a3 dt mit der gesamten Energiedichte Λ/(8πG). (1) (2) (3) dt ρtot = ρMaterie + ρStrahlung + ρVakuum und ρVakuum = a) Sind die 3 Friedmann-Gleichungen unabhängig? Welche Rolle spielt der Parameter a = a(t)? b) Was ist die physikalische Interpretation von Gleichung 3? c) Meistens gilt eine einfache Beziehung zwischen p = αρ mit α = konst. Wie muss ρ ρ und p (Zustandsgleichung): p = αρ eine Lösung von aussehen, damit Gleichung 3 ist? d) Wie sieht somit ρ für die folgenden Fälle aus? i) Strahlungs-dominiertes Universum ii) Materie-dominiertes Universum iii) Vakuumenergie-dominiertes Universum e) Welche Abhängigkeit von der Zeit t ergibt sich für den Parameter a(t) in den a ∝ tβ (gilt für kleine t). drei Fällen aus Teil d)? Hinweis: Benutze den Ansatz Aufgabe 3: Dunkle Materie im Sonnensystem Der Zusammenhang zwischen Dichte straÿe und dem Abstand r ρ(r) der dunklen Materie in unserer Milch- vom galaktischen Zentrum kann angenommen werden als: ρ(r) = mit c0 = 1.4 × 1039 kg/kpc und a = 2.8 a2 c0 + r2 kpc. a) Berechne die Dichte der dunklen Materie an der Position der Sonne, wobei der Abstand der Sonne zum galaktischen Zentrum 8 kpc ist. b) Wie groÿ ist die Masse der dunklen Materie innerhalb der Erdbahn um die Sonne, 11 wenn der Abstand der Erde zur Sonne RES = 1.5 × 10 m beträgt? c) Was fällt auf, wenn man diese Masse mit der Sonnenmasse M = 2 × 1030 kg vergleicht? Welchen Einuÿ hat die dunkle Materie auf die Bewegung der Erde um die Sonne? d) Man betrachte nun typische Abstände zwischen Sternen (r1,2 groÿ ist die Masse der dunklen Materie auf diesen Skalen? ≈ 1 − 10 pc). Wie Aufgabe 4: Rotationskurven von Galaxien Aufgabe 3 zeigt, dass die dunkle Materie auf die Bewegung der Planeten um die Sonne in unserem Sonnensystem keinen nennenswerten Einuÿ hat. a) Bestimme die Geschwindigkeit ihrem Abstand r v der Planeten um Sonne in Abhängigkeit von zu ihr. Nimm dazu an, dass sich die Planeten auf Kreisbahnen bewegen. b) Nehmen wir nun an, dass praktisch die gesamte sichtbare Materie in einer Galaxie homogen im kugelförmigen galaktischen Zentrum (Radius RGZ ) verteilt ist. Welche Abhängigkeit der Umlaufgeschwindigkeit ist für Sterne der Galaxie zu erwarten, die um das galaktische Zentrum kreisen? Skizziere den so erhaltenen Verlauf der Umlaufgeschwindigkeit als Funktion des Abstandes vom Zentrum. Was fällt auf, wenn man dies mit der in Abb. 1 gezeigten Messkurve vergleicht? c) Wenn man den gemessenen konstanten Verlauf erklären möchte, kann man eine bis jetzt nicht berücksichtigte Massendichte (galaktischer Halo) in den äuÿeren Regionen betrachten. Welche radiale Abhängigkeit müsste diese Massendichte haben? Nimm dazu an, dass die nicht sichtbare Materie in den betrachteten Regionen dominiert. Abbildung 1: Rotationskurve der Galaxie NGC 4183 [Astrophysik. Institut Potsdam] (bitte wenden) Aufgabe 5: Gravitationslinsen und optische Tiefe Im Falle eines galaktischen Mikrolinseneekts ist der Einsteinradius für einen GravitationslinsenStern von etwa einer Sonnenmasse so klein, dass er von Teleskopen auf der Erde nicht aufgelöst werden kann. Allerdings bewirkt eine Bewegung der Quelle relativ zur Gravitationslinse eine zeitabhängige Variation der Quelle, die für den Beobachter sichtbar ist. Die Möglichkeit ein Mikrolinsenereignis zu sehen wird oft durch die optische Tiefe τ beschrieben, für die bei konstante Dichte τ (DS ) = mit DS ρ gilt 2π Gρ 2 D 3 c2 S als Distanz zwischen Beobachter und Quelle. Zeige, dass für den Fall, dass die Masse einer Galaxie hauptsächlich in Form kompakter Objekte vorliegt, die homogen im Halo verteilt sind, folgendes gilt: Die optische Tiefe τ des Linseneekts am Rand der Galaxie (DS = Rgal ) ist propor2 tional zu (v/c) , wobei v die Rotationsgeschwindigkeit der Galaxie ist.