wie gefährlich sind wölfe?

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WIE GEFÄHRLICH SIND
WÖLFE?
ULRICH WOTSCHIKOWSKY
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WIE GEFÄHRLICH SIND WÖLFE?
Wie sieht ein gefährlicher Wolf aus?
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WIE GEFÄHRLICH SIND WÖLFE?
Der Linnell-Report
Linnell et al. 2002: The Fear of Wolves.
Viele Verluste an Menschen im Mittelalter.
Seit 1900 in Europa westlich vom Ural:
Mehrere hundert Tote in Frankreich (Gevaudan
1764-67), Norditalien und Estland (1750-1900).
5 getötete Kinder in Polen (1937) durch
tollwütige Wölfe.
4 getötete Kinder in Spanien (1957-74)
durch futterkonditionierte Wölfe.
Mitteleuropa ist seit Jahren tollwutfrei.
ABER In Indien und im Iran werden
immer noch Kinder von Wölfen getötet
(Predation).
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WIE GEFÄHRLICH SIND WÖLFE?
Der McNay Report
Mark E. McNay 2002: A case history of wolf-human encounters in
Alaska and Canada.
80 dokumentierte Begegnungen Wolf-Mensch in Alaska, Kanada, Wisconsin.
Zeitraum 1970 – 2000, einzelne bis 100+ Jahre zurück. 59 – 70.000 Wölfe.
Zwei tödliche Angriffe in
Saskatchewan (2005) und
Alaska (2009) sind nicht
enthalten.
Rechts: die Carnegie-Wölfe
(Saskatchewan).
© van Galder
© van Galder
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WIE GEFÄHRLICH SIND WÖLFE?
Aggressive, vertraute, tollwütige Wölfe
In 39 Fällen (48%) benahmen sich gesunde Wölfe aggressiv gegen Menschen.
Sechsmal waren die Menschen von Hunden begleitet.
16mal kam es zu Bissverletzungen. Sechs davon waren erheblich, keine tödlich.
In drei Fällen war echte Predation festzustellen.
In 29 Fällen (37%) waren die Wölfe vertraut
und nicht aggressiv.
In 12 Fällen (15%) waren die Wölfe
tollwütig (einige Fälle mit tödlichen Folgen
für die Menschen).
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WIE GEFÄHRLICH SIND WÖLFE?
Einige wesentliche Ergebnisse
Auch gesunde, nicht habituierte Wölfe können Menschen angreifen (agonistisches
Verhalten).
Wölfe haben kein „Beuteschema.“ Sie testen als unerfahrene Jungwölfe potentielle
Beutetiere – auch Menschen.
Wölfe sind nicht von Haus aus „scheu und meiden den Menschen.“
Sie verhalten sich indifferent, gelegentlich auch neugierig.
Voran gegangene Habituierung ist lt. McNay bei konfliktreichen Begegnungen WolfMensch ein entscheidender Faktor.
Im Kontext mit Gefahren, die die Natur für den Menschen bereithält, stellen Wölfe nur ein
marginales Risiko dar.
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WIE GEFÄHRLICH SIND WÖLFE?
Der Report der LCIE (2016, in Vorb.)
Wolves living in human vicinities
In allen Ländern (Ausnahme Montenegro) liegen menschliche Siedlungen innerhalb der
Rudelterritorien.
Fast überall nähern sich Wölfe immer wieder Siedlungen.
In etwa 40% der Länder kommt es zu nahen Begegnungen von Wölfen mit Menschen
(was ist eine „nahe Begegnung?“)
Aggression und/oder Angriffe (bestätigt oder auch nicht) wurden von zwölf Ländern
berichtet. Unprovozierte Angriffe gab es nur in Spanien (wie provoziert man einen
Wolfsangriff?).
In keinem Land ist Habituierung als Vorstufe zu Aggressivität beobachtet worden
(Widerspruch zu McNay).
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WIE GEFÄHRLICH SIND WÖLFE?
Der Fall MT6
Ablauf des Geschehens:
Frühjahr 2015 – auf dem TÜP Munster fallen die Tiere des dort seit 2012 bekannten Rudels
mehrmals durch geringe Fluchtdistanz auf. U.a. traben sieben Wölfe hinter einer Frau mit
zwei Hunden in nur 15 m Entfernung her. Auf Videoaufnahmen zeigen sich einzelne Tiere
neugierig, abwartend, wie in Erwartung eines Leckerbissens.
Juni 2015 – zwei Jährlingswölfe (Rüde MT6 und Fähe FT10) werden vom Büro LUPUS
gefangen und besendert.
Damit ist die Voraussetzung für eine Vergrämung geschaffen.
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WIE GEFÄHRLICH SIND WÖLFE?
Der Fall MT6
Ablauf des Geschehens (Forts.):
Von einer Vergrämung wird abgesehen. Die Wölfe verhalten sich bis Jahresende normal, es
kommt zu keinen auffälligen Begegnungen. Beide Satellitensender fallen im November aus.
Ortung vom Boden aus ist weiterhin möglich.
Zu Beginn von 2016 kommt es erneut zu Nahbegegnungen mit MT6, auch zu einer
Konfrontation mit einem Hund an der Leine. Jens Karlsson, schwedischer Fachmann,
versucht erfolglos, MT6 zu vergrämen. Er hat neunmal Kontakt zu MT6.
Am 27.04. wird MT6 („Kurti“) auf Anweisung des Ministeriums erschossen.
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WIE GEFÄHRLICH SIND WÖLFE?
Der Fall MT6
Was lernen wir aus dem Fall?
Nur durch ein konsequentes Monitoring können wir rechtzeitig von auffälligen (= potentiell
gefährlichen) Wölfen erfahren.
Die Beurteilung erfordert Sachkenntnis und Erfahrung.
Entscheidungen müssen rasch und kompetent erfolgen.
Der Befindlichkeit der lokalen Bevölkerung muss ein hoher Stellenwert eingeräumt werden.
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WIE GEFÄHRLICH SIND WÖLFE?
Wie gefährlich sind also Wölfe?
In Europa sind Wölfe keine Gefahr.
Dennoch haben viele Menschen Angst vor Wölfen.
Angst lässt sich durch Information kaum beeinflussen.
Der Befindlichkeit der lokalen Bevölkerung ist ein hoher Stellenwert
einzuräumen.
Die Entwicklung muss scharf beobachtet werden. Das Monitoring
muss rechtzeitig Alarm auslösen.
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WIE GEFÄHRLICH SIND WÖLFE?
Die Goldenstedter Wölfin
Ablauf des Geschehens:
Herbst 2014 – in der Region Diepholz/Vechta werden immer wieder Schafe gerissen. Das
Ministerium macht DNA-Nachweise zur Voraussetzung für Entschädigung.
Innerhalb von vier Monaten summieren sich die angegriffenen Schafe auf über 100. DNANachweise ergeben eine Wölfin als einzige Täterin.
Nahe des Waldkindergartens wird nachts ein wolfsähnliches Tier gesehen. Damit erhält die
Diskussion eine neue Dimension.
Ein Bericht von F. Fass et al. kommt in zwölf Monaten auf 50 Wolfsübergriffe mit 134
getöteten Tieren. Das ist die zehnfache „Übergriffsrate“ eines Rudels in Sachsen (!). Viele
Hobbyschäfer ignorieren dennoch die Empfehlungen für einen ausreichenden Grundschutz.
Das Ministerium will die Wölfin einfangen und besendern, sagt das Vorhaben später wieder
ab.
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WIE GEFÄHRLICH SIND WÖLFE?
Die Goldenstedter Wölfin
Was lernen wir aus dem Fall?
Überall, wo Wölfe sich ansiedeln, müssen Nutztiere geschützt werden.
Der Schadensumfang ist unabhängig von der Zahl oder der Dichte der Wölfe. Einzelwölfe
können mehr Schaden anrichten als ganze Rudel.
Das Wolfsmanagement muss kompetent und rasch entscheiden. Präventions- und
Entschädigungszahlungen müssen unbürokratisch und rasch beim Antragsteller
ankommen.
Neben einem guten Monitoring ist eine überzeugende Rissbegutachtung erforderlich. Die
Rissbegutachtung muss von Amtspersonen durchgeführt werden, die Vertrauen genießen.
DNA-Nachweise sind i. d. R. nicht erforderlich.
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WIE GEFÄHRLICH SIND WÖLFE?
Was ist ein verhaltensauffälliger Wolf?
Klärung der Begriffe
Habituation ist „die Fähigkeit eines Tieres, sich an wiederholt auftretende Reize, die weder
mit positiven noch mit negativen Folgen verbunden sind, zu gewöhnen und nicht mehr auf
sie zu reagieren“ (Immelmann 1982).
Konditionierung ist „ein neues, spontan auftretendes Verhalten, das durch einen positiven
Reiz verstärkt wird“ (Immelmann 1982). Dazu zählt auch Futterkonditionierung.
Negative Konditionierung ist die Verknüpfung bestimmter Situationen mit negativen
Erlebnissen wie Schmerzen oder Gefahr. Diese Konditionierung erreicht man in der Regel
durch Vergrämen. Sie gelingt nur selten.
Ein Problemwolf ist ein verhaltensauffälliger Wolf. Er ist nicht unbedingt gefährlich.
Unsere Wölfe sind durchwegs habituiert (= an Menschen gewöhnt).
Futterkonditionierung muss vom Monitoring erkannt und fachlich bewertet werden.
Futterkonditionierte Wölfe sind zu eliminieren.
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