Psychiatrische Abteilung, KFJ-Spital Psychoanalytische Psychotherapie in Institutionen • Stationäre Vollversorgung für 10. Bezirk (180.000 Einwohner) 900 Aufnahmen pro Jahr, durchschnittliche Aufenthaltsdauer 15 Tage Stationäre Versorgung von Menschen die in Wien nicht gemeldet sind mit den Anfangsbuchstaben C, D, I, O, R. Sozialpsychiatrie mit psychotherapeutischer und milieutherapeutischer Orientierung Abteilung offen geführt, kein geschlossener Bereich Es werden auch PatientInnen nach dem UbG aufgenommen Zwei Stationen mit je 22 Betten Nachbetreuungsambulanz, Akutambulanz (keine Tagesklinik) Psychiatrischer Konsiliardienst Die stationäre Behandlung soll so kurz wie möglich und so lange wie notwendig sein. • • Anwendung in der Praxis • • • • • Prim. DDr. Christine Butterfield-Meissl 1 2 Psychotherapie Psychoanalytische Psychotherapie • Umfangreiches psychotherapeutisches Angebot mit Einzel und Gruppentherapien sowie Familientherapie, Musiktherapie • Die psychotherapeutische Tätigkeit wird von den Ärzten und vom psychologischen Bereich geleistet. • Es gibt Praktikumsplätze für Psychologen in Ausbildung zum klinischen Psychologen und für Psychotherapeuten in Ausbildung im Fachspezifikum verschiedener Therapieschulen. • Längerfristige psychotherapeutische Behandlung im Rahmen der therapeutischen Ambulanz • Die Arbeit im multiprofessionellen Team ist wesentlich für die Umsetzung des therapeutischen Konzeptes • Welchen Stellenwert hat psychoanalytische die Psychotherapie auf einer psychiatrischen Akutabteilung mit kurzer Aufenthaltsdauer für die Mehrzahl der Patienten? • Welchen Stellenwert hat psychoanalytische die Psychotherapie in einer psychiatrischen Einrichtung mit längerer Aufenthaltsdauer? • Was sind die Möglichkeiten und Grenzen psychoanalytischer Konzepte und Therapieverfahren in der Psychiatrie? Psychiatrische Abteilung, KFJ-Spital 3 4 Psychoanalytische Konzepte und Therapieverfahren In der Psychiatrie • • • • • Das psychotherapeutische Klima Psychotherapieforschung Psychoanalytische Therapie - eine Methode unter vielen Das psychotherapeutische Klima auf der Station Psychoanalytisch orientierte Supervision Weiterbildung in Bezug auf psychoanalytische und psychodynamische Konzepte • Die Patienten setzen ihre Störung, ihre pathologischen Bewältigungsstrategien, ihre Abwehrmechanismen und ihre Kompromissbildungen mit den Mitgliedern des Teams und mit den Mitpatienten in Szene. • Psychoanalytischen Konzepte ermöglichen, dass Symptome, widersprüchliches und störendes Verhalten, sowie Forderungen und Wünsche der Patienten empathisch verstanden und auf ihre psychodynamische Bedeutung hin untersucht werden. • Ziel ist, Widersprüche im Verhalten und Erleben und verzerrte Realitätswahrnehmung mit dem Patienten zu bearbeiten. 5 1 Psychoanalytische Konzepte: Diagnostik Psychoanalytische Konzepte: Behandlung • Aus der traditionellen psychodynamischen Sicht ist Diagnostik eher behindernd als hilfreich, wenn sie defensiv gegen die produktive Verunsicherung eingesetzt wird, auf die sich ein Untersucher in der Arbeit mit Patienten einlässt • In der Behandlung schwerer gestörter Patienten sind entwicklungsfördernde Funktionen des Therapeuten gefragt, die er dem Patienten zur Verfügung stellt. (Spiegelung, Containment, Mentalisierung) • Diagnostik ist defensiv, wenn sie einen Abstand zum Patienten herstellt und diesen durch die Einordnung vordergründig „erklärt“ bzw. „abklärt“. • Das Bild eines „Experten“, der (gleichsam aus einer überlegenen Position heraus) eine „Störung“ behandelt, passt hier weniger 7 8 Psychiatrische Psychotherapie • Psychotherapeutische Behandlung im Kontext der institutionellen Psychiatrie muss speziellen Anforderungen genügen • • Psychiatrische Psychotherapie • Bewältigungsorientierte und störungsorientierte Interventionen sind im (teil)stationären psychiatrischen Setting von besonderer Bedeutung. Diese besonderen Anforderungen ergeben sich aus der hohen Symptombelastung der PatientInnen und aus den Rahmenbedingungen (sehr viele Pat., sehr krank, bleiben sehr kurz) • Ressourcenorientierung, Lösungsorientierung, Bewältigungsorientierung, Fokussierung konkreter Therapieziele…. Verbindung von pharmakotherapeutischen, psychotherapeutischen und soziotherapeutischen Maßnahmen • Gruppentherapeutische Verfahren sind in der (teil)stationären Psychiatrie – nicht zuletzt aus Kapazitätsgründen – besonders relevant. 9 10 Psychoanalytische Konzepte in der Psychiatrie Psychoanalytische Konzepte • • • • • • • Wie vertragen sich psychoanalytische Konzepte mit den Erfordernissen einer akutpsychiatrischen Abteilung? Diskussion • • 11 Psychosexuelle Entwicklung (Freud) Übertragung, Gegenübertragung (Freud) Abwehrmechanismen (A. Freud) Borderline Persönlichkeitsorganisation (Kernberg) Container/Contained (Bion) Mentalisierung (Bateman, Fonagy) Diagnostik (OPD) – Beziehung – Konflikt – Struktur Theorien zur Suizidalität (Freud, Henseler, Kind) usw. 12 2 Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (OPD) Achse I OPD Achse II: Beziehung • Krankheitserleben und Behandlungsvoraussetzungen Beziehung Konflikt Struktur Psychische und psychosomatische Störungen nach ICD-10 Achse II Achse III Achse IV Achse V • • Identifizierung einer zentralen, dysfunktionalen und sich wiederholenden Beziehungsfigur auf der Grundlage der Beziehungsschilderungen des Patienten und seiner Art, die Beziehung in der Untersuchungssituation selbst zu gestalten 13 14 OPD: Beziehung Erleben des Patienten OPD: Beziehungsdynamik Patient erlebt, dass andere ihn nicht ernst nehmen, wenn er in Not ist Patient meint deshalb, seine Schwierigkeiten besonders deutlich machen zu müssen Erleben der Anderen Erlebter Angriff Enttäuschung Unbewusst nahegelegte Antwort Defensiv erlebte Reaktion Schwieriges Beziehungsangbot Andere erleben den Patienten als anstrengend, weil er sich aufdrängt und dramatisiert Das bringt die Anderen dazu, den Patienten auf Abstand zu halten und nicht ernst zu nehmen Patient erlebt, dass andere ihn nicht ernst nehmen, wenn er in Not ist 15 16 OPD: Beziehungsdynamik Achse III: Konflikt • Patient erlebt andere ihm gegenüber als vernachlässigend • Patient reagiert anderen gegenüber besonders hilfsbereit (defensiv ausgerichtetes Verhalten zur Vermeidung weiterer Vernachlässigung durch andere) • andere erleben den Patienten hingegen nicht als hilfsbereit, sondern als fordernd (die aus Patientensicht vermeintliche Hilfsbereitschaft wird von anderen als problematisches Interaktionsangebot aufgefasst, da er mit seinem Verhalten zugleich auch die Erwartung signalisiert, sich im Gegenzug revanchieren zu müssen) • andere erleben sich gegenüber dem Patienten als abschottend (sie schotten sich gegen die als überzogen erlebten Forderungen des Patienten ab) • damit mobilisiert der Patient (un-)bewusst/automatisiert bei anderen genau jenen Reaktionen ihm gegenüber, die er zu vermeiden sucht und die aus seinem Erleben heraus sein letztlich dysfunktionales Verhalten begründen 17 • Innerseelische, gegeneinander gerichtete Motive, die eine zeitlich überdauernde Konfliktspannung erzeugen • Wenn Konflikte unbewusst sind, kann diese Spannung nicht aufgelöst werden • Konflikte äußern sich dann in stereotypen Erlebens- und Verhaltensmustern, die oft dysfunktional sind 18 3 OPD: Achse III: Konflikt 1. Abhängigkeit – Autonomie 2. Unterwerfung – Kontrolle 3. Versorgung – Autarkie 4. Selbstwertkonflikte (Selbst- vs. Objektwert) 5. Schuldkonflikte (egoistisch Vs. prosozial) 6. Ödipale und sexuelle Konflikte 7. Identitätskonflikte (Identität vs. Dissonanz) 8. Eingeschränkte Konflikt- und Gefühlswahrnehmung 9. Aktualkonflikte Achse IV: Struktur • „Struktur“ als Verfügbarkeit psychischer Fähigkeiten/ Funktionen ... • ... die für die Regulierung des Selbst und seiner Beziehung zu den Objekten benötigt werden. • Auf der Strukturachse wird die Verfügbarkeit bzw. Einschränkung dieser Fähigkeiten/ Funktionen beurteilt. • Konfliktbedingte vs. strukturbedingte Dispositionen in Beziehungen und Lebensanforderungen 19 20 OPD: Achse IV: Struktur OPD: Achse IV: Struktur 1. Selbsterleben (Gefühle wahrnehmen, ausdrücken) 2. Selbststeuerung (Affekttoleranz, Impulssteuerung, Selbstwertregulation) 3. Abwehr (reife vs. frühe Abwehrmechanismen) 4. Objektwahrnehmung (Empathie, Anteilnahme, Sorge, Abgrenzung, Feindseligkeit etc.) 5. Kommunikation (Kontaktfähigkeit, Verstehen der Gefühle anderer Menschen etc.) 6. • • • • Selbst-und Objektwahrnehmung Das Selbst wahrnehmen Die Objekte Wahrnehmen Steuerung Das Selbst regulieren Den Bezug zum Objekt regulieren Emotionale Kommunikation Emotionale Kommunikation nach Innen Bindung An innere Objekte gebunden Emotionale Kommunikation mit Anderen An äußere Objekte gebunden Bindung (Bindungsfähigkeit, Loslassen-Können) 21 OPD: Achse IV: Struktur 22 OPD: Achse IV: Struktur Selbst 23 Objekte 24 4 Therapie Konfliktorientierte Th. Strukturorientierte Th. • • • • • • • • • • Sich einlassen, involvieren Kontrolle (Abwehr) lockern Affekte mobilisieren/zulassen Konflikte aktualisieren Aufdecken Sich von Problemen distanzieren Kontrolle herstellen Affekte steuern lernen Strukturieren Zudecken, dosieren Gewicht der strukturellen Störungsanteile 25 26 Mentalisierungsbasierte Psychotherapie (MBT) Mentalisierung • Programm zur Behandlung von Borderline-Patienten • Entwickelt von den Psychoanalytikern Anthony Bateman und Peter Fonagy, London Fähigkeit, sich mentale Zustände als organisierende Kräfte im eigenen Selbst und in anderen Menschen vorzustellen • Ziel: Förderung und Entwicklung der Mentalisierungsfähigkeit und Mentalisierungsbereitschaft Sie ist erworben und primär nicht bewusst • Vergleichsweise gut evaluiert • • • • • Psychodynamisch-integrativ Bindungsorientiert Multimodal Manualisiert Teamorientiert Diese „Reflecting Function“ stellt eine zentrale Determinante der Organisation des Selbst und der Affektregulierung dar und ist eine Voraussetzung um spielerisch mit der Realität umgehen zu können (Fonagy et al. 2002) 27 28 29 30 Mentalisierung • Wissen um die mentalen Beweggründe des eigenen Verhaltens. Sich dem mentalen Geschehen zuwenden, um es zu verstehen. • Fähigkeit, eigenes oder fremdes Verhalten auf innerpsychische Aspekte wie Gefühle, Gedanken Überzeugungen und Wünsche zurückzuführen. • Die Mentalisierungsfähigkeit ist ausschlaggebend für die Organisation des Selbst und für die Regulierung der Affekte. Sie entwickelt sich in den ersten Lebensjahren im Kontext früher Bindungsbeziehungen. 5 Entwicklung der Mentalisierungsfähigkeit Wahrnehmungsmodi der Realität Mentalisierung • • • Die Anlagen zur Entwicklung der Mentalisierungsfähigkeit sind uns angeboren Die Transmission von Bindungsstil, Emotionsregulation und Mentalisierungsfähigkeit von einer Generation auf die nächste ist empirisch gesichert. Effektives Mentalisieren – dient der Orientierung und Kontrolle bei jeder Art interpersoneller Kommunikation und Beziehungsgestaltung – dient der eigenen Emotions- und Selbstregulation – führt zu größerer emotionaler und soziale Kompetenz Reflexionsmodus Mentalisierung Spielen mit der Realität Als-ob-Modus Innen- und Außenwelt entkoppelt Äquivalenzmodus Innen = Außen Entwicklung: 1.- 5. Lebensjahr. Sind meist vorbewusst. 3 Modi bestehen lebenslang 31 32 Modus psychischer Äquivalenz Als-ob-Modus • „mind-world isomorphism“: innere Realität = äußere Realität • Konkretistisches Verstehen • Das Innere bestimmt das Äußere. • Intoleranz gegenüber alternativen Perspektiven: „Wenn ich denke, dass Du die Tür geschlossen hast, um mich zurück zu weisen, dann willst Du mich zurück weisen!“ • Selbst-bezogene negative Kognitionen sind zu real! • Die eigenen Gedanken überbrücken die Kluft zwischen innerer und äußerer Realität nicht. • Die mentale Welt ist von der externen Realität abgekoppelt. • In der Therapie: endlose, konsequenzenlose Diskussionen über Gedanken und Gefühle. – Präsentation widersprüchlicher Überzeugungen – Keine nachvollziehbare Gefühle zu präsentierten Gedanken – „Kann sich selbst nicht finden!“ – Leere, Bedeutungslosigkeit, Dissoziation als Traumafolge 33 34 Reflexionsmodus • Allgemeines Mentalisierungsversagen Integration von Äquivalenzmodus und Als-ob-Modus im Laufe der normalen Entwicklung führt zur • • Als-Ob-Modus“ Pseudomentalisierung Äquivalenzmodus Konkretistisches Verstehen • Wechselwirkungen zwischen den Modi Mentalisierung oder zum Reflexionsmodus • Zusammenhänge zwischen innerer und äußerer Realität treten zutage. • Gleichzeitig erkennt das Kind/der Patient an, dass sich Innen und Außen in mancherlei wichtiger Hinsicht voneinander unterscheiden, sie müssen nicht mehr entweder gleichgesetzt oder aber voneinander dissoziiert werden. • 35 Dysfunktionale interpersonelle Beziehungen (Bateman & Fonagy 2006) 36 6 Gute Mentalisierungsfähigkeit Gute Mentalisierungsfähigkeit 1. In Beziehung auf Gefühle und Gedanken anderer a. Annerkennung von Opazität 2. Wahrnehmung der eigenen mentalen Prozesse a. Veränderlichkeit b. Entwicklungsperspektive c. Realistischer Skeptizismus d. Anerkennung un-(vor-)bewusster Prozesse e. Konflikthaftigkeit f. Selbstbefragende Haltung g. Interesse an Unterschieden h. Wahrnehmung des Einflusses von Gefühlen (Unzugänglichkeit des unmittelbar Gegebenen, ist dem Zugang durch die Vernunft und der Kritik entzogen) b. Fehlende Paranoia c. Kontemplation & Reflektion d. Perspektivenübernahme e. Genuines Interesse an anderen f. Offenheit für Entdeckungen g. Vergebungsbereitschaft h. Vorhersagbarkeit 37 38 Gute Mentalisierungsfähigkeit Indikatoren schlechten Mentalisierens 3. Selbst-Repräsentation a. Autobiographische Kontinuität b. Reiches inneres Leben • 4. Allgemeine Werte und Einstellungen a. Relativismus (Unsicherheit, Vorläufigkeit ‚tentativeness‘) b. Maßhalten • • Un-/anti-reflektive Haltung – Feindseeligkeit – Vermeidung – Non-verbale Reaktionen Bizarre Reaktionen Unfähigkeit zur Elaboration – Fehlende Integration – Unfähigkeit, Zusammenhänge zu erklären • Unangemessene Reaktionen – „Non-Sequiturs“ – Starke Annahmen über Interviewer – Kleben an wörtlicher Bedeutung 39 Mentalisierungsstörung • • • • 40 Borderline-Störung Fehlende eigene Identitätssicherheit/Mentalisierung wird kompensiert durch „fremdes Selbst“ Die spätere Reaktivierung dieses „fremden Selbst“ durch innere Leere oder Angst führt zum drohenden Verlust des Kohärenzerlebens Die Externalisierung des „fremden Selbst“ und heftiger Affekte erhalten das Selbstgefühl intakt Weil BPS-Patienten dafür andere Menschen als „Container“ benötigen, können sie in Krisen nicht allein sein • Selbstverletzende Verhaltensweisen • Negativer Affekt in Verbindung mit geringer Gefühlsbeherrschung • Eingeengte oder konflikthafte Beziehungen zu Anderen (hyperaktivierend oder inaktivierend) • Interne Repräsentationen (Arbeitsmodelle) des Selbst und Anderer sind extrem, verzerrt, von früheren Erfahrungen beeinträchtigt Fonagy et al 2002 41 42 7 Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) Störungsorientierte Psychotherapien Behandlungsbesonderheiten von Patienten mit BPS • Wiederholung von in der Kindheit entwickelten Beziehungsmustern, die in der Therapie reinszeniert werden • • Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT, Linehan1993) Mentalisierungsprobleme erschweren, diese Beziehungsmuster zu reflektieren • Übertragungsfokussierte Psychotherapie (TFP, Clarkin, Yeomans, Kernberg 2001) • Dominierende Abwehrmechanismen der Spaltung und Projektion führen zu feindseligen Verfolgern und idealisierten „Ernährern“ • Mentalisierungs-gestützte Psychotherapie (Bateman u. Fonagy 2004) • Diese intrapsychischen Repräsentationen werden Behandlern, Liebespartnern, Freunden oder Kollegen ständig zugeordnet • Kognitive Schematherapie (Young et al. 1988, 2005) (Gabbard & Wilkinson 1994) 43 44 Gemeinsamkeiten von wirksamen Behandlungen für BPS Therapieansatz MBT 1. Sehr strukturierte Behandlungen 2. Bemühung zur Verbesserung der Compliance 3. Klarer Behandlungsfokus Hierarchie der Behandlungsfoci 4. Theoretisch hoch-kohärent für Therapeut und Patient 5. Relativ lange Behandlungen 6. Fördern einer starken Bindungsbeziehung zwischen Therapeut und Patient; Therapeut ist relativ aktiv • Das mentale Erleben des Patienten ist der Fokus der gemeinsamen Aufmerksamkeit und der Behandlung, nicht sein Verhalten! • Die Aufgabe des Patienten ist es, besser zu verstehen, – wie er dazu kommt, über sich selbst bzw. andere so-und-so zu denken, zu fühlen etc., – wie bestimmte Missverständnisse, überschiessende Reaktionen, Fehlattributionen, problematische Verhaltensweisen etc. immer wieder entstehen und – wie sich bestimmte ‚unverständliche‘ Gefühle und Erlebnisweisen begreifen lassen. (Bateman & Fonagy, 1999) 45 46 Mentalization–Based Treatment (MBT) • • • • • • • Therapeutische Haltung Ziel: Mentalisieren lernen Zielgruppe: Schwerkranke, komorbide (B)PS-Patienten im Versorgungskontext Bezieht alle Berufsgruppen ein Baut auf vorhandenen Qualifikationen auf Eigene Funktion im Kontext verständlich Kohärentes Konzept Spielerische Teamkultur 47 • Das eigene mentale Erleben und das des Patienten kontinuierlich untersuchen: – – – – – Was passiert jetzt? Warum sagt der Patient das jetzt? Warum verhält sicht der Patient jetzt so? Warum fühle ich mich jetzt so? Was ist in der Therapie in letzter Zeit passiert, das die jetzige Situation erklären könnte? 48 8 Therapeutische Haltung • • • • • • MBT in der Gruppe Im Hier und Jetzt bleiben Empathisch beginnen (die Not, das Leid verstehen) Sicherheit in der therapeutischen Beziehung fördern Intrapsychischen und Beziehungsaspekt explorieren Selbst im reflektierten Modus bleiben Interventionstechnik Abhängig von momentaner Mentalisierungsfähigkeit • Gezielte Interventionen, die das unmittelbare Mentalisieren im Hier und Jetzt fördern • Der Therapeut wird manchmal als Mitspieler die Kontrolle über die Gruppe übernehmen müssen und dabei kein reiner Beobachter bleiben • Angstlevel nicht zu hoch und nicht zu niedrig sowohl bei Gesamtgruppe als auch Einzelpersonen 49 50 MBT in der Gruppe • Fokus auf das Gesagte • Bitte um genauere Erklärung und weitere Erläuterungen • Bei Unklarheiten andere Patienten nach ihrem Verständnis fragen • Das Problem verbreitern: „Hat jemand Ähnliches erlebt?“ • Sensibilität beim Wiederaufnehmen eines Themas • Das Gespräch anhalten, wenn aktuell Wichtiges ausgeblendet wird Vielen Dank 51 für Ihre Aufmerksamkeit 52 9