Systemische Hörtherapie und Musikertraining nach Alfred Tomatis in der Hörakademie Freiburg Impressum Herausgeber: Hörakademie Freiburg Kirsten Klopsch Neunlindenstraße 30 a D-79106 Freiburg Telefon + 49(0)761-503 87 81 [email protected] Verantwortlich für den Inhalt: Kirsten Klopsch Texte, Studien: alle Rechte und Veröffentlichungen – auch auszugsweise nur mit Genehmigung der Hörakademie Freiburg, Kirsten Klopsch Konzept, Idee,Textbearbeitung und Ausführung: Presse&Medienbüro Annerose Freier Brombergstraße 17 79102 Freiburg Telefon + 49(0)761-1373978 Grafik: Sigrid Forsthuber – www.forsthuber-design.de Copyrigth © 2009: Illustrationen: Ana Castro Druck: Meisterdruck Emmendingen Der Natur zuliebe würden wir uns freuen, wenn Sie diese Broschüre nach dem Lesen an Interessierte weiterreichen würden. Inhalt Systemische Hörtherapie und Musikertraining nach Alfred Tomatis >Einleitung 5 >Das Ohr 6 >Die Hörverarbeitung 7 >Die Erstuntersuchung und ihre Ergebnisse 9 >Ablauf der Systemischen Hörtherapie und des Musikertrainings 10 >Systemische Hörtherapie für Kinder 11 > Musikertraining nach Alfred Tomatis 12 >Systemische Hörtherapie bei Innenohrschwerhörigkeit und 14 >Hilfe bei Ohrgeräuschen durch die Systemische Hörtherapie 14 >(Fremd-) Sprachtraining mit dem Elektronischem Ohr 15 > Systemische Beratung und Therapie 15 Verlaufsstudien zur Systemischen Hörtherapie >Einleitung 17 >Untersuchungsgruppe von 66 Kindern 20 >Untersuchungsgruppe von 18 Klienten mit Innenohrschwerhörigkeit 23 >Untersuchungsgruppe von 26 professionellen Musikern 26 Vita Kirsten Klopsch 31 Systemische Hörtherapie und Musikertraining *) Einleitung Vom Anfang unseres Lebens an bewegen wir uns in vielfältigen Klangräumen. Durch lebendiges Hören finden wir Orientierung und entwickeln Beziehungen. Waches Zuhören und aufmerksames Lernen fördern Entwicklung, Persönlichkeit und Kreativität – so entsteht klangvolle Lebensqualität. Unsere Ohren können wir, im Gegensatz zum Auge, nicht verschließen. Wir verarbeiten ständig Schall. Unser Gehirn wird ohne Unterlass von akustischen Reizen bombardiert. Nur für uns interessante Reize erregen unsere Aufmerksamkeit und dringen bis zu unserer Wahrnehmung vor. Das bedeutet, dass wir im Laufe unseres Lebens lernen, zwischen Stör- und Nutzschall zu unterscheiden. Für viele Menschen ist dieser Lernprozeß gestört. Hier kann mit der Systemischen Hörtherapie geholfen werden. Die Systemische Hörtherapie und das Musikertraining basieren auf den Erkenntnissen und der bewährten therapeutischen Technik des französischen HNO-Arztes Dr. Alfred Tomatis. Therapie und Training regen die Hörverarbeitung und -wahrnehmung an. Dies wird über individuell bearbeitete und veränderte Musik erreicht, die dem Klienten über spezielle Kopfhörer zu hören gegeben wird. Die Technik haben wir kontinuierlich optimiert. Die klanglichen Eigenschaften und die Bearbeitungsmöglichkeiten wurden, basierend auf digitaler Technik, so verbessert, dass eine jeweils auf die individuellen Bedürfnisse des Einzelnen abgestimmte Hörtherapie angeboten werden kann. Mit neuen Klangmedien auf höchstem künstlerischen und technischen Niveau, einem besonders energiereichen und dynamischen Obertonspektrum bis 21 kHz vermitteln wir den Klienten Sicherheit und ermuntert diese, ihre Ohren zu öffnen. Dabei helfen differenzierte Filterbearbeitungen und Tempovariationen, die ein spezifisches klangliches Milieu schaffen. Ergänzend fließen systemisch-therapeutisches Wissen und Handwerkszeug in den Therapieablauf und die begleitenden Gespräche ein. *) eine Weiterentwicklung der Methode nach Tomatis Das Ohr Das Ohr ist eines unserer wichtigsten Wahrnehmungsorgane, denn es ist das einzige Sinnesorgan, das zwei Sinne miteinander vereint: den Hörsinn und den Gleichgewichtssinn. Menschen: Das Ohr ist Mittelpunkt für die Sprach- und Kommunikationsentwicklung, das Gleichgewichtsorgan unterstützt unsere körperliche Selbstwahrnehmung und somit die körperliche Entwicklung. Das Ohr ist als Sinnesorgan im Mutterleib als erstes fertig ausgebildet und kann schon sehr früh akustische Reize aufnehmen, um sie ans Gehirn zur Verarbeitung weiterzugeben. Das im Innenohr liegende Gleichgewichtsorgan hilft uns beim Aufrichten, beim Orientieren im Raum und somit bei allen Bewegungen. Beide Sinnesorgane erfüllen wichtige Aufgaben für den heranwachsenden Durch die intensive akustische Stimulation während der Systemischen Hörtherapie bzw. des Musikertrainings wird zum einen die Hörverarbeitung und -wahrnehmung angeregt, zum anderen wird die Fähigkeit für eine sicherere Orientierung im Raum und die Ortung von akustischen Reizen gefördert. Das Ohr ist in drei Abschnitte unterteilbar: 1. Äußeres Ohr: Ohrmuschel und Gehörgang Äußeres Ohr 2. Mittelohr: Trommelfell, Hammer, Amboß, Steigbügel, Paukenhöhle und Eustachische Röhre Mittelohr Innenohr 3.Innenohr: Innenohrschnecke (Cochlea) und das Gleichgewichtsorgan (Vestibulum / Bogengänge) Die Hörverarbeitung Trifft ein Geräusch unser Ohr, so erreicht dieser Schall über den Gehörgang das Trommelfell und bewegt es. Diese Bewegung wird von den drei Gehörknöchelchen und deren Muskeln aufgefangen und nun 17-fach verstärkt über das ovale Fenster in die träge Flüssigkeit des Innenohres weitergegeben. Die Kompressionswelle, die ein einzelner Schallreiz im Innenohr auslöst, wird an der Stelle des stärksten Ausschlags von den dortigen Innenohrhaarzellen aufgenommen Schallfluss äußerer Kanal Mittelohrknochen und als elektrochemischer Reiz über den Hörnerv an das Gehirn weitergegeben. Wenn der Schall von den Sinneszellen des Innenohres verarbeitet worden ist, leitet der Hörnerv ihn weiter zum Gehirn. Im Gehirn gibt es die unterschiedlichsten Bereiche, die den Schall analysieren, kategorisieren und in Zusammenhänge setzen können. Wichtig für die Erklärung unserer Therapie ist das folgende Schema: Innenohr Mechanik und Wandlung Hörnerv Hirn olivocochleäres Bündel Rückkopplung Funktionsweise Schallfunktion Mittelohrmuskel Luftschwingung mechanische Schwingung Innervation mechanisch hydrodynamisch elektrochemisch elektrochemisch Schutz Verstärkung Lokalisierung Druckausgleich Anpassung Verstärkung mechanisch neuronaler Konverter Kodierer Informationsprozessor Außenohr Mittelohr Innenohr Zentralnervensystem Wenn ein Reiz über das Mittelohr, das Innenohr, den Hörnerv bis zum Gehirn von uns wahrgenommen ist, gibt es absteigende Nervenfasern, die zurück zum Innen- und zum Mittelohr führen und dort eine Innervation zur Fokussierung, also zum ge- zielten Hinhören, anregen können. Durch die Musik, die während der Systemischen Hörtherapie über die Luftleitung und die Knochenleitung (mit Hilfe des Knochenleitungsvibrators) gehört wird, wird dieser Kreislauf permanent angeregt, und es er folgt somit eine ständige Anregung, Konditionierung und Anpassung. Unser Körper reagiert auch auf Schallwellen – den Körperschall. Am deutlichsten spüren wir das, wenn wir uns die Ohren zuhalten. Wir hören dann unsere Stimme über die Schwingungen, die vom Sprechapparat produziert, direkt vom Innenohr verarbeitet und weitergeleitet wahrgenommen werden. Dieser Körperschall ist in der Systemischen Hörtherapie von besonderer Bedeutung. Behandlungsziele sind • Verbesserung der auditiven Wahrnehmung und Verarbeitung • Unterstützung von Kindern mit Entwicklungsverzögerung und Entwicklungsstörung • Verbesserung bei Verhaltensauffälligkeiten wie z.B. ADS oder ADHS • Verbesserung bei Teilleistungsstörungen wie z.B. Legasthenie • Verbesserung bei Sprachentwicklungsverzögerung / -entwicklungsstörung • Unterstützung der Sprachentwicklung • Förderung von Aufmerksamkeit und Konzentration • Förderung der sensorischen Integration (Vernetzung der Sinne) • Verbesserung der Hörverarbeitung und des Sprachver- ständnisses bei Schwerhörigen • Förderung der Stimmbildung • Steigerung der Kommunikationsfähigkeit • Regeneration bei Stress und Erschöpfung • Mögliche Verbesserung der Symptome bei Hörsturz und Tinnitus • Für Musiker: Verbesserung des Spielgefühls, der klanglichen Möglichkeit und Intonationssicherheit Erstuntersuchung und ihre Ergebnisse 0db Die Ergebnisse der Tests und der Befund werden im abschließenden Beratungsgespräch zusammengeführt. Auf dieser Basis wird ein Behandlungs- und Kostenplan aufgestellt. Hörwahrnehmungsschwelle linkes Ohr vor Hörtherapie nach Hörtherapie 17db Besondere Bedeutung bei der Entscheidung für eine Therapie kommt dem Hörprofil zu. In diesem Profil wird neben der Hörwahrnehmungsschwelle der Luft- und Knochenleitung das räumliche Hören geprüft. Das Diskriminationsvermögen, das Vermögen, einzelne Tonhöhen voneinander zu unterscheiden, wird im »Selektivitätstest« festgestellt. Zuletzt wird geprüft, welches Ohr des Klienten das dominante Ohr zur Sprachverarbeitung und zu eigener Sprachkontrolle ist. Aus den Ergebnissen des Hörprofils zieht der Therapeut Rückschlüsse, wie der Klient akustische Reize verarbeiten kann und welche Fähigkeiten durch die Systemische Hörtherapie angeregt werden können. Bei Musikern wird in der ersten Untersuchung zusätzlich eine Aktive Sitzung durchgeführt. 0,125 0,25 0,5 0,75 1 1,5 2 3 4 6 8 Khz 0db Der therapeutische Blick auf das Hörprofil und die Anamnese richten sich dabei auf die schon vorhandenen Fähigkeiten, bisherigen Ressourcen und Potenziale des Klienten. Das Hörprofil dient dazu, ein individuelles Therapieprogramm zu entwickeln. Gemeinsam wird mit den Klienten über den jeweiligen Veränderungswunsch gesprochen, und es werden Ziele für die Systemische Hörtherapie oder das Musikertraining erarbeitet. Bei Kindern werden, falls erforderlich, weitere Tests durchgeführt, wie z.B. die Untersuchung der Gleichgewichtsregulation. Hörwahrnehmungsschwelle rechtes Ohr vor Hörtherapie nach Hörtherapie 17db Vor Beginn einer Systemischen Hörtherapie sowie des Musikertrainings erheben wir einen ausführlichen Befund, erstellen ein Hörprofil und führen ein ausführliches anamnesisches Gespräch. 0,125 0,25 0,5 0,75 1 1,5 2 3 4 6 8 Khz Erst nach der Erstuntersuchung kann entschieden werden, ob eine Systemische Hörtherapie oder für Musiker das Musikertraining angezeigt sind. Ablauf der Systemischen Hörtherapie und des Musikertrainings Da es sich bei beiden Behandlungen um eine Anregung der Hörerfahrung und damit der Hörverarbeitung handelt, ist es notwendig, das auditive Wahrnehmungstraining in intensiven Hörphasen durchzuführen. Es werden in der Regel am Tag 4 Einheiten auditives Wahrnehmungstraining von je 30 Minuten durchgeführt. Der Klient kommt täglich für 2 Stunden zum Hören. Die erste Hörphase ist je nach Befund in der Erstuntersuchung 10-12 Tage lang. Danach folgt eine Pause von 4-8 Wochen. Eine weitere Hörphase schließt sich dann in gleicher Länge an. Bei manchen Therapieverläufen ist es notwendig, eine dritte Hörphase von höchstens zehn Tagen nach einer Pause von 6-10 Wochen anzuschließen. 3. Mit Hilfe des Elektronischen Ohres können im Verlauf der Therapie ver schiedenste Frequenzbereiche ausge blendet oder verstärkt zu hören gegeben werden. Zeit die Musik in einem höhenbetonten Frequenzbereich ab. Dieser Effekt fordert Aufmerksamkeit und gibt dem Gehirn die Möglichkeit, in diesem interessanten, hohen klanglichen Angebot leichter zu analysieren und zu verarbeiten. Die Grundlage für eine individuelle Einstellung des Elektr. Ohres sind das jeweilige Hörprofil des Klienten und seine individuellen Rückmeldungen und Reaktionen auf die Therapie. Klangmedien Das »Elektronische Ohr« Das Herzstück der Therapie und des Musikertrainings ist ein Klangwandler, das von Dr. Tomatis entwickelte »Elektronische Ohr«. Bevor der Klient die Musik zu hören bekommt, wird diese im Elektronischen Ohr für ihn individuell aufbereitet und verändert. Insbesondere die folgenden Komponenten spielen dabei eine wichtige Rolle: 1. Die Musik wird dem Klienten mit Hilfe von speziellen Kopfhörern über Luft und Knochenleitung zu hören gegeben. Die Aufteilung geschieht schon im Elektronischen Ohr. 10 2. Wenn die Musik eine gewisse Intensität erreicht hat, verändert sich der Klang der Musik. Die sogenannte Klangwippe gibt verstärkt die hohen Frequenzen wieder und spielt jeweils für kurze Zur akustischen Stimulation werden vorwiegend Werke von W. A. Mozart und Gregorianische Gesänge verwendet. Die Musik von Mozart ist eine Musik, die alle Menschen rund um den Globus anspricht und im musiktherapeutischen Bereich sehr gute Erfolge erzielt. Die Gregorianischen Gesänge bieten vielen Menschen Entspannung, da sie einem natürlichen Atemfluss folgen. Weiterhin werden für besondere therapeutische Interventionen Stimmaufnahmen verwendet, so z.B. bei Kindern die Stimme der Mutter oder im Sprachtraining Texte in der zu trainierenden Sprache. Werke von Mozart, in immer höhere Frequenzbereiche gefiltert, ermöglichen dem Klienten, in den hohen Frequenzbereichen, die für unsere Sprachverarbeitung von enormer Bedeutung sind, sicherer und schneller zu analysieren. Systemische Hörtherapie für Kinder »Kinder entwickeln sich in lebendiger Kommunikation mit ihrer Umwelt. Das Hören hat dabei eine ganz besondere Bedeutung. Schon im vorgeburtlichen Leben erlebt der Fötus Melodie und Rhythmus der mütterlichen Körpergeräusche. Die Stimme der Mutter tritt mit Klang und Rhythmus in den Vordergrund. Sie weckt Aufmerksamkeit und Interesse. Sie sensibilisiert für Sprache und weckt die Lust auf menschliche Kommunikation. So erwerben Kinder ein Fundament für frühe Interaktion und frühes Lernen. Neugeborene können Sprachlaute aus einer Vielzahl anderer Geräusche ausdifferenzieren. Sie erkennen die Mutter an deren Stimme und finden so Halt und Orientierung in einer neuen und in vielerlei Hinsicht fremden Welt. Es entsteht ein sprachlichklanglicher Dialog als tragendes Element der frühen Mutter-Kind-Beziehung. Die Kinder entdecken die Kraft ihrer Stimme und lernen, sich stimmlich-klanglich und später auch sprachlich mitzuteilen. In den folgenden Jahren entwickeln Kinder eine gute und differenzierte Hörwahrnehmung. Dies ist die wesentliche Grundlage zur Selbstregulation, Aufmerksamkeit, Sprachentwicklung und Lernen. Die Systemische Hörtherapie orientiert sich in ihrem Vorgehen an dieser natürlichen Entwicklung.« nicht vollständig und kontinuierlich durchlaufen kann. Neben Erkrankungen der Ohren durch häufige Mittelohrentzündungen bis hin zur Schwerhörigkeit gibt es auch viele psycho-soziale Umstände, die ein Kind in der Entwicklung so stark beeinflussen und behindern können, dass eine normale und gesunde Hörreifung nicht möglich ist. Die Systemische Hörtherapie gibt dem Kind die Möglichkeit, Hörerfahrung und damit Hörreifung nachzuholen und wichtige Entwicklungsschritte nachzuvollziehen. Während der Hörtherapie werden die Kinder von uns betreut und dürfen während des Hörens spielen, malen, puzzeln und basteln. Da die Systemische Hörtherapie eine entwicklungsorientierte Therapie ist, hat es sich als notwendig erwiesen, dass die Hörtherapie gemeinsam mit der Mutter durchgeführt wird. Die Mutter entspannt bei einem eigenen Therapieprogramm. Die Hörtherapie löst in den meisten Fällen Verhaltensänderungen des Kindes aus, insbesondere kann kurzzeitig auch eine mehr oder weniger starke Regressionsphase eintreten. Diese Veränderungen im Kind sollten auch für die Mutter aufgrund eigener Erfahrung mit der Therapie wahrnehmbar sein, so dass sie sich auf diese Phasen besser einstellen kann. Die begleitende Behandlung der Mutter ist kostenfrei. © Friedrich Huchting, 11/2004 Es gibt vielerlei Gründe und Ursachen, warum ein Kind die beschriebene Entwicklung 11 Musikertraining nach Alfred Tomatis Musiker sind durch ihre beruflichen Anforderungen auf eine hervorragende Hörverarbeitung und -wahrnehmung angewiesen. Leider sind Musiker häufig wegen der hohen Lärmbelastung in ihrem musikalischen Umfeld in ihrer Hörwahrnehmung durch Tinnitus, Hörsturz und frühzeitig beginnende Schwerhörigkeit eingeschränkt. Mit diesem ersten seiner drei Gesetze hat Dr. Tomatis die Basis für die Aktiven Sitzungen gelegt. Als Sohn eines Sängers stellte er in der intensiven Arbeit mit den Kollegen seines Vaters immer wieder fest, dass Frequenzen, die ein Sänger nicht mehr gut wahrnehmen oder hören kann, auch nicht mehr in seiner Stimme zu finden sind. Das Musikertraining nach Tomatis beinhaltet zwei Hörtrainingsphasen, in denen das Hörvermögen des Musikers optimiert und vorhandene Hörschwächen neurophysiologisch ausgeglichen werden. Danach kann der Musiker mit einem intensiven Training der audiovokalen Schleife seine Klangentfaltung steigern und seine Körperhaltung und sein Spielgefühl verbessern (Aktive Sitzung). Dieses Training der audiovokalen Schleife richtet sich an alle Sänger und Instrumentalisten, und es ist wie folgt entstanden: Tomatis suchte nach einer Möglichkeit, die Hörfehler dieser Sänger zu korrigieren. Sein Ansatzpunkt war die Hörschwäche und nicht die Stimmproblematik. Er entwickelte ein Gerät, einen Vorgänger des Elektronischen Ohres, das die Hörschwächen seiner Probanden ausgleichen konnte, und stellte fest, dass die fehlenden Frequenzen augenblicklich in der Stimme erschienen. So formulierte er das zweite Tomatis-Gesetz: 1. »Die Stimme enthält als Obertöne nur die Frequenzen, die das Ohr wahr nehmen kann.« 12 2. »Gibt man dem Ohr die Möglichkeit, nicht mehr oder nicht gut wahrgenom- mene Frequenzen wieder korrekt zu hören, so treten diese augenblicklich und unbewusst wieder zutage.« Allerdings traten die stimmlichen Schwierigkeiten der Sänger wieder zu Tage, sobald sie den Kopfhörer abgesetzt hatten. Tomatis fand einen Weg, diese neue Hör- und Singweise zu konditionieren. Er entwickelte das Elektronische Ohr, mit dem er Einfluss auf die Tonusregulation des Sängers nehmen konnte, um damit die verbesserte Hör- und Singfähigkeit zu trainieren. Nach Abschluss einer erfolgreichen weiteren Versuchsreihe konnte er das dritte Tomatis-Gesetz aufstellen: 3. »Die über eine bestimmte Zeitdauer wiederholte akustische Stimulation führt zur endgültigen Veränderung des Gehörs und folglich der Phonation.« vermögen hat und anders auf die Situation während der Aktiven Sitzung reagiert, muss individuell erarbeitet werden, welche Einstellung des Elektronischen Ohres zu dem jeweiligen Musiker und seiner Zielvorstellung passt. Je nach Veränderungswunsch und Zielvorstellung des Musikers ist es sinnvoll, in gewissen Abständen (2-3 Monate) zu 2-3 Aktiven Sitzungen in der Woche zu kommen. Diese weiterführenden Aktiven Sitzungen werden jeweils mit einem halbstündigen auditiven Wahrnehmungstraining vorbereitet. Ziele des Musikertrainings können sein: Diese Ergebnisse lassen sich von Sängern ohne weiteres auf jeden Instrumentalisten übertragen, ebenso auf Schauspieler und Sprecher. Jeder, der mit der audio-vokalen Schleife arbeitet, wird früher oder später auf diese Zusammenhänge stoßen. Damit die Aktiven Sitzungen wirken können, muss die Hörwahrnehmung des Musikers angeregt und optimiert sein, was in zwei Hörtrainingsphasen in der Länge von 10-12 Tagen geschieht. Diese Hörtrainingsphasen sind die Basis, um die Erfahrungen während der Aktiven Sitzungen optimal zu verarbeiten und sie baldmöglichst in den Berufsalltag zu integrieren. •Intensivierung der Hörwahrnehmung •Verbesserung der Intonation •Steigerung der Klang- und Stimm entfaltung •Erweiterung der Stimme •Förderung des differenzierten und räumlichen Hörens •Mögliche Verbesserung der Symptome bei Tinnitus und Hörsturz •Verbesserung der technischen Fähigkeiten •Optimierung des Spiel / Singgefühls •Besserer Umgang mit Stress-Situationen •Beschleunigung des künstlerischen Reifungsprozesses In der Hörakademie Freiburg wird unter fachkundiger musikalischer Leitung zusammen mit dem Musiker ein individuelles Programm für eine halbe Stunde Aktive Sitzung entwickelt. Da jeder Musiker ein anderes Hör13 Innenohrschwerhörigkeit und Hörgeräteversorgung Hilfe bei Ohrgeräuschen durch die Systemische Hörtherapie Mit dem Hörgerät hört man Geräusche und Töne, die man seit Jahren nicht mehr hören und wahrnehmen konnte. Oft stellt sich damit ein Gefühl der Überforderung, wenn nicht sogar der Ablehnung des Hörgeräts ein. Um die neue Lebensqualität mit einem Hörgerät optimal nutzen zu können, bietet die Systemische Hörtherapie eine erfolgreiche Unterstützung. Ohrgeräusche können als hohe Pfeiftöne, als Rauschen oder auch als Brummtöne auftreten. Das permanente Geräusch im Ohr erschwert nicht nur genaues Hören und freie Kommunikation, sondern führt auch zu sekundären Störungen. Schlafstörungen, Nervosität, vegetative Dysregulationen, Konzentrationsstörungen, psychische Belastungen bis hin zu Angstzuständen werden immer wieder genannt. Leider sind die Ursachen der Ohrgeräusche nur wenig bekannt und im Einzelfall auch selten klar erkennbar, so dass häufig die geeignete Therapieform schwierig zu bestimmen ist. Erschwerend kommt hinzu, dass sich meistens mehrere Ursachen überlappen. Stressbelastungen, HWS-Syndrom, Zahnherde, Schalltrauma, Hörsturz und auch vegetative Störungen werden oft im Zusammenhang mit den Ohrgeräuschen als Gründe genannt. Was kann bei Schwerhörigkeit und Hörgeräteversorgung erreicht werden? • verbesserte Akzeptanz des Hörgeräts • verbessertes Sprachverständnis • sicherere und schnellere Hörver arbeitung • verbessertes Analysevermögen des Gehörten • verbesserte Eigenwahrnehmung beim Sprechen • in manchen Fällen deutliche Verbesse- rung der Hörschwelle In der Hörgeräteversorgung ergaben sich Beobachtungen, dass es schon nach einer kurzen Zeit der Stimulation nach der Systemische Hörtherapie zu einer leichteren Hörgeräteanpassung und damit zu einer deutlich höheren individuellen Akzeptanz der Hörgeräte kam. 14 Die Systemische Hörtherapie ist in vielen Fällen geeignet, eine Verbesserung der Symptomatik zu erzielen. Viele Menschen, die eine entsprechende Hörtherapie durchlaufen hatten, stellten fest, dass sie die Ohrgeräusche weniger störten. Sie berichten, dass die Geräusche geringer worden waren, einige berichten, dass sie den Tinnitus gelegentlich nicht mehr wahrnehmen. Die Schilderungen beziehen, allerdings selten, sogar das vollständige Verschwinden des Ohrgeräusches mit ein. (Fremd-) Sprachtraining mit dem Elektronischen Ohr Systemische Beratung und Therapie Dr. Tomatis hatte durch Untersuchungen festgestellt, dass es ein »ethnisches Ohr« gibt. So wie das Ohr und die Hörverarbeitung von Individuum zu Individuum verschieden ist, so unterscheidet beides sich gesamtheitlich auch von Gegend zu Gegend, von Land zu Land. Zwischenmenschliche Beziehungen werden durch verschiedene Regeln und Muster strukturiert und gesteuert: Kommunikationsregeln, Verhaltensregeln, Beziehungsmuster, Bindungsmuster etc.. Diese Regeln und Muster sind hilfreich, um den Alltag zu meistern, sie helfen z.B. einem Familiensystem, Stabilität zu erleben. Manchmal allerdings können Muster und Regeln dazu führen, dass es zu Problemen und zu Symptomen, sogar zu Krankheiten, kommt. Ein Engländer »stellt sein Ohr anders ein« als ein Franzose, ein Franzose anders als ein Deutscher. Jede Sprache hat ihren eigenen Sprachklang (Hüllkurve des Frequenzspektrums der Sprache), Sprachrhythmus (Länge der Phoneme) und bringt ein spezifisches Lebensgefühl zum Ausdruck. Die Systemische Hörtherapie bietet die Möglichkeit, über eine verbesserte auditive Differenzierung eine Fremdsprache anders zu erleben, d.h. ihren Sprachklang und Rhythmus durch passive und aktive Selbsterfahrung neu wahrzunehmen, zu entdecken und dauerhaft zu integrieren. Mit Hilfe des Elektronischen Ohres kann man dem Klienten erlebbar machen, wie sich die Fremdsprache »anfühlt«. Beim aktiven Fremdsprachentraining wird in ein Mikrofon gesprochen, und man hört sich simultan selber in dem Frequenzgang (der Hüllkurve) der Fremdsprache sprechen. Weiterhin unterstützt das Elektronische Ohr den Sprachrhythmus der Fremdsprache, in dem die Klangwippe in der Latenzzeit der jeweiligen Sprache reagiert. In der Systemischen Beratung und Therapie werden Probleme nicht als Eigenschaften einzelner Personen gesehen. Probleme können Hinweise auf die aktuellen Kommunikations- und Beziehungsbedingungen in dem jeweiligen System geben. Ziel der Therapie und Beratung ist eine Erweiterung der Wahrnehmungs- und Handlungsmöglichkeiten des Einzelnen und des Gesamtfamiliensystems. Über ressourcenorientiertes Arbeiten versucht der Therapeut/ Berater die bisherigen Muster und Vorannahmen in Frage zu stellen und regt andere Sichtweisen an, um neue Interpretationsvarianten und Interaktionsregeln zu ermöglichen. Der Therapeut oder Berater sieht sich nicht als Experte, der die Diagnose stellt und die Lösung vorgibt. Es wird vielmehr ein aufgeschlossener und respektvoller Dialog mit den Klienten geführt und eine Unterstützung angeboten, um Blockaden in ihrer jeweiligen Entwicklungsdynamik aufzulösen und neue Perspektiven und befriedigendere Möglichkeiten des Zusammenlebens zu entwickeln. 15 16 Verlaufsstudien zur Systemischen Hörtherapie Einleitung Die vorliegenden Untersuchungen stellen einen ersten Versuch dar, das Konzept der Systemischen Hörtherapie einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Uns ging es bei dieser Arbeit um die Evaluation unseres therapeutischen Vorgehens. Einen medizinisch-wissenschaftlichen Beweis dieser Therapie haben wir nicht bezweckt, das Vorhaben hätte unsere Möglichkeiten eventuell überstiegen. Es wäre allerdings wünschenswert, wenn eine solche Forschung an anderer Stelle in Angriff genommen würde. Wir wollten mit dieser Untersuchung folgende Frage beantworten: Können mit der Systemischen Hörtherapie basale auditive Fähigkeiten und Regulationsmechanismen in ihrer Entwicklung und ihrem Bestand gestärkt werden? Um die Wirksamkeit der Systemischen Hörtherapie nachweisen zu können, haben wir für 3 unserer Klientengruppen (Kinder, Menschen mit Innenohrschwerhörigkeit und Musiker) Verlaufsstudien erstellt. Die Grundlage dieser Studien bildet jeweils das Hörprofil – ein Hörwahrnehmungstest, der als Diagnosewerkzeug den Therapieprozess begleitet und beeinflusst. In diesem Test wird neben der Hörwahrnehmungsschwelle der Luft- und der Knochenleitung das räumlich orientierende Hören geprüft. Das Diskriminationsvermögen, das Vermögen, einzelne Tonhöhen voneinander zu unterscheiden, wird im sog. »Selektivitätstest« festgestellt. Da es sich bei der Systemischen Hörtherapie um eine Anregung der Hörerfahrung und damit der Hörverarbeitung handelt, ist es notwendig, die Therapie in 2-3 intensiven Therapiephasen in der Länge von 10-12 Tagen durchzuführen. Während der Therapiephasen wird die Hörverarbeitung und das Hörvermögen des Klienten über individuell aufbereitete Musik, die über spezielle Kopfhörer gehört wird, angeregt. Zwischen den Therapiephasen sind 4-6 wöchige Therapiepausen, so dass die intensive Anregung der Hörverarbeitung während der Pause in den Alltag integriert werden kann. Durch die Systemische Hörtherapie können im Hörprofil vor allen Dingen folgende Veränderungsgrößen beobachtet werden: Verbesserung der Hörwahrnehmungsschwellen Die Hörwahrnehmungsschwelle ist derSchalldruckpegel, bei dem unser Gehör Töne oder Geräusche gerade noch wahrnimmt. Die Hörwahrnehmungsschwelle gibt Aufschluss darüber, ob eine Vorerkrankung der Ohren vorliegt. Wenn das nicht der Fall ist, zeigt sich eine durchschnittliche Hörwahrnehmungsschwelle der Luftleitung bei dem für die Studie genutzten Hörtestgerät bei 0 db über alle Frequenzen. Dennoch kann die Hörwahrnehmungsschwelle, auch wenn keine physiologischen Vorerkrankungen vorliegen, von diesem Durchschnittswert abweichen. Das kann an 17 der individuellen Sensibilität der Testperson liegen oder daran, dass die Verarbeitung von auditiven Reizen im Gehirn nicht optimal möglich ist. Gründe für Letzteres liegen in der individuellen Entwicklung eines Menschen und seiner Hörerfahrung und -reifung. Lautstärkeanpassung vor der Überleitung ins Innenohr statt. Insofern ist die angemessene Funktion des Mittelohres sowie die gute Koordination von Mittel- und Innenohrreaktion als zentrales Element einer funktionierenden Höradaption zu betrachten. Verbesserung der auditiven Differenzierung Die Höradaption beschreibt die Fähigkeit, sich an ein dynamisches Schallmilieu schnell und sicher anpassen zu können. Diese Fähigkeit ist eine wesentliche Voraussetzung für gerichtete Aufmerksamkeit, Belastbarkeit und Höranalyse. Auf der Verhaltensebene zeigen sich Adaptionsprobleme häufig in unangemessenen, heftigen bis aggressiven Reaktionen oder in einem Vermeidungs- und Rückzugsverhalten. Betroffene Menschen wirken oft überempfindlich und unruhig. Sie klagen in der Regel über die unangemessene Lautstärke einiger akustischer Reize (auch bei Schwerhörigkeit). Da sich diese »Hyperakusis« nicht an einer abnorm hoch liegenden Hörschwelle verifizieren lässt, wird den Betroffenen ihre Empfindlichkeit oft nicht geglaubt. Die auditive Differenzierung wurde mit dem sogenannten Selektivitätstest überprüft. Bei den Klienten wird über einen großen Frequenzbereich (125 Hz – 8 kHz) anhand von Sinus-Tönen getestet, ob er Tonhöhenunterschiede im Oktav-/Quint-/Quart-Abstand feststellen und angeben kann, ob ein Ton höher oder tiefer als der Vorgänger ist. Wenn der Klient einen Fehler macht, wird dies an der entsprechenden Frequenz vermerkt. Unterteilt wird das Frequenzspektrum in den Tieftonbereich von 125-999 Hz, den Sprachbereich 1000-2999 Hz und den Hochtonbereich 3000 bis 8000 Hz. Durch eine vorgegebene Multiplikation des Fehlerwertes wurde berücksichtigt, dass eine Fehlermeldung im Tieftonbereich schwerer zu werten ist als eine Fehlermeldung im Hochtonbereich (Tieftonbereich Fehlermeldung = 3 Punkte, Sprachbereich Fehlermeldung= 2 Punkte, Hochtonbereich Fehlermeldung = 1 Punkt). 18 Koordination der Mittelohr-InnenohrReaktion Verbesserungen der Höradaption wirken sich unmittelbar auf die Verhaltensebene aus. Die Verminderung von Stress setzt Kräfte frei und beruhigt. Die Projektion akustischer Stimuli im Gehirn wird -wie bei der Verbesserung der auditiven Differenzierung- präzise. Auch auf dieser Ebene werden die Voraussetzungen fürs Lernen gebessert. Dem Mittelohr wird in der gängigen Literatur die Funktion der Schallbrücke zugeordnet. Zusätzlich zur reinen Weiterleitung der Schwingungen findet im Mittelohr eine mehr oder weniger starke Schallverstärkung, bzw. Für die Darstellung der Verbesserung der Höradaption wurden die Dysfunktionen von Luft- und Knochenleitung ausgewertet. Die Bewertung des Zusammenspiels Mittelohr- Innenohr wurde an dem Verhältnis der Wahrnehmungsschwellen der Luft- und Knochenleitungskurven vorgenommen. Bei der Bewertung von Abweichungen wurden Abweichungen von +/-5db toleriert Ein Unterschied von 10db je Frequenz wurde mit einem Fehlerpunkt bewertet, 15-20db mit zwei Fehlerpunkten, 25db und mehr mit drei Fehlerpunkten. Angleichung/Zusammenspiel der Hörkurven beider Ohren Im Rahmen der physiologischen Voraussetzungen des Hörens konnten sich die Hörkurven der Luft- und Knochenleitung beider Ohren im Verlauf der Hörtherapie annähern. Räumliche Zuordnung auditiver Reize auf der Knochenleitung Beim Erstellen der Hörprofile werden die Klienten gebeten, den wahrgenommen Sinuston einer Seite zuzuordnen. Vielen fällt diese räumliche Zuordnung, vor allen Dingen auf der Knochenleitung, schwer. Diese Schwierigkeiten können tägliche Hörsituationen und schnelle räumliche Orientierung entsprechend beeinflussen. Die falsche räumliche Zuordnung wird durch einen Fehlerstrich am unteren Rand des Hörprofils bei der jeweiligen Frequenz festgehalten. Das Zusammenspiel beider Ohren wird durch den Vergleich der beiden Hörkurven links-rechts (jeweils Luft- und Knochenleitung) ermittelt. Bewertet werden die unterschiedlichen Hörschwellen der Luft- und Knochenleitung jeder Frequenz anhand von Fehlerpunkten. Die Bewertung des Zusammenspiels Mittelohr-Innenohr wird an dem Verhältnis der Lagen der Luft- und Knochenleitungskurven, bezogen auf die Eichung des Audiometers, vorgenommen. Nach dieser Eichung soll die Knochenleitung 10db unterhalb der Luftleitung dargestellt sein. Bei der Bewertung von Abweichungen wurden Abweichungen von +/-5db toleriert. Ein Unterschied von 10db je Frequenz wurde mit einem Fehlerpunkt bewertet, 15-20db mit zwei Fehlerpunkten, 25db und mehr mit drei Fehlerpunkten. 19 Untersuchungsgruppe von 66 Kindern*) Untersuchungsgruppe Es wurden die Hörprofile von nach dem Zufallsprinzip ausgewählten Kindern ausgewertet, die durch zwei Hörtherapiephasen à 12 Tagen in der Praxis für Wahrnehmungstherapie (51 Kinder im Zeitraum von 2003-2006) und in der Hörakademie Freiburg (15 Kinder im Zeitraum von 2004-2007) behandelt wurden. Der andauernde Therapieeffekt wurde mit einer weiteren Testung 3-6 Monate nach Beendigung der 2. Therapiephase gemessen. Die vorliegenden Ergebnisse beziehen sich auf folgenden Testablauf: • Test 1 – vor der ersten Therapiephase • Test 2 – nach der ersten Therapiephase • Test 3 – nach der zweiten Therapiephase • Test 4 – 3-6 Monate nach Beendigung der zweiten Therapiephase Beidohrig konnte sich die audiAbnahme der Fehlerangaben absolut tive Differenzierung nachhaltig 600 verbessern und stabilisieren. 500 478 481 Auch in der Kontrollunter400 suchung nach einer Therapie357 335 pause von 3-6 Monaten nach 300 Therapieende wurde erneut eine 190? 175 200 leichte Verbesserung festge100 stellt. Damit waren die Voraussetzungen der Kinder u.a. für 0 Test 1 Test 2 Test 3 Spracherwerb, phonologische Bewusstheit, gerichtete Aufmerksamkeit, Störschall-Nutzschall-Trennung und Musizieren nachhaltig gebessert. *) Gemeinschaftsstudie Hörakademie Freiburg mit der Praxis für Wahrnehmungstherapie Eutin/Gothendorf ) 20 rechtes Ohr linkes Ohr 166 144 Test 4 Kinderstudie Auditive Differenzierung Dieses Ergebnis ist als ein Abnahme der Unterschiede Hörschwellen links-rechts Hinweis auf Reifung der audi450 416 tiven Fusion (Zusammenfügen 400 Luftleitung 350 der Höreindrücke beider OhKnochenleitung 300 ren) zu werten. Die Kinder 269 250 haben damit Verbesserungen 185 200 in der räumlichen Orientierung 164 146 150 131 (Erfassung des Raumes wie 112 86 100 auch Lokalisierung von Tönen 50 und Geräuschen) und im Zu0 Test 1 Test 2 Test 3 Test 4 sammenspiel spezifisch linksund rechtshemisphärischer Funktionen der Hörverarbeitung entwickelt.und Semantik in der Sprachverarbeitung und Auch hier ist, wie bei der auditiven die Sicherheit im Raum können als basale Differenzierung eine alltagsrelevant positive auditive Voraussetzung für die stabile PerEntwicklung gelungen. Wahrnehmungsgesönlichkeitsentwicklung und den Schulerfolg schwindigkeit, die Verknüpfung von Prosodie gewertet werden. Kinderstudie Angleichung/Zusammenspiel der Hörkurven beider Ohren Werden Adaptionsprobleme Höradaption: Abnahme der Fehlkoordination – des Hörens bei der Befundung Luft-/Knochenleitung absolut 500 von Kindern übersehen, hat 455 450 das nicht selten zur Folge, rechtes Ohr 384 400 dass die beobachtbaren Verlinkes Ohr 350 haltensauffälligkeiten anderen 300 264 244 Ursachen (z. B. ADHS, mangel237 250 197 200 hafte Erziehung, Intelligenz151 157 150 mangel) zugeschrieben werden. 100 Verbesserungen der Höradap50 tion wirken sich unmittelbar 0 Test 1 Test 2 Test 3 Test 4 auf der Verhaltensebene aus. Die Verminderung von Stress setzt Kräfte frei und beruhigt. Die ProDifferenzierung- präzise. Auch auf dieser jektion akustischer Stimuli im Gehirn wird Ebene werden die Voraussetzungen für das wie bei der Verbesserung der auditiven Lernen gebessert. Kinderstudie Koordination der Mittelohr-Innenohr-Reaktion 21 Zusammenfassung > Bei allen Überprüfungskriterien konnten anhand der Tests Verbesserungen dokumentiert werden. > In den meisten Fällen wurden in einer Kontrolluntersuchung 3 bis 6 Monaten nach Therapieende weitere Verbesserungen festgestellt. Das ist ein Beleg für die Wirksamkeit der Systemischen Hörtherapie. > Im Einzelnen stellten sich bemerkenswerte Entwick- lungen ein. Die Verbesserungen im Diskriminations- vermögen, in der auditiver Fusion und der Höradaption stellen für die Kinder einen erfreulichen Fortschritt dar. Sie sollten aber nicht isoliert betrachtet werden. In ihrem systemischen Zusammenwirken beeinflussen sie sich gegenseitig positiv und bewirken eine Verbesserung der gesamten auditiven Wahrnehmung. Die Auswirkungen für das Alltagsleben sind: • • • • • • 22 bessere Aufmerksamkeit bessere sprachliche Kompetenzen bessere kommunikative Möglichkeiten sicherere Raumorientierung Abbau von Stress Zugewinn an musikalischen Möglichkeiten. Untersuchungsgruppe von 18 Menschen mit Innenohrschwerhörigkeit Untersuchungsgruppe Die Klienten waren zwischen 38 und 82 Jahre alt (38 Jahre 2 Klienten, 40-50 Jahre 1 Klient, 50- 60 Jahre 2 Klienten, 60-70 Jahre 7 Klienten, 70-80 Jahre 3 Klienten, über 80 Jahre 3 Klienten). Alle Klienten litten auf wenigstens einem Ohr an einer mittel- bis hochgradigen Innenohrschwerhörigkeit. 8 Klienten trugen ein Hörgerät, bei 4 Klienten stand die Hörgeräteanpassung bevor bzw. lief nicht zur Zufriedenheit der Klienten. Um die Veränderungen und die Ergebnisse der Systemischen Hörtherapie für Menschen mit Innenohrschwerhörigkeit darzustellen, wurden die Hörtherapieverläufe von 18 Klienten als Grundlage für diese Studie genommen, die zu gleichen Bedingungen (2 Hörtherapiephasen und die Hörprofile wurden immer mit dem gleichen Testgerät durchgeführt) die Systemische Hörtherapie in der Hörakademie Freiburg erlebt haben. vor Hörtherapie 70db 0,125 0,25 0,5 0,75 1 1,5 2 3 4 6 Studie Schwerhörige Hörschwelle linkes Ohr nach Hörtherapie 8 20db Khz Hörschwelle rechtes Ohr vor Hörtherapie nach Hörtherapie 70db Interessant ist die Veränderung der Hörwahrnehmungsschwelle nach Abschluß der zweiten Therapiephase. In den folgenden Tabellen sieht man die Verbesserung jeder Frequenz Richtung 20 db. In den Tabellen wird nur der Durchschnitt dargestellt, bei einigen Klienten verbesserte sich die individuelle Hörwahrnehmungsschwelle bis zu 15 db durchschnittlich. Auffällig ist, dass sich die Hörwahrnehmungsschwelle auf dem linken Ohr im Durchschnitt erheblich stärker verbesserte als die Hörwahrnehmungsschwelle des rechten Ohres. 20db Verbesserung der Hörwahrnehmungsschwellen 0,125 0,25 0,5 0,75 1 1,5 2 3 4 6 8 Khz 23 Fehlerpunkte 85 Das Diskriminationsvermögen 80 75 beschreibt, ob der Klient die 70 65 Fähigkeit entwickelt hat, Ton60 55 höhen in Form von Sinustönen 50 45 voneinander zu unterscheiden. 40 35 Wer diese Fähigkeit nicht sicher 30 25 entwickelt hat, hat Schwierig20 15 keiten in der schnellen und 10 5 sicheren Entschlüsselung von 0 linkes Ohr vor linkes Ohr nach rechtes Ohr vor rechtes Ohr nach Sprache und Musik. Bei den Hörtherapie Hörtherapie / VerHörtherapie Hörtherapie / Verbesserung um 48 % besserung um 70,4 % 18 untersuchten Klienten mitInnenohrschwerhörigkeit bestand teilweise ein Zusammenhang zwischen wurde das Diskriminationsvermögen stark der Hörminderung und den in diesem Fretrainiert. Die Erfolge sind vor allen Dingen quenzbereich beginnenden Fehlermeldungen auf dem rechten Ohr sichtbar. im Selektivitätstest. Durch die Hörtherapie Studie Schwerhörige Verbesserung der auditiven Diskrimination Fehlerpunkte Anhand von Fehlerpunkten war darstellbar, wie sich die Höradaption der Klienten nach Beendigung der Hörtherapie verhält. Vor der Hörtherapie kamen sie auf eine gemeinsame Fehlerpunktzahl von links 245 Punkten, rechts von 188 Punkten. Nach der Hörtherapie lag die Fehlerpunktzahl bei 151 Punkten links (Verbesserung um 38,4 %) und bei 156 Punkten rechts (Verbesserung um 17 %). 24 250 Studie Schwerhörige Koordination der Mittelohr-Innenohr-Reaktion Verbesserung der Höradaption 200 150 100 50 0 linkes Ohr vor Hörtherapie linkes Ohr nach Hörtherapie / Verbesserung um 38,4 % rechtes Ohr vor Hörtherapie rechtes Ohr nach Hörtherapie /Verbesserung um 17 % Zusammenfassung > Die Systemische Hörtherapie kann über die intensive Stimulation der Hörverarbeitung eine Verbesserung der durchschnittlichen Hörwahrnehmungsschwelle bewirken. Die Größe der Veränderung ist individuell unterschiedlich und abhängig von physiologischen - Vorerkrankungen der Ohren des Klienten. > Weiterhin bewirkt die Systemische Hörtherapie eine Regulation der Adaption von Luft- und Knochenleitung und eine starke Verbesserung des Diskriminationsver- mögens. Diese Verbesserungen ermöglichen dem Kli- enten, schneller und sicherer zu kommunizieren und Hörgeräte besser zu nutzen. 25 Untersuchungsgruppe von 26 professionellen Musikern Untersuchungsgruppe Um die Veränderungen und die Ergebnissedes Hörtrainings für Musiker darzustellen, wurden die Verläufe des passiven auditiven Wahrnehmungstrainings von 26 Musikern als Grundlage für eine Analyse genommen, die zu gleichen Bedingungen (2 Hörtrainingsphasen und Hörprofile wurden immer mit dem gleichen Testgerät durchgeführt) das Musikertraining in der Hörakademie Freiburg durchgeführt haben. Die Musiker waren zwischen 20 und 76 Jahre alt (20-30 Jahre 13 Musiker, 30-40 Jahre 3 Musiker, 40-50 Jahre 6 Musiker, 50-60 Jahre 3 Musiker, 60-80 Jahre 1 Musiker). Drei der Musiker litten an leichter bis mittelgradiger Obertonschwerhörigkeit, ein Musiker litt an beginnender Otosklerose (Verkalkung der Gehörknöchelchen). 0 1 2 3 4 5 6 Als Grundlage für diese Auswertung dienten die Aussagen der 26 Musiker über subjektiv wahrgenommene Veränderungen während und nach dem auditiven Wahrnehmungstraining (Mehrfachnennungen möglich).Diese Aussagen äußerten die Musiker von sich aus, ohne dass ein spezieller Fragebogen als Vorlage diente. Von 26 Musikern berichteten 18 nachdem passiven auditiven Wahrnehmungstraining, dass sie mehr klangliche Möglichkeiten zur Verfügung hatten. 17 Musiker erlebten einen erleichterten Umgang mit Stress, 16 Musiker bemerkten einen optimierten Muskeltonus beim Musizieren. Für 15 Musiker äußerte sich die Veränderung in einem verbesserten Spielgefühl, 13 empfanden eine höhere Intonationssicherheit und 11 erlebten ein besseres analytisches Hören. 26 7 8 9 10 11 12 1314 15 16 17 18 1920 mehr Klangfarben möglich 18 besserer Umgang mit Stress 17 optimierter Muskeltonus 16 besseres Spielgefühl 15 höhere Intonationssicherheit 13 besseres analytisches Hören 11 weniger lärmempfindlich 8 körperliche Aufrichtung 8 kürzere Einspielzeit 6 bessere Fingermotorik 5 bessere Linienführung 5 hohe Stellen gehen besser 4 Einige Musiker empfanden nach dem Hörtraining eine geringere Lärmempfindlichkeit, einige spürten eine körperliche Aufrichtung, für 6 Musiker verkürzte sich die tägliche Einspielzeit. Unter anderem berichteten die Musiker von höheren fingermotorischen Fähigkeiten, besserer Linienführung und mehr Sicherheit bei hohen Stellen. Musikerstudie Subjektiv wahrgenommene Veränderung bezüglich musikalischer Fähigkeiten 0db vor Hörtherapie 17db 0,125 0,25 0,5 0,75 1 1,5 2 3 4 6 8 Khz 0db Hörwahrnehmungsschwelle rechtes Ohr vor Hörtherapie nach Hörtherapie 17db In den Tabellen wird nur der Durchschnitt dargestellt, bei einigen Musikern verbesserte sich die individuelle Hörwahrnehmungsschwelle bis zu 15 db durchschnittlich. Auffällig ist, dass sich die Hörwahrnehmungsschwelle auf dem linken Ohr im Durchschnitt erheblich stärker verbessert hat als die Hörwahrnehmungsschwelle des rechten Ohres. Hörwahrnehmungsschwelle linkes Ohr nach Hörtherapie 0,125 0,25 0,5 0,75 1 1,5 2 3 4 6 8 Khz Durchschnittliche Verbesserung des HW 10 rechtes Ohr linkes Ohr 9 8 7 Dezibel Interessant ist die Veränderung der Hörwahrnehmungsschwelle nach Abschluß der zweiten Hörphase. In den folgenden Tabellen sieht man die Verbesserung jeder Frequenz Richtung 0 db. Da man bei Musikern, die täglich ihre Hörverarbeitung trainieren, eigentlich davon ausgehen könnte, dass sie schon an ihrem persönlichen Optimum hören, ist hier die Verbesserung der Hörwahrnehmungsschwelle nur durch Anregung der Hörverarbeitung auffällig. Musikerstudie Verbesserung der Hörwahrnehmungsschwellen 6 5 4 3 2 1 0 linkes Ohr vor Hörtherapie linkes Ohr nach Hörtherapie rechtes Ohr vor Hörtherapie rechtes Ohr nach Hörtherapie 27 5 rechtes Ohr linkes Ohr Dezibel 4 3 2 1 rechtes Ohr linkes Ohr rechtes Ohr linkes Ohr rechtes Ohr vor vor nach nach nach 3 Hörtherapie Hörtherapie Hörtherapie Hörtherapie Monaten linkes Ohr nach 3 Monaten Durchschnittliche Verbesserung des HW 10 rechtes Ohr linkes Ohr 9 8 7 6 5 4 3 1 0 linkes Ohr vor Hörtherapie linkes Ohr nach Hörtherapie rechtes Ohr vor Hörtherapie rechtes Ohr nach Hörtherapie Musikerstudie 0 2 28 Musikerstudie Durchschnittliche Verbesserung des HW bei 12 Musikern 6 Dezibel Von den 26 Musikern kamen 12 Musiker nach 3 Monaten zum Erstellen eines Kontrollhörprofils. Auch hier sieht man, dass sich das linke Ohr nach Beendigung der zweiten Hörphase stärker verbessert hat als das rechte. Interessant ist, dass sich nach 3 Monaten die durchschnittliche Hörwahrnehmungsschwelle von rechtem und linkem Ohr nahezu angenähert hat. Es entwickelte sich also in der Zeit nach der Hörtherapie eine Adaption von rechtem und linkem Ohr, die sich auf einem gleich guten Niveau von 3 db im Durchschnitt stabilisiert hatten. Dezibel Bei den meisten Musikern lag Verbesserung der Höradaption 70 vor dem Hörtraining eine Dysrechtes Ohr 60 linkes Ohr funktion der Knochenleitung vor, 50 was in einigen Fällen im Zusam40 menhang mit einer Lautstärke30 empfindlichkeit im Orchester 20 stand. Anhand von Fehlerpunkten war darstellbar, wie sich 10 die Höradaption dieser 12 0 Musiker 3 Monaten nach Belinkes Ohr vor linkes Ohr nach rechtes Ohr vor rechtes Ohr nach Hörtherapie Hörtherapie von Hörtherapie Hörtherapie von endigung des passiven audi44,6 % 31,6 % tiven Wahrnehmungstrainings verhält. Vor dem Hörtraining kamen sie auf und bei 39 Punkten rechts (Verbesserung um 31,6 %). Auch hier war wiederum auffäleine gemeinsame Fehlerpunktzahl von links 65 Punkten, rechts von 57 Punkten. Nach lig, dass die Verbesserung auf dem linken dem Hörtraining lag die Fehlerpunktzahl bei Ohr größer war als auf dem rechten. 36 Punkten links (Verbesserung um 44,6 %) Musikerstudie Koordination der Mittelohr-Innenohr-Reaktion Ebenso verhält es sich bezügVerbesserung der Raumzuordnung lich der Verbesserung des lin24 ken Ohres der 12 Musiker bei 22 rechtes Ohr der Messung der räumlichen 20 linkes Ohr 18 Zuordnung von Reizen auf der 16 Knochenleitung. Beim Erstel14 12 len der Hörprofile werden die 10 Musiker gebeten zu sagen, 8 6 welcher Seite sie den Sinus4 2 ton zuordnen. Vielen fällt 0 diese räumliche Zuordnung linkes Ohr vor linkes Ohr nach rechtes Ohr vor rechtes Ohr nach Hörtherapie Hörtherapie von Hörtherapie Hörtherapie von schwer, so dass vor dem pas54 % 39 % siven Hörtraining eine Fehlerzahl von insgesamt 24 (linke Knochen(rechte KL) gesunken, also auch hier eine Verbesserung um 54 % und 39 %. leitung) und 23 (rechte Knochenleitung) festzustellen war. Nach der Hörtherapie war die Fehlerzahl auf 11 (linke KL) und 14 Musikerstudie Räumliche Zuordnung auditiver Reize auf der Knochenleitung 29 Zusammenfassung 30 > Das passive auditive Wahrnehmungstraining kann über die inten- sive Stimulation der Hörverarbeitung eine Verbesserung der durch schnittlichen Hörwahrnehmungsschwelle bewirken. Die Größe der Veränderung ist indviduell unterschiedlich und abhängig von phy- siologischen Vorerkrankungen der Ohren. Weiterhin bewirkt es eine größere Sicherheit in der räumlichen Zuordnung von auditiven Reizen, und eine Regulation der Adaption von Luft- und Knochenleitung ist aus dieser Studie ersichtlich. > Auffällig ist bei den Ergebnissen dieser Studie, dass sich das linke Ohr in den bewerteten Parametern stärker verbesserte als das rechte. Die Nachhaltigkeit der Anregung durch das passive auditive Wahrnehmungstraining zeigt sich drei Monate nach Beendigung des passiven Hörtrainings in den erstellten Hörprofilen. > Die von den Musikern subjektiv wahrgenommenen Veränderungen sind im Zusammenhang mit der schnelleren und sichereren Ver- arbeitung von auditiven Reizen durch das passive Hörtraining zu sehen. Die wahrgenomme Veränderung des Körperschemas und der Tonusregulation hängen mit der Stimulation des Gleichgewichtsorgans (Vestibulum), das mit der Cochlea im Innenohr eine anatomische Einheit bildet, zusammen: »Sie (Vestibulum und Cochlea) empfangen (im Mutterleib) die gleichen Schwingungen der Endolymphe und spezialisieren sich erst nach und nach bei deren Auswertung hinsichtlich der Frequenzbereiche. ..... Signale des kombinierten Gleichgewichts- und Hörorgans steuern Muskel reflexe. Klang und Bewegung sind also diesem frühen Enwicklungs stadium (pränatal) reflektorisch gekoppelt.« (H. P. Hesse, Musik und Emotion, 2003) > Vor allem Berufsmusiker erhalten durch das Musikertraining Ein- sicht in selbst oder von anderen beobachtete Probleme des eigenen Spiels oder Singens. Das Musikertraining nach Alfred Tomatis ist eine wirksame Möglichkeit, die musikalische Qualität zu erhalten und zu steigern, wie es in allen Fällen zu beobachten war. Kirsten Klopsch Jahrgang 1973, stammt aus einem pädagogisch engagierten Elternhaus und wuchs mit Menschen mit Behinderung auf. Sie studierte in Hannover bei Prof. Klaus Becker im Fach Oboe. 1998 schloss sie dieses Studium mit dem Orchestermusikerdiplom ab. Seit 1996 war sie in vielen deutschen Kulturorchestern als Oboistin und Englischhornistin u.a. bei den Bamberger Symphonikern, Düsseldorfer Symphonikern, dem Sinfonieorchester des Südwestrundfunks Baden-Baden und Freiburg sowie den Essenern Philharmonikern beschäftigt. Als Kammer- und Orchestermusikerin ist sie weiterhin aktiv. 2002 begann sie ihre Weiterbildung zur Tomatis-Therapeutin unter der Ausbildungsleitung von Friedrich Huchting. Im Frühjahr 2004 eröffnete sie das erste Tomatis-Institut in BadenWürttemberg: die Hörakademie in Freiburg. In der Zeit begann die intensive musikpädagogische Zusammenarbeit mit Prof. Gunhild Ott, Folkwang Hochschule Essen. Seit 2005 hält sie regelmäßige Seminare über das Musikertraining z.B. an der Hörakademie, dem Zürcher Konservatorium für Klassik und Jazz sowie der Musikhochschule Freiburg. 2009 schloss sie eine jeweils dreijährige Weiterbildung (nach DGSF) zur Systemischen Beraterin und zur Systemischen Einzel-, Paar und Familientherapeutin ab. 2008 gründete sie zusammen mit Kollegen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz die Vereinigung Systemische Hörtherapie e.V. Auf der Basis neuester wissenschaftlich-medizinischer Erkenntnisse wurde das Therapiekonzept von Dr. Tomatis kontinuierlich zur Systemischen Hörtherapie erweitert. Impressum Herausgeber: Hörakademie Freiburg Kirsten Klopsch Neunlindenstraße 30 a D-79106 Freiburg Telefon + 49(0)761-503 87 81 [email protected] Verantwortlich für den Inhalt: Kirsten Klopsch Texte, Studien: alle Rechte und Veröffentlichungen – auch auszugsweise nur mit Genehmigung der Hörakademie Freiburg, Kirsten Klopsch Konzept, Idee,Textbearbeitung und Ausführung: Presse&Medienbüro Annerose Freier Brombergstraße 17 79102 Freiburg Telefon + 49(0)761-1373978 Grafik: Sigrid Forsthuber – www.forsthuber-design.de Copyrigth © 2009: Illustrationen: Ana Castro Druck: Meisterdruck Emmendingen Der Natur zuliebe würden wir uns freuen, wenn Sie diese Broschüre nach dem Lesen an Interessierte weiterreichen würden. 33 Inhalt Systemische Hörtherapie und Musikertraining nach Alfred Tomatis >Einleitung 5 >Das Ohr 6 >Das Ohr und die Hörverarbeitung 7 >Die Erstuntersuchung und ihre Ergebnisse 9 >Ablauf der Systemischen Hörtherapie und des Musikertrainings 10 >Systemische Hörtherapie für Kinder 11 > Musikertraining nach Alfred Tomatis 12 >Systemische Hörtherapie bei Innenohrschwerhörigkeit und 14 >Hilfe bei Ohrgeräuschen durch die Systemische Hörtherapie 14 >(Fremd-) Sprachtraining mit dem Elektronischem Ohr 15 > Systemische Beratung und Therapie 15 Verlaufsstudien zur Systemischen Hörtherapie >Einleitung 17 >Untersuchungsgruppe von 66 Kindern 20 >Untersuchungsgruppe von 18 Klienten mit Innenohrschwerhörigkeit 23 >Untersuchungsgruppe von 26 professionellen Musikern 26 Vita Kirsten Klopsch 31 34