Berlin, April 2012 „Kurs Backbord!“ – aus Sicht der Wahlberechtigten segeln die Piraten im linken Parteienspektrum Eine Verortung im Links-Rechts-Kontinuum Die Piraten wehren sich gegen die Verortung ihrer Partei auf dem Links-RechtsSchema. Diese Zuschreibung sei nicht mehr zeitgemäß, da wo die Piraten sind, sei „vorne“. Das erinnert sehr an das Versprechen Gerhard Schröders 1998: „Wir machen keine linke und keine rechte sondern eine bessere Politik.“ Anhand ihrer Wahlprogramme ist die Piratenpartei nicht eindeutig dem linken oder rechten politischen Lager zuzuordnen. Eine Programmanalyse im Vorfeld der saarländischen Landtagswahl machte dies deutlich: „Die Piratenpartei ist gesellschaftspolitisch explizit progressiv-libertär ausgerichtet, in sozioökonomischen Fragen steht sie jedoch Union und FDP nahe“1, auch wenn die wirtschaftsliberale Position der FDP wegen der Dominanz der Gesellschaftspolitik nicht überbewertet werden sollte.2 Andere Analysen diagnostizieren die größte Übereinstimmung der Programme zwischen Piraten und Grünen und Piraten und Linken bei der Abgeordnetenhauswahl in Berlin sowie zwischen Piraten und SPD bei der Landtagswahl im Saarland.3 Danach wird davon ausgegangen, dass der größte Teil der programmatischen Aussagen der Piraten darauf hindeutet, dass sie eher im linken Spektrum des Parteiensystems angesiedelt sind. Aussagekräftiger als nicht zuletzt wahlkampftaktische Selbstverortungen und wichtiger als die inhaltliche Verortung mittels Programmanalysen sind jedoch die Einschätzungen der Parteien durch die Wählerinnen und Wähler. Für diese ist das Links-Rechts-Schema immer noch ein passender Orientierungsrahmen zur Positionierung der Parteien im politischen Raum.4 Dies zeigt die Links-RechtsEinstufung auf einer Skala von 1 „links“ bis 11 „rechts“ für insgesamt sieben Parteien – einschließlich der Piraten – die im Rahmen des aktuellen DeutschlandTREND erneut erhoben wurde. Die Ergebnisse belegen eine stabile und über die Zeit relativ konstante Positionierung der sechs etablierten Parteien. Ganz links wird die Linke platziert (2,4), Mitte links die Grünen (4,5) und die SPD (4,8), die FDP rangiert in der Mitte (6,0) und CDU (6,4) und CSU (6,9) werden Mitte rechts verortet. Hinzu kommt die rechtsradikale NPD, die mit 9,4 auch äußerst rechts platziert wird. Die Befunde 1 Debus, Marc (2012): Schwarz-rote Signale bereits in den Wahlprogrammen? Die programmatische Positionierung der Parteien im Saarland vor der Landtagswahl am 25. März 2012, http://blog.zeit.de/zweitstimme/2012/03/15/schwarz-rote-signale-bereits-in-den-wahlprogrammen-dieprogrammatische-positionierung-der-parteien-im-saarland-vor-der-landtagswahl-am-25-marz-2012/, Download am 18.04.2012. 2 Debus (2012): a.a.O. 3 Faas, Thorsten (2012a): Unveröffentlichter Beitrag zum Kolloquium „Piratenpartei“ der Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin, 8. Februar. Faas, Thorsten (2012b): Saarland: Koalitionspolitik = Programm + Personen, http://blog.zeit.de/zweitstimme/2012/03/24/saarland-koalitionspolitik-programm-personen/, Download am 19.04.2012. 4 Zur Bedeutung der Links-Rechts-Einordnung als zentrale Entscheidungshilfe für Wahlabsichten siehe Anja Neundorf (2012): Die Links-Rechts-Dimension auf dem Prüfstand: Ideologisches Wählen in Ost- und Westdeutschland 1990 bis 2008, in: Rüdiger Schmitt-Beck (Hrsg.): Wählen in Deutschland, Sonderheft der PVS 45/2011, Baden-Baden. 1/3 zeigen in den le etzten 10 Jahren ei ne leichte Linksvers schiebung – sowohll in der Selbstvverortung der d Wähle erinnen und d Wähler (2001: ( 6,0; 2012 5,22) als auch h in der Positionierung de er etablierte en Parteie n. Und wo o navigiere en die Piratten im poli tischen Ra aum? In de en Augen dder Wählerr segeln sie auff „Kurs Bacckbord“ un nd werden derzeit mit m 4,6 klar dem linkeen Parteisp pektrum zugeorrdnet. Sie weisen da amit die ge eringste Distanz zu den Grüneen auf. Alllerdings fällt den n Befragte en die Eino ordnung de er Piraten noch n schw wer: 25 Proozent können oder wollen aktuell ke eine Zuordnung vorn nehmen. Bei B den an nderen Parrteien liegtt dieser Wert zw wischen 4 und (bei der FDP) 9 Prozent. Dies giilt jedoch nicht für die d Anhäng ger der Piraten selbst. Sie könnnen sowo ohl sich selbst a als auch ih hre Partei sehr s wohl im politischen Spektrum platzieeren. Sie verorten v die Pirraten mit 5,2 allerd dings stärkker in Ric chtung der politischhen Mitte als die Gesam mtbevölkeru ung. Mit ih hrer eigene en Selbste einstufung von 5,1 ddokumentie eren sie ein hoh hes Maß an Übereins stimmung der eigene en Position n mit der P Position derr Partei. Damit positionierren sie sich und ih hre Partei sehr nah an der ddurchschnittlichen einstufung der Gesam mtbevölkerrung (5,2). Selbste 2/3 Untersucchungsanlag ge: Grundgesam mtheit: Wahlberechhtigte Bevölkerungg in Deutschland ab a 18 Jahre Faallzahl: 1.0005 Befragte Stichprobe: Repräsentattive Zufallsauswahhl / Randomstichpprobe Errhebungszeitraum: 022. bis 03. April 2012 Erhebungsvverfahren: Computergeestützte Telefonintterviews (CATI) Feehlertoleranz: 1,44* bis 3,1** Prozentpunkte * bei b einem Anteilswe ert von 5% ** bei einem Anteilsw wert von 50% Kontakt: Richard H Hilmer Heiko Gothe Managing Director richard.h hilmer@infrate est.dimap.de Se enior Consulttant he [email protected] http://ww ww.infratest-diimap.de Infratest dimap Geselllschaft für Tre end- und Wa ahlforschung mbH m Moosdorrfstr. 7-9 12435 Be erlin Tel. 030--53322-110 Fax. 030 0-53322-122 3/3